Lag BaOmer aus kabbalistischer Sicht
Traditionelles
An diesem fröhlichen jüdischen Feiertag, der jedes Jahr am 18. Iyar stattfindet, machen viele Menschen ein Lagerfeuer, amüsieren sich und feiern Hochzeiten, was in der Zeit von Pessach bis Shawout nur an Lag BaOmer erlaubt ist. Viele vollziehen an diesem Tag auch das Halake-Ritual, den ersten Haarschnitt von Jungen, die das dritte Lebensjahr erreicht haben.
Dieser Feiertag ist außerdem Shimon Bar Yohai (RASHBI), dem bedeutenden Kabbalisten, der das Buch Sohar schrieb, gewidmet. Er starb am Tag Lag BaOmer.
Kabbalistische Sicht
Lag BaOmer ist kabbalistisch gesehen ein Feiertag des Lichts. Lag ist ein Akronym für Lamed, mit dem Zahlenwert 30 und Gimel, mit dem Zahlenwert 3, also 33. Omer ist einerseits eine Maßeinheit, bedeutet aber auch Garbe (Bündel aus Weizenähren). Der ganze Name Lag BaOmer kann daher mit „dreiunddreißig Tage zählen“ übersetzt werden. Deshalb findet der Feiertag am 33. Tag nach Pessach, nach dem „Auszug aus Ägypten“ statt. Damit ist der Auszug aus dem egoistischen Verlangen hin zum Geben, um zu Geben gemeint. Danach beginnt die „Reinigung“ aller Verlangen bis zum 50. Tag, dem Feiertag Shawuot. Nach diesen 50 Tagen sind alle Verlangen gereinigt und für das Empfangen der Tora bereit. Es ist das Licht, das die Verlangen korrigiert, um empfangen um zu geben zu können.
Bis zu Lag BaOmer gilt man noch nicht als vollständig aus Ägypten ausgezogen. Denn erst wenn alle „ägyptischen“, egoistischen Verlangen zum Geben um zu Geben gewandelt sind, ist man vollständig aus Ägypten ausgezogen. Insgesamt muss man in 50 Schritten von Pessach bis Shawuot 49 Sefirot korrigieren. Sind 33 Sefirot korrigiert, braucht man nicht mehr daran zweifeln, dass man die Korrektur vollenden wird, denn ab dem Zustand Lag BaOmer beginnt das Licht der „Gabe der Tora“ bereits zu leuchten, wenn zunächst auch nur aus der Entfernung. Das bedeutet, danach beginnt man, sich für den „Empfang der Tora“ an Shawuot vorzubereiten.
Der „Auszug aus Ägypten“ geschieht unter dem Einfluss des Höheren Lichtes Chochma, das sich dank dem Erwachen des Menschen offenbart. Als Ergebnis erhebt der Mensch sich über seinen Egoismus und trennt sich von ihm. Dies passiert aber nur dank dem Licht, das von oben kommt. Die Verlangen des Menschen bleiben noch egoistisch, aber das Licht ermöglicht es, zu wollen, dass man sich über den Egoismus erheben kann.
Es gibt eine Verbindung zwischen der spirituellen Wurzel und den physischen Festen dieser Welt, und deswegen gibt es Tage, an denen das den Menschen umgebendes Licht stärker wirkt. Deswegen muss man die besondere Zeit des Feiertages Lag BaOmer, an dem alle Bedingungen auf die Korrektur ausgerichtet sind, nutzen. An diesem Tag sollte man mit allen Kräften versuchen, Verbindung zwischen den Menschen zu erreichen.
Geschichtliches
In der Geschichte der Menschheit zeigt sich die Auswirkung dieses Lichtes an einem Ereignis, an dem vierundzwanzigtausend Schüler von Rabbi Akiva gleichzeitig verstorben sind. In ihnen kam ein so großer Egoismus zum Vorschein, dass sie anstelle der Liebe zum Nächsten – welche ihr Lehrer Rabbi Akiva von ihnen gefordert hatte – in grundlosen Hass verfielen. Deswegen konnten sie das Licht der Korrektur, das sich damals offenbarte, nicht aushalten und starben. Da sie ihren Egoismus nicht überwinden konnten, sind sie spirituell gestorben und verschwanden deshalb auch physisch durch eine Epidemie. Ab dem Tag Lag BaOmer starb niemand mehr.
Allerdings blieb nur eine kleine Gruppe von Schülern unter der Leitung von Rabbi Shimon übrig. In dieser Gruppe gab es zehn Menschen, die sich wie zehn Sefirot verbinden und dank dieser Verbindung das Buch Sohar schreiben konnten. Sie erhielten das Licht, das zur Quelle zurückführt, und mit dessen Hilfe konnten sie die 125 Stufen der Korrektur durchgehen. Das eigentliche Licht zu beschreiben ist unmöglich, doch ihre Korrekturen und Offenbarungen konnten diese Menschen aufgeschrieben. Denn als das Licht ihre Verlangen, welche nach Verbindung strebten, beleuchtete, erlangten sie eine neue Formen der Vereinigung, in welcher sich das Licht, die Tora, offenbarte. Der Sohar ist heute das wichtigste kabbalistische Buch, da es einen Kommentar zum Pentateuch enthält, der es den Menschen ermöglicht, mit Hilfe einer Gruppe Gleichgesinnter zur Korrektur zu gelangen.
Zusammengefasst aus dem Beitrag: Unterricht von Rav Michael Laitman zum Thema „Feiertag Lag ba-Omer“, 14.05.2017
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