Rabash, 1989/13, korrigiert, EY, 05.04.2024
Im Heiligen Sohar, Shemot [Exodus] (Punkt 21), steht geschrieben: „Rabbi Chiya begann: ‚Iss nicht das Brot eines Menschen mit bösem Auge‘, denn es ist nicht gut, das Brot oder den Genuss dieses Menschen mit bösem Auge zu essen und zu genießen. Und hätte Israel nicht von dem Brot der Ägypter gekostet, als sie nach Ägypten hinaus zogen, wären sie nicht im Exil in Ägypten geblieben und sie hätten ihnen nichts anhaben können.“ (In Punkt 23) heißt es: „Es gibt kein schlechteres Brot auf der Welt als das Brot eines Menschen mit bösem Auge. Was steht da? Weil die Ägypter kein Brot mit den Hebräern essen konnten, denn das ist den Ägyptern ein Gräuel. Das bedeutet, dass sie die Hebräer nicht beim Essen sehen konnten. Also ein Brot mit bösen Blicken.“
Wir sollten das Verbot des „Brotes eines Menschen mit bösem Auge“ so verstehen, dass Israel nicht im Exil geblieben wäre, wenn es das Brot der Ägypter nicht probiert hätte. Das ist sehr verwirrend. Was ist die Verbindung zwischen dem „Brot eines Menschen mit bösem Auge“ und dem Exil? Warum führt es sie ins Exil und deutet sich als ein schwerwiegendes Verbot an? Gehört es zu den negativen Mizwot [Verbot bestimmter Handlungen] aus der Tora oder von unseren großen Weisen, dass es das Exil rechtfertigt?
Um das in der Arbeit zu verstehen, müssen wir uns immer diese beiden Dinge vor Augen halten:
1.) Der Schöpfungszweck, welcher darin liegt, Seinen Geschöpfen Gutes zu tun. Das erinnert uns daran, dass wir die Vollkommenheit erreichen und den Verdienst haben müssen, das Gute und den Genuss zu empfangen, die der Schöpfungszweck mit sich bringt. Davor gilt ein Mensch als mangelhaft, weil er den Schöpfungszweck nicht erreicht hat und noch mitten in der Arbeit steckt. In der Sprache der Kabbala heißt das, dass ein Mensch mit der Erlangung der NaRaNCHaY in der Wurzel seiner Seele belohnt werden soll.
2.) Die Korrektur der Schöpfung. Da die Ungleichheit der Form Trennung schafft und der Mensch erschaffen wurde, um das Gute und den Genuss empfangen zu können, muss er ein Verlangen und eine Sehnsucht haben, Genuss zu empfangen, und dieser Wille zu empfangen trennt ihn von der Wurzel. Da der Schöpfer geben will, die erschaffenen Wesen aber ein Verlangen haben, zu empfangen, bewirkt dies eine Trennung, die die Geschöpfe vom Schöpfer entfernt. Deshalb wurde eine Korrektur durchgeführt, die Zimzum [Einschränkung] und Verhüllung genannt wird, wodurch die Geschöpfe ihre Wurzel – also den, der sie erschaffen hat – nicht spüren können, bevor sie die Trennung korrigieren.
Es steht geschrieben (im „Vorwort zur Weisheit der Kabbala“, Punkt 10): „So findest du, dass diese Nefesh, das Licht des Lebens, die in den Körper eingekleidet ist, sich von Seiner Essenz ausdehnt, als Existenz von Existenz. Während sie die vier Welten ABYA durchwandert, entfernt es sich immer weiter vom Licht Seines Gesichts, bis es in sein bestimmtes Kli [Gefäß], genannt Guf [Körper], kommt. Und selbst wenn das Licht in ihr so geschwunden ist, dass sein Ursprung nicht mehr zu erkennen ist, reinigt er sein Kli, genannt Guf, durch Einhalten von Tora und Mizwot [Gebote/gute Taten], um seinen Schöpfer zufrieden zu stellen, bis er würdig wird, die große Fülle in vollem Umfang zu empfangen, die im Gedanken an das Geschöpf enthalten war, als Er es erschaffen hat.“
Dementsprechend können wir verstehen, dass unsere Arbeit aus der Selbstliebe hervorgehen soll, was bedeutet, dass unser Lebensunterhalt aus der Erhaltung des Körpers kommen soll, damit er Leben hat und das Leben genießen kann – nicht weil der Wille, für sich selbst zu empfangen, genießt, denn er wird „bösäugig“ genannt, was bedeutet, dass er kein Gebender sein will, sondern nur für sich selbst empfangen will. Das nennt man „bösäugig“, wenn er anderen nichts geben will, sondern in Eigenliebe versunken ist.
Das nennt man „bösäugig“. Deshalb ist es einem Menschen verboten, die Nahrung, die er isst und die „Brot“ genannt wird, zu genießen, wenn es das „Brot eines Menschen mit bösem Auge“ ist. Das heißt, ein Mensch genießt und sättigt sich an dem Brot eines Menschen mit bösem Auge. Das heißt, dass das, was der bösäugige Mensch genießt, dem Menschen Genuss bereitet. Mit anderen Worten, der Wille zum Empfangen, der „Bösäugiger“ genannt wird, genießt, und daher kommen all das Gute und die gute Laune, die ein Mensch empfängt. Er ist nicht einverstanden davon zu erhalten, weil dieser Genuss dazu führt, dass er sich von der Kedusha [Heiligkeit] trennt, weil die Form ungleich ist.
Jetzt können wir verstehen, was wir gefragt haben: Warum existiert das schwerwiegende Verbot „Du sollst nicht das Brot eines Menschen mit bösem Auge essen“, aufgrund dessen Israel im Exil blieb? Es ist so, wie es heißt: „Hätte Israel nicht von dem Brot der Ägypter gekostet, als sie nach Ägypten hinab zogen, wären sie nicht im Exil in Ägypten geblieben.“ „Exil“ bedeutet, dass das Volk Israel nicht arbeiten konnte, um dem Schöpfer etwas zu geben, sondern nur, um für sich selbst zu empfangen. Das wird das „Exil in Ägypten“ genannt, als sie sich nicht aus ihrer Herrschaft befreien konnten und der Wille, für sich selbst zu empfangen, dominierte. Wenn sie im ägyptischen Exil darauf geachtet hätten, nichts zu essen – d.h. nicht das zu genießen, was die Ägypter genießen, nämlich den bösen Blick, der der Wille ist, für sich selbst zu empfangen –, wären sie im Exil nicht unter ihre Herrschaft geraten, sagt der Heilige Sohar.
Daraus folgt, dass die Schwere des Verbots eines Menschen mit bösem Auge darin besteht, dass er sein Brot ausschließlich für sich empfängt, was die Trennung von Kedusha verursacht. Das ist das Verbot „Du sollst nicht das Brot eines Menschen mit bösem Auge essen“. Das heißt, unsere ganze Arbeit in der Tora und den Mizwot dient dazu, aus dem Exil des Willens, für uns selbst zu empfangen, herauszukommen. Mit anderen Worten: Wir müssen darauf ausgerichtet sein – während wir uns mit der Tora und den Mizwot befassen –, dass wir dadurch belohnt werden, dass wir aus dem Exil und der Versklavung im Willen, für uns selbst zu empfangen, herauskommen, und dass wir einzig und alleine arbeiten, um dem Schöpfer Zufriedenheit zu bringen, und dass wir keine andere Belohnung für unsere Arbeit in der Tora und den Mizwot verlangen wollen.
Mit anderen Worten: Wir wollen würdig werden, indem wir uns mit Tora und Mizwot befassen und das Gefühl haben, dass wir einem großen und wichtigen König dienen, und dass dadurch die Liebe zum Schöpfer in uns entsteht, weil wir seine Erhabenheit spüren. Unser ganzer Genuss wird jedoch aus dem Dienst am Schöpfer kommen; das wird unsere Belohnung sein, und nicht, dass Er uns irgendwie eine Gegenleistung für die Arbeit gibt. Stattdessen werden wir spüren, dass die Arbeit selbst die Belohnung ist, und es gibt keine größere Belohnung auf der Welt als das Privileg, dem Schöpfer zu dienen.
Umgekehrt ist das Brot der Ägypter in der Arbeit das vollkommene Gegenteil, so wie geschrieben steht: „Denn die Ägypter konnten kein Brot mit den Hebräern essen, denn das ist den Ägyptern ein Gräuel.“ „Gräuel“ kommt von dem Vers „denn jeder Hirte ist den Ägyptern ein Gräuel“, was bedeutet, dass sie die Hirten verachteten. Aus diesem Grund heißt es, dass die Ägypter die Nahrung der Hebräer verachteten, denn alles Brot der Hebräer, also ihre Nahrung, war dazu da, um zu geben, und für die Ägypter ist alles Brot ein Gräuel, nämlich um zu empfangen. Als sie hörten, dass das Brot der Hebräer dazu da ist, zu geben, und dass Geben abscheulich und verächtlich ist, weil sie, wenn sie arbeiten müssen, um zu geben und nicht um ihres eigenen willens zu empfangen, diese Arbeit als verächtlich ansehen und keinen Geschmack daran finden.
Deshalb kamen die Ägypter, sobald sie nur hörten, dass man arbeiten muss, um zu geben, zu dem Schluss, dass sie sich selbst dafür unterordnen müssten, d.h. dass ihre ganze Vernunft, die gebietet, dass der Mensch auf seinen eigenen Nutzen sehen soll, und sie nichts tun können, was nicht den eigenen Nutzen bringt.
Solange der Körper unter der Herrschaft der Ägypter steht, verachtet er deshalb, sobald er die geringste Andeutung hört, dass wir arbeiten müssen, um zu geben, sofort diese Arbeit und behauptet, er sei noch bei Verstand und werde sich nicht ergeben und das Brot der Hebräer essen, denn für sie ist dieses Brot ein Gräuel, weil dieses Brot gegen die Vernunft ist.