Shamati 109. Zwei Arten von Fleisch

Ich hörte am 20. Cheshwan

Gewöhnlich unterscheiden wir zwei Arten von Fleisch: Fleisch vom Vieh und Fleisch vom Fisch, und bei beiden gibt es Zeichen von Unreinheit. Die Tora hat uns Zeichen gegeben, durch die wir wissen, wie wir diese vermeiden können, damit wir nicht in den Bereich der Unreinheit fallen, der in ihnen ist.

Beim Fisch gibt sie uns die Zeichen von Flossen und Schuppen. Wenn der Mensch diese Zeichen am Fisch sieht, weiß er, wie er sich vorsehen kann, damit er nicht in den Bereich der Unreinheit fällt. Snapir (Flosse) deutet auf Sone-Pe-Or (hasst-Mund-Licht). Dies bezieht sich auf Malchut, „Mund“ genannt. Alle Lichter kommen von ihr, da sie der Aspekt des Glaubens ist.

Und wenn er sieht, dass er im Zustand des Geschmacks des Staubes ist, zu einer Zeit, in der er am Glauben festhalten sollte, dann weiß er mit Gewissheit, dass er seine Handlungen korrigieren muss. Und dies wird „die Shechina im Staub“ genannt. Man muss beten, um die Shechina aus dem Staube zu erheben.

Kaskeset (Schuppen) bedeutet, dass er zu der Zeit von Snapir unfähig ist, überhaupt zu arbeiten. Vielmehr kommt ihm, wenn er Snapir überwindet, eine Frage bezüglich der Vorsehung in den Kopf, und dies wird Kash [1] (Stroh) genannt. Und so fällt er von seiner Arbeit ab. Später gewinnt er die Oberhand und beginnt über dem Verstand zu arbeiten, und ihm kommt ein weiterer Zweifel hinsichtlich der Vorsehung.

Daraus folgt, dass er zweimal Kash hat, was Kas-Keset (Schuppen) sind. Und jedes Mal, wenn er über dem Verstand siegt, steigt er auf und dann steigt er ab. Dann sieht er, dass er aufgrund der starken Zunahme der Zweifel nicht die Oberhand gewinnen kann. In diesem Zustand hat er keine andere Wahl als den Schöpfer anzurufen, so wie geschrieben steht: „Und die Kinder Israels wehklagten unter der Arbeit und ihr Geschrei stieg zu Gott empor und Er erlöste sie aus Ägypten“, was „von allem Unheil erlösen“ bedeutet.

Unsere Weisen nannten eine berühmte Regel, die der Schöpfer sagt: „Er und Ich können nicht in derselben Bleibe weilen“, das heißt, weil sie einander entgegengesetzt sind. Dies ist so, weil es zwei Körper im Menschen gibt, den inneren und den äußeren Körper. In den inneren Körper kleidet sich die spirituelle Lebenskraft, welche der Aspekt des Glaubens und des Gebens ist, genannt „Verstand und Herz“. Und im äußeren Körper ist die körperliche Lebenskraft, was der Aspekt von Wissen und Empfangen ist.

Und in der Mitte, zwischen dem inneren Körper und dem äußeren Körper, gibt es einen mittleren Körper, der keinen eigenen Namen trägt. Wenn der Mensch jedoch gute Taten vollbringt, dann haftet der mittlere Körper dem inneren Körper an. Und wenn er schlechte Taten vollbringt, dann haftet der mittlere Körper dem äußeren Körper an. So hat jeder entweder körperliche oder spirituelle Lebenskraft.

Da es eine Gegensätzlichkeit zwischen dem Inneren und dem Äußeren gibt, folgt daraus: Wenn der mittlere Körper dem inneren Körper anhaftet, wird dies als der Tod des äußeren Körpers angesehen. Und wenn er dem äußeren Körper anhaftet, ist dies der Tod des inneren Körpers. Dies ist so, weil in diesem Zustand die Wahl im mittleren Körper stattfindet: weiterhin der Kedusha (Heiligkeit) anzuhaften oder im Gegenteil, [dem äußeren Körper anzuhaften].

[1]  Hat im Hebräischen die gleichen Wurzelbuchstaben wie „Kaskeset“.

Shamati 108. Wenn du mich für einen Tag verlässt, werde Ich dich für zwei verlassen

Ich hörte im Jahr 1943 in Jerusalem

Jeder Mensch ist vom Schöpfer durch sein Empfangen entfernt. Er ist bloß wegen seines Willens zu empfangen, der in ihm ist, entfernt. Da jedoch der Mensch nicht nach Spiritualität strebt, sondern nur nach Genüssen dieser Welt, so gilt, dass er vom Schöpfer um einen Tag entfernt ist. Das heißt, die Entfernung um einen Tag, die ihn vom Schöpfer trennt, ist nur wegen eines Aspekts –  indem er im Willen versunken ist, Genüsse dieser Welt zu empfangen.

Wenn sich der Mensch jedoch dem Schöpfer annähert, also auf das Empfangen in dieser Welt verzichtet, dann wird er als dem Schöpfer nahe bezeichnet. Wenn er dann aber im Empfangen der nächsten Welt versagt hat, dann gilt er als vom Schöpfer entfernt, weil er spirituelle Genüsse der kommenden Welt für sich empfangen möchte. Und außerdem fällt er auch in das Empfangen der Genüsse dieser Welt. Daher gilt, dass er sich nun um zwei Tage vom Schöpfer entfernt hat:

  1. durch den Empfang der Genüsse dieser Welt, in welche er wieder zurückgekehrt und gefallen ist
  2. da er nun den Willen besitzt, die Krone der nächsten Welt zu empfangen. Denn, da er sich mit Tora und Mizwot beschäftigt hat, zwingt er den Schöpfer, ihm eine Belohnung für seine Bemühungen in der Tora und Mizwot zu zahlen.

Es stellt sich heraus, dass er anfänglich einen Tag ging und daher der Arbeit für den Schöpfer näher kam, und danach ging er sozusagen zwei Tage zurück. Nun bedarf der Mensch unbedingt zweier Arten des Empfangens:

  1. des Empfangens dieser Welt
  2. des Empfangens der nächsten Welt.

Dementsprechend folgt, dass er in die entgegengesetzte Richtung gegangen ist.

Der Rat ist, immer nur den Weg der Tora zu gehen, also den Weg des Gebens. In diesem Fall sollte die Ordnung so aussehen, dass man zunächst bei zwei Grundsätzen vorsichtig sein muss:

  1. bei der Ausführung der Mizwa
  2. bei der Empfindung des Genusses der Mizwa. Man sollte daran glauben, dass der Schöpfer großen Genuss empfindet, wenn wir seine Gebote einhalten.

Folglich sollte der Mensch dementsprechend die Mizwa tatsächlich ausführen und glauben, dass der Schöpfer daran Vergnügen hat, wenn der Untere Seine Gebote ausführt. Dabei gibt es keinen Unterschied zwischen einer großen Mizwa und einer kleinen Mizwa – der Schöpfer genießt also auch die kleinste Handlung, die man für Ihn tut.

Danach gibt es eine Folge, welche das Hauptziel ist, das der Mensch sehen sollte. Mit anderen Worten: Der Mensch sollte Freude und Genuss daraus empfangen, dass er dem Schöpfer Vergnügen bereitet. Und das ist der Hauptschwerpunkt in der Arbeit des Menschen. Und dies heißt: „Dienet dem Schöpfer mit Freuden.“ Dies sollte seine Belohnung für die Arbeit sein, das heißt, Freude und Vergnügen daraus zu empfangen, dass er gewürdigt wurde, dem Schöpfer Freude zu bereiten.

Das ist die Bedeutung von: „Der Fremdling, der in deiner Mitte ist, wird über dich immer höher emporkommen, du aber wirst immer tiefer hinuntersinken. Er wird dir leihen, du aber wirst ihm nicht leihen.“ „Der Fremdling“ ist der Wille zu empfangen (sobald der Wille zu empfangen in die Arbeit für den Schöpfer eintritt, wird er als Ger (Fremdling) bezeichnet. Und bis dahin ist er ein vollendeter Goj.)

„Er wird dir leihen“. Wenn er Kraft für die spirituelle Arbeit gibt, dann gibt er sie in Form eines Anleihens. Das heißt, wenn er einen Tag in Tora und Mizwot arbeitet, dann glaubt der Mensch, auch wenn er nicht sofort an der Stelle eine Belohnung erhält, dass man ihn später als Gegenleistung für alles entlohnen wird, was er in diese Arbeit investiert hat.

Daher kommt er nach einem Arbeitstag zu ihm [Wille zu empfangen] und fordert den ihm versprochenen Lohn ein, dass er ihm eine Gegenleistung für die aufgewendeten Kräfte geben möge, dafür, dass der Körper ihn ließ, sich mit Tora und Mizwot zu beschäftigen. Doch er weigert sich, ihm zu zahlen. Dann beginnt der Fremdling zu schreien: „Was ist das für eine Arbeit? Arbeiten ohne Entgelt?“ Und deshalb will dann der Fremdling Israel keine Kraft mehr zur Arbeit geben.

„Du aber wirst ihm nicht leihen“. Wenn du ihm Nahrung gibst und bittest, er möge dir die Kraft für die Arbeit geben, dann antwortet er, dass er dir nichts schuldet für die Nahrung, die du ihm gibst. „Denn ich gab dir vorher die Kraft zu arbeiten. Und das war unter der Bedingung, dass du mir Güter kaufen würdest. Das, was du mir jetzt gibst, beruht daher alles auf dem vorhergehenden Zustand. Deshalb kommst du jetzt zu mir, damit ich dir mehr Kraft für die Arbeit gebe, sodass du mir neue Güter bringen kannst.“

Somit wird der Wunsch zu empfangen schlauer und benutzt seine Schlauheit, um den Nutzen einer Sache zu berechnen. Manchmal gibt er sich mit wenig zufrieden und sagt, er habe genug Besitztümer, und darum will er dem Menschen keine weitere Kraft geben. Manchmal sagt er dem Menschen, der Weg, auf dem der Mensch geht, sei gefährlich und es könne sein, dass der Mensch seine Kräfte umsonst investiert. Oder er sagt, die Anstrengung sei viel größer als die Belohnung und deshalb möchte er dem Menschen keine Kraft für die Arbeit geben.

Aber wenn der Mensch von seinem Körper Kräfte bekommen will, um auf dem Weg der Tora zu gehen, um die Eigenschaft des Gebens zu erlangen und damit alle seine Taten nur der Vermehrung der Ehre des Himmels dienen, dann sagt ihm sein Körper: „Was werde ich davon haben?“ Er stellt also die bekannten Fragen: „Wer?“ und „Was?“ – genau wie der Einwand des Pharaos: „Wer ist der Schöpfer, dass ich Seiner Stimme gehorchen soll?“ und des Sünders: „Was gibt euch diese Arbeit?“  Und solche Fragen vonseiten des Körpers sind wohl begründet, denn so waren seine Bedingungen. Und dies wird „und wenn du nicht gehorchest der Stimme des Herrn“ genannt, dann beklagt er sich, weil er sich nicht an diese Bedingungen gehalten hat.

„Aber wenn man der Stimme des Schöpfers gehorcht“ bedeutet genau beim Eingang. (Eingang ist ein fortwährender Zustand, weil ein Mensch jedes Mal, wenn er sich im Abstieg befindet, dann wieder von vorne anfangen muss. Deshalb nennt man das „Eingang“. Natürlich gibt es viele Ausgänge und Eingänge.) Er sagt seinem Körper: „Wisse, dass ich in die Arbeit des Schöpfers eintreten will. Meine Absicht ist nur auf das Geben und nicht auf das Empfangen ausgerichtet. Hoffe nicht, etwas für deine Mühe zu bekommen, denn alles ist [in der Absicht] um zu Geben.“

Und wenn der Körper fragt: „Welchen Nutzen wirst du von dieser Arbeit haben?“, gemeint ist „Wer bekommt die Früchte dieser Arbeit, für die ich so viel Kraft und Mühe geben muss?“, oder er fragt einfacher: „Für wen arbeite ich so hart?“

Dann sollte man ihm antworten, dass man an die Worte der Weisen glaube, die sagten, man solle im einfachen Glauben über dem Verstand glauben, dass der Schöpfer uns geboten hat, den Glauben auf uns zu nehmen, dass Er uns geboten hat, Tora und Mizwot einzuhalten. Darüber hinaus sollte der Mensch glauben, dass er dem Schöpfer Genuss bereitet, wenn er Tora und Mizwot mit dem Glauben über dem Verstand erfüllt. Der Mensch muss auch froh sein, dass er dem Schöpfer Freude und Genuss mit seiner Arbeit bereitet.

Folglich finden wir hier vier Bedingungen:

  1. An die Weisen zu glauben, dass das was sie sagten, wahr ist.
  2. Daran glauben, dass der Schöpfer geboten hat, Tora und Mizwot nur mit dem Glauben über dem Verstand zu erfüllen.
  3. Dass es Freude gibt, dass die Geschöpfe Tora und Mizwot auf der Basis des Glaubens erfüllen.
  4. Der Mensch muss Freude, Fröhlichkeit und Genuss davon bekommen, dass er würdig wurde, dem Schöpfer Freude zu bereiten. Und die Größe und Wichtigkeit der Arbeit des Menschen wird anhand der Größe der Freude gemessen, die er während seiner Arbeit verspürt. Das hängt wiederum vom Glauben des Menschen an diese vier Bedingungen ab.

Daraus folgt, dass, wenn man die Stimme des Schöpfers hört, alle Kräfte, die man vom Körper bekommt, nicht als Anleihe zählen werden, die zurückgegeben werden muss, was hingegen der Fall sein wird, wenn man der Stimme des Schöpfers nicht gehorcht. Und wenn der Körper fragt: „Wozu soll ich dir Kräfte für die Arbeit geben, wenn du mir kein Entgelt anbietest?“, dann sollte man darauf antworten: „Dafür wurdest du erschaffen, und was kann ich tun, wenn der Schöpfer dich hasst?“, wie es im Heiligen Sohar geschrieben steht: „Der Schöpfer hasst die Körper.“

Wenn im Sohar steht, dass der Schöpfer insbesondere die Körper hasst, bezieht es sich im Besonderen auf die Körper der Diener des Schöpfers, weil sie „ewige Empfänger“ sein wollen und auch die Krone der nächsten Welt bekommen möchten.

Und dies gilt als „du aber wirst ihm nicht leihen“. Das heißt, du brauchst deinem Körper nichts für die Kraft zurückgeben, die er dir für die Arbeit gab. Wenn du es ihm jedoch leihst und ihm irgendeinen Genuss zurückgibst, dann nur als Anleihe und er sollte dir Kräfte für die Arbeit zurückgeben, aber nicht umsonst.

Und der Körper muss dir immer Kraft für die Arbeit geben und zwar umsonst. Und du gibst ihm keinen Genuss, sondern verlange von ihm stets mehr Kraft für die Arbeit, da der „Schuldner Sklave des Verleihers ist“. So wird der Körper immer der Sklave und du der Herr sein.

Shamati 107. Die zwei Engel

Ich hörte zum Wochenabschnitt Tezawe im Februar 1943, in Jerusalem

Bezüglich der zwei Engel, die den Menschen am Freitagabend begleiten – ein guter und ein böser Engel:

Der gute Engel heißt „Rechte [Seite]“, da der Mensch sich durch ihn der Arbeit für den Schöpfer nähert. Und das heißt „die Rechte bringt näher“. Und der böse Engel stellt die „Linke [Seite]“ dar, die entfernt. Das heißt, sie bringt ihm fremde Gedanken – sowohl im Verstand als auch im Herzen.

Und wenn der Mensch das Böse überwindet und sich dem Schöpfer nähert – das heißt, er überwindet jedes Mal das Böse und haftet dem Schöpfer an –, dann stellt sich heraus, dass er sich dank beider der Anhaftung an den Schöpfer annäherte. Das bedeutet, sie führten beide eine Aufgabe aus, verursachten nämlich, dass er zur Anhaftung an den Schöpfer kommt. Dann sagt der Mensch: „Kommt in Frieden.“[1]

Und wenn der Mensch bereits seine ganze Arbeit abgeschlossen hat, also die ganze „Linke“ in die Kedusha (Heiligkeit) hineinbrachte, wie es geschrieben steht: „Es gibt keinen Platz, an dem man sich vor Dir verstecken kann“, dann gibt es für den bösen Engel nichts mehr zu tun, da der Mensch bereits die Schwierigkeiten überwunden hat, die das Böse brachte, und dann wird der böse Engel untätig, und der Mensch sagt zu ihm: „Gehet in Frieden.“

[1] „Kommt in Frieden, Engel des Himmels“ – eines der Lieder, die am Freitagabend gesungen werden. In der ersten Strophe heißt es „Kommt in Frieden“ und in der letzten „Geht in Frieden“.

Shamati 106. Was ist die Bedeutung der 12 Challot (geflochtene Brote) am Shabbat?

Ich hörte im August 1942

In den Shabbat-Liedern steht: „[…] wird uns die Geschmäcker von den zwölf Challot offenbaren, welche ein Buchstabe in Seinem Namen sind, vervielfältigt und schwach.“

Wir sollten die Worte des heiligen Ari deuten. Es ist bekannt, dass durch Zimzum Bet zwei „Wawim“ entstanden, also die rechte Seite und die linke Seite. Das ist die Bedeutung der „Vervielfältigung“, vom Wort „vervielfältigen.“ Und dadurch, also durch die Kraft der Korrektur von Zimzum Bet, also durch die Vermischung der Eigenschaft von Rachamim (Barmherzigkeit) mit [der Eigenschaft] von Din (Gericht), wurde Din viel schwächer, als sie es vor der Versüßung war.

Und danach leuchten die zwei „Wawim“ in Malchut, was „die sich versammelnden Sajinim“ sind. Die Sajinim sind Malchut, die „Siebente“ genannt wird und die beide „Wawim“ in sich einschließt.

Und der siebente Tag wird Gmar Tikun (Endkorrektur) genannt, welcher in der Zukunft ist. Aber er leuchtet auch während der „sechs Jahrtausende.“ Und das ist die Bedeutung der „sechs Werktage“, betrachtet als „der Schöpfer hat geschaffen, um es zu fertigen“.[1] Und Shabbat heißt Ruhe (wie es geschrieben steht: „Und am siebenten Tage ruhte Er von all Seinem Werke, das Er gemacht.“).

Dies gilt als Shabbat, der in sechs Jahrtausenden leuchtet, denn dann wird der Shabbat als Ruhe angesehen, was einem Menschen gleicht, der eine Last trägt und in der Mitte des Weges steht, um sich auszuruhen, um aufs Neue Kräfte zu schöpfen. Danach muss er wieder die Last tragen. Am Shabbat von Gmar Tikun dagegen gibt es nichts mehr, was man hinzufügen könnte, und daher gibt es überhaupt keine Arbeit mehr.

[1] 1. Buch Mose 2, 3

Shamati 105. Ein Bastard und weiser Schüler gehen einem ungelehrten Hohepriester voraus

Ich hörte am 1. November 1944, in Tel-Aviv

„Ein Bastard und weiser Schüler geht einem ungelehrten Hohepriester voraus“.

Ein Bastard bedeutet „fremder Gott“ und „grausam“. Indem der Mensch das Verbot übertritt, sich an andere Götter zu wenden, zeugen sie ihm den Bastard.

Sich an andere Götter zu wenden, bedeutet, er paart sich mit der Sitra Achra (andere Seite), was die weibliche Scham ist. Dies wird genannt: „Wer über die Schamteile kommt und einen Bastard daraus gebärt.“

Und der Verstand der Hausherren ist dem Verstand der Tora entgegengesetzt. Daher gibt es Meinungsverschiedenheiten zwischen dem ungelehrten und dem weisen Schüler. Und hier herrscht ein großer Unterschied, wenn der Mensch den Bastard gezeugt hat. Ein weiser Schüler behauptet, dass auch dies vom Schöpfer kommt. Er sagt, dass der Grund für die vor seinen Augen sichtbar werdende Form, also die Form des Bastards, durch den Schöpfer hervorgerufen wurde.

Der Bösewicht jedoch sagt, dies sei nur ein fremdartiger Gedanke, der aufgrund einer Sünde zu ihm gekommen ist und er brauche nichts weiter tun, als seine Sünden zu korrigieren.

Ein weiser Schüler jedoch hat die Kraft zu glauben, dass auch dies, das heißt die gegenwärtige Form, so wie sie ist, dazu da ist, dass er darin ihr wahres Wesen sehen muss.

Gleichzeitig muss er das Joch des himmlischen Königreiches bis zur völligen Hingabe auf sich nehmen. Dies bedeutet, was von geringer Wichtigkeit ist, das allerniedrigste und meist verhüllteste, auch dies muss dennoch zu so einer Zeit dem Schöpfer zugeschrieben werden, dass also der Schöpfer in ihm so ein Bild verursacht hat, welches „fremdartige Gedanken“ über die Vorsehung genannt wird. Und bei so einer Kleinigkeit arbeitet er über dem Verstand, so als hätte er einen großen Verstand in der Heiligkeit. Und ein Hohepriester ist jener, der dem Schöpfer dient, gemäß der Bedeutung „und sie sind viele…“, was bedeutet, dass sie viel Tora und viele Gebote haben und ihnen nichts fehlt.

Wenn daher ein Mensch sich verbindet und irgendeine Ordnung bei der Arbeit auf sich nimmt, dann gilt die Regel, dass ein Bastard, der ein weiser Schüler ist, zuerst kommt. Was bedeutet, er nimmt sein Dasein als Bastard in der Form eines weisen Schülers auf sich. Denn der Schöpfer wird „Weiser“ genannt. Sein Schüler ist derjenige, der vom Mund des Schöpfers lernt. Nur ein weiser Schüler kann sagen, dass alles, also all die während der Arbeit in Erscheinung tretenden Formen vom Schöpfer gekommen sind.

Ein ungelehrter Priester hingegen, auch wenn er dem Herrn dient und groß in der Tora und in der Arbeit ist, jedoch noch nicht würdig wurde, vom Munde des Schöpfers zu lernen, gilt noch nicht als „weiser Schüler“.

Daher kann ihm dieser Zustand in keiner Weise helfen, wahre Vollkommenheit zu erreichen, da er den Verstand der Hausherren hat. Und den Verstand der Tora hat nur, wer vom Munde des Schöpfers lernt. Denn nur ein weiser Schüler kennt die Wahrheit, dass der Schöpfer der Verursacher aller Ursachen ist.

Und nun können wir die Worte der Weisen verstehen: „Rabbi Shimon Ben Menasia studierte alle Etin[1] der Tora. Et  bedeutet vermehren. Dies bedeutet, er fügte jeden Tag Tora und Gebote hinzu – mehr als am vorigen Tage. Und als er zu [dem Vers] „den (Et) Schöpfer, deinen Gott, sollst du fürchten“ kam, hörte er auf. Das bedeutet, er konnte nicht vermehren, sondern gelangte an diesen Punkt, wo er nichts hinzufügen konnte, sondern, Gott bewahre, im Gegenteil.

Und [Baal HaSulam] interpretierte: Rabbi Shimon ben[2] Menasia bedeutet, er habe die Menusa (Flucht) verstanden, was das Flüchten und den Rückzug vom Kriegsort bedeutet. Ebenso Ben Ha`amsuni, das heißt, er hat die Wahrheit verstanden, und verstanden, welche Form die Wahrheit hat. Und er blieb auf seinem Wachposten stehen und konnte nicht vorwärtsgehen, bis Rabbi Akiva kam und den Vers „Et“ erklärte: „Den Schöpfer, deinen Gott, sollst du fürchten“ – die weisen Schüler vermehren. Dies bedeutet, durch die Anhaftung an weise Schüler ist es möglich, Unterstützung zu erhalten.

Mit anderen Worten: Nur ein weiser Schüler kann ihm helfen und nichts anderes. Selbst wenn er groß ist in der Tora, wird er dennoch „ungelehrt“ genannt, wenn er nicht des Lernens vom Munde des Schöpfers würdig wurde.

Daher muss der Mensch sich dem weisen Schüler unterwerfen und ohne Widerrede alles annehmen, was der weise Schüler ihm aufgibt, nur auf dem Wege „über dem Verstand“.

„Das Maß dessen ist länger als die Erde.“[3] Dies bedeutet, die Tora beginnt „nach der Erde“, das heißt, wenn sie größer als die Erde ist. Und es gibt eine Regel, dass nichts in der Mitte begonnen werden kann. Wenn man daher beginnen möchte, ist der Beginn „nach der Erde“, das heißt nach dem „Irdischen“. (Dies ist die Bedeutung von „einem ungelehrten Hohepriester“. Dies bedeutet, sogar wenn seine Arbeit in der Größe geschieht, er aber noch nicht das Licht der Tora erlangt hat, befindet er sich so noch in der Weltlichkeit.)

Um zu liShma (für Ihren Namen) zu kommen, muss man viel in lo liShma (nicht für Ihren Namen) lernen. Dies bedeutet, man muss sich in lo liShma anstrengen und mühen, und dann kann man die Wahrheit sehen, dass man noch nicht liShma erlangt hat. Wenn man sich jedoch zuvor nicht mit großer Kraft anstrengt, kann man die Wahrheit nicht sehen.

Ein anderes Mal hat er [Baal HaSulam] gesagt, dass der Mensch viel Tora liShma lernen muss, um die Wahrheit zu erlangen und zu sehen, dass er für lo liShma arbeitet. Die Arbeit [im Aspekt von] liShma wird Belohnung und Strafe genannt, was Malchut ist. Und Tora [im Aspekt von] lo liShma wird Seir Anpin genannt, was die persönliche Vorsehung ist.

Daher hatten die Könige Israels, die alle die persönliche Vorsehung erlangt hatten, nichts mehr zu tun, da sie nichts mehr hinzuzufügen hatten. Deshalb sagten unsere Weisen, „ein König Israels urteilt weder, noch wird er verurteilt.“ Somit haben sie keinen Anteil an der nächsten Welt, weil sie nichts tun, da sie sehen, dass der Schöpfer alles tut.

Dies ist die Bedeutung von Jesebel, der Frau von Achab. Sie deuteten, dass seine Frau sagte: „Ej Sewel (Wo ist Abfall)?“, was bedeutet „Wo ist Abfall in der Welt?“ Sie sah, dass alles gut war. Und Ach Aw (Achab) bedeutet, dass er Ach (Bruder) für den Aw (Vater) im Himmel war. Aber die Könige aus dem Hause David werden geurteilt, denn die Könige aus dem Hause David hatten die Kraft, den Schöpfer und Seine Shechina (göttliche Gegenwart) zu vereinen, obwohl diese Dinge im Widerspruch zueinander stehen, da die persönliche Vorsehung der Unterscheidung von Belohnung und Strafe entgegengesetzt ist.

Und dies ist die Kraft der großen Gerechten, die den Schöpfer und die Shechina vereinen können, das heißt die persönliche Vorsehung mit Belohnung und Bestrafung. Und genau aus diesen beiden geht die vollkommene und wünschenswerte Vollkommenheit hervor.

[1] der Hebräische Artikel „der, die, das“ in der Pluralform

[2] Ben bedeutet auf Hebräisch Sohn. Auch das Wort lehawin (verstehen) leitet sich davon ab.

[3] Hiob 11, 9

Shamati 104. Und der Zerstörer saß

Ich hörte am Shabbatabend zum Wochenabschnitt BeReshit, im Oktober 1942

Im Sohar, Abschnitt Noah, [steht geschrieben]: „Es gab eine Flut und der Zerstörer saß mittendrin.“ Und er fragte: „Mit Flut ist Sintflut gemeint. Dies an sich ist ein Zerstörer und tödlich. Und was bedeutet dann, dass mitten in der Sintflut der Zerstörer sitzt? Und was ist auch der Unterschied zwischen der Flut und dem Zerstörer?“

Und er antwortete, die Flut seien physische Leiden, das heißt Leiden des  Körpers. Und in ihnen, das heißt den Leiden des Körpers, sei noch ein weiterer Zerstörer, der die Spiritualität zerstöre. Dies bedeutet, dass die Leiden des Körpers ihm fremde Gedanken bringen, bis diese fremden Gedanken seine Spiritualität vernichten und töten.

Shamati 103. Von jedem Menschen, dessen Herz willig ist

Ich hörte am Shabbatabend, zum Wochenabschnitt BeReshit, im Oktober 1942

„Von jedem Menschen, dessen Herz willig ist, nehmet Meine Spende.“[1] Das ist die geheime Bedeutung von „der Stoff meiner Spende aus der Heiligkeit“. Mit anderen Worten: Wie kommt der Mensch zum Zustand der Spende? Durch die Heiligkeit.

Die Erklärung davon ist, dass, wenn der Mensch sich selbst durch das heiligt, was ihm erlaubt ist, er dadurch zum Zustand der Spende gelangt, welche die Heilige Shechina (Göttliche Gegenwart) darstellt, die da heißt „Meine Spende“. Und das ist die Bedeutung [des Verses]: „Von jedem Menschen, dessen Herz willig ist.“ Sein ganzes Herz meint, dass, wenn er sein ganzes Herz gibt, er Meiner Spende gewürdigt wird, das heißt, der heiligen Shechina anzuhaften.

Im Vers „an seinem Hochzeitstage, am Tage seiner Herzensfreude“ bedeutet „an seinem Hochzeitstag“ auf einer niedrigeren Stufe zu sein, welche die Niedrigkeit ist. Wenn ein Mensch auf sich nimmt, dem Schöpfer aus Niedrigkeit zu dienen, und er damit einher Freude an der Arbeit hat, dann ist das eine wichtige Stufe. Und dann heißt er „Bräutigam der Heiligen Shechina“.

[1] 2. Buch Mose 25, 2

Shamati 102. Und ihr sollt Euch nehmen eine Frucht vom Baum Hadar

Ich hörte am Tag von Ushpisin de Josef

Der Vers „Und ihr sollt Euch nehmen […] eine Frucht vom Baum Hadar (Ez Hadar)“[1] bedeutet der Aspekt eines Gerechten, genannt „ein Baum, der Früchte trägt“. Dies ist der ganze Unterschied zwischen der Kedusha (Heiligkeit) und der Sitra Achra (andere Seite), dass „ein anderer Gott unfruchtbar ist und keine Früchte trägt“. Ein Gerechter hingegen wird Hadar (Pracht) genannt, weil er eine Frucht erzeugt, er wohnt (dar) in seinem Baum von Jahr zu Jahr. Daher steht bei Josef geschrieben: „Er ist der Ernährer (Mashbir) aller Völker der Länder“, indem er sie mit den Früchten, die er hatte, ernährte. Und sie hatten keine Früchte. Und so fühlte jeder seinen Zustand, ob er von der guten Seite war oder umgekehrt.

Und dies ist die Bedeutung von: „Und Josef versorgte […] mit Brot gemäß dem Wunsche der Kleinen.“ „Die Kleinen“ werden GaR genannt, gemäß dem Geschriebenen „und sie sollen zum Denkband zwischen deinen Augen sein“, was die Tefillin (Gebetsriemen) des Kopfes sind. Aus diesem Grund wird Josef der „Sohn der Alten“, „weiser Sohn“, genannt. Dies ist die Bedeutung von „ich wurde gesandt, um am Leben zu erhalten“, was das „Licht von Chaja“ ist, welches als GaR betrachtet wird.

Dies ist die tiefe Bedeutung des Verses: „Und Ich habe dir einen Shechem (Teil) über deinen Brüdern gegeben, den ich nahm aus der Hand des Amoriters mit meinem Schwerte und mit meinem Bogen.“ (Rashi erklärt: Seine [Josefs] Söhne nahmen zwei Teile. Und „Shechem“ bedeutet „glatt“.) Dies bedeutet, durch seine Söhne, weil Söhne „Früchte“ genannt werden. Und dies gab er Josef.

Dies ist die Bedeutung dessen, was über Saul geschrieben steht: „Von seinen Shechem (Schultern) aufwärts war er größer als jeder im Volk.“ Und dies ist die tiefe Bedeutung von: „Du hast einen Mantel, sei du unser Herrscher.“[2] Und dies ist die tiefe Bedeutung von: „Die Kleinen, warum kommen sie? Um ihre Überbringer zu belohnen.“ Und er fragte: „Warum benötigen sie die Weisheit, wo das Studium doch nicht das Wichtigste ist, sondern die Handlung?“ Und er entgegnete: „Um ihre Überbringer zu belohnen“, da die Weisheit die Handlung hervorbringt.

In der Sache des Streits zwischen Saul und David gab es keinerlei Makel an Saul. Als daher „Saul ein Jahr König war“, musste er die Herrschaft nicht verlängern, da er alles in kurzer Zeit beendet hatte. David hingegen musste vierzig Jahre regieren. David war Sohn von Juda, Sohn der Lea, der verborgenen Welt. Saul hingegen war von Benjamin, der der Sohn der Rachel ist, der enthüllten Welt, und [er] stand somit im Gegensatz zu David. Daher sagte David: „Ich bin Frieden (Shalom)“, was bedeutet: Ich gebe allen und ich liebe alle, „wenn ich jedoch spreche, sind sie für den Krieg.“

Und so stand Absalom (Awshalom) entgegengesetzt zu David. Dies ist die Bedeutung der Sünde von Jerobeam, dem Sohn des Nebat. Der Schöpfer griff seine Kleider und sagte zu ihm: „Ich und du und der Sohn des Isai (= David) werden im Garten Eden wandeln.“ Und er fragte: „Wer führt an?“ Und der Schöpfer antwortete ihm: „Der Sohn des Isai führt an.“ Da antwortete er: „Will nicht.“

Und Tatsache ist, dass in der Anordnung der Stufen zuerst die verborgene Welt und dann die enthüllte Welt kommt. Dies ist die Bedeutung von: „Ich habe alles.“ „Ich habe viel.“ „Viel“ ist GaR, „alles“ ist WaK. Dies ist die Bedeutung von: „Wie soll Jakob stehen, denn er ist klein?“ Und dies ist die Bedeutung davon, dass Jakob ihm das Erstgeborenenrecht nahm. Denn danach bekam er „alles“, da er nun auch GaR hatte. Und dies gelangte durch Josef zu ihm, durch „und Josef versorgte“.

Dies ist die Bedeutung von: „Denn Lea war verhasst.“ Denn von ihr gehen aller Hass und alle Streitigkeiten aus, die unter weisen Schülern herrschen. Und dies ist auch die Bedeutung des Streits zwischen Shamai und Hillel. Und für die Zukunft, wenn die zwei Lager vereint sein werden, das heißt das Lager von Josef und das Lager von Juda. Und dies ist die Bedeutung dessen, was Juda zu Josef sagte: „Oh, mein Herr“, weil da die Vereinigung von Juda und Josef war. Aber Juda muss führend sein.

Und dies erklärt, dass der heilige Ari der Messias, Sohn des Josef war. Deshalb konnte er solch eine Weisheit enthüllen. Da er die Erlaubnis von der enthüllten Welt hatte. Und dieser Streit rührte her von: „Und die Kinder kämpften in ihr“, da Esau die begehrenswerten Kleider hatte, die Rebekka hatte.

[1] 3. Buch Mose 23,40

[2] Jesaja 3,6

Shamati 101. Ein Kommentar zum Lied „Dem Sangmeister auf Shoshanim“

Ich hörte am 28. Februar 1943

Für den Sangmeister, den, der bereits gesiegt hat.

Auf Shoshanim (Rosen). Gemeint ist die heilige Shechina, was die Wandlung betrifft von der Trauer zum Feiertag und zur Sasson (Freude) – dies wird im Hebräischen ähnlich geschrieben wie Shoshanim. Und weil es in ihr viele Zustände gibt – Aufstiege und Abstiege – heißen die Abstiege Shoshanim, vom Ausdruck „stumpft seine Shinaim  (Zähne) ab“. Denn die Fragen des Bösewichts sollen nicht beantwortet werden, sondern eher seine Zähne abstumpfen. Und von den vielfältigen Schlägen, das heißt vom vielen Abstumpfen seiner Zähne, gelangen wir zu den Shoshanim (Rosen). Daher sind viele Aspekte von Sasson (Freude) enthalten, weshalb darüber in der Mehrzahl – Shoshanim – gesprochen wird.

Von den Söhnen des Korach, vom Wort karacha (kahl), was bedeutet, dass das Haar ausgefallen ist.

Searot (Haare, שערות) bedeutet Hastarot (Verborgenheiten, הסתרות), vom Wort Seara (Sturm, סערה). Und bekannt ist: „Die Belohnung entspricht der Mühe.“ Das heißt, wenn Searot (Stürme, סערות) bestehen, dann ist Raum für die Arbeit, und wenn er korrigiert, kommt über die Seara (Sturm, סערה) der Zustand Seara (Haar, שערה), nach der Art von: „Dies ist das Tor zum Schöpfer.“ Und wenn der Mensch alle Stürme korrigiert und nichts Verborgenes mehr hat, dann hat er keinen Raum mehr für Arbeit und daher auch keinen Raum mehr für Belohnung.

Daraus folgt, dass zu Zeiten, in denen der Mensch den Zustand Korach erreicht, er den Glauben nicht weiter fortführen kann, genannt „Tor zum Schöpfer“. Denn, wenn es dort kein Tor gibt, kann man nicht in den Palast des Königs eintreten. Denn der Glaube ist die Grundlage, auf der das ganze Gebäude aufgebaut wird.

„Die Söhne des Korach“ stammt vom Wort Bina. Sie haben verstanden, dass Korach eine Erscheinung von smol (links) ist, von wo die Hölle sich ausbreitet. Deshalb wollten sie die Freundschaft fortsetzen, die sie vorher hatten, noch von der Zeit, wo sie im Zustand von „Oh Schöpfer, ich habe von Dir gehört, Dir zugehört und fürchtete mich“[1] waren. Dies bedeutet, dass sie mit der Kraft, die sie aus der Vergangenheit fortführten, die Kraft hatten, die Zustände zu ertragen und von Erfolg zu  Erfolg zu gehen. Dies ist die Bedeutung von „die Söhne Korachs starben nicht“. Das heißt, sie haben verstanden, dass, wären sie weiter im Zustand von Korach verblieben, sie nicht in der Lage gewesen wären weiterzuleben, also sind sie nicht gestorben.

Maskil (Gelehrter), ein Liebeslied. Dies bedeutet, dass sie gelernt haben, dass das Maß der Freundschaft mit dem Schöpfer vollkommen ist.

Aufwallt mein Herz. Das Überfließen des Herzens geschieht auf dem Wege „vom Herzen zum Mund enthüllt er nicht“. Das heißt, dem Munde kann nichts entlockt werden, was nur der Empfang im Herzen ist, so wie mit den Lippen geflüstert.

In schöner Rede. Glauben (Emuna) wird „eine schöne Rede“ genannt.

Ich sage: „Meine Handlung ist für den König.“ In Zeiten, wo er das Licht des Glaubens erhält, sagt er „meine Handlung ist für den König“ und nicht für ihn selbst. Und dann erlangt er den Zustand „meine Zunge ist der Griffel eines geübten Schreibers“, wenn ihm die Erkenntnis der geschriebenen Tora verliehen wird, was die Bedeutung der Zunge Moses ist.

Schön bist Du vor Menschensöhnen. Wenn er zur heiligen Shechina sagt, dass ihre Schönheit von den Menschensöhnen ist. Das heißt von dem, was die Menschensöhne über sie denken, dass sie unbedeutend ist, gerade dadurch entsteht die Schönheit.

Ausgegossen ist die Anmut über deine Lippen. Die Anmut gehört besonders zu Dingen, die man nicht lobpreisen kann, die wir dennoch wirklich wollen. Dann sagen wir, dass sie anmutig sind.

Über Deine Sefataim (Lippen) bedeutet an den Sofot (Enden), was bedeutet, dass er vom Ende der Welt bis zu ihrem Ende sah.

[1] Sohar, BeReshit 4,7

Shamati 100. Die schriftliche und die mündliche Tora

Ich hörte zum Wochenabschnitt Mishpatim im Jahr 1943

Die schriftliche Tora ist die „Erweckung von oben“, und die mündliche Tora ist die „Erweckung von unten.“ Und sie beide zusammen heißen: „Sechs Jahre soll er dienen; und im siebenten Jahr soll er freigelassen werden.“[1]

Denn die Hauptarbeit findet eben dort statt, wo es Widerstand gibt. Und [das] wird als „Welt“ (Alma) bezeichnet, vom Wort „Verhüllung“ (He‘elem). Dann, während der Verhüllung, gibt es Widerstand, und dann gibt es Platz für Arbeit. Und darin besteht der geheime Sinn der Aussage der Weisen: „Sechs Jahrtausende existiert die Welt, und eins zerstört.“[2] Mit anderen Worten: Wenn die Verhüllung zerstört sein wird, dann gibt es keine Arbeit mehr. Doch der Schöpfer verleiht ihm Flügel, welche Verhüllungen darstellen, damit er Arbeit habe.

[1] 2. Buch Mose 21, 2

[2] Sanhedrin 97a

Shamati 99. Er sagte nicht: „Ein Bösewicht oder ein Gerechter“

Ich hörte am 21. Ijar in Jerusalem

„Rabbi Chanina Bar Papa sagte: ‚Jener Engel, der verantwortlich ist für die Empfängnis, sein Name ist Laila (Nacht). Und er nimmt einen Tropfen und stellt ihn vor den Schöpfer und sagt vor Ihm: ‚Herr der Welt, was soll aus diesem Tropfen werden, ein Held oder ein Schwächling, ein Weiser oder ein Dummer, ein Reicher oder ein Armer‘? Jedoch sagte er nicht: ‚Ein Bösewicht oder ein Gerechter.‘“[1]

Und es sollte gemäß der Regel dargelegt werden, dass ein Dummer kein Gerechter werden kann, so wie die Weisen sagten: „Der Mensch sündigt nicht, es sei denn, der Geist der Dummheit ist in ihn gefahren.“ Umso mehr gilt dies für den, der alle seine Tage ein Narr ist. Demzufolge hat derjenige, der als Narr geboren wurde, keinerlei Wahl, da er dazu bestimmt wurde, ein Dummer zu sein. Wenn daher gesagt wurde: „Er sagte nicht: ein Gerechter oder ein Bösewicht“, so deshalb, damit er eine Wahl habe. Und was ist der Nutzen, wenn er nicht sagte: „Ein Gerechter oder ein Bösewicht“? Denn wenn er dazu bestimmt ist, ein Dummkopf zu sein, ist das dann nicht dasselbe, wie zum Bösewicht bestimmt zu sein?

Und so müssen wir die Worte der Weisen verstehen: Rabbi Yochanan sagte, der Schöpfer sah, dass die Gerechten wenige waren. Er stand und pflanzte sie in jede Generation, so wie geschrieben steht: „Denn die Pfeiler der Welt sind des Schöpfers und er hat die Welt auf sie gestellt.“ Und Rashi interpretiert: „‚Er hat die Welt auf sie gestellt.‘ – Er verteilte sie auf alle Generationen, auf dass sie eine Grundlage und eine Existenz und eine Basis seien für den Erhalt der Welt.“[2]

„Sie sind wenige“ bedeutet, dass sie weniger werden. Was tat Er daher, damit sie sich vermehrten? Er stand und pflanzte sie in jede Generation. Und es muss gefragt werden: Was ist der Nutzen davon, sie in jede Generation zu pflanzen, wodurch sie sich vermehren? Wir müssen verstehen, was der Unterschied dabei ist, ob alle Gerechten in einer Generation oder über alle Generationen hinweg verteilt sind, so wie Rashi darlegt. Vermehren sich die Gerechten dadurch, dass sie in mehreren Generationen vorhanden sind?

Um das Obige zu verstehen, müssen wir die Worte der Weisen, dass der Schöpfer darüber bestimmt, ob aus dem Tropfen ein Weiser oder ein Dummer wird, weiter ausführen und darlegen. Das heißt, derjenige, der schwach geboren ist, also ohne die Kraft, seine Neigung zu überwinden, und mit einem schwachen Verlangen und ohne Begabung zur Welt gekommen ist – und das auch während der Zeit der Vorbereitung, das heißt in der Zeit, wenn der Mensch die Arbeit des Schöpfers beginnt –, muss geeignet sein, die Tora und die Weisheit zu empfangen, so wie geschrieben steht: „Wird den Weisen Weisheit geben.“ Und es stellt sich die Frage: „Wenn sie bereits weise sind, warum benötigen sie dann noch Weisheit? Es hätte heißen sollen: ‚Wird den Dummen Weisheit geben.‘“

Und er erklärt, dass als Weiser jener bezeichnet wird, der nach Weisheit strebt, obwohl er noch keine Weisheit besitzt. Stattdessen hat er, da er einen Willen hat und ein Wille ein Kli genannt wird – und somit all jene, die den Willen und die Sehnsucht nach Weisheit haben –, ein Kli, in welches die Weisheit scheint. Daraus folgt: Wer dumm ist, das heißt, wer kein Verlangen nach Weisheit hat und dessen ganzes Verlangen auf seine eigenen Bedürfnisse gerichtet ist, ist hinsichtlich des Gebens ein Dummer und unfähig, irgendeine Form des Gebens zu erreichen.

Wie kann daher ein Mensch, der mit solchen Eigenschaften geboren wurde, auf die Stufe eines Gerechten gelangen? Daraus folgt, dass er keine Wahlfreiheit hat. Was hat es daher für einen Nutzen zu sagen: „Er sagte nicht: ‚ein Gerechter oder ein Bösewicht‘, damit er eine Wahl hätte“? Da er dumm und schwach geboren wurde, hat er bereits keine Möglichkeit der Wahl, da er zu keinerlei Überwindung und Verlangen nach der Weisheit des Schöpfers fähig ist.

Um dies zu verstehen, das heißt, dass selbst ein Dummer die Wahl haben kann, machte der Schöpfer eine Korrektur, welche die Weisen nennen: „Der Schöpfer sah, dass die Gerechten wenige waren. Er stand und pflanzte sie in jede Generation.“ Und wir fragten: „Was ist der Nutzen davon?“

Nun werden wir die Angelegenheit verstehen.

Es ist nämlich bekannt, dass es verboten ist, sich mit den Bösewichten zu verbinden, sogar wenn man nicht so handelt wie sie, so wie geschrieben steht: „Und er saß nicht in einer Versammlung von Spöttern.“ Dies bedeutet, dass das hauptsächliche Vergehen das Sitzen unter den Spöttern ist und das, obwohl er da sitzt und die Tora studiert und die Gebote einhält. Andernfalls wäre das Verbot wegen der Auslöschung der Tora und der Gebote. Vielmehr ist es so, dass das Sitzen selbst verboten ist, da der Mensch die Gedanken und das Verlangen jener annimmt, die er mag.

Und umgekehrt: Wenn er keinen Willen und kein Verlangen nach Spiritualität hat – wenn er sich unter Menschen befindet, die das Verlangen und den Willen nach Spiritualität haben, wenn er diese Menschen mag, so nimmt auch er ihre Überwindungskraft und ihre Wünsche und Bestrebungen an, obwohl er selbst aus eigener Kraft jene Wünsche und Verlangen und die Überwindungskraft nicht hat. In dem Maße jedoch, wie er jenen Menschen Lieblichkeit und Wichtigkeit zuschreibt, erhält er neue Kräfte.

Nun können wir obige Worte verstehen: „Der Schöpfer sah, dass die Gerechten wenige waren.“ Dies bedeutet, dass nicht jeder Mensch fähig ist, ein Weiser zu sein, da es ihm an den Eigenschaften dafür mangelt, so wie geschrieben steht, dass er als Dummkopf oder Schwächling geboren wurde, [trotzdem] hat auch er die Wahl und hat keine Ausrede aufgrund seiner eigenen Eigenschaften. Dies ist so, weil der Schöpfer die Gerechten in jede Generation pflanzte.

Daher hat der Mensch die Wahl, ob er zu dem Ort gehen will, wo es Gerechte gibt. Indem er ihre Autorität annimmt, wird er die Kräfte erhalten, die ihm selbst seitens seiner natürlichen Eigenschaften fehlen. Er wird sie von den Gerechten erhalten. Und dies ist der Nutzen von „und Er verteilte sie auf jede Generation“, damit es in jeder Generation jemanden gäbe, an den man sich wenden und ihm anhaften kann und von dem man die Kräfte erhalten kann, um zur Stufe eines Gerechten aufzusteigen. Und dadurch werden sie anschließend selbst zu Gerechten.

Daraus folgt, dass „Er sagte nicht: ‚ein Gerechter oder ein Bösewicht‘“ bedeutet, dass er die Wahl hat zu gehen und den Gerechten anzuhaften, um Führung zu erhalten und durch sie Kräfte zu bekommen. Dadurch können auch sie später zu Gerechten werden.

Wären jedoch alle Gerechten in einer Generation, hätten die Dummen und Schwachen keine Möglichkeit, sich dem Schöpfer anzunähern, und daher keine Wahl. Dadurch jedoch, dass alle Gerechten in jede Generation verteilt wurden, hat jeder Einzelne die Kraft der Wahl zu gehen und sich an die in jeder Generation vorhandenen Gerechten anzunähern. Ansonsten wäre seine Tora gezwungenermaßen eine Todesdroge.

Und dies können wir aus einem irdischen Beispiel verstehen. Wenn zwei Menschen einander gegenüberstehen, ergibt sich, dass die Rechte des einen der Linken des anderen gegenübersteht, und die Linke des Zweiten der Rechten seines Freundes gegenüberliegt. Und da es zwei Wege gibt, den rechten, den Weg der Gerechten, deren ganze Sorge allein dem Geben gilt, und den linken Weg, dessen ganze Aufmerksamkeit nur dem Empfangen für sich selbst gilt, worin sie sich vom Schöpfer trennen, der nur Geben ist, so werden sie selbstverständlich vom Leben des Lebens getrennt.

Daher werden die Bösewichte in ihren Leben „tot“ genannt. Daraus folgt, dass sie in der Zeit, in der der Mensch die Anhaftung an den Schöpfer noch nicht erlangt hat, zwei sind.

Dann, wenn der Mensch die Tora lernt, was „rechts“ genannt wird, ist dies jedoch zur Linken des Schöpfers, was bedeutet, dass er die Tora um des Empfangens seiner selbst willen lernt, was ihn vom Schöpfer trennt. Dann wird die Tora ihm zur Todesdroge, weil er in der Trennung bleibt. Denn er will, dass die Tora seinen Körper einkleidet, was bedeutet, dass er möchte, dass die Tora seine Körperlichkeit vergrößert, und dadurch wird sie ihm zur Todesdroge.

Wenn sich der Mensch dem Schöpfer anhaftet, entsteht ein einziger Herrschaftsbereich, und der Mensch verbindet sich mit Seiner Einzigartigkeit. Dann wird seine Rechte zur Rechten des Schöpfers, und der Körper wird zur Kleidung seiner Seele.

Um zu wissen, ob er auf dem Weg der Wahrheit geht, sollte er, wenn er sich um körperliche Bedürfnisse kümmert, erkennen, dass er sich nicht mehr, als für seine Seele notwendig ist, mit ihnen beschäftigt. Und wenn es ihm scheint, er habe mehr als nötig ist, um die Bedürfnisse der Seele einzukleiden, dann ist dies in seinen Augen wie die Kleidung, in die der Mensch seinen Körper kleidet.

Dann achtet er sehr genau darauf, dass die Kleidung weder zu lang noch zu weit ist, sondern seinen Körper genau einkleidet.

Ähnlich ist es, wenn der Mensch in seinen körperlichen Bedürfnissen ist, dann muss er sorgfältig darauf achten, dass da nicht mehr ist, als er für seine Seele benötigt, das heißt, dass es seine Seele einkleidet.

Um zur Anhaftung an den Schöpfer zu gelangen: Nicht jeder, der den Schöpfer nehmen will, kann kommen und nehmen, da dies gegen die Natur des Menschen ist, der im Willen zu empfangen geschaffen wurde, der Eigenschaft der Selbstliebe. Daher benötigen wir die Gerechten der Generation.

Denn wenn der Mensch einem wirklichen Rav anhaftet, dessen einziger Wunsch es ist, gute Taten zu vollbringen, der Mensch jedoch wahrnimmt, dass er zur Ausführung guter Taten nicht fähig ist – also darauf ausgerichtet zu sein, dem Schöpfer Zufriedenheit zu bereiten – dann kann er seinem Rav anhaften und Kräfte von diesem empfangen, auch wenn er selbst von Geburt an keine dieser Eigenschaften besitzt. Und dies allein dadurch, indem er einem wirklichen Rav anhaftet und in dessen Augen Gefallen finden will – also die Dinge tut, die sein Rav liebt, und die Dinge hasst, die auch sein Rav hasst. Dies ist die Bedeutung dessen, dass Er die Gerechten in jede Generation pflanzte.

Was dies angeht, ist es jedoch schwierig zu sehen, warum er die Gerechten in jede Generation verteilt hat. Wir sagten, dies sei wegen der Dummen und Schwächlinge. Er hätte dies jedoch nach einem anderem Rat lösen können: die Dummen gar nicht erst zu erschaffen. Wer verpflichtete Ihn zu sagen, ob dieser Tropfen ein Dummer oder ein Schwächling werden soll? Er hätte alle weise erschaffen können.

Die Antwort ist, dass auch die Dummen benötigt werden, denn sie sind die Träger des Willens zu empfangen. Und sie sehen, dass sie von ihrer Seite keinen Rat haben, wie sie sich alleine an den Schöpfer annähern können, so sind sie so wie jene, über die geschrieben steht: „Und sie sollen hinausgehen und die Leichen jener Menschen sehen, denn ihr Wurm wird nicht sterben, noch werde ihr Feuer gelöscht und sie sollen eine Abscheu für alles Fleisch hegen.“

Sie sind zur Asche unter den Füßen der Gerechten geworden, wodurch die Gerechten das Gute erkennen, das ihnen der Schöpfer zuteil werden ließ, dass er sie weise und heldenhaft erschuf, wodurch er sie an Ihn annäherte. Und nun können sie dem Schöpfer darin danken und ihn preisen, da sie sehen, wie sie sich in einem Zustand der Minderwertigkeit befinden. Und dies wird „Asche unter den Füßen der Gerechten“ genannt, was bedeutet, dass die Gerechten dadurch gehen und den Schöpfer preisen.

Wir müssen jedoch wissen, dass auch die niedrigeren Stufen benötigt werden. Dass die Kleinheit (Katnut) der Stufe nicht als etwas Überflüssiges angesehen wird, um nicht zu sagen, dass es besser wäre, wenn die Stufen der Kleinheit sofort mit der Größe (Gadlut) geboren würden.

Denn dies ist wie beim irdischen Körper, der gewiss wichtige Körperteile hat, so wie das Gehirn und die Augen und solcherlei, und auch Teile, die nicht so wichtig sind, so wie der Magen und die Eingeweide, die Finger und Zehen. Und man kann nicht sagen, dass irgendein Körperteil, der eine nicht so wichtige Aufgabe hat, überflüssig sei, sondern alles ist wichtig.

So ist es auch in der Spiritualität. Auch die Dummen und die Schwachen benötigen wir.

Nun können wir verstehen, was geschrieben steht, dass der Schöpfer sagt: „Kehre zu Mir zurück und Ich werde zu Euch zurückkehren.“ Dies bedeutet, dass der Schöpfer sagt: „Kehre zurück“, und Israel sagt das Gegenteil: „Bring uns zurück zu Dir, Herr, und dann werden wir zurückkehren.“

Dessen Bedeutung ist, dass während des Abstiegs von der Arbeit der Schöpfer zuerst „Kehre zurück“ sagt. Dies bringt dem Menschen einen Aufstieg in der Arbeit des Schöpfers. Dann beginnt der Mensch zu schreien: „Bring uns zurück!“ Zur Zeit des Abstiegs jedoch ruft der Mensch nicht: „Bring uns zurück!“, sondern im Gegenteil, er flieht vor der Arbeit. Daher muss der Mensch wissen, dass zu der Zeit, wo er „Bring uns zurück!“ schreit, dies durch ein Erwecken von Oben kommt, da der Schöpfer zuvor gesagt hatte: „Komm zurück“, wodurch man einen Aufstieg erfährt und „Bring uns zurück!“ sagen kann.

Und dies ist die Bedeutung von „Und es wird sein, als die Lade aufbrach, dass Moses sagte: ‚Erhebe Dich, Schöpfer, und lasse Deine Feinde sich zerstreuen.‘“ Denn „aufbrechen“[3] bedeutet, dass man in der Knechtschaft des Schöpfers voranschreitet, was ein Aufstieg ist, dann sagte Moses: „Erhebe Dich“, und als sie ruhten, sagte er: „Kehre zurück, Schöpfer“. Und während der Ruhe von der Arbeit des Schöpfers benötigt man, dass der Schöpfer sagt: „Kehre zurück“, was bedeutet: „Kehrt zu Mir zurück“, was bedeutet, dass der Schöpfer das Erwachen gibt. Daher sollte man wissen, wann „Erhebe Dich“ oder „Kehre zurück“ zu sagen ist.

Dies ist die Bedeutung dessen, was im Abschnitt Ekew[4] geschrieben steht: „Und Du sollst gedenken des ganzen Weges, […] um zu erkennen, was in deinem Herzen ist: ob Du Seine Gebote einhalten wirst oder nicht.“ „Ob du Seine Gebote einhalten wirst“ wird als „Kehre zurück“ unterschieden. „Oder nicht“ als „Erhebe Dich“. Und wir benötigen beide. Und der Rav weiß, wann [die Zeit von] „Erhebe Dich“ und die von „Kehre zurück“ ist, da die 42 Pfade die Aufstiege und Abstiege sind, die zur Arbeit des Schöpfers gehören.

[1] Traktat Nida, 16b

[2] Traktat Joma, 38b

[3] Das hebräische Wort bedeutet „reisen“.

[4] 5. Buch Mose 8, 2

Shamati 97. Abfälle des Dreschbodens und der Weinkellerei

Ich hörte

Goren (Dreschboden) bedeutet eine geringe Menge an guten Taten, wenn der Mensch den Aspekt von Gronot (hebr.: Hälse; klingt wie Ger’onot – Mängel) mit dem Schöpfer verspürt. Daher verringert er die guten Taten. Und danach kommt er in den Aspekt von Jekew (Weinkeller)was die Bedeutung von „Und er beleidigt den Namen des Schöpfers“ ist.

Sukkot (Laubhüttenfest) wird als Freude angesehen, was „erfreuende Gwurot“ sind, was Reue aus Liebe darstellt, wobei die Vergehen ihm zu Verdiensten werden. Und dann gehen sogar der Dreschboden, Goren, und die Weinkellerei, Jekew, in die Heiligkeit ein.

Und das ist die Bedeutung davon, dass Isaak der Kern von Sukkot (Laubhüttenfest) ist, da alle in ihm eingeschlossen sind (und Pessach ist der Aspekt der Liebe, also der Rechten). Und das ist die Bedeutung [des Verses]: „Und Abraham gebar Isaak.“

Denn das Thema von Vater und Sohn ist das von Verursacher und Folge, Ursache und Ergebnis. Wenn es also vorher nicht den Aspekt von Abraham gegeben hätte, der Rechten, hätte man nicht zum Aspekt von Isaak gelangen können, der Linken. Vielmehr ist die Linke in der Rechten eingeschlossen. Und das ist die Bedeutung von [dem Vers]: „Denn du bist unser Vater.“

Abraham sagte: „Und sie werden ausgelöscht wegen der Heiligung Deines Namens.“ Und so sagte auch Jakob, dass die Bedeutung davon ist, dass die Übertretungen „wegen der Heiligung Deines Namens“ ausgelöscht werden. Und wenn dies so bleibt, dann befindet sich also ein Bruch in der Mitte. Das heißt, die Sünden, die es in der Gemeinschaft Israels geben wird, sind also wie ein Bruch in der Kedusha (Heiligkeit).

Isaak jedoch sagte: „Eine Hälfte ist auf mir und eine Hälfte ist auf dir“, was den Teil der Übertretungen und den Teil der Mizwot bedeutet, das heißt, dass beide in die Heiligkeit eintreten werden. Und das kann mittels Reue aus Liebe sein, wobei Vergehen sich für ihn zu Verdiensten verwandeln. In diesem Zustand gibt es keinen Bruch, wie es geschrieben steht: „Es gibt keinen Bruch und kein Klagegeschrei“[1], sondern es ist alles für die Kedusha korrigiert.

Und das ist die Bedeutung dessen, was die Weisen sagten: „Größer ist der Mist des Maultieres von Isaak als das Geld und das Gold von Abimelech.“

„Mist“ heißt eine nichtige Sache, die keinen Wert hat. Also dass seine Arbeit für ihn Mist war. Und danach kommt ein Zustand der Trennung. Da er seine Arbeit nicht wertschätzt, gelangt er zur Trennung. Und das heißt „Mist und Maultier von Isaak“. Da aber Isaak alles im Aspekt von Reue aus Liebe korrigierte, wobei seine Vergehen ihm zu Verdiensten wurden, sind die Gewinne, die er wegen Mist und Maultier macht, größer als das Geld und das Gold von Abimelech.

Sein Kessef (Geld) bedeutet Kissufim (Verlangen) nach dem Schöpfer. Und Sahav (Gold) bedeutet Se-Hav (gib mir das), was die Sehnsucht nach der Tora darstellt, also nach der Erkenntnis der Tora. Und da Isaak alles korrigierte, das heißt, er erreichte die Reue aus Liebe, wurden ihm dann die Vergehen als Verdienste angerechnet. Und er war sowieso ein großer Reicher, denn beim Einhalten der Mizwot gibt es nicht mehr als 613 Mizwot; Übertretungen und Vergehen sind hingegen grenzenlos. Daher wurde Isaak reich, wie es geschrieben steht: „Und er hat hundert Tore gefunden.“ Was bedeutet, dass er hundert Prozent in der Kedusha hatte, ohne jeglichen Abfall, da auch der Abfall in ihm korrigiert war.

Daher wird die Bedeckung der Sukka (Laubhütte) aus dem Abfall des Dreschbodens und der Weinkellerei gemacht. (Und man kann sagen, wie die Weisen sagten, dass Moses vom Abfall reich wurde.) Daher wurde Sukkot hauptsächlich nach Isaak benannt, der die sich erfreuenden Gwurot darstellt, und auch auf den Namen von Moses geht Sukkot zurück.

[1] Psalm 144, 14

Shamati 98. Als Spiritualität wird das bezeichnet, was niemals verloren geht

Ich hörte im Jahr 1948

Als Spiritualität wird bezeichnet, was niemals verloren geht. Daher wird der Wille zu empfangen in der Form, in der er sich befindet, nämlich „um zu empfangen“, als Körperlichkeit bezeichnet, denn er wird sich von dieser Form lösen, und die Form „um zu geben“ annehmen.

Die Realität des Raumes wird in der Spiritualität als Ort (Raum, Platz) der Wirklichkeit bezeichnet, weil jeder der dorthin kommt – also an diesen Ort –, die gleiche Form sieht wie ein anderer. Eine imaginäre Sache dagegen wird nicht als real bezeichnet, da sie imaginär ist, und jeder stellt [sie] sich auf eigene Weise vor.

Wenn wir sagen, dass die Tora „siebzig Gesichter“ hat, so sind dies siebzig Stufen. Und auf jeder Stufe wird die Tora gemäß der Stufe, auf der sich der Mensch befindet, interpretiert. Aber die „Welt“ (Olam) ist Wirklichkeit. Das bedeutet, dass jeder, der eine gewisse Stufe von den siebzig Stufen derselben Welt erfasst, die gleiche Form erkennt wie alle, die dorthin kamen.

Daraus geht das von unseren Weisen Gesagte hervor, welche die Verse der Tora deuten. Sie sagen: „So sprach Abraham zu Isaak“ und andere ähnliche Sprüche unserer Weisen. Sie sprachen das Gesagte aus, was in den Versen erläutert wird. Und es stellt sich die Frage: Woher wussten sie, was der eine zum anderen sagte?

Doch wie oben gesagt wurde, sahen und wussten diejenigen, die auf die Stufe gelangten, auf welcher Abraham oder wer auch immer stand, genau dasselbe, was Abraham sah und wusste.

Daher wissen sie, was Abraham sagte. Und so gilt das für alle Deutungen der Weisen, in denen sie die Verse der Tora auslegten. All das taten sie, weil auch sie die gleiche Stufe erfassten. Und jede Stufe in der Spiritualität ist Wirklichkeit, wobei alle die Wirklichkeit sehen. Wie alle, die in die Stadt London in England kommen, sehen, was es in der Stadt gibt, und hören, worüber in der Stadt gesprochen wird.

Shamati 96. Der Abfall des Dreschbodens und des Weinkellers in der spirituellen Arbeit

Ich hörte am Abend von Sukkot in der Sukka im Jahr 1942

 

Ein Dreschboden (Goren) bedeutet männliche Dinim (Urteil), so wie es heißt „verborgen und nicht verunreinigt“, wenn er fühlt, dass er in einem Zustand von Goren (Dreschboden) ist, was Ger (Fremder) in der Arbeit bedeutet.

Ein Weinkeller (Jekew) bedeutet weibliche Dinim, so wie [geschrieben steht] „verborgen und verunreinigt.“ Jekew (Weinkeller) wird als Nekew (Öffnung) angesehen.

Und es gibt zwei Arten von Sukkot:

  1. Wolken der Ehre
  2. Abfall von Dreschboden und Weinkeller.

Eine Wolke gilt als Verhüllung, wenn der Mensch die Verhüllung fühlt, die über der Heiligkeit ist. Und wenn der Mensch die Wolke, also die von ihm empfundene Verhüllung, überwindet, dann erlangt er hierdurch die Wolken der Ehre. Dies wird MaN de Ima genannt und geschieht während der sechstausend Jahre. Und das ist der Aspekt von Sod (Geheimnis), der noch nicht zur Natur geworden ist, welche als Pshat (enthüllt) bezeichnet wird.

Und der Abfall des Dreschbodens und des Weinkellers werden „Pshat und Natur“ genannt, welche MaN de Malchut ist, die gerade durch den Glauben errichtet ist, welche das „Erwachen von unten“ genannt wird. Und MaN de Ima ist die Erweckung von Oben, was nicht der Natur entspricht. Das bedeutet, dass der Mensch seitens der Natur, wenn er nicht in der Lage ist, die Fülle zu empfangen, keinerlei Geben erhält. Seitens der Erweckung von Oben hingegen, die über der Natur ist, wirkt das Licht tatsächlich auf die Unteren gemäß: „Ich bin der Herr, der unter ihnen inmitten ihrer Unreinheit weilt.“ So wie im heiligen Sohar geschrieben steht: „Obwohl er gesündigt hat, ist es so, als hätte er überhaupt nicht gesündigt.“ Bei einem Erwachen von unten jedoch wird das Licht nicht gegeben. Sondern eben dann, wenn der Mensch vonseiten der Natur geeignet ist, was bedeutet durch ihn selbst, was MaN de Nukwa genannt wird, was er durch den Glauben korrigieren kann. Und dies wird „von seiner Seite“ genannt, das siebte Jahrtausend, genannt „und einer ist zerstört“, was bedeutet, dass „sie nichts Eigenes hat“, was Malchut ist. Wenn dies korrigiert wird, erlangt man das zehnte Jahrtausend, was GaR ist. So eine Seele ist in einer von zehn Generationen zu finden. Es gibt jedoch die Unterscheidung des siebten Jahrtausends, aus dem Blickwinkel der sechstausend Jahre, „einzeln“ genannt. Denn das Allgemeine und das Einzelne sind immer gleichwertig. Dies ist jedoch MaN de Ima, genannt die Wolken der Ehre.

Und der Zweck der Arbeit ist im Aspekt von Pshat und der Natur, da er in dieser Arbeit keinen Raum mehr hat, weiter nach unten zu fallen, da er bereits auf der Erde liegt. Und dies ist so, weil er keine Größe benötigt, da es für ihn immer wie etwas Neues ist.

Dies bedeutet, dass er immer so arbeitet, als hätte er gerade zu arbeiten begonnen.

Und er arbeitet im Aspekt der Annahme der Last des himmlischen Königreichs über dem Verstand. Das Fundament, auf welchem er die Reihenfolge der Arbeit aufgebaut hat, war in der niedrigsten Form. Und alles war über dem Verstand. Nur wer ein echter Narr ist, kann so niedrig sein, dass er ohne Basis vorgeht, auf der er den eigenen Glauben bauen kann, wirklich ohne jegliche Unterstützung.

Und zusätzlich nimmt er diese Arbeit mit großer Freude an, so als hätte er echtes Wissen und Einsicht, auf die er die Gewissheit des Glaubens gründen kann. Und genau im selben Maße über dem Verstand. Genau im selben Maße, als hätte er Verstand. Wenn er daher auf diesem Wege beständig ist, kann er niemals fallen. Vielmehr kann er immer in Freude sein, dadurch dass er glaubt, er diene einem großen König.

Dies ist die Bedeutung des Geschriebenen: „Das eine Lamm sollst du am Morgen opfern und das andere Lamm sollst du bei der Dämmerung opfern […], so wie die Opferung der Speise am Morgen und dessen Trinkopfer.“ Dies bedeutet, dass eben diese Freude, die er während der Darbringung seines Opfers empfand, als es für ihn Morgen war, wobei Morgen „Licht“ genannt wird, was bedeutet, dass das Licht der Tora für ihn in äußerster Klarheit schien; in eben dieser Freude brachte er sein Opfer dar, das heißt seine Arbeit, obwohl es für ihn wie Abend war.

Dies bedeutet: Obwohl er keinerlei Klarheit in der Tora und in der Arbeit hatte, tat er doch alles mit Freude, da er über der Vernunft arbeitet. Daher kann er nicht messen, welcher Zustand den Schöpfer mehr erfreut.

Dies ist die Bedeutung davon, dass Rabbi Shimon Ben Menasia eine „Art Stoff“ gepredigt hat. Stoff bedeutet ohne Wissen und Verstand. „Ein Ohr, das auf dem Berge Sinai hörte, wird nicht stehlen“. Dies bedeutet für sich selbst nichts zu empfangen, sondern das Joch des himmlischen Königreichs ohne jegliche Gadlut (Größe) auf sich zu nehmen, jedoch vollkommen über dem Verstand. Und er ging hin und stahl etwas von dem Leuchten für sich, das heißt, er sagt, nun kann ich bereits der Diener des Herrn sein, da ich schon Wissen und Verstand in der Arbeit habe, und ich verstehe, dass es sich lohnt ein Diener des Herrn zu sein, und daher benötige ich jetzt keinen Glauben über dem Verstand mehr.

Darüber sagt man uns: „Und er wurde an das Gericht verkauft.“ Mit „Gericht“ ist das Wissen und der Verstand des Menschen gemeint, welche die Handlungen des Menschen danach beurteilen, ob sie es Wert sind sie zu tun oder nicht.

„Er wurde verkauft“ bedeutet, dass er zu einem Fremden in der Arbeit des Herrn geworden ist, wenn der Verstand kommt und ihm die bekannte Frage stellt: „Was ist diese Arbeit?“ Und er kommt von der Seite des Stehlens, von der Seite, wo er schon eine Art Bestätigung für die Wahrnehmung des Glaubens erhalten hat. Daher kommt er und möchte die Bestätigung mit seinen Fragen löschen. Dies ist jedoch nur für „sechs“, das heißt, „er wurde für sechs Jahre verkauft“, was männliche Dinim sind. Wenn der hebräische Diener jedoch sagt: „Ich liebe meinen Herrn … ich werde nicht frei hinaus gehen“, was bedeutet, dass er ohne die Mizwot nicht in die Freiheit hinausgehen möchte, dann ist die Korrektur „sein Herr wird ihm bringen“, was der Herr der ganzen Welt „zur Tür oder zum Türpfosten“ bedeutet, das heißt, dass er das Empfangen des Königreichs des Himmels blockiert. Und „er durchbohrte“, was bedeutet, dass man ihm ein Loch in sein Ohr machte. Was bedeutet, dass man ihm ein anderes Loch macht, damit er noch einmal hören könne, was er auf dem Berge Sinai gehört hat: „Stehle nicht.“ Und: „Diene Ihm für immer.“ Denn dann wird er wirklich zum Diener des Herrn.

Sukkot ist ein vorübergehender Wohnort. Dies bedeutet, wer bereits einen ständigen Wohnort erlangt hat und nichts weiter zu tun hat, als mit der Angelegenheit des ersten die Missetaten zu zählen, dann ist es angeraten, zu einem vorübergehenden Wohnort hinauszugehen. So wie es war, als er auf dem Wege zum Hause des Göttlichen war, bevor er beim festen Wohnort ankam. Zu jener Zeit hatte er stets das Bedürfnis im Gemach des Schöpfers anzukommen. Und er hatte Gäste, also als seine Arbeit in der Art eines vorbeigehenden Gastes war.

Und nun kann er [aus der] Zeit der vergangenen Arbeit fortsetzen, wo er stets dem Schöpfer dankte und Ihn pries, dafür dass Er ihn jedes Mal annäherte. Und darüber fühlte er Freude. Die einst von ihm empfundene Freude kann er nun an Sukkot fortsetzen. Und dies ist die Andeutung an eine vorübergehende Wohnung. Daher sagten sie: „Gehe hinaus aus deiner ständigen Wohnung und verweile an einem vorübergehenden Wohnort.“

„Nicht das Studium ist das Wichtigste, sondern die Handlung“. Dies bedeutet, dass eine Handlung wie eine Art Stoff genannt wird. So wie Rabbi Shimon Ben Menasia „eine Art Stoff“ predigte: dass die Hauptsache die Handlung ist, und der Verstand ist nur wie ein Spiegel.

Aber ebenso wird die Handlung als Stufe des „belebten“ und der Verstand als „sprechend“ bezeichnet. Die Sache ist so, wenn es Vollkommenheit in der Handlung gibt, dann ist die Handlung so groß, dass sie den Verstand der Tora mit sich bringt. Und der Verstand der Tora wird Aspekt des Sprechenden genannt.

Shamati 95. Die Entfernung der Vorhaut

Ich hörte während eines Festmahls anlässlich einer  Beschneidungsfeier, im Jahr 1943 in Jerusalem

Malchut an sich wird „untere Chochma (Weisheit)“ genannt, und hinsichtlich ihrer Bindung an Jessod heißt sie „Glaube“. Und über Jessod liegt eine „Vorhaut“, deren Aufgabe es ist, Malchut von Jessod zu trennen und sie sich nicht mit Jessod verbinden zu lassen. Die Kraft der Vorhaut besteht darin, dass sie ausmalt, der Glaube sei Staub. Dies ist die Bedeutung von „Shechina (göttliche Gegenwart) im Staub“.

Und wenn man diese darstellende Kraft entfernt, ja sogar sagt, die ausmalende Kraft ist Staub, dann heißt das Beschneidung, wenn die Vorhaut abgeschnitten und die Vorhaut in den Staub geworfen wird.

In diesem Zustand erhebt sich die heilige Shechina aus dem Staub, und dann wird die Erhabenheit des Glaubens sichtbar. Und das wird als Erlösung bezeichnet, wenn man der Erhebung der Shechina aus dem Staub würdig wurde. Aus diesem Grunde soll man alle Arbeit darauf konzentrieren, die darstellende Kraft zu entfernen. Und nur der Glaube gilt als vollkommen.

„Sie sind übergenau mit sich selbst, so sehr wie eine Olive und wie ein Ei“. Eine „Olive“ ist, wie die Turteltaube sagte: „Lieber sollen meine Speisen bitter sein wie eine Olive, die von Oben kommt.“ Und „wie ein Ei“ bedeutet, dass es darin keinerlei Leben gibt, obwohl daraus ein Lebewesen hervorkommen wird, doch im Moment sieht man darin kein Leben. Und sie sind übergenau mit sich selbst und ziehen es vor zu arbeiten, obwohl dieser Zustand wie eine „Olive“ ist.

Auch wenn sie sehen, dass es in der Arbeit keinerlei Lebenskraft gibt und all ihre Kraft zur Arbeit daraus resultiert, dass ihre ganze Ausrichtung nur darauf gerichtet ist, die Shechina aus dem Staub zu erheben, dann erlangen sie dank dieser Arbeit die Erlösung. Und dann sehen sie, dass dieses Mahl, welches vorher wie eine Olive und ein Ei war, nun lebendig und süß und wunderbar angenehm geworden ist.

Und dies ist die Bedeutung von „ein übergetretener Konvertierter ist wie ein Neugeborenes.“ Auch dann muss er das Bündnis einhalten, und dann wird er sich freuen.

Und daraus folgt, dass zu der Zeit, wenn man ein Neugeborenes beschneidet, die Anwesenden und die Eltern sich freuen, obwohl das Kind leidet; denn sie glauben, dass sich die Seele des Kindes freut. Ähnlich müssen wir uns während der Arbeit des Bündnisses freuen, obwohl wir einen Zustand von Leid verspüren. Trotz alledem sollten wir glauben, dass unsere Seele glücklich ist.

Unsere ganze Arbeit sollte aus Freude geschehen. Und der Beweis hierfür resultiert aus dem ersten Gebot, welches dem Menschen auferlegt wurde. Das Gebot wird durch die Eltern erfüllt, und die Eltern und Anwesenden freuen sich. So sollten alle Gebote (Mizwot) vom Menschen erfüllt werden: nur mit Freude.

Shamati 94. Und ihr sollt eure Seelen bewahren

Ich hörte im Jahr 1945

Im Vers „Und ihr sollt eure Seelen bewahren“ ist hauptsächlich das Bewahren der spirituellen Seele gemeint. Auf die materielle Seele hingegen achtet der Mensch selbst, auch ohne den Befehl der Tora. Denn die Regel lautet, dass das offensichtliche Erkennungsmerkmal einer Mizwa darin liegt, dass er das, was er tut, um der Mizwa (Gebot) willen tut, und gäbe es keine Mizwa, würde er dies nicht tun. Der Grund, weshalb er es aber doch tut, ist wegen der Mizwa.

Somit benötigt er für eine Mizwa, die er ausführt – wenn er es auch täte, selbst wenn es ihm nicht befohlen wäre – besondere Sorgfalt, um einen Ort zu finden, wo er sagen kann, dass er dies nur um einer Mizwa willen tut.

Dann kann das Licht der Mizwa auf die von ihm durchgeführte Handlung der Mizwa leuchten. Dies nennt man „mit der Mizwa ein Kli bereiten“, in dem das Höhere Licht sein kann. Daher bezieht sich die Sorgfalt hauptsächlich auf die spirituelle Seele.

Shamati 93. Flossen und Schuppen

Ich hörte im Jahr 1945

Verstehe, was die Weisen sagten: „Alles, was Schuppen hat (Kaskesset), von dem ist bekannt, dass es auch Flossen hat (Snapir). Aber alles, was Flossen hat, von dem ist nicht bekannt, ob es auch Schuppen hat.“

In der Arbeit sollten wir dies so erklären: „Kaskesset“ (Schuppen) sind die schwierigen Fragen (Kushiot), die der Mensch während der Arbeit für den Schöpfer hat, und diese Fragen sind Gefäße für das Empfangen von Antworten. Denn die Antworten werden nicht im äußeren Verstand erfüllt, sondern gerade im inneren Verstand, welcher das Höhere Licht darstellt, das sich in den Menschen kleidet. Und sobald das Höhere Licht sich in den Menschen einkleidet, haben sich alle Fragen gelegt.

Je mehr Fragen es daher gibt, umso mehr Höheres Licht kleidet sich in den Menschen. Und daher sind Schuppen ein Zeichen der Reinheit, weil der Mensch sich mit ihrer Hilfe reinigen kann, weil er keine Fragen haben möchte. Und daher tut er alles, was in seiner Kraft steht, um sich zu reinigen und um des Höheren Lichtes würdig zu werden.

Und die Flosse (Snapir) ist ebenfalls ein Zeichen der Reinheit, welches bedeutet: „Sone – Pe – Or- Elijon = hasst – Mund- Höheres Licht.“ Und da er schwierige Fragen hat, ist dies gewiss deshalb, weil er das Höhere Licht hasst. Doch derjenige, welcher Flossen (Snapir) hat, muss nicht unbedingt Fragen (Kushiot) haben.  Möglicherweise hasst er das Höhere Licht, nicht weil er Fragen hat, sondern weil er einfach so gierig ist und sagt: „Ich werde auf keinen Fall gehen.“

Und das sind die Zeichen der Reinheit, wenn er also Fisch hat, und „Fisch“ (Dag) bedeutet „Fleisch, gehüllt in Schuppen und Flossen“, das heißt das Höhere Licht leuchtet in diesen zwei Zeichen. Arbeitet einer aber und hat keine Fragen in der Arbeit, so gilt dies nicht als ein Zeichen von Reinheit. Dies ist so, weil er keinen Ort hat, in welchen er das Höhere Licht hineingeben könnte, so wie er keinen Grund hat, der ihn zwingen würde, Höheres Licht anzuziehen. Denn auch ohne Höheres Licht glaubt er, mit ihm sei alles vollkommen in Ordnung.

Daher gab Pharao, der König von Ägypten, der wollte, dass das Volk Israel unter seiner Herrschaft bleibe, den Befehl, ihnen kein „Kash“ (Stroh) zu geben. Wie es geschrieben steht: „Da zerstreute sich das Volk…, um Stroh zu sammeln…“ Sodann bestünde für sie niemals die Notwendigkeit, dass der Schöpfer sie aus der Herrschaft der Unreinheit in die Kedusha (Heiligkeit) hinausführe.

Shamati 92. Erklärung des Aspektes „Glück“

Ich hörte am 14. Juni 1948

„Glück“ nennt man etwas, das sich „über dem Verstand“ befindet. Somit, selbst wenn es seitens des Verstandes so und so sein musste, wurde es von Seiten des Glücks veranlasst, dass seine Handlungen erfolgreich waren. Denn „Verstand“ bezieht sich auf „Ursache“ und „Wirkung“, was bedeutet, eine Ursache ließ das Ergebnis so hervortreten, wie es ist.

Aber über den Verstand hinaus, wenn die anfängliche Ursache nicht die Ursache des Ergebnisses ist, heißt dies „über dem Verstand“. Dies bezeichnen wir als „Glück“, welches das Ergebnis bewirkt hat.

Es ist bekannt, dass alle Einflüsse vom Licht von Chochma (Weisheit) kommen. Und wenn Chochma scheint, nennt man dies „Linke Linie“ und „Dunkelheit“. Die Fülle ist blockiert und heißt „Eis“. Dies wird als „Verdienst“ bezeichnet, da man dazu würdig wird. Das bedeutet, dass die Ursache, die das Licht Chochma hervorruft, „Verdienst“ heißt, weil sie vorher ist und sich weiter fortsetzt.

Aber „Söhne, Existenz und tägliches Brot hängen nicht vom Menschen ab, sondern vom Glück“. Dies bedeutet, dass Chochma besonders durch die Mittlere Linie vermindert wird und gerade durch die Verminderung, genannt Massach de Chirik, scheint. Daraus folgt, dass sie nicht durch Ursache und Wirkung leuchtet, das heißt, dass Chochma durch die Linke Linie leuchtet, sondern gerade durch die Verminderung. Dies heißt „über dem Verstand“, und dies ist „Glück“.

Shamati 90. Im Sohar, BeReshit

Ich hörte am 28. März 1948

Im Sohar, BeReshit Seite 165, steht, in den Geheimnissen der Tora „werden die Beschützer des Ministers von Oben aufgerichtet. Und die lodernde Flamme des kreisenden Schwertes wird über all den Heeren und den Lagern berufen. Und unter diesem Aspekt werden andere Unterscheidungen zu verschiedenen Stufen gedeutet.“

Und er [Baal Sulam] erklärte, dass, wenn die Linke Linie sich ausbreitet, sie durch die Rechte Linie versüßt werden muss. Sie (die Linke Linie) breitet sich an drei Orten aus:

  1. in Aba we Ima, was die Wurzel ist
  2. in Malchut
  3. in den Engeln Gottes.

In Aba we Ima nennt man sie „Beschützer des Ministers.“ Und in Malchut nennt man sie „die lodernde Flamme des kreisenden Schwertes“. Und in den Engeln nennt man sie „Und unter diesem Aspekt werden andere Unterscheidungen zu verschiedenen Stufen gedeutet.“

Shamati 91. Das Ausgetauschte

Ich hörte am 18. April 1948

Im heiligen Sohar erklärt er den Grund dafür, warum Ruben von Lea geboren wurde, während Jakob zu der Zeit des Aktes an Rachel dachte. Und das Gesetz besagt, dass, wenn man an eine andere denkt, das Kind „Ausgetauschter” genannt wird.

Und der heilige Sohar erklärt, dass er an Rachel dachte und er wirklich dachte, dass es wirklich Rachel sei. „Ausgetauschter“ bedeutet, dass sein Gedanke bei Rachel war und er beim Akt wusste, dass es Lea war. Hier jedoch galt sein Gedanke Rachel, und hinsichtlich des Aktes dachte er, dass es tatsächlich Rachel sei.

Und er erklärte dies: In der Spiritualität ist bekannt, dass sie als Stempel und Abdruck vorkommen, dass jede Stufe von der höheren Stufe abgedruckt wird. Es liegt in der Sache, dass Stempel und Abdruck Gegensätze sind. Der Stempel ist dem Abdruck immer entgegengesetzt. Daraus folgt, dass, was man in Brija als Klipa erachtet, Kedusha in Yezira  ist, und was Kedusha in Yezira ist, ist Klipa in Assija.

Wenn sich der Gerechte daher in irgendeiner Stufe vereint, dann vereint er sich sicherlich mit der Kedusha, die auf dieser Stufe ist. Und wenn er bei dieser Handlung an eine andere Stufe denkt – und was in dieser Stufe Kedusha genannt wird, wird auf einer anderen Stufe Klipa genannt – dann wird es „ausgetauscht“ genannt. Dies bedeutet, was aus dieser Vereinigung hervorgeht, ist ausgetauscht, da die Stufen einander entgegengesetzt sind.

Jakob jedoch dachte an Rachel, das heißt an die Kedusha, die sich in Rachel befand. Und auch was die Handlung betrifft, dachte er, dass es wirklich Rachel sei. Folglich galt sein Gedanke sowohl der  Kedusha in Rachel als auch der Handlung, mit der Absicht auf der Stufe von Rachel zu sein. Daher gibt es hier keinen Aspekt von Lea, der als ausgetauscht gelten könnte.