Parashiot WaJakhel und Pekudej / Tora Abschnitte „Und er versammelte“ und „Zählungen“

 

2. Buch MoseExodus 35:1 – 38:20 und 38:21-40:38

Zusammenfassung

Der Abschnitt WaJakhel (Und er versammelte) beginnt mit dem Gebot „Sechs Tage soll gearbeitet werden, aber der siebte Tag soll euch heilig sein”(Exodus 35:2). Er befasst sich auch mit der Gabe des Volkes. Diese Gabe besteht aus Gold, Silber, Kupfer, kostbaren Stoffen usw. Moses bestimmt, dass Bezaleel und Oholiab die heilige Arbeit verrichten sollen, da sie weise sind und die Gaben des ganzen Volkes, einschließlich der Frauen, einsammeln würden.

Bezaleel und Oholiab informieren Moses, dass die Gaben so zahlreich sind, dass es einen Überschuss gibt und kein weiterer Bedarf mehr besteht. Dies verkündet Moses dem Volk.

Es wird auch der Bau der Stiftshütte durch die Weisen beschrieben, die Gewänder, die Bretter, die Riegel und die Arbeit von Bezaleel bei der Vorbereitung der Bundeslade, des Tisches und der Menora.

Im Abschnitt Pekudej (Zählungen) werden die Namen der Menschen aufgezählt, die am Bau der Stiftshütte beteiligt waren: Itamar, Sohn des Priesters Aaron, Bezaleel, Sohn des Uri, und Oholiab, Sohn des Ahisamachs.

Nach Abschluss des Baus der Stiftshütte zeigen die Kinder Israels sie Moses, der sich davon überzeugt, dass sie nach dem Gebot des Schöpfers errichtet worden ist. Der Schöpfer sagt Moses, an welchen Tagen er die Stiftshütte aufbauen und in welcher Reihenfolge er die einzelnen Bestandteile der Stiftshütte heiligen soll. Er befiehlt Moses auch, Aaron und seine Söhne zu Priestern zu salben.

Das Ende des Abschnitts erzählt von der Wolke, welche das Zelt der Begegnung bedeckt. Jedes Mal, wenn die Wolke über der Stiftshütte aufsteigt, ziehen die Kinder Israels weiter, und jedes Mal, wenn sie auf die Stiftshütte hinabsinkt und Feuer in ihr ist, machen sie Halt.

Kommentar von Rav Michael Laitman

Beide Abschnitte handeln vom gleichen Thema und stellen eine Abfolge von Ereignissen dar. Die Tora beginnt mit Ich habe den bösen Trieb erschaffen; ich habe für ihn die Tora als Gewürz erschaffen”(1). Der „böse Trieb” ist die Natur des Menschen, die sich schlussendlich im Hass gegenüber anderen ausdrückt. Zuerst muss der Mensch das erkennen, daher findet die erste Offenbarung des „bösen Triebes” bei Abraham im „Turm von Babylon” statt. Später erfährt ihn der Mensch in der schweren Arbeit in Ägypten und schlussendlich am „Fuße des Berges Sinai”, wo Hass zwischen allen herrscht. Darüber steht geschrieben: Der Hass kam auf die Völker der Welt herab”(2). Dies alles ist die Erkenntnis des Bösen.

Das Böse zu offenbaren, ist keine einfache Aufgabe. Es geht nicht darum, zu entdecken, dass man z.B. faul oder betrügerisch, diebisch oder ausbeuterisch ist. Das was mit „böse“ gemeint ist, tritt nur dann in Erscheinung, wenn ein Mensch sich mit anderen verbinden will. Die Erkenntnis kommt nur zu jenen, die sich zur Verbindung, zu „Liebe deinen Nächsten wie dich selbst”(3), hingezogen fühlen.

Laut Tora, welche das „Höhere Licht” ist, braucht der Mensch die Tora nur, wenn er wirklich die Liebe zu anderen und damit die allumfassenden Liebe zur Höheren Kraft erreichen und so die wohlwollende Kraft, welche in Wirklichkeit in der Welt herrscht, enthüllen will.

Heute erscheint es dem Menschen, als sei die Welt schrecklich, weil er sie durch seinen „bösen Trieb”, durch seine verdorbenen Eigenschaften betrachtet. Aber „jeder, der einen Fehler macht, macht seinen eigenen Fehler”(4). Wenn der Mensch sich selbst korrigiert, wird er, indem er die Höhere Kraft und ihre Schöpfung rechtfertigt, rechtschaffen. Dann beginnt er, die Welt als gut zu betrachten. Baal HaSulam beschreibt dies in seinem Artikel „Verborgenheit und Offenbarung des Antlitzes des Schöpfers”(5).

Wer beginnt, sich mit anderen zu verbinden und damit, sie zu lieben, wer sich der globalen und integralen, Höheren Welt annähert, der beginnt, das Böse zu spüren. Dann, und nur dann, braucht er die Tora, denn sie ist das „korrigierende Licht”(6). So entdeckt der Mensch die „Weisheit der Kabbala”, die er nun braucht um sich zu entwickeln.

Die „Tora erfassen” hat nichts mit einem Menschen zu tun, der nur den Text des Buches studiert. Nur jener Mensch, der sie studiert, um das Licht, welches korrigiert, zu empfangen, um mehr und mehr Liebe für die gesamte Welt zu erlangen, wird sie verstehen. Auf diese Weise wird er der Höheren Kraft immer ähnlicher und kehrt so zum Ursprung des Menschen, genannt Adam, zurück. Jener Teil seiner Verlangen, den der Mensch durch die Korrektur vom „bösen” in einen „guten Trieb” wandelt, wird „Seele“ genannt.

Aus „Ägypten” bringt der Mensch die ursprünglichen Kelim (Gefäße) mit, welche in den Augen des großen, „bösen Triebes” wertvoll sind. Durch sie kann er von der Phase „Ägypten“ in die Erkenntnis des „bösen Triebes” eintreten und am Fusse des „Berges Sinai” aus ihnen das „goldene Kalb” bauen. Wenn er dies klar und deutlich erkennt, braucht er die Tora.

Deshalb sind die „ersten Tafeln” zum weiterkommen in der Korrektur nicht geeignet, sondern erst die „zweiten”, mit welchen Moses in der Erzählung an Jom Kippur (Versöhnungstag) herabsteigt. Er bringt sie dem „Volk Israel”, sobald das „Volk” das „Böse” in sich erkennt. Der Mensch braucht die Tora erst, wenn er das „goldene Kalb“ in sich sieht und sich ihm offenbart, wie sehr er sich gegen die Liebe zu anderen wehrt und eigentlich nur die ganze Welt ausnutzen will.

Die Tora erklärt die Stufen des „Baus der Stiftshütte”. Dabei wird beschrieben, welche Verlangen der Mensch aus der Summe aller bösen Verlangen, vom Empfangen zum Geben, vom Hass zur Liebe korrigieren muss. Das ist, was die Tora ist. Die Anleitung, wie der Mensch das machen muss. Anstatt in seinem „bösen Trieb” zu versinken und nur die begrenzte Realität dieser Welt zu sehen, kann er sich, wenn er sein Verlangen bereits nur ein wenig korrigiert, öffnen und die Höhere Welt sehen, im Hier und Jetzt.

Während sich der Mensch auf diese Weise entwickelt, eröffnet sich für ihn die Welt um ihn und erscheint als die Welten von Assija, Yezira, Brija, Azilut und Adam Kadmon – die Welt von Ejn Sof (Unendlichkeit) – am Ende der Korrektur. 

Zuerst baut der Mensch eine kleine Neshama (Seele) auf, welche für jeden gleich ist. Dies ist das „Zelt der Bewegung“, welches das Unbewegte, Pflanzliche, Tierische und das Sprechende vereint. Dies ist Eigenschaft des Menschen, das Yud-Hej-Waw-Hej, das vollständige HaWaYaH. Der Mensch muss von jedem dieser Verlangen nehmen und sie zu einem einzigen, integralen Verlangen verbinden. So kann er sich mit allen Menschen verbinden, die dafür bereit sind, ein vereintes, gemeinsames Kli (Gefäß) zu bilden. Nur auf diese Weise kommt man voran.

Ein Mensch muss die Eigenschaften der Priester Bezaleel, Aaron, und jene von Moses – dem ersten Priester, zusammen mit den Leviten und Israel – haben. Die Tora erklärt, wie er das Licht, das er anzieht, nutzen kann, um zu verstehen, welches Verlangen er jetzt und welches erst später korrigieren kann.

Moses sagt im vorherigen Abschnitt, dass nur die Hälfte der Verlangen durch den „halben Shekel“ korrigiert werden. Die andere Hälfte wird durch die Hilfe von Oben korrigiert. Die eine Hälfte, der „halbe Shekel“,  ist der Mangel des Menschen. Die andere Hälfte ist das Licht, das korrigiert und vervollständigt. Mit den Anstrengungen, die der Mensch auf sich nimmt, baut er alles auf, was von ihm abhängt. Alle Eigenschaften der Seele: die Priester, die Leviten und Israel, auch Silber, Gold und die verschiedenen Edelsteinen.

Durch die Eigenschaften von Bezaleel im Verstand und Herz, welche eine Nachbildung der Höheren Kraft sind, hat der Mensch ein Beispiel, wie er seine Seele im Einklang mit der Höheren Kraft aufbauen kann. So baut er die Seele auf, durch welche er die neue Welt erfassen kann. Die Seele ist das Kli, das korrigierte Verlangen. 

In diesem Verlangen ist die „Kraft des Gebens “ und der Liebe, welche Bore (Schöpfer) – von Bo Re’e, komm und sieh – genannt wird. So kommt der Mensch zum „Sehen“, zur Enthüllung der Höheren Kraft, dem Schöpfer.

Dabei werden ihm die ersten zu machenden Schritte des Weges durch das abwechselnde Erscheinen der „Wolke” oder dem „Feuer”, als die auf- und absteigende Höhere Kraft gezeigt. „Herr, stehe auf, daß deine Feinde zerstreut werden, und daß vor dir fliehen, jene die Dich hassen“ (Numeri 10:35).

In der heutigen Situation der materiellen Welt, kann über diese Dinge oder über die Teile, die korrigiert werden müssen, nicht gesprochen werden, weil der Mensch immer noch kein Gefühl für die „Seele“ hat. Er hat diese Verlangen nicht und weiß nicht, wie er sie prüfen oder sie in diesem äußerst komplexen System mit andern Teilen zu einem Ganzen verbinden soll. Die Tora erzählt dies als Geschichte mit den Formen, die in dieser Welt existieren: Felsen, Bäume, Menschen, Kleidung, die Welt im Allgemeinen, Zeit, Bewegung und Ort. Dies ist so, damit der Mensch erkennen kann, welche Teile der Seele er korrigieren muss.

In der Seele gibt es Kräfte, die „arbeiten, um zu empfangen”, und jene, die umgewandelt werden müssen, um „arbeiten um zu geben” zu können. Der Mensch kann diese Kräfte noch nicht beschreiben oder benennen, weil er sie nicht kennt. Die Tora erzählt auf spezielle Weise. Kabbalisten vermitteln diese Erzählungen den Menschen in der „Sprache der Wurzeln und Zweige“. Sie erklären sie mit Kräften, welche wirken und sprechen von den Teilen der Seele. Das Buch Sohar mit dem Sulam (Leiter) Kommentar, den Baal HaSulam geschrieben hat, erzählt in der Sprache der Kabbala, damit der Mensch verstehen kann, was mit den Worten der Tora gemeint ist. So lernt er, dass die Tora nur von den Teilen seiner Seele und der Korrektur des Herzens, seiner Verlangen, spricht. Auf diese Weise kann er die gesamte Tora entschlüsseln, sie in seinem Herzen als das korrigierte System erkennen und die Höhere Kraft, den Schöpfer, in all dem finden.

Fragen und Antworten

Was bedeutet es, „zu versammeln“?

Die „Versammlung” bezieht sich auf die „Kinder Israels”, welche Moses versammelt, um den Shabbat zu verkünden. Der Shabbat schließt die Arbeit des Menschen ab. Das Ziel der Arbeit muss von Anfang an klar sein, denn „das Ende einer Handlung liegt im vorausgehenden Gedanken“(7). 

Der Mensch muss das Ziel im Voraus kennen. Er muss wissen, weshalb er Dwekut (Anhaftung) mit der Höheren Kraft erreichen, sie entdecken und mit ihr „von Angesicht zu Angesicht“, ihr also ähnlich werden muss. So wie Moses in der Erzählung. Selbst mit der kleinsten Handlung muss der Mensch dieses Ziel verfolgen, diese klare Linie, welche ihn dazu bringt, in diese Richtung zu gehen. Egal welche Hindernisse auch immer auf dem Weg auftauchen – Aufstiege, Abstiege und Umwege – sie dienen alle dazu, voranzukommen.

Deshalb wird dem „Volk Israel” bei der „Durchquerung der Wüste”, ständig das Böse enthüllt. Denn das Alles führt zum Ziel. Es erscheinen immer wieder zusätzliche Verlangen und der Mensch muss sie korrigieren, um sich dem „Land Israel” zu nähern – dem korrigierten Verlangen, in dem die Höhere Kraft wohnt.

Warum muss der Mensch all die Details der Arbeit kennen, all diese Auf- und Abstiege?

Nur durch die Beachtung all dieser Details erlangt der Mensch den Plan der Schöpfung, ihren Zweck, das Verständnis und die Empfindung dafür und das Wissen darüber. Es gibt einen Unterschied zwischen „dem Willen zu empfangen”, welchen die Höhere Kraft als Existierende, am Anfang der Schöpfung, aus dem Nichtexistierenden erschaffen hat und jenem „Willen zu empfangen”, der am Ziel der Schöpfung existiert. 

Am Ende der Schöpfung hat dieses Verlangen einen Verstand. Es bleibt derselbe „Wille zu empfangen”, aber mit dem Verständnis, der Erkenntnis und dem Empfinden der gesamten Schöpfung. Alles entsteht durch die Verbindung von Verstand und Herz.

Muss ein Mensch zwangsläufig alle in diesem Abschnitt beschriebenen Zustände erleben?

Er wird es nicht erleben ohne es zu wollen, ohne das Verlangen, sich zu beteiligen, ohne MAN (Mejn Nukwin, Wasser von Nukwa) zu erheben, also die Höheren Kraft um Korrektur zu bitten. Nur wer erkennen will und sich bewusst ist und fühlt, wie sehr er hasst, aber dennoch lieben will, wird alles erfahren. Deshalb muss der Mensch damit beginnen einen Teil des „unbewegten” Verlangens in sich zu korrigieren, und dann einen Teil des „Pflanzlichen”, um so die Wirklichkeit zu entdecken, in der er sich befindet. Von diesem Punkt aus kann er damit beginnen eine neue Wirklichkeit zu enthüllen.

Allmählich entwickelt der Mensch in sich die Struktur, die den ganzen Verstand und das Herz, die ganze Weisheit der Welt enthält. Er wird verstehen, dass sich die ganze Natur im Menschen befindet und alle höheren Welten miteinschließt. Es gibt nichts außerhalb von ihm. Die große Welt, wie er sie heute außerhalb von sich wahrnimmt, existiert nicht. Sie wird ihm nur auf diese Weise in seinen äußeren Kelim (Gefäßen) dargestellt. Sie alle müssen nach innen gerichtet werden. Es gibt deshalb also nichts außer dem Menschen und der Höheren Kraft. Zusammen sind sie ein einziges System.

Sohar für Alle, WaJakhel (Und er versammelte) , Punkt 71

Wer ein großzügiges Herz hat, soll es bringen

Nehmt aus eurer Mitte eine Gabe.” Wenn ein Mensch seinen Willen für die Arbeit für seinen Meister einsetzt, dann steigt dieser Wille zuerst zum Herzen, der Grundlage für den Fortbestand des gesamten Körpers, auf. Danach erhebt sich dieser gute Wille über alle Organe des Körpers, und dann vereinigen sich diese mit dem Wille des Herzens. So ziehen sie den Glanz der Göttlichkeit auf sich, um in ihnen zu wohnen. Dann ist dieser Mensch ein Teil der Höheren Kraft, so wie es geschrieben steht: Nehmt aus eurer Mitte eine Gabe“. “Aus eurer Mitte“ meint die Ausdehnung. Die “Gabe“ meint, die Göttlichkeit auf sich zu nehmen, so dass der Mensch ein Teil deren ist.

Am Anfang steht ein egoistisches Verlangen, das der Mensch durch eine „Gabe“ korrigiert. Die „Gabe“ ist der Teil „des Willens zu empfangen”, mit dem er die Eigenschaft des Gebens vergrößern kann. Sie erhebt den Teil des Gebens, und so kann der Mensch das Verlangen in Schach halten und vorankommen.

Durch Gaben, Teile, welche der Mensch vom Ego abtrennt und sie dadurch heiligt und deren Gebrauch in Geben und Liebe umwandeln kann, kommt er bis zum Ende der Korrektur voran. An diesem Punkt geht es nicht darum, die „Stiftshütte” zu bauen oder durch diese in Zeit, Ort und Bewegung voranzukommen, sondern es geht darum, den „Berg Morija” zu erreichen und den  dritten Tempel“ zu bauen.

Kabbalisten können die vollständige Struktur, die vollständige Seele, genannt Beit HaMikdash (Haus der Heiligkeit, Tempel) erreichen. In ihm befinden sich alle Teile: Priester, Leviten, Israel und die „Völker der Welt”. Der große Kabbalist, Ramchal, Rabbi Moshe Chaim Lozzato, schrieb einen besonderen Artikel mit dem Titel „Die Wohnstätte des Allerhöchsten“. Darin beschreibt er sehr detailliert, wie der „dritte Tempel“ aussehen soll. Er bezieht sich darin natürlich nicht auf Felsen in Jerusalem, sondern auf die Struktur der korrigierten Seele, die sich schließlich am Shabbat vervollständigt, wie zu Beginn erklärt wurde. Der Mensch erreicht den Shabbat am Ende der „sechs Tage” oder „sechstausend Jahre”, wenn alle Kelim (Gefäße) korrigiert sind und es für den Menschen nichts mehr zum Arbeiten, sondern nur noch Glück und den Frieden zu genießen gibt.

Schlussendlich sagt Moses zu den Kinder Israels, welche Gaben bringen: Niemand,[…]soll mehr etwas anfertigen als freiwillige Gabe für das Heiligtum!“ Das klingt seltsam, da es doch beim Geben keine Grenzen geben soll?

Das stimmt, aber jede Stufe hat ihre eigenen Voraussetzungen. Die Seele besteht aus drei Teilen, die unterschiedlich benannt werden können: CHaBaD – CHaGaT – NeHJ (Chochma, Bina, Daat, Chessed, Gwura, Tiferet, Nezach, Hod und Jessod, ohne  Malchut = 9 Sefirot). Oder: Ibur (Empfängnis), Yenika (Saugen) und Mochin (Gehirne/Verstand), oder: Nefesh (auch Or Nekewa, weibliches Licht), Ruach (Wind, auch Or Chassadim) und Neshama (Seele, benannt nach dem großen Licht, das in ihr sein kann). Daher geben sie auf der Stufe von Israel viel, auf der Stufe der Leviten weniger und auf der Stufe der Priester noch weniger. Es hängt ab von der Stufe des Menschen und davon, wer die Prüfung der Gaben vornimmt.

Auch die Stufe, auf welche der Mensch sein Verlangen erhebt, ist massgebend. Wenn er im Verlangen von der Stufe Israels bleibt, ist alles, was er mitbringt, gut. Aber wenn die Verlangen auf der Stufe der Leviten oder Priester sind, hat er noch nicht genug Kräfte um mit all seinen Verlangen auf einer so hohen Stufe zu sein. Er muss sie deshalb einschränken. Das ist die Bedeutung der unterschiedlichen Stufen der Seele.

In der Erzählung gibt der Schöpfer etwas und sagt dann, man muss es zurückgeben. Warum hat Er es dann überhaupt gegeben?

Die Höhere Kraft, der Schöpfer, hat die gesamte Welt erschaffen, die Welt von Ejn Sof (Unendlichkeit). Dann hat Sie die Welt zerbrochen und gab sie dem Menschen. Sie gab ihm die zerbrochene Seele, damit er sie wieder zusammenfügen kann.

Es ist vergleichbar mit einem Puzzle, das man zusammensetzt, dabei lernt und Fortschritte macht. Gibt man das Puzzle bereits zusammengesetzt einem Kind, wird dieses es zerbrechen, weil es vom Drang getrieben wird, zu verstehen und zu wissen. Der Mensch kann sich von Natur aus nicht einer vollständigen Sache annähern. Um sie zu verstehen und um sie zu studieren, muss er sie zerbrechen.

Was hat das alles mit den „Gaben“ zu tun?

Der Mensch nimmt seinen Teil des gesamten, zerbrochenen Verlangen und erhebt es so hoch wie möglich, damit es korrigiert wird. Die Korrektur erhält er von oben. Von der Höheren Kraft hat er alles zerbrochen erhalten. Nun muss er es nur erheben, d.h. erkennen, dass es zerbrochen ist, und die Höhere Kraft bitten, sich an der Korrektur zu beteiligen. Die Korrektur selbst kommt immer durch das korrigierende Licht von oben. So wie es geschrieben steht: Ich habe den bösen Trieb erschaffen; Ich habe für ihn die Tora als Gewürz erschaffen … weil das Licht in Ihr ihn korrigiert.“(8)

Der Mensch, die „sprechende Stufe“, befindet sich in der Mitte. Sie gehört nicht zum „bösen Trieb”. Dieser ist nicht sein eigener, denn die Höhere Kraft, hat ihn so erschaffen. Die „sprechende Stufe“ gehört aber auch nicht zum Licht, welches korrigieren kann. Deshalb ist die Aufgabe des „sprechenden“ Menschen nur, diese Beiden – das verdorbene Verlangen unten, mit dem Licht von oben – zu verbinden. Das heißt alles, was er tun muss ist, um Korrektur zu bitten, zu fordern und dafür zu beten.

Wie macht man das richtig? Wie soll der Mensch diese Arbeit tun, damit er sie in der richtigen Weise der Höheren Kraft geben kann?

Die Arbeit besteht darin, jedes Verlangen, dessen Zeit für die Korrektur gekommen ist, zu prüfen und zu ordnen. Zuerst prüft es der Mensch durch das Licht, dann richtet er es zur Korrektur durch das Licht aus und bittet um dessen Korrektur. Diese kann nur mit Hilfe des Lichtes geschehen. 

Ohne das Studium der „Weisheit der Kabbala” ist es für einen Menschen unmöglich, irgendetwas tun zu können, denn durch das Studium erhält er das Licht.

Dann empfängt man das Licht, wenn man die Kabbala studiert?

Ja. Während des Studiums beginnt der Mensch zu spüren, wie sich alles zusammenfügt. Bis zu jenem Zustand dauert es zwar einige Zeit in der man richtig studiert, doch dann kann man alle kabbalistischen Quellen – dem Pentateuch, der Gemara und der Mishna – als Quelle des Lichts nutzen.

Sohar für Alle, Pekudej (Zählungen), Punkt 49

Dies sind die Zählungen der Stiftshütte

Und wie das Verlangen von ganz Israel in dem war, was sie freiwillig taten, so war ihr Verlangen in dieser Berechnung. Durch ihr Verlangen dehnten sie die Mochin der Berechnung aus, und dann wurde die ganze Arbeit durch ihr Verlangen getan. Daher wird hier in der Stiftshütte die Berechnung gebraucht, denn durch die Berechnung wird die Arbeit getan. Deshalb steht geschrieben: Dies sind die Zählungen der Stiftshütte.“

Dies ist eine Berechnung, die alle anderen Berechnungen in der Welt – die Ausdehnung von GaR de Chochma – die nicht von der Kedusha (Heiligkeit) sind, in den Schatten stellt. Denn die anderen Berechnungen bleiben nicht bestehen, sondern zerstören den Ort, zu dem sie angezogen werden. Doch diese Berechnung in der Stiftshütte, welche WaK de Chochma ist, überdauert alles andere. Deshalb überdauert die Stiftshütte und nichts anderes.

Es gibt einen großen Unterschied zwischen WaK (Waw Kzawot, 6 Kanten oder Ränder) und GaR (“die ersten Drei“, KaCHaB). GaR bedeutet, dass der Mensch alles für sich selbst erhält. WaK bedeutet, dass er es ablehnt, zu empfangen und alles im Geben tun will. Dann strömen die Lichter durch ihn hindurch. Er empfängt das gesamte Ejn Sof, um es an die anderen weiterzugeben. Es ist aber nicht schlecht für ihn, wenn er komplett in der „Absicht des Gebens” arbeitet, denn so wird er der Quelle, der Höheren Kraft, ähnlich. Diese kann so durch ihn an alle Licht geben. Dadurch können sich auch alle anderen verbinden und jeder leitet an jeden anderen weiter. So entsteht die große Sphäre, welche „die gemeinsame Seele von Ejn Sof“ genannt wird.

(1) Babylonischer Talmud, Masechet Kidushin, 30b.

(2) Midrash Rabba, Shemot (Exodus), Teil 2, Absatz 4.

(3) Jerusalemer Talmud, Seder Nashim, Masechet Nedarim, Kapitel 9, S. 30b.

(4) Babylonischer Talmud, Masechet Kidushin, S. 70a.

(5) Die Schriften von Baal HaSulam, S. 766.

(6) Midrash Rabba, Eicha, “Einleitung“, Absatz 2

(7) Lecha Doddi, Elkabez, gesungen am Shabbatabend

(8) Babylonischer Talmud, Masechet Kidushin, 30b; Midrash Rabba, Eicha, “Einleitung“, Absatz 2.

Lexikon Parasha WaJakhel und Parasha Pekudej

Gabe   Je mehr der Mensch vorankommen kann, um so mehr erhöht sich die Wichtigkeit der Höheren Kraft in seinen Augen. Eine „Gabe” ist es also dann, wenn ein Mensch die Wichtigkeit der Eigenschaft der Liebe und des Gebens erhöht.

heilige Arbeit   Als „heilige Arbeit” wird die Korrektur des Systems der „Stiftshütte” bezeichnet.[…] Es gibt neun Unterscheidungen in der Arbeit an der „Stiftshütte”. Alles andere wird weder als Arbeit noch als Werk bezeichnet.

Wolke   Sie bedeutet Verhüllung. Die Höhere Kraft verbirgt sich selbst. Denn nur durch diese Verhüllung, wodurch der Mensch erkennt, dass die Höhere Kraft verborgen ist, will er sie dann auch offenbaren. Durch das Erkennen der Gegensätze, korrigiert die „Wolke” den Menschen. Sie, die Verhüllung, führt den Menschen. Auch die Kraft Moses folgt ihr.

Stiftshütte und das Zelt der Begegnung   Die Seele enthält ein umgebendes, äußeres Kli (Gefäß). Selbst wenn sie große Lichter enthält, sind diese außerhalb von ihr. Zudem gibt es die inneren Kelim (Gefäße), welche die „Stiftshütte”darstellen. Ähnlich wie in dieser physischen Welt hat der Mensch spirituell gesehen eine Shoresh (Wurzel), eine Neshama (Seele) und einen Guf (Körper). Dazu hat er auch Lewush (Kleidung) und Heichal (Palast), welche den Rest der Welt darstellen. So ist er aufgebaut und nimmt das Kli, in dem er sich befindet, wahr. Aber eigentlich befindet sich alles in ihm, auch wenn es scheint, als sei es außerhalb.

Das Gleiche gilt für die „Stiftshütte”. Es gibt die „Stiftshütte”, welche das Innere symbolisiert und vom „Zelt der Begegnung“, einem „Vorhof” und vielen anderen Details umgeben ist. Beginnt der Mensch, all das wahrzunehmen und zu studieren, sieht er, dass jedes Element einer einzigartigen Form der Arbeit bedarf.

Sohar für Alle, Pekudej (Zählungen), Punkt 42

Schöne Zweige, die Freude der ganzen Erde

Die Schönheit der wirklichen Welt und deren Wahrnehmung können in dieser Welt nicht erkannt werden, bis die Stiftshütte gebaut und errichtet, und die Lade an diesen heiligen Ort gebracht wird. Ab diesem Zeitpunkt wird die Vision des Ganzen, das Göttliche, in der Welt wahrgenommen, und die höhere Welt wird errichtet. Die Würdigen kommen in die Stiftshütte und in die Lade, bis zum Mittelpunkt, welcher sich dort befindet. Er wird beschrieben als “Schöne Zweige, die Freude des Ganzen“. Dann beginnt der Zustand der Lade. Darüber wird gesagt: „Dies ist meine Ruhestätte für immer; hier will ich wohnen, denn ich habe es mir gewünscht.“

Kommt der Mensch an diesen spannenden Punkt, gibt es nichts Erhabeneres. Nun ist er in Kontakt und Dwekut (Anhaftung) mit der Höheren Kraft. Er erkennt das Ziel, für das er so lange gearbeitet hat. Von nun an ist eine Vergrößerung der Dwekut nur noch durch das Beenden der Korrektur möglich.

Heute befindet sich die Welt in einer Krise. Damit beginnt aber der Weg hin zur Verbindung. Deshalb wird nun auch die „Weisheit der Kabbala” offenbart. Es steht geschrieben: „Und es wird keiner mehr seinen Nächsten und keiner mehr seinen Bruder lehren und sagen: ‘Erkenne den Herrn!’ Denn sie werden Mich alle kennen, vom Kleinsten bis zum Größten unter ihnen“ (Jeremia 31:34). Alle Menschen werden also die Höhere Kraft offenbaren. 

Mit anderen Worten, die „Stiftshütte”, das „Zelt der Begegnung”, der „dritte Tempel” – also alle Verlangen, alles, was im Universum existiert – wird Verbindung und Korrektur erlangen. Es steht geschrieben: „Die will ich zu meinem heiligen Berg führen und sie in meinem Bethaus erfreuen; ihre Brandopfer und Schlachtopfer sollen wohlgefällig sein auf meinem Altar; denn mein Haus soll ein Bethaus für alle Völker genannt werden.“„Sie werden mich alle kennen“ (Jesaja 56:7).

 

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