Shamati 64. Von lo liShma kommt man zu liShma

Ich hörte am 27. Dezember 1947

Von lo liShma kommt man zu liShma [Aus dem Handeln ohne reine Absicht kommt man zur reinen Absicht]. Wenn wir besonders aufmerksam hinschauen, so können wir sagen, dass die Zeit von lo liShma die wichtigere ist, da es in dieser Zeit einfacher ist, das eigene Tun mit dem Schöpfer zu verbinden.

Das ist so, weil in liShma der Mensch sagt, dass er eine gute Tat vollbracht hat, weil er dem Schöpfer in Vollkommenheit dient und alle seine Taten für den Schöpfer sind. Daraus folgt, dass ihm die Handlung eigen ist.

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Shamati 63. Mir wurde geliehen, und ich zahle zurück

Ich hörte am Ausgang des Shabbat 1938

Verstehe, was unsere Weisen sagten: „Mir wurde geliehen, und ich zahle zurück“.[1] Dies bedeutet, dass der Zweck der Erschaffung von Himmel und Erde das Licht des Shabbats war. Dieses Licht sollte den Unteren offenbart werden, und dieser Zweck wird durch die Tora und Mizwot und gute Taten enthüllt.

Und Gmar Tikun (das Ende der Korrektur) bedeutet, dass dieses Licht in seiner Vollkommenheit durch das Erwachen von unten erscheinen wird, was bedeutet, dass ihm die Tora und Mizwot vorausgegangen sind.

Vor Gmar Tikun jedoch gibt es ebenfalls einen Aspekt von Shabbat, genannt „eine Art  kommende Welt – Olam haBa“, wenn das Licht von Shabbat sowohl im Individuum als auch im Allgemeinen als Ganzes erstrahlt.

Und dieses Licht von Shabbat kommt auf Kredit, das heißt ohne vorausgegangene Anstrengung, sondern man zahlt den ganzen Kredit [erst] hinterher zurück. Mit anderen Worten: Hinterher wird man all die Bemühungen geben, die man vor der Erlangung des Lichtes hätte geben sollen – man bezahlt hinterher.

Dies ist die Bedeutung von „Mir wurde geliehen“, was bedeutet, das Licht von Shabbat auf Kredit heranzuziehen, und „ich zahle zurück“, gemäß dem Vers „und offenes Haar auf dem Kopf der Frau“[2]. Dies bedeutet, dass der Schöpfer dieses Licht nur offenbaren wird, wenn Israel ausleihen wird, das heißt [Licht] heranziehen wird. Obwohl sie dessen noch nicht würdig sind, kann man [Licht] auf Kredit heranziehen.

[1] Talmud, Traktat Beiza 15b

[2] Im Hebräischen haben sowohl „zahle zurück“ als auch „und ungepflegtes Haar“ dieselben Wurzelbuchstaben.

Shamati 62. Steigt ab und verleumdet; steigt auf und klagt an

Ich hörte am 29. Februar 1948

Steigt ab und verleumdet; steigt auf und klagt an“. Der Mensch muss sich selbst ständig eingehend prüfen, ob seine Tora und seine Arbeit nicht in die Tiefen des Abgrunds absteigen. Dies ist so, da die Größe des Menschen daran gemessen wird, wie sehr er an dem Schöpfer haftet, das heißt, inwieweit er sich selbst vor dem Schöpfer annulliert.

Das bedeutet, dass die Selbstliebe bei ihm nicht als solche zählt, sondern dass er beabsichtigt, sein eigenes Selbst vollständig aufzugeben. Denn bei jemandem, der arbeitet, um zu empfangen, entspricht das Maß der Größe seines Selbst dem Maß seiner [spirituellen] Arbeit. Zu diesem Zeitpunkt wird er zu einem Wesen, einer eigenständigen Existenz und zu einem getrennten Teil, und es fällt ihm dann schwer, sich vor dem Schöpfer zu annullieren.

Im Gegensatz dazu, wenn ein Mensch zum Zwecke des Gebens arbeitet und seine Arbeit vollendet, das heißt, wenn er jeden Aspekt des Empfangens für sich selbst korrigiert hat, aus dem, was er von der Wurzel seiner Seele hat, dann hat er nichts mehr in der Welt zu tun. Daraus folgt, dass man nur an diesen Punkt denken und sich lediglich darauf konzentrieren sollte.

Und das Zeichen dafür, ob ein Mensch den Weg der Wahrheit geht, ist, dass er sehen kann, ob er im Zustand des „Herabsteigens und Verleumdens“ ist, was bedeutet, dass sich seine gesamte Arbeit im Abstieg befindet. In diesem Zustand befindet der Mensch sich in der Macht der Sitra Achra (der anderen Seite). Und dann „steigt er auf und klagt an“, das heißt, er fühlt sich in einem Zustand des Aufstiegs und klagt andere an.

Im Gegensatz dazu kann jemand, der in Reinheit arbeitet, nicht über andere klagen. Stattdessen klagt er immer über sich selbst und sieht die anderen auf einer besseren Stufe als er sich selbst fühlt.

korrigiert, EY, 29.11.2023

Shamati 61. Und rings um Ihn stürmt es gewaltig

Ich hörte am 8. April 1948

Unsere Weisen sagen über den Vers: „Und um Ihn herum stürmt es mächtig“, dass der Schöpfer mit den Gerechten haargenau verfährt. Er [Baal HaSulam] fragte: „Warum erhalten sie eine große Bestrafung, wenn sie doch im Allgemeinen Gerechte sind?“

Die Sache ist, dass alle Grenzen in den Welten, von denen wir sprechen, sich aus der Perspektive der Empfänger ergeben. Das heißt, indem der Untere sich selbst auf einen bestimmten Grad begrenzt und einschränkt, so bleibt er dementsprechend unten, denn Oben stimmt man mit allem überein, was die Unteren tun. Daher breitet sich die Fülle (Shefa) in diesem Maße nach unten aus. Also veranlassen die Unteren durch ihre Gedanken, Worte und Taten, dass sich die Fülle von Oben nach unten ausbreitet.

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Shamati 60. Das Gebot, das durch eine Übertretung kommt

Ich hörte am 14. Februar 1943

„Das Gebot, das durch eine Übertretung kommt“ bedeutet, dass wenn der Mensch die [spirituelle] Arbeit auf sich nimmt, um dafür eine Gegenleistung zu erhalten, sich das in zwei Teile aufteilt:

  1. Der Empfang der Arbeit – dies wird als Gebot bezeichnet.
  2. Die Absicht, eine Gegenleistung zu erhalten, wird als Übertretung bezeichnet, da der Empfang ihn von der Heiligkeit zur Sitra Achra [1]überleitet.

Und da die ganze Basis und der ganze Grund dafür, dass er Kraft für die Arbeit erhielt, in der Gegenleistung bestanden haben, bedeutet „Gebot, das kommt“, dass es die Übertretung ist, die den Menschen dazu brachte, ein Gebot zu erfüllen. Daher wird das als „Gebot, das kommt“ bezeichnet, denn das, was das Gebot hervorgebracht hat, ist die Übertretung, die nur in der Gegenleistung besteht.

Und der Rat dafür besteht darin, dass er seine Arbeit im Aspekt von „ohne mehr zu sehen“ verrichten soll, dass seine gesamte Absicht für seine Arbeit auf die Mehrung der Ehre des Himmels in der Welt ausgerichtet sein soll, was heißt, dass er arbeitet, um die Shechina aus dem Staub zu erheben.

Und das Konzept der „Erhebung der Shechina“ besteht darin, dass die heilige Shechina als die Gesamtheit der Seelen bezeichnet wird. Denn sie ist diejenige, die die Fülle (Shefa) vom Schöpfer empfängt und den Seelen gibt. Und was die Fülle den Menschen schenkt und an sie weiterleitet, wird als die „Vereinigung zwischen dem Schöpfer und der Shechina“ bezeichnet, wobei dann die Fülle an die Unteren herangezogen wird. Wenn es aber keine Einigkeit gibt, gibt es keine Anziehung der Fülle an die Unteren.

Noch deutlicher ausgedrückt: Da der Schöpfer den Geschöpfen Genuss schenken wollte, dachte er damit einher sowohl an die Gabe der Fülle als auch an den Empfang der Fülle, also dass die Unteren die Fülle empfangen, und beide waren sie im Potenzial, was bedeutet, dass später Seelen kommen und die Fülle aktiv empfangen werden.

Und diejenige, welche die Fülle im Potenzial empfängt, wird als die heilige Shechina bezeichnet, da der Gedanke des Schöpfers eine vollständige Realität ist und keiner Tat bedarf. Daher…der Untere … (keine Fortsetzung, Abbruch in den Manuskripten)

[1] Die andere, die schlechte Seite, steht der guten Seite gegenüber.

Shamati 59. Der Stab und die Schlange

Ich hörte am 23. Februar 1948

„Moses antwortete und sprach: „Siehe, sie werden mir nicht glauben und nicht auf mich hören, sondern werden sagen: ‚Der Schöpfer ist dir nicht erschienen‘“. Der Herr sprach zu ihm: „Was hast du da in deiner Hand?“ Er sprach: „Einen Stab.“ Und Er sprach: „Wirf ihn auf die Erde. Und er warf ihn auf die Erde; da ward er zur Schlange und Moses floh vor ihr.“[1]

Man muss hier verstehen, dass es nur zwei Stufen gibt, entweder Kedusha (Heiligkeit) oder Sitra Achra (die andere Seite), und einen Zwischenzustand gibt es nicht. Sondern aus dem gleichen Stab wird eine Schlange, wenn man ihn auf die Erde wirft.

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Shamati 58. Die Freude ist der „Spiegel“ guter Taten

Ich hörte am 4. Zwischentag von Sukkot

 

Die Freude ist der „Spiegel“ der guten Taten: Wenn die Taten [eines Menschen] Taten der Kedusha (Heiligkeit) sind, dann offenbart sich dadurch Freude. Doch man muss wissen, dass es auch den Aspekt der Klipa (Hülle) gibt. Und um zu wissen, ob es sich um Kedusha handelt, findet die Klärung im „Verstand“ statt, denn in der Kedusha gibt es den „Verstand“, wohingegen es in Sitra Achra (die andere Seite) keinen Verstand gibt, denn: „Ein anderer Gott ist unfruchtbar und wird keine Frucht bringen.“ Wenn daher Freude zum Menschen kommt, muss er über die Worte der Tora nachdenken, damit sich ihm der „Verstand“ der Tora enthülle.

Auch müssen wir wissen, dass die Freude eine höhere Erleuchtung ist, die durch MaN enthüllt wird, was gute Taten sind. Und der Schöpfer beurteilt den Menschen „gemäß dem, wo er ist“. Mit anderen Worten: „Wenn der Mensch das Joch des Himmlischen Königsreichs für die Ewigkeit auf sich nimmt, so leuchtet hierauf unmittelbar ein höheres Leuchten, was auch den Aspekt der Ewigkeit hat.

Und selbst wenn es für Ihn offensichtlich und Ihm bekannt ist, dass der Mensch alsbald von seiner Stufe abfallen wird, so beurteilt Er ihn dennoch „gemäß dem, wo er ist“. Dies bedeutet: „Wenn der Mensch jetzt in seinem Verstand beschlossen hat, das Joch des Himmlischen Königreichs für ewig auf sich zu nehmen, so wird dies als Vollkommenheit angesehen.

Wenn der Mensch jedoch das Joch des Himmlischen Königreichs auf sich nimmt und nicht will, dass dieser Zustand auf ewig in ihm bleibe, dann wird diese Sache und Handlung nicht als Vollkommenheit angesehen, und das höhere Licht kann natürlich nicht kommen und in ihm weilen. Denn es ist vollkommen und ewig und unveränderlich. Beim Menschen hingegen, selbst wenn er es möchte, wird der Zustand, in welchem er sich befindet, nicht ewig sein.

Shamati 57. Er soll ihn darbringen nach seinem Willen

Ich hörte am 5. Februar 1944

Über den Vers „Er soll ihn darbringen nach seinem Willen“ [1] sagten unsere Weisen: „Wie? Man nötigt ihn, bis er sagt: ‚Ich will.‘“ Ebenso ist zu verstehen, was wir im Gebet sprechen: „Möge es Dein Wille sein.“ [2]. Denn es heißt: „Mehr als das Kalb saugen will, will die Kuh säugen“ [3]. Warum also beten wir: „Möge oben ein Wille sein“?

Es ist bekannt, dass dem Heranziehen der Fülle von oben ein Erwachen von unten vorausgehen muss. Doch weshalb ist ein solches Erwachen von unten erforderlich? Darum beten wir: „Möge oben ein Wille sein.“ Das bedeutet: Wir müssen bewirken, dass es oben einen Willen gibt, nach unten hin zu geben. Denn es genügt nicht, dass wir ein Verlangen haben; es muss auch seitens des Gebenden ein guter Wille vorhanden sein.
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Shamati 56. Tora heißt „Hinweis“

Ich hörte am 2. Februar 1941

Tora heißt „Hinweis“ (Jora) und leitet sich von „Jaro Irae[1] (er wird gewiesen werden) ab. Das bedeutet: Wenn ein Mensch sich mit der Tora beschäftigt, empfindet er – im Maß seiner Bemühung in ihr – auch das Maß seiner Entfernung.

Man zeigt ihm die Wahrheit, nämlich das Maß seines Glaubens. Das ist das Fundament der Wahrheit, denn auf dem Maß des Glaubens baut sich das Fundament für die Erfüllung von Tora und Mizwot. Dann erkennt er, dass seine ganze Grundlage nur auf der Erziehung beruht, die er empfangen hat. Diese Erziehung reicht aus, um Tora und Mizwot in allen Einzelheiten und Feinheiten zu erfüllen. Alles, was aus der Erziehung hervorgeht, nennt man „Glaube innerhalb des Verstandes“.

Dies widerspricht dem Verstand, denn dieser verpflichtet ihn zu denken, dass er – je mehr er sich in der Tora bemüht – sich dem Schöpfer näher fühlen müsste. Doch die Tora zeigt ihm immer mehr die Wahrheit.

Wenn der Mensch nach der Wahrheit sucht, dann führt ihn die Tora näher zur Wahrheit, und er erkennt das Maß seines Glaubens an den Schöpfer. Das geschieht, damit er um Erbarmen bitten und zum Schöpfer beten kann, dass dieser ihn wirklich an Sich annähere, sodass er des Glaubens an Ihn gewürdigt wird. Dann kann er Lobpreis und Dank darbringen, dass er gewürdigt wurde, dass der Schöpfer ihn näher an Sich gebracht hat.

Wenn aber der Mensch seine Entfernung nicht wahrnimmt und denkt, er füge ständig hinzu, so baut er seine Gebäude auf schwankendem Fundament. Dann hat er keinen Platz, zum Schöpfer zu beten, dass Er ihn annähere. Folglich hat er auch keinen Raum, sich anzustrengen, um vollkommenen Glauben zu erlangen, denn der Mensch müht sich nur für das, was er als Mangel empfindet.

Solange er also nicht würdig ist, die Wahrheit zu sehen, geschieht das Gegenteil: Je mehr er in Tora und Mizwot hinzufügt, desto mehr fügt er seiner Vollkommenheit hinzu und sieht keinen Mangel an sich. So hat er keinen Anlass, sich anzustrengen und zu beten, um wahren Glauben an den Schöpfer zu erlangen. Denn nur wenn man Verderbnis spürt, kann man auch von Korrektur sprechen.

Doch wenn er sich mit Tora und Mizwot auf dem Weg der Wahrheit beschäftigt, dann zeigt ihm die Tora die Wahrheit. Denn die Tora hat die Eigenschaft der besonderen Kraft, dass man den wahren Zustand seines Glaubens erkennt. Das ist der Sinn der Worte: „oder wenn es kundgetan wird“ (Levitikus 4,23).

Wenn er sich mit der Tora beschäftigt und die Wahrheit erkennt – also das Maß seiner Entfernung vom Spirituellen –, dann sieht er, dass er ein so niederes Geschöpf ist, dass es keinen schlechteren Menschen auf Erden gibt. Dann kommt die Sitra Achra (die andere Seite) zu ihm mit einem anderen Argument: dass sein Körper tatsächlich sehr hässlich sei und dass es in der Welt keinen hässlicheren Menschen als ihn gäbe. Sie sagt ihm das, um ihn in Verzweiflung zu stürzen.

Denn sie fürchtet, er könnte es sich zu Herzen nehmen und beginnen, seinen Zustand zu korrigieren. Darum stimmt sie dem zu, dass er hässlich sei, und lässt ihn verstehen: Wäre er mit größeren Talenten und besseren Eigenschaften geboren, so könnte er sein Böses überwinden, es korrigieren und zur Anhaftung an den Schöpfer gelangen.

Diesem Einwand ist entgegenzuhalten, dass bereits im Traktat Taanit ein entsprechender Vorfall erwähnt wird: Rabbi Elasar, Sohn von Rabbi Shimon, kam aus Migdal Gedor vom Haus seines Lehrers. Er ritt auf einem Esel und spazierte am Flussufer und war sehr froh, da er viel Tora gelernt hatte. Da begegnete ihm ein Mensch, der äußerst hässlich war. Dieser sagte: „Friede sei mit dir, Rabbi!“ – doch er erwiderte den Gruß nicht, sondern sprach: „Nichtsnutz, wie hässlich ist dieser Mensch! Sind etwa alle Bewohner deiner Stadt so hässlich wie du?“

Der Mann antwortete: „Ich weiß es nicht. Geh aber zum Meister, der mich geschaffen hat, und sage zu Ihm: ‚Wie hässlich ist dieses Gefäß, das Du gemacht hast.‘“ Als Rabbi Elasar erkannte, dass er gesündigt hatte, stieg er vom Esel ab.

Daraus versteht man: Weil er viel Tora gelernt hatte, wurde er dadurch gewürdigt, die Wahrheit zu sehen – wie groß die Entfernung zwischen ihm und dem Schöpfer war, sowohl das Maß der Nähe als auch das Maß der Entfernung. Darum heißt es: „Sein Geist war überheblich“ – er sah die ganze Gestalt des Stolzen, also seines Willens zu empfangen. Und dann ließ man ihn erkennen, dass er selbst der hässlichste Mensch war. Wie sah er die Wahrheit? Durch das viele Lernen der Tora.

Doch wie soll er die Möglichkeit haben, sich an den Schöpfer anzuhaften, wenn er so hässlich ist? Darum fragte er: Sind alle Menschen so hässlich wie er, oder ist nur er hässlich und die übrigen nicht?

Die Antwort lautete: „Ich weiß es nicht.“ Das bedeutet: Sie empfinden es nicht, und deshalb wissen sie es nicht. Warum empfinden sie es nicht? Weil sie nicht gewürdigt wurden, die Wahrheit zu sehen. Ihnen fehlt die Tora, die ihnen die Wahrheit offenbaren könnte.

Da offenbarte sich Elijahu (der Prophet Elias) und sprach zu ihm: „Geh zum Meister, der mich geschaffen hat.“ Denn er sah, dass er in einen Zustand geraten war, aus dem er sich nicht erheben konnte. Und er erklärte ihm: Da der Schöpfer dich so hässlich geschaffen hat, wusste Er gewiss, dass man gerade mit diesen Gefäßen (Kelim) das Ziel erreichen kann. Darum sorge dich nicht – gehe voran und habe Erfolg.

Shamati 55. Woher [kommt] Haman aus der Tora?

Ich hörte am 13. Februar 1941

Haman aus der Tora, woher? „Hast du (Hamin)[1] von dem Baum gegessen, von dem zu essen ich dir verboten habe?“[2] Wir müssen verstehen, was die Verbindung zwischen Haman und dem Ez haDaat (Baum der Erkenntnis) ist.

Ez haDaat ist der Aspekt der Größe des Empfangens, das nicht in der Kedusha (Heiligkeit) ist und das durch Korrekturen in die Kedusha gebracht werden muss. Und der Aspekt Haman ist ebenfalls die Größe des Empfangens, so wie geschrieben steht, dass Haman sagte: „An wem wird sich der König erfreuen“, der König der Welt, „Ehre zu erzeigen, außer mir?“[3] Dies bedeutet, dass dies der Aspekt der Größe des Empfangens ist. Und dies ist der Aspekt von „und sein Herz erhob sich auf den Wegen des Schöpfers“[4].

[1] Die Worte „Hamin“ (von) und „Haman“ haben im Hebräischen die gleichen Wurzelbuchstaben.

[2] 1. Buch Moses 3, 11

[3]  Esther 6, 6

[4] 2. Chronik17, 6

Shamati 54. Das Ziel der spirituellen Arbeit

Was ich am 13. Februar 1941 hörte

Es ist bekannt, dass der Dienst hauptsächlich darin liegt, seinem Schöpfer Zufriedenheit zu bereiten. Jedoch muss man die Bedeutung [des Wortes] „geben“ kennen, da alle an dieses Wort gewöhnt sind. Und man weiß, dass die Gewohnheit den Geschmack abnutzt. Daher müssen wir die Bedeutung des Wortes „geben“ gründlich klären.

Die Sache ist die, dass in dem Willen zu geben des Unteren auch der Wille zu empfangen enthalten ist (wobei der Wille zu empfangen korrigiert genutzt werden kann). Anderenfalls gibt es keine Verbindung zwischen dem Geber und dem Empfänger. Denn es ist unmöglich, dass einer gibt und der andere nichts zurück gibt und dabei ein Zustand der Partnerschaft entsteht. Denn nur wenn sie beide einander Liebe zeigen, gibt es eine Verbindung und Freundschaft zwischen ihnen. Wenn jedoch einer Liebe offenbart und der andere ihm darauf nichts entgegenbringt, so ist solch eine Liebe nicht real und hat keine Existenzberechtigung.

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Shamati 18. Was bedeutet „In Verborgenheit weine meine Seele“ in der spirituellen Arbeit?

Ich hörte im Jahr 1940 in Jerusalem

Wenn sich über dem Menschen die Verhüllung des Spirituellen verstärkt und er in einen solchen Zustand gelangt, dass er keinerlei Geschmack an spiritueller Arbeit verspürt und überhaupt nicht in der Lage ist, sich Liebe und Ehrfurcht weder vorzustellen noch zu empfinden, oder irgendetwas in der Heiligkeit zu tun – dann hat er keinen anderen Rat, als nur zum Schöpfer zu weinen, dass Er sich seiner erbarmen und die Verhüllung von seinen Augen und seinem Herzen nehmen möge. Weiterlesen

Shamati 17. Warum wird Sitra Achra „Malchut ohne Krone“ genannt?

Ich hörte im Jahr 1941 in Jerusalem

Krone bedeutet Keter, und Keter ist der Ausströmende und die Wurzel. Die Kedusha (Heiligkeit) ist mit der Wurzel verbunden, das heißt, die Kedusha wird als in Übereinstimmung der Form mit ihrer Wurzel angesehen. Das bedeutet, so wie unsere Wurzel, also der Schöpfer, nur geben möchte, wie geschrieben steht: „Sein Wunsch, den Geschöpfen Gutes zu tun“, so gibt die Kedusha nur dem Schöpfer. Weiterlesen

Shamati 12. Die hauptsächliche Arbeit des Menschen

Ich hörte bei einer Mahlzeit am 2. Tag von Rosh HaShana, am 5. Oktober 1948

Die hauptsächliche Arbeit des Menschen muss darin bestehen, den Geschmack daran zu erreichen und zu verspüren, dem Schöpfer Genuss zu bereiten. Denn alles, was der Mensch zu seinem eigenen Nutzen tut, entfernt ihn aufgrund der Unterschiedlichkeit der Form vom Schöpfer. Wenn er aber eine Handlung zum Nutzen des Schöpfers ausführt – und sei es auch nur die kleinste Tat – wird dies auf jeden Fall „Mizwa“ (Gebot) genannt.

Daher muss das hauptsächliche Bemühen des Menschen darin bestehen, die Kraft zu erlangen, die es ihm ermöglicht, einen Geschmack am Geben zu verspüren. Dies geschieht mittels der Verringerung der Kraft, die bewirkt, dass Geschmack am egoistischen Empfangen empfunden wird. Und dann erreicht man allmählich den Geschmack am Geben.

Shamati 53. Die Sache der Begrenzung

Ich hörte am Shabbatabend, am 4. Juni 1943.

Die Sache der Begrenzung ist, seinen Zustand, in dem man sich befindet, zu begrenzen und nicht Gadlut (Größe) zu wollen. Vielmehr möchte man im gegenwärtigen Zustand, in welchem man sich befindet, für immer verweilen. Und dies wird „immerwährende Dwekut“ (Anhaftung) genannt. Egal wieviel Gadlut man besitzt, selbst wenn man die kleinste Katnut (Kleinheit) hat, wenn sie auf ewig leuchtet, dann hat man „immerwährende Dwekut“ erlangt.

Wenn man jedoch nach mehr Gadlut strebt, wird dies „Überfluß/Luxus“ genannt.  Und dies ist die Bedeutung von „jeder Kummer wird überflüssig sein“, was bedeutet, dass die Traurigkeit zum Menschen kommt, weil er nach Überflüssigem strebt. Und dies ist das Geheimnis von: Als Israel kam, um die Tora zu empfangen, brachte Moses die Menschen an den Fuß des Berges, so wie geschrieben steht: „Und sie standen am Fuße des Berges.“

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Shamati 52. Eine Übertretung löscht eine Mizwa nicht aus

Ich hörte am 14. Mai 1943

„Eine Übertretung löscht eine Mizwa (Gebot) nicht aus, und eine Mizwa löscht eine Übertretung nicht aus.“ Und die Handlungsweise in der Arbeit ist, dass man den guten Weg gehen muss. Aber das Böse, das im Menschen ist, lässt ihn nicht den guten Weg gehen.

Man muss jedoch wissen, dass der Mensch das Böse nicht zu entwurzeln braucht, weil dies unmöglich ist. Vielmehr muss man das Böse nur hassen so wie geschrieben steht: „Die ihr den Schöpfer liebet, hasset das Böse.“ Nur der Hass wird benötigt, da es der Hass ist, der die Anhaftenden trennt.

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Shamati 51. Wenn dich dieser Bösewicht getroffen hat…

Ich hörte nach den Pessachfeiertagen am 27. April 1943

„Wenn dich dieser Bösewicht getroffen hat, schleppe ihn ins Lehrhaus“, usw. „Und wenn nicht, erinnere ihn an den Sterbetag.“

Das bedeutet, dass man ihn daran erinnern soll, dass die Arbeit an einem Ort sein muss, an dem er nicht ist, und zwar außerhalb der Haut des Menschen. Dann gilt, dass er „außerhalb seines Körpers“ arbeitet, also keinerlei Gedanken an den eigenen Körper hat.

Shamati 50. Zwei Zustände

Ich hörte am 20. Siwan

Die Welt hat zwei Zustände: Im ersten Zustand wird die Welt „Leiden“ genannt; und im zweiten Zustand wird sie als die „heilige Shechina“ (göttliche Gegenwart) bezeichnet. Denn bevor der Mensch würdig wurde, seine Handlungen zu korrigieren, damit diese in der Absicht zu  geben sein mögen, nimmt er die Welt lediglich im Aspekt von Leiden und Schmerzen wahr.

Doch dann wird er würdig, die heilige Shechina in die ganze Welt eingehüllt zu sehen. Und dann wird darüber gesagt, dass der Schöpfer die Welt erfüllt, und die Welt wird dann mit dem Namen „heilige Shechina“ bezeichnet, die vom Schöpfer empfängt. Und dann wird das als Einheit von Schöpfer und Shechina bezeichnet, denn wie der Schöpfer der Gebende ist, so beschäftigt sich auch die Welt jetzt nur mit dem Geben.

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Shamati 49. Das Wesentliche ist Verstand und Herz

Ich hörte am 6. November 1952

Für den Aspekt des Verstandes (Mocha) ist eine Vorbereitung notwendig – in jener Arbeit, die sich auf den Aspekt des Glaubens (Emuna) bezieht. Das bedeutet: Wenn der Mensch die Arbeit im Glauben vernachlässigt, gerät er in einen Zustand, in dem er nur nach dem Aspekt des Wissens verlangt. Doch das ist eine Klipa – eine Hülle, die der heiligen Shechina entgegengesetzt ist. Darum besteht seine Arbeit darin, sich jedes Mal zu stärken und den Aspekt des Verstandes immer wieder zu erneuern.

Ebenso verhält es sich in der Arbeit des Herzens (Liba). Wenn der Mensch Nachlässigkeit verspürt, muss er die Arbeit, die dem Aspekt des Herzens entspricht, festigen und entgegengesetzte Handlungen ausführen. Das heißt: Selbstbeschränkungen und körperliche Mühen, die dem Willen zu empfangen entgegengesetzt sind.

Der Unterschied zwischen Nachlässigkeit in der Arbeit des Verstandes und in der Arbeit des Herzens besteht darin, dass es eine böse Klipa gibt, die dem Aspekt des Verstandes gegenübersteht. Sie kann den Menschen in einen Zustand bringen, in dem er „über das Frühere zweifelt“ (Talmud, Kiddushin 40b). Darum soll der Mensch entgegengesetzte Handlungen ausführen: Jedes Mal, wenn er den Aspekt des Verstandes erneuert, soll er Reue über die Vergangenheit empfinden und eine neue Ausrichtung für die Zukunft auf sich nehmen.

Die Kraft, die dies bewirkt, kann der Mensch aus der Stufe des Unbelebten (Domem) schöpfen. Denn die Einkleidung des Glaubens ist ein fortwährender und ewiger Zustand. Darum soll sie ihm stets als Maßstab dienen, um zu prüfen, ob seine Arbeit rein ist oder nicht. Denn die Einkleidung der Shechina zieht sich nur aufgrund eines Mangels zurück – entweder im Verstand oder im Herzen.

überarbeitet, EY, 5.10.2025

Shamati 48. Das Hauptfundament

Ich hörte am Ausgang von Shabbat, am 8. November 1952

Das Hauptfundament ist ein Weg, der allen bekannt ist. Und der Grund für die Vorsicht und die Behütung in Bezug auf den Verstand hat zur Ursache, dass dieser auf der Grundlage einer Frage aufgebaut ist. Wenn man auf die bekannte Frage stößt, sollte man bewaffnet und beschützt sein, um Wache zu halten und ohne Verzögerung mit der bekannten Antwort zu erwidern.

Mit anderen Worten: Das ganze Konstrukt ist auf Fragen und Antworten aufgebaut. Dies gilt für jemanden, der auf dem Weg des Schöpfers geht und gewürdigt wird, das Konstrukt der Shechina aufzubauen. Wenn er keinen Platz mehr für Fragen und Antworten hat, so wird er als „stehend“ bezeichnet.

Und sogar für solche, die bereits der permanenten Einkleidung der Shechina gewürdigt wurden und die bereits auf dem Weg der Stufen schreiten, die also keinen Platz für die oben erwähnte Arbeit haben, hat der Schöpfer einen Platz bereitet. An diesem Ort haben sie eine freie Basis, an dem der Glaube sein kann.

Es ist zwar schwer zu verstehen, wie solch eine Sache auf höheren Stufen sein kann, doch der Schöpfer Selbst kann so etwas tun. Das ist die Bedeutung der Korrektur der Mittleren Linie und des Verbots des Empfangens aus der Linken Linie.

Gleichzeitig sehen wir, dass Chochma nur in Malchut in Erscheinung tritt. Auch wenn Malchut ein zu Chochma entgegengesetzter Aspekt ist, ist dennoch der Ort der Enthüllung von Chochma gerade in Malchut.

Das ist die Bedeutung von „und diesen Verfall nimm unter deine Hand[1]“ Unsere Weisen sagten, dass der Mensch sich nur dann an ein Gesetz hält, wenn er daran gescheitert ist. Gesetz bedeutet den Aspekt von Malchut (und das ist die Bedeutung der „Braut“; der Gang zur Braut wird „Gesetz“ genannt[2]). Er baut nur auf Hindernissen auf, also auf Fragen. Wenn man keine Fragen hat, hat man nicht den Namen „Glaube“ oder „Shechina.“

[1] Jesaia, 3:6

[2] Im Hebräischen werden die Wörter „Braut“ und „Gesetz“ mit den gleichen Buchstaben geschrieben, allerdings in unterschiedlicher Reihenfolge