Ich hörte bei einer Mahlzeit am 1. Tag von Pessach, am 15. April 1949
Er [Baal Sulam] fragte, ob die Befreiung unseres Landes von den Unterdrückern auf uns gewirkt hat, dass wir das Privileg hatten, freie Menschen unter den Nationen zu werden. Und dass wir wie alle anderen Völker wurden, wo niemand einem anderen dient. Wirkt diese Freiheit auf uns, sodass dass wir daraus ein Gefühl in dem Dienst für den Schöpfer gewonnen haben?
Und er sagte, wir sollten nicht denken, dass dies keinen Einfluss auf uns hätte, dass also keine Veränderung von der Sklaverei zur Freiheit erkennbar wäre. Dies ist unmöglich, da der Schöpfer nicht vergebens handelt. Vielmehr hinterlässt alles, was Er tut, eine Prägung bei uns, sowohl zum Guten als auch zum Schlechten. Dies bedeutet, aus jeder Handlung, die er vollzieht, sei es positiv oder negativ, beziehungsweise zwischen Licht und Dunkelheit, gewinnen wir zusätzliche Kraft. Auch können wir durch diese Handlung zu einem Aufstieg gelangen, da es in der Spiritualität nicht immer Wahlfreiheit und Kraft gibt und wir unter dieser Kraft weitermachen müssen.
Daher kann der Mensch nicht sagen, dass die von uns erlangte Freiheit keine Veränderung in uns bewirkt hätte. Verspüren wir jedoch keine Veränderung zum Guten, dann müssen wir sagen, dass hier eine Veränderung zum Schlechten stattgefunden hat, auch wenn wir es nicht fühlen.
Und nach dem Feiertag, nach der Hawdala (Zeremonie am Ende des Feiertags) erklärte er dies anhand eines Vergleichs: Es ist wie bei einer Mahlzeit am Shabbat oder an einem Feiertag, wo man mithilfe der körperlichen Genüsse – gemäß Wurzeln und Zweige – die spirituellen Genüsse erweckt, die ein Vorgeschmack auf die kommende Welt sind. Und um einen Vorgeschmack der nächsten Welt verspüren zu können, bedarf es in der Tat großer Vorbereitungen während der sechs Werktage. So wird entsprechend dem Maß seiner Vorbereitung eben auch seine Empfindung davon sein.
Wenn man versucht, ohne richtige Vorbereitung den spirituellen Geschmack des Shabbat anzuziehen, geschieht das Gegenteil: Durch die physischen Genüsse wird es schlimmer. Denn nach einem physischen Festmahl zieht es den Menschen nur zum Schlafen und nicht mehr. Schließlich schläft der Mensch nach dem Essen ein. Es stellt sich heraus, dass er durch das Essen noch tiefer gesunken ist.
Man muss sich sehr anstrengen, um durch die weltlichen Genüsse zur Spiritualität zu gelangen, da dies der Wille des Königs war. Obwohl sie sich widersprechen – denn die Spiritualität steht unter dem Einfluss der Linie des Gebens und die materiellen Dinge unter dem Einfluss der Linie des Empfangens. Aber weil es der Wille des Königs war, folgt die Spiritualität den materiellen Genüssen, die unter den Geboten des Schöpfers stehen, nämlich den Genüssen des Shabbat und der Feiertage.
Ebenso müssen wir sehen, dass wir auch bei dieser Freiheit, die wir erlangten, große Vorbereitung und Ausrichtung benötigen, um die spirituelle Freiheit heranzuziehen, die „Freiheit vom Todesengel“ genannt wird. Dann würden wir „Die ganze Erde ist voll von Seiner Herrlichkeit“ erlangen, genannt Mochin de Aba we Ima. Dies bedeutet, wir würden keine Zeit und keinen Ort sehen, wo der Schöpfer nicht präsent wäre, damit wir nicht sagen können, dass Er zu dieser Zeit oder an diesem Ort sich nicht einkleiden könne, sondern: „Die ganze Erde ist voll von Seiner Herrlichkeit.“
Und davor gibt es einen Unterschied und eine Trennung „zwischen Licht und Dunkelheit und zwischen Israel und den Nationen.“ Denn an einem Ort des Lichtes ist der Schöpfer gegenwärtig, was nicht der Fall ist an einem Ort der Dunkelheit.
Auch bei Israel gibt es einen Ort, wo das göttliche Licht Israels sein kann. Nicht so ist es bei den Völkern der Welt, wo der Schöpfer sich nicht in sie einkleidet. „Und zwischen dem siebenten Tag und den sechs Werktagen“. Wenn wir jedoch Mochin de AwI erlangen, werden wir „Die ganze Erde ist voll von Seiner Herrlichkeit“ gewürdigt. Zu dieser Zeit gibt es keinen Unterschied zwischen den Zeiten, und so ist Sein Licht an allen Orten und zu allen Zeiten gegenwärtig.
Und dies ist die Bedeutung von Pessach, als Israel die Freiheit erlangte, was Mochin de Aba we Ima ist, was als „Die ganze Erde ist voll von Seiner Herrlichkeit“ angesehen wird. Und natürlich gibt es keinen Platz für den Bösen Trieb, da er [jemanden] nicht durch seine Handlungen von der Arbeit des Schöpfers fernhält. Im Gegenteil, wir sehen, wie er den Menschen Seiner Arbeit nähergebracht hat, obwohl diese Annäherung nur durch das Erwecken von Oben war.
Deshalb sagten sie, die heilige Shechina (Göttliche Gegenwart) sprach: „Ich sah einen Tropfen wie eine rote Rose.“ Dies bedeutet, er sah, dass es einen Ort gibt, der noch der Korrektur bedarf, dass Er daher an diesem Ort nicht leuchten konnte. Deshalb mussten sie die sieben Wochen des Omer-Zählens zählen, um diese Stellen zu korrigieren, damit er sieht, dass „die ganze Erde voll von Seiner Herrlichkeit ist“.
Es ist ähnlich einem König, der einen mit kostbaren Gütern gefüllten Turm, aber keine Gäste hat. Deshalb erschuf Er die Menschen, damit sie all seine Fülle empfangen könnten. Jedoch sehen wir nicht den mit all den Gütern angefüllten Turm, sondern das Gegenteil: Die ganze Welt ist voller Leiden. Und die Erklärung ist, dass „königlicher Wein im Überfluss“ ist, denn seitens des Königreichs gibt es keinen Mangel an Wein. Das bedeutet, an den Genüssen, die dem Wein ähneln. Vielmehr existiert der Mangel nur aufseiten der Gefäße, dass wir nicht die geeigneten Gefäße haben, um die Fülle zu empfangen, da wir nur in den Gefäßen des Gebens empfangen können.
Der Größe der Gefäße entsprechend ist die Größe der Fülle. Daher sind alle Veränderungen nur in den Gefäßen und nicht in den Lichtern. Und das ist es, was uns die Schrift sagt, dass „die Gefäße der Kelim verschieden sind, aber der Wein des Königs reichlich ist, mit königlicher Freigebigkeit.“ Das bedeutet, wie es im Schöpfungsgedanken war, nämlich Seinen Geschöpfen Gutes zu tun, nach Seiner Fähigkeit.
überarbeitet, EY, 28.12.2023