1991/11 Was bedeutet es, dass der Gute Trieb und der Böse Trieb einen Menschen in der Arbeit beschützen?
Rabash, Artikel Nr. 1991/11, korr KW
Im Sohar heißt es (WaJishlach, Punkt 1-4): „Rabbi Yehuda begann: ‚Er wird seinen Engeln die Aufsicht über dich geben, damit sie dich auf all deinen Wegen bewachen.‘ Wenn ein Mensch auf die Welt kommt, kommt der böse Trieb sogleich mit ihm. Es steht geschrieben: „Meine Sünde ist immer vor mir“, denn sie lässt den Menschen vor seinem Herrn sündigen. Der gute Trieb kommt zu einem Menschen, sobald er gereinigt wird. Und wann wird man gereinigt? Sobald er dreizehn Jahre alt wird. Zu diesem Zeitpunkt verbindet sich der Mensch mit beidem, rechts und links; dem guten Trieb rechts und dem bösen Trieb links. Und das sind tatsächlich zwei festgelegte Engel. Wenn ein Mensch kommt, um gereinigt zu werden, unterwirft sich der böse Trieb, und die Rechte beherrscht die Linke. Und beide, der gute Trieb und der böse Trieb, vereinen sich, um den Menschen auf all den Wegen zu halten, die er beschreitet.“
Wir sollten verstehen, dass die gute Neigung den Menschen in der Arbeit schützt, sobald er auf dem Weg des Schöpfers wandelt und Dwekut [Anhaftung] an den Schöpfer erreichen will, er also den Schutz durch die gute Neigung empfängt. Doch welchen Schutz empfängt man vom bösen Trieb, wenn man Dwekut an den Schöpfer erreichen will? Das bedeutet ja, dass er Dwekut an den Schöpfer nicht erreichen kann, wenn er nicht von dem bösen Trieb bewacht wird.
In Genesis (25:23) heißt es: „Und der Ewige sprach zu ihr: Zwei Völker sind in deinem Leibe, und ein Volk wird stärker sein als das andere, und das ältere wird dem jüngeren dienen.“ RASHI interpretiert: „‚Ein Volk wird stärker sein als das andere‘, sie werden nicht gleich groß sein; wenn das eine aufsteigt, fällt das andere.“ Das heißt, sie werden nicht zur gleichen Zeit groß sein.
Es ist bekannt, dass die Ordnung der Arbeit darin besteht, zu einem Zustand zu kommen, in dem alle deine Arbeit um Gottes willen ist. Das liegt nicht in der Hand des Einzelnen. Vielmehr ist dies eine Kraft, die er von oben empfangen sollte, wie unsere Weisen sagten: „Wer kommt, um sich zu reinigen, dem wird geholfen.“ Jedoch erreicht ein Mensch eine Stufe des Gebens der Zufriedenheit an seinen Schöpfer erst, wenn er alles Schlechte in sich offenbart hat. Zu diesem Zeitpunkt empfängt der Mensch diese Kraft, die als „zweite Natur“ bezeichnet wird, nämlich das Verlangen zu geben.
Mit anderen Worten: Der Mensch muss zuerst all das Schlechte in sich offenbaren, was bedeutet, dass er bereits ein vollständiges Kli [Gefäß], also einen vollständigen Mangel, hat. Zu diesem Zeitpunkt empfängt er das vollständige Licht, wie unsere Weisen sagten: „Das Licht darin korrigiert ihn.“ Bevor ihm jedoch dieses Kli offenbart wird, also ein Bedürfnis, dass er die Hilfe des Schöpfers braucht –– denn die Hilfe muss eine vollständige Hilfe sein, wie unsere Weisen sagten: „Von oben wird keine halbe Sache gegeben, sondern eine vollständige Sache“ –– muss auch der Mangel des Unteren vollständig sein.
Und da es unmöglich ist, einem Menschen das ganze Böse zu offenbaren, weil er, solange er noch nicht über das Gute verfügt, nicht in der Lage ist, das Schlechte zu unterwerfen, da das Schlechte größer sein wird als das Gute, wird deshalb, wenn ein Mensch beginnt, sich mit Tora und Mizwot [Geboten/guten Taten] zu beschäftigen, das Gute von Mal zu Mal größer, und in diesem Maße wird ihm das Böse gezeigt. Zu diesem Zeitpunkt ist die Arbeit des Menschen ausgeglichen, wie unsere Weisen sagten (Kiddushin, S. 40): „Man sollte sich selbst immer als halb schuldig, halb unschuldig ansehen.“
Aus diesem Grund wird ihm das Böse nach und nach gezeigt, je nachdem, wie sehr er sich bemüht, das Gute durch seine Bemühungen in Tora und Mizwot zu erwerben.
Wenn der Mensch den Weg zu Dwekut an den Schöpfer beschreiten und all seine Arbeit um des Schöpfers willen tun will –– also um seinem Schöpfer Zufriedenheit zu schenken und nicht um seiner selbst willen ––, dann ist das gegen die Natur des Menschen, der mit dem Willen erschaffen wurde, um seines eigenen Willens zu empfangen, besteht die ganze Arbeit des Menschen darin, dass ihm gesagt wird, dass er dies nicht aus eigener Kraft erreichen wird, sondern nur der Schöpfer ihm diese Kraft, die Verlangen zu geben genannt wird, geben kann, und der Mensch nur das Kli vorbereiten soll, um diese Kraft, die „zweite Natur“ genannt wird, zu empfangen. Daraus folgt, dass der Mensch gerade durch den bösen Trieb, der in ihm bis hin zu seiner Vollendung wächst, seinen wirklichen Mangel erkennt –– dass er nicht in der Lage ist, das Verlangen zu geben aus eigener Kraft erlangen kann. Das bringt ihn in einen Zustand, in dem der Schöpfer ihm das Verlangen zu geben gibt.
So führen sowohl der gute Trieb als auch der böse Trieb den Menschen zum Ziel der Gleichwertigkeit der Form, die „Dwekut an den Schöpfer“ genannt wird.
So können wir nun auslegen, was wir fragten: Warum sagt der Sohar: „Er wird seinen Engeln die Aufsicht über dich geben, damit sie dich auf all deinen Wegen bewachen“, was sich auch auf den bösen Trieb bezieht, der den Menschen bewacht, so dass er Dwekut an den Schöpfer erreicht? Wenn er aber den Menschen bewacht, damit er Dwekut an den Schöpfer erreicht, warum nennt man ihn dann „Böser Trieb“?
„Böser Trieb“ bedeutet, dass er den Menschen zu Gedanken und Verlangen bringt, die der Kedusha [Heiligkeit] zuwiderlaufen. Das heißt, er bringt einen Menschen auf den Gedanken, dass es sich nicht lohnt, sich in Tora und Mizwot anzustrengen. Wie also bewacht der böse Trieb einen Menschen, damit er Dwekut an den Schöpfer erreicht, so dass er alles um Gottes willen und nicht um seiner selbst willen tut?
Die Antwort lautet: Wenn das Böse einem Menschen nicht in seinem wahren Ausmaß offenbart wird, kann er keine Hilfe vom Schöpfer empfangen, weil er noch kein wirkliches Bedürfnis danach hat. Daraus folgt, dass er immer noch kein echtes Kli hat. Der böse Trieb gibt ihm Gedanken und Verlangen gegen die Kedusha, und das wird „der böse Trieb“ genannt, wie Baal HaSulam sagte: der böse Trieb bedeutet „eine Darstellung des Bösen“. Der böse Trieb stellt einem Menschen also dar, dass es schlecht für ihn sei, wenn er um des Schöpfers willen und nicht um seiner Selbst willen arbeiten würde. Wenn der böse Trieb einem Menschen solche Darstellungen vorgaukelt, bringt er ihn dazu, die Arbeit des Gebens an den Schöpfer zu verlassen.
Aus diesem Grund will der Mensch, wenn er die Darstellungen des bösen Triebs zu spüren bekommt, der Arbeit entfliehen, die einzig für Gottes Wille sein soll. Zu diesem Zeitpunkt sieht er, dass es unmöglich ist, diese Vorstellungen zu überwinden, die der böse Trieb für ihn produziert. Erst dann kann er sich überwinden und sagen, dass der Schöpfer ihm helfen wird, aus der Kontrolle des bösen Triebs herauszukommen, denn dann sieht er, dass es über der Natur des Menschen liegt, etwas gegen den rabenschwarzen Zustand zu tun, in dem der Mensch die Darstellung des bösen Triebs wahrnimmt.
Anhand dieser Darstellungen sieht der Mensch, was schlecht ist, also welches Maß an Bösem im Herzen des Menschen existiert, der nichts um des Schöpfers willen tun kann, es sei denn, er sieht darin auch etwas, das zu seinem eigenen Nutzen ist. Durch diese Darstellungen bekommt der Mensch jedes Mal ein Bild des Bösen. Man kann diese Bilder nicht alle auf einmal sehen, denn dann würde man sie nicht ertragen. Vielmehr wird einem Menschen ein kleines Stück davon gezeigt, und dieses Bild verschwindet bald danach wieder. Dann ist es, als ob der Mensch die Vorstellung vergessen habe, dass er um Gottes willen arbeitet und nicht um seiner Selbst willen. So hat er die Kraft, die Arbeit des Gebens von Neuem zu beginnen. Sobald er denkt, dass er schon so weit ist, dass er nur noch um des Schöpfers willen arbeiten kann, kommt prompt der böse Trieb zu ihm und gibt ihm eine andere Vorstellung der Arbeit als die, um Gottes willen zu arbeiten. Diese Vorstellung bringt ihn erneut dazu, nicht mehr um Gottes willen zu arbeiten.
Daraus folgt, dass ein Mensch gerade durch den bösen Trieb den Zustand der Wahrheit erreichen kann, er sich also nicht selbst täuschen und sagen kann, dass er dem Schöpfer dient und all seine Arbeit um des Schöpfers willen sei, denn wenn der böse Trieb ihm die Darstellungen zeigt, was um Gottes willen zu arbeiten bedeutet, sieht er, dass er weit von dieser Arbeit entfernt ist. Daraus folgt, dass der Mensch sich nicht vormachen kann, dass er auf dem Weg der Wahrheit wandelt, denn er sieht, wie der Körper sich dagegen sträubt, und zwar so sehr, dass er über den Verstand hinaus glauben muss, dass der Schöpfer ihm helfen kann, aus der Herrschaft der Eigenliebe herauszukommen.
Daraus folgt, dass er ohne die Beibehaltung des bösen Triebs niemals in der Lage wäre, die Wahrheit zu erkennen. So, wie jeder versteht, dass der gute Trieb den Menschen auf dem Weg bewacht, bis er die Anhaftung an den Schöpfer vollenden kann, was bedeutet, dass er ganz für das Geben arbeitet, so würde der Mensch ohne den bösen Trieb denken, dass er alles um Gottes willen tut.
Aber wenn ihn der böse Trieb mit negativen Bildern heimsucht und ihm sagt, dass es sich nicht lohne, um des Schöpfers willen zu arbeiten, wird dem Menschen völlig klar, dass alles, was er zuvor in Tora und Mizwot getan hat, nur zu seinem eigenen Nutzen war, denn jetzt sieht er, dass, sobald der böse Trieb ihm den Zustand zeigt, nur um des Schöpfers willen zu arbeiten, er zustimmt, dass der böse Trieb recht hat und der Mensch wirklich nicht sieht, was er durch die Arbeit um des Schöpfers willen gewinnen wird.
Dadurch gerät der Mensch in einen Zustand des Abstiegs. Das bedeutet, bevor der böse Trieb mit diesen Darstellungen zu ihm kam, wusste er, dass alles, was er tat, um des Schöpfers willen geschah, das heißt, er befolgte, was der Schöpfer dem Menschen befohlen hatte zu tun. Warum sollte er sonst das Einhalten von Tora und Mizwot befolgen? Nicht um Gottes willen? Jeder weiß, dass die Arbeit eines Menschen, der nicht um Gottes willen arbeitet, wertlos ist, so dass ein Mensch, der sich mit Tora und Mizwot beschäftigt, sicher sein kann, dass er um Gottes willen arbeitet.
Aber nun, da der böse Trieb mit den negativen Vorstellungen der Arbeit zum Geben zu ihm gekommen ist, sieht er, dass er weit davon entfernt ist, um des Schöpfers willen zu arbeiten, und dass eine Arbeit, die nicht um des Schöpfers willen getan wird, eine unwürdige Arbeit ist, so dass er die Arbeit, bei der er Tora und Mizwot befolgt, ganz aufgeben will, da der Mensch von Natur aus nicht ohne Grund arbeiten kann. Wenn ein Mensch arbeitet, muss er sehen, dass er etwas schafft. Wenn er also sieht, dass er nicht um des Schöpfers willen arbeiten kann –– so wie der böse Trieb ihn erkennen ließ, was es bedeutet, ganz um des Schöpfers willen zu arbeiten und nicht um Seinetwillen ––, dann kommt er in einen Zustand, in dem er dem Feldzug gänzlich entgehen will.
Jetzt verstehen wir, wie der Sohar den Vers auslegt: „Denn er wird seinen Engeln die Aufsicht über dich geben, damit sie dich auf allen deinen Wegen bewachen.“ Ohne den bösen Trieb wäre der Mensch nie in der Lage, die Arbeit des Gebens zu vollbringen, denn nur der Schöpfer kann diese Kraft, alles zu tun um zu geben, gewähren, und ohne einen Mangel kann der Mensch nichts empfangen. Aber er hat diesen Mangel nicht, damit der Schöpfer ihm die andere Natur, also das Verlangen zu geben, gibt, da er denkt, dass er alles um des Schöpfers willen tut, denn solange man nicht um Gottes willen arbeiten will, hat der Körper nichts dagegen, dass ein Mensch die Hilfe des Schöpfers braucht.
Aber wenn ein Mensch arbeiten will, um zu geben, kommt die Arbeit des bösen Triebes zu ihm und beginnt ihn denken zu lassen, dass es sich nicht lohnt, um Gottes willen zu arbeiten. Zu diesem Zeitpunkt weckt das Böse in ihm ein Bedürfnis nach der Hilfe des Schöpfers. Daraus folgt, dass er gerade durch das Böse dem Schöpfer näher kommt. Das heißt, der böse Trieb hält ihn davon ab, sich vorzumachen, dass er um Gottes willen arbeitet.
Daraus folgt, dass der Mensch, wenn er den Schöpfer um Hilfe bittet, sein Gebet klar formulieren muss. Das heißt, er muss wissen, was ihm fehlt, der Mangel muss ihm also zweifelsfrei offenbart werden. Denn wenn ihm der Mangel nicht zweifelsfrei offenbart wird, sondern er sich über den Mangel, den er empfindet, im Unklaren ist, handelt es sich nicht um ein Gebet. Wenn also der böse Trieb mit schlechten Darstellungen zu ihm kommt, weiß der Mensch mit Sicherheit, was er braucht, und das nennt man „einen vollständigen Mangel.“
Das ist ähnlich wie das, was über Jakob geschrieben steht, der sagte: „Erlöse mich, ich bitte dich, aus der Hand meines Bruders, aus der Hand Esaus; denn ich fürchte ihn, dass er kommen und mich und die Mütter mit den Kindern schlagen wird“ (1. Mose 32,11 und WaJishlach, Punkt 70). Dort heißt es: „Das bedeutet, dass derjenige, der sein Gebet betet, seine Worte richtig auslegen sollte. Als er sagte: ‚Erlöse mich, ich bitte dich‘, scheint es, als hätte das ausgereicht, denn mehr als Erlösung braucht er nicht. Doch er sagte dem Schöpfer: ‘Und wenn du sagst, dass du mich schon vor Laban gerettet hast?’ Deshalb erklärte er: ‘Aus der Hand meines Bruders’. Und wenn du sagst, dass auch andere Verwandte genannt werden, wie Laban zu Jakob sagte: ‚Weil du mein Bruder bist, sollst du mir deshalb umsonst dienen?‘ Deshalb erklärte er: ‚aus der Hand Esaus.‘ Was ist der Grund dafür? Es liegt daran, dass wir die Angelegenheit richtig auslegen müssen.“
Wir sollten uns also fragen: Wir können verstehen, dass derjenige, der einen König aus Fleisch und Blut um Hilfe bittet, eine klare Bitte haben sollte, so dass der König versteht, worum er bittet. Aber wenn jemand den Schöpfer um etwas bittet, warum sollte die Bitte dann so klar sein? Weiß der Schöpfer nicht, was in den Herzen der Menschen vorgeht? Sicherlich kennt er die Gedanken des Menschen, denn der Schöpfer heißt „Er, der die Gedanken kennt“, wie wir sagen: „Er, der die Gedanken kennt, bitte rette.“ Deshalb: Warum müssen wir das Gebet klären und darum bitten, dass wir „die Angelegenheit richtig auslegen“?
Die Antwort ist, dass der Mensch das Gebet so klären muss, dass es für ihn selbst klar ist und ausgelegt werden kann. Das heißt, der Mensch muss wissen, was ihm fehlt, denn manchmal denkt er, dass er Luxusgüter braucht und betet mit aller Kraft dafür, während er auf Dinge, die sein Leben betreffen, ohne die er kein Leben in Kedusha [Heiligkeit] empfangen kann, verzichtet. Er denkt, dass er Dinge braucht, durch die er ein respektabler und vollkommener Mensch wird, und darum bittet er, während es ihm in Wirklichkeit an Dingen fehlt, die sein Leben betreffen, was bedeutet, dass er ohne sie wie tot bleibt, wie unsere Weisen sagten: „Die Bösen werden in ihrem Leben ‚tot‘ genannt.“
Deshalb kommt er, wenn der böse Trieb ihm negative Bilder über die Arbeit des Gebens seines Schöpfers vorgaukelt, durch dieses Böse manchmal in einen Zustand des „Nachdenkens über den Anfang“, wie die Spione, die das Land Israel verleumdeten, wie der Sohar auslegt. Dann sieht er, dass er wirklich böse ist und keinen Glauben an den Schöpfer hat.
Es ist so, wie Baal HaSulam sagte, dass man auf dem Weg, den man geht, dafür sorgen soll, dass man als Erwachen von unten alle möglichen Anstrengungen unternimmt, um den Glauben an den Schöpfer zu erlangen. Das heißt: „Ich bin der Ewige, dein Gott, und du wirst keine anderen Götter haben.“ Diese werden als Kaneh [Luftröhre] und Veshet [Speiseröhre] angesehen, zwei Lebenszeichen, von denen das Leben der Tiere abhängt. Das heißt, wenn diese Zeichen in der Körperlichkeit verenden, hört das Leben eines Tieres auf. Ebenso hört in der Arbeit das spirituelle Leben auf, wenn das „Ich bin … und du wirst jetzt …“ aufhört.
Aus diesem Grund weint der Mensch manchmal und betet zum Schöpfer, dass er ihm bei dem, was er sich ausdenkt, hilft. Doch obwohl er bitterlich weint, wird seine Bitte nicht erhört, denn er befindet sich in Lebensgefahr und bittet dennoch um Unsinn. Das heißt, der Mensch denkt, dass es ihm gut geht, dass er seiner Meinung nach nur etwas Ergänzendes braucht, obwohl er in Wahrheit leblos ist. Deshalb kommt der Engel, der „Böser Trieb“ genannt wird, und zeigt ihm durch seine Darstellungen, dass es sich nicht lohnt, sich vor ihm zu annullieren, weil der Wille, etwas zu empfangen, nichts davon haben wird. Zu diesem Zeitpunkt kann der Mensch die Wahrheit erkennen –– er ist wirklich böse.
Daraus folgt, dass gerade die Offenbarung dieses Bösen ihn bewahrt, so dass er den Schöpfer bitten wird, ihm das Leben zu schenken, was „Glaube an den Schöpfer“ genannt wird, damit er am Schöpfer anhaften kann, wie es geschrieben steht: „Und ihr, die ihr dem Ewigen, eurem Gott, anhängt, ihr seid alle lebendig an diesem Tag.“ Im Sohar heißt es: „Denn er wird seinen Engeln die Aufsicht über dich geben, damit sie dich auf all deinen Wegen bewachen.“ Das heißt, sowohl der gute Trieb als auch der böse Trieb bewachen den Menschen, so dass er Dwekut an den Schöpfer erreicht. Ohne den bösen Trieb wüsste er nicht, welche Hilfe er vom Schöpfer erbitten kann.
Nach dem oben Gesagten sollten wir interpretieren, was unsere Weisen sagten: „Dem Gerechten erscheint der böse Trieb wie ein hoher Berg”. Wir sollten das so auslegen und sagen, dass, wenn ein Mensch sieht, dass der böse Trieb so groß ist wie ein hoher Berg, dies ein Zeichen dafür ist, dass er gerecht ist, das heißt, dass er auf dem Weg der Wahrheit geht, auf dem er zur Gerechtigkeit kommt. Sonst würde sich ihm der böse Trieb nicht als hoher Berg offenbaren. Das Böse wird im Menschen also nur in dem Maße sichtbar, wie das Gute in ihm vorhanden ist, denn das Gute und das Böse müssen immer im Gleichgewicht sein. Man kann also sagen, dass der Mensch sich für das Gute entscheiden und es wählen sollte.
So können wir interpretieren, was geschrieben steht (1. Mose 28,12): „Und siehe, die Engel Gottes stiegen auf und stiegen auf ihr [der Leiter] herab.“ Die berühmte Frage lautet: Warum stiegen die Engel Gottes zuerst hinauf? Es hätte zuerst „herabsteigen“ und dann „aufsteigen“ heißen müssen. In der Arbeit sollten wir das so auslegen, dass „Engel Gottes“ diejenigen Menschen sind, die Boten des Schöpfers sein wollen, um die heilige Arbeit zu tun, wie unsere Weisen sagten (Sukka 10): „Wir sind Boten der Mizwa [Einzahl von Mizwot].“
Deshalb werden diejenigen, die wie Engel sein wollen, die also alles um Gottes Willen tun, „Boten des Schöpfers“ genannt. Sie müssen zuerst in der Stufe aufsteigen, also gute Taten vollbringen, was als „Aufstieg in der Stufe“ bezeichnet wird. Dann, wenn sie sich im Aufstieg befinden, und in einem Zustand sind, in dem sie auf dem Pfad der Ganzheit wandeln, könnten sie denken, dass sie in völliger Ganzheit sind. Da sie aber Dwekut an den Schöpfer verlangen, wird ihnen von oben die Wahrheit gezeigt, dass sie noch weit davon entfernt sind, alles um Gottes Willen zu tun. Durch die Erkenntnis des Bösen steigt der Mensch von seiner Stufe herab und beginnt, die Wahrheit zu sehen und zu erkennen, was ihm fehlt.
Das ist die Reihenfolge in der Arbeit. Zuerst empfängt der Mensch einen Aufstieg von oben, und dann empfängt er einen Abstieg von oben. Aus diesem Grund erhält der Mensch durch die Auf- und Abstiege einen vollständigen Mangel. Und der Mangel ist so groß, dass niemand auf der Welt ihn ausfüllen kann außer dem Schöpfer selbst. Das nennt man „ein vollständiges Kli„; es ist bereit, Seine Hilfe zu empfangen.
Es ist so, wie Baal HaSulam es auslegte, was unsere Weisen sagten (Sprüche der Väter, Kapitel 2:21): „Es steht dir nicht zu, die Arbeit zu beenden, und es steht dir auch nicht frei, müßig davonzugehen.“ „Es steht dir nicht zu, die Arbeit zu beenden“ bezieht sich auf die Arbeit, einen Zustand zu erreichen, in dem alle Handlungen um des Schöpfers willen geschehen. Ein Mensch kann diese Arbeit nicht beenden. Warum sollte man also diese Arbeit beginnen, die man sowieso nicht beenden kann? Normalerweise fängt ein Mensch keine Arbeit an, von der er weiß, dass er sie nicht beenden kann. Warum heißt es dann: „Du darfst auch nicht müßig davongehen“? Das bedeutet, dass ein Mensch diese Arbeit beginnen sollte. Die Frage ist also, zu welchem Zweck er überhaupt anfangen sollte?
Die Antwort ist, dass in allem das Verlangen und die Sehnsucht vorhanden sein muss, die gewünschte Angelegenheit zu erhalten. Wenn wir sonst etwas empfangen, ohne dass wir es vorher brauchen, können wir es nicht genießen, denn ohne Kli gibt es bekanntlich kein Licht. Aus diesem Grund muss der Mensch mit der Arbeit des Gebens beginnen, und dann sieht er, dass er, nachdem er viele Anstrengungen unternommen hat, um diese Kraft zu erhalten, sie dennoch nicht haben kann. Später, wenn der Schöpfer ihm diese Kraft des Gebens gibt, kann er sie genießen.
Baal HaSulam sagte dazu, dass dies die Bedeutung von „Wir werden tun und wir werden hören“ ist, das Israel sagte, als die Völker der Welt sie [die Tora] nicht empfangen wollten, da sie sahen, dass es unmöglich war, gegen die Natur vorzugehen. Aber das Volk Israel sagte: „Wir werden es mit Gewalt tun, auch wenn unser Herz es nicht will, und dafür werden wir damit belohnt zu hören.” Mit anderen Worten: Der Schöpfer wird uns hören lassen, dass diese Arbeit für unser Herz akzeptabel ist. Das nennt man „Antwortet eurem Herzen“.
Zusammenfassung des Artikels:
Der Artikel bietet eine tiefgründige Analyse über das Konzept des guten und bösen Triebes in der Kabbala und ihre Rolle bei der spirituellen Entwicklung des Menschen. Er bezieht sich auf verschiedene Texte und Kommentatoren, einschließlich des Sohar und Rabash.
Im Artikel wird argumentiert, dass sowohl der gute als auch der böse Trieb dazu dienen, den Menschen auf seinem spirituellen Weg zu schützen und zu leiten. Bei der Geburt tritt der böse Trieb in das Leben eines Menschen ein und der gute Trieb tritt hinzu, sobald der Mensch gereinigt wird, was im Allgemeinen im Alter von dreizehn Jahren geschieht.
Der Artikel betont, dass der gute Trieb den Menschen schützt, wenn er versucht, Dwekut (Anhaftung) an den Schöpfer zu erreichen. Gleichzeitig fragt der Artikel, wie der böse Trieb den Menschen schützen kann, wenn er versucht, Dwekut an den Schöpfer zu erreichen. Die Antwort ist, dass der böse Trieb den Menschen dazu bringt, sein eigenes Bedürfnis nach der Hilfe des Schöpfers zu erkennen.
Durch die konstante Auseinandersetzung mit dem bösen Trieb erkennt der Mensch seinen Mangel und sein Bedürfnis nach der Hilfe des Schöpfers. In diesem Prozess lernt der Mensch, dass er aus eigener Kraft nicht das Verlangen zu geben entwickeln kann. Das bringt ihn zu dem Punkt, an dem der Schöpfer ihm dieses Verlangen zu geben verleiht.
Der Artikel argumentiert weiterhin, dass der Mensch nicht in der Lage wäre, die Wahrheit zu erkennen, ohne den bösen Trieb. Während der gute Trieb den Menschen auf dem Weg zur vollständigen Anhaftung an den Schöpfer schützt, verhindert der böse Trieb, dass der Mensch sich selbst täuscht, dass er alles um Gottes willen tut.
Zusammenfassend argumentiert der Artikel, dass sowohl der gute als auch der böse Trieb essenziell für die spirituelle Entwicklung des Menschen sind. Der böse Trieb offenbart dem Menschen seinen Mangel und sein Bedürfnis nach der Hilfe des Schöpfers, während der gute Trieb ihn auf dem Weg zur vollständigen Anhaftung an den Schöpfer schützt.
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