Rabash, Brief 74
korr, EY, 8.7.2024
Shalom und alles Gute, Sela, an meinen Freund, den ich liebe wie meine Seele…
Ich sehne mich sehr danach, zu hören, wie es dir geht, sowohl was deine Gesundheit als auch was deinen Lebensunterhalt betrifft und wie deine Kinder in der Schule vorankommen. Bei mir gibt es keine besonderen Neuigkeiten. Und ich will meinen Brief mit Worten der Tora beenden.
Im Wochenabschnitt heißt es: „Sechs Tage sollst du deine Arbeit tun; aber am siebenten Tage sollst du ruhen“[1]. Das bedeutet, dass der Shabbattag für die Ruhe vorgesehen ist und die Wochentage für die Arbeit, d. h. man muss arbeiten. Und wer während der Wochentage nicht arbeitet, der erfüllt nicht „Sechs Tage sollst du Arbeit verrichten“. Was sollen aber Tora-Schüler tun, deren Beruf das Lernen der Tora ist?
Dies kann auf moralische Weise erklärt werden, und auch, was Moral überhaupt bedeutet, nämlich was von uns gefordert wird, was der Sinn der Erfüllung von Tora und Geboten ist. Und gemäß dem, was mein Vater und Lehrer, seligen Andenkens, erklärte, wurden sie uns als Mittel gegeben, durch die wir das Ziel erlangen, das wir erreichen sollen.
Zunächst müssen wir den Sinn der Schöpfung verstehen, warum wir in diese Welt gekommen sind. Es ist bekannt aus den heiligen Büchern, dass der Zweck der Schöpfung darin besteht, seinen Geschöpfen Gutes zu tun (und auch gemäß der Regel, dass der Wunsch der Kuh zu säugen größer ist, als der Wunsch des Kalbs zu saugen). Doch was hindert uns daran, dass wir das Gute und den Genuss erhalten, die der Schöpfer uns geben möchte? Man antwortete, dass dies sei, damit es kein „Brot der Scham“ (Gnadengeschenk) sei, denn wenn jemand ein Geschenk von seinem Freund erhält, dann schämt er sich vor ihm – und damit der Mensch sich beim Erhalt des Genusses nicht schämt, wurde uns die Arbeit in der Tora und den Geboten gegeben, damit wir uns durch die Bemühung in Tora und Mizwot den Erhalt der Belohnung verdienen. Das heißt, nachdem wir geeignete Kelim haben, um den Genuss und die Fülle vom Schöpfer zu erhalten – ohne während des Empfangs des Genusses Scham zu empfinden – wird vom Himmel alles Gute und Freude gegeben.
Nun werden wir auch die Frage von vorhin verstehen. Denn sechs Tage wurden uns gegeben, um die Gefäße vorzubereiten, die geeignet sind, das Vergnügen zu empfangen, und das nennt man Mühe. Und am Shabbat ist die Zeit, um den Genuss zu empfangen, und nicht um Kelim zu korrigieren. Daher wird Shabbat als „Ruhe von der Arbeit“ oder „Ruhe“ bezeichnet, und alle Kelim, die man am Vorabend des Shabbat vorbereitet hat, füllt man am Shabbat, denn der Shabbat ist „ein Vorgeschmack auf die kommende Welt“.
Und gemäß dem oben Gesagten verstehen wir den Sinn der Moral, womit wir uns beschäftigen sollen, nämlich zu verstehen, dass wir die Mühe zu unserem eigenen Wohl benötigen, um das Gute und die Freude zu empfangen. Und der Schöpfer möge uns helfen.
Von deinem Freund, der dir und deiner Familie Reichtum an Segen und Erfolg in großer Freude und Zufriedenheit wünscht.
Baruch Shalom Halevi Ashlag
[1] 2. Buch Moses 23,12