1990/09 Was ist “Eine Leiter steht auf der Erde und ihre Spitze reicht bis zum Himmel“ in der Arbeit?

Rabash, 1990/09, korrigiert, EY, 5.11.23

Der Heilige Sohar (WaJeze, Punkt 52) schreibt: „Und siehe, eine Leiter steht auf der Erde.“ Was ist eine Leiter? Es ist eine Stufe, auf der alle weiteren Stufen beruhen, nämlich die Nukwa (aramäisch: Frau/weibliche Kraft), die das Tor zu allen Stufen ist. Und im Punkt 53 steht: „’Und siehe, Engel Gottes steigen auf und nieder.’ Das sind die Abgesandten der Nationen, die auf dieser Leiter auf- und absteigen. Wenn Israel sündigt, wird die Leiter herabgesetzt, und die Abgesandten steigen auf. Wenn Israel gute Handlungen ausführt, wird die Leiter heraufgesetzt, und alle Abgesandten steigen herab, und ihre Herrschaft wird aufgehoben. Alles hängt von dieser Leiter ab.“

Wir sollten das oben Gesagte in der Arbeit verstehen:

  1. Warum hängt alles von der Leiter ab? Denn wenn „Israel sündigt, wird die Leiter herabgesetzt“, und wenn „Israel gut handelt, wird die Leiter heraufgesetzt“.
  2. Was bedeutet es, dass die Leiter aufsteigt oder absinkt? Was lehrt uns dies in Bezug auf die Arbeit?

Es ist bekannt, dass der Mensch sich bemühen muss, eine Stufe der Dwekut [Anhaftung] an den Schöpfer zu erreichen, was die Gleichheit der Form ist. Was es bedeutet, wenn der Mensch das Privileg von Dwekut an den Schöpfer erreicht, steht in Matan Tora (“Die Gabe der Tora”, im Artikel “Rede zum Abschluss des Sohar-Kommentars”): „Nun verstehen wir die Belohnung einmal mehr, die ein Mensch hat, der am Schöpfer anhaftet. Es bedeutet, dass er das Privileg der Angleichung der Form durch die Kraft der Tora und der Mizwot [Gebote/gute Taten] an den Schöpfer erlangt hat. Er wandelte den in ihm eingeprägten Wunsch zu empfangen für sich selbst, der ihn von der Essenz des Schöpfers trennte, in den Wunsch zu geben um. Dadurch wird er tatsächlich wie das Organ, das einst vom Körper getrennt war und wieder mit dem Körper verbunden wurde, und kehrt zurück zum Gedanken über den gesamten Körper, so wie er es vor der Trennung vom Körper kannte. Ebenso kehrt die Seele, nachdem sie Gleichheit mit dem Schöpfer erlangt hat, zurück und kennt Seine Gedanken, so wie sie sie kannte, bevor sie von Ihm getrennt wurde. Und dann werden in ihm die Worte erfüllt: ‘Erkenne den Gott deines Vaters’. Denn dann erlangt er vollständige Erkenntnis, welche göttliches Wissen ist, und erlangt alle Geheimnisse der Tora, denn Seine Gedanken sind die Geheimnisse der Tora“.

Es ist sehr schwierig für einen Menschen, die Gleichheit der Form zu erreichen, weil es, wie wir gelernt haben, gegen seine Natur geht, die der Schöpfer erschaffen hat. Denn die Geschöpfe sollen die Güte und Freude empfangen, die Er ihnen geben will – was der Grund für die Erschaffung der Welt war, weil Er den Geschöpfen Gutes tun wollte, und ohne diesen Wunsch und die Sehnsucht danach kann der Mensch nicht genießen. Der Wunsch zu empfangen ist also das Hauptziel der Schöpfung, die “Existenz aus der Nicht-Existenz” ist. Dieser Wunsch steht im Gegensatz zur Form des Schöpfers, dessen Wunsch es ist, den Geschöpfen zu geben. Daher bestand die Korrektur in Form von Zimzum [Einschränkung] und Verhüllung, so dass der Mensch zuerst an den Schöpfer glauben muss. Erst dann können wir über das Dienen um des Schöpfers willen und nicht um des eigenen Willens sprechen.

In der Arbeit des Glaubens gibt es viele Stufen. Wie er [Baal HaSulam] in der Einführung zu Talmud Eser Sefirot (TES, Punkt 14) schreibt, gibt es „teilweisen Glauben und vollständigen Glauben“. Daher hängt die Hauptarbeit des Menschen davon ab, wie sehr er die Größe des Schöpfers schätzt, wie es im Heiligen Sohar geschrieben steht: „Die wesentliche Ehrfurcht sollte vor allem sein, weil er groß und mächtig ist. Das bedeutet, dass der Mensch Tora und Mizwot [Gebote/gute Taten] erfüllen sollte, da er einem großen König dient. Deshalb besteht die Hauptarbeit des Menschen darin, den vollständigen Glauben zu erlangen, denn nur dann, wenn der Mensch weiß, dass er einen großen König hat, wird der Körper sich vor ihm annullieren, und er hat große Freude daran, einem großen König zu dienen“.

Und diese Arbeit wird im Heiligen Sohar als heilige Arbeit bezeichnet, um „die Shechina [Gegenwart Gottes] aus dem Staub zu erheben“. Wie in den Slichot [Gebete um Vergebung] geschrieben steht:  „Ich werde an Gott denken und seufzen, wenn ich jede Stadt auf ihrem Fundament erbaut sehe, und die Stadt Gottes bis zur Unterwelt erniedrigt ist“. Denn die „Stadt Gottes“ wird als „Königreich des Himmels“ bezeichnet, das bei den Geschöpfen in äußerster Niedrigkeit steht. Folglich, wenn es erniedrigt ist, wie kann man für einen niedrigen König arbeiten? Wenn der König jedoch ein großer König ist, entsteht der Wunsch, ihm dienen zu wollen und die eigenen Interessen für das Wohl des Königs aufzugeben.

Durch das Gesagte können wir verstehen, dass die Hauptarbeit des Menschen darin besteht, zum Glauben zu gelangen, dass er einen großen König hat. Und das wird als „die Shechina [göttliche Gegenwart] in Gadlut [Größe/Erwachsenheit] bezeichnet. Somit besteht die Arbeit des Menschen darin, „die Shechina aus dem Staub zu erheben“. Dann können alle seine Handlungen zu Handlungen des Gebens werden. Falls der Mensch jedoch nicht Tora und Mizwot befolgt, um die Shechina aus dem Staub zu erheben, sondern das himmlische Königreich als unwichtig wie Staub betrachtet, dann kann die Sitra Achra [aramäisch: Andere Seite] die Eigenschaft von Israel beherrschen. Sie zwingt einen Menschen dazu, für einen alten und dummen König zu arbeiten und nicht für den König der Könige.

Daraus ergibt sich, dass die Hauptarbeit des Menschen in der Absicht und diesem Ziel besteht: Was will er durch das Befolgen von Tora und Mizwot erreichen? Die Antwort darauf ist, dass das Wichtigste für einen Menschen in der Arbeit mit dem bösen Trieb, der aus der Herrschaft der Sitra Achra entsteht, der Mangel an Glauben an die Erhabenheit des Schöpfers ist. Das wird in der Sprache des Heiligen Sohar als „die Shechina aus dem Staub erheben“ bezeichnet, wie die Weisen sagten: „Habakuk kam und gründete alles darauf: Der Gerechte wird durch seinen Glauben leben“ (Makkot 24).

In den Worten des Heiligen Sohar wird der Glaube als Malchut bezeichnet, und Malchut wird Ehrfurcht genannt. Das entspricht dem, was die Weisen sagten: „Was verlangt der Herr, dein Gott, von dir, außer dass du Ihn fürchtest?“ Das bedeutet, dass ein Mensch wissen sollte, dass ihm nichts fehlt, um im Dienst des Herrn voranzukommen, außer Ehrfurcht, die als Glaube bezeichnet wird. Und das entspricht dem, was die Weisen sagten (Berachot 6): „Jeder, der Ehrfurcht vor dem Himmel hat, dessen Worte werden gehört.“

Das ist schwierig zu verstehen – gab es nicht viele Gerechte in Israel? Warum hat der Schöpfer sie nicht korrigiert? Schließlich werden die Worte von jemand, der Ehrfurcht vor dem Himmel hat, gehört. Aber im Kontext der spirituellen Arbeit sollte man es so interpretieren, dass es sich auf einen Einzelnen in Bezug auf sich selbst bezieht: Er sieht, was immer er seinem Körper sagt – der Körper will es nicht hören. Und auch wenn der Mensch alles in seiner Macht stehende tut, ist er nicht in der Lage, den Körper zu überwinden. Dann sagen die Weisen ihm, was ihm fehlt – dass er nur dann Macht über seinen Körper haben wird, wenn er Ehrfurcht vor dem Himmel hat. Nur wenn er Ehrfurcht vor dem Himmel hat, wird er die Macht über seinen Körper erlangen.

Nach dem oben Gesagten kann man die Worte des Heiligen Sohar auslegen, die wir hinterfragt haben, was das Geschriebene bedeutet: „Was ist eine Leiter? Es ist eine Stufe, auf der alle anderen Stufen basieren, also die Nukwa [Frau, weibliche Kraft], die das Tor zu allen Stufen ist.“ Die Antwort ist, dass eine Leiter, die die Nukwa ist, sich auf das himmlische Königreich bezieht, das als Glaube und Ehrfurcht vor dem Himmel bezeichnet wird. Das heißt, alle Stufen, die ein Mensch erreichen kann, basieren einzig auf dieser Leiter. Sie ist das Tor zu allen Stufen. Das bedeutet, alles hängt vom Glauben ab, den er hat. Es gibt also einen Unterschied zwischen jemandem, der nur einen teilweisen Glauben hat oder einen vollständigen Glauben. Es stellt sich heraus, dass alles von der Leiter abhängt, also dem himmlischen Königreich, das die gesamte Grundlage der Kedusha [Heiligkeit] ist. Sie ist das Tor zu allen Stufen.

Das ist die Bedeutung des Verses: “‘Und siehe, Engel Gottes steigen auf und nieder‘; dies sind die Abgesandten, die die Völker repräsentieren, die auf dieser Leiter auf- und abgehen. Wenn Israel sündigt, wird die Leiter herabgesetzt und diese Engel steigen auf.“ Das bedeutet, dass Malchut, die die Shechina ist, wegen der Sünden erniedrigt wird – wobei „Sünden“ bedeutet, dass sie nur für ihr eigenes Wohl und nicht für das Wohl des Schöpfers handeln. Dann verursacht jeder gemäß dem Ursprung seiner Seele eine Trennung.

Das bedeutet, statt Einheit durch die Arbeit in Tora und Mizwot herzustellen, verursachen sie Trennung. Mit anderen Worten, all diese Engel, die die Völker der Welt repräsentieren und deren gesamter Wille darin besteht, für sich selbst zu empfangen, gewinnen an Bedeutung. Daher dominieren sie. Denn wer wichtig ist, der herrscht. 

Deshalb, wenn Israel sich um das Geben bemüht, bewirken sie eine Erweckung von unten, damit die Kedusha [Heiligkeit] offenbart wird. So steigt Malchut auf, da sie mit dem Schöpfer vereint sein will, während die Sitra Achra, die der Wille zu empfangen für sich selbst ist, gleichzeitig in ihrer Bedeutung herabgesetzt wird.

Das wird genannt: „Und alle Abgesandten [Engel] steigen hinab, und ihre Herrschaft wird aufgehoben, und alles hängt von der Leiter ab“. Dies bedeutet, wie oben erläutert, dass alles von der Stärke des Glaubens abhängt, der als Leiter bezeichnet wird. Deshalb sagt er: „Wenn Israel sündigt, wird die Leiter herabgesetzt“. Das bedeutet, dass sie bewirken, dass die Shechina erniedrigt wird, was als das “Herabsetzen der Leiter” bezeichnet wird, und die Sitra Achra und Klipot [Schalen] gewinnen an Bedeutung. Das bedeutet, dass alles, was mit Selbstliebe zu tun hat, an Bedeutung gewinnt, und alles, was im Interesse des Schöpfers steht, als minderwertig und unangenehm empfunden wird. Und man kann nichts um des Schöpfers Willen ausführen. Das wird genannt: „Die Leiter wird herabgesetzt“.

„Wenn sie ihre Handlungen verbessern, wird die Leiter heraufgesetzt“. Das bedeutet, durch eine Erweckung von unten verursachen sie, dass die Shechina aus dem Staub erhoben wird, und alle Engel steigen ab. Das bedeutet, dass alle Gedanken, Wünsche und Handlungen, die zur Sitra Achra gehören, also alles, was mit dem Willen zu empfangen für sich selbst zu tun hat, erscheint in seinen Augen als minderwertig und verachtenswert.“

Durch das Gesagte wird deutlich, dass die Leiter wie eine Waage ist: Wenn die eine Waagschale steigt, sinkt die andere Waagschale herab. Sobald es also gute Taten gibt, nämlich die, die darauf ausgerichtet sind, dass die Handlungen zum Schöpfer aufsteigen, wird dies als das “Aufsteigen der Leiter” bezeichnet, nämlich dass das Himmelreich im Aufstieg ist. Dann sinkt die andere Schale, die zum Eigennutzen gehört und das Gegenteil der Kedusha ist. Das bedeutet, die Abgesandten [Engel] der Nationen der Welt sinken – sie sinken also in ihrem Wert, für den es sich lohnt, für sie zu arbeiten. Dies wird so betrachtet, dass Israel im Menschen über sie herrscht, nämlich über die Gedanken und Verlangen der Nationen der Welt, die als Eigennutzen betrachtet werden.

Von diesem Augenblick an sorgt sich der Mensch einzig und alleine darum, wie er dem Schöpfer Freude bereiten kann. Sobald ihm Gedanken des Eigennutzens kommen, werden sie sofort durch die Herrschaft des Glaubens – repräsentiert durch die Leiter – aufgehoben. Daher sollte alles, was der Mensch tut, darauf abzielen, den Glauben zu stärken und an die Größe Gottes zu glauben. Dadurch wird er sein Ziel erreichen, denn das ist das Tor zu all den Stufen, die der Mensch erreichen möchte.

Im Heiligen Sohar steht geschrieben (Idra Suta, Punkt 135): „Je nach den Taten, die die Unteren tun, so zeigt es sich unten, entweder zum Guten oder zum Schlechten“. Das bedeutet, „die Ejnaim [Augen] von Seir Anpin [aramäisch: Kleines Gesicht/sechs Sefirot] sind das Geheimnis der göttlichen Vorsehung im Hinblick auf Belohnung und Bestrafung. Manchmal offenbart es sich und manchmal versteckt es sich. Denn wenn die Niederen ihre Handlungen verbessern, verdienen sie es, Seine Vorsehung zu sehen (das heißt, Seine Vorsehung ist gut und tut Gutes), und Er ist wach, schläft nicht und schlummert nicht. Wenn sie ihre Handlungen verschlechtern, verhüllt sich die Vorsehung, und sie sagen: „Jah [ein Name Gottes] sieht nicht und der Gott Jakobs versteht nicht“. Das wird als Schlaf betrachtet, wie in „ihr Gott schläft“. Denn wenn sie ihre Handlungen verschlechtern, stellen sie fest, dass sie die linke Linie über die rechte stellen. Dann verbergen sich die Augen vor ihnen und sie sagen: „Jah sieht nicht“. Daher schützen sie sich nicht vor ihnen und haben keine Angst zu sündigen. Und das bedeutet, was geschrieben steht: ‘Sie schlafen und schlafen nicht. Für die Schlechten schlafen sie, für die Gerechten nicht.’”

Wir sehen, dass Seine göttliche Führung aus der Perspektive des Höheren in einem Zustand der Ruhe ist, wie es geschrieben steht (Klagelieder 3): „Ist es nicht so, dass vom Mund des Höchsten Böses und Gutes ausgehen?“. Das heißt, alles hängt von den Handlungen der Unteren ab. Deshalb steht geschrieben: „Je nach den Handlungen der Unteren zeigt es sich unten, entweder zum Guten oder zum Schlechten“. Das bedeutet, dass eine Mizwa [Gebot] eine andere Mizwa nach sich zieht. Das heißt, wenn sie ihre Handlungen verbessern, also ihre Absicht zum Wohl des Schöpfers ist, wird das sicherlich als Mizwa betrachtet, die eine weitere Mizwa nach sich zieht. Das heißt, sie fühlen, dass der Schöpfer ihnen nur Gutes gibt. Das wird als “offensichtliche Lenkung” bezeichnet. In anderen Worten sehen sie das Gute und den Genuss, den sie vom Schöpfer erhalten. Dann loben alle den Schöpfer.

Sobald allerdings die Unteren ihre Handlungen verschlechtern, das heißt, jeder führt nur Handlungen aus, die ihm selbst nutzen, dann zieht eine Übertretung eine andere Übertretung nach sich. Dann betrachten sie die Vorsehung als nicht gut und fühlen nur die Verborgenheit des Antlitzes. Und sie sagen, dass der Schöpfer ihre Gebete nicht hört, da sie viele Male zu ihm gebetet haben und keine Antwort erhielten. Deshalb sagen sie: „Jah sieht nicht und der Gott Jakobs versteht nicht“. Der Grund dafür ist, dass die Sünde, die sie zuvor begangen haben – nämlich, dass sie einzig Handlungen zu ihrem eigenen Nutzen ausführten – der Grund für die Verborgenheit des Antlitzes ist.

Ein Mensch sagt jedoch zu sich selbst: „Ich sehe, dass ich viele Gebete gesprochen habe, dass der Herr uns geben möge, dass wir den Willen zu geben erhalten. Das heißt, wir bitten den Herrn, dass Er uns hilft, nicht für unser eigenes Wohl zu arbeiten, sondern dass wir für das Wohl des Herrn arbeiten können. Warum antwortet er dann nicht auf unsere Gebete? Wie können wir dann sagen, dass er jedes Gebet hört?”

Aber wir müssen über den Verstand hinaus glauben, dass der Schöpfer tatsächlich das Gebet aus jedem Mund hört. Und innerhalb des Verstands – wenn der Mensch also die Ordnung in der Arbeit verstehen will – muss er sagen, dass ihm vom Himmel mitgeteilt wurde, was im Namen des Schöpfers ist und nicht für sein eigenes Wohl. Das bedeutet, dass ihm von oben das Gefühl gegeben wurde, was nicht für seinen eigenen Nutzen ist. Wenn ein Mensch das fühlt, dass er nichts für sich selbst behalten sollte, dann sieht er, dass er nicht dazu in der Lage ist. Denn solange ein Mensch nicht weiß, was nicht für seinen eigenen Nutzen ist, bittet er den Schöpfer um Hilfe, damit er um des Schöpfers willen und nicht um seines eigenen willen handeln kann.

Wenn er jedoch von oben das Gefühl bekommt, was es bedeutet, alles einzig für den Schöpfer zu tun, dann will der Mensch nicht, dass der Schöpfer ihm diese Kraft gibt, und er lehnt sie mit aller Kraft ab. Daher, wenn ein Mensch anfängt, den Schöpfer zu bitten, ihm die Kraft zu geben, den Wunsch zu überwinden, etwas für sich selbst zu empfangen, hat der Mensch noch nicht die ganze Widerstandskraft gegenüber dem Körper, weil er noch nicht weiß, was “alles für den Schöpfer” bedeutet.

Deshalb, wenn ihm von oben auf sein Gebet geantwortet wird – worin besteht die Antwort? Die Antwort von oben besteht darin, dass ihm gezeigt wird, worum er eigentlich bittet, damit es hier keine Täuschung gibt und er später sagen kann: “Ich wusste nicht, worum ich bat.” Aus diesem Grund muss der Mensch wissen, dass der Schöpfer das Gebet erhört. Und was er sieht, ist, dass er jetzt schlechter dran ist als zu der Zeit, als er nicht darum betete, die Kraft zu bekommen, das Verlangen für sich selbst zu überwinden. Das ist die Antwort von oben auf sein Gebet.

Deshalb sollte der Mensch nicht sagen, dass sein Gebet nicht erhört wird. Stattdessen sollte er sagen, dass die Antwort, die von oben kommt, nicht die ist, die der Mensch versteht, sondern das Verständnis von oben zeigt, was er zu seinem Besten wissen sollte. Das bedeutet, dass der Mensch wissen sollte, wie weit er vom Geben entfernt ist, und alle Teile des Körpers sich dem widersetzen. Der Mensch bittet den Schöpfer darum, dass es kein einziges Element in seinem Körper geben möge, die der Bitte zustimmt, die er vom Herrn bittet. In diesem Moment sieht der Mensch etwas Neues, was er zuvor nicht wusste, bevor er anfing, den Schöpfer zu bitten, ihm die Kraft zu geben, den Körper zu überwinden, damit er nur Handlungen für das Wohl des Schöpfers und nicht für sein eigenes Wohl tun kann.

Die neue Erkenntnis, die der Mensch erlangt, besteht darin, dass er sieht, dass der Körper dem Gebet nicht zustimmt, den Willen für sich selbst zu empfangen aufzuheben. Daher stellt sich die Frage, warum der Mensch manchmal doch das Verlangen aufheben möchte, für sich selbst zu arbeiten. Oft sieht der Mensch, dass, während er vom Schöpfer bittet, ihm die Kelim [Gefäß] des Gebens zu zu geben, der ganze Körper sich widersetzt und das, worum er betet, ein reines Lippenbekenntnis ist. Das heißt, es sind nur leere Worte. 

Und dennoch sieht er, dass es Zeiten gibt, in denen er mit ganzem Herzen beten kann. Die Antwort ist, dass dies bereits die Antwort auf sein Gebet ist. Das bedeutet, dass der Schöpfer ihm die Kraft gegeben hat, mit ganzem Herzen dafür zu beten. Daher liegt es am Menschen, die Hoffnung zu haben, dass der Schöpfer ihn näher bringt.

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