Shamati 107. Die zwei Engel

Ich hörte zum Wochenabschnitt Tezawe im Februar 1943, in Jerusalem

Bezüglich der zwei Engel, die den Menschen am Freitagabend begleiten – ein guter und ein böser Engel:

Der gute Engel heißt „Rechte [Seite]“, da der Mensch sich durch ihn der Arbeit für den Schöpfer nähert. Und das heißt „die Rechte bringt näher“. Und der böse Engel stellt die „Linke [Seite]“ dar, die entfernt. Das heißt, sie bringt ihm fremde Gedanken – sowohl im Verstand als auch im Herzen.

Und wenn der Mensch das Böse überwindet und sich dem Schöpfer nähert – das heißt, er überwindet jedes Mal das Böse und haftet dem Schöpfer an –, dann stellt sich heraus, dass er sich dank beider der Anhaftung an den Schöpfer annäherte. Das bedeutet, sie führten beide eine Aufgabe aus, verursachten nämlich, dass er zur Anhaftung an den Schöpfer kommt. Dann sagt der Mensch: „Kommt in Frieden.“[1]

Und wenn der Mensch bereits seine ganze Arbeit abgeschlossen hat, also die ganze „Linke“ in die Kedusha (Heiligkeit) hineinbrachte, wie es geschrieben steht: „Es gibt keinen Platz, an dem man sich vor Dir verstecken kann“, dann gibt es für den bösen Engel nichts mehr zu tun, da der Mensch bereits die Schwierigkeiten überwunden hat, die das Böse brachte, und dann wird der böse Engel untätig, und der Mensch sagt zu ihm: „Gehet in Frieden.“

[1] „Kommt in Frieden, Engel des Himmels“ – eines der Lieder, die am Freitagabend gesungen werden. In der ersten Strophe heißt es „Kommt in Frieden“ und in der letzten „Geht in Frieden“.

Shamati 106. Was ist die Bedeutung der 12 Challot (geflochtene Brote) am Shabbat?

Ich hörte im August 1942

In den Shabbat-Liedern steht: „[…] wird uns die Geschmäcker von den zwölf Challot offenbaren, welche ein Buchstabe in Seinem Namen sind, vervielfältigt und schwach.“

Wir sollten die Worte des heiligen Ari deuten. Es ist bekannt, dass durch Zimzum Bet zwei „Wawim“ entstanden, also die rechte Seite und die linke Seite. Das ist die Bedeutung der „Vervielfältigung“, vom Wort „vervielfältigen.“ Und dadurch, also durch die Kraft der Korrektur von Zimzum Bet, also durch die Vermischung der Eigenschaft von Rachamim (Barmherzigkeit) mit [der Eigenschaft] von Din (Gericht), wurde Din viel schwächer, als sie es vor der Versüßung war.

Und danach leuchten die zwei „Wawim“ in Malchut, was „die sich versammelnden Sajinim“ sind. Die Sajinim sind Malchut, die „Siebente“ genannt wird und die beide „Wawim“ in sich einschließt.

Und der siebente Tag wird Gmar Tikun (Endkorrektur) genannt, welcher in der Zukunft ist. Aber er leuchtet auch während der „sechs Jahrtausende.“ Und das ist die Bedeutung der „sechs Werktage“, betrachtet als „der Schöpfer hat geschaffen, um es zu fertigen“.[1] Und Shabbat heißt Ruhe (wie es geschrieben steht: „Und am siebenten Tage ruhte Er von all Seinem Werke, das Er gemacht.“).

Dies gilt als Shabbat, der in sechs Jahrtausenden leuchtet, denn dann wird der Shabbat als Ruhe angesehen, was einem Menschen gleicht, der eine Last trägt und in der Mitte des Weges steht, um sich auszuruhen, um aufs Neue Kräfte zu schöpfen. Danach muss er wieder die Last tragen. Am Shabbat von Gmar Tikun dagegen gibt es nichts mehr, was man hinzufügen könnte, und daher gibt es überhaupt keine Arbeit mehr.

[1] 1. Buch Mose 2, 3

Shamati 105. Ein Bastard und weiser Schüler gehen einem ungelehrten Hohepriester voraus

Ich hörte am 1. November 1944, in Tel-Aviv

„Ein Bastard und weiser Schüler geht einem ungelehrten Hohepriester voraus“.

Ein Bastard bedeutet „fremder Gott“ und „grausam“. Indem der Mensch das Verbot übertritt, sich an andere Götter zu wenden, zeugen sie ihm den Bastard.

Sich an andere Götter zu wenden, bedeutet, er paart sich mit der Sitra Achra (andere Seite), was die weibliche Scham ist. Dies wird genannt: „Wer über die Schamteile kommt und einen Bastard daraus gebärt.“

Und der Verstand der Hausherren ist dem Verstand der Tora entgegengesetzt. Daher gibt es Meinungsverschiedenheiten zwischen dem ungelehrten und dem weisen Schüler. Und hier herrscht ein großer Unterschied, wenn der Mensch den Bastard gezeugt hat. Ein weiser Schüler behauptet, dass auch dies vom Schöpfer kommt. Er sagt, dass der Grund für die vor seinen Augen sichtbar werdende Form, also die Form des Bastards, durch den Schöpfer hervorgerufen wurde.

Der Bösewicht jedoch sagt, dies sei nur ein fremdartiger Gedanke, der aufgrund einer Sünde zu ihm gekommen ist und er brauche nichts weiter tun, als seine Sünden zu korrigieren.

Ein weiser Schüler jedoch hat die Kraft zu glauben, dass auch dies, das heißt die gegenwärtige Form, so wie sie ist, dazu da ist, dass er darin ihr wahres Wesen sehen muss.

Gleichzeitig muss er das Joch des himmlischen Königreiches bis zur völligen Hingabe auf sich nehmen. Dies bedeutet, was von geringer Wichtigkeit ist, das allerniedrigste und meist verhüllteste, auch dies muss dennoch zu so einer Zeit dem Schöpfer zugeschrieben werden, dass also der Schöpfer in ihm so ein Bild verursacht hat, welches „fremdartige Gedanken“ über die Vorsehung genannt wird. Und bei so einer Kleinigkeit arbeitet er über dem Verstand, so als hätte er einen großen Verstand in der Heiligkeit. Und ein Hohepriester ist jener, der dem Schöpfer dient, gemäß der Bedeutung „und sie sind viele…“, was bedeutet, dass sie viel Tora und viele Gebote haben und ihnen nichts fehlt.

Wenn daher ein Mensch sich verbindet und irgendeine Ordnung bei der Arbeit auf sich nimmt, dann gilt die Regel, dass ein Bastard, der ein weiser Schüler ist, zuerst kommt. Was bedeutet, er nimmt sein Dasein als Bastard in der Form eines weisen Schülers auf sich. Denn der Schöpfer wird „Weiser“ genannt. Sein Schüler ist derjenige, der vom Mund des Schöpfers lernt. Nur ein weiser Schüler kann sagen, dass alles, also all die während der Arbeit in Erscheinung tretenden Formen vom Schöpfer gekommen sind.

Ein ungelehrter Priester hingegen, auch wenn er dem Herrn dient und groß in der Tora und in der Arbeit ist, jedoch noch nicht würdig wurde, vom Munde des Schöpfers zu lernen, gilt noch nicht als „weiser Schüler“.

Daher kann ihm dieser Zustand in keiner Weise helfen, wahre Vollkommenheit zu erreichen, da er den Verstand der Hausherren hat. Und den Verstand der Tora hat nur, wer vom Munde des Schöpfers lernt. Denn nur ein weiser Schüler kennt die Wahrheit, dass der Schöpfer der Verursacher aller Ursachen ist.

Und nun können wir die Worte der Weisen verstehen: „Rabbi Shimon Ben Menasia studierte alle Etin[1] der Tora. Et  bedeutet vermehren. Dies bedeutet, er fügte jeden Tag Tora und Gebote hinzu – mehr als am vorigen Tage. Und als er zu [dem Vers] „den (Et) Schöpfer, deinen Gott, sollst du fürchten“ kam, hörte er auf. Das bedeutet, er konnte nicht vermehren, sondern gelangte an diesen Punkt, wo er nichts hinzufügen konnte, sondern, Gott bewahre, im Gegenteil.

Und [Baal HaSulam] interpretierte: Rabbi Shimon ben[2] Menasia bedeutet, er habe die Menusa (Flucht) verstanden, was das Flüchten und den Rückzug vom Kriegsort bedeutet. Ebenso Ben Ha`amsuni, das heißt, er hat die Wahrheit verstanden, und verstanden, welche Form die Wahrheit hat. Und er blieb auf seinem Wachposten stehen und konnte nicht vorwärtsgehen, bis Rabbi Akiva kam und den Vers „Et“ erklärte: „Den Schöpfer, deinen Gott, sollst du fürchten“ – die weisen Schüler vermehren. Dies bedeutet, durch die Anhaftung an weise Schüler ist es möglich, Unterstützung zu erhalten.

Mit anderen Worten: Nur ein weiser Schüler kann ihm helfen und nichts anderes. Selbst wenn er groß ist in der Tora, wird er dennoch „ungelehrt“ genannt, wenn er nicht des Lernens vom Munde des Schöpfers würdig wurde.

Daher muss der Mensch sich dem weisen Schüler unterwerfen und ohne Widerrede alles annehmen, was der weise Schüler ihm aufgibt, nur auf dem Wege „über dem Verstand“.

„Das Maß dessen ist länger als die Erde.“[3] Dies bedeutet, die Tora beginnt „nach der Erde“, das heißt, wenn sie größer als die Erde ist. Und es gibt eine Regel, dass nichts in der Mitte begonnen werden kann. Wenn man daher beginnen möchte, ist der Beginn „nach der Erde“, das heißt nach dem „Irdischen“. (Dies ist die Bedeutung von „einem ungelehrten Hohepriester“. Dies bedeutet, sogar wenn seine Arbeit in der Größe geschieht, er aber noch nicht das Licht der Tora erlangt hat, befindet er sich so noch in der Weltlichkeit.)

Um zu liShma (für Ihren Namen) zu kommen, muss man viel in lo liShma (nicht für Ihren Namen) lernen. Dies bedeutet, man muss sich in lo liShma anstrengen und mühen, und dann kann man die Wahrheit sehen, dass man noch nicht liShma erlangt hat. Wenn man sich jedoch zuvor nicht mit großer Kraft anstrengt, kann man die Wahrheit nicht sehen.

Ein anderes Mal hat er [Baal HaSulam] gesagt, dass der Mensch viel Tora liShma lernen muss, um die Wahrheit zu erlangen und zu sehen, dass er für lo liShma arbeitet. Die Arbeit [im Aspekt von] liShma wird Belohnung und Strafe genannt, was Malchut ist. Und Tora [im Aspekt von] lo liShma wird Seir Anpin genannt, was die persönliche Vorsehung ist.

Daher hatten die Könige Israels, die alle die persönliche Vorsehung erlangt hatten, nichts mehr zu tun, da sie nichts mehr hinzuzufügen hatten. Deshalb sagten unsere Weisen, „ein König Israels urteilt weder, noch wird er verurteilt.“ Somit haben sie keinen Anteil an der nächsten Welt, weil sie nichts tun, da sie sehen, dass der Schöpfer alles tut.

Dies ist die Bedeutung von Jesebel, der Frau von Achab. Sie deuteten, dass seine Frau sagte: „Ej Sewel (Wo ist Abfall)?“, was bedeutet „Wo ist Abfall in der Welt?“ Sie sah, dass alles gut war. Und Ach Aw (Achab) bedeutet, dass er Ach (Bruder) für den Aw (Vater) im Himmel war. Aber die Könige aus dem Hause David werden geurteilt, denn die Könige aus dem Hause David hatten die Kraft, den Schöpfer und Seine Shechina (göttliche Gegenwart) zu vereinen, obwohl diese Dinge im Widerspruch zueinander stehen, da die persönliche Vorsehung der Unterscheidung von Belohnung und Strafe entgegengesetzt ist.

Und dies ist die Kraft der großen Gerechten, die den Schöpfer und die Shechina vereinen können, das heißt die persönliche Vorsehung mit Belohnung und Bestrafung. Und genau aus diesen beiden geht die vollkommene und wünschenswerte Vollkommenheit hervor.

[1] der Hebräische Artikel „der, die, das“ in der Pluralform

[2] Ben bedeutet auf Hebräisch Sohn. Auch das Wort lehawin (verstehen) leitet sich davon ab.

[3] Hiob 11, 9

Shamati 104. Und der Verderber saß

Ich hörte am Vorabend des Shabbat, Wochenabschnitt Bereshit, 5703 (1942).

Im Sohar, Abschnitt Noach, steht: „Eine Flut war da, und ein Verderber saß in ihr.“
Es wurde gefragt: Bedeutet nicht schon „Flut“ eine Wasserflut, die selbst Verderben bringt und tötet? Was also heißt es, dass in ihr, das heißt innerhalb der Flut, noch ein Verderber saß? Und weiter: Was ist der Unterschied zwischen der Flut und dem Verderber?

Und er [Baal Sulam] antwortete: Die Flut bezeichnet körperliche Leiden, das heißt Leiden des Körpers. Doch in ihnen, innerhalb dieser Leiden des Körpers, gibt es noch einen Verderber, der das Spirituelle verdirbt. Das bedeutet: Die Leiden des Körpers führen ihn zu fremden Gedanken, bis diese fremden Gedanken seine Spiritualität verderben und töten.

überarbeitet, EY, 29.09.2025

Shamati 103. Von jedem Menschen, dessen Herz willig ist

Ich hörte am Shabbatabend, zum Wochenabschnitt BeReshit, im Oktober 1942

„Von jedem Menschen, dessen Herz willig ist, nehmet Meine Spende.“[1] Das ist die geheime Bedeutung von „der Stoff meiner Spende aus der Heiligkeit“. Mit anderen Worten: Wie kommt der Mensch zum Zustand der Spende? Durch die Heiligkeit.

Die Erklärung davon ist, dass, wenn der Mensch sich selbst durch das heiligt, was ihm erlaubt ist, er dadurch zum Zustand der Spende gelangt, welche die Heilige Shechina (Göttliche Gegenwart) darstellt, die da heißt „Meine Spende“. Und das ist die Bedeutung [des Verses]: „Von jedem Menschen, dessen Herz willig ist.“ Sein ganzes Herz meint, dass, wenn er sein ganzes Herz gibt, er Meiner Spende gewürdigt wird, das heißt, der heiligen Shechina anzuhaften.

Im Vers „an seinem Hochzeitstage, am Tage seiner Herzensfreude“ bedeutet „an seinem Hochzeitstag“ auf einer niedrigeren Stufe zu sein, welche die Niedrigkeit ist. Wenn ein Mensch auf sich nimmt, dem Schöpfer aus Niedrigkeit zu dienen, und er damit einher Freude an der Arbeit hat, dann ist das eine wichtige Stufe. Und dann heißt er „Bräutigam der Heiligen Shechina“.

[1] 2. Buch Mose 25, 2

Shamati 102. Und ihr sollt Euch nehmen eine Frucht vom Baum Hadar

Ich hörte am Tag von Ushpisin de Josef

Der Vers „Und ihr sollt Euch nehmen […] eine Frucht vom Baum Hadar (Ez Hadar)“[1] bedeutet der Aspekt eines Gerechten, genannt „ein Baum, der Früchte trägt“. Dies ist der ganze Unterschied zwischen der Kedusha (Heiligkeit) und der Sitra Achra (andere Seite), dass „ein anderer Gott unfruchtbar ist und keine Früchte trägt“. Ein Gerechter hingegen wird Hadar (Pracht) genannt, weil er eine Frucht erzeugt, er wohnt (dar) in seinem Baum von Jahr zu Jahr. Daher steht bei Josef geschrieben: „Er ist der Ernährer (Mashbir) aller Völker der Länder“, indem er sie mit den Früchten, die er hatte, ernährte. Und sie hatten keine Früchte. Und so fühlte jeder seinen Zustand, ob er von der guten Seite war oder umgekehrt.

Und dies ist die Bedeutung von: „Und Josef versorgte […] mit Brot gemäß dem Wunsche der Kleinen.“ „Die Kleinen“ werden GaR genannt, gemäß dem Geschriebenen „und sie sollen zum Denkband zwischen deinen Augen sein“, was die Tefillin (Gebetsriemen) des Kopfes sind. Aus diesem Grund wird Josef der „Sohn der Alten“, „weiser Sohn“, genannt. Dies ist die Bedeutung von „ich wurde gesandt, um am Leben zu erhalten“, was das „Licht von Chaja“ ist, welches als GaR betrachtet wird.

Dies ist die tiefe Bedeutung des Verses: „Und Ich habe dir einen Shechem (Teil) über deinen Brüdern gegeben, den ich nahm aus der Hand des Amoriters mit meinem Schwerte und mit meinem Bogen.“ (Rashi erklärt: Seine [Josefs] Söhne nahmen zwei Teile. Und „Shechem“ bedeutet „glatt“.) Dies bedeutet, durch seine Söhne, weil Söhne „Früchte“ genannt werden. Und dies gab er Josef.

Dies ist die Bedeutung dessen, was über Saul geschrieben steht: „Von seinen Shechem (Schultern) aufwärts war er größer als jeder im Volk.“ Und dies ist die tiefe Bedeutung von: „Du hast einen Mantel, sei du unser Herrscher.“[2] Und dies ist die tiefe Bedeutung von: „Die Kleinen, warum kommen sie? Um ihre Überbringer zu belohnen.“ Und er fragte: „Warum benötigen sie die Weisheit, wo das Studium doch nicht das Wichtigste ist, sondern die Handlung?“ Und er entgegnete: „Um ihre Überbringer zu belohnen“, da die Weisheit die Handlung hervorbringt.

In der Sache des Streits zwischen Saul und David gab es keinerlei Makel an Saul. Als daher „Saul ein Jahr König war“, musste er die Herrschaft nicht verlängern, da er alles in kurzer Zeit beendet hatte. David hingegen musste vierzig Jahre regieren. David war Sohn von Juda, Sohn der Lea, der verborgenen Welt. Saul hingegen war von Benjamin, der der Sohn der Rachel ist, der enthüllten Welt, und [er] stand somit im Gegensatz zu David. Daher sagte David: „Ich bin Frieden (Shalom)“, was bedeutet: Ich gebe allen und ich liebe alle, „wenn ich jedoch spreche, sind sie für den Krieg.“

Und so stand Absalom (Awshalom) entgegengesetzt zu David. Dies ist die Bedeutung der Sünde von Jerobeam, dem Sohn des Nebat. Der Schöpfer griff seine Kleider und sagte zu ihm: „Ich und du und der Sohn des Isai (= David) werden im Garten Eden wandeln.“ Und er fragte: „Wer führt an?“ Und der Schöpfer antwortete ihm: „Der Sohn des Isai führt an.“ Da antwortete er: „Will nicht.“

Und Tatsache ist, dass in der Anordnung der Stufen zuerst die verborgene Welt und dann die enthüllte Welt kommt. Dies ist die Bedeutung von: „Ich habe alles.“ „Ich habe viel.“ „Viel“ ist GaR, „alles“ ist WaK. Dies ist die Bedeutung von: „Wie soll Jakob stehen, denn er ist klein?“ Und dies ist die Bedeutung davon, dass Jakob ihm das Erstgeborenenrecht nahm. Denn danach bekam er „alles“, da er nun auch GaR hatte. Und dies gelangte durch Josef zu ihm, durch „und Josef versorgte“.

Dies ist die Bedeutung von: „Denn Lea war verhasst.“ Denn von ihr gehen aller Hass und alle Streitigkeiten aus, die unter weisen Schülern herrschen. Und dies ist auch die Bedeutung des Streits zwischen Shamai und Hillel. Und für die Zukunft, wenn die zwei Lager vereint sein werden, das heißt das Lager von Josef und das Lager von Juda. Und dies ist die Bedeutung dessen, was Juda zu Josef sagte: „Oh, mein Herr“, weil da die Vereinigung von Juda und Josef war. Aber Juda muss führend sein.

Und dies erklärt, dass der heilige Ari der Messias, Sohn des Josef war. Deshalb konnte er solch eine Weisheit enthüllen. Da er die Erlaubnis von der enthüllten Welt hatte. Und dieser Streit rührte her von: „Und die Kinder kämpften in ihr“, da Esau die begehrenswerten Kleider hatte, die Rebekka hatte.

[1] 3. Buch Mose 23,40

[2] Jesaja 3,6

Shamati 101. Ein Kommentar zum Lied „Dem Sangmeister auf Shoshanim“

Ich hörte am 28. Februar 1943

Für den Sangmeister, den, der bereits gesiegt hat.

Auf Shoshanim (Rosen). Gemeint ist die heilige Shechina, was die Wandlung betrifft von der Trauer zum Feiertag und zur Sasson (Freude) – dies wird im Hebräischen ähnlich geschrieben wie Shoshanim. Und weil es in ihr viele Zustände gibt – Aufstiege und Abstiege – heißen die Abstiege Shoshanim, vom Ausdruck „stumpft seine Shinaim  (Zähne) ab“. Denn die Fragen des Bösewichts sollen nicht beantwortet werden, sondern eher seine Zähne abstumpfen. Und von den vielfältigen Schlägen, das heißt vom vielen Abstumpfen seiner Zähne, gelangen wir zu den Shoshanim (Rosen). Daher sind viele Aspekte von Sasson (Freude) enthalten, weshalb darüber in der Mehrzahl – Shoshanim – gesprochen wird.

Von den Söhnen des Korach, vom Wort karacha (kahl), was bedeutet, dass das Haar ausgefallen ist.

Searot (Haare, שערות) bedeutet Hastarot (Verborgenheiten, הסתרות), vom Wort Seara (Sturm, סערה). Und bekannt ist: „Die Belohnung entspricht der Mühe.“ Das heißt, wenn Searot (Stürme, סערות) bestehen, dann ist Raum für die Arbeit, und wenn er korrigiert, kommt über die Seara (Sturm, סערה) der Zustand Seara (Haar, שערה), nach der Art von: „Dies ist das Tor zum Schöpfer.“ Und wenn der Mensch alle Stürme korrigiert und nichts Verborgenes mehr hat, dann hat er keinen Raum mehr für Arbeit und daher auch keinen Raum mehr für Belohnung.

Daraus folgt, dass zu Zeiten, in denen der Mensch den Zustand Korach erreicht, er den Glauben nicht weiter fortführen kann, genannt „Tor zum Schöpfer“. Denn, wenn es dort kein Tor gibt, kann man nicht in den Palast des Königs eintreten. Denn der Glaube ist die Grundlage, auf der das ganze Gebäude aufgebaut wird.

„Die Söhne des Korach“ stammt vom Wort Bina. Sie haben verstanden, dass Korach eine Erscheinung von smol (links) ist, von wo die Hölle sich ausbreitet. Deshalb wollten sie die Freundschaft fortsetzen, die sie vorher hatten, noch von der Zeit, wo sie im Zustand von „Oh Schöpfer, ich habe von Dir gehört, Dir zugehört und fürchtete mich“[1] waren. Dies bedeutet, dass sie mit der Kraft, die sie aus der Vergangenheit fortführten, die Kraft hatten, die Zustände zu ertragen und von Erfolg zu  Erfolg zu gehen. Dies ist die Bedeutung von „die Söhne Korachs starben nicht“. Das heißt, sie haben verstanden, dass, wären sie weiter im Zustand von Korach verblieben, sie nicht in der Lage gewesen wären weiterzuleben, also sind sie nicht gestorben.

Maskil (Gelehrter), ein Liebeslied. Dies bedeutet, dass sie gelernt haben, dass das Maß der Freundschaft mit dem Schöpfer vollkommen ist.

Aufwallt mein Herz. Das Überfließen des Herzens geschieht auf dem Wege „vom Herzen zum Mund enthüllt er nicht“. Das heißt, dem Munde kann nichts entlockt werden, was nur der Empfang im Herzen ist, so wie mit den Lippen geflüstert.

In schöner Rede. Glauben (Emuna) wird „eine schöne Rede“ genannt.

Ich sage: „Meine Handlung ist für den König.“ In Zeiten, wo er das Licht des Glaubens erhält, sagt er „meine Handlung ist für den König“ und nicht für ihn selbst. Und dann erlangt er den Zustand „meine Zunge ist der Griffel eines geübten Schreibers“, wenn ihm die Erkenntnis der geschriebenen Tora verliehen wird, was die Bedeutung der Zunge Moses ist.

Schön bist Du vor Menschensöhnen. Wenn er zur heiligen Shechina sagt, dass ihre Schönheit von den Menschensöhnen ist. Das heißt von dem, was die Menschensöhne über sie denken, dass sie unbedeutend ist, gerade dadurch entsteht die Schönheit.

Ausgegossen ist die Anmut über deine Lippen. Die Anmut gehört besonders zu Dingen, die man nicht lobpreisen kann, die wir dennoch wirklich wollen. Dann sagen wir, dass sie anmutig sind.

Über Deine Sefataim (Lippen) bedeutet an den Sofot (Enden), was bedeutet, dass er vom Ende der Welt bis zu ihrem Ende sah.

[1] Sohar, BeReshit 4,7

Shamati 100. Die schriftliche und die mündliche Tora – 1

Ich hörte zum Wochenabschnitt Mishpatim im Jahr 1943

Die schriftliche Tora ist die Stufe der „Erweckung von oben“, und die mündliche Tora ist die „Erweckung von unten.“ Und sie beide zusammen heißen: „Sechs Jahre soll er dienen; und im siebenten Jahr soll er frei ausgehen.“[1]

Denn die Hauptarbeit findet eben dort statt, wo Widerstand vorhanden ist. Und dies wird „Welt“ (Alma) genannt, vom Wort „Verhüllung“ (He‘elem). Denn in der Zeit der Verhüllung besteht Widerstand, und gerade dann gibt es Raum für Arbeit.

Und darin besteht der geheime Sinn der Aussage der Weisen: „Sechstausend Jahre wird die Welt bestehen, und eines wird verwüstet sein“[2] Das bedeutet: [Sechstausend Jahre – das heißt die ganze Zeit der Verhüllung – gibt es Arbeit, und] im siebten Jahrtausend wird diese Verhüllung aufgehoben.
Dann gibt es keine Arbeit mehr, [weil kein Widerstand mehr besteht.]

Doch der Schöpfer macht ihm Flügel – das ist die Stufe der Bedeckungen (Kisu’im) –, damit der Mensch Arbeit habe.

[1] 2. Buch Mose 21, 2

[2] Sanhedrin 97a

überarbeitet, EY, 27.10.2025

Shamati 99. Ob jemand ein Frevler oder ein Gerechter sein wird, wird nicht gesagt

Ich hörte am 21. Ijar in Jerusalem

Rabbi Chanina bar Pappa lehrte: „Jener Engel, der über die Empfängnis eingesetzt ist, sein Name ist Laila (Nacht). Er nimmt einen Tropfen, stellt ihn vor den Schöpfer und sagt: ‚Herr der Welt, was soll aus diesem Tropfen werden: ein Starker oder ein Schwacher, ein Weiser oder ein Dummer, ein Reicher oder ein Armer?‘ Frevler oder Gerechter aber sagte er nicht“ (Nidda 16b).

Dies ist nach der Regel zu erklären, dass es unmöglich ist, dass ein Dummer ein Gerechter werde, wie unsere Weisen sagten: „Ein Mensch sündigt nur, wenn der Geist der Dummheit in ihn eingedrungen ist“ (Sota 3a). Umso mehr gilt dies für jemanden, der sein ganzes Leben dumm ist. Wer also als Dummer geboren wird, hat keine Wahl, da über ihn bestimmt wurde, dass er dumm ist. Wenn also gesagt wird: „Frevler oder Gerechter sagte er nicht“, so deshalb, damit der Mensch die Wahl habe. Doch was ist der Nutzen, wenn er nicht sagt: „Frevler oder Gerechter“? Wenn doch bestimmt ist, dass er dumm sei, ist er dadurch automatisch so, als sei er zum Frevler bestimmt.

So müssen wir die Worte unserer Weisen verstehen: „Rabbi Jochanan sagte: Der Schöpfer sah, dass die Gerechten wenige waren. Da pflanzte Er sie in jede Generation, wie geschrieben steht: ‚Denn des Ewigen sind die Stützen der Erde, und Er hat die Welt auf sie gegründet‘“ (1. Samuel 2,8). Rashi kommentiert: „‚Und Er hat die Welt auf sie gegründet‘ – Er zerstreute sie in allen Generationen, damit sie Stützen, Erhalt und Grundlage seien, um die Welt zu erhalten“ (Joma 38b).

„Sie sind wenige“ bedeutet, dass sie sich vermindern und weniger werden. Was tat der Schöpfer also, damit sie sich vermehren? Er pflanzte sie in jede Generation. Doch was ist der Nutzen, dass sie dadurch mehr werden? Was ist der Unterschied, ob alle Gerechten in einer Generation oder über alle Generationen verteilt sind? Werden es durch die Verteilung wirklich mehr?

Um dies zu verstehen, müssen wir die Worte unserer Weisen näher betrachten, dass der Schöpfer über den Tropfen bestimmt, ob er weise oder dumm wird. Das heißt: Wer schwach geboren ist, ohne Kraft, seine Neigung zu überwinden, mit schwachem Verlangen und ohne besondere Fähigkeiten – und auch in der Zeit der Vorbereitung, wenn er mit der Arbeit des Schöpfers beginnt, muss er geeignet sein, die Tora und die Weisheit zu empfangen. Es steht geschrieben: „Er gibt den Weisen Weisheit“ (Daniel 2,21). Man könnte fragen: Wenn sie bereits weise sind, warum brauchen sie noch Weisheit? Sollte es nicht heißen: „Er gibt den Dummen Weisheit“?

Die Erklärung ist: Ein Weiser wird jener genannt, der nach Weisheit verlangt, auch wenn er sie noch nicht besitzt. Da er jedoch ein Verlangen hat – und Verlangen wird als Kli (Gefäß) bezeichnet –, ist er ein Kli, in das die Weisheit leuchten kann.

Daraus folgt: Wer dumm ist, das heißt, wer kein Verlangen nach Weisheit hat und dessen ganzes Streben nur auf die eigenen Bedürfnisse gerichtet ist, der hat keinerlei Sehnsucht nach Spiritualität. Im Hinblick auf das Geben ist der Dumme vollkommen unfähig – er ist zu keiner Form des Gebens imstande.

Wie also kann ein Mensch, der mit solchen Eigenschaften geboren wurde, jemals die Stufe eines Gerechten erreichen? Daraus folgt, dass er keine Wahl hat.

Was also ist der Nutzen daran, dass gesagt wurde: „Ob ein Mensch ein Frevler oder ein Gerechter sein wird, sagt er nicht“ – damit er eine Wahl habe? Da er dumm und schwach geboren wurde, ist er von vornherein nicht imstande, irgendeine Wahl zu haben, da er zu keinerlei Überwindung und zu keinem Verlangen nach der Weisheit des Schöpfers fähig ist.

„Um dies zu verstehen – nämlich, dass es sogar für den Dummen eine Wahl geben kann –, machte der Schöpfer eine Korrektur, die in den Worten der Weisen ‚Der Schöpfer sah, dass die Gerechten wenige waren, da stellte Er sie in jede Generation‘ genannt wird. Und wir fragten: Was ist der Nutzen davon?“

Nun wird die Sache klar: Es ist bekannt, dass es verboten ist, sich mit Frevler zu verbinden, auch wenn man nicht handelt wie sie, wie geschrieben steht: „Im Kreis der Spötter sitzt er nicht“ (Psalm 1,1). Das Vergehen besteht darin, unter Spöttern zu sitzen, auch wenn er dort Tora lernt und Mizwot erfüllt. Wäre das Verbot nur wegen des Unterlassens von Tora und Mizwot, dann wäre es ein anderes Vergehen. Doch das Sitzen selbst ist verboten, weil der Mensch die Gedanken und Wünsche jener übernimmt, die er wertschätzt.

Das Gegenteil gilt ebenso: Hat jemand kein Verlangen nach Spiritualität, befindet er sich jedoch unter Menschen, die danach streben, und wenn er sie schätzt, so nimmt er ihre Überwindungskraft, Wünsche und Bestrebungen an – auch wenn er von Natur aus diese Eigenschaften nicht hat. Je nachdem, wie sehr er jene Menschen wertschätzt, empfängt er neue Kräfte.

Nun verstehen wir: „Der Schöpfer sah, dass die Gerechten wenige waren.“ Das bedeutet, nicht jeder Mensch ist fähig, ein Gerechter zu sein, weil ihm die Eigenschaften fehlen. Er mag als Dummer oder Schwacher geboren sein, und doch hat auch er eine Wahl und keine Ausrede, da der Schöpfer die Gerechten in jede Generation pflanzte.

Der Mensch hat also die Wahl, dorthin zu gehen, wo Gerechte sind. Wenn er ihre Autorität annimmt, empfängt er die Kräfte, die ihm von Natur aus fehlen. Er erhält diese von den Gerechten. Das ist der Sinn dessen, dass der Schöpfer die Gerechten auf alle Generationen verteilte: damit es in jeder Generation jemanden gibt, an den man sich wenden, dem man sich anhaften und von dem man Kräfte empfangen kann, um zur Stufe eines Gerechten zu gelangen. So werden auch sie selbst später zu Gerechten.

Daraus folgt: „Frevler oder Gerechter sagte er nicht“ bedeutet, dass der Mensch die Wahl hat, den Gerechten anzuhaften, um durch sie Kräfte zu empfangen. Wären alle Gerechten in einer Generation, hätten die Dummen und Schwachen keine Möglichkeit, sich dem Schöpfer zu nähern, und daher keine Wahl. Doch weil die Gerechten über alle Generationen verteilt sind, muss jeder Einzelne die Möglichkeit haben, sich den Gerechten seiner Generation anzunähern. Andernfalls muss seine Tora ein „Elixier des Todes“ werden (Joma 72b).

Dies lässt sich durch ein Gleichnis verstehen: Wenn zwei Menschen einander gegenüberstehen, dann steht die rechte Seite des einen der linken des anderen gegenüber. So gibt es zwei Wege: den rechten Weg, den Weg der Gerechten, deren ganzes Anliegen das Geben ist; und den linken Weg, dessen ganzes Anliegen das Empfangen für sich selbst ist. Dadurch trennen sie sich vom Schöpfer, der ganz Geben ist, und entfernen sich so vom Leben des Lebens.

Daher werden die Frevler in ihrem Leben „tot“ genannt (Berachot 18b). Daraus folgt: Solange der Mensch die Anhaftung an den Schöpfer noch nicht erlangt hat, ist er von Ihm getrennt, und es sind gleichsam zwei. Wenn er dann die Tora lernt – die „rechts“ genannt wird –, so ist das für ihn doch die linke Seite des Schöpfers. Das bedeutet: Er lernt die Tora um des Empfangens für sich selbst willen, was ihn vom Schöpfer trennt. So wird die Tora für ihn zum Elixier des Todes, da er in der Trennung bleibt. Denn er will, dass die Tora seinen Körper kleidet – das heißt, dass die Tora seine Körperlichkeit vergrößern soll. Und dadurch wird ihm die Tora zum Elixier des Todes.

Wenn er jedoch mit dem Schöpfer verbunden ist, wird er eins mit Seiner Einzigkeit. Dann ist seine rechte Seite die rechte Seite des Schöpfers, und der Körper wird zur Kleidung der Seele.

Woran erkennt man, ob er auf dem Weg der Wahrheit ist? Daran, dass er bei den Bedürfnissen des Körpers darauf achtet, nicht mehr zu nehmen, als für die Seele erforderlich ist. Scheint es ihm, dass er mehr hat, als zur Bekleidung der Seele notwendig, dann sieht er es wie die Kleidung, die genau passen muss: weder zu lang noch zu weit. Ebenso achtet er bei den Bedürfnissen des Körpers darauf, dass sie nicht über das Notwendige für die Seele hinausgehen.

Zur Anhaftung an den Schöpfer zu gelangen: Nicht jeder, der den Schöpfer ergreifen will, kommt und ergreift Ihn (Berachot 17a). Denn dies widerspricht der menschlichen Natur, die im Willen zu empfangen, in Selbstliebe, erschaffen wurde. Darum benötigen wir die Gerechten der Generation.

Denn wenn der Mensch sich einem wahren Rav anhaftet, dessen einziger Wunsch darin besteht, gute Taten zu tun, während er selbst spürt, dass er nicht in der Lage ist, gute Taten zu vollbringen – das heißt mit der Absicht, dem Schöpfer Zufriedenheit zu bereiten –, dann kann er durch die Anhaftung an einen wahren Rav Kräfte empfangen, die er von Natur aus, von Geburt her, nicht besitzt. Dies geschieht, indem er in den Augen des Rav Gunst finden will: Er tut die Dinge, die sein Rav liebt, und meidet die Dinge, die sein Rav hasst. Auf diese Weise kann er Dwekut (Anhaftung) mit seinem Rav haben und Kräfte von ihm empfangen, sogar solche, die er von seiner eigenen Natur her nicht hat. Und das ist die Bedeutung dessen, dass der Schöpfer die Gerechten in jede Generation pflanzte.

Es bleibt die Frage: Warum verteilte Er die Gerechten in alle Generationen? Wir sagten: wegen der Dummen und Schwachen. Doch hätte Er nicht einfach alle als Weise erschaffen können? Warum musste Er überhaupt Dummköpfe schaffen?

Die Antwort: Auch die Dummen werden benötigt, denn sie sind Träger des Willens zu empfangen. Von sich aus haben sie keine Möglichkeit, sich dem Schöpfer zu nähern. Über sie heißt es: „Und sie werden hinausgehen und die Leichen der Menschen sehen, die sich von Mir abgewandt haben; ihr Wurm wird nicht sterben, und ihr Feuer wird nicht erlöschen, und sie werden ein Abscheu für alles Fleisch sein“ (Jesaja 66,24). Und sie werden zur Asche unter den Füßen der Gerechten. Dadurch gibt es für die Gerechten ein Erkennungszeichen, welches Gute der Schöpfer ihnen erwiesen hat, indem Er sie als Weise und Starke erschaffen hat und sie dadurch zu Sich heranzog. So können sie nun dem Schöpfer dafür Lob und Dank darbringen, da sie sehen, wie jene sich in einem Zustand der Niedrigkeit befinden. Und dies wird als „Asche unter den Füßen der Gerechten“ bezeichnet – was bedeutet, dass die Gerechten dadurch schreiten und dem Schöpfer Lob darbringen.

Man muss jedoch wissen, dass auch die niederen Stufen benötigt werden. Denn die Kleinheit einer Stufe darf nicht als etwas Überflüssiges angesehen werden, sodass man sagen könnte, es wäre besser gewesen, wenn auch die Stufen der Kleinheit sofort mit der Größe geboren würden.

Das lässt sich vergleichen mit dem physischen Körper, der gewiss wichtige Organe hat, wie das Gehirn und die Augen und Ähnliches. Und er hat auch Organe, die nicht so wichtig erscheinen, wie den Magen, die Eingeweide und die Finger an Händen und Füßen. Doch es ist nicht denkbar zu sagen, dass ein Organ, das eine weniger wichtige Funktion erfüllt, darum überflüssig wäre. Vielmehr ist alles wichtig. Ebenso ist es auch in der Spiritualität: Auch die Dummen und die Schwachen werden benötigt, wie oben gesagt.

Nun verstehen wir die Worte: „Kehrt zu Mir zurück, und Ich werde zu euch zurückkehren“ (Maleachi 3,7). Das bedeutet: Der Schöpfer sagt: „Kehrt zurück“, und Israel sagt das Gegenteil: „Bringe uns zurück, Ewiger, zu Dir, und wir werden zurückkehren“ (Klagelieder 5,21).

Die Erklärung ist: Während des Abstiegs in der Arbeit sagt der Schöpfer zuerst: „Kehrt zurück“. Dadurch kommt der Mensch zu einem Aufstieg in der Arbeit. Dann beginnt der Mensch zu rufen: „Bringe uns zurück!“ Während des Abstiegs aber ruft der Mensch nicht „Bringe uns zurück!“, sondern flieht vielmehr von der Arbeit. Daher muss der Mensch wissen: Wenn er ruft „Bringe uns zurück!“, dann kommt dies durch ein Erwachen von Oben, weil der Schöpfer zuvor gesagt hatte: „Kehrt zurück“. Dadurch empfängt er einen Aufstieg und kann rufen: „Bringe uns zurück!“

Dies ist die Bedeutung der Worte: „Und es geschah, als die Lade aufbrach, da sprach Mose: Erhebe Dich, Ewiger, und mögen sich Deine Feinde zerstreuen“ (Numeri 10,35). Denn „Aufbrechen“ bedeutet die Zeit, in der man im Dienst des Schöpfers voranschreitet – das ist ein Aufstieg. Dann sagte Moses: „Erhebe Dich!“ Und wenn die Lade ruhte, sagte er: „Kehre zurück, Ewiger“ (Numeri 10,36). Während der Ruhe in der Arbeit braucht es, dass der Schöpfer sagt: „Kehrt zurück“ – das heißt: „Kehrt zu Mir zurück“, denn das Erwachen kommt von Ihm. Daher muss man wissen, wann „Erhebe Dich!“ und wann „Kehre zurück!“ gesagt werden soll.

Das ist auch der Sinn der Worte: „Und du sollst dich des ganzen Weges erinnern, auf dem dich der Ewige, dein Gott, geführt hat … um zu erkennen, was in deinem Herzen ist: ob du Seine Gebote halten wirst oder nicht“ (5. Mose 8,2). „Ob du Seine Gebote halten wirst“ entspricht „Kehre zurück“, „oder nicht“ entspricht „Erhebe Dich!“ Beide sind notwendig. Und der Rav weiß, wann die Zeit für „Erhebe Dich“ und wann für „Kehre zurück“ ist. Denn die 42 Stationen entsprechen den Auf- und Abstiegen, die in der Arbeit des Schöpfers üblich sind.

überarbeitet, EY, 26.09.2025

Shamati 97. Abfälle des Dreschbodens und der Weinkellerei

Ich hörte

Goren (Dreschboden) bedeutet eine geringe Menge an guten Taten, wenn der Mensch den Aspekt von Gronot (hebr.: Hälse; klingt wie Ger’onot – Mängel) mit dem Schöpfer verspürt. Daher verringert er die guten Taten. Und danach kommt er in den Aspekt von Jekew (Weinkeller)was die Bedeutung von „Und er beleidigt den Namen des Schöpfers“ ist.

Sukkot (Laubhüttenfest) wird als Freude angesehen, was „erfreuende Gwurot“ sind, was Reue aus Liebe darstellt, wobei die Vergehen ihm zu Verdiensten werden. Und dann gehen sogar der Dreschboden, Goren, und die Weinkellerei, Jekew, in die Heiligkeit ein.

Und das ist die Bedeutung davon, dass Isaak der Kern von Sukkot (Laubhüttenfest) ist, da alle in ihm eingeschlossen sind (und Pessach ist der Aspekt der Liebe, also der Rechten). Und das ist die Bedeutung [des Verses]: „Und Abraham gebar Isaak.“

Denn das Thema von Vater und Sohn ist das von Verursacher und Folge, Ursache und Ergebnis. Wenn es also vorher nicht den Aspekt von Abraham gegeben hätte, der Rechten, hätte man nicht zum Aspekt von Isaak gelangen können, der Linken. Vielmehr ist die Linke in der Rechten eingeschlossen. Und das ist die Bedeutung von [dem Vers]: „Denn du bist unser Vater.“

Abraham sagte: „Und sie werden ausgelöscht wegen der Heiligung Deines Namens.“ Und so sagte auch Jakob, dass die Bedeutung davon ist, dass die Übertretungen „wegen der Heiligung Deines Namens“ ausgelöscht werden. Und wenn dies so bleibt, dann befindet sich also ein Bruch in der Mitte. Das heißt, die Sünden, die es in der Gemeinschaft Israels geben wird, sind also wie ein Bruch in der Kedusha (Heiligkeit).

Isaak jedoch sagte: „Eine Hälfte ist auf mir und eine Hälfte ist auf dir“, was den Teil der Übertretungen und den Teil der Mizwot bedeutet, das heißt, dass beide in die Heiligkeit eintreten werden. Und das kann mittels Reue aus Liebe sein, wobei Vergehen sich für ihn zu Verdiensten verwandeln. In diesem Zustand gibt es keinen Bruch, wie es geschrieben steht: „Es gibt keinen Bruch und kein Klagegeschrei“[1], sondern es ist alles für die Kedusha korrigiert.

Und das ist die Bedeutung dessen, was die Weisen sagten: „Größer ist der Mist des Maultieres von Isaak als das Geld und das Gold von Abimelech.“

„Mist“ heißt eine nichtige Sache, die keinen Wert hat. Also dass seine Arbeit für ihn Mist war. Und danach kommt ein Zustand der Trennung. Da er seine Arbeit nicht wertschätzt, gelangt er zur Trennung. Und das heißt „Mist und Maultier von Isaak“. Da aber Isaak alles im Aspekt von Reue aus Liebe korrigierte, wobei seine Vergehen ihm zu Verdiensten wurden, sind die Gewinne, die er wegen Mist und Maultier macht, größer als das Geld und das Gold von Abimelech.

Sein Kessef (Geld) bedeutet Kissufim (Verlangen) nach dem Schöpfer. Und Sahav (Gold) bedeutet Se-Hav (gib mir das), was die Sehnsucht nach der Tora darstellt, also nach der Erkenntnis der Tora. Und da Isaak alles korrigierte, das heißt, er erreichte die Reue aus Liebe, wurden ihm dann die Vergehen als Verdienste angerechnet. Und er war sowieso ein großer Reicher, denn beim Einhalten der Mizwot gibt es nicht mehr als 613 Mizwot; Übertretungen und Vergehen sind hingegen grenzenlos. Daher wurde Isaak reich, wie es geschrieben steht: „Und er hat hundert Tore gefunden.“ Was bedeutet, dass er hundert Prozent in der Kedusha hatte, ohne jeglichen Abfall, da auch der Abfall in ihm korrigiert war.

Daher wird die Bedeckung der Sukka (Laubhütte) aus dem Abfall des Dreschbodens und der Weinkellerei gemacht. (Und man kann sagen, wie die Weisen sagten, dass Moses vom Abfall reich wurde.) Daher wurde Sukkot hauptsächlich nach Isaak benannt, der die sich erfreuenden Gwurot darstellt, und auch auf den Namen von Moses geht Sukkot zurück.

[1] Psalm 144, 14

Shamati 98. Als Spiritualität wird das bezeichnet, was niemals verloren geht

Ich hörte im Jahr 1948

Als Spiritualität wird bezeichnet, was niemals verloren geht. Daher wird der Wille zu empfangen in der Form, in der er sich befindet, nämlich „um zu empfangen“, als Körperlichkeit bezeichnet, denn er wird sich von dieser Form lösen, und die Form „um zu geben“ annehmen.

Die Realität des Raumes wird in der Spiritualität als Ort (Raum, Platz) der Wirklichkeit bezeichnet, weil jeder der dorthin kommt – also an diesen Ort –, die gleiche Form sieht wie ein anderer. Eine imaginäre Sache dagegen wird nicht als real bezeichnet, da sie imaginär ist, und jeder stellt [sie] sich auf eigene Weise vor.

Wenn wir sagen, dass die Tora „siebzig Gesichter“ hat, so sind dies siebzig Stufen. Und auf jeder Stufe wird die Tora gemäß der Stufe, auf der sich der Mensch befindet, interpretiert. Aber die „Welt“ (Olam) ist Wirklichkeit. Das bedeutet, dass jeder, der eine gewisse Stufe von den siebzig Stufen derselben Welt erfasst, die gleiche Form erkennt wie alle, die dorthin kamen.

Daraus geht das von unseren Weisen Gesagte hervor, welche die Verse der Tora deuten. Sie sagen: „So sprach Abraham zu Isaak“ und andere ähnliche Sprüche unserer Weisen. Sie sprachen das Gesagte aus, was in den Versen erläutert wird. Und es stellt sich die Frage: Woher wussten sie, was der eine zum anderen sagte?

Doch wie oben gesagt wurde, sahen und wussten diejenigen, die auf die Stufe gelangten, auf welcher Abraham oder wer auch immer stand, genau dasselbe, was Abraham sah und wusste.

Daher wissen sie, was Abraham sagte. Und so gilt das für alle Deutungen der Weisen, in denen sie die Verse der Tora auslegten. All das taten sie, weil auch sie die gleiche Stufe erfassten. Und jede Stufe in der Spiritualität ist Wirklichkeit, wobei alle die Wirklichkeit sehen. Wie alle, die in die Stadt London in England kommen, sehen, was es in der Stadt gibt, und hören, worüber in der Stadt gesprochen wird.

Shamati 96. Der Abfall des Dreschbodens und des Weinkellers in der spirituellen Arbeit

Ich hörte am Abend von Sukkot in der Sukka im Jahr 1942

 

Der Dreschboden (Goren) ist das Geheimnis der Dinim de Dchura (männliche Dinim), das die Stufe von „und sie hat sich verborgen und ist nicht verunreinigt“ ist. Das bedeutet, er empfindet, dass er sich im Aspekt des Dreschbodens befindet – Goren, was in der Arbeit Ger (Fremder) bedeutet.

Der Weinkeller (Jekev) ist der Aspekt der Dinim de Nukwa (weibliche Dinim), der die Stufe von „und sie hat sich verborgen und ist verunreinigt“ ist, denn Jekev (Weinkeller) ist der Aspekt von Nekev (Öffnung).

Es gibt zwei Arten von Sukkot:

  1. die der Wolken der Ehre,

  2. die aus dem Abfall des Dreschbodens und des Weinkellers.

Eine Wolke ist die Stufe der Verhüllung, wenn der Mensch die Verhüllung über der Heiligkeit fühlt. Und wenn der Mensch sich über die Wolke erhebt – das heißt, über die Verhüllung, die er empfindet –, dann erlangt er dadurch die Stufe der Wolken der Ehre. Dies wird die Stufe von MaN de Ima genannt. Sie wirkt während der sechstausend Jahre, was die Stufe des Geheimnisses (Sod) bedeutet, das noch nicht zur Natur geworden ist, die Pschat (einfaches Verständnis) genannt wird.

Der Abfall des Dreschbodens und des Weinkellers ist die Stufe von Pschat (einfaches Verständnis) und Teva (Natur) – die Stufe von MaN de Malchut, die gerade durch den Glauben korrigiert wird, der „Erweckung von unten“ genannt wird.

MaN de Ima hingegen ist die „Erweckung von oben“, die nicht der Natur entspricht. Das heißt, dass der Mensch gemäß der Natur, wenn er nicht geeignet ist, das Licht zu empfangen, keinerlei Geben erhält. Doch vonseiten der Erweckung von oben, die über der Natur steht, wird das Licht dennoch zu den Unteren ausgedehnt, im Geheimnis von „Ich, der Ewige, wohne mit ihnen inmitten ihrer Unreinheit“ (3. Buch Mose 16:16). Wie im Sohar gesagt wird: „Obwohl er gesündigt hat, ist es, als hätte er überhaupt nicht gesündigt.“

Bei einer Erweckung von unten jedoch wird das Licht nicht weitergegeben, außer in der Zeit, in der der Mensch geeignet ist – das heißt, durch seine eigene Vorbereitung, die MaN de Nukwa genannt wird, durch die er sich durch den Glauben korrigieren kann. Und dies heißt „von seiner Seite“, was die Stufe des siebten Jahrtausends ist, das „und eines ist zerstört“ (Traktat Sanhedrin 97a) genannt wird – das heißt: „Sie hat von sich selbst nichts“, was Malchut ist.
Wenn dies korrigiert wird, erlangt man das zehnte Jahrtausend, was die Stufe von GaR (Gimel Rishonot – die drei ersten Sefirot) ist. Eine solche Seele erscheint nur einmal in zehn Generationen.

Doch es gibt auch den Aspekt des siebten Jahrtausends im Verhältnis zu den sechstausend Jahren, das Prat (Einzelnes) genannt wird – denn Allgemeines und Einzelnes sind immer gleichwertig und einander entsprechend. Aber das ist die Stufe von MaN de Ima, die „Wolken der Ehre“ genannt wird.

Das Ziel der Arbeit liegt im Aspekt von Pschat und Teva (Natur). In dieser Arbeit hat der Mensch keinen Platz mehr, tiefer zu fallen, da er sich bereits auf der Erde befindet. Das ist so, weil er keine Gadlut (Größe) benötigt, denn für ihn ist alles immer wie etwas Neues.

Das heißt, er arbeitet stets so, als hätte er gerade erst begonnen zu arbeiten, und er arbeitet in der Stufe der Annahme des Jochs der höheren Malchut über dem Verstand.

Das Fundament, auf dem er seine Ordnung der Arbeit errichtet hat, war in der niedrigsten Form, und die ganze Arbeit war vollständig über dem Verstand.
Nur jemand, der wirklich töricht ist, kann so niedrig sein, dass er ganz ohne jede Grundlage geht, auf die er seinen Glauben stützen könnte – ohne jegliche Stütze.
Und darüber hinaus nimmt er diese Arbeit mit großer Freude an, als hätte er Verstand und wahre Einsicht, auf die er die Gewissheit seines Glaubens stützen könnte.

Und genau im selben Maß, in dem er über dem Verstand arbeitet, fühlt er es so, als hätte er Verstand. Daher kann er, wenn er auf diesem Weg beständig bleibt, niemals fallen, sondern ist immer in Freude darüber, dass er glaubt, dem großen König zu dienen.

Und dies ist die Bedeutung dessen, was geschrieben steht: „Das eine Lamm sollst du am Morgen opfern und das andere Lamm sollst du zwischen den Abenden opfern, wie das Speiseopfer des Morgens und sein Trankopfer“ (4. Buch Mose 28:4, 8).
Das bedeutet, dass dieselbe Freude, die er hatte, als er sein Opfer darbrachte, als es für ihn Morgen war – und Morgen wird „Licht“ genannt, das heißt, das Licht der Tora leuchtete ihm in höchster Klarheit –, dass er in derselben Freude seine Arbeit verrichtete, auch wenn es für ihn Abend war.

Das heißt, selbst wenn er keinerlei Klarheit in der Tora und in der Arbeit hatte, tat er dennoch alles mit Freude, weil er über dem Verstand arbeitet.
Daher weiß er nicht zu messen, aus welchem Zustand der Schöpfer mehr Freude hat.

Und dies ist das Geheimnis dessen, was Rabbi Schimon ben Menasja lehrte: „Kemin Chomer – wie eine Art Stoff.“ Chomer bedeutet: ohne Wissen und Verstand.

„Ein Ohr, das am Berg Sinai hörte: Du sollst nicht stehlen“ (2. Buch Mose 20:13). Das bedeutet: nichts für sich selbst empfangen, sondern das Joch des Himmelreichs ohne jegliche Gadlut (Größe) auf sich nehmen, alles über dem Verstand.

Doch er ging hin und stahl ein gewisses Leuchten für sich selbst, das heißt, er sagte: „Jetzt kann ich bereits ein Diener des Schöpfers sein, da ich bereits Wissen und Verstand in der Arbeit habe, und ich verstehe, dass es sich lohnt, ein Diener des Schöpfers zu sein; daher brauche ich nun keinen Glauben über dem Verstand mehr.“

Darüber heißt es: „Und das Gericht verkaufte ihn in die Knechtschaft“ (2. Buch Mose 21:6).
Das „Gericht“ bezieht sich auf den Verstand und das Wissen des Menschen, die seine Handlungen beurteilen – ob sie es wert sind, getan zu werden oder nicht.
„Und sie verkauften ihn“ bedeutet, dass er ein Fremder in der Arbeit des Schöpfers geworden ist. Denn dann kommt der Verstand und stellt ihm die bekannte Frage: „Was ist diese Arbeit für dich?“
Und dies kommt nur von der Seite des Diebstahls, weil er bereits eine gewisse Stütze für den Glauben erhalten hat.
Daher kommt er und will diese Stütze mit seinen Fragen aufheben.
Doch das gilt nur für „sechs“ – das heißt: „Sie verkauften ihn für sechs Jahre“, was die Dinim de Dchura (männliche Dinim) bezeichnet.
„Wenn aber der Knecht sagt: Ich liebe meinen Herrn … ich will nicht frei ausgehen“ (2. Buch Mose 21:5) – das bedeutet, dass er nicht ohne die Mizwot frei ausgehen möchte, dann ist die Korrektur: „Und sein Herr soll ihn bringen“, das heißt, der Herr der ganzen Erde.
„Zur Tür oder zum Türpfosten“ – das bedeutet, dass man ihm eine Begrenzung in der Annahme des Himmelreichs gibt.
„Und er soll ihm sein Ohr durchbohren“ – das bedeutet, man macht ihm eine neue Öffnung, damit er nochmals hören kann, was er am Berg Sinai hörte: „Du sollst nicht stehlen.“
„Und er soll ihm dienen auf ewig“ – das heißt, dann wird er wahrhaftig ein Diener des Schöpfers.

Sukkot ist eine vorübergehende Wohnung (Dirat Arai). Das bedeutet: Wer bereits eine beständige Wohnung (Dirat Keva) erlangt hat und nichts mehr zu tun hat – wie oben erklärt über den ersten Aspekt der Zählung der Vergehen –, dem wird geraten, hinauszugehen und in einer vorübergehenden Wohnung zu wohnen.
So wie es war, als er auf dem Weg war, zum Hause des Schöpfers zu gelangen, bevor er die beständige Wohnung erreicht hatte. Damals hatte er jedes Mal das Bedürfnis, in den Palast des Schöpfers einzutreten. Und er hatte Uschpisin („heilige Gäste“), das heißt, seine Arbeit war in der Stufe eines vorübergehenden Gastes.

Und jetzt kann er die Freude aus jener früheren Arbeitszeit wieder heranziehen und erneuern, als er stets den Schöpfer lobte und pries, dass der Schöpfer ihn jedes Mal näher zu Sich brachte, und daraus hatte er Freude.
Diese Freude, die er damals hatte, kann er jetzt, an Sukkot, wieder heranziehen und erneuern. Und das ist die Andeutung der vorübergehenden Wohnung.
Deshalb sagten sie: „Verlasse deine beständige Wohnung und wohne in einer vorübergehenden Wohnung“ (Talmud, Sukkah 2a).

„Nicht das Studium ist das Wesentliche, sondern die Tat“ (Sprüche der Väter 1:17).
Das bedeutet, wie oben gesagt, dass die Tat als Kemin Chomer („eine Art Stoff“) bezeichnet wird. Denn Rabbi Schimon ben Menasja lehrte Kemin Chomer – dass das Wesentliche die Tat ist, während der Verstand nur wie ein Spiegel ist.

Aber zugleich wird die Tat als die Stufe des Lebendigen bezeichnet, und der Verstand als die Stufe des Sprechenden.
Die Bedeutung ist: Wenn es Vollkommenheit in der Tat gibt, dann ist die Tat so erhaben, dass sie ihm das Verständnis der Tora erschließt. Und der Verstand der Tora wird die Stufe des Sprechenden genannt.

überarbeitet, EY, 6.10.2025

Shamati 95. Die Entfernung der Vorhaut

Ich hörte während eines Festmahls anlässlich einer  Beschneidungsfeier, im Jahr 1943 in Jerusalem

Malchut an sich wird „untere Chochma (Weisheit)“ genannt, und hinsichtlich ihrer Bindung an Jessod heißt sie „Glaube“. Und über Jessod liegt eine „Vorhaut“, deren Aufgabe es ist, Malchut von Jessod zu trennen und sie sich nicht mit Jessod verbinden zu lassen. Die Kraft der Vorhaut besteht darin, dass sie ausmalt, der Glaube sei Staub. Dies ist die Bedeutung von „Shechina (göttliche Gegenwart) im Staub“.

Und wenn man diese darstellende Kraft entfernt, ja sogar sagt, die ausmalende Kraft ist Staub, dann heißt das Beschneidung, wenn die Vorhaut abgeschnitten und die Vorhaut in den Staub geworfen wird.

In diesem Zustand erhebt sich die heilige Shechina aus dem Staub, und dann wird die Erhabenheit des Glaubens sichtbar. Und das wird als Erlösung bezeichnet, wenn man der Erhebung der Shechina aus dem Staub würdig wurde. Aus diesem Grunde soll man alle Arbeit darauf konzentrieren, die darstellende Kraft zu entfernen. Und nur der Glaube gilt als vollkommen.

„Sie sind übergenau mit sich selbst, so sehr wie eine Olive und wie ein Ei“. Eine „Olive“ ist, wie die Turteltaube sagte: „Lieber sollen meine Speisen bitter sein wie eine Olive, die von Oben kommt.“ Und „wie ein Ei“ bedeutet, dass es darin keinerlei Leben gibt, obwohl daraus ein Lebewesen hervorkommen wird, doch im Moment sieht man darin kein Leben. Und sie sind übergenau mit sich selbst und ziehen es vor zu arbeiten, obwohl dieser Zustand wie eine „Olive“ ist.

Auch wenn sie sehen, dass es in der Arbeit keinerlei Lebenskraft gibt und all ihre Kraft zur Arbeit daraus resultiert, dass ihre ganze Ausrichtung nur darauf gerichtet ist, die Shechina aus dem Staub zu erheben, dann erlangen sie dank dieser Arbeit die Erlösung. Und dann sehen sie, dass dieses Mahl, welches vorher wie eine Olive und ein Ei war, nun lebendig und süß und wunderbar angenehm geworden ist.

Und dies ist die Bedeutung von „ein übergetretener Konvertierter ist wie ein Neugeborenes.“ Auch dann muss er das Bündnis einhalten, und dann wird er sich freuen.

Und daraus folgt, dass zu der Zeit, wenn man ein Neugeborenes beschneidet, die Anwesenden und die Eltern sich freuen, obwohl das Kind leidet; denn sie glauben, dass sich die Seele des Kindes freut. Ähnlich müssen wir uns während der Arbeit des Bündnisses freuen, obwohl wir einen Zustand von Leid verspüren. Trotz alledem sollten wir glauben, dass unsere Seele glücklich ist.

Unsere ganze Arbeit sollte aus Freude geschehen. Und der Beweis hierfür resultiert aus dem ersten Gebot, welches dem Menschen auferlegt wurde. Das Gebot wird durch die Eltern erfüllt, und die Eltern und Anwesenden freuen sich. So sollten alle Gebote (Mizwot) vom Menschen erfüllt werden: nur mit Freude.

Shamati 94. Und ihr sollt eure Seelen bewahren

Ich hörte im Jahr 1945

Im Vers „Und ihr sollt eure Seelen bewahren“ ist hauptsächlich das Bewahren der spirituellen Seele gemeint. Auf die materielle Seele hingegen achtet der Mensch selbst, auch ohne den Befehl der Tora. Denn die Regel lautet, dass das offensichtliche Erkennungsmerkmal einer Mizwa darin liegt, dass er das, was er tut, um der Mizwa (Gebot) willen tut, und gäbe es keine Mizwa, würde er dies nicht tun. Der Grund, weshalb er es aber doch tut, ist wegen der Mizwa.

Somit benötigt er für eine Mizwa, die er ausführt – wenn er es auch täte, selbst wenn es ihm nicht befohlen wäre – besondere Sorgfalt, um einen Ort zu finden, wo er sagen kann, dass er dies nur um einer Mizwa willen tut.

Dann kann das Licht der Mizwa auf die von ihm durchgeführte Handlung der Mizwa leuchten. Dies nennt man „mit der Mizwa ein Kli bereiten“, in dem das Höhere Licht sein kann. Daher bezieht sich die Sorgfalt hauptsächlich auf die spirituelle Seele.

Shamati 93. Flossen und Schuppen

Ich hörte im Jahr 1945

Verstehe, was die Weisen sagten: „Alles, was Schuppen hat (Kaskesset), von dem ist bekannt, dass es auch Flossen hat (Snapir). Aber alles, was Flossen hat, von dem ist nicht bekannt, ob es auch Schuppen hat.“

In der Arbeit sollten wir dies so erklären: „Kaskesset“ (Schuppen) sind die schwierigen Fragen (Kushiot), die der Mensch während der Arbeit für den Schöpfer hat, und diese Fragen sind Gefäße für das Empfangen von Antworten. Denn die Antworten werden nicht im äußeren Verstand erfüllt, sondern gerade im inneren Verstand, welcher das Höhere Licht darstellt, das sich in den Menschen kleidet. Und sobald das Höhere Licht sich in den Menschen einkleidet, haben sich alle Fragen gelegt.

Je mehr Fragen es daher gibt, umso mehr Höheres Licht kleidet sich in den Menschen. Und daher sind Schuppen ein Zeichen der Reinheit, weil der Mensch sich mit ihrer Hilfe reinigen kann, weil er keine Fragen haben möchte. Und daher tut er alles, was in seiner Kraft steht, um sich zu reinigen und um des Höheren Lichtes würdig zu werden.

Und die Flosse (Snapir) ist ebenfalls ein Zeichen der Reinheit, welches bedeutet: „Sone – Pe – Or- Elijon = hasst – Mund- Höheres Licht.“ Und da er schwierige Fragen hat, ist dies gewiss deshalb, weil er das Höhere Licht hasst. Doch derjenige, welcher Flossen (Snapir) hat, muss nicht unbedingt Fragen (Kushiot) haben.  Möglicherweise hasst er das Höhere Licht, nicht weil er Fragen hat, sondern weil er einfach so gierig ist und sagt: „Ich werde auf keinen Fall gehen.“

Und das sind die Zeichen der Reinheit, wenn er also Fisch hat, und „Fisch“ (Dag) bedeutet „Fleisch, gehüllt in Schuppen und Flossen“, das heißt das Höhere Licht leuchtet in diesen zwei Zeichen. Arbeitet einer aber und hat keine Fragen in der Arbeit, so gilt dies nicht als ein Zeichen von Reinheit. Dies ist so, weil er keinen Ort hat, in welchen er das Höhere Licht hineingeben könnte, so wie er keinen Grund hat, der ihn zwingen würde, Höheres Licht anzuziehen. Denn auch ohne Höheres Licht glaubt er, mit ihm sei alles vollkommen in Ordnung.

Daher gab Pharao, der König von Ägypten, der wollte, dass das Volk Israel unter seiner Herrschaft bleibe, den Befehl, ihnen kein „Kash“ (Stroh) zu geben. Wie es geschrieben steht: „Da zerstreute sich das Volk…, um Stroh zu sammeln…“ Sodann bestünde für sie niemals die Notwendigkeit, dass der Schöpfer sie aus der Herrschaft der Unreinheit in die Kedusha (Heiligkeit) hinausführe.

Shamati 92. Erklärung des Aspektes „Glück“

Ich hörte am 14. Juni 1948

„Glück“ nennt man etwas, das sich „über dem Verstand“ befindet. Somit, selbst wenn es seitens des Verstandes so und so sein musste, wurde es von Seiten des Glücks veranlasst, dass seine Handlungen erfolgreich waren. Denn „Verstand“ bezieht sich auf „Ursache“ und „Wirkung“, was bedeutet, eine Ursache ließ das Ergebnis so hervortreten, wie es ist.

Aber über den Verstand hinaus, wenn die anfängliche Ursache nicht die Ursache des Ergebnisses ist, heißt dies „über dem Verstand“. Dies bezeichnen wir als „Glück“, welches das Ergebnis bewirkt hat.

Es ist bekannt, dass alle Einflüsse vom Licht von Chochma (Weisheit) kommen. Und wenn Chochma scheint, nennt man dies „Linke Linie“ und „Dunkelheit“. Die Fülle ist blockiert und heißt „Eis“. Dies wird als „Verdienst“ bezeichnet, da man dazu würdig wird. Das bedeutet, dass die Ursache, die das Licht Chochma hervorruft, „Verdienst“ heißt, weil sie vorher ist und sich weiter fortsetzt.

Aber „Söhne, Existenz und tägliches Brot hängen nicht vom Menschen ab, sondern vom Glück“. Dies bedeutet, dass Chochma besonders durch die Mittlere Linie vermindert wird und gerade durch die Verminderung, genannt Massach de Chirik, scheint. Daraus folgt, dass sie nicht durch Ursache und Wirkung leuchtet, das heißt, dass Chochma durch die Linke Linie leuchtet, sondern gerade durch die Verminderung. Dies heißt „über dem Verstand“, und dies ist „Glück“.

Shamati 90. Im Sohar, BeReshit

Ich hörte am 28. März 1948

Im Sohar, BeReshit Seite 165, steht, in den Geheimnissen der Tora „werden die Beschützer des Ministers von Oben aufgerichtet. Und die lodernde Flamme des kreisenden Schwertes wird über all den Heeren und den Lagern berufen. Und unter diesem Aspekt werden andere Unterscheidungen zu verschiedenen Stufen gedeutet.“

Und er [Baal Sulam] erklärte, dass, wenn die Linke Linie sich ausbreitet, sie durch die Rechte Linie versüßt werden muss. Sie (die Linke Linie) breitet sich an drei Orten aus:

  1. in Aba we Ima, was die Wurzel ist
  2. in Malchut
  3. in den Engeln Gottes.

In Aba we Ima nennt man sie „Beschützer des Ministers.“ Und in Malchut nennt man sie „die lodernde Flamme des kreisenden Schwertes“. Und in den Engeln nennt man sie „Und unter diesem Aspekt werden andere Unterscheidungen zu verschiedenen Stufen gedeutet.“

Shamati 91. Das Ausgetauschte

Ich hörte am 18. April 1948

Im heiligen Sohar erklärt er den Grund dafür, warum Ruben von Lea geboren wurde, während Jakob zu der Zeit des Aktes an Rachel dachte. Und das Gesetz besagt, dass, wenn man an eine andere denkt, das Kind „Ausgetauschter” genannt wird.

Und der heilige Sohar erklärt, dass er an Rachel dachte und er wirklich dachte, dass es wirklich Rachel sei. „Ausgetauschter“ bedeutet, dass sein Gedanke bei Rachel war und er beim Akt wusste, dass es Lea war. Hier jedoch galt sein Gedanke Rachel, und hinsichtlich des Aktes dachte er, dass es tatsächlich Rachel sei.

Und er erklärte dies: In der Spiritualität ist bekannt, dass sie als Stempel und Abdruck vorkommen, dass jede Stufe von der höheren Stufe abgedruckt wird. Es liegt in der Sache, dass Stempel und Abdruck Gegensätze sind. Der Stempel ist dem Abdruck immer entgegengesetzt. Daraus folgt, dass, was man in Brija als Klipa erachtet, Kedusha in Yezira  ist, und was Kedusha in Yezira ist, ist Klipa in Assija.

Wenn sich der Gerechte daher in irgendeiner Stufe vereint, dann vereint er sich sicherlich mit der Kedusha, die auf dieser Stufe ist. Und wenn er bei dieser Handlung an eine andere Stufe denkt – und was in dieser Stufe Kedusha genannt wird, wird auf einer anderen Stufe Klipa genannt – dann wird es „ausgetauscht“ genannt. Dies bedeutet, was aus dieser Vereinigung hervorgeht, ist ausgetauscht, da die Stufen einander entgegengesetzt sind.

Jakob jedoch dachte an Rachel, das heißt an die Kedusha, die sich in Rachel befand. Und auch was die Handlung betrifft, dachte er, dass es wirklich Rachel sei. Folglich galt sein Gedanke sowohl der  Kedusha in Rachel als auch der Handlung, mit der Absicht auf der Stufe von Rachel zu sein. Daher gibt es hier keinen Aspekt von Lea, der als ausgetauscht gelten könnte.

Shamati 89. Um die Worte des heiligen Sohar zu verstehen

Ich hörte am 15. Februar 1948

Um die Worte des heiligen Sohar zu verstehen, muss man zuerst verstehen, was der heilige Sohar aussagen will. Und zu verstehen, was der heilige Sohar aussagen will, hängt von der Hingabe des Menschen an Tora und Mizwot  ab. Denn Tora und Mizwot werden ihm die Reinheit bringen, also dass er von Selbstliebe rein sein werde. Und zu diesem Zweck beschäftigt er sich mit Tora und Mizwot. Und in diesem Maße kann man die Wahrhaftigkeit dessen verstehen, was der Sohar aussagen will. Sonst gibt es Klipot, welche die Wahrhaftigkeit, die sich in den Worten des heiligen Sohar befindet, verdecken und verstopfen.

Shamati 88. Die ganze Arbeit ist nur dort, wo es zwei Wege gibt

Ich hörte zum Ausgang von Shabbat BeShalach, am 24. Januar 1948

Die ganze Arbeit ist nur dort, wo es zwei Wege gibt, so wie es geschrieben steht: „… dass er lebe durch sie“[1] und nicht dass er sterbe durch sie. Und das Thema von „Er soll sterben und es nicht übertreten“ gilt nur für drei Mizwot (Gebote): Götzendienst, Blutvergießen und Inzest. Und dennoch sehen wir, dass die ersten Chassidim ihr Leben für die Einhaltung einer jeden Mizwa geopfert haben.

Und man soll wissen, dass die ganze Arbeit und Bemühung nur zu der Zeit ist, in welcher der Mensch die Tora hüten muss. Dann fühlt der Mensch die schwere Last, wenn der Körper die Bedingungen der Tora nicht akzeptiert. Wenn der Mensch aber dessen würdig ist, dass die Tora ihn behütet, dann fühlt man im Dienst für den Schöpfer keinerlei Schwere, denn die Tora hütet den Menschen auf die Weise, wie es geschrieben steht: „Die Seele eines Menschen lehrt ihn.“

[1] 3. Buch Moses 18, 5