Einführung in das Buch Panim Meirot uMasbirot (Neuübersetzung 2020)

Einführung in das Buch Panim Meirot uMasbirot (Neuübersetzung 2020)

1) Am Ende des Ukzin [letzte Abhandlung in der Mishna] steht geschrieben: „Der Schöpfer fand kein Gefäß außer dem Frieden, das einen Segen für Israel birgt, wie geschrieben steht: ‚Der Herr wird Seinem Volk Kraft geben; der Herr wird Sein Volk mit Frieden segnen.'“

Hier gibt es eine Menge zu lernen:

Erstens: Wie haben sie bewiesen, dass nichts besser für Israel ist als der Frieden?

Zweitens: Der Text sagt ausdrücklich, dass der Frieden selbst der Segen ist, denn es steht geschrieben: „Kraft geben und mit Frieden segnen“. Ihrer Meinung nach hätte es heißen müssen: „im Frieden geben“.

Drittens: Warum wurde dieser Satz an den Schluss der Mishna geschrieben? Außerdem müssen wir die Bedeutung der Worte „Frieden“ und „Kraft“ verstehen und was sie bedeuten.

Um diesen Artikel in seiner wahren Bedeutung zu interpretieren, müssen wir einen langen Weg gehen, denn das Herz der Weisen ist zu tief, um es zu ergründen. Der Autor von Afikey Yehuda interpretierte die Worte unserer Weisen über den Vers „Stütze mich mit Rosinenkuchen“ als  Gesetze, „Polstere mich mit Äpfeln“ als Sprüche. Unsere Weisen sagten, dass alle Themen der Tora und der Mizwot [Gebote] offen und verborgen sind, wie es geschrieben steht: „Äpfel aus Gold in Fassungen aus Silber. Ein treffend gesprochenes Wort.“ In der Tat gleichen die Halachot (Gesetze) Weinkrügen. Wenn man einem Freund ein Geschenk macht, einen silbernen Krug mit Wein, sind sowohl das Innere als auch das Äußere wichtig, denn der Krug hat seinen eigenen Wert, genau wie der Wein darin. Die Legenden sind jedoch wie Äpfel, deren Inneres gegessen und deren Äußeres weggeworfen wird, da das Äußere völlig wertlos ist. Man stellt fest, dass der ganze Wert und die ganze Bedeutung nur im Inneren liegt. So verhält es sich auch mit Legenden; die scheinbare Oberflächlichkeit scheint bedeutungslos und wertlos. Doch der innere Wert, der sich in den Worten verbirgt, ist einzig und allein auf dem Fundament der wahren Weisheit aufgebaut, die den wenigen Tugendhaften gegeben wurde, so weit seine Worte, mit leichten Veränderungen.

Wer würde es wagen, sie aus dem Herzen der Volksmassen herauszuziehen und ihre Wege zu hinterfragen, wenn ihre Errungenschaften in beiden Teilen der Tora, die Pshat [wörtlich, sprich: Pschat] und Drush [Auslegung] genannt werden, unvollständig sind? Ihrer Ansicht nach beginnt die Reihenfolge der vier Teile der Tora, PARDES, mit Pshat, dann Drush, dann Remez [angedeutet], und am Ende wird das Sod [Geheimnis] gelernt.

Im Gebetbuch des Vilna Gaon steht jedoch geschrieben, dass die Erlangung mit Sod beginnt. Nachdem Sod in der Tora erlangt wurde, ist es möglich, Drush und dann Remez zu erlangen. Wenn man die vollständige Kenntnis dieser drei Teile der Tora erlangt hat, wird man mit der Erlangung von Pshat der Tora belohnt.

So steht es in der Masechet Taanit geschrieben: „Wenn jemand belohnt wird, wird es für ihn zu einem Elixier des Lebens. Wenn er nicht belohnt wird, wird es für ihn zu einem Elixier des Todes.“ Es bedarf großer Verdienste, um Pshat der Texte zu verstehen, denn zuerst müssen wir die drei Teile der Innerlichkeit der Tora erlangen, die Pshat umhüllt, und Pshat wird dabei nicht zerlegt. Wenn man nicht damit belohnt wurde, braucht man große Barmherzigkeit, damit es nicht zu einem Elixier des Todes für einen wird.

Es ist das Gegenteil des Arguments der Nachlässigen beim Erreichen der Innerlichkeit, die sich sagen: „Wir begnügen uns mit dem Erreichen von Pshat. Wenn wir das erreichen, sind wir zufrieden.“ Ihre Worte sind vergleichbar mit jemandem, der die vierte Stufe betreten möchte, ohne vorher die ersten drei Stufen zu betreten.

2) Dementsprechend müssen wir jedoch die große Verschleierung des Inneren der Tora verstehen, wie es in Masechet Hagiga gesagt wird, man lernt Maase Bereshit nicht paarweise, und nicht die Merkava allein. Auch sind alle Bücher, die uns auf diesem Gebiet zur Verfügung stehen, versiegelt und vor den Augen der Masse verschlossen. Nur die wenigen, die vom Schöpfer gerufen werden, werden sie verstehen, denn sie erkennen die Wurzeln bereits von selbst und in der Überlieferung von Mund zu Mund.

Es ist in der Tat erstaunlich, wie die Wege der Weisheit und der Intelligenz dem Volk verwehrt werden, für das sie sowohl Leben wie auch die Länge seiner Tage bedeuten. Es scheint ein kriminelles Vergehen zu sein, wie unsere Weisen im Midrasch Rabba, Bereshit, über Ahas sagten, dass er Ahas [wörtlich: „gehalten“ oder „ergriffen“] genannt wurde, weil er Synagogen und Seminare an sich riss, was sein großer Frevel war.

Außerdem ist es ein Naturgesetz, dass man geizig ist, wenn es darum geht, sein Kapital und seinen Besitz an andere abzugeben. Aber ist jemand geizig, wenn es darum geht, seine Weisheit und Intelligenz an andere abzugeben? Ganz im Gegenteil, mehr als das Kalb saugen will, will die Kuh füttern, besonders wenn es um das Gesetz des Schöpfers und Seinen Wunsch geht.

In der Tat finden wir solche Geheimnisse in der Weisheit sogar bei weltlichen Weisen früherer Generationen. In der Einleitung von Rav Butril zu seinem Kommentar zum Buch der Schöpfung findet sich ein Text, der Platon zugeschrieben wird, der seine Schüler wie folgt warnt: „Gib die Weisheit nicht an jemanden weiter, der ihren Wert nicht kennt.“ Auch Aristoteles warnte: „Gib die Weisheit nicht an die Unwürdigen weiter, damit sie nicht geraubt wird.“ Er (Rav Butril) interpretiert, dass ein Weiser, der den Unwürdigen Weisheit lehrt, die Weisheit raubt und sie zerstört.

Die weltlichen Weisen unserer Zeit halten sich nicht daran. Im Gegenteil, sie bemühen sich, die Pforten ihrer Weisheit für die gesamte Menge zu öffnen, ohne irgendwelche Grenzen oder Bedingungen. Anscheinend widersprechen sie den ersten Weisen, die die Tore ihrer Weisheit nur einer Handvoll tugendhafter Menschen öffneten, die sie für würdig befunden hatten, und den Rest des Volkes an den Mauern herumtasten ließen.

3) Und ich werde die Sache erklären. Wir können vier Stufen im Menschengeschlecht unterscheiden – eine über der anderen. Diese sind wie folgt:

  • die Volksmassen
  • die Starken
  • die Reichen
  • die Weisen

Und sie entsprechen den vier Stufen der gesamten Wirklichkeit:

  1. „unbelebt“
  2. „pflanzlich“
  3. „tierisch“
  4. „sprechend“

Das Unbelebte kann die drei Eigenschaften pflanzlich, tierisch und sprechend hervorbringen, und wir unterscheiden drei Abstufungen des Ausmaßes der nützlichen und der schädlichen Kraft, die es in ihnen gibt.

Die kleinste Kraft unter ihnen ist die pflanzliche. Die Pflanze zieht das Nützliche an und stößt das Schädliche ab, ähnlich wie Menschen und Tiere. Sie hat jedoch keine individuelle Empfindung, sondern eine kollektive Kraft, die allen Pflanzenarten der Welt gemeinsam ist und die diesen Vorgang in ihnen beeinflusst.

Darüber steht die tierische Stufe. Jedes Lebewesen spürt sich selbst, indem es nimmt, was ihm nützt, und das Schädliche zurückweist. Daraus folgt, dass ein Tier in Wirklichkeit den Pflanzen gleichwertig ist. Denn die Kraft, die in der gesamten Vegetation das Nützliche vom Schädlichen unterscheidet, ist in jedem einzelnen Wesen der tierischen Stufe zu finden, getrennt nach seiner eigenen Autorität. Diese Empfindungskraft der tierischen Stufe ist zeitlich und räumlich begrenzt, da deren Empfindung nicht über den eigenen Körper hinausgeht. Sie fühlt auch nichts außerhalb ihrer eigenen Zeit, weder in der Vergangenheit noch in der Zukunft, sondern nur im gegenwärtigen Moment.

Darüber steht die sprechende Stufe, die aus einer fühlenden und einer intellektuellen Kraft zusammengesetzt ist. Aus diesem Grund ist ihre Macht zeitlich und örtlich unbegrenzt. Sie zieht an, was gut für sie ist, und lehnt ab, was ihr schadet. Wie die tierische Stufe. Und das liegt an der Wissenschaft, die eine weder zeitlich noch örtlich begrenzte spirituelle Angelegenheit ist. Man kann etwas über andere erfahren, egal wo auch immer sie sich in der gesamten Realität befinden, ob in der Vergangenheit oder in der Zukunft und über alle Generationen hinweg. Daraus folgt, dass der Wert eines Menschen der sprechenden Stufe mit dem Wert aller Kräfte im Pflanzlichen und Tierischen der gesamten Realität zu dieser Zeit und in allen vergangenen Generationen gleichzusetzen ist. Denn seine Macht umfasst sie alle, enthält sie alle in sich selbst, zusammen mit den eigenen Kräften.

Diese Regel gilt auch für die vier unterschiedlichen Stufen im Menschengeschlecht, nämlich:

  • die Volksmassen
  • die Starken
  • die Reichen
  • die Weisen

Gewiss stammen sie alle von den Volksmassen ab, die die erste Stufe darstellt, denn es steht geschrieben: „Alle sind aus dem Staub“.

Es ist gewiss, dass der ganze Verdienst des Staubes und seine Daseinsberechtigung dem Verdienst der drei Tugenden entspricht, die er hervorbringt – der pflanzlichen, der tierischen und der sprechenden. Auch der Verdienst der Volksmassen entspricht den Eigenschaften, die sie von ihnen ableiten. So verbinden auch sie sich in der Form eines menschlichen Gesichts.

Zu diesem Zweck schuf der Schöpfer drei Neigungen in den Volksmassen. Diese sind:

  • „Neid“
  • „Lust“
  • „Ehre“

Aufgrund dieser Neigungen entwickeln sich die Volksmassen allmählich, um bringen vollständige Menschen aus ihren Reihen hervor.

Die Neigung zur Lust bringt die Reichen hervor. Die Auserwählten unter ihnen haben ein starkes Verlangen und auch Lust. Sie zeichnen sich durch den Erwerb von Reichtum aus, der die erste Stufe in der Evolution der Volksmassen darstellt. Wie die pflanzliche Stufe werden sie von einer fremden Kraft beherrscht, die ihnen diese Neigung gibt; die Lust ist eine fremde Kraft in der menschlichen Spezies, die von der belebten entlehnt wurde.

Die Neigung zur Ehre bringt die berühmten Helden unter ihnen hervor, die Synagogen, die Städte usw. regieren. Die Willensstärksten unter ihnen, die diese Neigung zur Ehre haben, zeichnen sich durch die Erlangung der Herrschaft aus. Sie sind die zweite Stufe in der Entwicklung der Volksmassen, ähnlich der tierischen Stufe, deren Wirkkraft in ihrem Wesen angelegt ist, wie wir oben sagten. Die Neigung zur Ehre ist der menschlichen Gattung eigen, und mit ihr das Verlangen nach Herrschaft, wie es geschrieben steht: „Du hast ihm alles unter die Füße gelegt“ (Psalm 8,7).

Die Neigung zum Neid bringt die Weisen unter ihnen hervor, wie unsere Weisen sagten: „Der Neid des Autors erhöht die Weisheit.“ Die Willensstarken, die eine Neigung zum Neid haben, zeichnen sich durch den Erwerb von Weisheit und Wissen aus. Es gleicht der sprechenden Stufe, in der die wirkende Kraft weder zeitlich noch örtlich begrenzt ist, sondern kollektiv ist und jeden Gegenstand in der Welt zu allen Zeiten umfasst.

Es liegt auch in der Natur des Feuers des Neides, allgemein zu sein, alle Zeiten und die ganze Wirklichkeit zu umfassen. Denn so verhält sich der Neid: Hätte man das Objekt im Besitz des Freundes nicht gesehen, wäre das Verlangen danach gar nicht in einem erwacht.

Man stellt fest, dass das Gefühl des Mangels nicht dem gilt, was man nicht hat, sondern dem, was die Freunde haben, die die gesamte Nachkommenschaft Adams und Evas über Generationen hinweg sind. Diese Kraft ist also unbegrenzt und daher für ihre erhabene und freudige Rolle geeignet.

Diejenigen ohne starkes Verlangen, bleiben jedoch ohne jeden Verdienst. Daher wirken alle drei oben genannten Neigungen in ihnen in einer Mischung zusammen. Manchmal sind sie lüstern, manchmal neidisch, und manchmal sehnen sie sich nach Ehre. Ihr Verlangen zerbricht, und sie sind wie Kinder, die alles begehren, was sie sehen, und nichts erreichen können. Daher ist ihr Wert wie das Stroh und die Kleie, die nach dem Dreschen übrig bleiben.

Es ist bekannt, dass die nützliche und die schädliche Kraft Hand in Hand gehen. Mit anderen Worten: So sehr, wie etwas nützen kann, kann es auch schaden. Da also die Kraft eines Menschen größer ist als jene aller Tiere aller Zeiten, übertrifft auch sein schädliches Potential alle anderen.

Solange man also seine Kraft nicht allein zum Guten einsetzen kann, muss man sorgfältig darauf achten, keine großen Mengen der menschlichen Stufe zu erwerben, welche Weisheit und Wissenschaft sind.

Aus diesem Grund verbargen die ersten Weisen die Weisheit vor den Volksmassen – aus Furcht, unanständige Schüler heranzuziehen, die die Kraft der Weisheit für Schädliches missbrauchen würden. Sie würden nämlich die ganze Welt mit ihrer Lust und ihrer tierischen Wildheit zerbrechen und zerstören, indem sie die großen Kräfte der menschlichen Stufe nutzen.

Als die Generationen schwächer wurden und ihre Weisen selbst begonnen hatten, sich nach beiden Tischen zu sehnen – was ein gutes Leben auch für ihre Körperlichkeit bedeutete – näherten sich ihre Ansichten jenen der Volksmassen an. Sie handelten mit ihnen und verkauften die Weisheit wie Huren um den Preis eines Hundes.

Seitdem wurde die Festungsmauer, auf die sich die Ersten gestützt hatten, zerstört und wurde von den Volksmassen geplündert. Die Wilden haben sich mit der Kraft der Menschen gefüllt, sich der Weisheit bemächtigt und sie zerrissen. Die eine Hälfte erbten die Ehebrecher und die andere erbten die Mörder und sie brachten bis heute Schande über die Weisheit.

4) Daraus kann man auf die Weisheit der Wahrheit schließen, die alle äußeren Lehren in sich birgt, die ihre sieben kleinen Mägde genannt werden. Dies ist die Gesamtheit der menschlichen Gattung und der Zweck, zu dem alle Welten erschaffen wurden, wie geschrieben steht: „Wenn Mein Bund nicht Tag und Nacht wäre, wenn Ich nicht die Ordnungen des Himmels und der Erde eingesetzt hätte.“

Daher sagten unsere Weisen (Avot 4, Mischna 5): „Wer die Krone benutzt, geht vorüber.“ Denn sie haben uns verboten, sie für irgendeine Art von weltlichem Vergnügen zu benutzen.

Uns hat bisher gestützt, die Armeen und die Mauer um die Weisheit der Wahrheit aufrechtzuerhalten, damit kein Fremder einbrechen oder sie in seine Gefäße stecken könnte, um sie wie bei den äußeren Weisen auf dem Markt zu handeln. Denn alle, die eintraten, waren bereits durch sieben Prüfungen getestet worden und von allen Bedenken und Verdächtigungen frei.

Nach dem bereits Gesagten finden wir in den Worten unserer Weisen einen scheinbar großen Widerspruch: Im Sohar steht geschrieben, dass zur Zeit des Messias diese Weisheit sogar den Jungen offenbart werden wird. Wir haben jedoch gelernt, dass in den Tagen des Messias diese ganze Generation auf der höchsten Stufe stehen wird. Wir werden überhaupt keinen Wächter mehr brauchen, und die Quellen der Weisheit werden sich öffnen und das ganze Volk tränken.

Doch in Masechet Sutah, 49, und Sanhedrin 97a heißt es: „Zur Zeit des Messias wird die Unverschämtheit überhand nehmen, die Weisheit der Autoren wird in die Irre gehen, und die Gerechten werden verstoßen werden.“ Das bedeutet, dass es keine so böse Generation gibt wie diese. Wie lassen sich also die beiden Aussagen miteinander vereinbaren, denn beide sind sicherlich Worte des lebendigen Gottes?

Die Sache ist die, dass diese sorgfältige Bewachung und das Verschließen der Tür zur Weisheit aus Furcht vor Menschen geschieht, in denen sich der Geist des Neids der Schriftsteller mit der Kraft der Lust und der Ehre vermischt. Ihr Neid beschränkt sich nicht darauf, nur Weisheit und Wissen zu wollen.

Daher sind beide Texte richtig, und der eine kommt und lehrt vom anderen. Das Gesicht der Generation gleicht dem Gesicht des Hundes; das heißt, sie bellen wie Hunde, Hav, Hav [gib, gib]; die Gerechten sind vertrieben und die Weisheit der Autoren ging mit ihnen verloren.

Daraus folgt, dass es erlaubt ist, die Tore der Weisheit zu öffnen und die sorgfältige Bewachung zu beenden, da die Weisheit von Natur aus vor Diebstahl und Ausbeutung sicher ist. Es ist nicht mehr zu befürchten, dass unanständige Jünger sie an sich reißen und auf dem Markt an den materialistischen Pöbel verkaufen; denn sie werden keine Käufer für diese Ware finden, da sie in ihren Augen abscheulich ist.

Da sie keine Hoffnung haben, dadurch Lust oder Ehre zu erlangen, ist die Weisheit gesichert und bewacht sich selbst. Kein Fremder wird sich ihr nähern, sondern nur jene, die die Weisheit und den Rat lieben. Daher müssen jene, die sie betreten, keine Prüfungen mehr ablegen, bis selbst die Jüngsten sie erlangen können.

Jetzt kann man die Worte verstehen (Sanhedrin 98a): „Der Sohn Davids kommt entweder in einer Generation, die vollkommen würdig ist, oder in einer, die vollkommen unwürdig ist.“ Dies ist sehr verwirrend. Solange es in der Generation einige Gerechte gibt, halten diese anscheinend die Erlösung auf. Ich frage mich, ob der Messias kommen können wird, wenn die Gerechten aus dem Land verschwinden.

In der Tat sollten wir gründlich verstehen, dass die Angelegenheit der Erlösung und des Kommens des Messias (was hoffentlich bald in unseren Tagen geschehen wird) die höchste vollkommene Erlangung und Erkenntnis ist, wie es geschrieben steht: „Und es wird keiner mehr seinen Nächsten und keiner mehr seinen Bruder lehren und sagen: »Erkenne den HERRN!« Denn sie werden mich alle kennen, vom Kleinsten bis zum Größten unter ihnen.“ Und mit der Vollkommenheit des Geistes wird auch der Körper vollendet, wie es geschrieben steht (Jesaja 65): „Der Jüngling, hundert Jahre alt, wird sterben.“

Wenn die Kinder Israels das vollständige Wissen besitzen, werden die Quellen der Intelligenz und des Wissens über die Grenzen Israels hinausfließen und alle Völker der Welt tränken, wie es geschrieben steht (Jesaja 11): „Denn die Erde wird erfüllt sein von der Erkenntnis des Herrn“, und wie es geschrieben steht: „und werden zum Herrn und zu Seiner Güte kommen“.

Die Verbreitung dieses Wissens ist Sache der Verbreitung des Messias auf alle Völker. Doch bei den rohen, materialistischen Völkern ist das Gegenteil der Fall. Da ihre Vorstellungskraft an die Macht der Faust gebunden ist, sehen sie in der Ausdehnung des Reiches Israels über die Nationen nur eine Art Herrschaft von Körpern über Körper. Sie nehmen mit großem Stolz ihr volles Honorar und prahlen damit gegenüber allen Menschen in der Welt.

Was kann ich für sie tun, wenn unsere Weisen sie bereits aus der Gemeinde des Schöpfers verworfen haben, indem sie sagten: „Wer hochmütig ist, dem sagt der Schöpfer: ‚Er und ich können nicht in der gleichen Wohnstätte wohnen.'“

Umgekehrt irren einige und stellen fest, dass – da der Körper vor der Existenz der Seele und der vollständigen Wahrnehmung existieren muss – die Vollkommenheit des Körpers und seine Bedürfnisse zeitlich vor der Erlangung der Seele und der vollständigen Wahrnehmung liegen. Daher wird einem schwachen Körper die vollständige Wahrnehmung abgesprochen.

Das ist ein schwerwiegender Fehler, schlimmer als der Tod, denn ein vollkommener Körper ist völlig unvorstellbar, solange man nicht die vollständige Erkenntnis erlangt hat, da er wie ein durchlöcherter Sack oder eine zerbrochene Zisterne ist. Er kann nichts Nützliches enthalten, weder für sich selbst noch für andere, es sei denn, man hat die vollständige Erkenntnis erlangt.

Zu dieser Zeit erhebt sich auch der Körper mit ihr zu seiner Vollständigkeit, buchstäblich Hand in Hand. Diese Regel gilt sowohl für den Einzelnen als auch für das Ganze, und all dies wird im Sohar, Teil Shlach, über die Spione näher erläutert.

5) Jetzt wird man verstehen, was im Sohar geschrieben steht: „Mit dieser Komposition werden die Kinder Israels aus dem Exil erlöst werden.“ Auch an vielen anderen Stellen heißt es, dass wir nur durch die Verbreitung der Weisheit der Kabbala in den Volksmassen die vollständige Erlösung erlangen werden.

Unsere Weisen sagten auch: „Das Licht darin erneuert ihn“. Sie waren absichtlich sehr genau, um uns zu zeigen, dass nur das Licht, das in ihr eingeschlossen ist „wie Äpfel aus Gold in silbernen Fassungen“ einer Segula [Kraft/Heilung] gleicht, die einen Menschen erneuert. Weder der Einzelne noch die Nation werden das Ziel, für das sie geschaffen wurden, erreichen, solange sie nicht die Innerlichkeit der Tora und deren Geheimnisse erlangen.

Obwohl wir auf die vollständige Erkenntnis bei der Ankunft des Messias hoffen, steht geschrieben: „Ich werde den Weisen Weisheit geben“. Es heißt auch: „Ich habe allen, die ein weises Herz haben, die Weisheit ins Herz gegeben“.

Daher brauchen wir die große Verbreitung der Weisheit innerhalb der Nation zuerst, damit wir des Wohlwollens unseres Messias würdig sind. Folglich sind die Verbreitung der Weisheit und das Kommen unseres Messias voneinander abhängig.

Deshalb müssen wir Seminare einrichten und Bücher verfassen, um die Verbreitung der Weisheit im ganzen Land zu beschleunigen. Das war früher nicht der Fall, weil man befürchtete, dass sich unwürdige Jünger unter sie mischen könnten, wie wir oben dargelegt haben. Dies war der Hauptgrund für die Verlängerung des Exils wegen unserer vielen Sünden bis zum heutigen Tag.

Unsere Weisen sagten: „Der Messias, der Sohn Davids, kommt erst in einer Generation, die vollkommen würdig ist…“, das heißt, wenn alle vom Streben nach Ehre und Lust ablassen. Zu diesem Zeitpunkt wird es möglich sein, unter den Volksmassen Seminare einzurichten, um sie auf das Kommen des Messias, des Sohnes Davids, vorzubereiten. „Oder in einer Generation, die vollkommen unwürdig ist“, das bedeutet in einer Generation, in der „das Angesicht der Generation dem Angesicht eines Hundes gleicht, die Gerechten verworfen werden und die Weisheit der Autoren in ihnen verloren gehen wird.“ Zu einer solchen Zeit wird es möglich sein, den vorsichtigen Wächter zu entfernen. Und zu allen, die im Haus Jakobs bleiben und deren Herzen danach schlagen, die Weisheit und das Ziel zu erreichen, wird man „Heilig“ sagen, und sie werden kommen und lernen.

Denn man muss nicht mehr befürchten, dass man seinen Verdienst nicht aufrechterhalten und die Weisheit auf dem Markt handeln könnte, da keiner aus dem Mob sie kaufen wird. Die Weisheit wird in ihren Augen so abscheulich sein, dass weder Ruhm noch Lust als Gegenleistung ausreichen würden.

Daher können alle, die eintreten wollen, kommen und eintreten. Viele werden umherwandern und das Wissen wird sich unter denen, die es wert sind, vermehren. Und dadurch werden wir bald mit dem Kommen des Messias und der Erlösung unserer Seelen belohnt werden.

Mit diesen Worten befreie ich mich von einer beträchtlichen Rüge, da ich es mehr als alle meine Vorgänger gewagt habe, in meinem Buch [Panim Meirot uMasbirot] die gewöhnlich verdeckten Rudimente der Weisheit zu enthüllen, die bis dahin unerforscht waren. Dies bezieht sich auf das Wesen der zehn Sefirot und alles, was sie betrifft, Yashar [direkt] und Chozer [reflektiert], Pnimi [innerlich] und Makif [umgebend], die Bedeutung von Hakaa [Schlagen/Schlagen] und die Bedeutung von Hizdakchut [Läuterung/Reinigung].

Die Autoren, die mir vorausgegangen sind, verstreuten die Worte absichtlich hier und da, und zwar in subtilen Andeutungen, damit die Hand sie nicht erfassen kann. Ich habe sie gesammelt – durch Sein Licht, das mir erschienen ist, und mit Hilfe meiner Lehrer – und die Dinge klar genug und in ihrer spirituellen Form offenbart, über Raum und Zeit hinaus.

Sie hätten mit einer großen Beschwerde zu mir kommen können: Gäbe es hier keine Ergänzungen von meinen Lehrern, hätten der ARI und Rav Chaim Vital selbst und die echten Autoren, die ihre Worte kommentierten, die Dinge genauso offenlegen und erklären können wie ich. Und wenn du sagen willst, dass es ihnen offenbart wurde, wer ist dann dieser Schriftsteller, für den es sicherlich ein großes Privileg ist, Staub und Asche unter ihren Füßen zu sein, und der sagt, dass das Los, das ihm vom Schöpfer gegeben wurde, mehr sei als ihr Los?

Wie man jedoch in den Referenzen sehen wird, habe ich meinen Lehrern weder etwas hinzugefügt noch das Schriftwerk erneuert. Alle meine Worte wurden bereits in den Acht Pforten, im Baum des Lebens und in Mavo Shearim [Eingang der Pforten] vom ARI geschrieben. Ich habe ihnen kein einziges Wort hinzugefügt, aber sie wollten die Dinge verbergen; deshalb verstreuten sie sie hierhin und dorthin, da ihre Generation noch nicht ganz unwürdig war und große Sorgfalt erforderlich war. In uns jedoch sind wegen unserer vielen Sünden alle Worte unserer Weisen schon wahr. Sie waren von vornherein für die Zeit des Messias gesagt worden – denn in einer solchen Generation gibt es keine Angst mehr, die Weisheit zu enthüllen, wie oben dargelegt. Daher sind meine Worte offen und geordnet.

6) Und nun, meine Söhne, hört mich an: Draußen schreit die Weisheit laut, sie ruft euch von den Straßen zu: „Wer auf der Seite des Herrn ist, der komme zu mir!“ „Denn es ist nicht umsonst für euch; denn es ist euer Leben und die Länge eurer Tage.“

„Ihr wurdet nicht geschaffen, um der Handlung des Korns und der Kartoffel zu folgen, ihr und eure Esel in einem Trog.“ Und so wie der Zweck des Esels nicht darin besteht, allen seinen Zeitgenossen zu dienen, so besteht der Zweck des Menschen nicht darin, allen Zeitgenossen seines physischen Körpers zu dienen. Der Zweck des Esels ist vielmehr, dem Menschen, der ihm überlegen ist, zu dienen und nützlich zu sein, und der Zweck des Menschen ist, dem Schöpfer zu dienen und sein Ziel zu erfüllen.

Wie Ben Zuma sagte: „Alle wurden nur geschaffen, um mir zu dienen, und ich, um meinem Schöpfer zu dienen.“ Er sagt: „Alle Werke des Herrn sind zu Seinem Zweck“, denn der Schöpfer sehnt sich nach unserer Vollendung.

In Bereshit Rabba, Kapitel 8, heißt es, dass die Engel zu Ihm sagten: „Was ist der Mensch, dass Du an ihn denkst, und der Menschensohn, dass Du an ihn denkst? Warum brauchst Du diese Mühe? Der Schöpfer sprach zu ihnen: ‚Wozu also Schafe und Rinder?'“ Es gleicht einem König, der einen reichlich gefüllten Turm hat, aber keine Gäste. Welche Freude hat der König an seiner Fülle? Prompt sagten sie zu ihm: „O Herr, unser Herr, wie herrlich ist Dein Name auf der ganzen Erde! Tu, was Dir gut erscheint.“

Scheinbar sollten wir an dieser Allegorie zweifeln, denn wo steht dieser reichlich gefüllte Turm? In unserer Zeit würden wir ihn wirklich bis zum Rand mit Gästen füllen.

Die Worte sind in der Tat ernst gemeint, denn man sieht, dass die Engel sich über keines der in den sechs Schöpfungstagen geschaffenen Geschöpfe beklagten, außer über den Menschen. Denn er wurde nach Gottes Ebenbild erschaffen und besteht aus dem Höheren und dem Unteren zusammen.

Als die Engel das sahen, waren sie erschrocken und verwirrt. Wie sollte die reine, spirituelle Seele von ihrer erhabenen Stufe herabsteigen, um mit diesem schmutzigen, tierischen Körper in derselben Wohnung zu verweilen? Mit anderen Worten, sie fragten sich: „Wozu brauchst Du diese Mühe?“

Die Antwort war, dass es bereits einen reichlich gefüllten Turm gibt und in dem die Gäste fehlen. Um ihn mit Gästen zu füllen, brauchen wir die Existenz dieses Menschen, der aus dem Höheren und dem Unteren zusammengesetzt ist. Aus diesem Grund muss diese reine Seele das Kleid dieses schmutzigen Körpers anziehen. Sie verstanden es sofort und sagten: „Tu, was dir gut erscheint.“

Wisse, dass dieser reichlich gefüllte Turm all das Vergnügen und die Güte beinhaltet, für die Er die Geschöpfe geschaffen hat, wie unsere Weisen sagten: „Das Verhalten des Guten ist, Gutes zu tun.“ Daher erschuf Er die Welten, um Seine Geschöpfe zu erfreuen.

(Wir haben unser Thema in Panim Masbirot, Zweig 1, vertieft und lernen es dort.) Und da es in Ihm weder Vergangenheit noch Zukunft gibt, müssen wir erkennen, dass bereits mit Seinem Gedanken, Geschöpfe zu erschaffen und sie zu erfreuen, die Geschöpfe auftauchten und augenblicklich vor Ihm entstanden – erfüllt mit Freude und Vergnügen, wie Er es für sie vorgesehen hatte.

Im Buch Heftzi Bah [Meine Freude ist in ihr] von ARI steht geschrieben, dass alle Welten, die Höheren und die untere zusammen, in Ein Sof [Unendlichkeit] enthalten sind, sogar schon vor dem Zimzum [Beschränkung] – durch Er ist Eins und Sein Name Eins (siehe dort in Kapitel 1).

Der Zimzum, der die Wurzel der Welten ABYA ist, die bis zu dieser Welt reichen, entstand, weil die Wurzeln der Seelen selbst sich danach sehnten, ihre Form der des Emanator anzugleichen. Dies ist die Bedeutung von Dwekut [Anhaftung]. Denn Trennung und Dwekut äußern sich in allem Spirituellen nur in der Gleichheit oder der Ungleichheit der Form.

Da Er sie beglücken wollte, wurde den Empfängern notwendigerweise der Wunsch, Freude zu empfangen, eingeprägt. Daher unterscheidet sich ihre Form von der des Emanators, da diese Form im Emanator gar nicht vorhanden ist. Denn von wem sollte Er empfangen?

Zimzum und Gevul [Grenze/Begrenzung] wurden für diese Korrektur gemacht, bis diese Welt zu einer Bekleidung einer Seele in einem körperlichen Körper werden kann. Wenn man sich der Tora und der Arbeit widmet, um seinem Schöpfer Zufriedenheit zu schenken, wird die Form des Empfangs wieder vereinigt, um erneut zu schenken.

Das ist die Bedeutung des Textes „und sich an Ihn zu klammern“, denn dann gleicht man seine Form der des Schöpfers an; und wie wir gesagt haben, stellt Dwekut die Gleichwertigkeit der Form in der Spiritualität dar. Wenn Dwekut in allen Teilen der Seele abgeschlossen ist, kehren die Welten in den Zustand von Ein Sof zurück, wie vor dem Zimzum.

„In ihrem Land werden sie doppelt erben“, denn dann können sie noch einmal all die Freuden und Wonnen empfangen, die ihnen in der Welt von Ein Sof bereitet wurden. Außerdem sind sie jetzt wirklich für Dwekut vorbereitet, ohne irgendeinen Unterschied in der Form, da ihr Empfangen nicht mehr für sie selbst ist, sondern um ihrem Schöpfer Zufriedenheit zu schenken. Sie stellen fest, dass sie sich in der Form der Selbsthingabe dem Schöpfer angeglichen haben. Ich habe diese Dinge bereits in Panim Masbirot, Zweig 1, angemessen erläutert.

7) Nun wirst du ihre Worte verstehen, dass die Unteren ein großes Bedürfnis nach der Shechina [Göttlichkeit] haben. Dies ist eine höchst verwirrende Aussage, obwohl sie Hand in Hand mit dem obigen Midrash geht, der die Angelegenheit mit einem König vergleicht, der einen reichlich gefüllten Turm ohne Gäste hat. Es wartet sicher auf die Gäste, sonst wäre seine ganze Vorbereitung umsonst gewesen.

Das ist wie bei einem großen König, der in hohem Alter einen Sohn bekam, den er sehr liebte. Daher dachte er von dem Tag seiner Geburt an wohlwollend über ihn nach, sammelte alle Bücher, engagierte die besten Gelehrten des Landes und baute Schulen für ihn. Er versammelte die besten Baumeister Musiker und Sänger des Landes und baute ihm Lustschlösser und Konzertsäle. Er versammelte die besten Köche und Bäcker des Landes und servierte ihm alle Köstlichkeiten der Welt, und so weiter.

Leider wuchs der Junge zu einem Dummkopf heran, der nicht nach Wissen strebte. Er war blind und konnte die Schönheit der Gebäude nicht sehen oder fühlen; er war taub und konnte die Sänger nicht hören. Er war durstkrank und durfte nur grobkörniges Brot essen, was Verachtung und Zorn hervorrief.

Jetzt kann man ihre Worte über den Vers „Ich, der Herr, werde es zu seiner Zeit beschleunigen“ verstehen. Der Sanhedrin (98) interpretierte: „Nicht würdig – zu seiner Zeit; würdig – ich will es beschleunigen.“

Es gibt also zwei Möglichkeiten, das oben genannte Ziel zu erreichen: Durch ihre eigene Aufmerksamkeit, die als „Weg der Reue“ bezeichnet wird. Wenn sie dafür würdig werden, wird „Ich werde es beschleunigen“ auf sie angewendet. Das bedeutet, dass es keine feste Zeit dafür gibt, aber wenn sie würdig werden, endet die Korrektur natürlich.

Wenn ihnen die Aufmerksamkeit nicht zuteil wird, gibt es einen anderen Weg, der „Weg des Leidens“ genannt wird, wie unsere Weisen sagten. Sanhedrin 97: „Ich setze einen König wie Haman über sie, und sie werden gegen ihren Willen Buße tun“, das heißt, zu seiner Zeit, denn dafür gibt es eine bestimmte Zeit, und sie werden es wollen.

Damit wollten sie uns zeigen, dass Seine Wege nicht unsere Wege sind. Aus diesem Grund wird der Kasus über den König aus Fleisch und Blut – der sich so sehr bemüht hatte, diese großen Dinge für seinen geliebten Sohn vorzubereiten, und der schließlich in jeder Hinsicht gequält wurde, und all dessen Mühen vergeblich waren und der Verachtung und Zorn erleiden musste – nicht mit Ihm geschehen.

Denn alle Werke des Schöpfers sind garantiert und wahr, und es gibt keinen Betrug bei Ihm. Wie unsere Weisen sagten: „Nicht würdig – zu seiner Zeit“. Was der Wille nicht tut, wird die Zeit tun, wie es in Panim Masbirot, Ende des 1. Zweiges, geschrieben steht: „Kannst du Blitze aussenden, damit sie gehen und zu dir sagen: ‚Hier sind wir‘?“

Es gibt einen Weg des Schmerzes, der jeden Defekt und Materialismus reinigen kann, bis man erkennt, wie man den Kopf aus dem tierischen Trog erhebt, um aufzusteigen und die Sprossen der Leiter des Glücks und des menschlichen Erfolgs zu erklimmen, denn man wird sich an seine Wurzel klammern und das Ziel erreichen.

8) Darum kommt und seht, wie dankbar wir unseren Lehrern sein sollten, die uns ihre heiligen Lichter vermitteln und ihre Seelen hingeben, um unseren Seelen Gutes zu tun. Sie stehen in der Mitte zwischen dem Pfad der harten Qualen und dem Pfad der Reue. Sie bewahren uns vor der Unterwelt, die härter ist als der Tod, und gewöhnen uns daran, die himmlischen Freuden, die erhabene Sanftheit und die Annehmlichkeit zu erreichen, die unser Anteil sind und die von Anfang an auf uns warten, wie wir oben gesagt haben. Jeder von ihnen wirkt in seiner Generation, je nach der Kraft des Lichtes seiner Lehre und Heiligkeit.

Unsere Weisen sagten bereits: „Ihr habt keine Generation ohne solche wie Abraham, Isaak und Jakob.“ In der Tat, dieser gottesfürchtige Mann, Rav [Lehrer/Großer] Isaac Luria [der ARI], hat uns das vollste Maß abverlangt und gegeben. Er tat auf wundersame Weise mehr als seine Vorgänger, und hätte ich eine lobende Zunge, würde ich jenen Tag, an dem seine Weisheit erschien, fast so preisen wie den Tag, an dem Israel die Tora gegeben wurde.

Es gibt nicht genug Worte, um sein heiliges Werk zu ermessen, das uns so zum Vorteil gereicht. Die Türen der Errungenschaft waren verschlossen und verriegelt, und er kam und öffnete sie für uns. So brauchen alle, die den Palast des Königs betreten wollen, nur Reinheit und Heiligkeit; sie müssen baden, sich die Haare rasieren und saubere Kleidung tragen, um vor dem hohen Königtum bestehen zu können.

Bereits im Alter von 38 Jahren unterwarf er mit seiner Weisheit alle seine Vorgänger, durch die Ge’onim und durch alle Zeiten. Alle Ältesten der Erde, Freunde und Schüler des göttlichen Weisen RAMAK (Rabbi Moshe Cordovero), erhoben sich und traten vor ihn wie Schüler vor ihren Lehrer.

Und alle Weisen der nachfolgenden Generationen, bis hin zu unseren Tagen, hörten ausnahmslos auf, Bücher und Schriften zu benutzen, die zuvor verfasst wurden – sei es die Kabbala von RAMAK, die Kabbala der Ersten (Rishonim) oder die Kabbala der Geonim  und sie widmeten ihr gesamtes spirituelles Leben der Verschmelzung mit seiner Heiligen Weisheit. Und selbstverständlich ist ein solch absoluter Sieg nicht einfach zu erreichen, genauso wenig wie jemand die Weisheit eines Vaters schon im Kindesalter erreicht.

Leider war Satans Werk erfolgreich, denn der Weg der Verbreitung seiner Weisheit zu einer heiligen Nation wurde mit Hindernissen gepflastert; und nur sehr wenige konnten sie überwinden.

Vor allem, weil seine täglichen Interpretationen der Weisheit an seine Schüler, die bereits älter waren und den Sohar und die Tikkunim [Korrekturen] sehr gut kannten, durch Hörensagen niedergeschrieben wurden. In den meisten Fällen waren seine heiligen Sprüche nach den tiefgründigen Fragen geordnet, die jene ihm stellten, jeder nach seinem eigenen Interesse.

Aus diesem Grund vermittelte er die Weisheit nicht in der Reihenfolge jener Schriften, die ihm vorausgegangen waren. Wir lesen aus den Texten, dass der ARI selbst den Wunsch hatte, Ordnung in die Themen zu bringen. Siehe dazu den Anfang der Worte von Rashbi in der Auslegung der Idra Suta, in einer kurzen Einleitung von Rav Chaim Vital.

Hinzu kommt die kurze Zeit seiner Lehrtätigkeit, die nur etwa 17 Monate betrug, wie es im Tor zu den Reinkarnationen, Tor 8, heißt. Denn kurz vor Pessach im Jahr 1571 kam er aus Ägypten in Safed an und Rav Chaim Vital war zu diesem Zeitpunkt 29 Jahre alt. Und im Juli 1572 erkrankte er am Vorabend des Shabbat, Parashat Matot-Masaey,[2] dem Beginn des Monats Av, und verstarb am Dienstag, dem fünften Av der folgenden Woche.

Im Tor zu den Reinkarnationen (Tor 8) steht auch, dass er Rav Chaim Vital befahl, nach seinem Ableben die Weisheit nicht an andere weiterzugeben, und ihm nur erlaubte, allein und im Flüsterton zu lernen. Den anderen Freunden verbot er, sich damit zu beschäftigen, weil er meinte, sie würden die Weisheit nicht richtig verstehen.

Deshalb sortierte Rav Chaim Vital die Texte überhaupt nicht und ließ sie ungeordnet. Und er erklärte die Zusammenhänge nicht, damit es nicht so aussähe, als würde er andere belehren. Deshalb finden wir bei ihm eine so große Vorsicht, wie sie denjenigen bekannt ist, die sich mit den Schriften der ARI auskennen.

Die Arrangements der Schriften des ARI wurden dreimal von einer dritten Generation und von drei Kompilatoren arrangiert und organisiert. Der erste Kompilator war der Weise MAHARI Tzemach. Er lebte zur gleichen Zeit wie MAHARA Azulai, der im Jahr 1644 verstarb.

Ein großer Teil der Texte stammt von ihm, und er stellte daraus viele Bücher zusammen. Das wichtigste unter ihnen ist das Buch Adam Yashar [Aufrechter Mensch], in dem er die Wurzel und die wesentlichen Lehren sammelte, die ihm zur Verfügung standen. Einige der Bücher dieses Rabbiners sind jedoch verloren gegangen. In der Einleitung zu seinem Buch Kol BeRama [Eine laute Stimme] stellt er all seine zusammengestellten Bücher vor.

Der zweite Kompilator war sein Schüler MAHARAM Paprish. Er tat mehr als sein Rav, denn er kam in den Besitz einiger Bücher, die der Weise MAHARASH Vital besaß. Daraus stellte er weitere Bücher zusammen. Die wichtigsten unter ihnen sind die Bücher Ez haChaim [Der Baum des Lebens] und Pri Ez haChaim [Früchte des Baums des Lebens]. Sie enthalten den gesamten Umfang der Weisheit in ihrem vollsten Sinn.

Der dritte Kompilator war der Weise MAHARASH Vital, der Sohn von Rav Chaim Vital. Er war ein großer und berühmter Weiser, der die berühmten Acht Tore aus dem Erbe seines Vaters zusammenstellte.

Wir sehen also, dass jeder der Kompilatoren nicht über die vollständigen Schriften verfügte. Dies erschwerte die Anordnung der Themen, die für diejenigen ungeeignet sind und den Sohar und die Tikkunim nicht wirklich beherrschen. Daher sind es nur wenige, die aufsteigen.

9) Als Gegenleistung dafür wurden wir von Ihm privilegiert, mit dem Geist des Baal Shem Tov belohnt worden zu sein, dessen Größe und Heiligkeit jenseits aller Worte und aller Äußerungen liegen. Er wurde nicht erblickt und wird nicht erblickt werden, außer von den Würdigen, die unter seinem Licht dienten – und auch diese nur zeitweise, jeder nach dem, was man in seinem Herzen empfangen hat.

Es ist wahr, dass das Licht seiner Tora und die Heilige Weisheit in erster Linie auf den heiligen Fundamenten des ARI aufgebaut sind. Aber sie sind sich keineswegs ähnlich. Ich möchte dies mit dem Gleichnis eines Menschen erklären, der im Fluss aufsteigt und untergeht, wie es Ertrinkende tun. Manchmal sind nur die Haare sichtbar, und dann versucht man, ihn mit einem Ratschlag am Kopf zu fassen. Manchmal ist auch sein Körper zu sehen, und dann versucht man, ihn mit einem Ratschlag am Herz zu fassen

So ist es auch mit der Sache, die vor uns liegt. Nachdem Israel in den bösen Wassern des Exils unter den Völkern mit dem Ertrinken kämpft, steigen sie seitdem bis heute auf und gehen unter; und nicht alle Zeiten sind dieselben. Zur Zeit des ARI war nur der Kopf sichtbar. Daher war der ARI geneigt, uns durch den Verstand zu retten. Zur Zeit des Baal Shem Tov gab es Erleichterung. Daher war es ein Segen für uns, durch das Herz gerettet zu werden, und das war eine große und wahre Erlösung für uns.

Und wegen unserer vielen Sünden drehte sich das Rad in unserer Generation erneut, und wir fielen vom Zenit zum Tiefpunkt zurück.

Hinzu kommt der Zusammenprall der Nationen, der die ganze Welt durcheinander brachte. Die Bedürfnisse nahmen zu, das Wissen nahm ab und der Verstand verdarb im Schmutz des Materialismus, der die Führung ergriff. Diener reiten auf Pferden und Minister wandeln auf der Erde, und alles, was in unserem Studium in der oben erwähnten Masechet Sutah gesagt wird, wurde wegen unserer vielen Sünden wahr. Wiederum wurde die eiserne Mauer errichtet, sogar auf diesem großen Licht des Baal Shem Tov, das, wie wir sagten, bis hin zur Erschaffung unserer vollständigen Erlösung leuchtet.

Und die Weisen glaubten nicht, dass eine Generation kommen würde, in der sie nicht durch sein Licht sehen könnten. Nun haben sich unsere Augen verdunkelt; wir wurden des Guten beraubt, und als ich das sah, sagte ich: „Es ist Zeit zu handeln!“ So bin ich gekommen, um die Lichtpforten des ARI weit zu öffnen, denn er ist in der Tat fähig und auch für unsere Generation geeignet, und „Zwei sind besser als einer.“

Man sollte mir die Kürze meiner Schriften nicht vorwerfen, denn sie eignen sich für jeden Weisheitsliebhaber, da zu viel Wein den Geschmack verdirbt und die Erlangung für den Schüler schwieriger wird.

Wir sind auch nicht für die Dummen verantwortlich, denn die Sprache, die ihnen helfen soll, muss erst noch geschaffen werden. Wohin immer sie auch blicken, finden sie Torheit, und es gibt eine Regel, dass aus derselben Quelle, aus der der Weise seine Weisheit schöpft, der Narr auch seine Torheit schöpft.

So stehe ich am Anfang meines Buches und gebe zu, dass ich mich keineswegs um all jene bemüht habe, die gerne durch die Fenster schauen. Vielmehr geht es um diejenigen, denen die Worte des Schöpfers am Herzen liegen, die sich nach dem Schöpfer und seiner Güte sehnen, um den Zweck zu erfüllen, für den sie geschaffen wurden; denn nach dem Willen des Schöpfers wird sich der Vers „Alle, die Mich suchen, werden Mich finden“ an ihnen erfüllen.

10) Betrachten wir die Worte des Weisen Rabbi Even Ezra in seinem Buch Yesod Mora: „Und nun merke auf und wisse, dass alle Mizwot [Gebote] der Tora oder alle Regeln der Väter, obwohl letztere hauptsächlich Handlungen oder das Reden betreffen, zur Korrektur des Herzens dienen; denn der Herr erforscht alle Herzen und versteht alle Einbildungen der Gedanken.“

Es steht geschrieben: „Denen, die aufrichtig sind in ihrem Herzen“. Das Gegenteil davon ist „ein Herz, das böse Gedanken hegt“. Ich habe einen Vers gefunden, der alle Mizwot enthält: „Du sollst den Herrn, deinen Gott, fürchten, und Ihm sollst du dienen.“

Das Wort „Furcht“ enthält alle Mizwot, die man beim Reden, im Herzen und im Handeln unterlassen sollte. Es ist der erste Grad, von dem aus man zur Arbeit des Schöpfers aufsteigt, welche alle Mizwot enthält, die man einhalten soll.

Diese werden das Herz lehren und den Menschen leiten, bis er sich an den Schöpfer klammert, denn dazu wurde der Mensch geschaffen. Er wurde nicht erschaffen, um Vermögen zu erwerben oder Gebäude zu errichten. Daher sollte man nach allem streben, was einen dazu bringt, den Schöpfer zu lieben, Weisheit zu erlangen und den Glauben zu suchen.

Und der Schöpfer wird ihm die Augen des Herzens öffnen und seinen Geist erneuern. Dann wird er in seinem Leben von seinem Schöpfer geliebt werden.

Wisse, dass die Tora nur den Menschen mit Herz gegeben wurde. Worte gleichen Kadavern und Taamim [Geschmacksrichtungen] den Seelen. Wenn man die Taamim nicht versteht, ist die ganze Mühe vergebens.

Es gleicht dem Zählen der Buchstaben und Wörter in einem Medizinbuch. Dies wird keine Heilung bringen. Oder einem Kamel, das Seide trägt; das Kamel nützt weder der Seide, noch nützt die Seide ihm.

Wir entnehmen seinen Worten nur dies: Haltet an dem Ziel fest, für das der Mensch erschaffen wurde: Dwekut mit dem Schöpfer zu erreichen.

Daher sagt er, dass man nach jedem Mittel suchen muss, um den Schöpfer zu lieben, Weisheit zu erlernen und den Glauben zu suchen, bis Er den Menschen belohnt, indem Er ihm die Augen des Herzens öffnet und einen anderen Geist in ihm aktiviert. Dann wird er von seinem Schöpfer geliebt werden.

Er sagt dies bewusst präzise, damit man von seinem Schöpfer in seinem Leben geliebt wird. Er weist uns darauf hin, dass unsere Arbeit unvollständig ist, solange wir dies nicht erworben haben, genau wie die Arbeit, die uns notwendigerweise heute zu tun aufgetragen wurde. Er endet, dass die Tora nur den Menschen mit Herz gegeben wurde, also jenen, die das Herz haben, Ihn zu lieben und zu begehren. Die Weisen nennen sie „weise im Herzen“, da dort kein absteigender, tierischer Geist mehr vorhanden ist. Denn die böse Neigung ist nur in einem Herzen vorhanden, das frei von Weisheit ist.

Er interpretiert und sagt, dass die Worte Kadavern gleichen und die Taamim den Seelen. Wenn man die Taamim nicht versteht, ist es so, als würde man sich anstrengen, die Seiten und Wörter in einem Medizinbuch zu zählen. Diese Anstrengung wird kein Heilmittel hervorbringen.

Er möchte sagen, dass man gezwungen ist, die Mittel zu finden, um den oben erwähnten Besitz zu erwerben. Denn dann kann man den Geschmack der Tora, der die innere Weisheit und ihre Geheimnisse beinhaltet, und den Geschmack der Mizwa, die die Liebe und das Verlangen nach Ihm ausdrücken, schmecken.

Ohne sie gibt es nur die Worte und Handlungen, die toten Körper ohne Seele gleichen. Wie die Seiten und Wörter in einem Medizinbuch zu zählen usw. Gewiss wird man in der Medizin kein Gelehrter, solange man die Bedeutung der geschriebenen Medizinbücher nicht versteht.

Selbst wenn man es sich erkauft, zu welchem Preis auch immer, gleicht es einem Kamel, das Seide trägt; das Kamel nützt der Seide nichts und die Seide dem Kamel nichts, um das Ziel, für das es geschaffen wurde, zu erreichen, wenn das Studium und die Handlungen nicht darauf ausgerichtet sind.

11) Nach diesen Worten verstehen wir, was Rabbi Shimon im Midrash Raba, Kapitel 6, über den Vers sagte „Lasst uns Menschen machen“. Dies sind seine Worte (Als der Schöpfer kam, um den Menschen zu erschaffen, beriet er sich mit den dienenden Engeln), dass sie uneinig waren. Die einen sagten: „Er möge erschaffen werden“, und die anderen sagten: „Er möge nicht erschaffen werden“, wie geschrieben steht: „Barmherzigkeit und Wahrheit trafen aufeinander; Gerechtigkeit und Frieden küssten sich.“ Die Barmherzigkeit sagte: „Er möge erschaffen werden, denn er tut Taten der Barmherzigkeit.“ Die Wahrheit sagte: „Er möge nicht erschaffen werden, denn er ist nur Lüge.“ Die Gerechtigkeit sagte: „Er möge erschaffen werden, denn er vollbringt Gerechtigkeit.“ Der Frieden sagte: “ Er möge nicht erschaffen werden, denn er ist nur Unfrieden.“ Was tat der Schöpfer? Er nahm die Wahrheit und warf sie auf die Erde, wie es geschrieben steht: „und er warf die Wahrheit auf die Erde.“ Die Engel sagten zum Schöpfer: „Warum entehrst Du Dein Siegel? Lass die Wahrheit aus der Erde aufsteigen, wie geschrieben steht: ‚Die Wahrheit wird aus der Erde aufsteigen.'“

Dieser Text ist rundum verwirrend:

  1. Es erklärt nicht die Ernsthaftigkeit des Verses „Lasst uns Menschen machen“. Ist es ein Rat, den Er braucht, wie es geschrieben steht: „Erlösung im Herzen eines Ratschlags“?
  2. Was die Wahrheit betrifft, wie kann man über die gesamte menschliche Spezies sagen, dass sie nur aus Lügen besteht, wenn es keine Generation gibt, in der nicht solche wie Abraham, Isaak und Jakob leben?
  3. Wenn die Worte der Wahrheit ernst gemeint sind, wie konnten dann die Engel der Barmherzigkeit und der Gerechtigkeit einer Welt zustimmen, die nur aus Lügen besteht?
  4. Warum wird die Wahrheit „Siegel“ genannt, das sich außen an einem Brief befindet? Gewiss, die Wirklichkeit existiert in erster Linie außerhalb des Siegels. Gibt es keine Wirklichkeit außerhalb der Grenzen der Wahrheit?
  5. Können wahre Engel über den wahren Handelnden denken, dass Sein Handeln unwahr ist?
  6. Warum hat die Wahrheit eine so harte Strafe verdient, nämlich auf und in die Erde geworfen zu werden?
  7. Warum wird die Antwort der Engel nicht in der Tora erwähnt so wie ihre Frage erwähnt wurde?

Wir müssen diese beiden völlig gegensätzlichen Verhalten verstehen. Es sind die Verhaltensweisen der ganzen Wirklichkeit in unserer Welt und auch die Verhaltensweisen zur Aufrechterhaltung jedermanns Existenz in dieser Wirklichkeit. Daher finden wir ein verlässliches Verhalten in der voll und ganz bestätigten Führung, die die Erschaffung jedes Lebewesens in der Wirklichkeit lenkt.

Nehmen wir als Beispiel die Entstehung eines Menschen. Liebe und Freude sind sein Ausgangspunkt, sicher und zuverlässig für diese Aufgabe. Sobald er aus dem Gehirn des Vaters entwurzelt ist, gibt ihm die Vorsehung einen sicheren und bewachten Platz zwischen den Schichten des Unterleibs der Mutter, damit kein Fremder ihn berühren kann.

Dort versorgt ihn die Vorsehung mit dem täglichen Brot im richtigen Maß. Sie kümmert sich um all seine Bedürfnisse, ohne ihn auch nur einen Moment lang zu vergessen, bis er die Kraft hat, in die hindernisreiche Luft unserer Welt hinauszugehen.

In dieser Zeit verleiht ihm die Vorsehung Kraft und Stärke. Und wie ein bewaffneter, erfahrener Held öffnet er Tore und durchbricht Mauern, bis er zu Menschen kommt, denen er vertrauen kann. Die ihm mit Liebe und großem Mitgefühl in den Tagen der Schwäche helfen, seine Existenz zu erhalten, denn sie sind für ih das Wertvollste auf der ganzen Welt.

Die Vorsehung umarmt ihn, bis er in  der Lage ist zu existieren und seine Existenz fortzusetzen. Wie bei den Menschen, so ist es auch bei den Tieren und Pflanzen. Alle werden auf wundersame Weise behütet, um ihre Existenz zu sichern; und jeder Naturwissenschaftler weiß das.

Betrachtet man dagegen die Ordnung der Existenz und des Lebensunterhalts in allen Existenzformen der Wirklichkeit, im Großen wie im Kleinen, so findet man eine verworrene Ordnung. Sie gleichen einem kranken, geschlagenen, vom Schöpfer geplagten Heer, das aus dem Feldzug flieht. Ihr ganzes Leben ist wie der Tod und sie haben keinen Unterhalt, außer sie quälen sich zuerst und riskieren ihr Leben für ihr Brot.

Selbst eine winzige Laus beißt sich auf der Suche nach einer Mahlzeit die Zähne aus. Sie müht sich ab, um genug Nahrung für sich zu finden. So wie ihr geht es allen, den großen und den kleinen, und erst recht den Menschen – der Krönung der Schöpfung – die an allem beteiligt sind.

12) Wir erkennen zwei Gegensätze in den zehn Sefirot der Kedusha [Heiligkeit]. Die ersten neun Sefirot sind in der Form der Selbsthingabe, und Malchut geht es um das Empfangen. Außerdem sind die ersten neun Sefirot mit Licht erfüllt, während Malchut nichts Eigenes hat.

Dies ist die Bedeutung der beiden Unterscheidungen von Licht in jedem Parzuf: Or Pnimi [inneres Licht] und Or Makif [umgebendes Licht], und zwei Unterscheidungen in den Kelim [Gefäßen], die das innere Kli [Gefäß] für Or Pnimi und ein äußeres Kli für Or Makif sind.

Das liegt an den beiden oben erwähnten Gegensätzen, denn zwei Gegensätze können sich nicht im selben Träger befinden. Daher ist ein spezieller Träger sowohl für das Or Pnimi als auch für das Or Makif erforderlich, wie ich in Panim Masbirot¸ Zweige 1 und 4 ausgeführt habe.

Allerdings sind sie in der Kedusha nicht wirklich gegensätzlich, da Malchut im Sivug [Kopulation] mit den ersten Neun ist, und ihre Eigenschaft liegt auch in der Selbsthingabe in Form von Or Chozer [reflektiertes Licht], wie in Panim Masbirot, Zweig 4, geschrieben steht; aber die Sitra Achra [andere Seite] hat nichts von den ersten Neun. Sie besteht in erster Linie aus dem leeren Raum, der die vollständige Form des Empfangens ist und auf der Zimzum Alef [erste Einschränkung] stattfand. Diese Wurzel blieb ohne Licht, selbst nachdem das Licht der Kav [Linie] das Innere des Reshimo [Erinnerung] erreicht hatte, wie es in Panim Masbirot, Zweig 1 geschrieben steht.

Aus diesem Grund sind sie zwei völlige Gegensätze wie Leben und Kedusha, wie es geschrieben steht: „Gott hat das eine dem anderen gegenübergestellt. „Deshalb werden sie auch „tot“ genannt.

Es wurde im Punkt 6 erklärt, dass das ganze Ziel des Zimzum nur zur Verzierung der Seelen diente, zur Angleichung ihrer Form an ihren Schöpfer, was die Umwandlung der Gefäße des Empfangens in Gefäße des Gebens bedeutet.

Dieses Ziel wird aus der Sicht der Parzufim [pl. von Parzuf] der Kedusha jedoch abgelehnt, da es dort nichts von dem leeren Raum gibt, der die Form von Gadlut [Größe/Erwachsen] im Empfangen hätte, und auf der Zimzum stattfinden könnte. Daher wird es dafür keine Korrektur geben, da es in Wirklichkeit nicht existiert.

Auch aus der Sicht der Sitra Achra gibt es hier sicherlich keine Korrektur, obwohl sie einen leeren Raum hat, denn sie ist völlig entgegengesetzt, und alles, was sie empfängt, stirbt.

Daher brauchen wir nur einen Menschen in dieser Welt. Im Säuglingsalter wird er von der Sitra Achra gestützt und getragen und erbt von ihr die Kelim des leeren Raumes. Wächst er heran, verbindet er sich mit der Struktur der Kedusha durch die Kraft der Tora und Mizwot, um seinem Schöpfer Zufriedenheit zu schenken.

Auf diese Weise wandelt man das ganze Maß an Empfangen, das man bereits erworben hat, in alleiniges Geben um. Dadurch gleicht man seine Form an den Schöpfer an, und das Ziel verwirklicht sich in einem.

Dies ist die Bedeutung der Zeit in dieser Welt. Zunächst wurden diese beiden oben genannten Gegensätze in zwei getrennte Träger aufgeteilt, nämlich Kedusha und Sitra Achra – „einer gegenüber dem anderen“. Sie sind immer noch unkorrigiert, da sie sich im gleichen Subjekt, also im Menschen, befinden müssen.

Deshalb ist die Existenz der Zeit für uns notwendig, denn dann kommen die beiden Gegensätze in einer Person einer nach dem anderen zum Vorschein, also zu einer Zeit von Katnut [Kleinheit/Kindheit] und zu einer Zeit von Gadlut.

13) Nun kann man die Notwendigkeit des Zerbrechens der Gefäße und ihrer Eigenschaften verstehen, denn im Sohar und in den Schriften des ARI steht geschrieben, dass in jedem der zehn Sefirot zwei Arten von Licht vorhanden sind, die auf und absteigen. Das erste Licht ist Or Ein Sof [Licht der Unendlichkeit], das sich von oben nach unten bewegt. Es wird Or Yashar [direktes Licht] genannt. Das zweite Licht ist ein Ergebnis des Kli von Malchut, das von unten nach oben zurückkehrt und Or Chozer [reflektiertes Licht] genannt wird.

Beide vereinen sich zu einer Einheit. Wisse, dass vom Zimzum abwärts der Punkt des Zimzum ohne jedes Licht ist und ein leerer Raum bleibt. Das obere Licht kann in der letzten Bchina [Unterscheidung] vor dem Ende der Korrektur nicht mehr erscheinen, und dies gilt besonders für das Or Ein Sof, das Or Yashar genannt wird. Das zweite Licht, Or Chozer genannt, kann jedoch in der letzten Bchina erscheinen, da der Zimzum überhaupt nicht auf es zutrifft.

Nun haben wir gelernt, dass das System der Sitra Achra und der Klipot [Schalen] eine Notwendigkeit für den Zweck des Zimzum darstellen, um einem Menschen, während er in Katnut ist, die großen Empfangsgefäße einzuflößen.

So braucht auch die Sitra Achra Fülle. Woher soll sie diese nehmen, wenn sie nur aus der letzten Bchina besteht, die ein Raum ohne Licht ist, da das Höhere Licht vom Zimzum abwärts völlig von ihr getrennt ist?

Das Zerbrechen der Gefäße war also vorbereitet worden. Das Zerbrechen deutet darauf hin, dass ein Teil des Or Chozer der zehn Sefirot der Welt der Nekudim von Azilut in den leeren Raum abgestiegen ist. Und wir wissen bereits, dass Or Chozer auch im leeren Raum erscheinen kann.

Dieser Teil, das Or Chozer, das von Azilut nach außen herabgestiegen ist, enthält 32 besondere Bchinot [Unterscheidungen] jeder einzelnen Sefira der zehn Sefirot von Nekudim. 10 x 32 = 320 – und diese 320 Bchinot, die herabgestiegen sind, wurden für den Unterhalt der Existenz der Unteren vorbereitet, die in zwei Systemen zu ihnen kommen, wie es geschrieben steht: „Gott hat eine gegenüber der anderen gemacht“, das heißt die Welten ABYA der Kedusha und ihnen gegenüber die Welten ABYA der Sitra Achra.

In der Auslegung des Verses (Megilla 6a) „Und ein Volk wird stärker sein als das andere Volk“, sagten unsere Weisen, dass das eine sich erhebt, wenn das andere fällt, und Tzor nur über der Ruine von Jerusalem errichtet wird. Denn alle diese 320 Bchinot können für die Sitra Achra erscheinen, wodurch die Struktur des Systems der Kedusha in Bezug auf die unteren völlig ruiniert ist.

Diese 320 Bchinot können sich nur mit Kedusha verbinden. Zu diesem Zeitpunkt ist das System der Sitra Achra vollständig vom Land zerstört, und sie können sich mehr oder weniger gleichmäßig zwischen ihnen aufteilen, je nach den Handlungen der Menschen. Und so bewegen sie sich in den beiden Systemen, bis die Korrektur abgeschlossen ist.

Nach dem Zerbrechen der Gefäße und dem Niedergang der 320 Bchinot der Lichtfunken von Azilut nach außen wurden 288 aus ihnen aussortiert und stiegen auf, das bedeutet alles, was von den ersten neun der Zehn Sefirot von Nekudim abstammt. Neun mal 32 ergeben 288 Bchinot. Es sind diejenigen, die sich wieder verbunden haben, um das System der Kedusha aufzubauen.

Für die Sitra Achra blieben nur 32 Bchinot von dem übrig, was von Malchut aus der Welt der Nekudim abstammte. So entstand Sitra Achra in ihrer völligen Kleinheit, als sie noch nicht für ihre Aufgabe geeignet war. Die Vollendung ihres Aufbaus endete später durch die Sünde von Adam HaRishon am Baum der Erkenntnis.

Es gibt also zwei Systeme, die sich gegenüberstehen und die für das Fortbestehen und die Erhaltung der Realität verantwortlich sind. Die für diese Existenz benötigte Ration Licht beträgt 320 Funken. Diese wurden durch das Zerbrechen der Gefäße vorbereitet und zugeteilt. Diese Ration muss zwischen den beiden Systemen hin und her schwanken, wovon der Fortbestand und die Existenz der Wirklichkeit abhängen.

Das System von Kedusha muss mindestens eine Ration von 288 Funken enthalten, um seine ersten neun Sefirot zu vervollständigen. Dann kann es die Existenz der niedrigeren Sefirot aufrechterhalten und gewährleisten. So war es vor Sünde von Adam HaRishon, und aus diesem Grund wurde die gesamte Realität durch das System der Kedusha geleitet, da es die vollen 288 Funken hatte.

14) Nun haben wir den Anfang des obigen Midrash [Abhandlung] über die vier Attribute gefunden – Barmherzigkeit, Gerechtigkeit, Wahrheit und Frieden, die mit dem Schöpfer über die Erschaffung des Menschen verhandelten. Diese Engel sind Diener der menschlichen Seele (siehe Baum des Lebens, Shaar Drushey ABYA); daher verhandelte Er mit ihnen, da der gesamte Schöpfungsakt nach ihnen geschaffen wurde, weil jede einzelne Seele aus Zehn Sefirot in Or Pnimi und Or Makif besteht. Barmherzigkeit ist das Or Pnimi der ersten neun Sefirot der Seele. Rechtschaffenheit ist das Or Pnimi von Malchut der Seele. Die Wahrheit ist das Or Makif der Seele.

Wir haben bereits gesagt, dass Or Pnimi und Or Makif Gegensätze sind, da das Or Pnimi durch das Gesetz des Leuchtens der Kav [Linie] angezogen wird, die nicht am Punkt des Zimzum erscheinen kann, was die Gadlut-Form des Empfangens ist.

Das Or Makif geht von Or Ein Sof aus, das alle Welten umgibt, denn in Ein Sof sind groß und klein gleich. Aus diesem Grund leuchtet und gibt das Or Makif auch über dem Punkt Zimzum, viel weniger als Malchut.

Da sie Gegensätze sind, werden zwei Kelim benötigt, da das Or Pnimi in den ersten neun leuchtet. Selbst für Malchut leuchtet es nur nach dem Gesetz der ersten neun, und überhaupt nicht entsprechend ihrer eigenen Eigenschaft. Das Or Makif leuchtet jedoch in den Kelim, die sich speziell aus dem Punkt des Zimzum erstrecken, was „äußeres Kli“ genannt wird.

Nun versteht man, warum die Wahrheit „Siegel“ genannt wird. Es ist entlehnt vom Siegel am Rande eines Briefes, am Ende der Dinge. Aber es bekräftigt sie und gibt ihnen Gültigkeit. Ohne das Siegel sind sie wertlos und der ganze Text ist vergebens.

So ist es auch mit dem Or Makif, das über der Spitze des Zimzum, dem erwachsenen Maß des Empfangens, gibt, bis es seine Form des Gebens an jene des Schöpfers angleicht. In der Tat ist dies der Zweck aller Welten, der Höheren und der unteren, die begrenzt sind.

Der Protest der Wahrheit in Bezug auf die Schöpfung des Menschen besteht darin, dass sie behauptet, er sei eine Lüge, denn aus der Perspektive der Schöpfung des Schöpfers hat der Mensch kein äußeres Kli, das sich vom Punkt des Zimzum aus erstrecken muss. Denn er wurde bereits von Seinem Licht getrennt. Daher konnten die Engel der Wahrheit dem Menschen nicht helfen, das Or Makif zu erlangen.

Alle begrenzten Welten, die Höhere und untere, wurden nur für diese Vollendung geschaffen, und beziehen sich allein auf diesen Menschen. Aber da dieser Mensch für seine Rolle untauglich ist, sind sie nichts als Abgrund und Falschheit, und die Arbeit in ihnen ist nutzlos.

Anders verhält es sich mit den Engeln der Barmherzigkeit und der Rechtschaffenheit, die speziell zum Or Pnimi der Seele gehören. Weil der Mensch nichts von dem leeren Raum hat, können sie ihn reichlich mit allen Lichtern der Neshama in der erhabensten Vollkommenheit beschenken.

So waren sie glücklich, ihm zu nützen und stimmten der Erschaffung des Menschen von ganzem Herzen zu. (Da sie NHY sind, die durch Sivug de Hakaa [Kopulation durch Schlagen] eintreten, gehören sie aus der Perspektive des Or Chozer zur Hälfte des Or Makif).

Die Engel des Friedens behaupteten, dass der Mensch nur Streit ist. Mit anderen Worten, wie wird er das Or Makif empfangen? Letztendlich können sie nicht mit dem Or Pnimi gleichzeitig kommen, da sie, wie oben gesagt, „ganz und gar uneins“ sind.

(Das Or Makif ist zweigeteilt und besteht aus dem zukünftigen Or Chozer und dem zukünftigen Or Makif. Das äußere Kli für das Or Chozer ist der Massach [Schirm] und das äußere Kli für das Or Makif ist die Awiut von Bchina Dalet [vierte Unterscheidung] selbst, nämlich das steinerne Herz. Adam HaRishon fehlte also nur das äußere Kli, das zu den Engeln der Wahrheit gehörte. Ihm fehlte nicht das äußere Kli, das zu den Engeln des Friedens gehörte. Daher stimmten sie der Schöpfung zu, behaupteten aber, dass der Mensch nur Streit sei. Das bedeutet, dass das Or Yashar nicht in das innere Kli eintreten kann, da sie Gegensätze sind).

15) Nun können wir die übrigen, tiefgründigen Verse der Sünde vom Baum der Erkenntnis von Gut und Böse verstehen. Unsere Weisen, die einen Teil von ihnen enthüllten, verbargen zehn Teile mit ihren Worten.

Es heißt zuerst: „Und sie waren beide nackt, der Mann und seine Frau, und sie schämten sich nicht.“ Wisse, dass Kleidung ein äußeres Kli bedeutet, wie in Der Baum des Lebens, Shaar Drushey ABYA, geschrieben steht. Daher steht dieser Text am Anfang, um den Grund für die Sünde des Baumes der Erkenntnis zu demonstrieren, wie unsere Weisen in dem Vers sagten: „Verleumdung ist schrecklich für die Menschensöhne, denn durch Verleumdung seid ihr über ihn gekommen. “

Seine Sünde war also vorherbestimmt, und das bedeutet, dass Adam und seine Frau zum Zeitpunkt der Schöpfung kein äußeres Kli hatten, sondern nur innere Kelim, die sich aus dem System der Kedusha ergeben. Deshalb schämten sie sich auch nicht. Sie fühlten keinen Mangel, denn Scham bezieht sich auf ein Gefühl der Mangelhaftigkeit.

Bekanntlich ist das Gefühl der Mangelhaftigkeit der erste Grund für die Erfüllung des Mangels. Ähnlich einem Kranken, der seine Krankheit spürt und bereit ist, Arzneien zu nehmen. Wenn man jedoch nicht spürt, dass man krank ist, wird man sicherlich alle Arzneien meiden.

In der Tat ist das die Aufgabe des äußeren Kli. Da es sich in der Struktur des Körpers befindet und leer von Licht ist, da es aus dem leeren Raum stammt, erzeugt es im Menschen das Gefühl der Leere und des Mangels, wodurch er beschämt wird.

Daher ist man gezwungen, den Mangel noch einmal zu füllen und das fehlende Or Makif heranzuziehen, das dieses Kli füllen kann. Dies ist die Bedeutung des Verses: „Und der Mann und seine Frau waren beide nackt“, ihnen fehlte das äußere Kli. Aus diesem Grund schämten sie sich nicht, da sie dieses Fehlen nicht spürten. Auf diese Weise waren sie des Zwecks beraubt, für den sie geschaffen wurden.

Dennoch müssen wir die Erhabenheit dieses Menschen, der Schöpfung des Schöpfers, und auch seiner Frau, der der Schöpfer eine größere Intelligenz als ihm verlieh, gründlich verstehen, wie es in der Auslegung des Verses (Nidah 45) heißt: „Und der Herr machte die Rippe“.

Haben sie also versagt und wurden zu Narren, weil sie sich vor der List der Schlange nicht zu hüten wussten? Und wie konnte diese Schlange, von der der Text bezeugt, dass sie schlauer war als alle Tiere des Feldes, so töricht behaupten, dass sie sich zu Gott hinwenden würden, wenn sie von der Frucht des Baumes der Erkenntnis äßen? Und wie konnte sich diese Torheit in ihren Herzen festsetzen?

Außerdem heißt es weiter unten, dass sie nicht vom Baum kosten wollten, weil sie den Wunsch hatten, Gott zu werden, sondern einfach, weil die Früchte gut schmeckten. Das ist anscheinend ein tierisches Verlangen!

16) Wir müssen die Natur der zwei für uns üblichen Unterscheidungen kennen: Die erste Unterscheidung wird „Unterscheidung von gut und böse“ genannt. Die zweite Unterscheidung wird „Unterscheidung von wahr und falsch“ genannt.

Das bedeutet, dass der Schöpfer jedem Geschöpf eine Kraft zur Unterscheidung einpflanzte, die alles ausführt, was gut für es ist, und es zu seiner gewünschten Vollendung bringt. Die erste Kraft ist eine aktive, physische Kraft. Sie arbeitet mit der Empfindung von bitter und süß, die das Bittere verabscheut und abstößt, weil es schlecht für sie ist, aber das Süße liebt und anzieht, weil es gut für sie ist. Diese Kraft reicht auf den Stufen des Unbelebten, Pflanzlichen und Tierischen aus, um sie zu ihrer gewünschten Vollendung zu bringen.

An ihrer Spitze steht die menschliche Spezies, in die der Schöpfer eine rational handelnde Kraft einpflanzte. Sie zieht die oben erwähnte zweite Unterscheidung in Betracht, lehnt Falschheit und Leere mit Abscheu bis hin zum Brechreiz ab und zieht wahre Dinge und jeden Nutzen mit großer Liebe an.

Dieses Unterscheidungsvermögen wird „Unterscheidung von wahr und falsch“ genannt. Nur die menschliche Spezies kann sie umsetzen, jeder nach seinem eigenen Maß. Wisse, dass diese zweite Kraft zur Unterscheidung geschaffen wurde und durch die Schlange zum Menschen kam. Zur Zeit der Schöpfung verfügte er nur über die Kraft zur Unterscheidung von gut und böse, die damals für ihn ausreichend war.

Ich werde es mit einem Gleichnis erklären: Würden die Gerechten nach ihren guten Taten belohnt und die Bösen nach ihren schlechten Taten in dieser Welt bestraft, wäre die Kedusha in unserer Realität für das Süße und Gute bestimmt, und die Sitra Achra für das Böse und Bittere.

In diesem Zustand würde das Gebot der Wahl in Form von „Siehe, ich habe dir das Süße und das Bittere vorgesetzt, und du sollst das Süße wählen“ zu uns kommen. Auf diese Weise würde das ganze Volk garantiert zur vollkommenen Ganzheit gelangen, denn es würde mit Sicherheit vor der Sünde fliehen, da sie schlecht für es ist. Sie würden sich tagein, tagaus und unaufhörlich mit Seinen Mizwot beschäftigen, wie die heutigen Narren sich stets mit den körperlichen Dingen und deren Schmutz beschäftigen, da dies gut und süß für sie ist. So war es auch bei Adam HaRishon, als Er ihn erschuf.

„Und setzte ihn in den Garten Eden, dass er darin arbeite und ihn bewahre.“ Unsere Weisen deuteten: „Darin zu arbeiten“ seien die Mizwot darüber, was einzuhalten ist, „und ihn zu bewahren“ seien die Mizwot darüber, was zu unterlassen ist. Seine einzuhaltende Mizwot waren, zu essen und sich an allen Bäumen des Gartens zu erfreuen, und Seine zu unterlassenden Mizwot waren, nicht vom Baum der Erkenntnis von Gut und Böse zu essen. Die ersteren waren süß und schön, und die letzteren waren das Meiden der bitteren Frucht, die so hart ist wie der Tod.

Es ist nicht verwunderlich, dass diese nicht als Mizwot und Arbeit bezeichnet werden können. Ähnliches finden wir in unserer gegenwärtigen Arbeit, wo wir durch die Freuden des Shabbat und der guten Tage mit der Höheren Kedusha belohnt werden. Und wir werden auch dafür belohnt, dass wir uns vor Reptilien, Insekten und allem Ekeligen zurückziehen.

Man stellt fest, dass Adam HaRishons Wahl auf die Art „wähle süß“ erfolgte. Daraus folgt, dass der physische Gaumen allein ausreichte, um zu wissen, was der Schöpfer befohlen hatte und was nicht.

17) Jetzt verstehen wir, warum unsere Weisen die List der Schlange hinzufügten und uns mitteilten, dass SAM sich in sie kleidete: Das bedeutet, dass ihre Worte sehr erhaben waren. Sie begann mit: „Obwohl Gott sagte: ‚Du sollst von keinem Baum des Gartens essen'“. Das bedeutet, dass die Schlange mit der Frau zu sprechen begann, da die Frau nicht unter der Herrschaft des  Schöpfers stand. Daher befragte die Schlange die Frau zu dem Verbot – also woher sie wüsste, dass der Baum der Erkenntnis tabu war? Und ob vielleicht alle Früchte des Gartens für sie verboten waren. „Und die Frau sagte… ‚Von den Früchten der Bäume des Gartens dürfen wir essen‘; …Von diesem aber sollst du nicht essen und ihn auch nicht anrühren, damit du nicht stirbst.“

Hier gibt es zwei große Ungenauigkeiten: 1) Die Berührung war nie verboten; warum also fügte die Frau dem Verbot etwas hinzu? 2) Zweifelte sie an den Worten des Schöpfers? Der Schöpfer sagte: „Du wirst sicher sterben“, und die Frau sagte: „damit du nicht stirbst“. Könnte es sein, dass sie den Worten des Schöpfers bereits vor der Sünde keinen Glauben schenkte?

Immerhin antwortete die Frau auf die Frage der Schlange. Sie wusste, was der Schöpfer geboten hatte: dass alle Bäume des Gartens süß und schön und gut zu essen sind. Aber sie war schon nahe dran, den Baum im Garten zu berühren, und schmeckte einen Geschmack, der so hart war wie der Tod.

Sie beobachtete selbst, dass sie schon bei bloßer Berührung Todesangst spürte. Aus diesem Grund verstand sie das Verbot besser als ihr Mann, denn niemand ist so weise wie der Erfahrene.

„Damit du nicht stirbst“ betrifft die Berührung. Die Antwort hätte ausreichen müssen, denn niemand vermag, den Geschmack eines anderen zu beeinflussen. Doch die Schlange widersprach und sagte: „Du wirst nicht sterben; denn Gott weiß, dass an dem Tag, an dem ihr davon esst, sich eure Augen öffnen werden.“

Wir müssen das Öffnung der Augen präzisieren, denn es handelte sich in der Tat um eine Mitteilung über eine neue und erhabene Angelegenheit. Es zeigte ihnen die Unsinnigkeit des Gedankens, dass der Schöpfer etwas Schädliches und Nachteiliges in Seiner Welt geschaffen haben könnte. In Bezug auf den Schöpfer ist es also gewiss keine schlechte oder schädliche Sache.

Stattdessen ist der bittere Geschmack, den du bereits bei der Anbahnung der Berührung spürst, nur auf deiner Seite, da dieses Kosten dich über die Höhe deines Verdienstes informieren soll. Du benötigst also zusätzliche Kedusha bei deiner Handlung, damit du dein einziges Ziel erreichst: Ihm Zufriedenheit zu bringen; das Ziel, für das du geschaffen wurdest. Aus diesem Grund erscheint es dir als schlecht und schädlich, damit du verstehst, dass zusätzliche Kedusha von dir verlangt wird.

„Denn an dem Tag, an dem du davon isst“, bedeutet, dass die Handlung in Kedusha und Reinheit erfolgt, „wirst du wie Gott sein und Gut und Böse erkennen.“ Also wie es für den Schöpfer gewiss süß und völlig gleich ist, so wird das Gute und das Böse für dich in völliger Gleichwertigkeit süß und sanft sein.

Doch man kann die Glaubwürdigkeit der Schlange immer noch anzweifeln, da der Schöpfer ihr dies nicht selbst gesagt hatte. Deshalb sagte es die Schlange zuerst: „Denn Gott weiß: An dem Tag, da ihr davon esst, werden euch die Augen geöffnet“.

Für den Schöpfer ist es also nicht notwendig, dich darüber zu informieren, denn Er weiß, dass, wenn du darauf achtest, auf der Seite der Kedusha zu essen, sich deine Augen von selbst öffnen werden, um das Maß ihrer Größe zu verstehen. Du wirst eine wundersame Süße und Sanftheit darin empfinden; daher brauchte Er dir das nicht mitzuteilen, denn dafür flößte Er dir die prüfende Kraft ein – damit du selbst erkennen kannst, was zu deinem Nutzen ist.

Gleich danach heißt es: „Und die Frau sah, dass von dem Baum gut zu essen war und dass er eine Freude für die Augen war.“ Das bedeutet, dass sie sich nicht auf Seine Worte verließ, sondern es mit dem eigenen Verstand prüfte und sich mit zusätzlicher Kedusha heiligte, um dem Schöpfer und nicht sich selbst Zufriedenheit zu bringen und das von ihr gewünschte Ziel zu erreichen. Zu dieser Zeit wurden ihr die Augen geöffnet, wie die Schlange gesagt hatte: „Und die Frau sah, dass von dem Baum gut zu essen war.“

Mit anderen Worten, als sie sah, dass „er eine Augenweide war“, noch bevor sie ihn berührte, empfand sie große Süße und Lust. Denn ihre Augen erkannten von selbst, dass sie unter allen Bäumen des Gartens keinen Begehrenswerteren gesehen hatte.

Sie verstand auch, dass der Baum gut für die Erkenntnis war, denn an diesem Baum gab es viel mehr zu begehren als an allen anderen Bäumen des Gartens. Dies bezieht sich auf das Wissen, dass sie für diesen Akt des Essens geschaffen wurden und dass dies der ganze Zweck war, wie die Schlange ihr offenbart hatte.

Nach all diesen vollständigen Prüfungen „nahm sie von seiner Frucht und aß, und sie gab davon auch ihrem Mann, der bei ihr war, und er aß“. Der Text schreibt genau „der bei ihr war“, das heißt, sie hatte die reine Absicht, nur zu geben und nicht um ihrer selbst willen zu empfangen. Dies ist die Bedeutung der Worte „und sie gab davon auch ihrem Mann, der bei ihr war“, mit ihr in Kedusha.

18) Jetzt kommen wir zum Kern der Sache und dem Fehler, der sein Bein betraf. Dieser Baum der Erkenntnis von Gut und Böse wurde mit dem leeren Raum vermischt, das heißt mit  der erwachsenen (Gadlut) Form des Empfangens, auf der ein Zimzum gemacht wurde und von der das Or Elion verschwand.

Es wurde auch erklärt, dass Adam HaRishon nichts von der erwachsenen (Gadlut) Form des Empfangens in seiner Struktur hatte, die sich vom leeren Raum aus erstreckte. Stattdessen erstreckte sie sich ausschließlich auf das System der Kedusha, das sich nur mit der Selbsthingabe befasst.

Im Sohar, Kedoshim, steht geschrieben, dass Adam HaRishon nichts von dieser Welt hatte. Aus diesem Grund wurde ihm der Baum der Erkenntnis verboten, da seine Wurzel und das gesamte System der Kedusha von der Sitra Achra aufgrund der Ungleichheit ihrer Form getrennt sind.

So wurde auch er davor gewarnt, sich mit ihr zu verbinden, da er dadurch von seiner heiligen Wurzel getrennt und sterben würde wie die Sitra Achra und die Klipot, die aufgrund ihrer Gegensätzlichkeit und Trennung von der Kedusha und dem Leben der Leben als tot gelten.

Doch Satan, das ist SAM, der Engel des Todes, der sich in die Schlange gehüllt hatte, kam herab und verführte Eva mit der Lüge aus seinem Mund: „Du wirst nicht sterben.“ Es ist bekannt, dass keine Lüge Bestand hat, wenn ihr nicht Worte der Wahrheit vorausgehen. Daher begann er mit einem wahren Wort und offenbarte ihr den Zweck der Schöpfung, der nur darin bestand, diesen Baum zu korrigieren; das heißt die großen Gefäße des Empfangens auf die Seite des Gebens zu stellen.

Ihr wurde gesagt, dass Gott von diesem Baum aß und die Welt erschuf, was bedeutet, dass Er diese Angelegenheit als „Das Ende einer Handlung liegt im ursprünglichen Gedanken“ betrachtete; und aus diesem Grund erschuf Er die Welt. Wie wir oben sahen, diente der erste Zimzum nur dem Menschen, der dazu bestimmt ist, die Form des Empfangens durch jene des Gebens auszugleichen, und das war die Wahrheit.

Aus diesem Grund war er erfolgreich und die Frau glaubte es, als sie sich darauf vorbereitete, nur um des Gebens willen zu empfangen und zu genießen. Man sieht, dass das Böse auf jeden Fall vom Baum der Erkenntnis von Gut und Böse verschwunden ist, und der Baum der Erkenntnis des Guten blieb. Das liegt daran, dass das Böse sich nur durch die Ungleichheit der Form des Empfangens ergab, die in ihn eingeprägt wurde – jedoch mit der Absicht zu geben. So wurde er zu seiner völligen Vollkommenheit gebracht, und man sieht, dass sie die große Vereinigung zustande gebracht hatte, wie sie am Ende der Handlung sein sollte.

Doch diese erhabene Kedusha kam noch zur Unzeit. Sie konnte es nur beim ersten Essen ertragen, nicht aber beim Essen (wie der Sohar schreibt: „Es ist alles eine Lüge“). Jemand, der eine Leidenschaft vermeidet, bevor er sie kostet und sich daran gewöhnt, unterscheidet sich von einem, der eine Leidenschaft vermeidet, nachdem er sie gekostet hat und sich mit ihr verbunden hat. Der erste kann sie sicher immer meiden, aber der andere muss sich anstrengen, um nach und nach sein Verlangen aufzugeben, bis er die Sache abgeschlossen hat.

So auch hier. Da die Frau noch nicht vom Baum der Erkenntnis gekostet hatte und sich ganz in der Selbsthingabe befnd, fiel es ihr leicht, den ersten Verzehr vorzunehmen, um dem Schöpfer in absoluter Kedusha Zufriedenheit zu schenken. Aber nachdem sie davon gekostet hatte, entstanden in ihr ein großes Verlangen und Begehren nach dem Baum der Erkenntnis, bis sie von ihrem Verlangen nicht mehr ablassen konnte, da sich die Dinge ihrer Kontrolle entzogen hatten.

Deshalb sagten unsere Weisen, dass sie zu früh aß, bevor sie reif war, bevor sie Kraft und Macht erlangte, um über ihr Verlangen zu herrschen. Es gleicht dem, was die Weisen in Masechet Yevamot laut Aba Shaul sagten, der meinte, dass jemand, der die Frau seines toten Bruders aus Schönheit und Lust heiratet, wie jemand ist, der die Schamhaare verunreinigt. Sie sagten: „Der erste Beischlaf ist wegen des zweiten Beischlafs verboten.“ Wie unsere Weisen sagten: „Ich habe gegessen und ich werde noch mehr essen.“ Obwohl er ausdrücklich gehört hatte, dass der Schöpfer zornig mit ihm war, konnte er sich dennoch nicht zurückhalten, da sich die Lust bereits mit ihm verbunden hatte. Das erste Essen war also mit der Kedusha verbunden und das zweite mit großem Schmutz.

Jetzt können wir die Schwere der Sünde für das Kosten vom Baum der Erkenntnis verstehen, für die alle Menschen mit dem Tod bestraft wurden. Dieser Tod entstammt dem Verzehr der Früchte des Baumes, denn der Schöpfer hatte ihn gewarnt: „An dem Tag, an dem du von ihm isst, wirst du sterben“.

Die Sache ist die, dass die erwachsene Form des Empfangens (Gadlut) sich von dem leeren Raum aus in seine Glieder ausbreitet. Und vom Zimzum an können sie mit dem Höheren Licht nicht mehr unter demselben Dach sein. Daher musste der Atem des Ewigen Lebens, der in dem Vers „und hauchte in seine Nasenlöcher den Lebensatem“ zum Ausdruck kommt, verschwinden. Er ist auf eine Scheibe Brot angewiesen, um sich vorübergehend zu ernähren.

Dieses Leben gleicht nicht mehr dem ewigen Leben von damals, als es nur für ihn war. Es gleicht vielmehr dem Lebensschweiß, der in winzige Tropfen aufgeteilt wurde, wobei jeder Tropfen ein Fragment seines früheren Lebens darstellt. Das ist die Bedeutung der Seelenfunken, die über seine Nachkommenschaft verteilt wurden. So stellen seine Nachkommen, alle Menschen der Welt in allen Generationen bis hin zur letzten Generation, die den Zweck der Schöpfung abschließt, eine einzige lange Kette dar.

Daraus folgt, dass sich die Handlungen des Schöpfers durch die Sünde am Baum der Erkenntnis nicht verändert haben. Vielmehr dehnte sich dieses Licht des Lebens, das mit einem Schlag in Adam HaRishon entstand, zu einer langen Kette aus, und  dreht sich auf dem Rad der Transformation bis zum Ende der Korrektur. Es gibt keine einzige Unterbrechung, denn die Handlungen des Schöpfers müssen lebendig und beständig sein, und „die Heiligkeit wird erhoben, nicht gesenkt“.

Was für den Menschen gilt, gilt auch für alle anderen Geschöpfe in der Welt. Denn sie alle steigen – genau wie der Mensch – auf dem Rad der Transformation von einer ewigen und allgemeinen Form ab.

Sowohl der Mensch als auch die Welt haben einen inneren und einen äußeren Wert. Das Äußere steigt und fällt immer entsprechend dem Inneren, was die Bedeutung von „Im Schweiße deines Angesichts sollst du dein Brot essen“ ist. Anstelle des früheren Lebensatems, den der Schöpfer in seine Nasenlöcher gehaucht hatte, befindet sich dort nun der Schweiß des Lebens.

19) Unsere Weisen sagten (Babba Batra 17): „Er ist die böse Neigung; er ist Satan; er ist der Engel des Todes. Er steigt herab und stiftet an, er steigt auf und verleumdet, er kommt und nimmt seine Seele.“ Denn durch die Sünde am Baum der Erkenntnis entstanden zwei allgemeine Verderben.

Das erste bezieht sich auf „steigt auf und verleumdet“. Der Mensch war versucht worden, vom Baum der Erkenntnis zu essen und erwarb ein Gefäß zum Empfang des leeren Raums in der Struktur seines Körpers. Das wiederum verursachte Hass und Distanz zwischen dem ewigen Licht des Lebens, das der Schöpfer in Adams Nasenlöcher gehaucht hatte, und Adams Körper.

Wie unsere Weisen sagten: „Wer stolz ist, zu dem sagt der Schöpfer: ‚Er und ich können nicht in derselben Wohnstätte wohnen.'“ Denn der Stolz stammt aus den Empfangsgefäßen des leeren Raumes, aus welchen das Höhere Licht bereits seit dem Zimzum ausgetreten war.

Im Sohar steht geschrieben, dass der Schöpfer die Körper hasst, die nur dem Selbstzweck dienen. Aus diesem Grund floh das Licht des Lebens vor ihm, und das ist das erste Verderben.

Das zweite betrifft den Abstieg der 288 Funken, die bereits im System von Kedusha verbunden waren. Sie stiegen zum System von Sitra Achra und den Klipot ab, damit die Welt nicht zerstört würde.

Denn das System der Kedusha kann aufgrund des Hasses, der zwischen der Kedusha und den Kelim des leeren Raumes entstanden war, die Menschen und die Welt weder erhalten noch ernähren. Dies folgt dem Gesetz der Gegensätze: „Er und ich können nicht in der gleichen Wohnung wohnen.“ Daher wurden die 288 Funken dem System der Sitra Achra übergegeben, damit sie den Menschen und die Welt durch alle Inkarnationen der Seelen in den Körpern nährt und erhält, wie es geschrieben steht: „Zehntausend für eine Generation und für tausend Generationen“, bis zum Ende der Korrektur.

Daher werden sie Klipot genannt, denn sie gleichen der Schale einer Frucht. Die harte Schale umhüllt und bedeckt die Frucht, um sie vor Schmutz und Schaden zu bewahren, bis sie gegessen wird. Ohne sie wäre die Frucht verdorben und würde ihren Zweck nicht erfüllen. So wurden die 288 Funken den Klipot übergeben, um die Realität zu erhalten und sie dazu zu qualifizieren, sich zu verbinden und ihr gewünschtes Ziel zu erreichen.

Das oben erwähnte zweite Verderben betrifft „kommt und nimmt seine Seele“. Auch der winzige Teil der Seele, der dem Menschen als „Schweiß des vorigen Lebens“ bleibt, wird von der Sitra Achra geraubt, und zwar durch die Schenkung der 288 Funken, die in sie gefallen waren.

Dazu müssen wir versteheh, wie Sitra Achra wirklich ist. Dann können wir all ihre Methoden untersuchen. Ich habe bereits in Panim Masbirot, Zweig 6, gezeigt, dass alle Teile der Wirklichkeit der unteren Welt Zweigen gleichen, die von ihren Wurzeln ausgehen. Wie der Abdruck eines Siegels der Höheren Welt, das sich von Höherer Welt zu Höherer Welt nach oben fortsetzt.

Und jede Unterscheidung in den Zweigen über die Wurzeln erfolgt nur auf der Grundlage ihrer Substanz. Das bedeutet, dass die Substanzen in dieser Welt körperliche Grundlagen sind, und die Substanzen in der Welt Yetzira sind spirituelle Grundlagen, die sich auf die Spiritualität in Yetzira beziehen. So ist es in jeder einzelnen Welt.

Doch die Ereignisse und Verhaltensweisen in ihnen haben den gleichen Wert – von jedem Zweig bis zu seiner Wurzel – wie zwei Wassertropfen, die sich gleichen, und wie der Abdruck, dessen Form mit dem Siegel identisch ist, aus dem er etnstand. Wenn man das weiß, kann man den Zweig suchen, den die Höhere Sitra Achra in dieser Welt hat, und durch ihn wird man auch ihre Wurzel, die Höhere Sitra Achra, erkennen.

Im Sohar, Teil Tazriya, lesen wir, dass sich die Leiden im Körper des Menschen aus den Zweigen der höheren Sitra Achra ableiten. Lernen wir also von der tierischen Ebene. Wir stellen fest, dass das Keimen, das in ihrem Körper durch das Vergnügen auftritt, ihr Leben vermehrt. Aus diesem Grund hat die Vorsehung den Kleinen eingeprägt, dass jeder Ort, auf dem sie ihre Augen ruhen lassen – selbst die unbedeutendsten Dinge – ihnen Freude und Zufriedenheit bereitet.

Denn die Stufe der Kleinen muss sich ausreichend vermehren, um zu wachsen und zu sprießen, und deshalb ist auch ihr Vergnügen reichlich. Daher ist das Licht der Freude der Ursprung des Lebens.

Dieses Gesetz gilt jedoch nur für Genüsse, die als Gesamtheit auf die Stufe wirken. Doch wenn das Vergnügen sich auf einen betsimmten Punkt bezieht und nur von einem abgetrennten Teil der tierischen Stufe empfangen wird, finden wir die entgegengesetzte Regel: Gibt es einen kleinen, juckenden Defekt an der Haut eines Tieres, ist der Akt des Kratzens bereits seine Belohnung, da es ein großes Vergnügen empfindet, ihm nachzugehen. Diese Freude ist jedoch mit einem Tropfen Todeselixier getränkt: Wenn es sein Verlangen nicht beherrscht und der quälenden Forderung nachkommt, wird die Zahlung die Schuld vergrößern.

Mit anderen Worten: Je größer die Lust am Kratzen, desto stärker das Leiden – und die Lust verwandelt sich in Schmerz. Bei der Heilung entsteht ein neues Verlangen nach Kratzen, und zwar in größerem Umfang als zuvor. Und wenn das Tier dann sein Verlangen immer noch nicht beherrschen kann und „zahlt“, um das Bedürfnis zu stillen, wird auch das Leiden wachsen.

Schließlich wird ein bitterer Tropfen das gesamte Blut des Tieres vergiften. Man sieht, dass es durch das Empfangen eines Genusses gestorben ist; denn es ist abgetrennter Genuss, der nur von einem Teil der Stufe empfangen wird. Daher wirkt der Tod auf dieser Stufe in entgegengesetzter Weise im Vergleich zum Genuss, der der gesamten Stufe zuteil wird.

Hier sehen wir die Form der Höheren Sitra Achra vom Kopf bis Zeh vor uns. Ihr Kopf ist der Wille, nur für sich selbst zu empfangen und nichts zu geben, wie es für die juckende Stelle in Bezug auf das ganze Tier gilt. Der Körper der Sitra Achra ist eine bestimmte Form der Forderung, die nicht beglichen werden wird. Die Rückzahlung, die man vornimmt, vergrößert die Schuld und das Leiden, wie des durch das Kratzen gewonnene Vergnügen zeigt.

Der Zeh der Sitra Achra ist der Tropfen des Todeselixiers, der das Tier beraubt und vom letzten Lebensfunken trennt, den es noch hatte, wie der bittere Tropfen, der das ganze Blut des Tieres vergiftet.

Wie unsere Weisen sagten: „Am Ende kommt er und nimmt seine Seele.“ Mit anderen Worten, sie sagten, dass der Todesengel mit einem gezückten Schwert kommt, an dessen Spitze sich ein Gifttropfen befindet; der Mensch öffnet seinen Mund, der Tropfen fällt hinein und er stirbt.

Das Schwert des Todesengels stellt den Einfluss der Sitra Achra dar, die Herev [Schwert/Ruine] genannt wird, wegen der Trennung, die entsprechend dem Empfangen wächst, und die Trennung zerstört ihn. Man ist gezwungen, seinen Mund zu öffnen, da man die Fülle für Unterhalt und Fortbestand aus ihren Händen empfangen muss. Am Ende erreicht ihn der bittere Tropfen an der Spitze des Schwertes, und dies vollendet die Trennung bis zum letzten Funken seines Lebensatems.

20) Infolge dieser beiden Verderben wurde auch der Körper des Menschen korrumpiert, da er von der Schöpfung genau darauf ausgerichtet ist, die Fülle seines Lebensunterhalts aus dem System der Kedusha zu erhalten. Denn bei jeder realisierbaren Handlung werden ihre Teile vor Überschuss oder Mangel bewahrt. Eine Handlung ist nicht realisiserbar oder tragföähig, solange ihre Teile unausgewogen sind und es in ihnen einen Mangel oder Überschuss gibt.

Wie er im Gedicht der Vereinigung sagt: „Von all Deinem Werk hast Du nichts vergessen; Du hast nichts hinzugefügt und nichts weggenommen.“ Es ist ein zwingendes Gesetz, dass vollkommene Handlungen von einem vollkommenen Handelnden ausgehen.

Wenn ein Mensch jedoch vom System der Kedusha zum System der Sitra Achra übergeht, sind viele Teile von ihm bereits überflüssig, da sie nichts von der Fülle der Nahrung erhalten, die von der Herrschaft der Sitra Achra ausgeht. So ist es auch mit dem Luz-Knochen, siehe im Sohar, Midrasch HaNe’elam, Toladot, und auch in einem bestimmten Teil eines jeden Organs.

Man muss also mehr Nahrung in seinen Körper aufnehmen, als notwendig ist, denn der Überschuss kommt zu jedem Bedürfnis, das vom Körper ausgeht. Der Körper empfängt also für sie. Der Überschuss selbst kann nicht erhalten werden; sein Anteil bleibt daher im Körper als Überschuss und Abfall, der später wieder ausgestoßen werden muss.

Infolgedessen strengen sich die Nahrunsaufnahme- und Verdauungswerkzeuge vergeblich an. Sie nehmen ab und gehen zugrunde, weil ihr Urteil vorherbestimmt ist, wie das aller unausgewogenen Handlungen, die dazu bestimmt sind, sich aufzulösen. So stellt man fest, dass auch der Tod aus der Perspektive der Konstruktion des Körpers durch Ursache und Wirkung vom Baum der Erkenntnis abhängt.

Nun wurden wir mit Wissen belohnt, was die beiden entgegengesetzten Verhaltensweisen betrifft (Punkt 11). Der Unterhalt und die Bewahrung der erschaffenen Wesen gingen wegen des großen Verlangens, für sich selbst zu empfangen, bereits vom System der Kedusha zum System der Sitra Achra über und sind mit den Lebewesen durch das Kosten vom Baum der Erkenntnis verbunden. Dies führte zu Trennung, Gegensätzlichkeit und Hass zwischen dem System der Kedusha und der Struktur der Körper der Geschöpfe dieser Welt.

Wenn die Kedusha nicht mehr in der Lage ist, sie vom hohen Tisch aus zu erhalten und zu nähren, um die Realität nicht zu zerstören und einen Akt der Korrektur für sie zu bewirken, gibt sie die kollektive Fülle der Nahrung der Realität – ihre 288 Funken – an das System der Sitra Achra ab, damit diese alle Schöpfungen in der Welt während der Korrekturperiode versorgt.

Daher ist die Führung des Daseins sehr verworren, da das Böse von den Bösen ausgeht, und wenn sich der Überfluss auf die geschaffenen Wesen reduziert, bringt er Verderben und Zerstörung. Und wenn sich der Überfluss vermehrt, bringt er den Empfängern eine übermäßige Kraft der Trennung, wie unsere Weisen sagten: „Wer hundert hat, will zweihundert; wer zweihundert hat, will vierhundert.“

Es ist wie das getrennte Vergnügen im Besipiel mit dem juckenden Fleisch, wo das gesteigerte Vergnügen die Trennung und das Elend verstärkt. So nimmt die Eigenliebe in den Empfängern stark zu, und man verschluckt seinen Freund lebendig. Auch das Leben des Körpers verkürzt sich, da die Anhäufung von Empfangenem den bitteren Tropfen des Endes früher hervorbringt, und wohin sie sich auch wenden, gelten sie als verdammt.

Jetzt kann man verstehen, was in Tosfot, Ktubot S. 104, steht: „Solange man nicht darum betet, dass die Tora in den Körper kommt, sollte man darum beten, dass keine Köstlichkeiten in den Körper kommen.“ Das liegt daran, dass das Empfangen für sich selbst, was das Gegenteil von Kedusha darstellt, mit dem Maß an Genuss, das der Körper erlangt, zunimmt und sich vervielfältigt.

Wie kann man also das Licht der Tora in seinem Körper aufnehmen, wenn man von der Kedusha getrennt und deren Form völlig entgegengesetzt ist; und wenn zwischen dem Körper und der Kedusha wie bei allen Gegensätzen ein großer Hass herrscht: Sie hassen sich und können nicht unter einem Dach sein.

Deshalb muss man zuerst beten, dass keine Freuden oder Vergnügungen in den eigenen Körper eindringen mögen. Und während sich die Taten in Tora und Mizwot häufen, reinigt man sich langsam und kehrt die Form des Empfangens um, um zu geben. Man gleicht seine Form mit dem System der Kedusha aus, und die Gleichwertigkeit und Liebe zwischen Körper und Kedusha kehrt zurück wie vor der Sünde am Baum der Erkenntnis. So wird einem das Licht der Tora zuteil, da man in die Gegenwart des Schöpfers eingetreten ist.

21) Nun ist klar, warum die Antwort der Engel bezüglich der Erschaffung des Menschen, über die wir im Midrasch in Punkt 11 gelernt haben, nicht angeführt wurde. Denn selbst die Engel der Barmherzigkeit und der Gerechtigkeit stimmten dem jetzigen Menschen nicht zu, da er sich gänzlich ihrem Einfluss entzogen hatte und völlig abhängig von der Sitra Achra wurde.

Der Midrasch endet: „Er nahm die Wahrheit und warf sie auf die Erde. Sie alle sagten sofort: ‚Lass die Wahrheit aus der Erde aufsteigen.'“ Das bedeutet, dass sogar die Engel der Barmherzigkeit und der Gerechtigkeit ihre Zustimmung, dass die Wahrheit entehrt werden sollte, bedauerten.

Dieser Vorfall ereignete sich zur Zeit, als der Mensch vom Baum der Erkenntnis aß, als die Wahrheit bezüglich der Nahrung der Wirklichkeit abwesend war. Denn die dem Menschen von der Schöpfung eingeprägte prüfende Kraft, die durch die Empfindung von bitter und süß wirkt, wurde geschwächt und versagte, wie es in Punkt 17 geschrieben steht.

Denn die Versorgung mit Nahrung, welche die 288 verschiedene Bchinot darstellen, waren bereits klar im System der Kedusha verbunden. Und „der Gaumen schmeckt seine Nahrung“, um alles Geliebte und Süße in vollem Umfang anzuziehen und alles Bittere und Schlechte abzulehnen, damit kein Mensch darin versagen würde.

Doch nach dem ersten Kosten vom Baum der Erkenntnis, wodurch die ewachsene Form (Gadlut) des Empfangens an ihnen haften blieb, wurden ihr Körper und die Kedusha zu zwei Gegensätzen. Zu dieser Zeit ging die Fülle des Lebensunterhalts – die 288 Bchinot – in die Hände der Sitra Achra über.

Die 288 Funken, die bereits sortiert waren, wurden von der Sitra Achra neu gemischt. So entstand in der Wirklichkeit eine neue Form – eine Form, deren Anfang süß und deren Ende bitter ist.

Dies geschah, weil sich die Form der 288 durch die Sitra Achra wandelte, wodurch das Licht der Freude Trennung und einen bitteren Tropfen brachte. Es ist die Form der Falschheit, die als der erste und wichtigste Verursacher jeglicher Zerstörung und Verwirrung gilt.

Es steht geschrieben: „Er nahm die Wahrheit und warf sie auf die Erde“. Durch die Schlange wurde dem Menschen also ein neues Unterscheidungsvermögen hinzugefügt – die aktive Erkenntniskraft. Sie wirkt durch die Unterscheidung zwischen wahr und falsch, und muss während der gesamten Korrekturperiode eingesetzt werden, denn ohne sie gibt es keinen Nutzen, wie in Punkt 17 geschrieben steht.

Kommt und seht die ganze Verwirrung, die durch den Sturz der 288 Funken in die Hände der Sitra Achra verursacht wurde. Bevor sie vom Baum der Erkenntnis kosteten, konnte die Frau das Verbotene nicht einmal berühren, wie es in Punkt 17 steht. Allein durch die Nähe zum Baum der Erkenntnis schmeckte sie eine Bitterkeit, hart wie der Tod. Aus diesem Grund verstand sie das Verbot der Berührung und fügte es hinzu. Nach dem ersten Verzehr, als Sitra Achra und Falschheit bereits die Nahrung der Wirklichkeit beherrschten, wurde das Verbot anfangs so süß, dass sie nicht mehr davon ablassen konnten. Deshalb sagte er: „Ich habe gegessen und ich werde noch mehr essen.“

Jetzt verstehen wir, warum die Belohnung in der Tora nur für die reifen Körper bestimmt ist. Denn der ganze Zweck der Tora besteht darin, die Sünde des Baumes der Erkenntnis zu korrigieren, die zu einer Verwirrung im Verhalten der Ernährung in der Wirklichkeit führte

Für diese Korrektur wurde die Tora gegeben – um die 288 Funken wieder zur Kedusha zu erheben. Zu dieser Zeit wird das Verhalten der Nahrung zur Kedusha zurückkehren und die diesbezüglichen Verwirrungen aufhören. Dann werden die Menschen allein durch die Unterscheidung von bitter und süß, die vor der Sünde am Baum der Erkenntnis der erste Handelnde war, von selbst zu ihrer gewünschten Ganzheit gebracht.

Auch die Propheten sprechen nur von dieser Korrektur, wie unsere Weisen sagten: „Alle Propheten sagten nur für die Tage des Messias weis.“ Dies ist die Bedeutung der Erneuerung der Ernährungsmodalitäten der Welt unter geordneter Vorsehung, wie sie vor der Sünde war. „Aber für die nächste Welt“ impliziert das Ende der Materie bzw. die Gleichwerdung der Form mit dem Schöpfer, „und kein Auge hat einen Gott gesehen außer Dir“. Es steht auch geschrieben, dass in den Tagen des Messias, [wenn] Ägypten sich nicht erhebt, die Körperlichkeit durch die Unterscheidung von Gut und Böse nicht auf sie wirkt.

22) Jetzt verstehen wir die Worte unserer Weisen, dass der Schöpfer kein Gefäß gefunden hat, das einen Segen für Israel enthält, außer dem Frieden. Wir fragen: „Warum wurde gerade diese Aussage gewählt, um die Mishna zu beenden?“

Nach dem oben Gesagten verstehen wir, dass die ewige Seele, die der Schöpfer nur für die Bedürfnisse von Adam HaRishon in dessen Nasenlöcher geblasen hatte, wegen der Sünde am Baum der Erkenntnis verschwand. Sie nahm eine neue Form an, die „Schweiß des Lebens“ genannt wird. Das bedeutet, dass sich das Allgemeine in unzählige winzige Tropfen spaltete, die zwischen Adam HaRishon und all seinen Nachkommen bis zum Ende der Zeit aufgeteilt wurden.

Da sich die Handlungen des Schöpfers nie ändern, gibt es hier eine zusätzliche Form. Dieses gemeinsame Licht des Lebens in der Nase von Adam HaRishon weitete sich zu einer langen Kette aus, und dreht sich auf dem Rad der Transformation in vielen Körpern, Körper für Körper, bis zum notwendigen Ende der Korrektur.

Er starb genau an dem Tag, als er vom Baum der Erkenntnis aß, worauf ihn das ewige Leben verließ. Stattdessen wurde er durch das Zeugungsorgan an eine lange Kette gefesselt (was die Bedeutung des Sivug ist, genannt „Frieden“).

Man lebt daher nicht für sich selbst, sondern für die ganze Kette. So empfängt jeder einzelne Teil der Kette das Licht des Lebens nicht in sich selbst, sondern verteilt es an die ganze Kette. Das findet man auch in den Tagen des Lebens eines Menschen: Mit zwanzig ist er geeignet, eine Frau zu heiraten, und zehn Jahre kann er warten, um Söhne zu gebären. Mit dreißig sollte er also unbedingt Vater werden.

Dann sitzt der Vater und wartet auf seinen Sohn, bis er vierzig Jahre alt ist, das Alter von Bina [Einsicht], um sein erworbenes Vermögen und Wissen, und alles, was er von seinen Vorfahren gelernt und geerbt hat, an ihn weiterzugeben. Und er wird darauf vertrauen, dass er es nicht wegen einer dummen Sache verliert. Dann verstirbt er, und sein Sohn setzt die Kette anstelle des Vaters fort.

In Punkt 15 wurde erklärt, dass Adam HaRishon  am Baum der Erkenntnis sündigen musste, denn es steht geschrieben: „Verleumdung ist schrecklich für die Menschenkinder.“ Denn man muss seiner Struktur ein äußeres Kli hinzufügen, um das umgebende Licht zu empfangen, damit die beiden Gegensätze in selben Träger in zwei aufeinanderfolgenden Zeiten zum Vorschein kommen. Während seiner Katnut wird er von der Sitra Achra abhängig sein. Seine Gefäße zum Empfang des leeren Raumes werden zu ihrem gewünschten Maß heranwachsen – durch die getrennten Freuden, die man durch sie erhält.

Wenn man schließlich Gadlut erreicht und sich mit Tora und Mizwot beschäftigt, wird die Fähigkeit, die großen Gefäße des Empfangens in jene des Gebens umzuwandeln, leicht verfügbar sein. Dies ist das Hauptziel, das „Licht der Wahrheit“ und „das Siegel“ genannt wird, wie es in Punkt 14 geschrieben steht.

Bevor man sich jedoch mit der Kedusha verbindet, muss man sich noch einmal von jeder Form des Empfangens zurückziehen, die man vom Tisch der Sitra Achra erhalten hatte; denn das Gebot der Liebe wurde uns gegeben, „mit deiner ganzen Seele und mit all deiner Kraft“. Was also taten die Weisen mit dieser Korrektur, wenn man alles verliert, was man von der Sitra Achra erworben hat?

Aus diesem Grund sorgte Seine Vorsehung für die Vermehrung der Körper in jeder Generation, wie unsere Weisen sagten: „Er sah, dass die Gerechten wenige waren, Er stand und pflanzte sie in jeder Generation.“ Das bedeutet, dass Er sah, dass die Gerechten am Ende das Empfangen für sich selbst ganz abstoßen würden; somit würde ihr umgebendes Licht abnehmen, da sie das äußere Kli, das dafür geeignet wäre, abstoßen würden.

Aus diesem Grund pflanzte Er sie in jede Generation, denn in allen Generationen wird eine große Anzahl der Menschen in erster Linie für die Gerechten geschaffen, damit sie Träger der Kelim des leeren Raumes für sie würden. So wird das äußere Kli zwangsläufig und unfreiwillig in den Gerechten wirken.

Denn alle Menschen auf der Welt sind miteinander verbunden. Sie beeinflussen sich gegenseitig sowohl in ihren körperlichen Neigungen als auch in ihren Meinungen. Daher bringen sie notwendigerweise die Neigung, für sich selbst zu empfangen, zu den Gerechten, und erhalten auf diese Weise das gewünschte Umgebende Licht.

Demnach müssten die Gerechten und die Bösen in jeder Generation gleich viel Gewicht haben. Doch das ist nicht der Fall, und auf jeden Gerechten kommen viele Tausende Ungerechte. Man muss jedoch wissen, dass es in der Schöpfung zwei Arten der Herrschaft gibt: 1) eine qualitative Kraft, 2) eine quantitative Kraft.

Die Kraft derer, die an den Füßen von Sitra Achra hängen, ist mager, verächtlich und niedrig, unerwünscht und zwecklos, und sie werden wie Spreu im Wind verweht. Wie können also solche Leute etwas gegen weise Menschen ausrichten, deren Weg einen klaren Wunsch und ein klares  Ziel hat und denen eine Säule des Höheren Lichts Tag und Nacht ausreichend leuchet, um die winzigen Neigungen in ihre Herzen zu bringen?

Daher sorgte Er für die quantitative Kraft in der Schöpfung, denn diese Kraft braucht keine Qualität. Zum Beispiel finden wir eine qualitative Kraft in der Stärke – bei Löwen und Tigern, die kein Mensch wegen der großen Qualität ihrer Stärke bekämpfen wird.

Ihr gegenüber stehen Kraft und Macht ohne jede Qualität aber mit Quantität, wie bei den Fliegen. Doch aufgrund ihrer Vielzahl wird kein Mensch sie bekämpfen. Diese Wanderer durchstreifen das Haus des Menschen und decken den Tisch, und es ist der Mensch, der sich ihnen gegenüber schwach fühlt.

Bei wilden Fliegen, Insekten und anderen ungebetenen Gästen wird der Mensch jedoch nicht eher ruhen, bis er sie ganz aus seinem Reich verbannt hat, auch wenn ihre Kraft größer ist als die der einheimischen Fliegen. Denn die Natur gestand ihnen nicht die Fortpflanzungsfähigkeit der Fliegen zu.

Man kann also sehen, dass es für jeden einzelnen Gerechten notwendigerweise eine große Menge geben muss. Sie flößen ihm ihre groben Neigungen durch die Macht ihrer Quantität ein, da es ihnen an Qualität fehlt.

Das ist die Bedeutung des Verses: „Der Herr wird seinem Volk Kraft geben“. Daher wird das ewige Licht des Lebens, das die ganze Kette der Schöpfung erreichen wird, „Kraft“ genannt. Der Text garantiert, dass der Schöpfer uns diese Kraft mit Sicherheit geben wird.

Wir sollten jedoch fragen: „Wie kann das sein, da kein Mensch an und für sich ganz ist, wie unsere Weisen schrieben: „Es ist besser, nicht geboren zu sein als geboren zu werden“, warum sind wir dann Seiner Ewigkeit sicher?“

Und der Vers endet: „Der Herr wird sein Volk mit Frieden segnen“, womit der Segen der Söhne gemeint ist. Wie unsere Weisen in Masechet Shabbat sagten: „Wer Frieden im Haus schafft, ist müßig.“ Denn Kette wird durch die Söhne bis zum Ende der Korrektur geknüpft und verbunden. Zu diesem Zeitpunkt werden alle Teile in der Ewigkeit sein.

Deshalb sagten unsere Weisen: „Der Schöpfer fand kein Kli, das einen Segen für Israel enthält, ausser dem Frieden“, denn da Sein Segen ewig ist, sollten auch die Empfänger ewig sein.

Man sieht also, dass die Väter durch die Söhne die Kette der Ewigkeit erschaffen und halten, die geeignet ist, den ewigen Segen zu behalten. Daraus folgt, dass es der Friede ist, der die Ganzheit des Segens hält und leitet.

Daher beendeten unsere Weisen die Mishna mit diesem Vers, denn der Friede ist das Kli, das den Segen der Tora und aller Mizwot für uns beinhaltet, bis zur baldigen vollständigen und ewigen Erlösung in unseren Tagen, Amen, und alles wird in Frieden an seinen Platz kommen.

[1] Glänzendes und einladendes Gesicht

[2] Anmerkung des Übersetzers: Name des wöchentlichen Tora-Abschnitts.

 

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