1991/36 Was bedeutet „Frieden für fern und nah“ in der Arbeit?

Rabash, 1991/36, korrigiert, EY, 5.1.2024

Der Heilige Sohar sagt (Korach, Punkt 5-8): „Korach ging auf dem Weg des Konflikts. Was ist ein Konflikt? Es ist eine Entfernung und Ablehnung von oben und unten. Wer die Korrektur der Welt ablehnt, wird aus allen Welten verloren gehen. Eine Auseinandersetzung ist eine Entfernung und Ablehnung des Friedens. Wer den Frieden ablehnt, lehnt Seinen heiligen Namen ab, denn Sein heiliger Name heißt „Frieden“. Die Welt ist einzig und alleine auf Frieden gegründet. Als der Schöpfer die Welt erschuf, konnte sie nicht existieren, bis Er kam und den Frieden über sie setzte. Und worin besteht er? Aus dem Shabbat. Wer sich also dem Frieden widersetzt, wird der Welt verloren gehen. Rabbi Yossi drückte es so aus: „Es steht geschrieben: ‚Diejenigen, die deine Tora [Gesetz] lieben, haben großen Frieden.‘ Die Tora ist Frieden, wie geschrieben steht: ‚Und alle ihre Wege sind Frieden.‘ Korach kam, um den Frieden oben – die Tora, d.h. die Mittellinie, die ‚Tora‘ genannt wird und Frieden zwischen rechts und links schafft – und unten – von Moses –, zu beschädigen. Deshalb wurde er von den Höheren und Unteren bestraft; von Feuer und vom Mund der Erde.'“

Wir sollten verstehen, warum er sagt, dass die Welt nur durch Frieden existieren kann, denn Sein heiliger Name ist „Frieden“. Daraus folgt, dass der Grund dafür, dass die Welt ohne Frieden nicht existieren kann, darin liegt, dass der Schöpfer „Frieden“ heißt.

Wir sollten die Verbindung zum Namen des Schöpfers verstehen. Einfach ausgedrückt: Jeder versteht, dass die Welt nicht existieren kann, wenn es eine Auseinandersetzung gibt. Aber was hat das mit dem Namen des Schöpfers zu tun? Wir sollten auch verstehen, warum er sagt: „Und was ist Frieden?“ Er sagt, dass Friede Shabbat genannt wird, und Rabbi Yossi sagt, dass Friede „Tora“ genannt wird. Was wird also damit ausgedrückt, dass der Shabbat und die Tora Frieden bedeuten?

Zunächst müssen wir zwei Grundsätze wiederholen, über die wir schon oft gesprochen haben: 

1.) das Schöpfungsziel, 

2.) die Korrektur des Schöpfung, also was wir tun sollen, um das Schöpfungsziel zu erreichen.

Es ist bekannt, dass das Schöpfungsziel darin besteht, dass die Geschöpfe Gutes und Genuss empfangen, wie es heißt: „Sein Verlangen, Seinen Geschöpfen Gutes zu tun.“ Zu diesem Zweck hat Er in den Geschöpfen das Verlangen erschaffen, Genuss zu empfangen. Wenn also keine Sehnsucht nach etwas da ist, können wir es nicht genießen. Daher sehen wir, dass überall, wo der Mensch sieht, dass er von etwas profitieren kann, er keine Kraft hat, sich zu enthalten, dieses Vergnügen zu empfangen. Wenn wir manchmal sehen, dass ein Mensch auf einen Genuss verzichtet, muss dies aus einem besonderen Grund geschehen, aus dem es sich für ihn lohnt, darauf zu verzichten, denn man kann nicht gegen die Natur des Willens zum Empfangen verstoßen. Wenn es also einen hinreichenden Grund gibt, wird ein Mensch auf Genüsse verzichten, die er empfangen will.

Das kann aus zweierlei Gründen geschehen: 

1.) Wenn er auf eine Belohnung verzichtet, bedeutet das, dass er stattdessen einen größeren Genuss empfängt, wenn er auf den Genuss verzichtet, den er jetzt haben will. 

2.) Es droht eine Strafe. Das heißt, wenn er auf diesen Genuss nicht verzichtet, wird er dafür große Qualen erleiden, und er kann sehen, dass es für ihn besser ist, auf diesen Genuss zu verzichten, um nicht zu leiden.

Daraus folgt, dass die Tatsache, dass ein Mensch nun auf den Genuss verzichtet, kein Zugeständnis ist, dass er nicht zu seinem eigenen Nutzen arbeiten will. Vielmehr kann er sehen, dass es seinem eigenen Nutzen schadet, wenn er das, was er jetzt will, nicht empfängt, und deshalb gibt er es auf. Aus diesem Grund sagen wir nicht, dass er durch den Verzicht auf einen Genuss etwas gegen die Natur getan hat, das heißt, dass er den Willen zu empfangen beschädigt hat. Vielmehr hat er alles nach dem Prinzip des Willens zum Empfangen getan. 

Mit anderen Worten: Wir sollten nicht darauf achten, was der Mensch tut, denn manchmal verzichtet er auf etwas, aber das ist kein Zeichen dafür, dass dieser Mensch in der Arbeit ist. Vielmehr müssen wir auch die Absicht berücksichtigen.

Zum Beispiel kann ein Mensch die Lust am Essen aufgeben. Wenn er weiß, dass jemand sehen könnte, dass er ein Mensch ist, der auf Genuss verzichtet, ist das ein Zeichen dafür, dass er ein Diener des Schöpfers ist, und es gibt Menschen, die ihn dafür ehren können. Dann hat ein Mensch die Kraft sich zu überwinden, denn er wird einen größeren Genuss empfangen, nämlich Ehre. Das ist normalerweise der Fall.

Aber es gibt auch Ausnahmen. Es gibt Menschen, die sich selbst erniedrigen können, also auf Ehre verzichten, um ein Verlangen zu befriedigen. Es gibt auch solche, die nicht auf die Lust verzichten, aber nicht aufgrund der Ehre, sondern im Gegenteil –, denn wenn jemand Handlungen bescheiden ausführt, kann er zum Beispiel viel essen, und die Leute können sehen, wie er isst, und werden ihn in ihrem Herzen verachten. Er verzichtet auf die Ehre, um daraus die Fähigkeit zu gewinnen, in Bescheidenheit arbeiten zu können, denn durch diese Arbeit kann er mit einem noch größeren Genuss belohnt werden, denn wer demütig ist, wird mit Dwekut [Anhaftung] an den Schöpfer belohnt.

Das bedeutet, dass er sich nicht damit zufrieden geben will, dass die Leute ihn ehren, denn es gibt eine Regel: Wenn die Leute denken, dass er über ihnen steht, ehren sie ihn, und die Ehre nimmt überhand. Wer also ein Verlangen für Ehre entwickelt, kann nicht ihrer Herrschaft entkommen und muss arbeiten und sich abmühen, um Ehre zu erhalten. Dann kann er nichts um des Schöpfers Willen tun. Deshalb wurde uns der Rat gegeben, alle unsere Taten in Bescheidenheit auszuführen und dadurch keine Ehre zu erhalten. Auf diese Weise kann er davor bewahrt werden, unter die Herrschaft der Ehre zu geraten. Er kann sich dann daran gewöhnen, Handlungen auszuführen, um zu geben.

Dementsprechend können wir sehen, dass jemand, der auf kleine Genüsse verzichtet und stattdessen einen großen Genuss empfängt, nicht den Willen zum Empfangen beschädigt hat. Manchmal empfängt er den großen Genuss, weil er eine Leidenschaft befriedigt, und manchmal kommt der große Genuss durch Ehre usw.

Manchmal empfängt er einen kleinen Genuss, also ein kleines Vergnügen, weil er weiß, dass er damit einen großen Genuss aufgibt, nämlich die Ehre. Die Frage ist: Warum sollte er auf einen großen Genuss verzichten wollen? Er will nämlich im Gegenzug für den Verzicht auf einen großen Genuss eine höhere Stufe empfangen. Er will zum Beispiel durch den Verzicht auf Ehre mit Dwekut an den Schöpfer belohnt werden.

Wir sagen also nicht, dass er einen kleinen Genuss, wie das Essen, empfängt und auf einen großen Genuss, nämlich Ehre, verzichtet hat. Vielmehr sollten wir sagen, dass er auch den kleinen Genuss nicht aufgibt, sondern dies nur in den Augen der Menschen so ist, die ihn ansehen und sagen, dass dieser Mensch nicht klug ist, weil er eine kleine Leidenschaft nicht aufgeben will, denn wenn er diese Leidenschaft aufgäbe, könnte er einen größeren Genuss empfangen, aber er hat nicht einmal die Kraft, eine kleine Leidenschaft zu überwinden. Daraus folgt, dass es unmöglich ist, die Wahrheit über einen Menschen zu erfahren, dessen Weg die Demut ist.

Nun kehren wir zu dem zurück, was wir über die Korrektur der Schöpfung besprochen haben, nämlich dass man dazu kommen sollte, alles zu tun, um zu geben. Da der Mensch so erschaffen wurde, dass er nur zu seinem eigenen Nutzen empfängt, wie kann man ihm sagen, dass er gegen die Natur handeln soll, da der Körper fragt: „Was habe ich davon?“ Sicherlich sollten wir ihm sagen: „Wenn du arbeitest, um zu geben, wirst du mit dem Guten und dem Genuss belohnt, die in dem Schöpfungsziel enthalten sind.“

Die Antwort lautet also, dass der Wille zu empfangen einen größeren Genuss erlangen wird, als er jetzt im Willen zu empfangen ohne die Absicht zu geben empfangen kann. Dann sagt der Körper: „Du sagst also, dass ich auch profitieren werde. Wenn ich also arbeite, um zu geben, kann ich sehen, dass ich selbst einen Nutzen daraus ziehe.“ Er sagt dann, dass er nichts sehen kann, was man tun kann, ohne daraus einen Nutzen für sich selbst zu ziehen.

Die Antwort ist, dass es mit dem Verstand unmöglich ist, zu verstehen, wie man etwas gegen die Natur tun kann. Deshalb wird dem Menschen gesagt: „Was du sagst, ist richtig; von Natur aus ist es für den Menschen unmöglich, zu verstehen, was Geben ist.“ Deshalb sagten unsere Weisen: „Man sollte sich immer mit Tora und Mizwot in Lo liShma [nicht um Ihretwillen] befassen, denn von Lo liShma wird er zu Lishma [um Ihretwillen] kommen.“ Wenn er dann Lo Lishma lernt, „korrigiert ihn das Licht darin“, wie es im Sulam [Leiterkommentar zum Sohar] (BeReshit, Punkt 103) heißt: „Wenn man sich mit Tora und Mizwot [Geboten/gute Taten] sogar zu seinem eigenen Genuss beschäftigt, wird er durch das Licht darin immer noch die Niedrigkeit und die schreckliche Verdorbenheit in der Natur des Empfangens für sich selbst spüren. Er wird dann beschließen, sich von dieser Art des Empfangens zurückzuziehen und sich vollkommen der Arbeit zu widmen, um seinem Schöpfer Zufriedenheit zu geben. Dann wird der Schöpfer ihm die Augen öffnen und er kann vor sich eine Welt sehen, die mit absoluter Vollkommenheit gefüllt ist und keinerlei Mängel aufweist.“

Nach dem oben Gesagten können wir sehen, dass der Mensch nicht verstehen kann, was es bedeutet, zu arbeiten, um zu geben und nicht um seines eigenen Willens zu arbeiten. Wir können beginnen, dies konkret zu verstehen, indem wir uns mit Tora und Mizwot befassen, auch in lo liShma. Dennoch kann das Licht darin ihn sehen lassen, dass es eine Angelegenheit ist, bei der es sich lohnt, einzig und alleine um des Schöpfers willen zu arbeiten und nicht um seiner selbst willen.

Aber ohne das Heilmittel in der Tora und der Mizwot kann der Verstand des Menschen nicht verstehen, dass es möglich ist, etwas zu tun, wenn es keinen Genuss bringt, mit dem man seinen Willen zu empfangen befriedigen kann. Wenn einem Menschen also gesagt wird, er solle alles um des Schöpfers willen tun, und er sieht, dass er so etwas nicht verstehen kann, lautet die Antwort: Es stimmt, dass es unmöglich ist, es mit dem äußeren Verstand, der dem Menschen gegeben wurde, zu verstehen, aber man sagt ihm: „Du musst wissen, dass du deine Zeit verschwendest, indem du wartest und sagst, dass er, wenn er es lernt, verstehen wird, wie er sich mit dem Verlangen zu geben befasst, um das, und dass er in der Zwischenzeit betend darauf warten wird, dass der Schöpfer ihm dieses Verlangen gibt. Wie kann er zum Schöpfer beten, ihm etwas zu geben, bevor er versteht, dass er diesen Bedarf hat, wenn er nicht weiß, dass er es braucht? Er kann sagen, dass er das Verlangen zu geben wünscht, aber wie kann er aus tiefstem Herzen beten, dass dies das ist, was er braucht?

Es gibt keine Möglichkeit, dies mit dem äußeren Verstand zu verstehen, aber wer auf dem Weg wandeln will, um das Ziel zu erreichen, für das er erschaffen wurde, muss an die Weisen glauben, die sagten, dass man alles tun soll, um zu geben und nicht um zum eigenen Nutzen. Das heißt, die Tatsache, dass er auf einem Weg wandeln muss, auf dem alle seine Handlungen dazu dienen, zu geben, kann einem Menschen nicht das Verlangen für sich selbst zu empfangen nehmen. Einzig und alleine der Schöpfer kann ihm diese zweite Natur geben, ebenso wie den Glauben, dass er den Bedarf dafür durch das Einhalten von Tora und Mizwot auch in lo liShma empfangen wird, denn „das Licht darin korrigiert ihn“.

Wir können hier also zwei Dinge sehen, die der Schöpfer gibt: 

1.) Den Mangel, dass jemand versteht, dass er das Verlangen zu geben braucht, und er empfängt dies durch das Licht in der Tora

2.) Später empfängt er auch das Licht, das die Kraft ist, alles zu tun, um zu geben.

Dementsprechend sollten wir auslegen, was wir gefragt haben: Was ist der Grund dafür, dass die Welt einzig und alleine auf Frieden gegründet wurde, da der Name des Schöpfers „Frieden“ ist? Wir fragten: Was ist die Verbindung zwischen ihnen?

Die Antwort lautet: Da es unmöglich ist, Frieden zu machen, wo es keine Auseinandersetzung gibt, denn nur wo es eine Auseinandersetzung gibt, kann es Frieden geben. Aus diesem Grund müssen wir zuerst wissen, was die Auseinandersetzung ist, die es in der Welt gibt, für den wir Frieden machen müssen, da der Schöpfer „Frieden“ heißt, und erst dann hat die Welt Bestand.

Es ist bekannt, dass es das Verlangen des Schöpfers ist, seinen Geschöpfen Gutes zu tun. Daher haben alle Geschöpfe das Gefühl, dass sie Gutes und Genuss vom Schöpfer empfangen sollen. Wenn sie also keine Freude und Genuss empfangen, streiten sie mit dem Schöpfer darüber, warum er ihnen keine Freude und keinen Genuss schenkt. Da es eine Korrektur gab, dass alles getan werden muss, um die Scham zu verhindern [die beim Genuss entsteht], ist der Schöpfer mit den Geschöpfen in Auseinandersetzung darüber, warum sie nicht bereit sind, zu arbeiten, um zu geben.

Deshalb sind hier zwei gegensätzliche Meinungen zu finden: 

1.) Die Geschöpfe sagen zum Schöpfer: „Lass uns genießen; befriedige unser Verlangen, also unseren Willen zu empfangen, mit all dem Guten, damit wir sagen können: ‚Gesegnet sei Er, der gesagt hat: ‚Es werde die Welt‘, denn wir spüren die Fülle, die wir haben, und wir genießen sie.“ 

2.) Der Schöpfer sagt: „Auch Ich will mich an der Welt erfreuen, die Ich erschaffen habe, und Meine ganzes Vergnügen ist, dass ihr euch erfreut, denn das war Mein Schöpfungsziel, wie geschrieben steht: ‚Sein Verlangen, Seinen Geschöpfen Gutes zu tun.‘ Ich will jedoch, dass euer Vergnügen vollkommen ist, ohne irgendeine Unannehmlichkeit, die ‚Scham‘ genannt wird.“

Aus diesem Grund wollen die Geschöpfe, sobald sie die Auseinandersetzung spüren, Frieden mit dem Schöpfer schließen, denn sonst kann die Welt nicht existieren. Das heißt, die Welt soll nur für den Zweck existieren, für den sie erschaffen wurde. Wenn das Ziel nicht erreicht werden kann, wozu wird dann die Welt gebraucht, denn die Welt wurde nicht geschaffen, damit die Geschöpfe Qualen und Leiden erleiden?

Daher ist der Name des Schöpfers „Frieden“, denn es ist unmöglich, den Namen des Schöpfers zu enthüllen, da sein allgemeiner Name „Der Gute, der Gutes tut“ ist. Aber wie kann der Name „Der Gute, der Gutes tut“ erkannt werden, wenn es eine Auseinandersetzung zwischen dem Schöpfer und den Geschöpfen gibt?

Deshalb können wir sehen, dass die Welt gerade aufgrund des Friedens bestehen kann. Frieden bedeutet, dass es durch den Frieden möglich ist, zu spüren, dass der Schöpfer gut ist und Gutes tut, da die Geschöpfe das Gute und den Genuss vom Schöpfer empfangen, sobald der Frieden hergestellt ist, das heißt, sobald die erschaffenen Wesen das Verlangen des Schöpfers akzeptieren, der will, dass die Geschöpfe alles um des Schöpfers willen tun.

Das nennt man „dem Verlangen des Schöpfers ähneln“, dessen Verlangen einzig und alleine darin besteht, den Geschöpfen etwas zu geben. Ebenso werden die Geschöpfe dem Verlangen des Schöpfers ähnlich, da auch sie einzig und alleine dem Schöpfer geben wollen. Durch die Gleichheit der Form wird es möglich, das Gute und den Genuss zu enthüllen, die im Schöpfungsgedanken vorhanden sind, und es wird deutlich, dass der Name des Schöpfers Der Gute ist, der Gutes tut.

Daraus verstehen wir, was wir gefragt haben, nämlich dass der Begriff „Frieden“ gerade an Orten einer Auseinandersetzung zutrifft. Warum hat Gott die Welt von Anfang an so erschaffen, dass es Auseinandersetzungen gibt? Die Antwort ist, dass der Begriff der Auseinandersetzung überall dort zutrifft, wo es zwei entgegengesetzte Dinge gibt, und da die Welt mit dem Kli [Gefäß] des Wunsches zu empfangen erschaffen wurde. Denn sonst, wenn es keinen Wunsch gibt, etwas zu empfangen, kann man sich nicht an der Sache erfreuen. Daher wurde die Schöpfung mit der Natur des Verlangens, für sich selbst zu empfangen, erschaffen, und danach, um sie zu korrigieren, damit es keine Scham gibt, müssen die Geschöpfe eine zweite Natur erwerben, nämlich den Willen des Schöpfers, der will, Gutes zu tun. Daher entstand die Auseinandersetzung.

Daraus folgt, dass die Auseinandersetzung notwendig ist. Wenn die Geschöpfe die Angelegenheit der Auseinandersetzung nicht verstehen, können sie das Schöpfungsziel, Seinen Geschöpfen Gutes zu tun, nicht erreichen, denn es ist unmöglich, etwas zu korrigieren, wenn wir nicht wissen, was fehlt. Wenn wir also die Auseinandersetzung zwischen den Verlangen kennen, können wir Frieden zwischen ihnen schließen.

Nach dem oben Gesagten können wir unsere Frage „Was ist Frieden?“ interpretieren. Er sagt, dass Frieden Shabbat ist. Rabbi Yossi sagt: “Friede ist die Tora”, was bedeutet, dass der Mensch durch die Tora dazu kommt, die Auseinandersetzung zu spüren, denn die Tora, selbst in Lo liShma, lässt ihn durch das Licht in ihr erkennen, dass es den Bedarf gibt, zu arbeiten, um zu geben. Er kommt also durch die Tora zuerst zur Auseinandersetzung, und dann weiß er, was korrigiert werden muss. Danach wird er mit „Tora liShma“ belohnt, das heißt, die Tora gibt ihm die Kraft des Verlangens zu geben, was bedeutet, alles um seines Schöpfers Willen zu tun. Daraus folgt, dass er durch die Tora zwei Dinge erlangt: das Kli, was der Mangel ist, und das Licht, was die Kraft ist, alles tun zu können, um zu geben.

Wenn es heißt, dass der Friede Shabbat heißt, widerspricht das nicht der Auslegung, dass der Friede Tora heißt, denn unsere Weisen sagten (Awoda Zara 3.): „Der Schöpfer sagte zu ihnen: ‚Wer sich am Vorabend des Shabbat bemüht hat, wird am Shabbat essen. Wer sich am Vorabend des Shabbat nicht abgemüht hat, wovon wird er am Shabbat essen?'“

Wir sollten diesen Spruch in Bezug auf die Arbeit verstehen. Es bedeutet, dass der Shabbat „Frieden“ heißt. Wie kann man dann mit Frieden belohnt werden, wenn keine Auseinandersetzung da ist? Und was ist die Auseinandersetzung? Es ist so, wie unsere Weisen sagten: „Man sollte immer den guten Trieb gegen den bösen Trieb aufbringen.“ RASHI interpretiert, dass man mit dem bösen Trieb Krieg führen soll (Berachot 5). Der Krieg bedeutet, dass der Mensch – da der gute Trieb das gleiche Verlangen wie der Schöpfer hat, nämlich das Verlangen zu geben, und der böse Trieb das Verlangen zu empfangen heißt –, der Mensch sich bemühen muss, eine Auseinandersetzung zu schaffen, da es sich um zwei gegensätzliche Verlangen handelt. Dann kommt der Shabbat und sorgt für Frieden.

Wenn es aber keine Auseinandersetzung gibt, wie können wir dann sagen, dass der Shabbat Frieden schafft? Deshalb sagt er: „Wer sich am Vorabend des Shabbat nicht abgemüht hat, wovon wird er am Shabbat essen?“ Daraus folgt, dass die Anstrengung die Auseinandersetzung ist, also der Kampf gegen den Bösen Trieb, der der Wille ist, zu empfangen.

Aber warum wird der Shabbat „Frieden“ genannt? Wie der Heilige Sohar schreibt: „Was ist Shabbat? Der Name des Heiligen, gepriesen sei Er“ (im Heilige Sohar über das Shabbat-Morgenmahl). Es ist bekannt, dass der Name des Schöpfers „Tora“ ist, so wie unsere Weisen sagten: „Die ganze Tora ist der Name des Schöpfers.“ Daraus folgt, dass sowohl der Shabbat als auch Tora Frieden stiften. Das bedeutet, dass durch die Offenbarung der Tora in der Art des „Namens des Schöpfers“ Frieden zwischen den Geschöpfen und dem Schöpfer geschaffen wird, denn die Geschöpfe freuen sich, dass sie mit dem Empfangen von Freude und Genuss belohnt werden, und der Schöpfer freut sich, dass das Schöpfungsziel erreicht wurde. Mit anderen Worten: Sein Verlangen, Seinen Geschöpfen Gutes zu tun, wird in vollem Umfang offenbart.

Demnach sollten wir die Worte des Heiligen Sohar auslegen, in denen es heißt, dass Korach „auf dem Weg des Meinungsverschiedenheit  ging“, und dass derjenige, der die Korrektur der Welt abwehren will, aus allen Welten verloren gehen wird. Wir sollten auslegen, dass der Sinn der Korrektur der Welt darin bestand, das alles zum Zwecke des Gebens sein sollte. Korach ging den Weg des Konflikts bzw. Auseinandersetzung und sollte später den Frieden erreichen, was die Korrektur ist. Aber Korach wollte in der Auseinandersetzung bleiben. Daraus folgt, dass er die Korrektur der Welt ablehnte. Deshalb heißt es: „Wer mit dem Frieden nicht einverstanden ist, ist mit Seinem heiligen Namen nicht einverstanden, denn Sein heiliger Name heißt ‚Frieden‘.“

Das heißt, da Sein Name „Frieden“ ist, bedeutet das, dass zwischen dem Schöpfer und den Geschöpfen Frieden geschlossen wurde, was bedeutet, dass der Name des Schöpfers, dass Er gut ist und Gutes tut, offenbart wird. Durch die Auseinandersetzung, die „Ungleichheit der Form“ genannt wird, kann das Gute nicht offenbart werden. Daraus folgt, dass die Geschöpfe in einer Auseinandersetzung mit dem Schöpfer liegen. Wenn aber aus der Perspektive der Gefäße, d.h. aus der Perspektive der Verlangen, Frieden geschlossen wird, wenn es also ein Verlangen in der Welt gibt, das „Verlangen zu geben“ genannt wird, dann werden das vollkommene Gute und und alle Genüsse in der Welt offenbart.

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