1985/20 Derjenige, der sein Herz verhärtet
Im Sohar[1] steht geschrieben: „Rabbi Jitzchak sagte: ‚Wir haben niemanden gefunden, der sein Herz dem Schöpfer gegenüber so verhärtete wie Pharao.‘ Rabbi Yossi sagte: ‚Aber Sichon und Og verhärteten auch ihr Herz.‘ Er antwortete: ‚Das ist nicht so. Sie verhärteten ihr Herz Israel gegenüber, aber gegenüber dem Schöpfer, so wie Pharao sein Herz Ihm gegenüber verhärtete, denn er sah Seine Macht und kehrte nicht um.'“
Man muss den Unterschied darin verstehen, dass sie ihre Herzen nicht dem Schöpfer gegenüber verhärteten, sondern nur gegenüber Israel. Schließlich empfinden die Völker den ganzen Hass auf Israel nur, weil es das Volk des Schöpfers ist, wie unsere Weisen sagten[2]: „Was ist der Berg Sinai? Das bedeutet, dass Sinaa [Hass] zu den Götzendienern herabgestiegen ist.“
Um wieder zum Thema zurückzukehren, also zum Hass auf Israel: Der Pharao hasste das Volk Israel und wollte es versklaven. Moses kam als Bote des Schöpfers, aber Pharao wollte nicht hören und sagte: „Wer ist der Herr, dass ich auf seine Stimme hören sollte?“ Auch Sichon und Og hassten Israel, aber worin unterscheiden sie sich von Israel? Durch den Grund, warum sie Israel hassen.
Haben Sichon und Og ihr Herz verhärtet, weil das Volk Israel unbedeutend war und haben sie es deshalb gehasst? Oder haben sie ihr Herz dem Schöpfer gegenüber so verhärtet, dass der Schöpfer in ihren Augen unwichtig war und sie deshalb Israel hassten? Worin besteht dann der Unterschied in Bezug auf Israel?
Man muss die obigen Worte des Sohar in der Arbeit verstehen. Dazu muss man wissen, dass es zwei Hindernisse gibt, die dem Menschen entgegengesetzt sind und ihn daran hindern, die Barriere zu überwinden und die Liebe zum Schöpfer zu erlangen. Denn der Mensch wird mit dem Verlangen geboren, für sich selbst zu empfangen und kann nichts ohne Eigennutz tun. Das heißt, er kann auf das Empfangen für sich selbst nur verzichten, um anderen etwas zu geben, wenn ihm das emotionale Erfüllung verschafft. In diesem Fall kann er auf das Empfangen für sich selbst verzichten.
Zum Beispiel kann ein Mensch für eine wichtige Persönlichkeit arbeiten. Angenommen, der Admor von Lubawitsch kommt mit einem Koffer zum Flughafen, vertraut diesen einem seiner Schüler an und gibt ihm 100 Dollar für seine Arbeit. Ganz sicher wird der Schüler die Belohnung vom Rabbi nicht annehmen wollen und sie zurückgeben. Und sollte der Rabbi ihn dann fragen: „Warum willst du sie nicht annehmen? Habe ich dir zu wenig für die Arbeit bezahlt? Wenn ich einem gewöhnlichen Portier 10 Dollar gegeben hätte, wäre er glücklich gewesen. Aber warum willst du sie nicht annehmen?“ Dann würde sein Schüler ihm antworten: „Mein Privileg, dem Rabbi zu dienen, ist mir mehr wert als jeder Genuss der Welt, den mir der Rabbi geben könnte.“
Deshalb kann ein Mensch für eine wichtige Persönlichkeit auch ohne jegliche Gegenleistung arbeiten und wenn er sich mit der Tora und Mizwot [Geboten] beschäftigt um zu geben, auf die Selbstliebe um des Schöpfers willen verzichten. Was macht dann derjenige, der die Arbeit des Schöpfers behindert, damit der Mensch nicht auf dem Weg des Schöpfers wandeln kann? Er tut eines: Er lässt nicht zu, dass ein Mensch die Größe und Wichtigkeit des Schöpfers erkennt. Deshalb ist all die Kraft, die die Sitra Achra [andere Seite] hat, gegen den Schöpfer gerichtet.
Er sagt ihm: „Ich weiß, dass du sehr stark bist und du deine Verlangen überwinden kannst, im Gegensatz zu schwachen Menschen mit einem weichen Herzen. Du bist der Stärkste der Starken. Der Grund, warum du nicht auf dem Weg der Wahrheit wandelst, ist jedoch, dass dir das Ziel nicht so wichtig ist, dass du dich dafür annullieren würdest.“ Mit dieser Kraft hindert er ihn daran, das Ziel zu erreichen.
Das sagt der Sohar im Namen von Rabbi Jitzchak: „Wir haben niemanden gefunden, der sein Herz dem Schöpfer gegenüber so verhärtete wie Pharao.“ Das heißt, er achtete den Schöpfer nicht und sagte: „Wer ist der Herr, dass ich auf Seine Stimme hören sollte?“ Dies ist der erste Hinderer.
Der zweite Hinderer kommt mit einer Klage gegen Israel, wenn der Mensch sieht, dass er seine Argumente überwunden hat, sich über den Verstand erhebt und nicht darauf achtet, was dieser ihm sagt. Das heißt, ein Mensch, der auf dem Weg des Schöpfers wandeln will, wird Yashar-El genannt, was direkt zum Schöpfer bedeutet. Er wünscht, dass all seine Handlungen direkt zum Schöpfer aufsteigen und will keine andere Absicht haben.
Was macht also der zweite Hinderer? Er erniedrigt den Aspekt von Israel, der sich in ihm befindet, und sagt: „Israel in dir ist sehr schwach, sowohl was die Fähigkeit als auch die Kraft zur Überwindung betrifft. Du hast einen schwachen Charakter, und dieser Weg, den du gehen willst – wo alle Handlungen nur für den Schöpfer sind – kann nur von Israel verlangt werden, das alle notwendigen Eigenschaften hat, nämlich eine gute Ausbildung, Fähigkeiten und den Mut, das Böse in sich zu bekämpfen. Israel kann diesen Weg gehen, aber nicht du.“
Wie hindert er ihn also daran? Er spricht nicht länger mit ihm über die Wichtigkeit des Ziels, wie bei dem Argument des Pharaos, der die Wichtigkeit des Ziels anzweifelte. Vielmehr sagt er ihm, dass das Ziel sehr wichtig ist, aber: „Du bist nicht wichtig genug, um auf einem so erhabenen Weg gehen zu können, also gehe auf dem Weg der Allgemeinheit. Du brauchst nicht außergewöhnlich zu sein. Nur dieser Weg ist für dich geeignet.“
Ähnliches findet man im Sohar[3] über die Kundschafter: „‚Und nachdem sie das Land ausgekundschaftet hatten, kehrten sie zurück‘. ‚Sie kehrten zurück‘[4] bedeutet, sie kehrten zur Seite des Bösen zurück und verließen den Pfad der Wahrheit. Denn sie sagten: ‚Was hat es uns genutzt? Bis zum heutigen Tag haben wir nichts Gutes in der Welt gesehen. Wir haben uns in der Tora angestrengt, aber das Haus ist leer. Wer wird diese Welt besitzen? Wer wird kommen und in ihr wohnen? Es wäre besser für uns gewesen, nicht so hart gearbeitet zu haben. Denn wir haben uns abgemüht und gelernt, um den Anteil jener Welt zu erkennen, wie du uns geraten hast. ‚Es fließt auch Milch und Honig‘, die Höhere Welt ist gut, wie es in der Tora heißt. Aber wer kann damit belohnt werden?‘
‚Aber das Volk … ist stark‘ bedeutet, dass das Volk, das mit dieser Welt belohnt wurde, stark ist, ohne auf den Rest der Welt zu achten: Sich in sie einschließen, um großen Besitz zu haben. Wer könnte das tun und damit belohnt werden? Nur ein starkes Volk. Und der Reiche antwortet kraftvoll: ‚Und wir haben dort auch die Nachkommen des Riesen gesehen,‘ was bedeutet, dass man einen Körper braucht, der so stark und kräftig ist wie ein Löwe, denn die Tora schwächt die Kräfte des Menschen.“
Daraus folgt, dass das Argument der Kundschafter nach der Interpretation des Sohar darin besteht, dass Israel unbedeutend ist, weil es dem Argument des zweiten Hinderer gleicht, was bedeutet, dass sich die ganze Verhärtung gegen Israel richtet.
Darin liegt der Unterschied zwischen dem Argument des Pharao, der sein Herz dem Schöpfer gegenüber verhärtete, und dem Argument von Sichon und Og, die ihr Herz gegenüber Israel verhärteten. Der Pharao sagte: „Wer ist der Herr, dass ich auf Seine Stimme hören sollte?“ Das bedeutet, dass seine ganze Kraft darin bestand, die Wichtigkeit des Schöpfers zu verringern, denn es wurde gesagt, dass er der erste Hinderer ist. Sichon und Og aber verhärteten ihr Herz gegenüber Israel, was bedeutet, dass sie die Wichtigkeit Israels mindern wollten, was dem zweiten Hinderer entspricht.
Gegen all diese Argumente gibt es keine andere Möglichkeit, als sie zu ignorieren, den Weg des Glaubens über dem Verstand zu gehen und auf den Schöpfer zu vertrauen. Denn Er kann jedem helfen und es gibt keine Kraft, die sich der Macht des Schöpfers widersetzen kann. Also sollte der Mensch darauf vertrauen, dass der Schöpfer hilft.
So finden wir im Sohar[5]: „Rabbi Yehuda sagte: ‚Rabbi Jitzchak sagte: ‚Pharao war weiser als alle seine Zauberer. … Er sah nicht, dass Israel Erlösung haben würde… Und Pharao dachte nicht daran, dass es ein anderes Band des Glaubens gibt, welches alle Kräfte der Sitra Achra beherrscht. Darum verhärtete er sein Herz.““ Aus den Worten des Sohar folgt, dass es Pharao irrational erscheint, dass sie ihre Autorität verlassen könnten, es sei denn durch den Glauben, der über dem Verstand steht, denn diese Macht hebt alle Mächte der Welt auf.
[1] Punkt 186
[2] Shabbat, 89
[3] Shlach, Punkt 63
[4] 4. Mose 13,25
[5] Beshalach, Punkt 187
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