Parasha Ki Tissa / Tora Abschnitt „Wenn du erhebst“

2. Buch MoseExodus 30:11 – 34:35

Zusammenfassung

Der Abschnitt Ki Tissa (Wenn du erhebst) beginnt mit der Aufforderung an jedes der Kinder Israels, einen halben Shekel für den Bau der Stiftshütte zu opfern. Es werden auch einige andere Details, welche die Stiftshütte betreffen, wie das Salböl, der Tisch, die Menora und ihre Gefäße, erwähnt. Bezaleel, der Sohn von Uri Ben Hur, wird zum obersten Handwerker und Oholiab Ben Ahisamach zu seinem Gehilfen ernannt. Auch befiehlt der Schöpfer den Kindern Israels, den Shabbat zu halten.

Moses steigt auf den Berg Sinai, um die Tafeln des Bundes zu empfangen, kehrt aber mit Verspätung zurück, so dass die Kinder Israels einen Beweis für die Existenz des Schöpfers suchen. Sie verlangen von Aaron, ein goldenes Kalb zu bauen. Aaron willigt ein, nimmt ihr Gold und baut daraus das goldene Kalb.

Als Moses zurückkehrt und dies sieht, zerbrechen die Tafeln des Bundes. Der Schöpfer will das ganze halsstarrige Volk vernichten und ins Verderben stürzen, doch Moses bittet für ihre Seelen.

Er spricht „von Angesicht zu Angesicht“ mit dem Schöpfer, obwohl er sein Gesicht vor Ihm verbergen möchte. Am Ende dieser Fürbitte willigt der Schöpfer ein und schließt einen Bund mit dem Volk Israel. Er verspricht ihnen, dass sie in das Land Israel einziehen werden, und erinnert sie an das Gebot der drei Shalosh Regalim (Wallfahrtsfeste) und das Verbot des Götzendienstes.

Moses bleibt vierzig Tage und vierzig Nächte mit dem Schöpfer auf dem Berg Sinai, schreibt auf die Tafeln und steigt wieder vom Berg hinab. Darüber steht geschrieben: Als nun Moses vom Berg Sinai herabstieg, mit beiden Tafeln des Zeugnisses in seiner Hand, da wußte er nicht, daß die Haut seines Angesichts strahlte, weil Er mit ihm geredet hatte.“ (Exodus, 34:29). Er strahlt so, dass er sich vor dem Volk verbergen muss, weil sie sich fürchteten, mit ihm zu sprechen.

 

Kommentar von Rav Michael Laitman

Für einen Menschen, der die Sprache der Kabbala nicht kennt, ist es schwer zu verstehen, dass der Text eigentlich von der inneren Entwicklung des Menschen handelt. Es geht um seine Natur, die „der Wille zu empfangen“ ist, das egoistische Verlangen, welches der Korrektur bedarf. Die Tora spricht nur von der Korrektur dieses Verlangens. So wie es geschrieben steht: Ich habe den bösen Trieb erschaffen; ich habe für ihn die Tora als Gewürz erschaffen“(1), weil das Licht in Ihr korrigiert ihn.“(2)

Der Sinn der Korrektur besteht darin, den bösen (egoistischen) Trieb, der nur auf die Füllung für sich selbst mit der daraus entstehenden Ausbeutung der ganzen Welt ausgerichtet ist, in Nächstenliebe umzuwandeln. Wie es geschrieben steht: Liebe deinen Nächsten wie dich selbst“(3).

Die Tora spricht von einem Prozess, der nicht einfach ist, den aber alle Menschen durchlaufen müssen. Die anhaltende Krise wird alle dazu bringen, mit Hilfe der Korrektur, dem Licht entgegen zu gehen. Ähnlich wie es in der Tora durch den „Auszug aus Ägypten“ beschrieben wird. Heute stehen die Menschen mit einem riesigen Ego vor dem „Berg Sinai (Hass)“, mit all ihren „Kelim (Gefäßen, gemeint sind die Verlangen)“, die sie aus „Ägypten“ mitbringen. In den Jahrtausenden der Menschheitsentwicklung hat sich ein riesiges Ego gebildet. Nun wissen die Menschen nicht mehr, wie sie damit umgehen sollen. Sie wollen nur noch davor fliehen.

Jener Mensch, der vom „Berg Sinai“ angezogen wird, entdeckt einen Berg des Hasses zwischen sich und anderen. Nur der „Punkt im Herzen“ eines Menschen, genannt „Moses“, zieht ihn in die andere Richtung, hin zur Verbindung mit etwas Höherem, einer höheren Stufe. Sie ist die menschliche Stufe, welche jener der Höheren Kraft ähnlich ist.

Grundsätzlich sind alle Menschen immer noch wie Tiere (4), die ganz von ihrem Ego, ihrer Natur, gesteuert werden. Das Ziel der Schöpfung – „der Weg der Tora“(5) – ist aber, dass alle Menschen, ein „freies Volk in ihrem Land“ sein sollen, frei von ihrem Willen für sich zu empfangen.

Um dies tun zu können, muss derjenige, der zur menschlichen Stufe aufsteigen und damit die Welten um sich herum und darin die Höhere Kraft entdecken will, der einzigartigen Regel, welche „halber Shekel“ genannt wird, folgen. Dies bedeutet, dass er weder nur der „rechten Linie“, noch nur der „linken Linie“ folgen soll, sondern, diese beiden verbinden muss. 

Die zwei „Linien“, die der Mensch anwenden kann sind links, „der Wille zu empfangen“ und rechts, das „Höhere Licht“. Je mehr er die beiden miteinander verbindet, desto mehr korrigiert er „den Willen zu empfangen“ hin zur Ähnlichkeit mit dem Licht, die „Absicht um zu geben“. „Der Wille zu empfangen“ ist dabei sehr wichtig, denn er ist „eine Hilfe gegen sich selbst“(Genesis, 2:18). Und um sich zu korrigieren braucht man das korrigierende Licht. Es steht geschrieben: Und die Nacht leuchtete wie der Tag, die Finsternis wie das Licht.“ (Psalmen 139:12) Das ist die erste Korrektur – nicht mehr und nicht weniger. Der Mensch kann sich nur weiterentwickeln, wenn er mit dieser Methode der Korrektur beginnt.

Anschließend muss die „Stiftshütte“ und die darin benötigten „Utensilien“ vorbereitet werden, einschließlich des Öls und allem, was sonst noch dazugehört. Diese Aufgabe wird in der Erzählung Bezaleel übertragen. „Bezaleel“ im Menschen, bedeutet Bezel El, im Schatten Gottes, der Höheren Kraft. Sie erscheint Bezaleel und deshalb kann er deren Eigenschaften nachahmen und wird weise genannt. Er kennt die richtige Verbindung zwischen dem Herzen (Verlangen) und der Weisheit (Verstand). Bezaleel verbindet die „rechte“ und die „linke Linie“ richtig und besitzt dadurch die „Weisheit des Herzens“. Aus diesem Grund kann nur er die „Stiftshütte“ errichten.

Die „Stiftshütte“ ist die Struktur der Seele, die der Mensch in sich aus seinen 613 Verlangen aufbaut. Sie wird mit den guten Eigenschaften gebaut, in denen alle Teile in Übereinstimmung mit der Höheren Kraft verbunden sind. Auf diese Weise wird er „der Kraft des Gebens“ ähnlich. Alle 613 Verlangen des „bösen Triebs“, muss der Mensch zum Geben, auf die Liebe zum anderen ausrichten. Nur diejenigen, welche die Eigenschaft von Bezaleel haben – indem sie die Eigenschaft der Höheren Kraft auf sich selbst übertragen und zu seinem Schatten werden – können dies tun.

Dies erreicht der Mensch, indem er sich mit der Shechina (Göttliche Gegenwart), Malchut von Azilut, verbindet. Dies führt dazu, dass die Eigenschaften Seir Anpin von Azilut nachgebildet wird. Seir Anpin hat sechs Sefirot: Chessed, Gwura, Tifferet, Nezach, Hod, Jessod und Malchut. Wobei Malchut zuletzt kommt und die vorangehenden Eigenschaften nachbilden muss. Deshalb besteht die ganze Arbeit darin, diese sechs Eigenschaften von Seir Anpin – genannt HaKadosh Baruch Hu (Der Heilige, gesegnet sei Er), oder Seir Anpin von Azilut – an „sechs Werktagen“ in der Gegenwart des Höheren Lichts, nachzubilden.

Laut der „Weisheit der Kabbala“ ist das Ziel der Schöpfung die Offenbarung der Höheren Kraft für die Geschöpfe dieser Welt. Wird sie dem Menschen in seinen Sinnen offenbart, schließt er sich dadurch an diese Kraft an und verbindet sich mehr und mehr mit ihr.

Wenn der Mensch mit der Nachbildung der „sechs Eigenschaften“ fertig ist, kommt die abschließende „siebte Eigenschaft“, der Shabbat. Der Shabbat wird durch die Höhere Stufe abgeschlossen. Deshalb wird er als „Erweckung von Oben“ bezeichnet. Ein besonderes „Licht“ kommt und bringt die „sechs Eigenschaften“ in die richtige Reihenfolge. Es gibt nichts mehr, was der Mensch dabei tun muss.

Würde der Mensch am „Shabbat arbeiten“, wäre dies gleichbedeutend mit einem Eingriff in etwas, was in die Aufgabe des Höheren Lichts gehört. „Sechs Tage“ lang arbeitet der Mensch daran, die „rechte“ und die „linke Linie“ aufzubauen. Er lernt „den Willen zu empfangen“ und das „Licht“, den Verstand und das Herz, zu lenken. Nach „sechs Tagen“ präsentiert er sein Werk, und dann „wird der Herr es für mich vollbringen!“ (Psalm 138:8). Dies geschieht am „Shabbat“. Das ist der Punkt, an dem der Mensch die Vollendung der Stufe erlangt. Dies ist der Prozess der Korrektur, den alle Menschen als gesamte Seele durchlaufen müssen. Immer wieder, Woche für Woche, bis die sechstausend Jahre der Korrektur abgeschlossen sind.

Dabei muss man bedenken, dass es in der Seele Verlangen gibt, die für den Menschen bei einer einfachen Prüfung noch nicht erkannt werden können. Sie erfordern eine besondere Prüfung, die nur durch den Prozess mit dem „goldenen Kalb“ vorgenommen werden kann.

Obwohl es sich in der Tora so darstellt, repräsentiert das „goldene Kalb“ weder einen Abstieg, noch ist daran jemand Schuld. Jeder Mensch, der den spirituelle Weg beschreitet, muss durch all diese Zustände gehen. So wie es auch schon durch den „Pharao in Ägypten“, die „vierzig Jahre in der Wüste“ und die Ereignissen am „Berg Sinai“ beschrieben wurde.

Auch nachdem der Mensch vom „Berg Sinai“ zu den „vierzig Jahren in der Wüste“ weiter vorankommt, wird er immer wieder Zustände erleben, die ihm negativ erscheinen. Jedes Mal, wenn unkorrigierte Verlangen auftauchen, verfällt er ihnen. Er hat jedoch keine andere Wahl, als sie zu erkennen und zu korrigieren. Dazu steht geschrieben: „Kein Mensch auf Erden ist so gerecht, dass er Gutes tut, ohne zu sündigen“ (Prediger 7:20). Oder auch: Ein Mensch versteht die Worte der Tora nicht, wenn er nicht daran gescheitert ist“(6). Daher muss der Mensch zuerst scheitern, dann sein Scheitern hinterfragen und es dementsprechend korrigieren. So kann er sicher sein, dass sich dieses Verlangen nie mehr durchsetzen kann. Er hat die Garantie, dass er davor sicher ist, weil er das Verlangen hin zum Geben korrigiert hat. Dadurch kommt er in Richtung Liebe zu anderen voran.

Wenn der Mensch erkennt, dass er trotz aller geleisteten Arbeit die Höhere Kraft nicht offenbaren kann, scheint es ihm – wie in diesem Tora Abschnitt beschrieben – als ob „Moses“ nicht vom „Berg Sinai“ zurückkehren würde. So wird er von den egoistischen Verlangen mit der Absicht zu empfangen – dargestellt durch das „goldene Kalb“ – zurückgeworfen. Das verdorbene Verlangen wird als die „gemischte Schar“ bezeichnet. Diese fragt: Wo ist Moses hingegangen?“ Es fordert, dass der Mensch weitergehen soll, wie er es gewohnt ist. Nämlich mit Vernunft, seinem Verstand folgend, und nicht über diesem.

Sobald der Mensch wieder im Verstand arbeitet, ist er begeistert. Es scheint ihm, dass ob er auf diese Weise alles verstehen und wieder etwas fühlen kann. Zwar steigt er nicht auf eine höhere Stufe auf, fühlt sich aber in der Welt, die seinem Ego entspricht, zu hause. Das ist ein sehr angenehmer Zustand. 

Deshalb ist es sehr schwer, dem Menschen zu erklären, wozu die Natur ihn zwingt und was die Methode der Korrektur ist, durch welche er auf die nächste, höhere Stufe aufsteigen kann. Die Natur, Elokim (Natur in der Gematria), die Höhere Kraft, drängt ihn und möchte ihn erheben. Er aber widersetzt sich jedoch dagegen mit dem „goldenen Kalb“, welches er feiert und bejubelt.

Wenn der „Punkt im Herzen“ erscheint, kollidiert er sehr stark mit dem egoistischen Verlangen, das erneut zum Vorschein kommt. Das „Zerbrechen der Tafeln“ symbolisiert den Zusammenstoß zwischen dem „Punkt im Herzen“ und den Verlangen, welche das „goldene Kalb“ erschaffen haben. Das was den Mensch antreibt aufzusteigen und sich an das Höhere zu klammern und eine höhere Stufe zu erreichen, die Unendlichkeit zu entdecken und im Reich des Gebens zu sein, prallt auf die Offenbarung, dass seine egoistischen Verlangen – symbolisiert vom „goldenen Kalb“ – immer stärker werden. Der Mensch kann diesen Widerspruch nicht ertragen. Infolgedessen zerbrechen alle „Gefäße“, welche er zuvor in „Kedusha (Heiligkeit)“ aufgebaut hat.

In der Erzählung werden diejenigen, die am goldenen Kalb sündigten, zum Tode verurteilt. Anschließend ruft Moses „her zu mir, wer dem Herrn angehört!“ (Exodus 32:26). Das ist die Korrektur jener Verlangen, welche mit dem „goldenen Kalb“ verbunden sind und mit denen es unmöglich ist, weiterzumachen.

Nach der Korrektur aller anderen Verlangen – den „dreitausend Männer“, welche „Moses“ in der Erzählung töten lässt – steigt er erneut auf den „Berg Sinai“. Dies beschreibt, wie sich der „Punkt im Herzen“ des Menschen, Moses, wieder erhebt und die „Tafeln des Bundes“ noch einmal empfängt. Dadurch enthüllt er die Göttlichkeit, die Höhere Kraft ein zweites Mal und steigt mit den „zweiten Tafeln“ hinab.

Es gibt jedoch einen großen Unterschied zwischen den „ersten“ und den „zweiten Tafeln“. Der Prozess der „ersten Tafeln“ und jener vom „goldenen Kalb“ wird am 9. Av (Monat 11 im hebräischen Kalender) beendet. Das Erscheinen der „ersten Tafeln“, liegt in der Zeit zwischen Shawuot (Feiertag zur Gabe der Tora) und dem 9. Av. Die „zweiten Tafeln“ erscheinen zwischen dem 9. Av und Jom Kippur(Versöhnungstag). Dies sind zweimal „vierzig Tage“, was der Zeitrahmen ist, in welchem die Korrektur stattfindet. Erst danach ist es möglich, weiterzukommen.

Sohar für alle, Ki Tissa (Wenn du erhebst), Punkt 4

Ein halber Shekel

Ein halber Shekel, oder ein halber Hin, bedeutet ein halbes Maß. Das Waw ist die Mitte zwischen den beiden Hejs, weil Waw die mittlere Linie ist, die „Waage“genannt wird, die die beiden Lichter, das rechte und das linke, welche die beiden Hejs sind, wiegt, so dass das linke nicht größer als das rechte sein wird. Deshalb schwächt er das linke ab, so dass es nicht von oben nach unten, sondern nur von unten nach oben leuchtet.

Der „große Wille zu empfangen“, das Ego, befindet sich auf der „linken“ Seite. Das „Licht“, das der Mensch anziehen kann, wenn er nach den Anweisungen der „Weisheit der Kabbala“ arbeitet, befindet sich auf der „rechten“ Seite. Im Hebräischen Buchstaben Aleph (א) sind dies die beiden Yuds, verbunden durch die Diagonale in der Mitte, welche den Parssa (Trenngrenze) symbolisiert. Der Mensch muss das „Licht“ von Oben, das Obere Yud, mit dem „Willen zu empfangen“ von Unten, dem Unteren Yud, verbinden. Die „diagonale Linie“ hält das Gleichgewicht zwischen ihnen und schafft so die „mittlere Linie“. Deshalb ist Aleph der erste Buchstabe im hebräischen Alphabet.

Der Abschnitt Ki Tissa (Wenn du erhebst) ist der Anfang der eigentlichen Tora, denn er beschäftigt sich mit dem Bau der Stiftshütte und ihrer Füllung. Deshalb muss der Mensch diese Hälfte, diese Seite ständig aufrechterhalten, damit die „linke Linie“ nicht stärker ist als die „rechte“ oder umgekehrt. Gibt es einen Überschuss an Verlangen zu empfangen, welche der Mensch nicht in vollem Umfang korrigiert hat, dann kann er nicht im Geben sein. Wenn er „dem Willen zu empfangen“ allerdings mehr entnimmt, als er korrigieren kann, befindet er sich in einem Zustand der „Erkenntnis des Bösen“. Er muss sich daher sehr präzise prüfen und dann daran arbeiten.

Sobald der Mensch all seine Verlangen einschränkt, es also vermeidet, das Verlangen zu benutzen um zu empfangen, sondern nur um zu geben, kann er damit fortfahren, die Teile seines Verlangens vom leichtesten zu schwersten zu sortieren. Dementsprechend kann er sie durch die Korrektur mit dem Licht verbinden.

Dies symbolisiert der Buchstabe Waw ( ו ) mit den Interpunktionszeichen Cholam, Shuruk und Chirik, welcher wie der Parssa ist. Das Licht muss sich über ihm befinden, denn alle Korrekturen befinden sich im Aufstieg. In dieser Welt, in diesem Zustand, wird der Mensch die Offenbarung der Göttlichkeit niemals erreichen. In dieser Welt mag es verschiedene psychologische Phänomene geben, die dem Menschen erscheinen, als seien sie nicht von dieser Welt. Doch die Offenbarung der Göttlichkeit kann nur geschehen, wenn der Mensch sich über den Parssa erhebt.

Wenn er versucht aus sich selbst herauszukommen und über seinem Verstand zu sein – über dem diagonalen Waw, von unten nach oben – erreicht er die „mittlere Linie“. Dies kann er nur in einer Gruppe von Gleichgesinnten, wie die Kabbalisten es beschreiben, erlangen. So offenbart sich ihm die spirituellen Welt.

Fragen und Antworten

In der Erzählung dauert es in der Wüste lange, bis sich die Dinge entwickeln. Auf dem Weg dorthin gibt es zahlreiche Details, die in verschiedenen Abschnitten beschrieben werden. Was symbolisieren diese Details?

Die Tora kann nicht über alles berichten, was der Mensch durchläuft. Sie erklärt nur die Meilensteine. Es ist ähnlich wie wenn man auf einer Straße fährt, wo jeder Kilometer durch Schilder gekennzeichnet ist.

In einem Abschnitt werden Gewänder und der Altar beschrieben. Weshalb?

Dies beschreibt die Korrektur der Seele. Der Mensch wurde mit 613 Verlangen erschaffen. Jedes von ihnen besteht wiederum aus allen anderen, und alle sind miteinander verbunden. Dieses System ist jedoch zerbrochen. 

Das kann verglichen werden mit wie wenn der Mensch ein mechanisches Gerät bekäme, das völlig kaputt ist und er keine Ahnung hat, wie er es reparieren soll. Er betrachtet es entgeistert, ohne zu wissen, wie er das Problem angehen soll. Deshalb wird ihm durch die „Weisheit der Kabbala“ beigebracht, wie er dies machen soll.

Es gibt sehr viele Details in der Seele, und alle müssen der inneren Struktur der Höheren Kraft ähnlich werden und gleich funktionieren. Obwohl die Substanz des Menschen jener der Höheren Kraft entgegengesetzte ist, muss das „Existierende aus dem Nichtexistierenden“, dem „Existierenden aus dem Existierenden“ ähnlich werden.

Der Mensch kann nicht erfassen, wie wichtig alles in der Welt ist, mit aller Komplexität, den unzähligen Verbindungen, jedem Atom und jeder Zelle im Universum. Dementsprechend gibt es verschiedene Details bei der Korrektur der Seele. 

Derjenige, der diesen Weg geht, beginnt daran teilzunehmen und dies zu erfahren, und das erweckt in ihm eine ungeheure Freude und ein Gefühl von Harmonie und Erfüllung.

Wie kann man verstehen, dass alles gleichzeitig existiert und geschieht. Der „Punkt im Herzen“ (Moses) ist auf dem Berg Sinai“, der höchsten Verbindung, während andere Verlangen des Menschen zur gleichen Zeit ein goldenes Kalb“ bauen?

Moses“ verschwindet durch die Entfernung des Menschen zur Höheren Kraft. Verschwindet er, verliert der Mensch den Kontakt zum Schöpfer, zur Höheren Kraft, denn er ist der einzige Verbindungspunkt. Sobald er die Verbindung verliert, versinkt er in seine Verlangen und beginnt das „goldene Kalb“ zu erbauen. Dazu benutzt er die „goldenen Kelim (Gefäße)“, die er aus „Ägypten“ mitgenommen hat. Jene Kelim, die sich das Licht von Chochma (Weisheit) wünschen, was der Genuss für sich selbst ist.

Wie kommt es, dass das Verlangen mit der Höheren Kraft in Kontakt kommt und gleich darauf dem „goldenen Kalb“ verfällt?

Der Mensch kann nicht in beiden Zuständen gleichzeitig sein. Entweder er ist in der Kedusha (Heiligkeit) oder in der Klipa (Schale/Hülle). Es gibt nichts dazwischen. Er muss sich daran gewöhnen, ständig in einem dieser beiden Zustände zu sein; es gibt keine anderen in dieser Welt.

Stehen der Auf- und Abstieg von Moses auf dem Berg Sinai“ für das Auf und Ab durch das des Mensch gehen muss?

Dabei geht es um den Wechsel von Enthüllungen und Verhüllungen. Dies ist vergleichbar mit dem Zustand an Purim, von welchem die Megillat Esther erzählt, die auch eine Offenbarung aus der Verhüllung heraus beschreibt. Es kann keine Offenbarung geben, wenn ihr nicht eine Verhüllung vorausgeht. Wenn Moses nicht auf den „Berg Sinai“ steigt, gibt es auch kein „goldenes Kalb“ und ohne das „goldene Kalb“, wüsste der Mensch nicht, was er korrigieren soll. So kommt er auf zwei „Beinen“ voran.

Resümee

Das Wichtigste für den Menschen ist, immer weiter voranzukommen, am Ziel festzuhalten und darauf hinzustreben. Was auch immer geschehen mag – in der Erzählung ist es als „goldenes Kalb“ oder die „dreitausend Erschlagenen“ beschrieben – all diese Zustände gehen vorüber. Schlussendlich wird er genau wegen all dieser Zustände das Ziel erreichen.

(1) Babylonischer Talmud, Masechet Kidushin, 30b.

(2) Midrash Rabba, Eicha, Einführung, Absatz 2.

(3) Jerusalemer Talmud, Seder Nashim, Masechet Nedarim, Kapitel 9, S. 30b.

(4) Psalmen 49:13

(5) Sohar für alle, Pinchas, Artikel 247.

(6) Babylonischer Talmud, Masechet Gitin, S. 43a.

 

Lexikon Parasha Ki Tissa 

Halber Shekel    „Einen halben Shekel geben“ ist die Bedingung, welche sich der Mensch in seinem Innern selbst stellt. Er prüft sich und korrigiert seine Verlangen, um niemals in einen Zustand zu kommen, in dem er Lichter für sich selbst von Oben nach Unten zieht. Er möchte immer nur Lichter von Unten nach Oben, durch die Abstoßung, empfangen. Auf diese Weise entdeckt er Ejn Sof (Unendlichkeit).

Zieht der Mensch das Licht nur für sich selbst an, kann er nur jene Stufe sehen, auf der er sich selbst befindet, nämlich „diese Welt“. Alles, was sich über dieser Stufe befindet – die höheren Welten, Ejn Sof und deren Vollkommenheit – bleibt ihm verborgen, weil er davon getrennt ist. Erst wenn der Mensch die Realität wahrnimmt, indem er sich nicht auf sich selbst bezieht, sondern aus sich hinaus tritt, wird er Ein Sof, was alles, was ihn umgibt ist, entdecken.

Goldenes Kalb   Dies ist all das Sahav (Gold), was auch Se Hav, „gib dies“, bedeutet. Es ist die Gesamtheit des gewaltigen „Willens zu empfangen“, der im Menschen zur Erfüllung seiner Verlangen existiert.

„Halsstarriges Volk“   Der Mensch arbeitet um all seine egoistischen Verlangen zu offenbaren und muss deshalb ständig zu ihnen zurückkehren. Der „Nacken“, die Rückseite des Halses steht wie der Pharao, für die Rückseite der Schöpfung. Dies ist der große „Wille zu empfangen“ welcher erscheint und dem Menschen weiterhilft. Ein „halsstarriges Volk“ ist demnach nichts Schlechtes, denn man braucht es. Der Mensch braucht große Kelim (Gefäße), Verlangen, mit denen er die Höhere Kraft erlangen kann. Sind die Verlangen klein kann er nicht zu Israel gehören. Israel muss sehr egoistisch sein. Die „Völker der Welt“ haben hingegen kleine Kelim und können deshalb die Höhere Kraft nicht ohne das „Volk Israel“ erlangen. Weil es diese starken Verlangen hat, mit denen es durch die Korrektur zum Geben kommen kann, wird es ein „halsstarriges Volk“ genannt.

 

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