Die Notwendigkeit, Kabbala zu lernen
Von Michael Laitman
…eine Generation folgt der anderen auf diesem Planeten hier, und jede Generation und jedes Individuum stellt sich immer noch die gleiche Frage über den Sinn des Lebens, besonders in Zeiten des Krieges, globalen Leidens oder während Unglück bringender Lebensphasen, die jeden von uns treffen können. Was ist denn das für ein Leben, in dem uns schon kleine Vergnügungen so teuer sind, dass die Abwesenheit von Leiden uns wie Glück erscheint?Wenn wir so sind, wie wir sind, weil die Natur uns so gemacht hat, wir also vom Wohlwollen und der Gnade der Natur abhängig sind und wir mit welchen Eigenschaften auch immer zu leben haben, nämlich als nur zum Teil vernunftbegabte Wesen – denn verständig sind wir nur in der Hinsicht, uns bewusst zu werden, dass unsere Handlungen durch unsere Charaktereigenschaften und unsere Anlagen, mit denen wir zur Welt kamen, bestimmt werden und wir diese nicht beeinflussen können – können wir nicht wissen, wohin uns unsere wilde, unverständige Natur führt, die uns ständig gegeneinander kämpfen lässt, ganze Nationen sich wie wilde Tiere gebärden lässt, die durch ihren Instinkt geleitet in einem grausamen Kampf übereinander herfallen. Solange wir so unbewusste Wesen sind, können wir die Annahme, wir seien intelligente Wesen nicht mit diesem Begriff in Einklang bringen.
Wenn jedoch diese göttliche Kraft, die uns erschaffen hat, existiert, warum nehmen wir sie nicht wahr? Warum verbirgt sie sich vor uns? Wenn wir wüssten, was von uns erwartet wird, würden wir keine Fehler im Leben begehen, für die wir durch Leiden bestraft werden!
… Wir wissen, wie viele Qualen und Schmerzen die Menschheit seit der Erschaffung der Welt, erlitt. Und wer ist die Quelle all dieser Leiden, wer außer dem Schöpfer sollte sie verursachen?
… Und wie viele waren im Laufe der Menschheitsgeschichte um höherer Weisheit und spirituellen Aufstieges willen bereit, jegliche Schmerzen auf sich zu nehmen? Sie haben sich freiwillig unerträglichen Qualen und Ängsten unterworfen, um zumindest einen Funken spiritueller Wahrnehmung zu erheischen und die höhere Kraft zu erfassen, um mit dem Schöpfer vereint zu werden und fähig zu werden, Sein Diener zu sein!
Dennoch lebten sie alle ihr Leben, ohne jemals eine Antwort zu erhalten, ohne irgendetwas erreicht zu haben; sie verließen diese Welt genauso, wie sie gekommen waren…
… Warum hat der Schöpfer ihre Gebete nicht erhört, warum hat Er sich von ihnen abgewandt, warum hat Er ihr Leiden verschmäht…?
… Sie haben Seine Zurückweisung gefühlt! Unbewusst ahnten sie, dass der Kosmos und alle Geschehnisse einen höheren Sinn und Zweck haben müssen, nämlich die Einswerdung des Menschen mit dem Schöpfer. Und noch in ihrer Egozentrik versunken und während sie unsägliche Qualen durchmachten und der Zurückweisung des Schöpfers gewahr waren, fühlten sie plötzlich, wie sich in ihrem Herzen – das bis dahin für die Wahrheit verschlossen gewesen war und nur ihre eigenen Schmerzen und Verlangen empfand – einen Spalt öffnete. Eine Öffnung tat sich auf, aufgrund deren sie würdig wurden, einen Funken der ersehnten Einheit zu erfühlen, der durch die zerborstene Wand in ihr Herz eindringen konnte…
… Und infolge dieses Geschehens wurden alle ihre Wesenszüge in ihr Gegenteil verkehrt, und durch solche ersetzt, die jenen des Schöpfers gleichen…
… Und im Moment dieser Empfindung, die sich ihnen enthüllte und ihre Wunden heilte, erfüllt der Schöpfer sie mit unendlicher Glückseligkeit, so freudvoll, dass man sich nicht vorstellen kann, dass es Vollkommeneres geben könnte, und so erkannten sie, dass all die Qual es wert war, um diese Vollkommenheit zu erreichen…
Und jede einzelne Zelle ihres Körpers überzeugte sie davon, dass alle Menschen auf dieser Welt bereit wären, durch undenkbare Qualen zu gehen, um der Erfahrung willen, wenigstens einmal im Leben etwas wie diese Seligkeit der Verschmelzung mit dem Schöpfer zu spüren…
… Der Grund des Schweigens des Schöpfers menschlichen Anliegen gegenüber liegt in der Tatsache, dass der Mensch mehr mit seinem eigenen Vorwärtskommen beschäftigt ist als mit der Verherrlichung des Schöpfers. Den Schöpfer in den eigenen Augen zu verherrlichen sollte des Menschen einziges Anliegen sein. Und dann werden für ihn alle Anstrengungen leicht sein. Andernfalls wird der Mensch nur weinen, seine Verwirrungen beweinen und die Welt genau so verlassen, wie er sie betrat, ohne den Schöpfer wahrgenommen zu haben…
… Denn der Funken Einheit, das Ziel der Schöpfung, strömt in das Herz von demjenigen, der den Schöpfer lobpreist und sich in Seine Liebe vertieft – der aus tiefstem Herzen überzeugt ist, das alles vom Schöpfer Erschaffene für ihn gemacht ist, anstatt sich selbstsüchtig über die Unbilligkeit der göttlichen Gesetze zu beschweren…
…Das Spirituelle kann nicht in Einzelteile zerlegt werden, jedoch kann der Mensch einen Teil nach dem anderen aus dem Ganzen erfassen, solange bis er alles erfasst hat… Alles hängt von der Reinheit unserer Sehnsucht ab. Wenn das Herz des Menschen von jeglicher Egozentrik gereinigt ist, kann das spirituelle Licht in es strömen.
Um wie viel leichter wäre das Leben, würde sich der Schöpfer nicht vor uns verbergen. Wenn Er deutlich wahrnehmbar und sichtbar für jeden wäre! Wir würden keinerlei Zweifel hinsichtlich Seiner Existenz haben, wir könnten die Wirkungen Seiner Gebote und Gesetze auf unser Leben und auf die uns umgebende Welt beobachten. Wir könnten die Ursache und den Zweck unserer Erschaffung und die Folgen unserer Handlungen und Seine Antwort darauf erkennen. Wir würden uns mit all unseren Problemen an Ihn wenden, Ihn um Hilfe bitten, uns nach Seinem Schutz und Seinem Rat sehnen. Wir würden Ihn bitten, uns erkennen zu lassen, warum Er uns all diese Schwierigkeiten sendet. Wir würden Seinen Rat bezüglich der Zukunft erbitten, um ständig mit Ihm in Kontakt zu sein. Durch Seine Führung würden wir uns in der Weise verändern, wie Er möchte, dass wir werden und wie es für uns das Beste ist.
Wir könnten in ständiger Verbindung mit dem Schöpfer stehen, vom unserer Geburt an, so wie ein Kind von Geburt an seiner Mutter gewahr ist. Der Schöpfer wäre dem Menschen genauso nah, wie die Mutter dem Kind, da der Mensch Ihn als die Quelle seiner Geburt und seiner Eltern erkennen würde, als Ursache seiner Existenz und des ganzen zukünftigen Lebens. Durch Beachten Seiner Antwort auf unser Handeln und unsere Absichten könnten wir lernen, auf die rechte Weise zu leben.
Schulen und Erzieher wären nicht länger notwendig. Alle Nationen wären wunderbar vereint in dem einen gemeinsamen Ziel, das für alle offensichtlich wäre – die spirituelle Vereinigung mit dem sichtbaren und wahrnehmbaren Schöpfer und würden friedlich nebeneinander existieren.Die spirituellen Gesetze wären Allgemeinwissen und jeder würde danach handeln. Die Gesetze der spirituellen Welten, auch Gebote genannt, würden von jedermann ganz selbstverständlich eingehalten, da jeder sehen würde, dass die Missachtung der Gebote ihnen selbst Schaden bringt, genau so, wie man sich verletzt, wenn man ins Feuer springt oder sich von einer Klippe stürzt.
Könnten wir den Schöpfer und Seine Herrschaft über uns klar und deutlich erkennen, würden wir nicht unter Mühsal stöhnen, denn wir würden Seine Gunst darin erkennen. Zum Beispiel würde jemand all sein Hab und Gut freudig einem Fremden geben, ohne einen einzigen Gedanken an sich selbst zu verschwenden, denn er wäre sich des göttlichen Gesetzes bewusst. Er würde den Segen erkennen, der durch diese selbstlose Handlung auf ihn gezogen wird und er würde wissen, dass wir alle in die Macht des freundlichen und ewigen Schöpfers eingebettet sind.
Ganz selbstverständlich (und wie unmöglich ist es unter unseren gegenwärtigen Umständen, wo diese Gesetze verborgen sind) würden wir uns ganz und gar dem Schöpfer verschreiben und all unsere Gedanken und unsere Sehnsucht auf Ihn richten. Es wäre ganz natürlich für uns, wie Er sein zu wollen, ohne den kleinsten Gedanken oder Sorge um uns selbst. Als würden wir all unsere Gefühle auf Ihn übertragen, versuchen, Ihn zu erlangen und das Leben nach Seinem Willen zu leben.Durch all das eben Gesagte wird deutlich, dass es in unserer Welt nur an der Wahrnehmung des Schöpfers fehlt. Deshalb sollte dies die einzige Absicht und das einzige Ziel des Menschen in dieser Welt sein. Und der Mensch sollte keine Mühen scheuen, es zu erreichen, denn nur in der Wahrnehmung des Schöpfers liegt die Erlösung. Beides – die Erlösung von der Mühsal des Lebens und die Erlösung vom spirituellen Tod.
Kabbala lehrt uns, wie wir den Schöpfer wahrnehmen und empfinden können.
Den Schöpfer wahrzunehmen wird Glaube genannt. Ein allgemein üblicher Irrtum in der Auslegung dieses Wortes liegt in der Annahme, Glaube sei ein „Herumtappen im Dunkeln“, ohne den wirklich Schöpfer zu erkennen oder wahrzunehmen. Dieser Begriff wird also genau gegensätzlich zu seiner tatsächlichen Bedeutung ausgelegt. Gemäß der Kabbala wird das Licht des Schöpfers, das den Menschen durchdringt, „Licht des Glaubens“ oder einfach Glauben genannt. Glaube – das Licht des Schöpfers – ermöglicht dem Menschen ein Gefühl des Verbundenseins mit dem Ewigen, eine Einsicht in den Schöpfer. Der Glaube ermöglicht ein Bewusstsein für die vollkommene und klare Kommunikation mit dem Schöpfer.
Das Gesagte zeigt deutlich, dass die Loslösung von unserer zeitlichen Existenz – die mit Leiden beladen ist und mühsamen Streben nach letztendlich doch nur vorübergehender Freuden – allein davon abhängt, Glauben zu erreichen, d.h. den Schöpfer wahrzunehmen. Die Ursache unseres Unglückes, unseres Gefühls der Sinnlosigkeit und Endlichkeit unseres Lebens, liegt an unserem Versäumnis und Unvermögen, den Schöpfer wahrzunehmen. Die Tora selbst lehrt uns: „Schmecket und sehet, wie freundlich der Herr ist!“ Diejenigen, die die grundlegende Notwendigkeit den Schöpfer zu empfinden, erkennen, werden zur Entscheidung kommen die Originalwerke der Kabbala zu studieren: das Buch Sohar mit Kommentaren des Sulam, die Werke des Ari und die Werke von Ashlag.
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