1991/32 Was sind Banner (degel) in der Arbeit?

Rabash, 1991/32, Korrigiert, EY, 30.12.2023

Midrash Rabba sagt über den Vers (Numeri, Teil 2): „Jeder Mann unter seinem eigenen Banner (degel).“ „Es steht geschrieben: ‚Wir wollen singen in Deiner Erlösung, und im Namen unseres Gottes wollen wir unsere Banner aufstellen.‘ Israel sagte dem Schöpfer: ‚Wir singen in deiner Erlösung, die Du in Deinem Namen für uns getan hast; wir wollen in deiner Erlösung singen, und an jenem Tag wird der Ewige Israel erlösen.‘ Es steht geschrieben, ‚wird erlösen, als ob Israel erlöst wird und als ob Er erlöst wird. ‚Und im Namen unseres Gottes werden wir unsere Banner aufstellen‘, denn der Schöpfer hat seinen Namen in unseren Namen eingesetzt und uns Banner gemacht, wie es so heißt: ‚Jeder Mann unter seinem eigenen Banner.‘ Rabbi Issachar sagt: ‚Und sein Banner über mir ist die Liebe.‘ Selbst ein Mensch, der sich mit der Tora befasst und von Regel zu Regel und von Vers zu Vers springt, über den sagt der Schöpfer: ‚Ich habe ihn gern; sein Banner über Mir ist Liebe, und sein Überspringen (dilug) über Mir ist Liebe.'“

Wir sollten das Folgende verstehen:

1.) Was bedeutet es, dass der Schöpfer seinen Namen in unseren Namen eingesetzt hat?

2.) Warum steht geschrieben „wird erlösen“, als ob Israel erlöst wird und als ob Er erlöst wird (zu dem, was geschrieben steht, „wird erlösen“, wird interpretiert, dass die Bedeutung „und wird erlöst werden“ ist).

3.) „Von Regel (Halacha) zu Regel springen“. Es ist bekannt, dass der Name des Schöpfers Der Gute ist, der Gutes tut. Das heißt, Er möchte den Geschöpfen immer Freude und Genuss geben, wofür Er in den Geschöpfen das Verlangen erschaffen hat, sich danach zu sehnen, immer Gutes und Genuss zu empfangen. Dementsprechend stellt sich die Frage, warum die Geschöpfe keine Freude und keinen Genuss empfinden, sondern die ganze Welt an mangelndem Genuss und Zufriedenheit im Leben leidet, denn jeder vernünftige Mensch fragt: „Was ist der Sinn unseres Lebens?“

Die Antwort ist, dass der Schöpfer eine Korrektur vorgenommen hat, damit wir, wenn wir das Gute und den Genuss vom Schöpfer empfangen, keine Scham darüber empfinden, die aus dem Unterschied der Form zwischen dem Geschöpf, das der Empfangende ist, und dem Schöpfer, der der Gebende ist, resultiert. Die Korrektur besteht darin, dass es unmöglich ist, das wirklich Gute zu empfangen, das der Schöpfer den Geschöpfen geben will, bevor der Mensch das Verlangen zu geben hat, das heißt, um in Gleichheit der Form zu sein.

Und da das Verlangen zu geben gegen die menschliche Natur ist, lernen wir, dass es siebzig Nationen der Welt im Menschen gibt. Mit anderen Worten: Jeder Mensch ist eine kleine Welt, wie es im Heiligen Sohar geschrieben steht, und die Eigenschaft Israels im Menschen steht unter der Herrschaft der Völker der Welt. Das bedeutet, dass das Volk Israel im Exil unter den Völkern lebt, weil es nicht die Kraft hat, sich dem Verlangen der Nationen der Welt zu widersetzen. Aus diesem Grund bittet das Volk Israel den Schöpfer, es aus dem Exil zu befreien, in dem es sich unter den Völkern befindet, damit es um seines Schöpfers Willen arbeiten kann.

Unsere Weisen sagten auch: „Israel, das im Exil lebt – die Shechina [Göttliche Gegenwart] ist mit ihnen.“ Wir sollten das so auslegen, wie Baal HaSulam über das sagte, was unsere Weisen sagten: „Ein Schüler, der im Exil ist – sein Lehrer ist mit ihm im Exil.“ Er sagte, das bedeutet, dass, wenn der Schüler im Exil ist, also einen Abstieg erleidet, in seinen Augen auch sein Lehrer im Abstieg ist. Das heißt, wenn ein Mensch im Abstieg ist, hat er keinen Geschmack an Tora und Gebet, weil sein Lehrer mit ihm ins Exil gegangen ist, was bedeutet, dass alle Angelegenheiten der Kedusha [Heiligkeit] auch bei ihm im Abstieg sind und er alles betrachtet, als ob nichts Spirituelles von Bedeutung wäre. Das heißt, dass auch die spirituelle Seite im Exil ist.

Damit sollten wir auslegen, dass wenn Israel im Exil ist, also im Zustand des Abstiegs, und die Nationen der Welt den Menschen beherrschen – und die Nationen der Welt werden allgemein als „Wille zu empfangen für sich selbst“ bezeichnet –, dann ist auch der Schöpfer für sie im Exil. Mit anderen Worten, sie erheben keine Wichtigkeit für den Schöpfer, denn wenn sie die Bedeutung für die Größe des Schöpfers erkennen würden, könnten die Nationen nicht über das Israel in ihm herrschen.

Israel bedeutet bekanntlich Yashar-El [direkt zum Schöpfer], wenn alle Handlungen eines Menschen direkt zum Schöpfer führen. Aber durch ihre Herrschaft sorgen sie dafür, dass alle Handlungen einzig und alleine um ihren eigenen Wohl erfolgen. Das nennt man „um des Willens zu empfangen und nicht um seines Schöpfers willen“. Daraus folgt, dass, wenn die Eigenschaft Israels im Exil ist, auch der Schöpfer mit ihnen im Exil ist, was bedeutet, dass das Verlangen, zu geben, im Exil ist und derjenige, dem sie geben möchten, im Exil ist, so wie es über das geschrieben steht, was Pharao sagte: „Wer ist der Ewige, dass ich seiner Stimme gehorchen sollte?“ Das heißt, er leugnete die Größe des Schöpfers und erlaubte nicht, an die Größe des Schöpfers zu glauben, also ist die Eigenschaft Israels in ihnen im Exil.

Nach dem oben Gesagten können wir unsere Frage beantworten: Warum sagt er, dass es so ist, „als ob Israel erlöst wird und als ob Er erlöst wird“? Das heißt, was ist die Verbindung zwischen der Erlösung Israels und der Erlösung des Schöpfers? Daraus folgt, dass die Verbannung Israels und die Verbannung des Schöpfers ein und dasselbe sind, denn wenn der Mensch die Größe des Schöpfers erlangt und spürt, haben die Nationen der Welt keine Herrschaft mehr und sie werden vor ihm annulliert. Daraus folgt, dass das ganze Exil darin besteht, dass wir Seine Größe nicht kennen.

In der Angelegenheit der Verhüllung, die der Mensch empfindet und die dazu führt, dass er sich im Exil fühlt, sollte der Mensch wissen, dass er seine Handlungen dahingehend korrigieren muss, damit sie zum Geben bestimmt sind. Andernfalls entsteht Scham. Deshalb muss es Verhüllung und Verdeckung des Höheren Lichts geben. Wenn er sieht, wie sehr er in Eigenliebe versunken ist, kann er sehen, dass er weit von Kedusha [Heiligkeit] entfernt ist. Er kann sehen, dass er weit davon entfernt ist, etwas um des Schöpfers willen zu tun, und dass er unter der Herrschaft der Nationen der Welt steht, während die Eigenschaft Israels in ihm völlig machtlos ist, aus ihrem Exil herauszukommen.

Aus diesem Grund offenbart sich nun, wenn Israel in ihm aus dem Exil geht und mit der Erlösung belohnt wird, auch die Größe des Schöpfers, der während des Exils wegen der Herrschaft der Nationen vor ihm verborgen war, offenbart wird. Das ist so, weil jetzt kein Bedarf mehr für Zimzum [Einschränkung] und Verhüllung besteht, da der Zimzum von ihm aufgehoben wurde, gemäß der Regel: „In dem Maße, in dem man die Handlungen auf das Geben ausrichten kann, in dem Maße werden Zimzum und Verhüllung von ihm entfernt.“ Das ist die Bedeutung des Verses: „Wir werden singen in deiner Erlösung, und an jenem Tag wird der Ewige Israel erlösen. Es steht geschrieben, ‚wird erlösen, als ob Israel erlöste wird und als ob Er erlöst wird.“

Auch sollten wir auslegen, was es bedeutet, was geschrieben steht: „Wir werden in deiner  Erlösung singen, denn wir singen in deiner Erlösung, die Du in Deinem Namen für uns getan hast“? Und wie heißt der Schöpfer, der die Geschöpfe erschaffen hat? Sein Name ist Der Gute, der Gutes tut, dessen Verlangen es ist, zu geben. Deshalb hat Er in den Geschöpfen ein Verlangen zu empfangen erschaffen, sonst könnten die Geschöpfe den Geschmack der Freude und des Genusses nicht schmecken, denn wir können sehen, dass es ohne Verlangen und Sehnsucht unmöglich ist, etwas zu genießen.

Gleichzeitig wollte der Schöpfer aber auch, dass man sich nicht schämt, wenn man Freude und Genuss empfängt. Aus diesem Grund möchte er, dass wir alles empfangen, um es zu geben. Da dies gegen unsere Natur verstößt, die Er in uns erschaffen hat – das Verlangen, nur zu empfangen und nichts zu geben –, sind wir machtlos, wenn wir arbeiten wollen, um zu geben. Wenn wir also diese Kraft empfangen, die „der Name des Schöpfers“ genannt wird, was bedeutet, dass auch wir arbeiten können, um dem Schöpfer etwas zu geben, wird dies so bezeichnet, dass der Schöpfer uns eine zweite Natur gegeben hat (wie Baal HaSulam dazu sagte, dass, wenn der Schöpfer einem das Verlangen zu geben gibt, es „eine zweite Natur“ genannt wird).

Das ist die Bedeutung des Verses: „Israel sagte zum Schöpfer: ‚Wir singen in deiner Erlösung, die Du in Deinem Namen getan hast.'“ Das heißt, wir singen in Deiner Erlösung, dass Du uns das Verlangen gegeben hast, zu geben, was „der Name des Schöpfers“ genannt wird, der der Gebende ist. Er hat uns diesen Namen gegeben, was bedeutet, dass nun auch wir Handlungen des Gebens ausführen können.

Es steht geschrieben: „Und im Namen unseres Gottes werden wir unsere Banner aufstellen“, denn der Schöpfer hat seinen Namen in unserem Namen errichtet und uns Fahnen gemacht.“ Das bedeutet, dass wir jetzt den Namen des Schöpfers unterstützen, dessen Name „Verlangen zu geben“ ist. Das ist unsere Erlösung, dass der Schöpfer Seinen Namen, der das Verlangen zu geben ist, in unseren Namen eingesetzt hat, denn der Schöpfer wird auch im Namen Israel angedeutet, was Yashar-El bedeutet, so dass alle Handlungen Israels direkt dem Schöpfer und nicht dem eigenen Nutzen dienen. Das heißt, dass das Volk Israel den Namen des Schöpfers unterstützt, und das ist die Erlösung Volkes Israel.

Nach dem oben Gesagten sollten wir auslegen, was geschrieben steht: „Rabbi Issachar sagt: ‚Und sein Banner über mir ist die Liebe.‘ Auch ein Mensch, der sitzt und sich mit der Tora befasst, und von Regel zu Regel und von Vers zu Vers springt, und sein Überspringen ist über Mir mit Liebe.“ Wir sollten auslegen, dass das Überspringen bedeutet, dass der Mensch mit dem Verlangen erschaffen wurde, zu empfangen und nicht arbeiten kann, um zu geben. Deshalb haben unsere Weisen gesagt: „Man sollte sich immer mit Tora und Mizwot [Geboten/guten Taten] befassen, auch wenn im Aspekt von Lo liShma [nicht um Ihretwillen], denn von Lo liShma kommt er zu liShma [um Ihretwillen]“ (Pesachim 50b).

Daraus folgt, dass der Mensch verpflichtet ist, in Lo liShma zu arbeiten, da er von Natur aus so geboren wurde. Und doch überspringt der Schöpfer seinen Zustand von Lo liShma und lässt ihn in Lishma eintreten. Daraus folgt, dass es hier durch die Hilfe des Schöpfers eine Angelegenheit des Überspringens gibt, was bedeutet, dass ein Mensch alles überspringt, was in seiner Natur liegt – also alles um seines eigenen Willens zu tun – und beginnt, um des Schöpfers willen zu arbeiten. Das heißt „und sein Überspringen ist über Mir mit Liebe“, denn aufgrund der Liebe, die der Schöpfer zu uns hat, hat er uns Banner/Fahnen gegeben. Mit anderen Worten: Von den Regeln, mit denen sich ein Mensch in Lo liShma befasst, gibt uns der Schöpfer die Macht, die Stufe von Lo liShma zu überspringen und die Stufe von liShma zu erreichen.

Das ist die Bedeutung der Worte „von Vers zu Vers“, was bedeutet, dass der Mensch den Vers in Lo liShma beginnt und prompt das Lo liShma überspringt und die Stufe von liShma erreicht. Es steht geschrieben: „Ich bin ihm zugetan, und sein Banner über Mir ist Liebe, und sein Überspringen ist über Mir mit Liebe.“ Das bedeutet, dass der Schöpfer ihm aufgrund der Liebe die Kraft gibt, das Lo liShma zu überspringen und zu liShma zu gelangen.

Diese Liebe heißt, dass ein Mensch beginnt, in Lo liShma zu arbeiten, und das Volk Israel sehnte sich danach, um seines Schöpfers willen arbeiten zu können, konnte es aber nicht. Das Verlangen, dass sie um des Schöpfers willen arbeiten wollten, aber nicht konnten, rief das Verlangen der Liebe von oben hervor, und der Schöpfer gab ihnen die Kraft, in der Arbeit liShma zu arbeiten. Das ist die Bedeutung dessen, was geschrieben steht: „Der Schöpfer sagte zu ihnen: ‚Wie ihr begehrt habt, Banner zu machen, so erfülle ich eure Wünsche.'“

Das bedeutet, dass das Volk Israel danach begehrte, „Banner“ (dgalim) zu machen, d.h. die Arbeit von lo liShma zu überspringen und liShma zu erreichen, und sah, dass sie dies nicht aus eigener Kraft erreichen konnten. Daher riefen sie eine Erweckung von unten hervor, nämlich dass sie sich danach sehnten, wie es genannt wird: „Wann werden wir in der Lage sein, die Arbeit zu unserem eigenen Nutzen zu überspringen (ledaleg) und zur Arbeit um des Schöpfers willen zu kommen?“ Mit dieser Sehnsucht riefen sie die Liebe von oben hervor, und deshalb steht geschrieben: „Der Schöpfer sprach zu ihnen: ‚Wie ihr begehrt habt, Banner zu machen, so erfülle ich eure Wünsche.'“ Weil sie danach begehrten, Banner zu machen, also die Arbeit zu ihrem eigenen Nutzen zu überspringen, erfüllte der Schöpfer ihre Wünsche.

Deshalb folgt daraus, dass das Herzstück der Arbeit des Menschen darin besteht, um des Schöpfers willen zur Arbeit zu kommen, auch wenn wir mit der Arbeit in liShma beginnen müssen. Wir müssen uns jedoch danach sehnen, dass der Schöpfer uns hilft und uns die Kraft gibt, in liShma zu arbeiten, d.h. dass all sein Handeln darauf abzielt, seinem Schöpfer Zufriedenheit zu geben. Das heißt, man muss die Last des Himmelreichs annehmen, ohne zu hoffen, dass man von ihr eine Gegenleistung empfängt, nämlich nicht von Ihm zu verlangen, dass er uns im Gegenzug etwas zukommen lässt, so dass wir sagen können, dass es sich lohnt, für ihn zu arbeiten, um von ihm zu empfangen.

Vielmehr ist alles über dem Verstand, da es ein Gesetz ist. Anders ausgedrückt: Malchut wird als „Gesetz“ bezeichnet, und wir können nicht verstehen, wie es möglich ist, ohne Belohnung zu arbeiten, d.h. ohne von ihr irgendwelche Nahrung zu empfangen. Wenn ja, wovon sollen wir uns dann ernähren? Wie können wir arbeiten, ohne eine Gegenleistung zu empfangen, die uns ernährt und es uns ermöglicht, unsere selbst zu erhalten?

Die Antwort liegt ebenfalls über dem Verstand, d.h. wir müssen den Schöpfer bitten, uns die Kraft zum Leben zu geben und die Kraft zu haben, gerne zu arbeiten, um etwas zu geben und nichts zu empfangen. Aber wie soll das gehen, da es für uns unvorstellbar ist, zwei Gegensätze in ein und demselben Aspekt zu vereinen?

Auf der einen Seite möchten wir keine Gegenleistung. Vielmehr nehmen wir das Himmelreich an, ohne dass es uns irgendwelche Lebenskraft schenkt. Aber wie können wir ohne jegliche Lebenskraft leben, wenn wir keine Nahrung verlangen?

Auf der anderen Seite möchten wir, dass der Schöpfer uns erhält. Aber womit soll er uns ernähren, wenn wir nichts für unsere Arbeit möchten? Die Antwort lautet: Wir möchten zwar keine Gegenleistung, aber wir möchten, dass der Schöpfer uns die Kraft gibt, so zu arbeiten, dass wir keine Gegenleistung empfangen.

Wie kann das sein? Diese Sache gehört Dir. Das heißt, Du wirst uns ein Wunder schenken, damit wir ohne Gegenleistung arbeiten können. Weil es über dem Verstand ist, haben wir keine Ahnung, was wir Dir sagen sollen, wie Du uns unterstützen sollst. Vielmehr wirst du uns über dem Verstand aufrecht erhalten, und wir möchten über den Verstand hinausgehen, obwohl es so etwas innerhalb des Verstandes des Menschen nicht gibt.

Daraus folgt, dass unsere Arbeit über dem Verstand ist, und wir möchten, dass auch unser Einkommen über dem Verstand ist. Über dem Verstand bedeutet durch ein Wunder. Es stellt sich heraus, dass wir den Schöpfer bitten, uns auf wundersame Weise zu versorgen, und nicht auf natürliche Weise. Wenn der Mensch auf natürliche Weise arbeitet, möchte er für seine Anstrengung versorgt werden. Aber hier, in der Arbeit, möchte der Mensch nicht aufgrund seiner Arbeit versorgt werden, sondern aufgrund eines Wunders, also nicht auf natürliche Weise.

Dementsprechend sollten wir auslegen, was unsere Weisen (am Anfang von BaHar) sagten: „Auf dem Berg Sinai bedeutet, was ist die Verbindung zwischen der Schmita [Erlass, jedes 7. Jahr das Land ruhen zu lassen] und dem Berg Sinai“? In der Arbeit sollten wir dies so auslegen, dass bekannt ist, dass Malchut als Schmita bezeichnet wird, und dass Malchut auch Erez [Land] genannt wird, da Malchut die siebte Sefira ist (denn die Welt beginnt mit Chessed, wie geschrieben steht: „Denn Ich sagte: ‚Eine Welt aus Chessed [Gnade] soll erbaut werden'“, und Malchut ist die siebte Sefira von Chessed).

Das bedeutet, dass es verboten ist, von Malchut zu verlangen, Früchte hervorzubringen. Das heißt, es ist verboten, das Land zu bestellen, damit es Früchte hervorbringt. „Das Land bestellen“ bedeutet Arbeit mit dem Ziel, dass es Früchte hervorbringt; wer würde sonst das Land bestellen, ohne dass es Früchte hervorbringt? Mit anderen Worten: Arbeit bedeutet, dass ein Mensch sich abmüht und für seine Arbeit belohnt wird. Das heißt, er genießt die Arbeit nicht. Wenn er die Arbeit aber nicht genießt, warum arbeitet er dann? Er möchte wohl eine Gegenleistung empfangen.

Wenn ein Mensch aus diesem Grund die Last des Himmelreichs auf sich nimmt und keine Gegenleistung möchte, ist das ein Zeichen dafür, dass er das Land nicht beackert, denn er möchte nicht, dass Malchut ihn irgendwie belohnt. Das nennt man Schmita [Erlass], was bedeutet, dass er das Land nicht bestellt, um eine Gegenleistung zu empfangen.

Wenn er aber arbeitet, um eine Gegenleistung zu empfangen, nennt man das „das Land bebauen“. Er wird in der Arbeit als „den Boden brachliegen lassen“ bezeichnet, was bedeutet, dass er das Land nicht einmal berührt. Für ihn gilt der Boden als „das Land soll einen Shabbat [Ruhe/Stillstand] für den Ewigen haben.“ Das deutet darauf hin, dass die ganze Erde, d. h. das Himmelreich, ganz dem Schöpfer gehört und der Wille, zu empfangen, nichts mit Malchut Erez und Schmita genannt –, zu tun hat.

Damit können wir die Frage klären: „Was ist die Verbindung zwischen der Schmita und dem Berg Sinai?“ Das bedeutet, dass alle Mizwot [Gebote/gute Taten] in der Art von Schmita befolgt werden müssen, d.h. dass die Absicht beim Einhalten von Mizwot wie in Schmita sein sollte, nämlich in der Art von „das Land soll dem Ewigen einen Shabbat halten“. Mit anderen Worten: Wir befolgen die Mizwot des Schöpfers mit der Ausrichtung, keine Gegenleistung für die Arbeit zu erhalten, sondern dass das ganze Himmelreich, das man auf sich nimmt und für das man die Mizwot des Schöpfers befolgt, in der Art von Schmita sein wird, was bedeutet, dass es mit der Ausrichtung ist, zu geben und nichts zu empfangen.

Demnach sollten wir auslegen, was geschrieben steht (Levitikus 25:20-21): „Und wenn du sagst: ‚Was werden wir im siebten Jahr essen, und ich werde Euch im sechsten Jahr meinen Segen anordnen.'“ Wir sollten diese Frage bezogen auf die Arbeit auslegen. Denn wir müssen das Himmelreich ohne jede Belohnung annehmen, was bedeutet, dass ein Mensch nicht sagt: „Ich nehme das Himmelreich unter der Bedingung auf mich, dass Du mir einen guten Geschmack in der Arbeit und im Gebet sowie im Einhalten von Mizwot gibst, und wenn ich dafür eine Gegenleistung empfange, bin ich bereit, die heilige Arbeit zu tun.“

Wenn aber alles für den Schöpfer ist, wie können wir dann über dem Geschmack und über dem Verstand arbeiten? Wovon werden wir uns ernähren? Das heißt, woher werden wir Nahrung empfangen, um in der Arbeit zu leben, für die wir keine Gegenleistung erhalten? Das ist das Gegenteil von unserem Intellekt! Wenn Malchut, die Erez genannt wird, uns in der Arbeit einen winzigen Geschmack gibt, verstehen wir, dass wir durch diesen Geschmack, den wir spüren, etwas zu essen haben werden. Mit anderen Worten, dieser Geschmack, den wir spüren, wird „Nahrung“ genannt. Aber während es uns verboten ist, am Siebten zu arbeiten, d.h. wir dürfen keine Belohnung für diese Arbeit verlangen, wovon sollen wir dann etwas zu essen bekommen?

Die Antwort lautet: „Ich werde im sechsten Jahr Meinen Segen für euch anordnen.“ Die sechste Sefira ist Jessod, „gerechter Jessod“ genannt. „Gerecht“ bedeutet Geben. Wenn du einzig und alleine arbeitest, um zu geben, wird es eine Gleichheit der Form zwischen Malchut und Jessod geben, und davon wird sich der Segen ausbreiten. Wenn du aber das Gegenteil tust und Malchut empfängst, um zu empfangen, verursachst du eine Trennung an der Wurzel deiner Seelen, nämlich von Malchut, die „Versammlung Israels“ genannt wird, die Sammlung aller Seelen. Dadurch wird sie getrennt. Deshalb wird Jessod nichts an Malchut geben können, weil die Form der beiden nicht übereinstimmt.

Wenn du also die Schmita hältst, nur auf diese Weise, sage ich dir: „Ich werde dir im sechsten Jahr meinen Segen anordnen.“ Mit anderen Worten: Nur wenn ihr die Schmita haltet und nicht das Verlangen habt, für euch selbst zu empfangen, sondern speziell, um zu geben, gibt es Raum für die Gleichheit der Form zwischen Jessod, der der Gebende ist, und Malchut, der auch von den Unteren, die die Angelegenheit der Schmita einhalten, korrigiert wird, um nicht zum eigenen Nutzen zu empfangen. Dann ist eine Gleichheit der Form gegeben und der Segen kann sich auf Malchut ausweiten.

Wenn man also arbeiten möchte, um zu geben und ohne eine Belohnung zu bekommen, fragt der Körper: „Woher sollen wir die Lebenskraft für die Arbeit nehmen, wenn wir uns bereit erklären, ohne Gegenleistung zu arbeiten?“ Die Antwort sollte lauten, dass wir uns über den Verstand hinwegsetzen. Innerhalb des Verstandes möchten wir nicht antworten, aber unsere Arbeit ist über dem Verstand, und die Nahrung, die wir für den Unterhalt in der Arbeit bekommen, sind ebenfalls über dem Verstand, d.h. wie ein Wunder, denn alles, was gegen die Natur ist, wird als „Wunder“ bezeichnet.

Wenn wir also arbeiten wollen, um zu geben, ist die ganze Grundlage unserer Arbeit ohne jegliche Grundlage eines Einkommens, denn wir wissen nicht, woher wir die Kraft nehmen sollen, um zu arbeiten, um uns zu ernähren, d.h. um Nahrung und Lebenskraft zu haben, während der Mensch sich mit Tora und Gebet befasst und dabei nichts um seines eigenen Willens möchte. Daraus folgt, dass er den Schöpfer bittet, ihm Nahrung zu geben, um in der Tora und den Mizwot über dem Verstand zu leben, und über dem Verstand bedeutet gegen die Natur, und alles, was eine Erlangung gegen die Natur ist, wird als Wundertaten angesehen, ohne dass es eine Grundlage gibt, auf die man sich verlassen kann.

Daraus folgt, dass diejenigen, die arbeiten möchten, um zu geben, wissen müssen, dass, wenn der Körper fragt: „Was werden wir essen?“, wie geschrieben steht: „Und wenn ihr sagt: ‚Was werden wir essen?'“ wir dem Körper keine Antwort innerhalb des Verstandes gegeben dürfen. Vielmehr sollte die Antwort lauten, dass der Schöpfer uns den Segen geben wird, wie geschrieben steht: „Und Ich werde Meinen Segen anordnen“, und jeder Segen wird als ein Wunder bezeichnet, denn wenn alles in bester Ordnung ist, ist kein Bedarf an Segnungen.

Aber der Körper kommt und fragt: „Unsere Weisen sagten (Pesachim 64b): ‚Man verlässt sich nicht auf Wunder‘, und unsere Weisen sagten auch (Pesachim 50): ‚Ein Wunder geschieht nicht jeden Tag.'“ Daraus folgt, dass alle Antworten, die wir dem Körper geben müssen, über dem Verstand sind, was bedeutet, dass wir dem Körper sagen: „Innerhalb des Verstandes hast du recht, aber ich gehe über den Verstand hinaus.“

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