Kabbala als moderne Wissenschaft

Von Michael Laitman

Viele Menschen zweifeln daran, dass die Weisheit der Kabbala (des Empfangens) als Wissenschaft betrachtet werden kann. Selbst wenn sie als Wissenschaft angesehen würde, ist sie dann eine Naturwissenschaft wie Physik oder Chemie, oder gehört sie zu Geisteswissenschaften wie Philosophie und Psychologie? Die Weisheit der Kabbala ist einfach eine besondere Wissenschaft, die vom Erforschenden nicht nur Wissen, sondern eine besondere Eigenschaft, die einem Menschen nicht von Geburt an gegeben ist, erfordert.

Unter einer Wissenschaft versteht man langläufig die Erforschung der uns umgebenden Welt, indem man etwas registriert, es wiederholt, und es reproduzieren kann. Mit Hilfe seiner ihm gegebenen fünf Sinnesorganen und immer besseren Instrumenten – welche allerdings lediglich die Empfindlichkeit dieser Sinnesorgane erweitern – versucht der Mensch Erkenntnisse zu erlangen. 

Kabbalisten sagen, dass man, indem man nach der Methode der Kabbala arbeitet, ein “sechstes“ Sinnesorgan entwickeln kann, welches die “Seele“ genannt wird. Damit kann man Empfindungen, Gedanken und Gefühle – analog wie mit den fünf Sinnesorganen – erforschen. Auch die damit gemachten Empfindungen kann man analysieren, prüfen und zu einem Ganzen zusammenfügen. Die dabei gemachten Beobachtungen, wurden über Jahrhunderte, von Tausenden von Menschen, welche sich mit der Kabbala auseinandersetzten, bestätigt. Der wesentliche Unterschied zu den anderen Wissenschaften besteht also darin, dass die Kabbalisten die Umgebung mit einem zusätzlichen Sinnesorgan erforschen, das im Prinzip jeder, der möchte, erlangen kann.

Auch Naturwissenschaftliche Forscher haben herausgefunden, dass das Bild, welches ein Mensch von der Welt hat, völlig subjektiv ist und vollständig vom Betrachter bestimmt wird. Wenn dem so ist, so kann man alle Naturwissenschaften als Wissen definieren, das der Mensch in seinen fünf Sinnesorganen erlangt. Die Erkenntnis durch die Wissenschaft der Kabbala aber, kann man nur erlangen, wenn man den zusätzlichen Sinn erwirbt.

Es ist etwas befremdlich, plötzlich von der Möglichkeit zu erfahren, einen zusätzlichen Sinn erwerben zu können und damit mehr Informationen über die Welt zu erhalten, denn man ist es gewohnt, nur mit seinen fünf Sinnen wahrzunehmen. Doch sobald der Mensch bereit ist, diese Möglichkeit zu akzeptieren, erscheint ihm dies ganz natürlich. So wird er die Erforschung der Welt mit dem zusätzlichen Sinnesorgan dann ohne zu zweifeln als Wissenschaft bezeichnen. Denn die Errungenschaften eines Menschen, der die Kabbala studiert sind real, wiederholbar und reproduzierbar, sowohl von ihm als auch von anderen. Alle kabbalistischen Bücher vermitteln dem Menschen, durch das Beschreiben von wahrnehmbaren Informationen, wie er dieses sechste Sinnesorgan aufbauen und kalibrieren kann. Es ist vergleichbar mit dem Bericht eines Physikers oder Chemikers. Jeder kann das gleiche Experiment wiederholen und erhält ähnliche Ergebnisse.

Da die Wissenschaft der Kabbala die Tatsache, dass die Wahrnehmung des Menschen vollständig von seinen fünf Sinnen abhängt mit einberechnet, kann davon ausgegangen werden, dass die Kabbala – mehr als andere – eine reale Wissenschaft ist. Der sechste Sinn, der den Menschen seine umgebende Realität entsprechend seiner eigenen Eigenschaften wahrnehmen lässt, ist für den Menschen etwas absolut Neues. Das macht ihn zum Forscher und hebt ihn dadurch auf eine höhere Stufe. Durch die Veränderung seiner Eigenschaften nimmt er völlig neue Dinge wahr. Diese sind real und durch die stetige Benutzung dieses Sinnes offenbart sich dem Menschen der Unterschied zwischen den Arten der Realitäten.

Als Folge des Unverständnisses dessen, was Kabbalisten empfinden und erkennen, schreibt man ihnen zuweilen Zauberei und die Fähigkeit, übernatürliche Kräfte zu manipulieren zu. Aus dem oben Erklärten geht nun aber klar hervor, dass es ein Fehler ist, die Kabbaladie Wissenschaft der den Menschen umgebenden Wirklichkeit – mit Religion, Mystik oder irgendeinem anderen Bereich menschlicher Handlungen zu verbinden.

 

Historische Betrachtung der Weisheit der Kabbala

Die Weisheit der Kabbala (des Empfangens) stammt aus der alten chaldäischen (mesopotamischen) Stadt Ur. Die Chroniken jener Zeit berichten von einem mesopotamischen Einwohner namens Abraham, der als erster den Zusammenhang zwischen der Wahrnehmung der den Menschen umgebenden Wirklichkeit und der willentlichen Entwicklung eines neuen, sechsten Sinnes erforschte.

Diese Methode gab Abraham an seine Nachkommen weiter und mit der Zeit schlossen sich dieser Gruppe immer mehr Menschen an, bis sie eine Größe von etwa 3 Millionen Menschen ausmachte. Die Gruppe nannte sich selbst auf Grund dessen, dass sie eine Wahrnehmung des Höheren, des Schöpfers, anstrebten „Volk Israel” (vom Hebr. : direkt zum Schöpfer). Diese Menschen entwickelten eine zusätzliche Wahrnehmung der höheren Realität, welche damals bereits ihre Kinder natürlich annahmen. Diese Entwicklung war ein völlig neuer Ansatz in der Geschichte der Menschheit. Die dem Menschen von Natur aus gegebene Trägheit verhinderte jedoch, dass diese Wahrnehmung alle Menschen übernahmen. 

Die Gruppe lebte so, bis sie auf einen Schlag diese Fähigkeit verlor. (Auf den Grund weshalb diese geschah, kann hier nicht eingegangen werden.) Da die Existenz dieser Gruppe nur durch ihre Stufe der spirituellen Wahrnehmung gerechtfertigt war, hörte sie auf, eine besondere Erscheinung in der Welt zu sein. Ohne das Empfinden der Höheren Welt hat diese Gruppe kein Recht, als „Volk Israel„, welches nach den Gesetzen des sechsten Sinnes lebt, bezeichnet zu werden. Durch den Verlust ihrer Verbindung, zerstreuten sie sich sofort unter alle anderen “Völker der Welt“. Nachdem diese Menschen das Gefühl für die Höhere Kraft verloren hatten, begannen sie, anstelle spiritueller Handlungen, ihre physische Interpretation davon zu praktizieren.

Aus diesen Menschen bildete sich auch das jüdische Volk und daraus das Judentum. Dieses wurde wiederum später vom Christentum, dem Islam und anderen Religionen oder Glaubensrichtungen abgelöst.

Der Gedanke an eine andere Ebene der Wahrnehmung ist darum fast völlig verschwunden. Heute verstehen die Menschen nicht mehr, dass es Vorfahren gab, die auf einer völlig anderen spirituellen Ebene gelebt hatten.

Durch die Vorsehung muss jeder Mensch schlussendlich die Methode gemäß dem allgemeinen Naturgesetz einhalten. Deshalb muss jeder auf der Welt letztlich seinen “sechsten Sinn“ offenbaren und durch ihn, das gesamte Universum vereinen. Ausgehend von diesem Schöpfungszweck waren und sind alle Kabbalisten dazu verpflichtet, diese Methode an die gesamte Menschheit weiterzugeben und allen Menschen, die das Verlangen danach haben, die Entwicklung des “sechsten“, spirituellen Sinnes zu lehren. 

Die Nichterfüllung dieser Mission ist der wahre Grund für  Antisemitismus, den die “Völker der Welt“ gegen das “Volk Israel“ – für welches irrtümlicherweise das jüdische Volk gehalten wird –  hegen.

Der große Kabbalist Baal HaSulam beschreibt dies in einem Gleichnis über einen Menschen, der weit weg von seiner längst vergessenen Heimat lebt, bis er zufällig ein Buch über ein wunderbares, fernes Land findet. Während er liest, beginnt er sich zu erinnern, dass der schöne Ort, der in dem Buch beschrieben wird, seine Heimat ist. In ähnlicher Weise müssen heute alle Menschen das Gefühl für die Höhere Welt wieder entdecken.

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