Allgemeiner Charakter der Wissenschaft Kabbala

Von Michael Laitman

Jegliches Verständnis (Erfassung durch den Verstand) hat zwei Komponenten. Die erste ist das Begreifen der Materie, d.h. die Natur der Körper in der existierenden Wirklichkeit. Und die zweite ist das Begreifen der von den Körpern gelösten Form, d.h. der Form des Verstandes und des Verständnisses selbst. Die erste Komponente stellt die Erkenntnis der Materie dar, welche eine forschende ist und als Physik bezeichnet wird. Die zweite Komponente stellt die Erkenntnis der Form dar, welche eine forschende ist und als Theorie der Logik bezeichnet wird. Weiterlesen

Erkenntnis der Einheit der Schöpfung

Von Dr. Michael Laitman

Der hauptsächliche Schwerpunkt der Wissenschaft der Kabbala ist die gegenseitige Durchdringung aller Teile der Schöpfung: die Erkundung dessen, wie alle Teile der Wirklichkeit aller fünf Welten, von einem Gesetz der Natur geleitet, sich ineinander einschließen, sich vereinigen und verbinden, bis sie ein Ganzes ausmachen, in dem alles ineinander eingeschlossen und miteinander verbunden ist. Ferner entdeckt der Forscher der Höchsten Welt, dass alle Welten und die Wissenschaft der Kabbala selbst in nur zehn Wirklichkeiten vereint sind, die man als die zehn Sefirot bezeichnet (übersetzt aus dem Hebräischen „die zehn Lichter“), die eine Ordnung aus fünf Teilen bilden, die sich nach einem Punkt ordnen, der die Welt der Unendlichkeit bezeichnet.

Derjenige, der beginnt, die Wissenschaft der Kabbala zu studieren, muss sein Studium bei dem Punkt beginnen, und von ihm zu den zehn Sefirot übergehen, die sich in der ersten Welt unter der Welt der Unendlichkeit befinden, die als die Welt Adam Kadmon bezeichnet wird (übersetzt aus dem Hebräischen die Welt des „prototypischen Menschen“). Ferner findet der Studierende heraus, in welcher Weise die unzähligen Details, die in der Welt Adam Kadmon existieren, sich fortsetzen und verbreiten, der kausalen Ordnung folgend, nach den Gesetzen, die wir in der Astronomie, der Physik und weiteren irdischen Wissenschaften finden. Das heißt, dass die festgelegten Gesetze absolut und gegenseitig verpflichtend sind, und das Gesetz der gestuften Entwicklung des Einen aus dem Anderen unterliegt keiner Übertretung. Von dem Punkt zu der ganzen Mannigfaltigkeit, die sich in der Welt Adam Kadmon befindet, verbreiten sich von dort die vier Welten wie Abdrücke von einem Stempel, bis wir die ganze Vielfältigkeit erreichen, die es in dieser Welt gibt, und anschließend in unsere Forschung eingehen, indem wir alle Teile und Details der Schöpfung ineinander einschließen, bis wir schließlich die Welt Adam Kadmon erreichen, dann die zehn Sefirot, dann die vier Hauptstufen und schließlich den Ausgangspunkt.

Ungeachtet der Tatsache, dass wir den Stoff nicht kennen, kann man ihn auf dem Wege der Logik erlernen, wie in jeder anderen Wissenschaft. Wenn wir uns zum Beispiel mit der Anatomie, mit einzelnen Organen und deren Zusammenwirken beschäftigen, dann sehen wir, dass die Organe keine Vorstellung von dem Gesamtsubjekt haben, dem lebendigen Menschen. Wir werden aber im Laufe der Zeit und durch das Erlernen dieser Wissenschaft fähig werden, aus dem Einzelnen eine Gesamtregel abzuleiten, die das Verhalten des Körpers als Ganzes erklären wird. So ist derjenige, der das Studium der höchsten Welt antritt, von der er kein Wissen besitzt (welches seinerseits nur aus der Einheit aller Details erlangt werden kann),  verpflichtet, alle Details zu erkennen, das System deren Zusammenwirkens und die Faktoren von Ursache und Wirkung, bis er die ganze Weisheit erlangt. Und wenn er alles bis in die Feinheiten weiß, wird er das komplette Wissen erreichen.

Erst jetzt beginnt man in der ganzen Welt, die Wissenschaft der Kabbala zu studieren. Ihre Schwierigkeit und Unbegreiflichkeit waren nicht der Grund dafür, dass man sie nicht studiert hat: der Astronom hat auch keine Vorstellung von Sternen und Planeten, aber er erlernt Prozesse, die sie durchlaufen in Form einer Wissenschaft. Die Kenntnisse der Wissenschaft der Kabbala sind vor der Menschheit nicht mehr verborgen als die der Astronomie. Ihre Details und Prozesse sind in Lehrbüchern über die Kabbala sogar für Anfänger gut genug dargelegt und erklärt. Der Grund der Verheimlichung der Wissenschaft der Kabbala besteht darin, dass die Kabbalisten selbst sie im Laufe von Jahrtausenden verbargen, bis hin zu unserer Zeit, als ein zwingendes Bedürfnis nach ihr entstand, weil die Menschheit in ihrem Egoismus fortgeschritten ist und die Sündhaftigkeit und Ausweglosigkeit der eigenen Entwicklung erkannt hat.

Das Ziel der Schöpfung

Genauso wie es in dem, was von der Höchsten Lenkenden Kraft ins Leben gerufen wurde, nichts zweckloses gibt, so hat sie selbst auch zweifellos für alles, was sich vor uns erstreckt, ein Schöpfungsziel. Aus der ganzen Mannigfaltigkeit der Schöpfung, die von der Höchsten Lenkung erschaffen wurde, kommt eine besondere Wichtigkeit der Vernunft zu, die ausschließlich dem Menschen gegeben wurde, und dank welcher er die Leiden seines Nächsten nachempfindet. Wenn also die Höchste Lenkende Kraft ein Schöpfungsziel hat, so ist deren Objekt der Mensch, und alles ist nur zu dem Zweck erschaffen, dass er seiner Bestimmung folgt – der Erreichung des Zustands der Wahrnehmung der ihn lenkenden Höchsten Kraft, im selben Grad, wie er seine Umgebung wahrnimmt. Infolge der Annäherung, durch die Angleichung der Eigenschaften des Gebens und der Liebe, entsteht im Menschen das Gefühl eines gewaltigen Genusses, bis hin zu einer wundersamen Empfindung der vollkommenen gegenseitigen Verbindung mit der höchsten lenkenden Kraft.

Enthüllung des Vorhabens – im Erreichen des Ziels

Es ist bekannt, dass das Ende der Handlung und deren Ergebnis immer schon im ursprünglichen Plan implizit vorhanden sind, genau so, wie jemand ein Haus bauen will und es sich im Geist ausmalt, und dieses Bild dann sein Ziel ist. Davon ausgehend stellt er einen Plan des Baus auf, damit das Ziel erfolgreich erreicht wird.

So ist es auch in der Weltschöpfung: nachdem das Ziel klar wird, wird ebenfalls klar, dass die Reihenfolge der Erschaffung in allen Erscheinungsformen vorherbestimmt ist, und zwar nur diesem Ziel entsprechend, dem zufolge die Menschheit sich in der Eigenschaft des Gebens entwickeln und erheben wird, bis sie schließlich fähig wird, die Höchste Lenkende Kraft wie den nächsten Menschen zu spüren.

Die Eigenschaft des Gebens wird durch den Menschen stufenweise erlangt, wie auf den Stufen einer Leiter, und der Mensch erklimmt sie, indem er sie eine nach der anderen überwindet, bis er schließlich sein Ziel erreicht. Die Anzahl und Eigenschaft dieser Stufen wird durch zwei Realitäten bestimmt:

  1. Die Realität der Materie – die Reihenfolge der Emanation des höchsten Lichtes von oben nach unten aus der Urquelle, die das Maß und die Qualität des aus dem Wesen des Schöpfers ausgehenden Lichtes bestimmt. Dieses Licht durchläuft Verhüllungen, eine nach der anderen, bis aus ihm schließlich die materielle Wirklichkeit und die physischen Geschöpfe entstehen.
  2. Die Wirklichkeit der Höchsten Vernunft – nach der Offenbarung des Abstiegs von oben nach unten beginnt die Reihenfolge von unten nach oben, die Stufen einer Leiter bildet, der entsprechend sich die Menschheit entwickelt, während sie die Stufen erklimmt und aufsteigt, bis sie schließlich das Ziel der Erschaffung erreicht.

Beide Realitäten werden in allen ihren einzelnen Erscheinungsformen und in ihrer  Einzigartigkeit in der Wissenschaft der Kabbala studiert

Die Höchste Lenkende Kraft

Die Höchste Lenkende Kraft, die normalerweise als die „Natur“ oder „der Schöpfer“ bezeichnet wird, wird von den Wissenschaftlern – Kabbalisten als das absolut Gute charakterisiert. So erkennen sie diese an sich selbst. Das heißt, dass es unmöglich ist, dass sie jemandem etwas Böses antut. Und diese Tatsache wird von den Kabbalisten, die diese Kraft erkennen, als das Hauptgesetz der Schöpfung begriffen.

Der gesunde Menschenverstand zeigt uns, dass Egoismus der Grund für alle schlechten Taten ist, der „Wille, Genuss für sich zu Empfangen“ (kurz: Wille zu Empfangen). Das leidenschaftliche Streben nach dem eigenen Wohlergehen,  das vom „Willen zu Empfangen“ erzeugt wird, ist der Grund dafür, dem Nächsten Schlechtes anzutun, weil der Wille zu Empfangen nach Selbsterfüllung strebt. Und wenn das Geschöpf keine Befriedigung im eigenen Wohlergehen finden würde, gäbe es niemanden in der Welt, der seinem Nächsten Schlechtes antun würde. Und wenn wir doch jemanden antreffen, der seiner Umgebung  nicht aus dem Willen zu Empfangen heraus Schlechtes antut, dann tut er das Kraft der Gewohnheit, die ursprünglich vom Willen zu Empfangen erzeugt wurde. Und diese Gewohnheit ist nun der einzige Grund seiner Handlung.

Weil die Höchste Lenkende Kraft von uns als perfekt, nichts zu ihrer Perfektion bedürfend wahrgenommen wird, ist es offensichtlich, dass sie keineswegs über irgendeinen Willen zu Empfangen verfügt, und in ihr daher kein Potential vorhanden ist, jemandem Schlechtes anzutun. Und mehr als das, sie verfügt über den „Willen zu Geben“ – den Wunsch, den Geschöpfen Gutes zu tun.

Alles, was die Geschöpfe empfinden, ob gute oder schlechte Empfindungen, geht von der Höchsten Lenkenden Kraft aus, die über eine einzige Eigenschaft verfügt – den Willen zu Geben, den Willen, allen Geschöpfen Gutes zu tun. Und das ist das einzige Gesetz, das Verhältnis zu den Geschöpfen, aus dem folgt, dass alle Geschöpfe offensichtlich nur Gutes empfangen und von ihr nur für das Gute erschaffen sind. Deswegen bezeichnen die Kabbalisten diese Kraft als das „absolut Gute“.

Die Höchste Lenkung ist zielgerichtet

Sehen wir uns die tatsächliche Wirklichkeit an, die von der Höchsten Kraft geleitet und kontrolliert wird, und wie sie ausschließlich Gutes tut. Wenn wir uns jedes kleinste Geschöpf ansehen, das einer der vier Arten angehört: leblos, pflanzlich, tierisch, sprechend, so werden wir sehen, dass sich jedes Individuum sowie jede Art als Ganzes stufenweise in eine kausale Reihenfolge einordnet, ähnlich wie die Frucht eines Baumes, deren Lenkung ein gutes Endziel verfolgt – die Reifung. Botaniker können erklären, wie viele Zustände eine Frucht von der Entstehung bis zu ihrem Ziel, der vollkommenen Reifung, durchläuft. Aber alle Zustände, die dem letzten vorangehen, deuten den schönen und süßen Endzustand nicht nur an, sondern offenbaren sich als dessen vollkommenes Gegenteil: je süßer die Frucht am Ende ist, desto bitterer und hässlicher ist sie in den vorangehenden Stadien ihrer Entwicklung.

Noch bestürzendere Unterschiede entdecken wir zwischen dem sich entwickelnden und dem entwickelten Individuum auf den Stufen von „tierisch“ und „sprechend“ (Mensch): das Tier, dessen Verstand auch bei Abschluss der Entwicklung klein bleibt, erfährt keine bedeutenden Veränderungen im Entwicklungsprozess, während der Mensch, dessen Verstand sich am Ende der Entwicklung mehrfach vergrößert, riesige Veränderungen durchläuft. So bezeichnet man zum Beispiel ein eintägiges Kalb bereits als einen Bullen, weil er über die Kraft verfügt, auf eigenen Beinen zu stehen und zu laufen, und über den Verstand, um Gefahren aus dem Weg zu gehen, die ihm begegnen. Ein Mensch dagegen, der einen Tag alt ist, ähnelt einem gefühllosen Wesen. Und wenn jemand, der die Umstände dieser Welt nicht kennt, sich die zwei Neugeborenen ansehen würde, und die Situation beschreiben wollte, würde  sicherlich vom Säugling sagen, dass dieser keinen Erfolg auf dem Weg zu seinem Ziel haben wird, während er vom Kalb sagen würde, dass ein zukünftiger großer Held geboren ist. Wenn wir also nach der Entwicklungsstufe des Verstandes von einem Kalb und einem Neugeborenen urteilen, dann ist letzteres – ein nichtsverstehendes und nichtsfühlendes Wesen.

Auf diese Weise springt es förmlich ins Auge, dass die Höchste Lenkung der Wirklichkeit, die sie erschaffen hat, nichts anderes ist, als eine Form der zielgerichteten Lenkung, die Entwicklungsstufen nicht in Betracht zieht. Mehr als das, es sieht so aus, als würde sie mit deren Hilfe versuchen, uns bewusst zu täuschen, uns vom Verständnis des Ziels der Existenz dieser Zwischenstufen abzulenken, indem sie uns immer Zustände zeigt, die im Gegensatz zur Endvariante stehen.

Wenn wir das in Betracht ziehen, dann sagen wir: „es gibt keinen klügeren Menschen als den Erfahrenen“. Denn nur jemand, der Erfahrungen gesammelt hat, das heißt, der die Möglichkeit hat, die Schöpfung auf allen Entwicklungsstufen zu betrachten, bis hin zur letzten, perfekten Stufe, braucht vor allen verfälschten Bildern der Schöpfung auf unterschiedlichen Entwicklungsetappen keine Angst haben, und kann ausschließlich auf die Schönheit und Perfektion der abgeschlossenen Entwicklung vertrauen. Die Wissenschaft der Kabbala erklärt den Sinn einer solchen für jedes Geschöpf notwendigen Entwicklung stufenförmig.

So verweist die detaillierte Erkundung der Wege der Höchsten Lenkung in unserer Welt darauf, dass diese Lenkung nur zielgerichtet sein kann, so, dass deren gute Haltung überhaupt nicht gespürt wird, bevor das Geschöpf nicht den Endpunkt erreicht, das heißt, eine vollendete Form und eine abgeschlossene Entwicklung. Und bis dahin gilt das Gegenteil, nämlich, dass das Geschöpf dem Beobachter stets in einer beabsichtigt verfälschten Form erscheint.

Zwei Wege der Entwicklung: der Weg des Leidens und der Weg der Kabbala

Aus dem oben angeführten Beispiel wird ersichtlich, dass die Höchste Lenkende Kraft über die Eigenschaft des absolut Guten verfügt und uns zielgerichtet lenkt, ausgehend von der eigenen Perfektion des absolut Guten, ohne jeglichen Zusatz von Schlechtem und Bösem. Das bedeutet, dass die Zielgerichtetheit ihrer Lenkung uns verpflichtet, die Reihenfolge unterschiedlicher Zustände zu akzeptieren, die kausal verbunden sind, bis wir schließlich einen Zustand erreichen, in dem wir das begehrte Gute erhalten können, und somit das Endziel unserer Erschaffung erreichen, das einer herrlichen Frucht am Ende ihrer Reifung ähnelt. Dieses Ergebnis ist uns allen  garantiert.

Der Plan der Höchsten Lenkenden Kraft besteht darin, uns zur Übereinstimmung mit ihrer Eigenschaft, dem absolut Guten zu bringen, und von diesem Ziel sind alle ihre Handlungen diktiert, die sie an uns vollzieht. Um uns zum Ziel zu bringen, sind zwei Entwicklungswege vorgesehen

  1. Der Weg des Leidens. Dieser Weg stellt die Reihenfolge der selbstständigen Entwicklung des Geschöpfes dar, das verpflichtet ist, ausgehend von der eigenen Natur, ihr zu folgen, indem es von einem Zustand in den anderen nach der Kausalität der Zusammenhänge übergeht. So entwickeln wir uns sehr langsam, bis uns die Notwendigkeit bewusst wird, uns für das Gute zu entscheiden, das Schlechte zu verneinen und eine zielgerichtete Verbindung herzustellen, die von der lenkenden Kraft erwünscht ist. Dieser Weg ist allerdings lang, zeitaufwendig und voll von Leiden und Schmerz.
  2. Der Weg der Kabbala. Dieser Weg ist leicht und angenehm, er ist fähig, uns in kurzer Zeit und ohne Leiden unserer Bestimmung würdig zu machen.

In jedem Fall ist unser konkretes Endziel von Beginn an verpflichtend vorgegeben, und es gibt keinen Weg, dem zu entkommen, weil die Höchste Kraft uns unerschütterlich auf zwei Wegen leitet – auf dem Weg des Leidens und auf dem Weg der Kabbala. In der umgebenden Realität sehen wir, dass die Lenkung gleichzeitig auf den zwei Wegen stattfindet.

Ziel der Kabbala ist es, in uns ein Gefühl dafür zu entwickeln, das Schlechte zu erkennen.

Das Ziel aller Handlungen eines Menschen in seinem Streben nach der Erkenntnis der Höchsten Welt ist letzten Endes das Erkennen des Bösen, das sich in ihm befindet, weil er herausfindet, dass es eben sein Egoismus ist, der ihn auf seinem Wege in die höchste Welt hindert. Der ganze Unterschied zwischen den Geschöpfen besteht im Maß der Erkenntnis des Bösen. Ein weiter entwickeltes Geschöpf ist sich einer höheren Stufe des Bösen in sich bewusst, und daher erkennt es und stößt Schlechtes in höherem Maße von sich ab, und ein unentwickeltes Geschöpf empfindet in sich eine niedrigere Stufe des Bösen, und daher stößt es nur geringfügig Schlechtes von sich ab, und behält es in sich, weil es dieses nicht als schlecht für sich empfindet.

Das Wesen alles Bösen ist die Liebe zu sich, die als „Egoismus“ bezeichnet wird. Diese Eigenschaft ist gegensätzlich zur Höchsten Kraft, deren einzige Eigenschaft der Wille zu Geben ist. Der Kern des Genusses besteht im Ausmaß der Ähnlichkeit des Menschen mit der höchsten Kraft. Der Kern des Leidens und der Ungeduld besteht in der Gegensätzlichkeit zur Eigenschaft der höchsten Kraft. Daher ist es der Egoismus selbst, der uns durch das Bewusstsein der Gegensätzlichkeit zur Eigenschaft der höchsten Kraft Schmerzen zufügt.

Die Empfindung der Widerlichkeit des Egoismus ist in jeder Seele ungleich: ein unentwickelter Mensch zählt den Egoismus nicht zu einer schlechten Eigenschaft, und nutzt ihn daher öffentlich, ohne jegliches Schamgefühl. Jemand, der entwickelter ist, empfindet bereits eine gewisse Stufe des eigenen Egoismus als schlecht, und schämt sich daher, von ihm öffentlich Gebrauch zu machen, und nutzt ihn nur verdeckt.

Jemand, der auf einer noch höheren Entwicklungsstufe steht, empfindet den Egoismus als widerlich, so weit, dass er ihn nicht in sich dulden kann, und vertilgt ihn daher komplett entsprechend der eigenen Erkenntnisstufe, weil er nicht mehr auf Kosten anderer Vergnügen haben will. Und dann beginnen im Menschen Funken der Nächstenliebe zu erwachen, die man als „Altruismus“ bezeichnet, der das Wesen des Guten ist. Und auch diese Eigenschaft entwickelt sich in ihm stufenweise: zunächst entsteht in ihm das Gefühl der Liebe für die Nächsten und der Wunsch, sich um sie zu kümmern. Und wenn sich die Eigenschaft des Altruismus in ihm mehr und mehr entwickelt, wächst in ihm die Stufe des Gebens gegenüber allen, die ihn umgeben – Liebe zu Nachbarn, zu seinem Volk, zur ganzen Menschheit.

Bewusste und unbewusste Entwicklung

Zwei Kräfte treiben uns voran und veranlassen uns, uns zu erheben, die Stufen der Leiter erklimmend, bis wir ihren Höhepunkt erreichen – das Endziel der Gleichheit unserer Eigenschaften mit der Eigenschaft der Lenkenden Kraft.

  1. Eine Kraft drängt uns, ohne dass wir uns dessen bewusst sind, das heißt ohne unsere Wahl. Diese Kraft stößt uns von hinten, und die Kabbalisten gaben ihr den Namen „der Weg des Leidens“. Hier nehmen Systeme ihren Anfang der Erziehung und der Ethik, die auf der erfahrungsgemäßen Erkenntnis beruhen, das heißt, auf der Prüfung mithilfe des praktischen Verstandes. Das ganze Wesen dieses Systems ist nichts anderes als die Einschätzung des Schadens, den die sprießenden Keime des Egoismus angerichtet haben. Diese Erfahrungsdaten wurden von uns „zufällig“ gesammelt, das heißt, ohne dass es uns bewusst war. Aber sie dienen hinreichend überzeugend ihrem Ziel, weil die Stufe des Bösen, das sich in unseren Empfindungen offenbart und vergrößert, in dem Maße, wie wir uns seines Schadens bewusst werden, uns zwingt, es zu meiden. So erreichen wir eine höhere Stufe auf der Leiter.
  2. Die zweite Kraft treibt auf dem Wege unserer Erkenntnis, das heißt, dass wir diese Kraft selbst wählen. Diese Kraft zieht uns von vorn, und die Kabbalisten bezeichnen sie als den „Weg der Kabbala“. Indem wir ihr folgen und die Ratschläge der Kabbalisten befolgen, mit der Absicht, sich in unseren Eigenschaften der Höchsten Kraft anzunähern, entwickelt sich in uns mit riesiger Geschwindigkeit die Erkenntnis des Bösen und wir gewinnen doppelt:

Wir müssen nicht warten, bis die Lebenserfahrung uns schmerzhaft von hinten stößt, durch die Erkenntnis des Bösen in uns, während doch das Streben nach der Ähnlichkeit mit der Höchsten Kraft in uns dieselbe Erkenntnis des Bösen ohne vorherige Leiden entwickelt. Von Beginn unseres Strebens nach der Angleichung an die Höchste Kraft empfinden wir die Reinheit und die Wonne des Anschließens an sie, und es stellt sich in uns das Bewusstsein der Unveränderlichkeit der uns entgegengebrachten Liebe ein. Diese gestufte Empfindung der Offenbarung des Bösen spielt sich in uns auf dem Hintergrund der Wonne und der Ruhe ab, die sich in uns als Ergebnis der Angleichung an die Höchste Kraft einstellt.

Wir gewinnen Zeit, weil wir bewusst handeln, und es in unseren Kräften liegt, mehr zu tun, und so die Zeit unserer Korrektur zu beschleunigen, bis hin zu einer kompletten Übereinstimmung mit der Höchsten Kraft.

Die richtige Darlegung der Wissenschaft der Kabbala

Bis zur heutigen Zeit vermochte kein einziger Wissenschaftler – Kabbalist den Weg zu eröffnen, auf dem man sich mit der Wissenschaft der Kabbala öffentlich beschäftigen könnte, als ein ganzes Volk, und den Charakter eines jeden Wortes zu verdeutlichen. Nur der letzte Kabbalist des 20. Jahrhunderts – Baal HaSulam (1885- 1954) konnte in seinen Werken einen Weg zum Ziel der Schöpfung offenbaren und erklären, der für alle zugänglich wäre. Dieser Weg heißt „der Weg der Verhüllung“. Die Eröffnung dieses Weges ist zweifellos kein Verdienst von Baal HaSulam, sondern ist durch die Entwicklung unserer Generation bedingt, von ihrer Bereitschaft für die komplette Korrektur.

Obwohl man sich für die Deutung der Wissenschaft der Kabbala auch äußerer Wissenschaften bedienen könnte, geschieht ihre beste Erklärung auf dem Weg der Darlegung der höchsten Welt entsprechend der Wurzel und dem Zweig, der Ursache und Wirkung. Baal HaSulam ist also der Erste, der die Wissenschaft der Kabbala entsprechend der Wurzel und dem Zweig, der Ursache und der Wirkung erklärt hat, und das nach seiner Methodik erlernte eröffnet das Verständnis für alle kabbalistischen Quellen.

Die Erkenntnis der Wissenschaft der Kabbala geschieht durch:

  1. Das Verständnis des Textes – wie sich unsere Welt direkt vor dem Betrachter befindet, er aber dennoch viel Fleiß investieren muss, um die Welt zu verstehen, obwohl er doch alles mit seinen Augen sieht.
  2. Durch Fühlen des Textes – außer der Information ist im Text eine besondere Eigenschaft eingeschlossen, die es jedem, der sich mit ihm beschäftigt, erlaubt, langsam in die Wahrnehmung der höchsten Welt einzutreten, obwohl dieser noch nicht das versteht, was dort geschrieben steht.

Kabbala – eine geheime Lehre

Von Dr. Michael Laitman

Einführung

Schon immer suchte der Mensch nach Antworten auf die wichtigsten Fragen seiner Existenz: Was bin ich, was ist das Ziel meines Lebens, warum existiert die Welt, werden wir nach unserem Tod in irgendeiner Form weiter existieren? Jeder Mensch versucht, die Antworten auf diese Fragen aus den ihm zugänglichen Informationsquellen zu schöpfen. Jeder von uns entwickelt seine eigene Weltanschauung, die auf einer Einstellung basiert, die ihm am sichersten erscheint. Weiterlesen

Kabbala als Wurzel aller Wissenschaften

Von Dr. Michael Laitman

Wie die Ordnung unserer Welt und die Erforschung ihrer Existenz eine wunderbare Wissenschaft ist, so sind auch die Offenbarung des Lichtes des Schöpfers in der Welt und die Wirklichkeit der Stufen sowie der Wirkungsarten zusammen eine wundersame Wissenschaft. Die Wissenschaft der Physik zum Beispiel, die sich in einer speziellen Welt befindlichen Form des Wissens darstellt, ist etwas Besonderes nur hinsichtlich des eigenen Bereiches, und es gibt keine andere Wissenschaft, die in sie eingeschlossen wäre. Grundlage der Wissenschaft der Kabbala ist die allgemeine Kenntnis aller Stufen  (der unbelebten, pflanzlichen, tierischen und menschlichen) und ihrer Sondererscheinungen, die in die Absicht der Höchsten Lenkenden Kraft eingeschlossen sind, das heißt, alles, was mit dem Ziel in Einklang ist. Deswegen sind alle Wissenschaften in der Welt in die Wissenschaft der Kabbala eingeschlossen, so dass sie alle Arten von Wissenschaften ausgleicht, sie in einer für alle gemeinsamen Ordnung gleich stellt, sodass jede Wissenschaft ihr zu entsprechen hat. Weiterlesen

In sich den Schöpfer finden

Von Dr. Michael Laitman

Vorbereitung zur Entwicklung der Seele

In der physischen Welt kann der Mensch nicht ohne bestimmte Kenntnisse von den Gesetzen der materiellen Natur überleben. Er überlebt z.B. nicht, wenn er nicht weiss, was für ihn in seiner Umwelt und seiner Umgebung gesund und was schädlich ist. Andernfalls wäre der Schaden, den er sich selbst zufügen würde, so groß, dass dies zum Niedergang der Existenz des Menschen in dieser Welt führen würde. Weiterlesen

Freier Wille

Von Dr. Michael Laitman

Gibt es einen freien Willen?

In einem alten Gebet heißt es: «Herr! Gib mir die Kraft, in meinem Leben das zu verändern, was ich ändern kann, den Mut, das hinzunehmen, was ich nicht ändern kann und die Weisheit, das eine vom anderen zu unter­scheiden.» Auf welche Dinge können wir in unserem Leben eigent­lich Einfluss ausüben? Haben wir ausreichend Hand­lungs­spielraum, um unser Leben und Schicksal zu beein­flussen? Warum wird dem Menschen das Wissen darüber nicht auf natürliche Weise in die Wiege gelegt? Obwohl Faulheit und gesunder Egoismus in unserer Natur liegen, wollen wir mit einem Minimum an Einsatz ein Maximum erreichen – führen aber im Gegen­satz zu den Tieren nutzlose Handlungen aus und irren uns ständig. Warum? Weiterlesen

Erläuterung zu „Unbelebt, pflanzlich, tierisch, Mensch“

Von Dr. Michael Laitman, siehe auch Shamati 115

In der Natur unterscheidet man vier Stufen: unbelebt, pflanzlich, tierisch, sprechend (Mensch).

Als unbelebt bezeichnen wir, was keine Freiheit und keine Herrschaft über sich besitzt. Das bedeutet, dass Freiheit mit der Herrschaft über sich selbst beginnt, und mit der Herrschaft über sich beginnt das spirituelle Leben. Derjenige, der nicht über sich selbst herrscht, ist spirituell tot. Einer der Zustände eines ernsthaft zum Schöpfer strebenden Menschen ist jener, in dem er sieht, dass er in nichts Kontrolle über sich hat. Das lässt in ihm eine Bitte, einen Aufschrei zum Schöpfer entstehen, damit dieser ihm die Kraft gibt, sich selbst, den eigenen Egoismus zu beherrschen. Weiterlesen

Die Welt der Unendlichkeit

Von Dr. Michael Laitman

Wir wissen nichts über den Schöpfer, wir kennen nur Seinen Willen, uns zu erschaffen und uns Freude, Vergnügen oder Genuss zu bereiten. Nach Seinem Plan entspringt der Wunsch nach Vergnügen aus dem Nichts. Des Schöpfers Wille zur Schöpfung wird Keter (Krone) genannt, da er Seinen Willen, uns Freude zu geben, wie eine Krone umgibt. Die Schöpfung von Keter kann man sich als ein Gefäß (Kli) vorstellen, welches vorbereitet wird, die Freude oder das Licht des Schöpfers (Or) zu erhalten. Dieser Punkt der Schöpfung wird Chochma (Weisheit) genannt und das Vergnügen, welches das Kli erfüllt, wird Or Chochma (Licht der Weisheit) genannt. Weiterlesen

Die Vollkommenheit und die Welt

Von Dr. Michael Laitman

Wie wir wissen, ist das Wesentliche der Gebote des Schöpfers die Liebe, damit wir die maximale Aufmerksamkeit und das Mitgefühl allen Menschen in der Gesellschaft geben, genau so, wie wir es bei uns selbst tun. Lassen Sie uns versuchen zu betrachten, ob wir dies glauben können. Vielleicht ist es auch möglich, dies praktisch zu überprüfen. Ich denke, dass der Leser meine Abneigung gegenüber dem leeren Philosophieren schätzt. Unsere Generation weiß besser als andere, wie solche falschen Philosophien in der Praxis eingeführt werden können. Millionen Menschen können darunter leiden, nur weil einige theoretische Ideen, die als Grundlage dienen, nachgewiesen falsch und/oder irreführend sind. So kann dann die vollständige Theorie zusammenbrechen. Weiterlesen

Die Realität der Unsterblichkeit

Von Michael Laitman

Vorwort

Viele fragen mich, warum ich so hartnäckig versuche, die Kabbala mit allen zugänglichen Mitteln zu verbreiten. Ich werde diese Frage mit den Worten des größten Kabbalisten des vergangenen Jahrhunderts Rabbi Yehuda Ashlag aus seinem Werk „Die Einführung zu Talmud Esser HaSefirot“ (Punkt 155) beantworten:

„Warum verpflichten eigentlich die Kabbalisten jeden Menschen unabhängig von seiner Herkunft, seinem Alter, Geschlecht u.s.w. zum Studium der Kabbala? Weil in dem Studium der Kabbala eine große Kraft verborgen ist, über die jeder wissen sollte. Derjenige, der die Kabbala lernt, ruft allein durch seinen Willen zu verstehen die Einwirkung des Höheren Lichtes auf sich selbst hervor. Weiterlesen

Wenn man beginnt Kabbala zu lernen…

Von Dr. Michael Laitman

Wenn ein Mensch damit beginnt, die Kabbala zu studieren, kann es sein, dass er keine spirituellen Gefühle entdeckt, und dass sich sein Verstand folglich während des Lernprozesses als Hilfsmittel einschleicht. Wir sind jedoch dazu angehalten, unser Innerstes, unser Herz, durch unseren Verstand zu öffnen. Erst wenn unser Herz sich entwickelt, fühlen wir, was richtig und was falsch ist. Wir werden ganz natürlich zu den richtigen Entscheidungen und Taten geführt. Weiterlesen

1985/23 Nachts auf meinem Bett

Der Sohar (Tasria, Punkt 1) fragt über den Vers „Auf meinem Bett“: „Rabbi Elasar begann die Rede, ‚Nachts auf meinem Bett suchte ich den, den meine Seele liebt.‘ Er fragt: ‚Hier heißt es ‚auf meinem Bett’, aber es hätte ‚in meinem Bett‘  heißen müssen. Was bedeutet ‚auf meinem Bett‘?” Und er antwortet, ‚Die Versammlung Israels sprach vor dem Schöpfer und bat Ihn um das Exils, da sie inmitten der übrigen Nationen mit ihren Kindern saß und im Staub lag. Und weil sie in einem anderen Land liegt, einem unreinen, sagte sie, ‚Auf meinem Bett bitte ich, da ich im Exil liege und Exil wird ‚Nächte‘ genannt.‘ Deshalb ’suchte ich den, den meine Seele liebt,‘ um mich daraus zu befreien.“‚

Es ist bekannt, dass die Versammlung  Israels Malchut ist, welche alle Seelen enthält. Außerdem ist bekannt, dass jeder Mensch als eine kleine Welt betrachtet wird, da im heiligen Sohar geschrieben steht, dass der Mensch aus den siebzig Nationen der Welt besteht, welche den sieben Sefirot entsprechen, da jede Sefira [Einzahl von Sefirot] aus zehn besteht, somit sind es siebzig Unterscheidungen. Sie sind das Gegenteil der Kedusha [Heiligkeit], da es sieben Sefirot von Kedusha und siebzig Nationen gibt, aus denen der Mensch besteht. Das bedeutet, dass jede Nation ein spezielles Verlangen hat, das zu ihr gehört, und die Menschheit umfasst diese siebzig Verlangen, welche für gewöhnlich aus den siebzig Nationen der Welt bestehen.

Im Menschen gibt es auch Israel, was sein Selbst ist. Jedoch wird es der „Punkt im Herzen“ genannt, was ein Punkt der Finsternis bedeutet. Das heißt, dass Israel in ihm nicht leuchtet und als Achoraim [Rückseite] betrachtet wird. Der Grund dafür ist, dass er sich im Exil befindet, unter der Herrschaft der siebzig Nationen im Menschen.

Diese siebzig Nationen haben die Kraft über Israel im Menschen zu herrschen und zwar durch Fragen, die sie Israel stellen, wenn es etwas für den Schöpfer tun möchte, was Yashar El [direkt zum Schöpfer] genannt wird. Zu dieser Zeit geben sie dem Menschen zu verstehen, dass es sich nicht lohnt zu arbeiten, außer für die Selbstliebe. Aber hinsichtlich der Absicht um zu geben, fragen sie „Was?“, „Was bedeutet diese Arbeit für Euch?“ Darüber lernt man, dass das eine Frage des Frevlers ist. Und wenn sich jemand darüber erheben möchte, dann kommt die Frage des Pharaos, welcher sagte: „Wer ist der Herr, dass ich auf seine Stimme hören sollte? (2. Mose 5,2)
Und wenn diese Fragen einen Menschen nicht sofort beeinflussen, kehren sie den den ganzen Tag wieder zurück und wiederholen sich, wie geschrieben steht (Psalm 42,11): “Wie Zermalmung meiner Gebeine ist der Hohn meiner Bedränger, weil sie täglich zu mir sagen: ‘Wo ist dein Gott?’” Und man kann ihrer Herrschaft nicht entkommen. Sie senken Israel im Menschen in den Staub, wie geschrieben steht (Psalmen 44,26): “Denn unsere Seele ist in den Staub gebeugt, und unser Bauch klebt am Erdboden.” Man sollte das so interpretieren, dass das Beugen der Seele in den Staub der Grund ist, dass der Leib des Menschen am Erdboden klebt.

Der „Bauch“ bezieht sich auf die Gefäße des Empfangens eines Menschen. Das bedeutet, dass der Punkt im Herzen im Staub liegt, was seine Kelim [Gefäße] dazu veranlasst, nur am Irdischen anzuhaften [Dwekut], was die Selbstliebe ist.

Würde jedoch das Königreich des Himmels verherrlicht werden, wäre es gewiss eine Ehre für uns, wenn wir dem Schöpfer in irgendeiner Weise dienen könnten. Wir würden sogar den kleinsten Dienst als Glück betrachten. Solch eine Ehre wäre es wert, alle Vergnügen aufzugeben, welche durch die Selbstliebe kommen. 

Das ist die Bedeutung von dem, was im Zusatz-Gebet von Shalosh Regalim [drei Wallfahrtsfeste] gesagt wird: „Unser Vater, unser König, offenbare uns bald die Herrlichkeit Deines Königreiches.“  Das heißt, da das Königreich des Himmels erniedrigt und im Zustand der Shechina [Göttlichkeit] im Staub ist, bitten wir den Schöpfer, dass Er uns die Wichtigkeit und Herrlichkeit des Königreichs des Himmels offenbaren möge.
Dann wird es für uns eine große Ehre sein, mit dem Austritt aus der Selbstliebe belohnt und der Liebe des Schöpfers würdig zu werden.

Dies ist die Bedeutung dessen, was der Sohar interpretiert: „Daher, ’suchte ich den, den meine Seele liebt‘, um mich davon zu befreien.“ Es ist bekannt, dass der Mensch aus drei Seelen besteht:

1) die Seele der Kedusha [Heiligkeit];

2) die Seele der Klipat [Klipa von] Noga;

3) die Seele der drei unreinen Klipot [Mehrzahl von Klipa].


Die Seele der Kedusha leuchtet nur als ein Punkt. Daher sollte sich die Seele der Klipat Noga mit der Seele der Kedusha verbinden, wie es in den vorherigen Artikel von Baal HaSulam erklärt wurde. Aber da die hauptsächliche Handelnde die Seele der Klipat Noga ist – da die Seele der drei unreinen Klipot nicht korrigiert werden kann, und die Seele der Kedusha keiner Korrektur bedarf, weil sie heilig ist – geschieht die ganze Arbeit mit der Seele der Klipat Noga.

Wenn man Mizwot [gute Taten, Korrekturen] vollbringt, verbindet sich die Klipat Noga mit der Kedusha. Wenn der Mensch aber Übertretungen begeht, verbindet sich die Seele der Klipat Noga mit der Seele der drei unreinen Klipot.

Jedoch ist die Seele der Kedusha in Achoraim [Rückseite], das heißt sie leuchtet nicht, und befindet sich in der Niedrigkeit. Deshalb will der Mensch sich nicht bemühen gute Taten zu vollbringen, damit sich Klipat Noga mit der Kedusha verbindet.

Daher: „In der Nacht auf meinem Bett suchte ich den, den meine Seele liebt“, um ihn aus ihr herauszuführen, da die Seele der Kedusha zur Versammlung von Israel gehört, aber sie ist in dem anderen, unreinen Land, und erbittet von dem, den ihre Seele liebt, sie aus dem unreinen Land zu befreien. Das heißt, da sich die Seele der Kedusha in der Niedrigkeit befindet, macht die Seele der Noga das, was die drei unreinen Klipot wollen. Daraus folgt, dass die Seele der Kedusha die Herrschaft der unreinen Klipot, welche zu der Zeit regieren, erdulden muss. Deshalb bittet die Seele der Kedusha, aus dem Exil befreit zu werden, welches als „Nächte“ bezeichnet wird.

Im Sohar (Punkt 9 im Sulam Kommentar) steht geschrieben: „Rabbi Acha sagt: ‚Wir haben gelernt, dass der Schöpfer darüber urteilt, ob ein Tropfen männlich oder weiblich ist‘, und du sagst: ‚Eine Frau, die zuerst befruchtet, gebiert einen männlichen‘. Daher ist das Urteil des Schöpfers überflüssig. Rabbi Josi sagte: ‚Selbstverständlich unterscheidet der Schöpfer zwischen männlichen und weiblichen Tropfen, und weil Er sie unterscheidet, entscheidet Er, ob es männlich oder weiblich sein wird.'“

Diese Erklärung ist unklar, weil „Er hat es unterschieden, Er hat entschieden, ob es männlich sein soll.“ Warum muss Er überhaupt entscheiden? Es wird offensichtlich entweder männlich oder weiblich sein? Im Sulam erklärt er: „Es gibt drei Partner im Menschen – den Schöpfer, seinen Vater und seine Mutter. Sein Vater gibt das Weiße in ihm; seine Mutter das Rote in ihm, und der Schöpfer gibt die Seele. Wenn ein Tropfen männlich ist, gibt der Schöpfer die Seele eines Mannes; wenn er weiblich ist, gibt der Schöpfer die Seele einer Frau. Es zeigt sich, dass, indem die Frau zuerst befruchtet, der Tropfen noch nicht männlich geworden wäre, wenn der Schöpfer in sie nicht die Seele eines Mannes hineingelegt hätte. Diese Unterscheidung, die der Schöpfer im Tropfen macht – ob er geeignet ist für eine männliche oder eine weibliche Seele – wird als ‚das Urteil des Schöpfers‘ betrachtet. Wenn Er diese Unterscheidung nicht gemacht hätte und nicht die Seele eines Mannes geschickt hätte, dann wäre aus dem Tropfen kein Mann geworden. Daraus folgt, dass sich die zwei Aussagen nicht widersprechen.“

Um all das oben Erklärte in der Arbeit zu verstehen, sollte man auslegen, dass alle drei Partner in einem Menschen existieren. „Sein Vater und seine Mutter“ sind der Grund für die Geburt eines Sohnes. Sein Vater ist der Männliche, der „Mann“ genannt wird und „Ganzheit“, weil der Mann als Ganzheit bezeichnet wird. Sein Vater gibt das Weiße, weil „weiß“ als Ganzheit betrachtet wird, wo es keinen Schmutz gibt.

Seine Mutter wird Nekewa [weiblich], „Frau“ und ein „Mangel“ genannt, denn Nekew [Loch] bedeutet Mangel, und wird „Röte“ genannt. Es ist so, wie man sagt, dass, wenn es dort ein rotes Licht gibt, kann man nicht weitergehen, was „eine Barriere“ genannt wird. Man kann nicht vorankommen. Und der Schöpfer verleiht die Seele, da der Mensch alles tun kann, aber der Geist des Lebens gehört dem Schöpfer. 

Der Ablauf der Arbeit besteht darin, dass der Mensch den Arbeitstag in den Aspekt von Tag und Nacht einteilen sollte. „Tag“ bedeutet Ganzheit und „Nacht“ Mangel. Damit ein Sohn geboren wird und ein langes Leben hat, muss dieser Sohn von seinem Vater und seiner Mutter geboren werden, denn sein Vater gibt das Weiße, gemeint ist die Ganzheit, die als „männlicher Mann“ betrachtet wird, und seine Mutter gibt ihm den Mangel, der eine „weibliche Frau“ genannt wird.

Ganzheit und Mangel sind notwendig, denn ein Mensch muss Nahrung erhalten, um leben zu können, und dann kann er arbeiten. Ebenso muss ein Mensch hier, bei der Arbeit für den Schöpfer, spirituelle Nahrung empfangen und dann kann er sehen, was korrigiert werden muss. Ansonsten hat er ohne Nahrung nicht die Kraft für die Arbeit, und Nahrung wir nur von der Vollkommenheit empfangen.

Daher kann der Mensch Vollkommenheit enthüllen, wenn er sich mit der Tora und den Mizwot [Geboten] beschäftigt. Denn dann prüft er nicht, wie sehr er sich anstrengt, Tora und Mizwot einzuhalten, sie vollkommen und tadellos auszuführen. Das heißt, er überprüft sich selbst, um zu sehen, ob er gut ist oder nicht. Vielmehr prüft er zu dieser Zeit die Tora und Mizwot selbst, das heißt wessen Tora und Mizwot er einhält. Er muss an den Geber der Tora denken, wenn er den Segen „gesegnet seist Du Herr, Geber der Tora“ spricht. Bei den Mizwot sagt er: „Der uns mit seinen Mizwot geheiligt hat“, das heißt zu wissen, dass er die Gebote des Schöpfers einhält.

Darum muss der Mensch die Wichtigkeit des Gebers bedenken, und dies sollte ihm Vitalität und Freude geben, dass er in einem gewissen Maß damit belohnt wurde, das einzuhalten, was Er ihm geboten hat. Zu dieser Zeit sollte er sagen, dass, obwohl die Arbeit immer noch kein „tatsächliches Einhalten“ ist, um in jeder Hinsicht zu geben, sollte er dennoch glauben, dass es Menschen gibt, die niemals in Erwägung gezogen haben, Tora und Mizwot in ihrem Verlangen und Herzen einzuhalten, nicht einmal ein klein wenig. Er jedoch erhielt vom Schöpfer die Sehnsucht und das Verlangen einiges davon einzuhalten, mit wenig Verständnis darüber, aber immerhin tut er etwas, während es Menschen gibt, die nicht einmal dieses Etwas haben. Wenn er seine Aufmerksamkeit darauf richtet, dann gibt es ihm Lebendigkeit und Nahrung.

Dies wird genannt: „Sein Vater gibt das Weiße“, wie gesagt wurde, dass Ganzheit „das Weiße“ genannt wird, wo es keinen Schmutz gibt. Es gibt hier einen zweifachen Gewinn:

1. Er erhält dadurch Lebensfreude, dass er an das Ganze angehaftet ist, das heißt an den Schöpfer, und er muss glauben, dass das was Er gibt, Ganzheit ist. Und die Ganzheit vervollständigt einen Menschen, und lässt ihn sich auch ganzheitlich fühlen. So erhält er auf natürliche Weise Nahrung davon. So kann er leben und existieren, und dann auch die Kraft erlangen, um die heilige Arbeit zu verrichten. 

2. Entsprechend der Wichtigkeit, die er während der Arbeit an der Ganzheit erwirbt, wird er später Raum haben, um bezüglich seiner Arbeit den Mangel zu fühlen, der nicht wirklich rein ist. Das heißt, zu dieser Zeit kann er sich dann vorstellen, wieviel er durch seine Untätigkeit in der Arbeit verliert, denn er kann vergleichen zwischen der Wichtigkeit des Schöpfers und seiner eigenen Niedrigkeit, und dies wird ihm Kraft für die Arbeit geben. 

Jedoch sollte der Mensch sich ebenso selbst korrigieren, oder er verbleibt in der Dunkelheit und wird nicht das wahre Licht sehen, das auf die geeigneten Kelim [Gefäße], welche „Gefäße des Gebens“ genannt werden, scheint. Die Korrektur der Kelim wird Nukwa, Mangel, genannt, wenn er arbeitet, um seine Fehler zu korrigieren. Dies wird „seine Mutter gibt das Rote“ genannt, das heißt, dass er zu dieser Zeit das rote Licht sieht, welches die Hindernisse auf seinem Weg sind, die ihn davon abhalten, das Ziel zu erreichen.

Dann kommt die Zeit des Gebetes, da ein Mensch das Ausmaß der Arbeit sieht, die er in „Verstandes- und Herzensangelegenheiten“ hat, und wie er nicht in der Arbeit des Gebens vorangekommen ist. Er sieht auch, wie schwach sein Körper ist, dass er nicht die Kraft hat, seine Natur zu überwinden. Deshalb sieht er, dass er verloren ist, wenn ihm der Schöpfer nicht hilft, wie geschrieben steht (Psalm 127): „Wenn der Herr nicht das Haus baut, dann arbeiten die umsonst, die daran bauen“.

Bei diesen beiden, das heißt der Ganzheit und dem Mangel, welche „Vater und Mutter“ sind, zeigt sich, dass der Schöpfer derjenige ist, der ihm hilft, ihm eine Seele gibt, die der Geist des Lebens ist. Und dann wird das Neugeborene geboren. Darum sagten unsere Weisen: „Es gibt drei Partner im Menschen“. Das Neugeborene, das geboren wurde, wird als zukunftsfähiger Nachkomme betrachtet, das bedeutet, dass es lange leben wird. Wenn es allerdings nicht die Seele hat, die ihm der Schöpfer gibt, wird dieses Neugeborene als „tot geboren“ angesehen, das heißt, es kann nicht existieren und „fällt von seiner Stufe“. Man sollte wissen, dass der Schöpfer geben möchte, wie an verschiedenen Stellen erklärt wird, dass „das Höhere Licht nicht aufhört zu scheinen“, aber der Mensch braucht Kelim, die zum Empfangen geeignet sind.

Daher muss er zwei Unterscheidungen treffen, was von der Vorbereitung des Menschen abhängt, weil es zwei Kräfte im Menschen gibt:

1) Kräfte des Empfangens,

2) Kräfte des Gebens.

Er muss beide Kräfte korrigieren, damit sie in der Absicht zu geben sind. Die Kraft des Gebens in einem Menschen wird „Mann“ genannt, und die Kraft des Empfangens in einem Menschen wird „Frau“ bzw. „weiblich“ genannt. Befruchten heißt, dass ein Mensch sich anstrengt, um etwas zu erhalten. Zum Beispiel, wenn ein Mensch Weizen braucht, dann sät er Weizen. Das heißt, dass seine Arbeit Weizen hervorbringen wird. Und wenn er Kartoffeln braucht, wird er Kartoffeln säen. Das heißt, er strengt sich an gemäß dem, was er möchte; und dies ist das was er verdienen wird.

In der Arbeit des Schöpfers ist es ähnlich. Wenn der Mensch wünscht, die Gefäße des Gebens zu korrigieren, welche „männlich“ bzw. „Mann“ genannt werden, was man „Wenn der Mann zuerst befruchtet“ nennt – das heißt, sein anfänglicher Gedanke besteht darin, die Gefäße des Gebens zu korrigieren, dann „gebiert sie ein Mädchen“, weil bekannt ist, dass es eine umgekehrte Beziehung zwischen den Lichtern und den Kelim gibt, und das „weibliche Licht“ wird Katnut [Kleinheit, Kindheit] genannt.

„Wenn die Frau zuerst befruchtet“, das heißt, dass er wünscht, die Gefäße des Empfangens zu korrigieren, um im Geben zu sein, dann “gebiert sie einen Jungen“, das bedeutet männliches Licht, welches das Licht von Gadlut ist [Größe, Erwachsensein]. „Und der Schöpfer gibt die Seele“. Der Schöpfer unterscheidet im Tropfen, das bedeutet die Arbeit des Menschen, welcher Art seine Aussaat war, das ist die Vorbereitung. Das bedeutet, wenn er möchte, dass seine Empfangsgefäße für das Geben arbeiten, dann gibt ihm der Schöpfer eine männliche Seele, welche „Neshama [Seele] von Gadlut“ genannt wird. Und wenn er als ein „Mensch“ betrachtet wird, das heißt, wenn er möchte, dass seine Gefäße des Gebens nur um zu geben arbeiten, dann empfängt er vom Schöpfer das Licht von Katnut, das „weiblich“ genannt wird.

 

korrigiert, EY, 3.12.2023

Das Vermächtnis eines spirituellen Giganten

Über Yehuda Ashlag (Baal HaSulam)

Er wusste, dass die Uhr tickte; er wusste, dass sie nach Israel ziehen mussten; er erklärte dem israelischen Premierminister, wie Israel wirklich unabhängig sein kann; und er widmete sein Leben der Hilfe für das jüdische Volk und die gesamte Menschheit. Yehuda Ashlag, bekannt als Baal HaSulam, der größte Kabbalist der Neuzeit und einer der größten aller Zeiten starb 1954. Er hinterließ uns ein Vermächtnis bedingungsloser Liebe für sein Volk, für alle Menschen und für die gesamte Schöpfung. Er hinterließ uns auch Bücher und einen Wegweiser, der uns helfen kann, so zu werden wie er.

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1985/10 Jakob zog aus

Hörtext

„Jakob zog aus.“ Nach der Interpretation von RASHI hätte es heißen müssen: “‘Jakob ging nach Haran.’ Warum heißt es, dass er auszieht? Es besagt, dass der Auszug eines Gerechten aus einem Ort einen Abdruck hinterlässt. Wenn der Gerechte in der Stadt ist, ist er ihre Pracht, ihr Glanz, ihre Herrlichkeit. Wenn er aus ihr auszieht, gehen der Stadt Pracht, Glanz und Herrlichkeit verloren.” Das sind seine Worte. Weiterlesen

1991/47 Was bedeutet es in der Arbeit, dass die Rechte und die Linke im Gegensatz zueinander stehen?

Der Vers sagt (5. Moses 29,8): „Haltet die Worte dieses Bundes und handelt danach, damit ihr weise seid in allem, was ihr tut.“ Wir sollten verstehen, warum er sagt: „Haltet und handelt danach, damit ihr weise seid in allem, was ihr tut.“ Das bedeutet, dass die Handlung so ist, dass ihr dadurch „in allem, was ihr tut, weise seid“. Daraus folgt, dass die Handlung wie eine Vorbereitung ist, wobei wir durch die Handlung in der Lage sein werden, weise zu sein bei dem, was wir tun.

Das bedeutet, dass es hier zwei Dinge in der Arbeit zu unterscheiden gibt:

  1. Die Handlung, wie es geschrieben steht: „Und handelt danach.“
  2. Das Lernen im Tun, wie es geschrieben steht: „Damit ihr weise seid in allem, was ihr tut.“

Auf den ersten Blick ist dies ein Widerspruch: Einerseits bedeutet es, dass die Hauptsache die Handlung ist, wie es geschrieben steht: „Und haltet und handelt danach.“ Aber dann heißt es: „Damit ihr weise seid in allem, was ihr tut.“ Das bedeutet, dass die Handlung nur ein Mittel ist, wodurch man mit der Weisheit des Verstands und dem Wissen belohnt wird. Weiterlesen

Ein Licht in der heutigen Zeit – Artikel über Baal HaSulam

„Ein Licht in der heutigen Zeit“

Zeitungsartikel über Yehuda Ashlag von Rabbi Micha Odenheimer / Zeitung Haarez, 16.12.2004

[Anmerkung der Übersetzer: Der folgende Artikel wurde nicht von einem Mitglied der Kabbala Studiengruppe Bnei Baruch verfasst. Da er jedoch ein sachgerechtes und umfassendes Bild über Rav Yehuda Ashlag (Baal HaSulam) abgibt, haben wir uns für eine Veröffentlichung auf unserer Website entschieden]

Trotz seiner überzeugenden Verbindung der Mystik mit gesellschaftlichen Konzepten wurde der vor 50 Jahren verstorbene Rabbi Yehuda Ashlag bisher kaum auf der Bildfläche des kollektiven Gedächtnisses wahrgenommen – bis vor einigen Jahren, als eine neue Welle der zeitgenössischen jüdischen Spiritualität aufkam – ausgelöst durch Madonna, Demi Moore, Mick Jagger und die Herzogin von York. Weiterlesen

Dargot 5: Die Bedeutung der Sünden, die zu Verdiensten werden

Die Bedeutung der Sünden, die zu Verdiensten werden, kann so verstanden werden, dass, wenn ein Mensch eine Frage hat, sie gewiss ein großer Frevel ist, weil diese Frage ihn dazu bringen könnte, in die Klipa [Schale/Hülle] hinabzusteigen, die „das Nachdenken über den Ursprung“ genannt wird. Wenn der Mensch aus Furcht bereut, das heißt, sich selbst stärkt und sich von diesen Gedanken nicht beeindrucken lässt, dann werden sie für ihn zu Fehlern. Das heißt, sie werden nicht als Sünde, sondern als Fehler angesehen. Mit anderen Worten: Es wäre besser, wenn kein fremder Gedanke zu ihm käme, aber jetzt, wo er kommt, hat der Mensch keine andere Wahl, als sich zu kräftigen, indem er die Last des Himmelreichs annimmt.
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1985/5 Geh hinaus aus deinem Land

Rabash, Artikel Nr. 5, 1985

“Geh hinaus aus deinem Land und aus deiner Verwandtschaft und aus dem Haus deines Vaters in das Land, das ich dir zeigen werde.” (1. Mose 12,1)

Das ist verwirrend, denn es entspricht nicht der Ordnung der Wirklichkeit. Denn zuerst verlässt man das Haus des Vaters, dann die Verwandtschaft und dann das Land. Diese Fragen stellen sich die Interpreten.

In der Arbeit sollte man verstehen, dass „dein Land“ von dem Wort Razon [Verlangen] stammt, wie die Weisen sagten: „Die Erde lasse Gras sprießen“ (1. Mose 1,11), denn sie war erfreut, den Willen ihres Schöpfers zu befolgen. Dementsprechend bedeutet „Geh aus deinem Land“, dass der Mensch aus seinem Verlangen herausgeht. Das ist das Verlangen, mit dem er erschaffen wurde, genannt „das Verlangen, Freude und Vergnügen zu empfangen“, was als Selbstliebe betrachtet wird. Deshalb wurde der Mensch aufgefordert, aus der Selbstliebe herauszugehen. Weiterlesen

Und Hiskia wandte sein Gesicht zur Wand

Artikel 15, 1985

Es steht im Sohar (Wajechi, Punkt 386) geschrieben: „Rabbi Yehuda eröffnete die Rede und sagte: ‚Und Hiskia wandte sein Angesicht zur Wand und betete zum Herrn.'“ Dies sind seine Worte im Sulam [Leiter] Kommentar „Man sollte nur nah bei einer Wand beten und nichts sollte sich zwischen ihm und der Wand befinden, wie es geschrieben steht: ‚Und Hiskia wandte sein Gesicht zur Wand.'“

Wir sollten verstehen, was die „Wand“ ist, an der der Mensch beten soll. Und was die „Trennung“ ist, wo er doch sagt, dass nichts getrennt werden darf. Der Sohar interpretiert und im Sulam (Punkt 392) steht geschrieben: „Eine Wand ist der Herr des ganzen Landes, und sie ist die Shechina [Gegenwart Gottes].“

Dementsprechend sollte man das, was er sagt, dahingehend interpretieren, dass der Mensch an einer Wand beten muss, also in der Nähe der Shechina. Es ist jedoch nicht bekannt, was das Maß für die Nähe zur Wand ist. Er interpretiert, dass nichts zwischen ihm und der Wand stehen darf. Deshalb sollte man die Frage der Trennung so interpretieren, wie bei der Tewilla [rituelles Baden], bei Netillat Yadaim [rituelles Waschen der Hände] und bei den vier Arten, bei denen der Palmzweig, die Myrte und die Weide mit einem Palmblatt zusammengebunden werden, weil sie von der gleichen Art sind.

Daraus folgt, dass die Trennung zwischen ihm und dieser Wand darin besteht, – so wie die Shechina die Niederen beschenkt, so sollte der Mensch die Kraft des Empfangens ablegen – dass sein Verlangen nur existiert, um den Schöpfer zu beschenken. Zu diesem Zeitpunkt spricht man von einer Annäherung an die Wand.

Aber zuerst muss man verstehen, und es ist die Pflicht zu versuchen, so sehr es möglich ist, mit dem kleinen Verstand des Menschen zu verstehen, wofür er beten muss, d.h. welchen Mangel er betrachten und dann sagen soll, dass dies das Wichtigste ist, dass er braucht, und dass er, wenn er diesen Mangel befriedigen kann, nichts anderes braucht.

Es ist bekannt, dass die Essenz des Gebets für die Shechina im Exil ist. Aber auch das bedarf einer Erklärung. An vielen Stellen steht geschrieben, dass das Wichtigste, wofür der Mensch beten muss, die Erhebung der Shechina aus dem Staub ist. Es gibt viele Auslegungen dafür, und das Wenige, das man verstehen kann, ist das Himmelreich. Das ist es, was der Mensch auf sich nimmt – dass er nichts in der Welt hat, was sein Ziel ist, außer dem König zu dienen und nicht, um eine Belohnung zu erhalten. Dadurch wird er mit Dwekut an den Schöpfer belohnt und wird in der Lage sein, den König zu erfreuen, wie in „Wie Er barmherzig ist, so sei auch du barmherzig.“ Zu dieser Zeit wird er in der Lage sein, den Gedanken der Schöpfung, Seinen Geschöpfen Gutes zu tun, einzuhalten.

Die Einsicht, die man „dem Schöpfer Zufriedenheit schenken“ nennt, hat jedoch keinen Platz in den Geschöpfen, denn sie sind mit dem Wunsch geboren, zu empfangen. Aus diesem Grund sind sie völlig unfähig, das Konzept des Gebens zu begreifen. Dies ist vergleichbar mit einem Gegenstand, der im Staub liegt und niemand bemerkt, dass er aufgehoben werden sollte. Dies wird „Shechina im Staub“ genannt. Es ist so, wie geschrieben steht (Die Selichot [Vergebung] der dreizehn Eigenschaften): „Ich werde mich an Gott erinnern und mich nach Ihm sehnen, wenn ich sehe, dass jede Stadt auf ihren Fundamenten aufgebaut ist und die Stadt Gottes bis auf den Grund herabgesunken ist.“

Eine „Stadt“ bedeutet, wie geschrieben steht (Prediger, 9), „eine kleine Stadt mit wenigen Menschen darin“. Eben Esra interpretiert dies wie folgt: „Die früheren Interpreten sagten, es sei eine Allegorie: „Eine kleine Stadt“ ist der Körper des Menschen, und „wenige Menschen darin“, gemeint sind die Zeugungsfähigen, die Diener der Seele.

Deshalb ist auch hier die „Stadt Gottes“ so zu interpretieren, dass, wenn der Körper will, dass Gott in ihm wohnt, in diesem Körper, dann wehren sich alle Organe dagegen. Die Arbeit der Selbsthingabe, d.h. die Arbeit für den Schöpfer, ist Arbeit in äußerster Niedrigkeit, und diese Arbeit hat den Geschmack von Staub. Im Fluch der Schlange (1. Mose 3,14) steht geschrieben: „…, so sollst du verflucht sein mehr als alles Vieh und mehr als alle Tiere des Feldes. Auf deinem Bauch sollst du kriechen und Staub sollst du fressen dein Leben lang.“ Das bedeutet, dass alles, was er essen wird, wie Staub schmecken wird.

So ist es auch hier: Wenn ein Mensch beginnt, für den Schöpfer zu arbeiten, und nicht sieht, dass die Eigenliebe allen Nutzen daraus zieht, dann wird diese Arbeit entwürdigt, und alles, was er dabei tut, schmeckt wie Staub. Das nennt man „Die Stadt Gottes ist bis auf den Grund herabgesunken“. Das heißt, wenn es eine Trennung zwischen ihm und der Shechina gibt, das heißt, wenn seine Arbeit auf der Grundlage von Eigenliebe aufgebaut ist, dann denkt er, dass er die höchste Vollkommenheit erreicht hat.

Wenn er aber die Trennung zwischen sich und der Wand beseitigen und auf der Grundlage des Gebens arbeiten will, fühlt er sich vollkommen am Boden, da er nicht sieht, dass er bei dieser Arbeit alles empfangen muss für seinen Willen zu empfangen. Zu diesem Zeitpunkt widersetzen sich alle Organe dieser Arbeit.

Jetzt kann man verstehen, wofür der Mensch beten muss. Das Gebet sollte in erster Linie für die Shechina sein, die im Staub liegt. Das bedeutet, dass die Arbeit, die der Mensch dem Schöpfer schenkt, gemein und verachtenswert ist, und er den Schöpfer bittet, seine Augen zu öffnen und die Dunkelheit, die vor seinen Augen ist, zu entfernen.

Und hiernach fragen wir, wie es geschrieben steht (Psalm 113,7): „Der den Geringen aufrichtet aus dem Staub und den Armen erhöht aus dem Kot.“ Es ist bekannt, dass die heilige Shechina als arm und dürftig bezeichnet wird, wie es im Sohar geschrieben steht, „und sie liegt im Staub.“ „Er hebt die Armen aus dem Abfall“ bezieht sich auf diejenigen, die sich an den Schöpfer klammern wollen, aber fühlen, dass sie niedrig sind, und sie sehen nicht, wie sie aus diesem Schmutz herauskommen können. Zu diesem Zeitpunkt bitten sie den Schöpfer, sie zu erheben.

Wo der Körper der Arbeit zustimmt, die auf dem Willen zu empfangen basiert, da sie keine Ahnung vom Geben haben, ist ihre Arbeit mit Stolz verbunden, das heißt, sie sind stolz darauf, Diener des Schöpfers zu sein, während andere in völliger Niedrigkeit sind, und sie immer die Fehler der anderen sehen.

Diejenigen aber, die auf dem Pfad der Wahrheit wandeln, die die Selbsthingabe erreichen wollen, sind bescheiden, weil sie sehen: „Ohne die Hilfe des Schöpfers hätte er es nicht überwunden.“ Daher empfinden sie in sich selbst keinen besonderen Verdienst gegenüber den anderen. Diese Menschen werden „niedrig“ genannt, weil sie sich mit dem Geben verbinden wollen, was Niedrigkeit ist, und das ist ein weiterer Grund, warum sie „niedrig“ genannt werden.

Zu dieser Zeit können sie sagen, was geschrieben steht: „Der Herr ist hoch, groß und schrecklich. Er erniedrigt die Stolzen zur Erde und erhebt die Niederen zum Himmel“, denn dann sagen sie, dass das, was vorher niedrig war, jetzt hoch und erhaben, groß und schrecklich ist. Das liegt daran, dass sie jetzt fühlen, dass das, was vorher Arbeit in Selbstliebe war, was Stolz ist, als sie stolz auf diese Arbeit waren, jetzt zur Niedrigkeit geworden ist, da sie sich schämen, für die Selbstliebe zu arbeiten.

Aber wer gab ihnen die Kraft, dies zu fühlen? Es war der Schöpfer, der sie ihnen gab. Deshalb sagt der Mensch zu dieser Zeit: „Senkt die Stolzen zu Boden“, während die Arbeit der Selbsthingabe, die vorher niedrig war, jetzt zur größten Belohnung geworden ist. Und wer hat das für ihn getan? Nur der Schöpfer. Zu dieser Zeit sagt der Mensch: „Und erhebt den Niederen in den Himmel“.

Shechina im Exil bedeutet, dass man das Gefühl haben sollte, im Exil zu sein. Das heißt, da ein Mensch eine „kleine Welt“ genannt wird, weil er aus siebzig Nationen besteht, und Israel in ihm im Exil ist, was bedeutet, dass das Volk Israel (in ihm) den Nationen der Welt in ihm versklavt ist und nichts für sein eigenes Wohl tun kann, sondern nur für die Nationen der Welt, und das Volk Israel wird Yashar-El [direkt zum Schöpfer] genannt, welches dem Schöpfer geben will, will der Mensch stattdessen arbeiten, um zu empfangen, was „die Nationen der Welt“ genannt wird. 

Dementsprechend sollte man „Israel, das ins Exil gegangen ist“ so interpretieren, dass, wenn Israel im Exil ist und nicht Yashar-El tun kann, die Shechina bei ihm ist. Auch sie ist im Exil, so als könne sie nicht über den Menschen herrschen, weil sie scheinbar von ihm beherrscht wird. Das ist die Bedeutung dessen, was König David sagte (Psalm 115): „Nicht uns, Herr, nicht uns, sondern Deinem Namen gib Ehre, Deiner Barmherzigkeit, Deiner Wahrheit. Warum sollten die Nationen sagen: ‚Wo ist ihr Gott?‘ und unser Gott ist in den Himmeln; Er tut, was Ihm gefällt.“

Nach dem oben Gesagten sollte man interpretieren, dass der Mensch den Schöpfer bittet, ihm aus dem Exil herauszuhelfen. Das ist die Bedeutung der Worte „Nicht für uns“, d. h. für den Willen, zu empfangen. Das heißt, der Mensch will, dass seine Gedanken, Wünsche und Taten nicht für seinen Willen zu empfangen bestimmt sind, der als wichtig für die Völker der Welt angesehen wird.

Vielmehr soll „Deinem Namen die Ehre gegeben werden“, damit die Shechina nicht im Exil bleibt und als Staub betrachtet wird, sondern damit die Herrlichkeit des Himmels offenbart wird, die heißt: „Möge Sein großer Name wachsen und geheiligt werden.“ Das ist die Bedeutung von „Warum sollten die Nationen sagen“, womit die Nationen der Welt in einem Menschen gemeint sind, die „Nationen“ genannt werden. Was sagen sie? „Wo ist ihr Gott?“, d.h. sie widersetzen sich dem Glauben Israels, denn ihre Arbeit ist im Verstand und im Herzen, und alles, was sie (die Nationen) tun, ist vernünftig.

Aber „unser Gott ist in den Himmeln“, d.h. ganz klar über der Vernunft, genannt „Himmel“, der über dem Verstand ist. Und warum hat es (der Schöpfer) so gemacht, dass unsere Arbeit über der Vernunft sein soll? Wir sagen nicht, dass Er nicht anders handeln könnte. Vielmehr, „Er tut, was Ihm gefällt“, und Er hat verstanden, dass die Arbeit über der Vernunft ein besserer Weg ist, um das Ziel zu erreichen, die Freude und das Vergnügen empfangen zu können, und dennoch in der Absicht um zu geben zu bleiben, und nicht im Genuss für sich selbst.

Man sollte „um Deiner Barmherzigkeit willen, um Deiner Wahrheit willen“ so interpretieren, dass der Mensch zum Schöpfer betet: „Gib Deinem Namen die Ehre“. „Deine Barmherzigkeit“ bedeutet, dass die Qualität der Barmherzigkeit über ihn ausgegossen wird, damit er die Kraft hat, in der Qualität der Barmherzigkeit zu wandeln, die „Gefäße der Selbsthingabe“ genannt wird, und dass der Mensch dadurch die Gleichwertigkeit der Form haben wird.

Danach wird er in der Lage sein, die Wonne und das Vergnügen zu empfangen, das als „Qualität der Wahrheit“ bezeichnet wird, wie im Studium der Zehn Sefirot (Teil 13, S. 1.419, und in Or Pnimi) interpretiert wird: „Deshalb wird die Offenbarung Seiner Führung ‚Wahrheit‘ genannt, denn sie ist wirklich Sein Wille. Der Mensch entdeckt diese Wahrheit in Seiner Führung, die darin besteht, Seinen Geschöpfen Gutes zu tun, und deshalb wird diese Korrektur in SA ‚Wahrheit‘ genannt.“ Dies ist die Bedeutung von „Deine Wahrheit“.

RABASH, Brief 68

18. Dezember 1963, achter Tag von Chanukka

Hallo und alles Gute für meinen Freund,

Ich sende dir und deiner Familie Glückwünsche. Möge deine Familie Zufriedenheit, Frieden und Gesundheit erfahren. So wie deine Familie gewachsen ist, so mögen auch alle Werke, an denen du beteiligt bist, wachsen, sowohl körperlich als auch spirituell, und mögest du in ihnen Erfolg und Segen finden.

Unsere Weisen haben beschlossen, an die zwei Wunder, die sich für ganz Israel ereigneten, öffentlich zu erinnern: Chanukka und Purim. An Chanukka (Rast) geschieht dies durch das Anzünden der Kerzen und an Purim (Los, Schicksal) durch das Lesen der Megilla (Tanach Abschnitt “das Buch Esther“). Chanukka ist nur eine Rast bevor man weitergeht bis zu Purim, welches das Ziel ist.

Dabei muss man verstehen, weshalb wir an Chanukka die Kerzen nach außen zeigen müssen, dann, wenn alle den Markt verlassen haben, so dass sie alle sehen können. An Purim findet dies nicht statt. Auch sollte man verstehen, wieso die Weisen an Chanukka die Frage, “was ist Chanukka” stellen.

Wir sollten zwischen einem Wunder, das sich auf die Spiritualität bezieht, und einem Wunder, das sich auf die Materialität bezieht, unterscheiden. 

Was ist überhaupt mit Wunder gemeint? Es ist bekannt, dass etwas Natürliches nicht als Wunder angesehen wird, aber das, was über die Natur hinausgeht, wird als Wunder betrachtet. Natürlich bedeutet etwas, das der Mensch allein tun kann. Das wird als natürlich bezeichnet. Aber was der Mensch nicht tun kann, gilt bereits als über der Natur stehend.

Wenn zum Beispiel jemand schwer krank ist und alle Ärzte aufgegeben und gesagt haben, dass sie dem Patienten nicht helfen können, dann sagt eine sogenannt gläubige Person zum Schöpfer: „Lieber Gott, jetzt kann mir niemand außer Dir helfen. Tue ein Wunder und heile diesen Kranken.“ Und wenn der Kranke geheilt wird, nennt das diese Welt ein „Wunder vom Himmel“.

In der Spiritualität ist die Bedeutung eines Wunders eine andere. Wenn ein Mensch geboren wird, ist der böse Trieb sofort mit ihm verbunden, wie es geschrieben steht: „Die Sünde sitzt vor der Tür“. Der gute Trieb zeigt sich erst nach dreizehn Jahren. Die Weisen sagten: „Das Gericht sei gewarnt, die Worte des Klägers zu hören, bevor der Anwalt des Beklagten kommt“, denn sie werden das Argument des Klägers rechtfertigen. Wenn also der böse Trieb mit seinen Argumenten zu einem Menschen kommt, ist er gezwungen, ihm zuzuhören. Erst später, wenn der gute Trieb kommt, werden dessen Worte nicht mehr gehört. Daraus folgt, dass der gute Trieb im Exil ist und der böse Trieb die volle Kontrolle über den Körper des Menschen hat. Dies wird als Spiritualität im Exil, unter der Herrschaft des Körpers, betrachtet.

Der Mensch kann aus diesem Exil alleine nicht herauskommen. Nur die Höhere Kraft kann ihn befreien. Die Weisen sagten dazu: „Die Neigung des Menschen überwältigt ihn jeden Tag und versucht, ihn zu töten. Ohne Hilfe des Schöpfers kann er sie nicht überwinden.“ Daraus ersehen wir, dass nur die Höhere Kraft helfen kann, und dies wird in der Spiritualität ein Wunder genannt.

An Chanukka wird gesagt: „Das böse Reich Griechenlands kam über Dein [des Schöpfers] Volk Israel, um es Deine Lehre vergessen zu lassen und es von den Gesetzen Deines Willens abzubringen.“ Damit ist gemeint, dass die Griechen [der böse Trieb] mit ihrer Philosophie über das Volk Israel herrschen wollten und deshalb diente das Exil nur dazu, das Volk Israel in der Spiritualität voranzubringen.

Das ist die Bedeutung der Worte: „Die Griechen haben sich um mich versammelt … und haben die Mauern meiner Türme zerbrochen.“ Der heilige ARI sagt, dass Chomat (Mauer) vom Wort Tehum (Gebiet/Zone) abstammt, was bedeutet, dass das Volk Israel eine Grenze hat, was es denken darf. Das heißt, man muss glauben, dass die Höhere Kraft die Welt mit wohlwollend führt, auch wenn wir es nicht verstehen.

Eine [Landes] Grenze bedeutet auch, dass eine Mauer errichtet ist, die Feinde nicht durchdringen können. Spirituell meint dies ein Schutz vor fremden Gedanken. Deshalb wird der Glaube eine „Mauer“ genannt. Die Griechen durchbrachen diese Mauer, doch es geschah ein Wunder, und die Höhere Kraft half dem Volk Israel, wie es heißt: „Wäre nicht die Hilfe des Schöpfers gewesen, hätten sie dies nicht überwunden.“

Daraus folgt, dass das Wunder von Chanukka ein spirituelles Wunder war. In der Spiritualität müssen wir aber immer mit “was“ hinterfragen, da wir sonst das Wunder nicht spüren. Deshalb fragten die Weisen: „Was ist Chanukka?“. Dies darum, damit jeder nach dem Wunder der Spiritualität fragt. Was meint, dass zuerst die Bedeutung des spirituellen Exils erkannt werden muss, um dann die spirituelle Erlösung erlangen zu können.

Und deshalb sollten wir dies verbreiten, damit sich alle Menschen dafür beginnen zu interessieren. Andernfalls werden wir weder das Exil noch die Erlösung fühlen, denn das Exil ist eine Frage des Gefühls.

Dazu ein Beispiel: Jemand, der seinen Freund am Shabbat Auto fahren sieht (orthodoxe Juden fahren am Shabbat nicht Auto), geht auf ihn zu und fragt ihn ob er es bereut, am Shabbat Auto zu fahren. Schließlich haben die Weisen gesagt: ‚Die Gottlosen sind voller Reue.‘ Er wird ihn sicher auslachen. Was bedeutet es also, dass unsere Weisen sagten, die Gottlosen seien voller Reue? Nur derjenige, der spürt, dass er böse ist, kann bereuen. Derjenige, der es nicht fühlt, bereut nicht. Wer also etwas tut, wie am Shabbat mit dem Auto zu fahren und diese Sache nicht bereut, fühlt nicht, dass er böse ist, denn er glaubt nicht an den Schöpfer, und betrachtet sich daher nicht als böse, weil er am Shabbat fährt.

Daraus folgt, dass ein Mensch nicht im spirituellen Exil sein kann, wenn er es nicht spürt. Damit man beginnt, über sich selbst nachzudenken, muss man sich deshalb immer fragen “was ist Chanukka?“ 

An Purim ist es anders. Dort findet die Erlösung auf physischer Ebene statt. Deshalb ist es dann nicht nötig, “was“ zu fragen. Ein körperliches Exil ist etwas, das jeder kennt und fühlt, so dass, wenn das Wunder bekannt gemacht wird, jeder weiß, was gemeint ist.

Deshalb wird an Chanukka gesagt: „Diese Kerzen … und wir haben keine Erlaubnis, sie zu benutzen“. Denn das Wunder betrifft die Spiritualität. An Purim aber heißt es “Fest und Freude“, da das Wunder den Körper betrifft.

Möge der Schöpfer uns helfen, Erlösung in spiritueller und körperlicher Hinsicht zu erlangen, Amen.

Von Ihrem Freund, der Ihnen und Ihrer Familie das Beste wünscht,

Baruch Shalom HaLevi Ashlag