Im jüdischen Kontext wird während dieser Woche Pessach zelebriert. Entstanden ist das Fest zur Erinnerung an den „Auszug des Volkes Israel aus Ägypten”. Wird Pessach mit kabbalistischen Hintergrund gefeiert, geht es jedoch nicht um religiöse Rituale oder Bräuche. Das Fest birgt in sich eine Botschaft und eine Vorhersage für die gesamte Menschheit! Es ist kein Zufall, dass die Geschichte von Moses, Pharao und dem „Auszug aus Ägypten“ mehrere epische Filme inspiriert hat; die universelle Botschaft der Befreiung aus der Versklavung berührt einen Punkt in jedem Menschen: das Streben nach Freiheit.
Pessach steht kabbalistisch betrachtet für den Übergang aus der „Wahrnehmung dieser Welt“, in die „Wahrnehmung der höheren Welt“. Anders ausgedrückt bedeutet es, dass der Mensch vom Zustand der Unmöglichkeit, sich mit anderen zu verbinden, zum Zustand gelangt, in dem er seinen Egoismus überwinden und sich dadurch verbinden kann. Das ist mit dem „Auszug aus Ägypten“ gemeint.
Um zu diesem Zustand gelangen zu können, muss man zuerst verstehen, was oder wer einen „versklavt“, und wie man sich befreien kann. Der Pharao, der große Unterdrücker, ist niemand anderes als das menschliche Ego. Moses, dessen Name vom hebräischen Wort moshech – ziehen – kommt, ist die Kraft, die den Menschen aus dem Griff des Pharaos herauszieht und ihn befreit. Sie hilft dem Menschen, sich zum Herren seines eigenen Schicksals zu machen.
Der „Auszuges aus Ägypten“, die Befreiung vom Ego, betrifft jeden Menschen. Irgendwann wird jeder spüren, dass das Ego ein unbarmherziger Herr ist und wird vor ihm weglaufen wollen. Das ist der Zeitpunkt, in dem man der Kraft Moses folgt, Ägypten verlässt und ein freier Mensch wird – befreit von seinem eigenen quälenden Pharao, dem Ego.
Das ist ein langer Prozess, in dem sich der Pharao, das Ego, stetig verändert. Das Ego wächst und entwickelt sich und wird immer anspruchsvoller. Was einen gestern noch erfüllte und man großartig fand, ist kurz danach völlig unbefriedigend. Schlussendlich findet man sich in der Verfolgung von Genüssen wieder, die nur solange lohnend erscheinen, bis man sie hat. So beginnt sich der Mensch immer unzufriedener zu fühlen. Er fragt sich, ob das der Sinn der ganzen Sache, seines ganzen Lebens sein soll. Doch wenn er sagt „genug“, erkennt er, dass es unmöglich ist, von dieser Art zu leben loszukommen. Man ist in der „Versklavung in Ägypten“, seinem Ego vollkommen versklavt. Je mehr man sich wehrt, desto mehr bedrängt es einen. Das ist der Moment, in dem man erkennt, dass der Pharao einen ausgenutzt hat und nur so lange gut zu einem war, wie man ihm diente.
Die Menschen sind aktuell noch nicht so weit, nähern sich aber diesem Zustand. Viele fühlen sich bereits schlecht, müssen aber noch erkennen, dass der Pharao, das Ego, die Ursache für das schlechte Gefühl ist. Sobald man das begreift, beginnt der „Auszug aus Ägypten“, aus der Versklavung durch das Ego.
Um diesem Zustand von Pessach näher zu kommen, muss man alles, was einem am eigenen Leben nicht gefällt, untersuchen und sich fragen, wer es wirklich ist, der leidet. Das eigene Ego? Mit Hilfe der Weisheit der Kabbala und einer Umgebung von Gleichgesinnten kann aber jeder Mensch zum „Auszug aus Ägypten“ gelangen und dieses Fest feiern!
Zusammengestellt aus Artikeln von Michael Laitman