Was feiern wir am Feiertag Shawuot?
Was feiern wir am Feiertag Shawuot aus kabbalistischer Sicht?
An Shawuot feiern wir die Gabe der Tora – einen Tag, an dem allen, die als „Israel“ („Yashar El“ – „direkt zum Schöpfer“) bezeichnet werden, die Tora gegeben wurde. Sie ist eine Methode, ein Mittel, sich durch die freie Wahl zu entwickeln und von unserer Stufe auf eine Höhere überzugehen.
Erst ab dem Moment der Gabe der Tora verfügt der Mensch über die freie Wahl; die Wahl, diese Methode, an sich selbst, zu realisieren. Zuvor haben wir keinen freien Willen. Jetzt können wir selbst unsere Haltung dem Ziel der Schöpfung und dem Weg gegenüber, den wir gehen, zum Ausdruck bringen. Der Schöpfer hat uns die Möglichkeit gegeben, in Ihm zu sein. Wir nehmen bewusst an diesem Prozess teil. Meine Freie Wahl bedeutet, dass ich mich selbst, meine Unabhängigkeit durchsetzte – in dem Maße, in dem ich mich mit dem Schöpfer identifiziere, mich Ihm angleiche. Je nach dem Maß der Veränderung gehen wir in diesen neuen Zustand über, bis sich all unsere irdischen, d.h. egoistische Eigenschaften in spirituelle, altruistische umwandeln und wir unser Leben auf der spirituellen Stufe fortsetzen. Sie korrigiert unsere Natur, lässt uns selbst in einer ewigen, vollkommenen Form erfahren, die voller Harmonie und ohne Einschränkungen der materiellen Welt ist.
Das Empfangen dieser Methode ist das Wichtigste in unserem Leben – ein wahrer Grund zu feiern!
Es gibt kein größeres Fest als das Fest des Gabe der Tora. Wäre uns nicht die Tora gegeben, könnten wir nur eine tierische Existenz führen.
Wir feiern, dass wir die Höhere Kraft, die in uns handelt, begreifen, wahrnehmen und erkennen und uns mit ihren Handlungen identifizieren können. Natürlich ist das in jedem Fall die Höhere Kraft, der Schöpfer, der an uns arbeitet. Doch wir erkennen, wie Er handelt, wir sehnen uns danach und streben noch vor Seinen Handlungen nach Ihm. Damit wird das Ausmaß der Liebe gemessen.
Warum symbolisiert Shawuot den Feiertag der Gabe der Tora, und nicht des Empfangens der Tora?
Die Gabe der Tora erfolgt erst dann, wenn wir dazu das Verlangen fühlen. Es handelt sich um das Licht, um die Gabe von Oben, und nicht um das Empfangen von Unten. Sobald der Mensch die Tora empfängt, wird er frei. Es ist die Freiheit vom Willen zu empfangen, vom Verlangen nur für sich selbst zu genießen. Erst dann kann man sagen, dass wir am Empfangen der Tora arbeiten.
Die Gabe der Tora erfolgt, nachdem das Volk die Bedingungen, der gegenseitigen Bürgschaft, wie ein Mensch mit einem Herzen, am Fuß des Berges, annimmt. Das heißt, wir verstehen, dass über uns der Berg unseres Willens zu empfangen erhöht wird und wir können, auf diesen Berg, nur mit einem Punkt im Herzen hinaufsteigen. Dieser Punkt heißt Moses, weil er uns aus unserem Ego herauszieht.
Der Berg Sinai ist riesig, wie der Babylonische Turm, oder noch größer. Wir haben uns an seinem Fuß versammelt und sind bereit, an diesem Berg zu stehen. Das heißt, wir sind einverstanden, unser Ego an den Berg abzugeben, um ungeachtet dieses Berges des Hasses, nach der Einheit zu streben, obwohl das ganze Ziel, unseres Willens zu empfangen, darin besteht, gegen die Verbindung zu protestieren.
Wenn wir es jedoch schaffen, uns trotzdem zu verbinden, dann fordern wir die Offenbarung der Kraft des Gebens innerhalb unserer Einheit. Denn das Streben zur Verbindung symbolisiert das spirituelle Gefäß, das Verlangen zum gegenseitigen Geben. Wie es geschrieben steht: „Von der Liebe zu den Geschöpfen, zur Liebe zum Schöpfer“.
So nehmen wir die Bedingung der Nächstenliebe, wie zu uns selbst, wahr.
Michael Laitman
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