Die Vollkommenheit und die Welt
Von Dr. Michael Laitman
Wie wir wissen, ist das Wesentliche der Gebote des Schöpfers die Liebe, damit wir die maximale Aufmerksamkeit und das Mitgefühl allen Menschen in der Gesellschaft geben, genau so, wie wir es bei uns selbst tun. Lassen Sie uns versuchen zu betrachten, ob wir dies glauben können. Vielleicht ist es auch möglich, dies praktisch zu überprüfen. Ich denke, dass der Leser meine Abneigung gegenüber dem leeren Philosophieren schätzt. Unsere Generation weiß besser als andere, wie solche falschen Philosophien in der Praxis eingeführt werden können. Millionen Menschen können darunter leiden, nur weil einige theoretische Ideen, die als Grundlage dienen, nachgewiesen falsch und/oder irreführend sind. So kann dann die vollständige Theorie zusammenbrechen.
Ist es möglich, indem man die Welt und ihre Gesetze studiert und unsere Folgerungen auf Tatsachen gründen, wir zur Schlussfolgerung kommen werden, dass es notwendig ist, den Ansprüchen des Schöpfers zu folgen? Wenn wir die vorhandene Ordnung in der Natur betrachten, sind wir durch die unglaublichen Gesetzmäßigkeiten und Regelmechanismen erstaunt, die im Mikro- und im Makrokosmos offensichtlich sind. Lassen Sie uns ein Beispiel heranziehen, das uns nahe ist – der Mensch selbst.
Eine Zelle, die vom Vater stammt, kommt zu einem sicheren, behüteten Platz in der Mutter. Dort empfängt sie alles, was sie für das Wachstum und ihre Entwicklung benötigt. Nichts kann sie verletzen, bis sie geboren und ein einzelner Organismus wird. Sogar später gibt die Natur den Eltern das notwendige Mitgefühl für ihr Baby. Auf diese Weise ist das Kind der Liebe und der Pflege, derer, die es umgeben, absolut sicher.
So wie die Menschen sorgen sich auch die Tiere und Pflanzen um ihren Nachwuchs und ihre Sprösslinge – den nachfolgenden Generationen. Nachdem der neue Organismus, das neue Individuum geboren ist, beginnt jedoch ein Kampf ums Überleben, der sich mit der Zeit noch verstärkt. Dieser steht in starkem Kontrast zur Wärme und Obhut, von der das Wesen am Anfang umgeben war. Dieser erstaunliche Widerspruch in der Frage der Gesetzmäßigkeiten in dieser Welt hat in allen Zeiten den Verstand der Menschheit beschäftigt, und er hat ebenso die Hervorbringung vieler Theorien bewirkt.
EVOLUTION: Diese alte Theorie findet es nicht notwendig, diesen Widerspruch zu lösen. Der Schöpfer hat die Welt erschaffen und Er steuert alles. So wie die Evolutionisten glauben, hat Er völlig gefühllos und gedankenlos eine Spezies in Übereinstimmung mit strengen physikalischen Gesetzen kreiert. Erst einmal erschienen, entwickelt sich eine Art entsprechend der Evolution und befolgt die strenge Grundregel: „Der Stärkere überlebt“. Entsprechend dieser Theorie wird der Schöpfer „Natur“ genannt, was den Mangel an Gefühlen noch betont.
DUALISMUS: Wir wissen, dass die unglaubliche Klugheit der Natur bei weitem die Möglichkeiten des Menschen übersteigt. Die vorausschauende „Programmierung“ zukünftiger Schöpfungen und Organismen muss irgendeine Art der Rückkopplung beinhalten. Auch die gebende Seite (Natur) muss Intellekt, Gedächtnis und Gefühle haben. Deshalb ist es unmöglich zu behaupten, dass auf allen Ebenen der Natur nur das Gesetz der Wahrscheinlichkeit regiert.
Diese Kette der Gedanken brachte die Idee des Bestehens von zwei Kräften hervor. Die eine ist positiv und die andere negativ. Diese beiden Energien besitzen Intellekt und Gefühle, und sie statten alles mit diesen Qualitäten aus, was von ihnen geschaffen wird. Die Entwicklung dieser Dualismustheorie bewirkte die Entstehung noch einiger anderer Ideen und Anschauungen. Durch die Analyse der Wirkungen der Natur und das Zuordnen zu bestimmten Charaktereigenschaften entstanden „viele Götter“. So auch einige Religionen, die viele Götter verehrten (z.B. die der alten Griechen). Entsprechend diesem Glauben kontrolliert jeder dieser Götter eine bestimmte Kraft und einen bestimmten Bereich.
Den Mangel an Kontrolle (Unkontrollierbarkeit) haben seit der Entwicklung von neuen Instrumenten und technologischen Methoden, neuerdings viele Wissenschaftler untersucht. Sie entdeckten eine Verbindung zwischen verschiedenen Feldern in unserer Welt. So hat man die Theorie „vieler Kräfte“, die unsere Welt steuern, fallen gelassen, und einige neue Vorstellungen sind aufgetaucht. Im Allgemeinen herrscht die Idee vor, dass es eine Kraft geben muss, die uns bindet und mit Weisheit die ganze Welt steuert. Wird die Menschheit – so klein und unwesentlich wie sie ist – verglichen mit dieser einen Kraft, tatsächlich mit ihrer eigenen Kunstfertigkeit alleine gelassen?
Wie auch immer, trotz aller unterschiedlichen Theorien der Schöpfung dieser Welt und ihrer Steuerung leidet die Menschheit immer noch. Der Mensch versteht nicht, warum die Natur ihn mit solcher Zärtlichkeit und Vorsicht behandelt, während er in der Gebärmutter weilt, und sich danach alles so gnadenlos wendet. Wenn er älter ist, scheint es, dass er die Obhut der Natur sogar noch mehr benötigt und eine Frage taucht auf: Sind wir nicht selbst der wirkliche Grund für die Grausamkeit der Natur gegenüber der lebendigen Welt?
Alle Handlungen der Natur sind miteinander verflochten. Wenn wir eine ihrer gesetzmäßigen Abläufe brechen, wird das gesamte System unausgeglichen. Es macht keinen Unterschied, ob wir von der Natur als „Herrscher“ sprechen, oder uns mit dem Schöpfer befassen, der einen Plan, ein bestimmtes Ziel und große Weisheit besitzt. Entweder die Natur oder der Schöpfer (was prinzipiell unbedeutend ist) wirkt auf uns durch bestimmte Gesetze und Richtlinien. Wir müssen ihnen folgen, da sie objektiv und zwingend sind. (Zufällig ist gemäß der Kabbala der numerische Wert des Wortes „Elokim“ [Gott] mit dem numerischen Wert des Wortes Teva [Natur] gleich. Dies zeigt die Verbindung zwischen uns und dem Schöpfer, durch die Naturgesetze). Für uns ist es wichtig, diese Naturgesetze zu verstehen. Wir wissen, wenn wir diese Gesetze nicht befolgen, werden wir leiden. Es liegt auf der Hand, dass der Mensch die Gesellschaft der anderen Menschen benötigt. Wenn sich jemand plötzlich entscheiden würde, sich von der Gesellschaft zu isolieren, würde er sich zu einem Leben voll des Leidens verurteilen. Er wäre nicht in der Lage, sich selbst alle Dinge zur Verfügung zu stellen, die er benötigt.
Es ist die Natur selbst, die den Menschen innerhalb der Gesellschaft mit anderen gleichartigen Menschen leben lässt. Innerhalb dieses Lebens wird er in zwei Abläufe mit einbezogen. Er „bekommt“ von der Gesellschaft alles, was er benötigt und muss seinerseits der Gesellschaft garantieren, seine Produktivität und seine Arbeit zu „geben“. Wenn er eine dieser beiden Verpflichtungen bricht, stört er die Balance und er verdient es, von der Gesellschaft bestraft zu werden. Wenn jemand zum Beispiel des übermäßigen „Erhalts“ schuldig ist (zum Beispiel durch Diebstahl!) folgt die Bestrafung sofort. Andererseits, wenn jemand es ablehnt, etwas von sich selbst der Gesellschaft zu „geben“, folgt die Bestrafung keinesfalls als Regel. Deshalb wird der Zustand, seine Talente und Fähigkeiten der Gesellschaft zu „geben“, selten vorenthalten.
Die Natur fungiert andererseits wie ein gerechter Richter, der die Menschheit in Übereinstimmung mit ihrer Entwicklung bestraft. Entsprechend der Tora ist mit dem Wechsel der Generationen in unserer Welt nur das Erscheinen und das Verschwinden der Körper der Menschen gemeint. Die Seele ist das, was den Körper füllt, sie ist das Haupt-„Ich“ einer Person. Sie befördert seine Wünsche, seinen Charakter, und die Gedanken, die auf einen materiellen „Träger“ – die Gehirnzellen, geschrieben werden. Diese Seele verschwindet nicht, nur der Träger ändert sich. Die Zahl der Seelen ist (konstant) begrenzt. Das Wenden der Seelen, das “Herunterkommen” zu unserer Welt, bekleidet mit neuen Körpern, stellt eine neue Generation von Menschen dar.
Wie die Seelen können auch alle Generationen von der ersten bis zur letzten als eine Generation betrachtet werden. Ihre Lebensdauer begann mit der Geburt der Menschheit vor einigen Millionen Jahren. Sie reicht bis zum Tod der Menschheit, wobei es keine Rolle spielt, wie viele unterschiedliche Gestalten jede Seele in unterschiedlichen Körpern annimmt. Der Tod beeinflusst die Seele nicht, weil sie von einem „höheren Stoff“ gebildet wird, genauso wenig wie das Abschneiden unseres Haares oder der Nägel nicht unseren Körper und seine Lebensdauer beeinflusst.
Der Schöpfer erschuf und gab uns Seine Welt, und Er gab uns eine Aufgabe: Wir sollen uns anstrengen und danach streben, Ihm zu begegnen und sich Ihm anzunähern. Dieses sollte durch ein stufenförmiges spirituelles Wachstum und ein sich Verbinden mit Ihm ausgeführt werden. Eine große Frage taucht jedoch auf: Sollte die Menschheit dem Willen des Schöpfers folgen? Die Kabbala zeigt die vollständige Darstellung der verschiedenen Wege, in denen wir kontrolliert werden, und das Resultat überrascht. Es fällt so aus, dass wir schließlich immer das gleiche Ergebnis und die gleiche Schlussfolgerung erzielen werden, ob es aus freiem Willen oder durch das Leiden geschieht. Es kann während dieser Lebensspanne geschehen oder in der folgenden, und es kann auch wegen körperlicher, sozialer oder ökonomischer Kräfte geschehen, die uns beeinflussen. Früher oder später wird jeder von uns, und schließlich die gesamte Menschheit als Ganzes, diese Idee annehmen müssen: Das Ziel und der Zweck der Schöpfung sollten unser Ziel und unser Sinn im Leben sein!
Am Ende aller Generationen wird jeder dieses Ziel erreichen. Der einzige Unterschied ist der Weg, den man gewählt hat, um dort anzukommen. Der Mensch, der sich um dieses Ziel bemüht, wird doppelten Nutzen daraus ziehen. Er empfängt Vergnügen aus seiner „Konvergenz“ mit dem Schöpfer, die er erreicht, anstatt zu leiden. Der dramatische Punkt ist, dass die Menschheit sich nicht alle Unglücke vorstellen kann, der sie sich noch gegenüberstellen muss. Wie wir wissen, ist das Ziel unserer Bemühungen bereits festgelegt, und die Gesetze der Tora sind unveränderbar. So oder so, ob es nun unser eigenes persönliches Leiden ist, oder irgendeine periodisch auftretende globale Katastrophe, jeder von uns wird zur rechten Idee gezogen. Wir müssen den Geboten des Schöpfers folgen und sollten uns vom Egoismus und Neid befreien, und Mitgefühl, gegenseitige Hilfe und Liebe entwickeln.
Dein Kommentar
An Diskussion beteiligen?Hinterlasse uns Deinen Kommentar!