Dargot 33: Was ist Amalek, dass man die Erinnerung an es auslöschen soll?

Den Frevlern erscheint es dünn wie ein Haar (Sukka 50b), das bedeutet, dass man ihnen zeigt, dass Amalek nicht so viel Kraft hat, als dass man ihn nicht besiegen könnte.

Und den Gerechten erscheint es wie ein hoher Berg, weil sie selbst über Kraft verfügen, dadurch dass sie Gerechte sein und somit für den Schöpfer arbeiten wollen. Deswegen wird ihnen jedes Mal mehr und mehr Böses gegeben, damit sie es überwinden und in die Heiligkeit hineinführen. Sie nehmen sozusagen jedes Mal den Eigennutz und arbeiten dann statt für den Eigennutz für das Wohl und den Nutzen des Schöpfers.

Man kann es mit einem Gleichnis so zum Ausdruck bringen, dass sie, als sie mit der Arbeit begannen, im Essen und im Trinken und Ähnlichem zehn Gramm Genuss spürten und damals in der Lage waren, darauf zu verzichten.

Anschließend gibt man ihnen Geschmack an physischen Genüssen in der Größe von fünfzehn Gramm, und dann beginnt schon die nächste Arbeit. Und sie fühlen, dass sie schlimmer werden, also dass ihnen die Überwindungskraft verloren geht, da sie sehen, dass die Arbeit der Überwindung größer wird.

Dann muss man sagen, dass dies nicht die Wahrheit ist, sondern man zuvor lediglich den Geschmack von zehn Gramm gespürt und überwunden hat, und jetzt schafft man es bei fünfzehn Gramm nicht [mehr], sie zu überwinden.

Und später ist man dann doch durch Arbeit und Gebet in der Lage, die fünfzehn Gramm zu überwinden, und dann gibt man ihnen noch mehr Geschmack an den physischen Dingen, und zwar zwanzig Gramm Genuss, und sie sehen wieder, dass sie nicht überwinden können. Und wenn sie zurückschauen, dann fragen sie sich selbst, warum sie sich zuvor überwinden konnten, als es um Schlaf und die übrigen Dinge ging – und jetzt sehen sie, dass sie schlimmer wurden als damals.

Und man muss auch verstehen, dass dies nicht wahr ist, sondern zuvor, als sie zehn Gramm wahrgenommen haben, da hatten sie die Fähigkeit zur Überwindung und nun, da ihnen der Geschmack von zwanzig Gramm Genuss gegeben wird, können sie sich natürlich noch nicht überwinden.

Denn sie hatten noch nie in ihrer Arbeit auf zwanzig Gramm verzichten müssen, denn sogar ihr ganzes Leben war in ihren Augen nicht mehr wert als zehn Gramm Genuss; und nun fühlen sie, dass ein Leben zu leben mehr wert ist als zehn Gramm, und deswegen fällt ihnen die Hingabe schwerer als zuvor.

Dargot 32: Die Größe des Menschen ist gemäß seiner Arbeit

Wir haben gelernt, dass Rabbi Jossi sagt [1]: Nicht der Platz des Menschen ehrt ihn, sondern der Mensch ehrt seinen Platz, wie wir es am Berge Sinai gesehen haben: solange die Shechina [2] darauf weilt, sagt die Tora: Auch kein Kleinvieh noch Rind lass weiden gegen diesen Berg hin.[3] Sobald die Shechina ihn verlässt, sagt die Tora: Wenn das Horn anhaltend ertönt, dürfen sie den Berg besteigen.[4]

Und ebenfalls sahen wir es beim Zelt der Begegnung in der Wüste, dass in der ganzen Zeit, da es aufgeschlagen war, die Tora sagte: Gebiete den Kindern Israel, dass sie entlassen aus dem Lager alle Aussätzigen[5], sobald aber die Vorhänge zusammengerollt wurden, erlaubte man den Aussätzigen und von Eiterfluss Befallenen einzutreten (Taanit 21b). Weiterlesen

Dargot 31: Wie sehr liebe ich Deine Weisung

Wie sehr (=Was) [1] liebe ich Deine Tora (Weisung)! Immerdar rede ich davon. [2] Deine Mizwa (Gebot) macht mich weiser als meine Feinde.“ [3]

Es gibt viele Was-Fragen:

  1. Was soll euch dieser Dienst?[4] (Der ausführlichere Text lautet: ..wenn eure Söhne zu euch sprechen: Was soll euch dieser Dienst?)
  2. Was fordert der Ewige von dir?[5] (Der ausführlichere Text lautet: Was fordert der Ewige von dir, als dass du ihn fürchtest,…, dass du achtest die Gebote des Ewigen und seine Satzungen)

Dabei stehen die Was-Fragen im Widerspruch zueinander, wobei das eine Was? von der Entfernung vom Schöpfer zeugt und das zweite Was? von der Annäherung an den Schöpfer. Denn fordert kommt von fordert Deinen Frieden. Doch beide sind sie ein Aspekt der Tora; sie beide wollen uns eine Sache lehren, nämlich dass der Mensch sie im Aspekt der Tat [6] lernen muss.

Und wir müssen Folgendes verstehen: Was fordert der Ewige von dir? ist vollkommen klar – das bedeutet, wir verstehen, dass der Mensch lernen und verstehen soll, um zu wissen, was er zu tun hat. Doch was will uns Was soll euch dieser Dienst? lehren?

Und da die Schrift es so sagt, muss der Mensch diesen Zustand sicherlich in seiner ganzen Verwerflichkeit fühlen und wozu das für ihn notwendig ist. Denn scheinbar wäre es doch besser, wenn der Mensch niemals in diesen Zustand geriete. Und wenn ihm solche Gedanken kommen, dann wäre es doch besser, wenn er ihnen keine Beachtung schenkt.

Nun sehen wir, dass es auf die Fragen eines Frevlers nur eine einzige Antwort gibt: Mache ihm die Zähne stumpf[7], und ihr Kern besteht, wie die Weisen sagten, im einschärfen[8]: Die Worte der Tora sollen geschärft sein in deinem Munde, sodass wenn dich Einer etwas fragt, du nicht stotterst, sondern ihm sofort antwortest (Kidushin 30a). Und was sollst du zu diesem Was? sagen? Das zweite Was?! Also: Was fordert der Ewige von dir, als dass du Ihn fürchtest?[9]

Das bedeutet, dass man wissen muss, dass das erste Was? vom Ewigen, deinem Gott, erfragt wurde und nicht von dir, also dass der Ewige dieses Was? in deine Gedanken brachte, denn es gibt keine andere Kraft in der Welt, wie geschrieben steht: Es gibt nichts außer Ihm.

Und natürlich hätte der Schöpfer keine Schöpfung erschaffen, die gegen Ihn wäre, sondern Er schuf diesen Gedanken, um dich in Ehrfurcht zu versetzen, deren Kern das Empfangen des Jochs des himmlischen Königreichs über dem Verstand ist. Denn durch die Frage des Frevlers muss er jedes Mal aufs Neue das Joch des himmlischen Königreichs empfangen, genannt Ehrfurcht.

Und das Mittel, um die Kraft zur Überwindung zu haben und das Joch des Königreichs des Himmels zu empfangen, besteht in Tora und Mizwot, durch deren Erfüllung sich der Mensch des Bösen entleert, denn nur dann wird er die Möglichkeit haben, das Joch des Königreichs des Himmels zu empfangen.

Und das ist der verborgene Sinn von Gott tut, dass man sich vor ihm fürchtet[10]. Denn jeder schlechte Zustand, den wir spüren, hat nur zum Zweck, dass der Mensch nicht in dem Zustand verweilt, in dem er ist. Wenn also der Mensch nicht kraft der Größe des Schöpfers aufsteigt, dann ist er nicht in der Lage zu überwinden, und nur wenn der Mensch die Größe des Schöpfers spürt, dann ergibt sich sein Herz. Und so heißt es, dass er kraft der Ehrfurcht vor dem Schöpfer aufsteigen soll.

Folglich bewirken diese Fragen, dass der Mensch den Schöpfer braucht, damit Dieser ihm das Herz und die Augen öffnet, um der Größe des Ewigen würdig zu werden, denn sonst reicht ihm die Ehrfurcht vor dem Himmel aus, die er seitens der Erziehung erhalten hat. Wenn dagegen immer wieder Fragen des Frevlers in ihm aufkommen, dann reicht es ihm nicht aus, und er muss sich immer wieder kraft der Größe des Schöpfers erheben.

Und das ist die Bedeutung von Wie sehr (=Was) [11] liebe ich Dein Gesetz. Durch die Was-Fragen gibt es eine Ursache und einen Grund, um der Liebe der Weisung, der Tora, würdig zu werden. Denn sonst kann man die Was-Fragen nur gemäß dem Empfangen des Jochs des Königreichs des Himmels im Direkten Licht (Or Yashar) beantworten; und dessen wird man nur durch das in der Tora und Mizwot verborgene Leuchten würdig, deswegen: Immerdar rede ich davon[12], denn immerdar kommen die Fragen nach dem Was.

[1] Wörtl. Was (מָה) liebe ich deine Weisung
[2] Psalmen 119,97
[3] Psalmen 119,98
[4] 2. Buch Moses 12,26
[5] 5. Buch Moses 10,12
[6] Gem. auf praktische Weise
[7] Dies ist ein Zitat aus der Haggada von Pessach, aus der Antwort auf die Frage des zweiten (bösen) Sohnes
[8] 5. Buch Moses 6,7 Und du sollst sie einschärfen deinen Kindern und davon reden …
[9] 5. Buch Moses 10,12
[10] Prediger 3,14
[11] Wörtl. Was liebe ich Dein Gesetz
[12] Psalmen 119,97

Dargot 30: Weiche vom Bösen und tue Gutes

Die Arbeit des Menschen beginnt mit Tue Gutes. Und erst dann kann er Weiche vom Bösen[1] erfüllen. Denn seitens der Erziehung hat er keine Vorgabe, um das Böse als den Aspekt des Bösen zu erkennen, sondern der Mensch sehnt sich danach, die Verlangen seines Herzens zu erfüllen, denn er fühlt einen großen Genuss in der Erfüllung seiner Sehnsüchte.

Wenn man ihm dann sagt, dass die Erfüllung seiner Herzenslust zum Aspekt des Bösen gehört, weiß er nicht warum. Er muss vielmehr über dem Wissen glauben, dass es eine schlechte Sache ist, und dass man seine Wege davon wegleiten muss.

Und auch wenn er sich dem Tue Gutes widmen will, sich zum Beispiel in Zizit (Schaufäden=Gebetsmantel) zu hüllen, dann fühlt er nichts Gutes darin, denn er fühlt keinerlei Genuss, während er sich in Zizit hüllt, und er kann also nicht sagen, dass dies gut ist. Sondern er muss ebenfalls über dem Wissen glauben, dass dies eine gute Sache ist.

Danach aber, wenn er den Weg über dem Wissen beschreitet, ob im Aspekt des Guten oder im Aspekt des Bösen, wird ihm vom Himmel ein gewisser Geschmack an Tue Gutes zu kosten gegeben. Und im selben Maße, wie er sich während der Erfüllung eines positiven Gebots gut fühlt, beginnt er auch, einen schlechten Geschmack an schlechten Dingen zu verspüren. Und dann hat er bereits ein gutes Gefühl bei Tue Gutes und ein schlechtes Gefühl bei Weiche vom Bösen. Daraus folgt, dass er nun Belohnung und Strafe in dieser Welt hat.

Wer dagegen arbeitet, um Belohnung zu erhalten, erfüllt durch den Glauben an Belohnung und Strafe Weiche vom Bösen, denn obwohl er in den Verlangen seines Herzens Genuss verspürt, entfernt er sich doch von den Genüssen, um keine Strafen in der Kommenden Welt zu erleiden.

Und auch wenn er Tue Gutes erfüllt, dann kann er ebenfalls die positiven Gebote erfüllen, obwohl er darin keinerlei Geschmack spürt; doch indem er daran glaubt, dass man ihm dafür eine Belohnung bezahlen wird, hat er Kraft zur Erfüllung.

Wenn er sich dem selbstlosen Dienst widmen will, nicht um Belohnung zu erhalten, dann stellt sich die Frage, wofür er Weiche vom Bösen und tue Gutes macht; mit Sicherheit muss er verstehen, dass dies ein Gebot des Königs ist. Doch wozu braucht es der König, denn Ihm fehlt doch nichts (Gott behüte uns, anderes zu glauben), warum sollte es Ihm also an Tora und Mizwot der Unteren mangeln.

Doch natürlich dient es und dazu, uns zu korrigieren. Dann [erst] beginnt der Mensch zu bedenken, welchen Nutzen er davon hat. Daher ist die erste Arbeit über dem Verstand. Und danach erhält er Hilfe von Oben, genannt Erleuchtung vom Himmel, bis er schließlich NaRaNCHaJ (die Lichter) seiner Seele erkennt.

[1] Psalmen 34,15

Dargot 29: Der Heilige, gelobt sei Er, schaute auf ihre Taten

Der Heilige, gelobt sei Er, schaute auf die Taten der Gerechten und auf die Taten der Frevler, und es ist nicht klar, wessen Taten er will, von diesen oder von jenen, bis Er sagt: Und der Ewige sah, dass das Licht gut war, und Er schied das Licht von der Finsternis: Er will die Taten der Gerechten.

Und man muss hier nachvollziehen, wie es einen Zweifel daran geben kann, was der Ewige will. Man könnte doch denken, dass der Ewige die Taten der Frevler will.

Und gemäß der erklärten Regel, dass bevor der Mensch würdig wird, aus der Selbstliebe auszutreten und sich in ihm immer noch der Wille zu empfangen befindet und ihn beherrscht, für all die guten Taten, die der Mensch tut, gilt, dass wenn er sie auf das Geben ausrichten will, er sieht, dass sein Körper darin nicht einwilligt, denn das ist wider seine Natur.

Was immer er also in der Tora und Mizwot tut, er muss eine große Anstrengung unternehmen, da sich das Böse in seiner Mitte widersetzt. Und dann heißt dieser Zustand: Taten der Frevler, da sich das Böse immer noch in seiner Mitte befindet und ihn täglich besiegt.

Danach jedoch, wenn er gewürdigt wird, das Böse in seiner Mitte zu korrigieren und zu einem Gerechten zu werden, sind seine Taten frei von Anstrengung, da das Böse in ihm sich nicht widersetzt und ihn nicht daran hindert, all seine Taten auf das Geben auszurichten. Dann hat sich Du sollst den Ewigen, deinen Gott, lieben mit deinem ganzen Herzen – das bedeutet mit deinen beiden Trieben verwirklicht. [1] Und dann heißen seine Taten Taten der Gerechten.

Und dann wird die Frage gestellt, was der Ewige begehrt – die Anstrengung, die der Mensch aufbringt, wenn er sich jedes Mal aufs Neue bemühen muss: So offenbart der Mensch seine Bemühung; er handelt also gemäß dem wie er ist. Bei den Handlungen der Gerechten dagegen gibt es keine Anstrengung mehr, und dieser Zustand wird als Seelenruhe bezeichnet.

Die Frage ist also, was der Heilige, gelobt sei Er, begehrt, ob es die Arbeit des Menschen ist, der sich bemüht, oder die Arbeit der Gerechten, obwohl es dann keine Bemühung gibt, wie es im Heiligen Sohar geschrieben steht, Wo es Arbeit gibt, da gibt es auch Sitra Achra. In der ganzen Zeit also, da der Mensch das Böse in sich noch nicht zum Guten korrigiert hat, muss er sich abmühen.

Deswegen ist hier von „Sehen“ die Rede: Und Er sah, dass das Licht gut war und Er schied[2] – [der Vers] sagt, die Taten der Gerechten. Denn seitens des Ewigen besteht das Ziel darin, dass die Geschöpfe den Schöpfungsgedanken erkennen mögen, der darin besteht, Seinen Geschöpfen Gutes zu schenken.

Da man dies allerdings nicht ohne die Angleichung der Eigenschaften erkennen kann, muss sich der Mensch abmühen, während er die Gleichheit der Eigenschaften zu erreichen sucht und das von der Seite des Schöpfers her. Doch der Mensch muss sich seinerseits immer nach dem Aspekt der Anstrengung sehnen.

Wenn also der Mensch der Anhaftung an den Ewigen würdig wird, wenn es keine Sitra Achra und keine Bemühung mehr gibt, dann muss er sich den Aspekt der Anstrengung herbeisehnen.

Doch dann kann es keine Anstrengung mehr für ihn geben. Der Ausweg besteht darin, wie es im Heiligen Sohar geschrieben steht, dass seine Ehrfurcht aus der Vergangenheit stammen soll. Er soll also, wenn er weder Arbeit noch Anstrengung hat, sich die Bemühung aus der Zeit herbeisehnen, als er sich noch im Zustand der Taten der Frevler befand. Und dann hat er Vollkommenheit.
[1] Mishna Brachot 9,5
[2] 1. Buch Moses 1,4

Dargot 24: Was uns im Wesentlichen fehlt

Was uns im Wesentlichen fehlt und weswegen wir keinen Brennstoff für die Arbeit haben, ist der Mangel an der Wichtigkeit des Ziels. Das bedeutet, dass wir nicht wissen, wie wir unseren Dienst einzuschätzen haben, um zu begreifen, wem wir da geben. Und ebenso fehlt uns die Kenntnis der Größe des Ewigen, damit wir wahrnehmen, wie glücklich wir sind, dass wir dem König dienen dürfen – denn wir haben überhaupt nichts, um Seine Größe begreifen zu können.

Und das heißt in den Worten des Heiligen Sohar Shchinta beAfra (Shechina im Staub), also dass dem Ewigen zu dienen uns so wichtig wie Staub erscheint. Und auf jeden Fall haben wir keinen Brennstoff für die Arbeit, denn ohne Genuss gibt es auch keine Kraft für die Arbeit. Denn da, wo die Selbstliebe leuchtet, schöpft der Körper Lebenskraft daraus. Bei der Arbeit des Gebens dagegen fühlt der Körper darin keinen Geschmack von Genuss und er ist gezwungen, unter seiner Last zusammenbrechend[1] zu sein.

Wenn er dagegen fühlt, dass er einem wichtigen König dient, dann hat er gemäß der Wichtigkeit des Königs im selben Maße Genuss daran, ihm zu dienen. Also hat er dann bereits Brennstoff, der ihm die Kraft verleiht, immer wieder vorwärts zu gehen, da er fühlt, dass er einem wichtigen König dient.

Und dann, wenn er die Kenntnis und das Gefühl hat, dass er weiß, wem er da gibt, hat er im selben Maße, wie er früher die Kraft hatte, um mit der Absicht der Selbstliebe zu arbeiten, nun die Kraft, um zu geben zu arbeiten. Denn wenn man einem wichtigen Menschen gibt, dann wird das so betrachtet, als würde man von ihm empfangen. Und wie der Körper beim Empfangen die Kraft hat, für eine Belohnung zu arbeiten, so hat er auch Genuss daran, einem wichtigen König zu geben.

Und in diesem Lichte wird verständlich, was im Vorwort zu Talmud Esser haSefirot steht, im Bezug auf sie gab: Wenn es sich um einen wichtigen Menschen handelt, dann gilt sie damit als verheiratet, für den Genuss, den er von ihr bekommen hat. [2] Hier sehen wir etwas Neues, und zwar dass die Gabe an einen wichtigen Menschen gemäß dem Urteil tatsächlich dem Empfangen gleicht, obwohl er dort die Ausführung zur Eheschließung im Bezug auf das Thema des Empfangens um zu geben bringt, also dass dann das Empfangen Geben heißt.

Aber aus demselben Prinzip können wir die Kehrseite der Medaille verstehen, und zwar dass Geben Empfangen heißt. Denn deswegen hat er bereits Brennstoff, da es einem Empfangen gleichkommt, wenn er einem wichtigen Menschen gibt. Daher hat er nun Kraft für die Arbeit.

Daraus folgt, dass das Einzige, was uns fehlt, der Glaube (Emuna) an die Größe des Ewigen ist, und dann werden wir Kraft haben, um im Geben zu arbeiten.

[1] 2. Buch Moses 23,5
[2] Hier wird Bezug genommen auf die Diskussion aus dem Talmud, ob und wann ein Paar jeweils als verheiratet gilt. Im Normalfall wird eine Frau durch Zahlung eines Brautpreises durch den Mann geehelicht. In dem hier angesprochenen Fall gilt eine Ehe auch dann als vollzogen, wenn die Frau bezahlt – allerdings nur in dem Fall, wenn es sich um einen sehr angesehenen Mann handelt.

Dargot 23: Siehe, ich lege euch heute vor

Siehe, ich lege euch heute vor den Segen und den Fluch.[1] Der Satz wird mit Einzahl eröffnet und mit Mehrzahl beendet, und wir müssen auch das Konzept von Siehe verstehen, also das Sehen.

Die Einzahl bedeutet hier, dass jeder Einzelne des Aspektes des Sehens würdig werden soll, gemäß dem Vers: Und du sollst den Ewigen, deinen Gott, lieben[2], in der Einzahl. Das bedeutet, sich nicht auf den anderen zu verlassen, sondern jeder Einzelne muss [so] ein Fundament sein, dass auf diesem Fundament sein ganzer Dienst aufgebaut ist.

Und darüber hinaus muss der Mensch des Aspektes des Sehens würdig werden, wie die Weisen sagten, dass wenn der Mensch Da waren vollendet[3] sagt, er dadurch die Tatsache der Erschaffung bezeugt. Und hier müssen wir verstehen:

  1. Dieses Zeugnis, für wen muss er bezeugen?
  2. Ist es nicht etwa so, dass nur aus dem Sehen eine Zeugnis-Aussage gemacht werden kann, nicht aber aus dem Hören? Und welches Sehen gibt es hier, wenn er sagt Da waren vollendet?

Und das Zeugnis, welches der Mensch ablegen muss, besteht darin, dass es wahr ist, dass die Schöpfung, die vom Schöpfer erschaffen wurde, zum Zweck hat, Seinen Geschöpfen Gutes zu schenken. Und das geschieht, nachdem man des Aspektes des Sehens würdig wird, also des Lichtes Chochma. Wenn dieses erscheint, dann bezeugt er, dass die Erschaffung zum Zweck hatte, Seinen Geschöpfen Gutes zu schenken.

Und das ist der Aspekt von Shabbat, das Ende der Arbeit, was meint, dass das Ziel „Seinen Geschöpfen Gutes zu schenken“ bereits offenbart ist. Und das heißt, dass Er geruht hat [4] von all seinen Werken[5], da sich das Ziel bereits offenbart hat.

[1] 5. Buch Moses 11,26
[2] 5. Buch Moses 6,5
[3] 1. Buch Moses 2,1: Da waren vollendet die Himmel und die Erde und all ihr Heer
[4] Geruht hat: hebr. Shabbat
[5] 1. Buch Moses 2,3

Dargot 19: Wir beginnen über die Verbindung mit dem Schöpfer zu sprechen

Gemäß der Regel, dass wir erst bei den Taten zu besprechen beginnen, [beginnen wir] bei der Verbindung zwischen dem Schöpfer und den Geschöpfen, genannt Aspekt Ejn Sof (Unendlichkeit) – und das ist der Wille, den Geschöpfen Gutes zu tun – und nicht vorher. Demzufolge soll man nicht fragen, was der Grund dafür ist, dass der Schöpfer geben will, also worin die Ursache besteht, die dazu führte, da wir erst beim Willen zu schenken ansetzen und ab da weiter nach unten, nicht jedoch vor dem Willen.

Wenn wir fragen, worin der Grund, also die Ursache besteht, die dem Aspekt des „Gutes tun“ vorausging, dann fragen wir nach dem, was vor der Verbindung ist, und das ist ein Bereich, in dem wir nicht erkennen können. Und auch der Aspekt des „Gutes tun“, den wir erkennen, ist aus Deinen Taten werden wir Dich kennen. Das bedeutet, dadurch, dass wir die Gabe empfangen, verstehen wir den Willen „Gutes zu tun“.

Dargot 16: Das ist die Summe für den Mishkan (Wohnung)

Das ist die Summe für den Mishkan (Wohnung), den Mishkan des Zeugnisses (=Stiftshütte).[1]

Im Midrash Rabba heißt es Warum steht hier zweimal „Mishkan“? Rabbi Shmuel sagte, dass uns zweimal ein Pfand gegeben wurde. Das ist es, was die Mitglieder der Großen Versammlung sagen: Wir haben an dir misshandelt, dass wir nicht gehalten haben die Gebote[2], und alles Misshandelte wird verpfändet, wie es geschrieben steht: Du sollst nicht zum Pfande nehmen.[3] Was ist das Zeugnis, sagte Rabbi Shimon. Das ist das Zeugnis für jeden, der in die Welt kommt, dass es eine Vergebung für Israel gibt.[4]

Wir müssen hier das Prinzip des Mishkan nachvollziehen. In unserer Welt ist es so üblich, dass wenn jemand seinem Freund Geld gibt (leiht) und sicher sein will, dass er seine Schuld begleicht, er von ihm ein Pfand (Mashkon) bekommt.

Was ist aber hier die Bedeutung von Mishkan, also dass der Heilige, gelobt sei Er, den Tempel zurücknahm? Was sollten die Israeliten bezahlen und bezahlten es nicht, weswegen Er den Mishkan nahm, damit sicher ist, dass unser Pfand zurückgegeben wird? Und außerdem, worin besteht das Zeugnis? Und außerdem, warum gibt es hier gleich eine Andeutung auf den Mishkan, dass uns zweimal das Pfand zurückgegeben wird.

Im Sohar heißt es wie folgt: Das ist die Summe für den Mishkan. Rabbi Shimon eröffnete: Am Anfang schuf Gott. Was ist die Verbindung zwischen BeReshit (Am Anfang) und der Summe für den Mishkan? Im Midrash haGadol heißt es Am Anfang schuf Gott… Er schuf aus dem Nichts und man muss nachvollziehen, was dieses Etwas aus Nichts (Jesh mi Ajn) ist.

Und zuvor müssen wir verstehen, wer wir sind, die wir die Schuld tilgen und den Mishkan bezahlen müssen, was das Schöpfungsziel darstellt; und das Geschöpf heißt Wille zu empfangen, und das heißt Etwas aus Nichts, und der Grund für die Verhüllung ist das Brot der Scham.

Rabbi Jochanan und Rabbi Elieser sagen beide, da der Mensch die Geschöpfe braucht, veränderte sich sein Angesicht und er wurde wie ein Krum. Es steht geschrieben: ‚Wie das Erhabene (Ke-Rum) vom Menschen verachtet ist.[5] Was ist ein Krum? Es gibt einen Vogel, der in am Meer gelegenen Ländern lebt und Krum heißt, und wenn die Sonne auf ihn scheint, dann leuchtet er in unterschiedlichen Farben.

Sonne bedeutet die (Höhere) Fülle. Am Meer gelegene Länder sind diejenigen, die an der Fülle des Meeres liegen (wörtl. stehen). Meer heißt Chochma oder Weisheit.

Vogel meint, wenn der Mensch sich selbst von der Erde wie ein Vogel abhebt, der während seines Flugs die Füße verbirgt und die Flügel ausbreitet. Denn die Füße (Raglaim) sind die Kundschafter (Meraglim) und Flügel meint eine Bedeckung, wie geschrieben steht: Mit zweien bedeckt er sein Antlitz[6], und die Bedeckung meint den Glauben.

Und wenn die Fülle ihm [dem Menschen] gegenüber in Erscheinung tritt, dann schämt er sich, und fühlt das Brot der Scham. Und Tempel ist die Enthüllung der Genüsse, genannt Göttliche Anwesenheit (Shechina).

Und die Ausbezahlung besteht darin, dass es einen Empfang um des Gebens willen geben soll. Und der Empfang des Mishkan ist gleich zu Anfang eine Andeutung dahingehend, dass dies das Zeugnis dafür ist, dass es eine Vergebung gibt. Und das bedeutet, dass der Ewige den Tempel nur als Pfand zurücknahm, und dass Er ihn uns zurückgeben wird; möge es in unseren Tagen geschehen, Amen.

Somit gibt es ein Zeugnis dafür, dass es Vergebung gibt, also dass Er beabsichtigt, uns [den Tempel] zurückzugeben, sobald wir die Schuld auszahlen, also wenn wir die Kraft zu geben haben – und dann wird es das Konzept der Anhaftung geben.

[1] 2. Buch Mose 38,21
[2] Nehemia 1,7
[3] 5. Buch Mose 24,6
[4] Shemot Rabba 51,4
[5] Psalmen 12,9
[6] Jesaja 6,2: Serafim standen über ihm; sechs Flügel hatte ein jeder; mit zweien bedeckt er sein Antlitz, und mit zweien bedeckt er seine Füße, und mit zweien fliegt er.

Dargot 15: Gesetze (Mishpatim)

Im Midrash Rabba heißt es: Eine andere Sache, das sind die Gesetze; die Götzendiener haben ihre Richter und Israel hat seine Richter, und du weißt nicht, was [für eine Beziehung] zwischen ihnen ist.

Ein Gleichnis. Ein Kranker bekommt Arztbesuch, und der Arzt sagt zu den Mitgliedern seines Haushaltes, dass sie ihm alles zu essen geben sollen, was sein Herz begehrt. Als er jedoch einen anderen Kranken besucht, warnt er davor, ihm etwas Spezielles zu essen zu geben. Also fragte man ihn: Zum ersten [Patienten] hast du gesagt, dass er alles essen kann, was sein Herz begehrt, zum zweiten dagegen, er solle etwas Bestimmtes nicht essen. Der Arzt antwortete ihnen: Der erste [Patient] wird nicht leben, und deswegen habe ich gesagt, dass er alles essen kann, was er will, über denjenigen dagegen, der leben wird, sagte ich, man solle auf ihn Acht geben.

Gleiches gilt für die Richter der Götzendiener: Sie beschäftigen sich nicht mit der Tora und erfüllen sie nicht, wie geschrieben steht: So habe auch ich ihnen Satzungen gegeben, welche nicht gut sind, und Gesetze, durch die sie nicht leben werden.[1] Aber über die Mizwot (Gebote) heißt es: Welcher Mensch dieselben tut, der wird dadurch leben.[2]

Und hier muss man nachvollziehen:

  1. Ob der Vers aus Hesekiel (Jecheskel), den der Midrash hier bringt, über die Richter der Götzendiener [und] vielleicht nicht [über die Richter] vom Volk Israel spricht.
  2. Im Gleichnis sagt der Arzt, dass man dem Kranken alles zu essen geben kann, was er will, was bedeutet, es gibt keinerlei Einschränkung, jedoch aus dem Vers: So habe auch ich ihnen Satzungen gegeben, welche nicht gut sind, und Gesetze, durch die sie nicht leben werden“ verstehen wir, dass es Satzungen und Beschränkungen gibt, was dem Gleichnis widerspricht.

Und es muss erklärt werden, dass wenn der Midrash hier davon spricht, dass die Götzendiener ihre Richter haben, meint er nicht etwa die Völker der Welt, sondern es geht hier um Israel. Und was er als Richter der Götzendiener definiert, bedeutet, dass all die Gebote, die sie erfüllen, durch ihren Verstand erzwungen werden, und man nicht den Weg des Glaubens zum Aspekt von liShma geht; dann wird eben dieser Verstand als Richter der Götzendiener bezeichnet.

Und da alles, wozu der Verstand verpflichtet, nur lo liShma ist, da also seine Absicht nicht darin besteht, durch [seine Arbeit] zur Anhaftung an das [wahre] Leben zu gelangen, folgt daraus, dass er nicht leben wird.

Darauf sagte der Arzt, gebt ihm zu essen, denn seine Lebensnahrung ist in allem, was er will (worum er bittet). Das meint, dass es keine besonderen Bedingungen gibt, da er kein Leben hat, und wenn dem so ist, dann ist es gar nicht so wichtig, was er tut.

(Der Rest des Artikels ist noch nicht übersetzt)

[1] Hesekiel 20,25
[2] 3. Buch Mose 18,5

Dargot 14: So sollst du sagen dem Hause Jakob

So sollst du sagen dem Hause Jakob[1], das sind die Frauen [2], Er sagte ihm, sag ihnen die wichtigsten Dinge [3], die sie hören können. Und verkünden den Kindern Israel, das sind die Männer, Er sagte ihm, erkläre ihnen die feinen Details der Dinge, die sie hören können.

Eine andere Sache ist: Warum zuerst zu den Frauen? Weil sie sich bei der Erfüllung der Gebote beeilen. Und noch eine andere Sache: Warum zu den Frauen? Weil sie ihre Söhne zur Tora führen.

Rabbi Tachlifa aus Caesarea sagte: Der Heilige, gelobt sei Er, sagte: Als Ich die Welt schuf, befahl ich nur Adam haRishon, und [erst] danach befahl ich Eva, und sie übertrat [das Gebot] und verdarb die Welt. Wenn ich jetzt die Frauen nicht zuerst aufrufe, werden sie die Tora aushebeln. Deswegen steht geschrieben: So sollst du sagen dem Hause Jakob.

Und hier gilt nachzuvollziehen:

  1. Warum sich Frauen bei der Erfüllung von Geboten mehr beeilen als Männer.
  2. Warum man Frauen voransetzen muss, damit sie ihre Söhne zur Tora führen – denn wenn Männer an den Anfang gesetzt werden, werden sie nicht einwilligen, ihre Söhne zur Tora zu führen.
  3. Als würde Er sich fürchten, dass die Frauen die Welt verderben könnten, wenn Er ihnen nicht die Ehre gibt, sie Männern voranzusetzen.
  4. Wie kann man sagen, dass wegen der Ehre, die der Heilige, gelobt sei Er, [Adam] gab, also dass Er ihm vor Eva den Befehl erteilte, sie übertrat und die Welt verdarb; das hört sich so an, als würde sie sich dafür rächen.

Und man kann das für den spirituellen Dienst so erklären, dass es sich um das Konzept von Mann und Frau in einem einzigen Menschen handelt. Wenn der Mensch handelt, um zu empfangen und sein Verlangen zu stillen und zu erfüllen, also seine Weiblichkeit (hebr. Nukwiut), dann wird derselbe Mensch als Frau bezeichnet. Wenn dagegen der Mensch mit dem Zweck zu geben handelt, dann heißt er Mann: Es ist bekannt, dass jeder Mensch nichts mehr als der reine Wille zu empfangen ist. Und so beginnt man die spirituelle Arbeit mit dem Willen zu empfangen, also lo liShma [4]. Und anschließend kommt man zu liShma.

Deswegen lautet die Reihenfolge: So sollst du sagen dem Hause Jakob, das sind die Frauen. Sage ihnen die wichtigsten Dinge [5], also den Beginn der Arbeit, denn es ist verboten, ihnen zu sagen, dass man liShma arbeiten muss, denn der Mensch ist nicht imstande, mit liShma zu beginnen.

Doch anschließend: Und verkünden den Kindern Israel, das sind die Männer, die bereits liShma arbeiten können, also im Geben sind. Ihnen sollst du die feinen Details der Dinge erklären, die sie hören können, denn sie sind schon imstande, über liShma zu hören, und sie müssen bereits auf die feinen Details der Dinge achtgeben, damit alles nur liShma ist. Und das ist die Erklärung zu den feinen Details der Dinge.

Eine andere Sache ist: Warum zuerst zu den Frauen? Weil sie sich bei der Erfüllung der Gebote beeilen, also in lo liShma; wenn der Mensch beabsichtigt, eine Entlohnung für seine Arbeit zu erhalten, treibt ihn der Körper zur Beeilung an.

Sobald also der Mensch mit der Arbeit um des Empfangens willen beginnt, gewöhnt er sich selbst daran, bei seiner Arbeit schnell zu sein. So kann ihm später diese Gewohnheit behilflich sein, wenn er beginnt, um des Gebens willen zu arbeiten, denn er hat sich dieses Hilfsmittel der Schnelligkeit und Beeilung in der Zeit von lo liShma angeeignet.

Und noch eine andere Sache: Warum zu den Frauen? Weil sie ihre Söhne zur Tora führen. Das Konzept von Vater und Sohn ist jenes von Ursache und Folge. Das heißt, wenn es zuvor eine Ursache im Empfangen gab, dann führt diese Ursache dazu, dass der Mensch es wollen wird, weitere Taten in der Tora und den Geboten folgen zu lassen.

Im Aspekt des Gebens dagegen fällt es dem Körper schwer, die Kraft zum Hinzufügen aufzubringen, und man muss sich jedes Mal aufs Neue überwinden. Im Gegenteil dazu verleiht lo liShma jedes Mal die Kraft, um hinzuzufügen.

Und dadurch, dass der Mensch sich an die Arbeit in der Vorbereitungszeit gewöhnt, hat er bereits Kelim (Gefäße) für die Zeit zur Hand, wenn er auf dem Pfad des Gebens gehen wird.

Als die Welt erschaffen wurde, wurde zunächst Adam haRishon befohlen. Und das gemäß dem, was im Heiligen Sohar steht, dass Adam keinen Anteil an dieser Welt hatte; er hatte nichts von der Kategorie des Empfangens, also WaK der neun ersten [Sefirot]. (Siehe auch Vorwort zu Panim Meirot uMasbirot).

In dieser Hinsicht war also alles gut, doch dann kam seine Vermischung mit dem Aspekt des Empfangens, genannt Eva, und im Aspekt des Empfangens hatte er nicht die Vorbereitung von lo liShma, wobei man nur nach dieser ordnungsgemäß den Willen zu empfangen nutzen kann, damit das Empfangen mit dem Ziel zu geben stattfindet.

Als daher der Wille zu empfangen hinzukam, genannt Frau, er aber bereits den Aspekt von liShma selbst erreichte, dessen Wurzeln in den Gefäßen des Empfangens liegen, sündigte sie und zerstörte die Welt, da ihr die Vorbereitung des Willens zu empfangen durch lo liShma fehlte; wie Rambam schrieb, ist es verboten, liShma mit einem Schlag zu offenbaren, sondern es muss allmählich geschehen. [6]

Als daher der Frau liShma offenbart wurde, übertrat sie sofort und verdarb die Welt. Aus diesem Grunde muss man die Frau bzw. die Frauen an den Anfang setzen und ihnen nur die Anfänge der Dinge sagen, also in lo liShma.

[1] 2. Buch Mose 19,3
[2] Rashi 2. Buch Mose 19,3
[3] Die Übersetzung kann hier auch lauten: die Anfangsbuchstaben der Worte
[4] Lo liShma – nicht in Ihrem Namen (nicht im Namen der Tora)
[5] Bzw. Anfangsbuchstaben
[6] Rambam, Gesetze der Rückkehr (Hilchot Tshuva), Kap. 10, 5. Halacha

Dargot 13: Eine Hand auf dem Thron des Ewigen [1]

Und er sprach: Weil eine Hand auf dem Thron des Ewigen erhoben ist, soll der Krieg des Ewigen wider Amalek währen, von Geschlecht zu Geschlecht.[2] Und Rashi erklärte dies so: Der Schöpfer schwor, dass sein Name solange nicht ganz (vollständig, shalem) sein wird und sein Thron solange nicht ganz (vollständig, shalem) sein wird, solange der Name von Amalek nicht ausgelöscht ist[3], das heisst, der Name teilt sich in zwei Hälften.

Um das zu verstehen, müssen wir [der Erklärung] einen Vers voransetzen: … denn in JaH, dem Ewigen (= J-H-W-H), ist ein Fels der (ewigen) Welten.[4] Das heißt, durch zwei Buchstaben „Jud“ und „Hej“ des vierbuchstabigen Namens Jud-Hej-Waw-Hej zeichnete er die Welten. In der Mishna [steht]: Durch zehn Aussprüche ward die Welt erschaffen. Was lehrt uns das? Konnte sie doch auch [nur] durch einen Ausspruch erschaffen werden! Es geschah, damit die Gottlosen, welche die durch zehn Aussprüche geschaffene Welt verderben, umso strenger bestraft würden.[5]

Und dies ist eine berühmte Frage. Wenn der Heilige, gelobt sei Er, mit den Geschöpfen die Rechnung begleicht, gleicht das einem Menschen, der seinem Freund einen Pokal zur Verwahrung gibt, der ein Pfund wert ist. Wenn dieser ihn verliert, dann müsste er nur ein Pfund zahlen. Also zahlte der Besitzer zehn Pfund, weil dann zehn Pfund zurückgegeben werden müssten.

Und es geht darum, dass Er die Welt anfänglich mit der Stärke des Gesetzes (Midat haDin) erschuf, anschließend aber sah, dass die Welt dem nicht standhält; und so fügt Er die Eigenschaft der Barmherzigkeit (Midat haRachamim) [6] hinzu, wodurch dem Menschen die Möglichkeit eingeräumt wurde, zur Vollkommenheit zu gelangen. Als dagegen die Welt mit der Stärke des Gesetzes [verwaltet wurde], hatte der Mensch in seinem Dasein keine Möglichkeit, aus seinem Bösen Trieb auszutreten.

Und das ist die Bedeutung von damit die Gerechten … umso reicher belohnt würden[7], also mithilfe der Korrektur durch die Eigenschaft der Barmherzigkeit, genannt zehn Aussprüche, erhält die Welt ihre Existenz.

Und damit die Gottlosen, welche die durch zehn Aussprüche geschaffene Welt verderben, umso strenger bestraft werden bedeutet, dass nun, da den Menschen die Möglichkeit gegeben wurde, aus der Herrschaft des [Bösen] Triebes auszutreten, sie dies aber nicht wollen, sie damit die Welt zerstören – obwohl es doch die Korrektur der zehn Aussprüche gibt, was eine leichtere Sache ist, als was es vor der Korrektur gab, also in einem Ausspruch.

[1] 2. Mose 17,16
[2] Ebd.
[3] Rashi zu 2. Mose 17,16
[4] Jesaja 26,4
[5] Sprüche der Väter 5,1
[6] Rashi zu Bereshit 1,1
[7] Sprüche der Väter 5,1: Durch zehn Aussprüche ward die Welt erschaffen. Was lehrt das? Konnte sie doch auch [nur] durch einen Ausspruch erschaffen werden! Es geschah, damit die Gottlosen, welche die durch zehn Aussprüche geschaffene Welt verderben, umso strenger bestraft würden, und damit die Gerechten, welche die durch zehn Aussprüche geschaffene Welt erhalten, umso reicher belohnt würden.

Dargot 3: Unter Zwang (1)

Unter Zwang wurdest du geboren, unter Zwang lebst du und unter Zwang stirbst du.[1] Das Prinzip der Geburt ist dasselbe wie bei Ein [zum Judentum] Übergetretener ist wie ein Neugeborener“. [2] Das heißt, jedes Mal, wenn man den Aspekt des Glaubens aufs Neue erhält, wird dies als neue Geburt bezeichnet. Und der Erhalt des Aspektes von Mocha (Verstand) ist über dem Verstand (Daat).

Und da der Körper nichts tun kann, was gegen den Verstand (Daat) verstößt, ist man genötigt, den Aspekt von Mocha unter Zwang anzunehmen, also dass der Körper nicht [damit] einverstanden ist. Wenn dagegen die Arbeit im Aspekt des Empfangens und des Wissens stattfindet, ist der Körper bereit, allen Befehlen zu gehorchen.

Und das ist das Prinzip von Unter Zwang wirst du geboren, dass nämlich die Geburt in der Heiligkeit nur unter Zwang stattfindet. Bis man dem Aspekt von Opfere es zu Seinem Willen[3] würdig wird, wie die Weisen sagten: Man zwingt ihn, bis er sagt Ich will’[4] (Kidushin 50a).

Und durch den Empfang des Glaubens wird man des Lebens in Heiligkeit (des spirituellen Lebens) würdig – durch Tora und [spirituelle] Arbeit. Und die Lebenskraft, die man erhält, muss auch unter Zwang sein. Das bedeutet, dass man den Genuss nicht empfangen möchte. Da aber der Heilige, gelobt sei Er, einem den Genuss schenken will, muss man empfangen, aber nicht aus eigenem Willen.

Und unter Zwang stirbst du – in der Zeit, da man sich den physischen Dingen widmet, wobei diese Beschäftigungen nur den Aspekt des egoistischen Empfangens darstellen, genannt Aspekt des Todes, muss man ebenfalls gezwungen werden. Das heißt, dass man es mehr genießen würde, all die physischen Dinge nicht tun zu müssen.

Und wie mein Vater und Lehrer, seligen Andenkens, im folgenden Beispiel sagte: Wenn jemand Geschwüre hat und sich kratzt, dann genießt er es zwar, aber es wäre besser, wenn er gar keine Geschwüre hätte und sich nicht kratzen und es nicht genießen müsste.

[1] Awot 4,22
[2] Jewamot 48b
[3] 3. Buch Moses 1,3
[4] Kidushin 50a

Dargot 1: Azilut ist persönliche Vorsehung

In TES [1] (Seite 112) steht, dass in der Welt Azilut das Licht selbst ist, und mir scheint, dass er dies als Gegensatz zu dem Licht meint, welches in der Welt der Geschöpfe scheint und als das Folgelicht bezeichnet wird und eben nicht als das Licht selbst, wie es geschrieben steht.

Und man muss erklären, dass Azilut Aspekt der persönlichen Vorsehung heißt, und dort heißt es, dass Er alle Taten tat, tut und tun wird. Und deswegen ist das Licht, welches dort leuchtet, das Licht selbst, ohne jeglichen Beitrag des Unteren. Die BYA [2] der Trennung dagegen, wo es eine Klärung von Gut und Böse gibt, heißen Aspekt von Lohn und Strafe.

Daher kommt das Licht, das [hier] leuchtet, durch das Zusammenwirken zwischen dem Schöpfer und dem Geschöpf zustande, und das ist der Aspekt von Partnerschaft. Und deswegen heißt es Folgelicht oder Erzeugtes Licht (Nachlicht), da es von zwei Erzeugern geboren wurde. In der Welt Azilut dagegen gibt es keinerlei Partnerschaft. Das heißt, der Untere trägt nichts bei, genannt Aspekt von Ein Böser wird nicht bei Dir wohnen[3], d. h. es gibt dort keinerlei Analysen, und deswegen heißt es Aspekt der „persönlichen Vorsehung“.

Und das ist die Erklärung zu dem, was dort steht, dass der Massach (Schirm) eine Trennlinie zwischen Azilut und Brija setzt, also dass BYA [4] sich unter dem Massach befinden. In Azilut dagegen gibt es überhaupt keinen Massach.

Und dennoch wird an einigen Stellen erläutert, dass es auch in Azilut Massachim gibt, einen Massach des Abstands/der Entfernung in Bina, und ein Fenster und eine enge Öffnung. Und die Erklärung dafür ist, dass dies nur im Bezug auf BYA gilt, es aber im Bezug auf Azilut keinerlei Markierung gibt.

Und die Erklärung ist, wie oben gesagt, im Bezug auf die Seelen, die sich in BYA befinden, also im Aspekt von Belohnung und Strafe: Sie fühlen, dass es Massachim gibt. Sobald jedoch BYA in Azilut aufsteigt und sie der persönlichen Vorsehung würdig werden, sehen sie, dass alles Einheit ist und dass es dort keinerlei Massachim gibt.

[1] TES, Talmud Esser Sefirot oder die Lehre der zehn Sefirot, das Hauptwerk von Yehuda Ashlag, Baal HaSulam
[2] Brija,Yezira, Assija
[3] Psalmen 5,5
[4] Brija, Yezira, Assija