Shamati 37. Ein Artikel für Purim

Ich hörte im Jahr 1948

Wir müssen in der Megilla[1] einige Feinheiten verstehen:

  1. Es steht geschrieben: „Nach diesen Begebenheiten machte der König Achaschwerosch Haman groß.“ [2] Wir müssen verstehen, was „Nach diesen Begebenheiten“ ist, was bedeutet, nachdem Mordechai den König gerettet hatte. Es erscheint vernünftig, dass der König Mordechai hätte befördern sollen. Aber wie heißt es? Dass Er Haman groß machte.
  2. Als Esther dem König sagte: „Denn wir sind verkauft worden, ich und mein Volk“, fragte der König: „Wer ist das, und wo ist er?“ Das bedeutet, dass der König nichts davon wusste, obgleich es ausdrücklich heißt, dass der König zu Haman sprach: „Das Silber ist dir gegeben, und dazu das Volk, mit ihm zu verfahren, wie es gut ist in deinen Augen.“Somit sehen wir, dass der König vom Verkauf wusste.
  3. Über „… zu tun nach dem Willen eines Jeglichen [Mannes]“ sagten unsere Weisen: „Rabba sagte: ‚zu tun entsprechend dem Willen sowohl von Mordechai als auch von Haman.‘“[3] Es ist bekannt, dass, wenn nur vom „König“ die Rede ist, sich dies auf den König der Welt bezieht. Wie kann es daher sein, dass der Schöpfer entsprechend dem Willen eines Bösen handeln möchte?
  4. Es steht geschrieben: „Mordechai wusste alles, was geschah.“ Das bedeutet, dass nur Mordechai wusste, denn zuvor heißt es: „und die Stadt Schuschan war verstört.“ Folglich wusste die ganze Stadt Schuschan davon.
  5. Es steht geschrieben: „denn eine Schrift, geschrieben im Namen des Königs, und mit dem Siegelringe des Königs besiegelt, darf kein Mensch widerrufen.“[4] Wie gab er also anschließend die zweiten Briefe heraus, welche die ersten Briefe letztendlich aufhoben?
  6. Was bedeutet es, dass unsere Weisen sagten: „An Purim soll man sich derart betrinken, bis man zwischen ‚verflucht sei Haman’ und ‚gesegnet sei Mordechai’ nicht mehr unterscheiden könne.“[5]?
  7. Was bedeutet es, dass unsere Weisen über den Vers „Und das Trinken geschah nach dem Gesetz“ sagten: Was bedeutet „nach dem Gesetz?“ Rabbi Chanan sagte im Namen von Rabbi Meitr: „Nach dem Gesetz der Tora.“ Wie lautet das Gesetz der Tora? Mehr essen als trinken.

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Shamati 36. Was sind die drei Körper im Menschen?

Ich hörte am 19. März 1944

Der Mensch besteht aus drei Körpern:

  1. der innere Körper, welcher die Kleidung von Nefesh der Kedusha (Heiligkeit) ist
  2. Klipa (Schale) von Noga
  3. Schlangenhaut (Mishcha de Chivia).

Um sich von den letzteren zwei Körpern zu erretten, damit sie die Kedusha nicht stören, und um die Möglichkeit zu haben, nur den inneren Körper zu nutzen, gibt es für den Menschen den Rat, dass es ein Heilmittel gibt – nämlich ausschließlich darüber nachzudenken, was mit dem inneren Körper in Verbindung steht.

Das heißt, alle Gedanken des Menschen müssen ständig auf die Einzigkeit des Schöpfers gerichtet sein, darauf, dass es niemanden gibt außer Ihm. Er handelt und wird immer alle Handlungen vollziehen, und es gibt kein anderes Geschöpf in der Welt, das den Menschen von der Kedusha trennen kann.

Und da er nicht an die zwei äußeren Körper denkt, sterben sie, da sie keine Nahrung erhalten und nichts haben, wovon sie existieren könnten. Denn die Gedanken des Menschen an sie sind ihre Nahrung. Dies ist die Bedeutung von: „Im Schweiße deines Angesichts sollst du dein Brot essen.“ Vor dem Sündenfall am Baum der Erkenntnis war der Unterhalt des Menschen nicht vom Brot abhängig, das heißt, er musste kein Licht und keinen Unterhalt anziehen – das Licht leuchtete ihm auch so.

Doch nach dem Sündenfall, als sich Adam haRishon an den Körper der Schlangenhaut angehaftet hatte, begann das Leben vom Brot, also von der Nahrung abhängig zu sein. Das bedeutet, dass man jedes Mal neue Nahrung für diese zwei neuen Körper heranziehen muss, und ohne Nahrung sterben sie ab. Und dies wurde zu einer großen Korrektur, um sich von diesen beiden Körpern zu erretten.

Und daher ist es dem Menschen auferlegt, sich zu bemühen und anzustrengen, keine Gedanken an diese zwei Körper zu verschwenden. Das ist so, wie die Weisen sagten: „Verbrecherische Gedanken sind schlimmer als das Verbrechen selbst“, weil eben Gedanken ihre Nahrung sind, und indem man sie also denkt, schöpfen diese Körper daraus ihre Lebenskraft.

Daher ist es notwendig, nur an den inneren Körper zu denken, da er die Kleidung von Nefesh der Kedusha darstellt. Man muss also nur daran denken, was sich „jenseits der Haut“ befindet. Mit anderen Worten: „Jenseits der Haut des Körpers“ heißt außerhalb des eigenen Körpers, was bedeutet, nicht an den eigenen Nutzen zu denken, sondern nur Gedanken zu pflegen, die zum Nutzen des Nächsten sind. Und das nennt man „jenseits der Haut.“

Denn jenseits der Haut können sich die Klipot (Plural für Klipa) nicht anhaften, denn die Klipot haften nur daran, was innerhalb der Grenzen der Haut ist, das heißt daran, was zum Körper gehört und nicht was außerhalb des Körpers ist, genannt „jenseits der Haut.“ Das heißt, die Klipot können sich an alles, was sich in den Körper „kleidet“ anhaften, und auf das, was sich nicht in den Körper „kleidet“, haben die Klipot keinen Zugriff.

Und wenn der Mensch sich ständig in Gedanken jenseits seiner Haut hält, hinter den Schranken des Körpers, dann wird er dessen gewürdigt, was geschrieben steht: „Und nachdem diese meine Haut zerstört ist, werde ich ohne mein Fleisch Gott sehen.“[1] „Diese“ ist die heilige Shechina (göttliche Gegenwart), die sich jenseits der Grenzen seiner Haut befindet. „Zerstört“ bedeutet, dass sie korrigiert wurde, um „jenseits meiner Haut“ zu stehen. Zu der Zeit wird der Mensch dann mit „ich werde ohne mein Fleisch Gott sehen“ gewürdigt.

Es bedeutet, dass die Kedusha kommt und sich in das Innere des Körpers kleidet, besonders dann, wenn der Mensch sich damit einverstanden erklärt, „jenseits seiner Haut“ zu arbeiten, gemeint ist ohne jegliche Kleidung. Die Frevler allerdings, die eben gerade zu einer Zeit arbeiten möchten, wo es ein Einkleiden in den Körper gibt, genannt „innerhalb der Haut“, sie werden  dann ohne Weisheit sterben. Denn dann haben sie keine Kleidung und ihnen wurde nichts gewährt. Jedoch sind es ausdrücklich die Gerechten, die mit der Einkleidung innerhalb des Körpers gewürdigt werden.

[1] Hiob 19, 26

Der Frieden in der Welt

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Der Frieden in der Welt

Untersuchungen und Erkundigungen über Dinge, die den Mangel an Frieden verursachen, Vorschläge der Weltverbesserer und Prüfung derselben in Bezug auf die Wirklichkeit, Beobachtung des „Guten“, das auf „Barmherzigkeit und Wahrheit, Gerechtigkeit und Frieden“ beruht, wie es im Buch der Psalmen heißt: „Barmherzigkeit und Wahrheit treffen sich, Gerechtigkeit und Frieden küssen sich. Wahrheit sprießt aus der Erde, Gerechtigkeit blickt vom Himmel herab. Auch der Ewige wird das Gute geben und unser Land wird fruchtbar sein.“ (Psalm 85). Weiterlesen

Baal HaSulam, Brief 25, Gleichnis über den Sohn eines Reichen im Keller

Rav Yehuda Ashlag, aus dem Jahr 1927

(…) Auf den ersten Blick müsste man „Rückkehr“ (Tshuva) als „Vollkommenheit“ (Shlemut) bezeichnen. Doch dieses Wort verweist darauf, dass alles von Anfang an bereitet ist und jede Seele bereits in ihrem ganzen Licht, in Güte und Ewigkeit weilt. Nur wegen des „Brotes der Scham“ ist die Seele aus diesem Zustand mittels Einschränkungen ausgetreten, bis sie sich schließlich in einen trüben Körper hüllte. Nur dank ihm kehrt sie zu ihrer Wurzel zurück, wo sie sich vor der Einschränkung befand, mit einer Belohnung für diesen ganzen schrecklichen Weg, den sie zurückgelegt hat. Im Grunde stellt diese Belohnung die wahre Verschmelzung dar. Mit anderen Worten befreit sich die Seele vom „Brot der Scham“, da ihr Gefäß des Empfangens sich in ein Gefäß des Gebens verwandelt und sie sich in ihren Eigenschaften ihrem Erschaffer angleicht. Doch zu diesem Thema habe ich bereits viel gesagt. Weiterlesen

Wo die Gedanken eines Menschen sind, dort ist auch er

Rav Yehuda Ashlag, Brief 18 aus dem Jahr 1926

[…] aber halte dich fern, den „Schlag eines Starken“ (Jesaja, 22:17) vorzeitig zu erhalten, denn „man ist dort, wo man denkt“. Wenn daher jemand sicher ist, dass ihm an nichts mangeln wird, kann er seine Anstrengungen auf die Tora konzentrieren, denn „der Gesegnete verschmilzt mit dem Gesegneten“. Weiterlesen

Shamati 164. Es gibt einen Unterschied zwischen dem Materiellen und dem Spirituellen

Ich hörte am 8. August 1948

Es gibt einen Unterschied zwischen dem Materiellen und dem Spirituellen: Im Materiellen geht die Kraft der Handlung voraus, wie es geschrieben steht: „Bevor sie rufen, werde ich antworten“[1], wo die Reihenfolge bereits gemäß Gmar Tikun (der Endkorrektur) ist, dass man nichts tut, bevor man die Kraft dazu hat.

Im Spirituellen hingegen, wo es noch nicht gemäß der Endkorrektur angeordnet ist, sondern entsprechend der Reihenfolge der [inneren] Analysen[2], muss man die Arbeit beginnen, bevor man die Kraft erlangt, wie es geschrieben steht: „Die ihr Sein Wort ausführt, auf die Stimme Seines Wortes hörend.“[3]

 


[1] Jesaja 65, 24

[2] entsprechend der Reihenfolge nacheinander zutage kommender Wünsche, die zur Korrektur geeignet sind, von den leichten hin zu den schweren

[3] Psalm 103, 20

Zu sitzen und nichts zu tun ist vorzuziehen

Ich kann mich nicht länger zurückhalten mit allem, das zwischen uns steht: Daher versuch ich eine wahre offene Warnung, denn ich muss den tatsächlichen Wert der Wahrheit in unserem Land kennen. Das war immer mein Weg: Minutiös in die Handlungen der Schöpfung einzutauchen, um ihren genauen Wert zu erkennen, genauer gesagt, ob sie gut oder schlecht sind.  Weiterlesen

Horn des Messias

Rav Yehuda Ashlag

Die Erlösung – nur mit Hilfe der Kabbala

Und wisse, dass die Kinder Israels nicht erlöst werden, es sei denn, die Weisheit des Verborgenen wird in großem Maße offenbart, wie im Sohar geschrieben steht: „Durch dieses Werk [Sohar] werden die Kinder Israels vom Exil erlöst.“ Denn es gab eine Hoffnung auf Erlösung zur Zeit der Niederschrift des Sohars, die in den Tagen von Rashbi begann, und zwar zur Zeit der Offenbarung von Bar-Kochba, über welchen Rabbi Akiva, Rashbis (Rabbi Shimon Bar Yochai) Lehrer sagte: „Ein Stern geht hervor aus Jakob.“ Ebenso war nach der Zerstörung von Beitar die Hoffnung besonders groß.

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Shamati 215. Der Glaube

Ich hörte

Besonders der Glaube ist reine Arbeit. Dies ist so, weil der Wille zu empfangen an dieser Arbeit nicht teilnimmt. Sondern im Gegenteil, der Wille zu empfangen widersetzt sich ihr. Denn die Natur dieses Willens besteht darin, dass er nur dort arbeitet, wo er sieht und weiß. Doch über dem Verstand ist es nicht so. Also kann auf diese Weise die Anhaftung in Vollkommenheit stattfinden, weil es darin das Prinzip der Angleichung gibt, das heißt, dass er tatsächlich in der Absicht um zu geben ist. Wenn deshalb diese Basis sogar beim Empfangen von guten Dingen bei ihm vorhanden und beständig ist, dann betrachtet er sie als „einen Ort“ (Atarja), der entsprechend dem Zahlenwert Tora ist. Und diese Tora sollte von Furcht begleitet sein, also man sollte zusehen, dass man keinerlei Hilfe und Unterstützung von der Tora bezieht, sondern nur vom Glauben. Und auch wenn ihm dies überflüssig erscheint, da er ja bereits vom ersehnten Land empfängt, soll er dennoch glauben, dass dies die Wahrheit ist. Und das ist die Bedeutung von: „Und alle glauben, dass Er ein Gott des Glaubens ist“[1], weil der Mensch gerade mittels des Glaubens die Stufe halten kann.

 


[1] Aus dem Gebetsbuch von Rosh haShana

Die Waage zur Seite des Verdienstes neigen

22) Und genau darüber spricht Rabbi Elasar, Sohn von Rabbi Shimon, in Bezug auf den Vers: „Durch einen Sünder geht viel Gutes verloren“; denn es wurde bereits aufgezeigt, dass die Begeisterung, die ein Mensch mittels der Mizwot (Gebote) zwischen Mensch und Gott gewinnt, genau die gleiche Begeisterung ist, wie er sie durch die Mizwot zwischen sich und seinem Mitmenschen gewinnt. Denn er ist verpflichtet, ohne Hoffnung auf Eigenliebe, alle Mizwot liShma (um der Tora Willen) auszuführen, ohne sich Glanz und Ehre oder Ähnliches als Belohnung für seine Mühen zu erwerben. Durch diese erhabene Tatsache verschmelzen die Liebe Gottes und die Liebe zum Mitmenschen und werden eins.

Daraus ergibt sich, dass er auf der Leiter der Nächstenliebe einen bestimmten Fortschritt für die ganze Welt erzielt, da dieser Einzelne durch seine Taten, ob große oder kleine, eine gewisse Stufe erreicht und schlussendlich die Zukunft mit beeinflusst, indem die Balance der Welt zum Rechten hin gewendet wird, da sein Anteil zum Gewicht hinzugefügt wird .

Aus dem Artikel von Baal HaSulam, Die Bürgschaft

Podcast – Audioversion „Die Bürgschaft“

Shamati 13: Ein Granatapfel

Audio zum Mithören

Ich hörte bei der Mahlzeit in der 2. Nacht von Rosh HaShana am 5. Oktober 1948

Über den „Granatapfel“ (Rimon) sagte Baal Sulam, dass dies ein Hinweis darauf ist, was unsere Weisen gesagt haben: „Selbst die Leeren in dir (im Volk Israel) sind voller Mizwot (Gebote) wie ein Granatapfel“[1].

Und er sagte, dass sich das Wort Rimon (Granatapfel) von dem Wort Romemut (Erhabenheit) ableitet, was die Bedeutung des Glaubens über dem Verstand ist. Dies bedeutet, dass „die Leeren in Dir voller Mizwot sind.“ Das Maß der Füllung entspricht der Fähigkeit, über dem Verstand zu handeln, und das wird als Romemut bezeichnet. Weiterlesen

Von hinten und vorne umfaßt du mich

Achor ve-kedem Zartani

Aus dem Buch „Pri Chacham“ (Früchte der Weisheit)

Rav Yehuda Ashlag

„Achor ve-kedem zartani“- von vorn und von hinten umfasst Du mich- d.h. sowohl in der Offenbarung als auch in der Verhüllung des Schöpfers. Denn wahrlich „herrscht Sein Königreich über allem“, und alles wird zu seiner Wurzel zurückkehren, denn „es gibt keinen Ort, der frei von Ihm wäre“ – der Unterschied besteht darin, ob in der „Gegenwart“ oder in der „Zukunft“. Denn derjenige, der dessen würdig wird, beide Welten zu vereinigen, enthüllt Seine Kleider in der „Gegenwart“, da alles Geschehende die Kleidung der Offenbarung der Schechina ist. Und das ist die „Gegenwart“; d.h. auch jetzt zieht {Er} in königlicher Kleidung aus und zeigt vor allen, dass „der Reiter nicht der Zusatz des Pferdes“ ist, keinesfalls, sondern, obwohl es äußerlich scheint, das Pferd führe den Reiter, wird doch in Wahrheit das Pferd zu keiner Bewegung anders angeregt, als wenn es die Leine und den Zügel seines Reiters spürt. Das wird „der Aufbau der Stufe von Schechina“ genannt… Und wird als das Stadium „Angesicht zu Angesicht“ bezeichnet. Weiterlesen

Einführung in die Weisheit der Kabbala

Einführung in die Weisheit der Kabbala

(Pticha le Chochmat ha Kabbala)

Rav Yehuda Ashlag

Der Schöpfungsgedanke (Machshewet haBrija) und die vier Phasen des Direkten Lichts (Dalet Bchinot von Or Yashar)

1) Rabbi Chananja ben Akashja sagt: „Der Schöpfer wollte Israel reinigen (lesakot), daher gab Er ihnen reichlich Tora und Mizwot (Gebote), so wie geschrieben steht: ‚Der Ewige ist erfreut, um Seiner Gerechtigkeit willen, die Tora groß und herrlich zu machen‘“ (Talmud, Makot 23b). Es ist bekannt, dass das Wort Sakut (Reinheit) bzw. Sechut[1] (Verdienst) von Hisdakchut (Reinigung) abstammt. Die Weisen sagten: „Die Gebote sind nur gegeben, damit sich Israel mit deren Hilfe reinigt“ (Midrash BeReshit Rabba, Parasha 44). Man muss verstehen: Weiterlesen

Texte für Rosh HaShana: Shamati 120

Ich hörte am Ende von Rosh HaShana, im Jahr 1942, in Jerusalem

Der Hintergrund des Brauches, an Rosh HaShana keine Nüsse zu essen, ist der, weil  Egos (Nuss) dem Zahlenwert von Chet (Sünde) entspricht. Und er fragte: „Entspricht Egos nicht dem Zahlenwert von Tov (gut)?“ Und er sagte, dass Egos den Baum der Erkenntnis von Gut und Böse meint.

Und bevor man nicht aus Liebe bereut, ist Egos in ihm noch immer eine Sünde.

Und für denjenigen, der bereits der Reue durch Liebe würdig wurde, werden seine boshafte Vergehen zu unabsichtlichen Fehlern. Folglich wurde sein Chet zu Tow, und dann darf er bereits Nüsse essen. Deswegen muss man darauf achtgeben, Dinge zu essen, in denen es keinerlei Andeutung auf die Sünde gibt, welche als Baum des Lebens gelten. Die Dinge aber, welche den Zahlenwert von Chet (Sünde) aufweisen, deuten auf den Baum der Erkenntnis von Gut und Böse.

Shamati 240. Fordere Deine Bittsteller, wenn sie Dein Angesicht fordern

1. Tag der Slichot-Gebete, vom Verehrungswürdigen, meinem Vater, Meister und Lehrer

„Fordere Deine Bittsteller, wenn sie Dein Angesicht fordern, antworte ihnen aus den Himmeln Deiner Wohnstätte und verschließe Deine Ohren nicht vor ihren flehenden Schreien (Slichot für den ersten Tag). Siehe […] der Zweck der Erschaffung der Welt war es, Seinen Geschöpfen Gutes zu tun.“ Aber damit die Korrektur vollkommen sei, muss die Versüßung der Eigenschaft von Din in Rachamim sein.

Din gilt als Gadlut (Größe). Um jedoch zu vermeiden, dadurch zur Unterschiedlichkeit der Form zu kommen, muss es einen Aspekt geben, der wie ein Kompromiss ist: Entsprechend dem Din hätte sie mehr bekommen, aber sie liefe immer noch Gefahr, zur Unterschiedlichkeit der Form zu gelangen. Wenn Din jedoch mit der Eigenschaft von Rachamim vermischt wird, erhält sie nicht Gadlut des Lichtes und kann somit zur Angleichung der Form kommen. Und die Korrektur wird gemacht, indem die Gefäße des Empfangens umgewandelt werden in das Empfangen „um zu geben.“ Wenn der Mensch daher nach dem Schöpfer fordert, dann haftet er immer noch am Empfangen an. Und jemand, der die Eigenschaft des Empfangens hat, wird „mangelhaft“ und „verflucht“ genannt. Und ein Verfluchter haftet nicht an den Gesegneten an. Einer jedoch, der empfängt, um zu geben, wird mit „gesegnet“ bezeichnet, da ihm nichts fehlt und er für sich selbst nichts benötigt.

Dementsprechend besteht die einzige Schwierigkeit darin, dass der Mensch im gesegneten Zustand sei, da nur mithilfe der Tora und Mizwot die Gefäße des Empfangens in die Gefäße des Gebens umgewandelt werden können. Daher beten wir „fordere Deine Bittsteller.“

Es gibt zwei Arten von Bittstellern: Es gibt welche, die nur für „Dein Angesicht“ fordern. Sie fordern nur das Geben. Was sie daher fordern, um irgendeine Rettung zu erhalten, ist nur um Deines Angesichts willen. Und darüber sagte er: „Wenn sie Dein Angesicht fordern.“ Jenen, die für Dein Angesicht fordern, „antworte ihnen von den Himmeln Deiner Wohnstätte“, was bedeutet, dass sich „die Himmel Deiner Wohnstätte“ offenbaren werden, denn sie werden das Oben nicht mehr beflecken, da sie vom Empfangen gereinigt sind. Und „ihre flehenden Hilfeschreie“, das heißt,dass all ihre Gebete und Bitten immer noch für ihren eigenen Nutzen sind. Sie wollen dem Schöpfer nahe sein, was bedeutet, dass sie noch nicht vom Empfangen gereinigt sind.

Dies ist so, weil es in der Arbeit für den Schöpfer zwei Unterscheidungen gibt: Es gibt jenen, der die Enthüllung des Schöpfers in der Welt möchte, der sich wünscht, dass alle über die Existenz des Göttlichen in der Welt wissen. In diesem Zustand ist er nicht in der Mitte, sondern er will einfach nur. Und dann kann man auch nicht sagen, dass er den Aspekt des Empfangens hat, da er nicht betet, dass er eine Annäherung an den Schöpfer erfahre, sondern nur, dass die Ehre des Himmels auf der Erde enthüllt werde. Und es gibt jenen, der betet, dass er sich dem Schöpfer annähern möge. Dann ist er bereits in der Mitte, weil man dann vom Empfangen für sich selbst sprechen kann, da er Fülle empfangen möchte, um sich dem Schöpfer anzunähern. Dies wird „Flehen“ und auch „Hilfeschreie“ genannt. Und jene, die noch im Zustand des Flehens sind, das heißt, um sich anzunähern, können weinen und vor ihnen „sollst Du Dein Ohr nicht verschließen.“

Denn nur wer einen Mangel hat, schreit. Aber für einen anderen ist es kein Hilfeschrei, sondern nur eine Forderung, so wie [man einander grüßt und sagt] „Fordere Frieden für ….“ Deshalb gibt es hinsichtlich [der Enthüllung] des Angesichts nur die Forderung.

„Von den Himmeln Deiner Wohnstätte“ bedeutet Ejnajim (Augen), das Licht von Chochma, damit sie das Wesen der Fülle bekommen werden, da ihre Gefäße bereits im Zustand des Empfangens um zu geben sind.

Aber jenen, die im Zustand des Flehens sind, „verschließe Deine Ohren nicht.“ „Ohr“ bedeutet Bina; sie müssen weiter Kraft aufwenden, damit sie den Aspekt des Gebens erlangen … über das Licht von Chassadim.

Shamati 241. Rufet Ihn an, während Er nahe ist

„Rufet Ihn an, während Er nahe ist.“[1] Man muss hier nachvollziehen, was es bedeutet: „während Er nahe ist“, denn es heißt „die ganze Erde ist voll Seiner Ehre“? Folglich ist Er stets nahe. Was bedeutet dann aber „während Er nahe ist“[2]? Denn das hieße ja, dass es eine Zeit gibt, in der Er nicht nahe ist.

Die Sache ist die, dass man die Zustände stets im Bezug auf jenen Menschen misst, der erfasst und fühlt. Und wenn der Mensch die Nähe des Schöpfers nicht spürt, so kann man auch über nichts sprechen, da alles gemäß der Empfindung des Menschen gemessen wird. Dabei kann es sein, dass der eine die Welt voller Fülle wahrnimmt, der andere aber, der die Güte der Welt nicht spürt, nicht sagen kann, dass die Welt gut ist, sondern gemäß seiner Empfindung sagt er, dass die Welt voller Leid ist.

Und der Prophet warnt: „Rufet Ihn an, während Er nahe ist.“ Er kommt und sagt: „Wisset, wenn ihr nach dem Schöpfer ruft, so rührt dies daher, dass Er nahe ist.“ Das heißt, jetzt habt ihr die Gelegenheit, und wenn ihr aufmerksam seid, werdet ihr spüren, dass euch der Schöpfer nahe ist; und dies ist ein Zeichen für die Nähe des Schöpfers.

Der Beweis dafür ist der folgende: Man muss wissen, dass der Mensch von Natur aus nicht für eine Anhaftung an den Schöpfer geeignet ist, da dies gegen seine Natur ist. Denn vonseiten der Schöpfung hat der Mensch nur das Verlangen zu empfangen, während anhaften nur zu geben bedeutet. Da jedoch der Schöpfer zum Menschen ruft, so bildet sich in ihm eine zweite Natur: Er will seine Natur nichtig machen und sich an den Schöpfer anhaften …

Deswegen muss der Mensch wissen, dass es allein vonseiten des Schöpfers kommt, wenn er Worte der Tora und des Gebets spricht, und es soll ihm nicht einfallen zu sagen: „Meine Kräfte und meiner Hände Stärke“[3], denn dies ist seiner Macht vollkommen entgegengesetzt. Und das gleicht einem Menschen, der sich im Wald verirrt und keinen Weg sieht, wie er herauskommen und zu seinem Wohnort gelangen kann: Er ist verzweifelt und denkt nicht, dass er jemals wieder nach Hause kommen wird. Sobald er jedoch von Weitem irgendeinen Menschen sieht oder eine menschliche Stimme hört, werden in ihm augenblicklich der Wunsch und das Verlangen wach, dorthin zurückzukehren, wo er herkam, und er wird anfangen zu schreien und zu flehen, es möge jemand kommen und ihn erretten.

So auch jemand, der vom guten Wege abgekommen und an einem schlechten Ort angelangt ist. Er hat sich bereits daran gewöhnt, unter wilden Tieren zu leben – vonseiten des Willens zu empfangen wird es ihm nie in den Sinn kommen, dass er an einen Wohnort zurückkehren muss, an dem der Verstand der Heiligkeit (Daat de Kedusha) wohnt. Wenn er aber die ihn rufende Stimme hört, dann wacht er zur Reue auf.

Und dies ist die Stimme des Schöpfers und nicht seine eigene Stimme. Wenn er aber seine Taten noch nicht auf dem Wege der Korrektur vervollständigt hat, dann kann er noch nicht fühlen und glauben, dass dies die Stimme des Schöpfers ist, und er denkt, dass es seine Kräfte und seiner Hände Stärke sind. Daraufhin warnt der Prophet, der Mensch solle sein Wissen und seinen Gedanken überwinden und voll und ganz daran glauben, dass dies die Stimme des Schöpfers ist.

Wenn also der Schöpfer ihn aus dem dichten Wald herausführen will, dann zeigt Er ihm ein Licht aus der Ferne, und der Mensch sammelt und spannt den Rest seiner Kräfte an, um auf dem ihm vom Licht gezeigten Pfad zu gehen, um dieses Licht zu erreichen. Wenn er aber dieses Licht nicht dem Schöpfer zuschreibt und nicht sagt, der Schöpfer rufe ihn, dann geht ihm das Licht verloren und er verbleibt wieder im Wald. Er hätte demnach sein ganzes Herz für den Schöpfer öffnen können, dass Er komme und ihn aus dem Bösen Ort errette, nämlich aus dem Willen zu empfangen, und ihn an einen Ort des Verstandes führe, genannt „Ort der Söhne von Adam (Menschen)“, wie es heißt „Adame la Eljon“ (ich werde wie der Allerhöchste sein), also im Willen zu geben, im verborgenen Sinne von Dwekut (Anhaftung). Jedoch nutzt er diese Gelegenheit nicht und verbleibt wieder wie zuvor.

 


[1] Jesaja 55, 6

[2] wörtl. „wenn Er am nächsten ist“

[3] 5. Buch Mose 8, 17

Shamati 209. Drei Bedingungen beim Gebet

Ich hörte

Beim Gebet gibt es drei Bedingungen:

  1. Zu glauben, dass Er ihn erretten kann, obwohl er von allen seinen Zeitgenossen die schlimmsten Umstände hat. Doch „ist denn die Hand des Schöpfers zu kurz, um ihn zu erretten“? Denn wenn nicht, dann „wird der Wirt Seine Gefäße nicht retten können“.
  2. Er weiß sich keinen Rat mehr, da er schon alles getan hat, was in seinen Kräften lag, und doch sah er keine Heilung für seine missliche Lage.
  3. Wenn Er ihm nicht hilft, dann ist ihm sein Tod lieber als sein Leben. Gebet bedeutet Arbeit bzw. „verloren“[1] im Herzen. Je verlorener er ist, desto stärker ist sein Gebet. Denn natürlich gleicht einer, dem es an Überflüssigem und an Luxus fehlt, nicht einem zum Tode Verurteilten, wenn nur noch bleibt, das Urteil zu vollstrecken. Und er ist bereits in Eisenketten gelegt und steht nun da und fleht um sein Leben. Und gewiss wird er „weder ruhen noch schlafen“ und sich für keinen Augenblick davon ablenken lassen, um sein Leben zu beten.

 

[1] Im Manuskript steht dieses Wort mit zwei Anfangsbuchstaben (Alef und Ajin) geschrieben. Mit Alefbedeutet es „verloren“ und mit Ajin bedeutet es „Arbeit“. Es hat den Anschein, als ob es für die richtige Bedeutung korrekt wäre, „Arbeit“ zu schreiben, da es ein Teil des Satzes ist: „Ein Gebet ist die Arbeit im Herzen“, dennoch hat er wohl absichtlich beide Buchstaben verwendet, um „verloren“ anzuzeigen, da dieses das Wort ist, welches sich durch den Rest des Artikels durchzieht.

MU Serie – Die Bürgschaft, Baal HaSulam

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MU Serie – Die Gabe der Tora, Baal HaSulam

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Die Liebe zum Schöpfer und die Liebe zu den Geschöpfen

Aus dem Buch „Pri Chacham“ (Frucht des Weisen, Band „Artikel“)

„Liebe deinen Nächsten wie dich selbst“.
Rabbi Akiva sagt, das sei der große Grundsatz der Tora

Gesamtheit und Detail

Das oben erwähnte Zitat ist zwar eine der bekanntesten und am meisten zitierten Redensarten, doch wurde es immer noch nicht in seinem ganzen Umfang erläutert. Und zwar, weil das Wort „Grundsatz“ bzw. Gesamtheit auf eine Summe von Details hinweist, die sich auf die obere Regel beziehen, wobei jedes einzelne Detail einen Teil in sich trägt, sodass die Zusammenfügung all dieser Details diese Gesamtheit zustande bringt.

Und wenn wir sagen, „großer Grundsatz der Tora“, so bedeutet dies, dass alle Texte und alle 612 Mizwot (Gebote) die Gesamtsumme der Details darstellen, die sich auf den Vers beziehen: „Liebe deinen Nächsten wie dich selbst“. Es ist schwer zu verstehen, wie solch eine Aussage die Gesamtsumme aller Mizwot in der Tora enthalten kann? Es kann höchstens die Gesamtheit jenes Teiles der Tora und der Texte sein, welcher sich auf die Mizwot zwischen Mensch und Mensch bezieht. Doch wie könnte man den größeren Teil der Tora, der die Arbeit zwischen Mensch und Gott betrifft, in den Vers einschließen: „Liebe deinen Nächsten wie dich selbst“?

Was dir selbst verhasst ist, das tue deinem Nächsten nicht an

Wenn wir irgendwie den oberen Text glätten können, sieh hier, was Hillel zu einem Fremden sagte, der zu ihm kam und darum bat, überzutreten, wie es in der Gemara heißt: „Mache mich zu einem Übergetretenen, und lehre mich die ganze Tora, während ich auf einem Fuß stehe“. Er (Hillel) sagte zu ihm: „Was dir verhasst ist, das tu deinem Nächsten nicht (im heutigen Sprachgebrauch: Was du nicht willst, dass man dir tut, das füg auch keinem anderen zu). Das ist die ganze Tora und alles andere ist nur die Interpretation, geh und lerne sie!“  Wir sehen, dass er ihm sagte, die ganze Tora sei die Interpretation des Verses: „Liebe deinen Nächsten wie dich selbst“.

Nun ist es nach den Worten von Hillel, dem Lehrer aller Kabbalisten seiner Zeit, vollkommen klar, dass es das vordergründige Ziel unserer heiligen Tora ist, uns auf jene erhabene Stufe zu bringen, wo wir diesen Vers einhalten können, weil es im Besonderen heißt: „Alles andere ist nur die Interpretation, geh und lerne sie!“ Das bedeutet, dass man uns erklärt, wie wir zu diesem Grundsatz kommen können.

Es verwundert, dass solch eine Aussage in den meisten Themen der Tora wahr sein kann, welche den Menschen und Gott betreffen, wenn doch jeder Anfänger offensichtlich weiß, dass es das Herzstück der Tora ist, und nicht die Erklärung von „Liebe deinen Nächsten wie dich selbst“.

Liebe deinen Nächsten wie dich selbst

Wir sollten außerdem die Bedeutung des Verses „Liebe deinen Nächsten wie dich selbst“ prüfen und verstehen. Die wörtliche Bedeutung davon ist es, deinen Nächsten im selben Maße zu lieben, wie du dich selbst liebst. Doch wir sehen, dass die Allgemeinheit dem überhaupt nicht standhalten kann. Hieße es, liebe deinen Freund so sehr, wie er dich liebt, könnten auch dies nur wenige Menschen vollkommen einhalten, doch es wäre akzeptabel.

Doch den anderen so sehr zu lieben, wie ich mich selbst liebe, scheint unmöglich. Sogar wenn es in der ganzen Welt nur eine Person außer mir gäbe, wäre es unmöglich, und es ist noch weniger möglich, wenn die Welt voller Menschen ist. Mehr als das, wenn ein Mensch wen auch immer so lieben würde wie er sich selbst liebt, hätte er keine Zeit für sich selbst. Denn man muss bereitwillig die eigenen Bedürfnisse befriedigen, ohne Verzicht, denn man liebt sich selbst.

Was die Bedürfnisse der Allgemeinheit betrifft, ist dem nicht so; denn der Mensch hat keinen triftigen Grund, der in ihm den Wunsch erwecken würde, für sie zu arbeiten – und selbst, wenn er wollte, würde er es wörtlich erfüllen können, würde seine Kraft standhalten? Und wenn dem nicht so ist, wie kann die Tora uns dazu verpflichten, etwas zu tun, was der Mensch überhaupt nicht einhalten kann?

Und wir sollten keineswegs annehmen, dass diese Worte übertrieben sein könnten; denn wir werden durch den folgenden Vers erinnert: „Du sollst dem nichts hinzufügen und nichts davon wegnehmen“. Alle Kommentatoren waren sich darin einig, den Text wörtlich zu interpretieren. Mehr als das; sie sagten, dass man die Bedürfnisse seines Nächsten sogar dann befriedigen soll, wenn man selbst bedürftig ist. Sogar dann müssen wir die Bedürfnisse unseres Freundes befriedigen und unsere eigenen unbefriedigt lassen.

Die Tosfot (Ergänzungen in der Gemara) sagten, dass für jedermann gilt, der einen israelitischen Sklaven kauft, dass es so ist, als kaufe er sich selbst einen Herren. Und die Tosfot interpretierten die Situation, wenn man nur ein Kissen hat und selbst darauf liegt, man nicht das Gebot einhält: „Denn es ist ihm gut mit dir“. Und wenn man selbst nicht darauf liegt und das Kissen seinem Sklaven nicht gibt, dann ist dies eine sodomitische Regelung. Es stellt sich heraus, dass man ihn gegen den eigenen Willen an seinen Diener geben muss. Daraus folgt, dass man sich selbst einen Herrn kaufte.

Eine Mizwa (ein Gebot)

Das bringt einige Fragen auf: Gemäß dem vorher Gesagten verstoßen wir alle gegen die Tora. Des Weiteren halten wir den vordergründigen Teil der Tora nicht ein, ihre Essenz, da wir die Einzelheiten einhalten, nicht aber die Gesamtheit (nicht das eigentliche Gesetz). Es steht geschrieben: „Wenn ihr den Willen des Schöpfers einhaltet, sind die Armen bei anderen, doch nicht bei euch“. Doch wie ist es möglich, dass es Arme geben wird, wenn jeder die Gesamtheit (das allgemeine Gesetz der Nächstenliebe) einhält, den Wunsch des Herrn, und seinen Nächsten wie sich selbst liebt?

Das Frage des hebräischen Sklaven, die der Jerusalemer [Talmud] aufwirft, bedarf einer weiteren Untersuchung: Die Bedeutung des Textes ist es, dass man seinen Sklaven wie sich selbst lieben soll, sogar wenn es sich auf einen Ausländer oder einen Fremden bezieht, der kein Hebräer ist. Und man hat keine Ausreden, denn die Regelung für den Fremden ist die Regelung für einen Hebräer, da „Ein Gesetz und eine Verordnung soll es geben, sowohl für dich als auch für den Fremden, der mit dir verweilt“. Das Wort Ger [Ausländer/Übergetretener] meint auch einen „teilweise Übergetretenen“, also einen, der nicht die Tora annimmt, sondern sich nur dem Götzendienst entzieht. Es steht über solch eine Person geschrieben: „Du darfst sie dem Fremden geben, der in deinen Toren wohnt.“

Und das ist die Bedeutung der Worte des Tana [1]: „Derjenige, der ein Gebot erfüllt, neigt sich selbst und die ganze Welt der Seite des Verdienstes zu“. Und es ist sehr schwer zu verstehen, was die „ganze Welt“ damit zu tun hat? Und wir sollten uns nicht selbst rechtfertigen, es gehe um den Fall, dass man halb unwürdig und halb würdig ist und die ganze Welt halb unwürdig und halb würdig ist, denn wenn wir das sagen, verfehlen wir den ganzen Sinn.

Außerdem ist die ganze Welt voll von Nichtjuden und Tyrannen, wie kann er also sehen, dass sie halb unwürdig und halb würdig sind?

Man kann an sich selbst erkennen, dass man halb Gerechter und halb Sünder sei, aber nicht an der ganzen Welt als solche. Außerdem sollte der Text mit „ganz Israel“ beginnen, doch warum heißt es „die ganze Welt“? Bürgen wir für die ganze Welt? Fügen wir sie zu unserem Guthaben an guten Taten hinzu?

Wir müssen verstehen, dass unsere Weisen nur von dem praktischen Teil der Tora sprachen, welcher die Welt und die Tora zum ersehnten Ziel bringt. Wenn sie also von einer Mizwa (einem Gebot) sprechen, dann meinen sie mit Sicherheit eine praktische Mizwa. Und das ist sicherlich wie Hillel sagt, „Liebe deinen Nächsten wie dich selbst“. Durch diese Mizwa allein erreicht der Mensch das wahre Ziel, nämlich die Anhanftung [Dwekut] an seinen Schöpfer. Tatsächlich siehst du, dass der Mensch durch diese Mizwa die ganze Welt und das Ziel aufrechterhält.

Nun stellt sich nicht mehr die Frage nach den Mizwot zwischen Mensch und Gott, da die praktischen von ihnen den gleichen Zweck haben, den Körper zu reinigen, der letzte Punkt, von dem es heißt, den Nächsten wie sich selbst zu lieben. Die unmittelbare Phase danach ist die Anhaftung.

Und darin gibt es die Gesamtheit  und das Detail. Wir gehen vom Detail zur Gesamtheit, da die Gesamtheit zum Endziel führt. Tatsächlich macht es mit Sicherheit keinen Unterschied, von welcher Seite wir beginnen, vom Detail oder von der Gesamtheit, solange wir beginnen und nicht still halten, bis wir unser Ziel erreichen.

Und Ihm anhaften

Es bleibt immer noch Raum, um zu fragen: wenn der Zweck der Tora und der ganzen Schöpfung nichts anderes ist, als die niederträchtige Menschheit zu erheben, bis wir schließlich dieser prächtigen Erhabenheit – der Dwekut [Anhaftung] an den Schöpfer – würdig werden, so hätte der Schöpfer uns doch gleich in dieser Erhabenheit erschaffen können, anstatt uns mit der Arbeit zu erschweren, die es in der Schöpfung und in der Tora und den Mizwot gibt. Wir könnten das mit den Worten unserer Weisen erklären: „Einer, der isst, was nicht Seines ist, fürchtet sich, einem ins Gesicht zu schauen“. Das meint, dass jeder, der die Früchte der Arbeit von anderen verzehrt, sich fürchtet (schämt), seine eigene Gestalt anzuschauen, denn seine Gestalt ist unmenschlich.

Da kein Mangel von Seiner Vollkommenheit ausgehen kann, bereitete er Arbeit für uns vor, dass wir die Arbeit unserer eigener Hände genießen könnten. Deswegen erschuf er das Geschöpf in seiner niederen Form. Die Arbeit in der Tora und in den Mizwot erhebt uns aus der Niederträchtigkeit der Schöpfung, und durch sie erreichen wir unsere Erhabenheit selbstständig. Dann empfinden wir nicht den Genuss und die Wonne, als kämen sie von einer großzügigen Hand, als Geschenk, sondern wir nehmen uns als Besitzer dieses Genusses wahr.

Doch wie dem auch sei, wir müssen immer noch die Quelle der Niederträchtigkeit nachvollziehen, die wir fühlen, wenn wir ein Geschenk erhalten. Naturwissenschaftler wissen, dass jeder Zweig seiner Wurzel nahe ist. Der Zweig liebt alle Eigenschaften der Wurzel, will sie, begehrt sie und zieht Nutzen aus ihnen. Umgekehrt hält sich der Zweig von allem fern, was nicht in der Wurzel ist; er kann es nicht ertragen und wird von ihm geschädigt. Und da unsere Wurzel der Schöpfer ist und Er nicht empfängt, sondern gibt, fühlen wir Leid und Erniedrigung bei jedem Empfang von einem anderen.

Nun verstehen wir den Sinn des Anhaftens an Ihn. Die Erhabenheit von Dwekut [Anhaftung] an Ihn ist lediglich die Übereinstimmung des Zweiges mit seiner Wurzel, und der ganze Sinn der Niederträchtigkeit ist nur die Entfernung von der Wurzel. Mit anderen Worten: Jedes Geschöpf, dessen Wege korrigiert werden, um anderen zu geben, erhebt sich und wird fähig, an Ihm anzuhaften, und jedes Wesen, dessen Weg das Empfangen und die Eigenliebe ist, wird erniedrigt und weit vom Schöpfer entfernt.

Als ein Heilmittel wurden uns die Tora und die Mizwot gegeben. Am Anfang müssen wir sie Lo Lishma einhalten, d.h. um der Belohnung willen. Das ist während des Zeitraumes von Katnut (des Kleinseins) der Fall, während der Erziehungsphase. Wenn man erwachsen wird, wird einem beigebracht, die Tora und die Mizwot Lishma einzuhalten, d.h. um dem Erschaffer Genuss zu bereiten, und nicht aus Selbstliebe.

Jetzt können wir die Worte unserer Weisen verstehen, die fragten: „Warum sollte es den Schöpfer interessieren, ob man an der Kehle oder am Nacken schlachtet? Schließlich wurden die Mizwot [Gebote] nur deshalb gegeben, um die Menschen durch sie zu reinigen.“

Doch wir wissen immer noch nicht, was dieses Reinigen ist. Wenn wir das zuvor Erwähnte beachten, so wissen wir dass „der Mensch als ein wilder Esel auf die Welt kommt“. Und wir sind vollkommen in den Schmutz und die Niederträchtigkeit des Empfanges für sich selbst und der Selbstliebe getaucht, ohne jeglichen Funken von Liebe zum Nächsten und vom Geben. In diesem Zustand befindet sich der Mensch am entferntesten Punkt von der Wurzel.

Wenn man wächst und durch Tora und Mizwot erzogen wird, und zwar bestimmt durch das Ziel, seinem Erschaffer Freunde zu bringen, und nicht aus Selbstliebe, kommt man zu der Stufe des Gebens an den Nächsten. Man gelangt zu dieser Stufe durch das natürliche Heilmittel, welches im Studium der Tora und der Mizwot Lishma eingeschlossen ist, von welchem der Geber der Tora weiß, wie unsere Weisen sagten: „Ich habe den bösen Trieb erschaffen, und ich schuf die Tora als Gewürz (Heilmittel)“.

Dadurch entwickelt sich das Geschöpf auf den Stufen der hohen Erhabenheit, bis man jegliche Form von Selbstliebe und Empfangen für sich selbst verliert. In diesem Zustand ist jede Eigenschaft des Menschen, entweder zu geben, oder zu empfangen um zu geben. Unsere Weisen sagten darüber: „Die Mizwot wurden nur gegeben, um die Menschen durch sie zu reinigen“, und dann steigt man zu seiner Wurzel auf, wie es heißt, „und Ihm anzuhaften“.

Zwei Teile der Tora: zwischen Mensch und Gott und zwischen Mensch und Mensch

Sogar wenn wir sehen, dass es in der Tora zwei Teile gibt: einmal die Mizwot zwischen Mensch und Gott, und zweitens die Mizwot zwischen Mensch und Mensch, sind sie doch beide das Gleiche. Das bedeutet, dass ihr eigentlicher Zweck und das ersehnte Ziel Eins sind, und zwar Lishma.

Es macht keinen Unterschied, ob der Mensch für seinen Nächsten oder für den Schöpfer arbeitet. Das hat zum Grund, dass es in uns durch die Natur der Schöpfung eingemeißelt ist, dass alles, was von einem anderen kommt, uns leer und irreal erscheint.

Deswegen sind wir gezwungen, bei Lo Lishma anzufangen. Maimonides [2] sagt: „unsere Weisen sagten: „Man muss immer die Tora studieren, und zwar sogar Lo Lishma, denn von Lo Lishma kommt man zu Lishma“. Deshalb werden die Jungen, die Frauen und die Ungebildeten gelehrt, aus Ehrfurcht zu arbeiten und um Belohnung zu empfangen. Bis sie Wissen ansammeln und Weisheit erlangen, werden sie nach und nach in dieses Geheimnis eingeweiht und mit Leichtigkeit an diese Angelegenheit gewöhnt, bis sie Ihn erlangen und Ihn kennen und Ihm aus Liebe dienen“.

Wenn man dabei seine Arbeit in Liebe und Geben zum Nächsten vollendet und beim höchsten Punkt ankommt, vollendet man auch seine Liebe zum Schöpfer und das Geben an den Schöpfer. In diesem Zustand gibt es keinen Unterschied zwischen den beiden, da alles, was außerhalb des Körpers eines Menschen ist, d.h. außerhalb seines Selbstinteresses, auf gleiche Weise beurteilt wird- ob es darum geht, seinem Nächsten zu geben, oder um dem Schöpfer Zufriedenheit zu bereiten.

Das ist es, was Hillel Hanasi meinte, und zwar dass „Liebe deinen Nächsten wie dich selbst“ das absolute Ziel in der Praxis sei. Denn das ist die klarste Form für den Menschen.

Wir sollen nicht über die Taten irren, denn diese werden vor die Augen des Menschen gesetzt. Und wisse, dass wenn man die Bedürfnisse des Freundes vor die eigenen stellt, dass das Geben ist. Deswegen definiert Hillel das Ziel nicht als „Und du sollst den Ewigen deinen Gott lieben mit deinem ganzen Herzen und mit deiner ganzen Seele und mit deinem ganzen Vermögen“, denn es ist tatsächlich beides das Gleiche. Es ist so, weil man auch seinen Freund mit seinem ganzen Herzen und seiner ganzen Seele und seiner ganzen Kraft lieben soll, denn das ist der Sinn der Worte „wie dich selbst“. Immerhin liebt man sicherlich sich selbst mit seinem ganzen Herzen und Seele und allet Kraft, doch hinsichtlich des Schöpfers könnte man sich irren, und mit dem Freund liegt es immer vor den Augen.

Warum wurde die Tora nicht den Vorvätern gegeben?

Das beantworten die ersten drei Fragen. Doch es bleibt immer noch die Frage, wie es möglich ist, dies einzuhalten, denn es scheint unmöglich. Du sollst wissen, dass dies der Grund ist, aus dem die Tora nicht den Vorvätern gegeben wurde, sondern ihren Kindeskindern, die eine ganze Nation waren, bestehend aus 600.000 Männern beginnend vom Alter von 20 Jahren. Sie bekamen sie, nachdem sie gefragt wurden, ob jeder von ihnen gewillt sei, diese Arbeit und dieses erhabene Ziel auf sich zu nehmen.

Nachdem jeder einzelne sagte: „Wir werden tun und wir werden hören“, wurde es möglich. Denn zweifellos, wenn 600.000 Männer keinen anderen Willen haben, als Wache zu stehen und darauf zu achten, dass ihre Freunde keinen einzigen unerfüllten Wunsch haben, und sie es sogar liebend tun, mit ihrer ganzen Seele und ihrem ganzen Vermögen, besteht absolut kein Zweifel, dass es niemanden im ganzen Volk geben wird, der sich um seinen Unterhalt kümmern müsste. Und zwar, weil er 600.000 liebende und treue Menschen haben wird, die sicherstellen werden, dass kein einziger seiner Wünsche unbefriedigt bleibt.

So beantworten wir die Frage, warum die Tora nicht unseren heiligen Patriarchen gegeben wurde. Das hat zum Grund, dass in einer kleinen Gruppe von Menschen die Tora nicht eingehalten werden kann. Es ist unmöglich, mit der Arbeit von Lishma zu beginnen, wie es oben beschrieben wurde. Deswegen wurde ihnen die Tora nicht gegeben.

Ganz Israel bürgt füreinander

Im Lichte des oben Gesagten können wir die verwirrende Redensart unserer Weisen verstehen, die sagten: „Ganz Israel bürgt füreinander“. Außerdem fügt Rabbi Elazar, der Sohn von Rabbi Shimon hinzu, dass „die Welt nach der Mehrheit beurteilt“ werde.

Es folgt, dass wir auch für alle Völker der Erde verantwortlich sind. Ich wundere mich; das scheint etwas zu sein, was der Verstand nicht dulden kann. Wie kann einer für die Sünden des anderen verantwortlich sein, den er nicht kennt? Es heißt im Besonderen: „Die Väter sollen nicht wegen ihrer Söhne getötet werden, und die Söhne sollen nicht wegen ihrer Väter getötet werden; jeder Mensch sollte für seine eigene Sünde hingerichtet werden“.

Nun können wir leicht die Bedeutung der Worte verstehen. Es ist schier unmöglich, die Tora und die Mizwot einzuhalten, wenn nicht die ganze Nation teilnimmt. Es stellt sich heraus, dass jeder Einzelne verantwortlich für seinen Freund wurde. Das meint, dass die Abtrünnigen diejenigen, welche die Tora einhalten, dazu bringen, in ihrem Schmutz zu verweilen. Sie können nicht korrigiert werden, und nicht zum Geben und zur Liebe zum Nächsten gelangen, ohne dass die Abtrünnigen daran teilnehmen. Wenn also einige im Volk Sünder sind, bringen sie den Rest des Volkes dazu zu leiden.

Im Midrash heißt es, „Israel, einer von ihnen sündigt und sie alle fühlen es“. Rabbi Shimon sagte darüber: „Es ist wie bei Menschen, die in einem Boot sitzen. Einer von ihnen nimmt einen Bohrer und beginnt, unter seinem Sitz zu bohren. Seine Freunde sagten ihm: „Was tust du?“ Er antwortete, „Warum sollte es euch kümmern? Bohre ich nicht etwa unter mir?“ Sie antworteten, „Das Wasser überschwemmt das Boot“ Wie wir oben erklärt haben, da die Abtrünnigen in Selbstliebe getaucht sind, schaffen ihre Taten eine Stahlmauer, welche diejenigen, welche die Tora einhalten, davon abhält, auch nur zu beginnen, die Tora und die Mizwot auf richtige Weise einzuhalten.

Nun werden wir die Worte von Rabbi Elazar, dem Sohn von Rabbi Shimon, klären, der sagt: „Da die Welt nach der Mehrheit gerichtet wird, und das Individuum nach der Mehrheit gerichtet wird, gilt, dass wenn ein Einzelner eine Mizwa ausführt, gesegnet sei er, denn er neigt sich selbst und die ganze Welt der Waagschale (der Seite) des Verdienstes zu. Wenn er eine Sünde begeht, wehe ihm, denn er neigt sich selbst und die ganze Welt der Waagschale der Schuld zu. Wie es heißt, `doch ein Sünder zerstöret viel Gutes´“.

Wir sehen, dass Rabbi Elazar, der Sohn von Rabbi Shimon, das Thema von Arwut (der gegenseitigen Verantwortung/ Bürgschaft) sogar verschärft, indem er sagt, „die Welt wird nach der Mehrheit gerichtet“. Das ist so, weil er der Meinung ist, dass es nicht genügt, wenn ein Volk die Tora und die Mizwot empfängt. Entweder kam er zu dieser Meinung durch Betrachtung der Realität, denn wir sehen, dass das Ende noch nicht gekommen ist, oder empfing er sie von seinen Lehrern.

Der Text (der Schrift) unterstützt ihn auch, indem er uns verspricht, dass sich in der Zeit der Erlösung „die Erde mit dem Wissen des Herren füllen“ wird, und auch, „und alle Völker werden zu Ihm fließen“, und viele andere Verse. Das ist der Grund, warum er Arwut durch die Teilnahme der ganzen Welt bedingte. Es zeigt, dass ein Einzelner nicht durch das Einhalten der Tora und der Mizwot zum erwünschten Ziel gelangen kann, wenn es nicht durch die Hilfe aller Menschen in der Welt geschieht.

Also beeinflusst jede einzelne Mizwa, die der Mensch ausführt, die ganze Welt. Es gleicht einem Menschen, der in einer Waagschale ein gewisses Gewicht von Bohnen abwiegt. So wie jede einzelne Bohne, die man in die Waagschale legt, die erwünschte Endentscheidung ausschlaggebend beeinflusst, ist auch jede Mizwa, die ein Einzelner ausführt, damit sich die Welt mit dem Wissen des Schöpfers fülle, dazu beiträgt, dass die Welt sich entwickeln würde und dass man zu diesem Gesetz gelangen würde.

Es steht geschrieben, „Doch ein Sünder zerstöret viel Gutes“. Das meint, dass die Sünde eines Einzelnen das Gewicht auf der Waagschale reduziert, als würde jener Mensch die Bohnen zurücknehmen, die er auf die Schale legte. Dadurch wendet er die Welt nach hinten.

Warum wurde die Tora an Israel gegeben?

Nun können wir die Frage beantworten: „Warum wurde die Tora dem Volk Israel gegeben, ohne die Teilnahme aller Völker in der Welt?“ In Wahrheit ist es so, dass sich das Schöpfungsziel auf das gesamte Menschengeschlecht bezieht, niemanden ausgenommen. Doch wie dem auch sei war es wegen der Niederträchtigkeit der Natur der Schöpfung und deren Macht über die Geschöpfe nicht möglich für den Menschen, dazu fähig zu sein, zu verstehen, sie in die Knie zu zwingen, und sich damit einverstanden zu geben, sich über sie zu erheben. Sie zeigten kein Verlangen, aus den Schranken der Selbstliebe auszutreten, und zur Übereinstimmung der Form zu gelangen, welche die Verschmelzung mit den Eigenschaften des Schöpfers ist. Wie unsere Weisen sagten, „Wie Er barmherzig ist, so sollst auch du barmherzig sein“.

Und wegen des Verdienstes der Vorväter hatte das Volk Israel Gelingen darin, nachdem sie sich im Verlauf von vierhundert Jahren entwickelt und ausgebildet hatten, und sich der Seite des Verdienstes zugeneigt hatten. Und jeder einzelne von den Mitgliedern der Nation trat durch diese Annahme der Nächstenliebe in das Sein eines kleinen Volkes inmitten von siebzig großen Völkern ein, wobei jedem Einzelnen aus dem Volk Israel Hundert und mehr Götzendiener gegenüberstehen. Und als sie die Nächstenliebe auf sich nahmen, wurde die Tora gerade dem israelischen Volk zur Selbstvervollkommnung gegeben.

Doch das Volk Israel wurde dazu bestimmt, der „Vermittler“ (der „Übergang“) zu sein. Das meint, dass insoweit wie Israel sich durch das Einhalten der Tora reinigt, es seine Kraft an den Rest der Völker weiterleitet. Und sobald sich auch der Rest der Völker der Waagschale des Verdienstes zuneigt, wird sich der Messias offenbaren. Und zwar, weil die Rolle des Messias es ist, nicht nur Israel für das Endziel der Verschmelzung mit Ihm zu qualifizieren, sondern alle Völker die Wege Gottes zu lehren, wie der Vers sagt: „Und alle Völker werden in Ihn hineinfließen“.

 

[1] Einer der Weisen der Mishna, des Grundstücks des Talmuds
[2] RAMBAM: Rav Moses ben Maimonides, 13 Jh., Kabbalist und Interpret der Tora und anderer Bücher der Schrift und des Talmuds.