Baal HaSulam, Brief 7, Einfachheit der Sprache

1921, Chanukka, Jerusalem

An meinen Freund, mein Herz und meinen Punkt, die Ehre seines Namens ist meine Herrlichkeit…möge seine Kerze brennen und für alle Ewigkeit leuchten, Amen, so möge es sein.

Seit dem neunten Elul (letzter Monat im jüdischen Kalender) bis zum zweiten Tag von Chanukka, seit ungefähr vier Monaten, wartete ich in freudiger Erwartung auf eines deiner geschriebenen Worte. Doch schlussendlich liegt vor mir ein langer Brief, voller poetischer Phrasen und Andeutungen, die keiner versteht, so wie der Staub, den der Fuchs mit seinem Schwanz aufwirbelt, der im gepflügten Feld umherläuft. Weiterlesen

Baal HaSulam, Brief Nr. 6, Schwert und Schild

überarbeitet, EY, 21.07.2024

5. August, 1921, Vorabend des Shabbat, Warschau

 

An meinen Seelenverwandten… möge seine Kerze ewig brennen:

Ich habe dir bereits zwei Briefe geschrieben, jedoch noch nicht die Zeit gehabt, sie dir zu schicken. In Wahrheit würde ich dich gerne noch einmal sehen, bevor ich am 22. des Aw abreise. Jetzt möchte ich dir gerne noch einen Geschmack geben, von dem Honig meiner Honigwaben.

Es steht geschrieben: „Du wirst die Lügner vernichten; der Ewige verachtet Menschen des Blutvergießens und des Betruges.“ Es gibt eine Allegorie über einen König, der es auf sich nahm, seinem Sohn die Kriegslisten der Königsherrschaft beizubringen.

Er zeigte ihm das Land, seine Feinde, und seine Freunde. Der König gab seinem Sohn ein Schwert aus den Schätzen seines Reiches. Dieses Schwert hatte eine wunderbare Eigenschaft: Sobald es seinen Feinden gezeigt wurde, fielen sie augenblicklich zu Boden.

Der Sohn des Königs ging und eroberte viele Länder, nahm ihre Schätze und wurde mächtig.

Nach einiger Zeit sagte der König zu seinem Sohn: „Jetzt werde ich auf meinen Turm hinaufgehen, und mich dort verstecken, während du auf meinem Thron sitzen wirst, und das ganze Land mit Weisheit und Macht regierst. Und hier ist noch dieser Schild, welcher bis jetzt in den königlichen Schatzkammern eingeschlossen war. Kein Feind oder Schadenbringer wird dir etwas anhaben können, solange dieser Schild in deinem Besitz ist.“

Der König nahm das Schwert, band es an den Schild, gab sie beide seinem Sohn, und ging selbst hinauf auf den Turm, um sich dort zu versteckten.

Der Sohn des Königs wusste nicht, dass das Schwert und der Schild miteinander verbunden waren. Da der Schild für ihn keinerlei Bedeutung hatte, bewahrte er ihn nicht auf, und der Schild wurde ihm gestohlen, zusammen mit dem Schwert.

Als die Neuigkeiten durch das Land gingen, dass das Schwert und der Schild vom Sohn des Königs, dem Herrscher der Erde, gestohlen worden waren, brach sogleich eine Schamlosigkeit aus und seine Feinde führten einen Krieg gegen ihn, bis sie ihn in Gefangenschaft nahmen, ihn und alle seine Besitztümer. Ihren Feind in ihren Händen, ergossen sie ihre Rache auf ihn, und rächten sich an ihm für all den Missbrauch, den er ihnen in den Tagen der Regierung seines Vaters zugefügt hatte. Jeden Tag schlugen sie ihn mit wilden Schlägen.

Der Sohn des Königs schämte sich vor seinem Vater, denn der Kummer seines Vaters schmerzte ihn mehr als sein eigener. Er dachte darüber nach, ein Schwert und einen Schild wie die ursprünglichen zu machen, um seinen Vater zu besänftigen und ihm seine Weisheit und Tapferkeit zu zeigen.

Mit List schuf er ein Schwert, das dem ersten Schwert ähnelte. Ebenso machte er einen Schild, der dem ersten Schild ähnelte.

Mit seinen Waffen in den Händen, rief er zu seinem Vater, zur Spitze des Turmes, hinauf: „Sei stolz auf mich, da ein weiser Sohn seinen Vater erfreut.“ Und während er zu seinem Vater rief, wurden seinem Gehirn und seiner Leber von seinen Feinden Schäden zugefügt. Und je mehr sie ihn schlugen, desto mehr richtete er sich auf und überwand sich, um die Güte seines Vaters zurückzugewinnen, und schrie: „Jetzt fürchte ich mich vor nichts mehr, und wer kann schon gegen mich ankämpfen, wo ich doch mein Schwert und meinen Schild in den Händen halte?“

Und je mehr er prahlte, desto mehr schlugen und verletzten ihn seine Feinde, Steine und Stöcke landeten auf seinem Kopf, und das Blut lief ihm über das Gesicht hinunter. Und die ganze Zeit versuchte er sich aufrecht zu halten, stolz wie ein Held, um seinem Vater zu zeigen, dass er sich vor nichts fürchte. Seine Feinde schienen im Vergleich zu seiner Tapferkeit wie nichts zu sein, denn das Schwert schützte ihn oder der Schild schützte ihn.

Dies ist, was der Dichter mit den Worten andeutete: „Du wirst die Lügner vernichten.“ Damit sind diejenigen gemeint, deren Gesichter wie Affen vor Menschen sind. Und welche durch ihre eigenen Kräfte ein solches Schwert erschaffen, wie es der Schöpfer gemacht hatte. Und darüber hinaus wünschen sie mit ihrer Arbeit zu prahlen, so wie der Schöpfer prahlt. Über sie wird gesagt: „Ein Mann des Blutes und des Betrugs verabscheut der Schöpfer,“ denn mit menschlichen Taten macht er einen Schild und rühmt sich, dass er keinen Schmerz spürt. Auch das verabscheut der Schöpfer, was bedeutet, dass seine Verkleidung enthüllt wird, weil er behauptet, weise und tapfer zu sein, und nichts zu fürchten, und gleichzeitig voller Betrug ist und List sucht. Das verabscheut der Schöpfer.

Allerdings ist die ganze Vollkommenheit im heiligen Namen, “Gott meiner Gerechtigkeit”, von welchem jedes Organ und jede Sehne weiß, dass der Ort der ‚Wohnung der Shechina der Ort der ‚Gerechtigkeit‘ ist, also im absoluten Wissen, dass all Seine Gedanken gerecht sind, und kein Mensch in der Welt jemals einen schlechten Schritt getan hat, wie er keinen guten Schritt aus eigener Kraft tut, und prüfe das genau.

Und obwohl jeder dies glaubt, ist es bekannt, dass sie es brauchen, dass es sich zuerst in ihre Herzen setzt. Es ist wie ein anfängliches Konzept, wo das Ausschütten eines wahrhaft hingebungsvollen Herzens zum Schöpfer, ein Konzept in der Welt offenbaren kann, so wie jede einfache und akzeptable Sache sich ausreichend ins Herz verankert.

Das ist die Bedeutung von: „Und ihr werdet ‚von dort’ den Ewigen, euren Gott, suchen und finden.“ Das ist auch die Bedeutung der Segnung „Der Gute, der Gutes tut“, der “Gutes tut den Anderen”, da seine Erkenntnis wahrlich im Guten ist, und dies ist warum Er „Gut“ genannt wird. Dieser Name ist leicht für jedermann zu erlangen. Und dies wird auch „Gott meiner Barmherzigkeit“ genannt. Aber weil es leicht zu akzeptieren ist, bleibt er nicht der Einzige für alle Menschen, und prüfe das genau.

Deshalb [während] der Arbeit im Exil und der Erfüllung der Tora aus Leid, wird vor allen Organen des Dienenden des Schöpfers der heilige Name „Gott meiner Gerechtigkeit“ offenbar, – das heißt, dass das Böse überhaupt nicht in der Realität existierte, nicht einmal für einen kurzen Moment, und das bedeutet „Und tut Gutes“, das heißt, dass Er sich nicht im Attribut „Guter“ offenbart, sondern nur im Attribut „Guter für andere“, was bedeutet „Auch dies ist zum Guten“. Dies ist eine tiefe und wichtige Angelegenheit, und diese Vereinigung lässt keinen Raum für irgendetwas außerhalb von Ihm. Das bedeutet „Der Schöpfer ist eins, und sein Name ist eins“, das für die Vollkommenen einfach zu begreifen ist.

Yehuda Leib

Der Strahlende Eine

Ein Gedicht von Yehuda Ashlag

Der Strahlende Eine, von den Himmeln herab leuchtet Er.

Dort – innerhalb des Schleiers des Schirms.

Das Geheimnis der Rechtschaffenen enthüllt sich dort,

Und Licht und Dunkelheit erstrahlen gemeinsam.

Wie wohltuend ist es, Seine Taten zu erforschen.

Doch hüte dich davor, die Hand nach Ihm auszustrecken.

Dann wirst du Ihn vernehmen, Ihm begegnen im Turm der Macht.

Dem Namen, der alles beinhaltet.

Du wirst dich der Wahrheit erfreuen und heilige Worte sprechen.

Und alles, was du siehst,

wirst du mit deinen eigenen Augen sehen und nicht mit jenen eines Fremden.

Spirituelle Funken: Baal Hasulam. Matan Tora, 16 

Wenn sechshunderttausend Männer ihre Arbeit zur Befriedigung ihrer eigenen Bedürfnisse aufgeben und sich um nichts anderes kümmern, als Wache zu stehen, damit es ihren Freunden nie an etwas mangelt, und darüber hinaus, dass sie es mit einer mächtigen Liebe, mit Herz und Seele, im vollen Sinne der Mitzwa „Liebe deinen Freund wie dich selbst“ bewahren, dann ist es außer Zweifel, dass sich kein Mann der Nation um sein eigenes Wohlergehen zu sorgen braucht. Dadurch wird er völlig frei von der Sicherung seines eigenen Überlebens und kann die Mitzwa, „Liebe deinen Freund wie dich selbst“, unter Einhaltung aller in den Punkten 3 und 4 genannten Bedingungen leicht behalten. Warum sollte er sich schließlich um sein eigenes Überleben sorgen, wenn sechshunderttausend loyale Freunde bereit stehen, die mit großer Sorgfalt darauf achten, dass es ihm an nichts fehlt, was er braucht? Deshalb wurde ihnen, nachdem alle Mitglieder der Nation zugestimmt hatten, sofort die Tora gegeben, weil sie nun in der Lage waren, sie zu behalten.

 

Baal HaSulam, Brief 5

korrigiert, EY, 19.7.2024

1921

An meinen Seelenverwandten, möge seine Kerze ewig brennen,

… was du in deinem letzten Brief angedeutet hast, dass ich mein Gesicht vor dir verborgen halte, und dich als Feind erachten würde – deine Absicht ist wie von jemandem, der von seiner Schande hört, aber schweigt. Und ich trage die Last meiner Freunde, aber die Schmerzen meiner Freunde interessieren mich dabei überhaupt nicht – In der Tat muss ich zugeben, dass du damit recht hast, dass ich diese Schmerzen, die du fühlst, überhaupt nicht empfinde. Im Gegenteil, ich freue mich über diese offensichtlichen und sich enthüllenden Verdorbenheiten. Weiterlesen

Die Weisheit Israels im Vergleich zu den äußeren Weisheiten

Von Rav Yehuda Ashlag

Der Standard, nach dem eine Weisheit bewertet werden kann

Der Wert jeder Weisheit in der Welt richtet sich nach der verfolgten Absicht. Dies ist das Ziel, auf das alle Untersuchungen abzielen. Daher ist eine Weisheit ohne eine bestimmte Absicht undenkbar, außer für Kleinkinder, die zum Zeitvertreib spielen; die Absicht entspricht ihrer Größe. Aus diesem Grund wird eine Weisheit nicht nach Scharfsinn und Können beurteilt, sondern nach der Belohnung, die durch die Absicht erzielt wird. Weiterlesen

Es ist nicht die Zeit, das Vieh zu sammeln

Von Rav Yehuda Ashlag

„Es ist nicht die Zeit, das Vieh zu sammeln. Tränkt die Schafe, und geht hin, weidet sie!“ (Genesis 29:7). Es ist bekannt, dass alle Worte der Gerechten sich nach oben wenden, wie ihm gesagt wurde: „Und es wurde von den Hirten von Haran offenbart.“ Denn es war nicht möglich, den Stein von der Brunnenöffnung – der Enthüllung von Rachel – wegzurollen, bevor nicht alle Herden gesammelt wurden und der Stein von der Brunnenöffnung weggerollt wurde. Weiterlesen

Baal HaSulam, Brief 2, Jeden Tag auf’s Neue die Liebe enthüllen

korr, EY, 17.07.2024

17. Tammus, 13. Juli 1922

An mein Fleisch und Blut … Erhaben sei Seine Hoheit und Herrlichkeit.

Nun bin ich dazu gekommen, um auf deinen Brief von Lag BaOmer (der 33. Tag des Omer – Zählens) zu antworten, wie auch auf den Brief vom 15. Siwan, den ich gestern erhielt. Wegen dieses letzten Briefes verzichtete ich auch darauf, dir eine Antwort auf deinen Brief von Lag BaOmer zu schreiben, da ich gehofft hatte, dass du mir eine Ordnung von zwischen uns feststehenden Begriffen mitteilen würdest. Dadurch könnten wir die Gedanken in unseren Herzen offenbaren. Weiterlesen

Baal HaSulam, Brief 4, Mund zu Mund

überarbeitet, EY, 20.07.2024

Brief Nr. 4

1921

An meinen Freund,

in der Tat sehe ich deine Schwierigkeit mit der Klarheit, dass du dich schämst, in Klarheit zu sprechen. Doch in all meinen Angelegenheiten mit dir, von Angesicht zu Angesicht oder auch in Briefen, habe ich deinen Geist nicht beeinflusst. Denn die Art der meisten Menschen, sich in solchen Angelegenheiten zu verhalten, ist so: sie schämen sich wie Räuber, über jedes Organ, mit dem sie sündigen, oder mit welchem sie sich wie Tiere benehmen. Sie verdecken es mit sieben Bedeckungen, wie beim Beschneidungsorgan, dem Hinterteil, und anderen solchen Organen, die sich wie Tiere verhalten. Weiterlesen

Baal HaSulam, Brief 18, Man ist dort, wo man denkt

Yehuda Ashlag, aus dem Jahr 1926

… aber halte dich fern, den „Schlag eines Starken“ (Jesaja 22; 17) vorzeitig zu erhalten, denn „man ist dort, wo man denkt“. Wenn daher jemand sicher ist, dass ihm an nichts mangeln wird, kann er seine Anstrengungen auf die Tora konzentrieren, denn „der Gesegnete verschmilzt mit dem Gesegneten“. Weiterlesen

Rabash, Brief 5

Am 24. Februar 1955

Meinem Freund,

Ich las deinen Brief vom Shabbat-Ausgang dieser Woche, und es bereitet mir großes Vergnügen, dass Du ein Bedürfnis hast, deine Zustände, die du in der Zeit zwischen den Briefen durchlaufen hast, offen zu legen. Sicher wird der Schöpfer unsere Augen durch seine Tora erleuchten. Weiterlesen

Baal HaSulam, Brief 17, Auf dem Weg der Wahrheit gehen

Rav Yehuda Ashlag, aus dem Jahr 1925

Ich möchte über den Sinn der Arbeit in der Mittleren Linie schreiben. Es ist wichtig, sich immer auf die Linke und die Rechte Linie zu stützen. Denn es gibt Fälle, in denen „sich fortzubewegen schlimmer ist, als faul da zu sitzen“ (oder „Ruhen der Fortbewegung vorzuziehen ist“), um den Weg nicht zu verlieren. Denn der Weg der Wahrheit ist eine äußerst schmale Linie, deren Treppen man aufwärts steigt, bis man den königlichen Palast erreicht.

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Baal HaSulam, Brief 16, Wahrheit und Lüge

Brief 16, 21. Dez. 1955

Möge ein verwehtes Blatt heil werden und lasse sie sagen, dass ich in der Gesandtschaft ihres Erschaffers bin, fliegend unter Fliegenden; unser verherrlichter Lehrer, Rav…, dem der Höhere Eine beisteht…

Ich habe Euren Brief erhalten, und möge der Ewige uns erleuchten, dass unser Weg der richtige ist, und wir werden uns stark an den Gedenktag erinnern. Dann werden wir würdig des Lichtes der Erinnerung, welches für die Reinigung der materiellen Luft gut ist, und wir werden die Luft der Heiligkeit atmen – das wahre und ewige Leben. Weiterlesen

Baal HaSulam, Brief 52, Suchet den Herrn, während ihr Ihn gefunden habt

14 Tishrey, Tav-Reish-Peh-Het, 10. Oktober, 1927, Am Sukkot Abend, London

An … möge seine Kerze brennen!
Ich erhielt deinen Brief und die Notizen. ..Interpretierte für mich den Vers ‚Suche den Herrn, während Er gefunden worden ist, rufe Ihn an während Er nahe ist‘. Dies ist verwunderlich. Wenn der Schöpfer bereits bei ihm ist und Er schon nahe ist, warum muss man Ihn noch suchen und nach Ihm rufen? Er erklärte, dass das Geschriebene über diejenigen spricht, die bereits mit der konstanten Nähe zum Schöpfer belohnt wurden. Der Prophet warnt sie, dass, obwohl es ihnen so erscheinen mag, dass sie nichts mehr suchen müssten oder zu erreichen hätten, sie niemals so denken sollten; denn es ist, als würde man das Gepflanzte wieder abschneiden. Vielmehr sollte man weiter suchen und sich für noch größere Erkenntnisse an den Schöpfer wenden. Weiterlesen

Die Bedeutung von Empfängnis und Geburt

Artikel von Yehuda Ashlag (Baal HaSulam)


  1. Grundsätze
    Das Allgemeine und das Besondere

Die erste intellektuelle Betrachtung der Schöpfung durch die Weisen ist definiert als die Erforschung des Wirkens des Schöpfers. Dieses Wirken wird als „Vorsehung“ oder als Natur der Schöpfung bezeichnet.

Sie bezeichnen als „Körper“ nur die einfache Materie aus Fleisch und Blut in ihrem unbelebten Zustand, ohne jegliche Form. Denn alles, was als „Form“ bezeichnet wird, wird als geistige Kraft betrachtet und ist kein Körper.

Daraus ergibt sich für uns das Gesetz, dass alle Körper gleich sind. Wie die Erdkugel, die ein einziger Körper ist und nicht in viele geteilt werden kann, da wir in ihr keine Erneuerung der Form von einem Teil zum anderen finden – so kann auch das Unbelebte nicht in viele Einzelteile unterteilt werden.

Die gesamte Kraft der Vielheit in der Welt ist eine wunderbare geistige Kraft. Deshalb ist jede Gesamtheit bedeutungsvoll und erhaben, da sie aus der geistigen Kraft stammt, während jedes Einzelteil verächtlich und niedrig erscheint. Dadurch wird der Unterschied zwischen einem egoistischen Menschen und einem, der seinem Volk hingegeben ist, offenbar.

Es ist gewiss, dass der Wert der Gesamtheit nach dem Ausmaß ihrer Vielheit bemessen wird. Wenn wir nämlich annehmen, dass die Kraft der Vielheit etwas Geistiges und Bedeutendes ist, dann gilt: Je größer die Vielheit, desto bedeutender ist sie.

Daraus folgt: Derjenige, der seinem Volk hingegeben ist, ist bedeutender als jemand, der seiner Stadt hingegeben ist. Und jemand, der der ganzen Welt hingegeben ist, ist bedeutender als jemand, der nur seinem Volk dient. Und dies ist die erste Erkenntnis!

Geburt in der Spiritualität

Ebenso wie es eine Geburt für das Individuum gibt, durch den Aufbau der Körper, so gibt es eine Geburt für das Kollektiv. Diese erfolgt durch die Erneuerung einer geistigen Kraft, das heißt durch die Entwicklung des Verstandes. Diese Entwicklung stellt die Geburt des Kollektivs dar, denn in der Spiritualität trennt eine Veränderung der Form die Welten voneinander. Diese Geburt bedeutet den Eintritt in die Welt der Korrektur.

Der Auszug aus Ägypten wird als Geburt bezeichnet

Wenn wir über das Geheimnis der Vielheit in der geistigen Dimension sprechen, ähnelt dies dem physischen Vorgang, bei dem ein Kind aus dem Mutterleib geboren wird. Der Mutterleib ist eine dunkle, unvollkommene Welt voller Unreinheit und Unannehmlichkeiten, während das Neugeborene in eine erleuchtete Welt voller Vollkommenheit eintritt – die Welt der Korrektur.

Vorbereitung auf die Geburt

Dieser Übergang, der in der Schrift als „ein Königreich von Priestern“ bezeichnet wird, wurde durch die Prophetie von unserem Lehrer Moses ermöglicht. Dadurch erlangten sie die Freiheit vom Engel des Todes und die Gabe der Tora. Diese Geburt in eine neue, erleuchtete Welt wird in der Schrift als „ein begehrenswertes, gutes und weites Land“ beschrieben.

Ein Totgeborenes

Dieses Neugeborene wurde jedoch zunächst „tot geboren“. Nach der Schwangerschaft, die als „Schmelzofen“ und die Knechtschaft in Ägypten bezeichnet wird, kam die Geburt. Doch die Menschen waren noch nicht bereit, den Lebensatem der erleuchteten Welt zu atmen, die ihnen versprochen war. Erst nach der Zeit des Zählens, des Kampfes gegen Amalek, der Prüfungen mit dem Wasser und anderer Herausforderungen erreichten sie die Wüste Sinai. Die Wüste Sinai symbolisiert „Hass“, wie die Weisen sagen, denn das Wort „Sinai“ und „Hass“ sind sprachlich ähnlich. Diese Wüste deutet auf die Leiden hin, die jede Krankheit begleiten.

Geburt in die Arme von „Vater und Mutter“

Erst danach waren sie bereit, den Lebensatem zu empfangen. Die Prophetie erfüllte sich: „Ihr sollt mir ein Königreich von Priestern und ein heiliges Volk sein.“ Zunächst wurde das „Königreich der Priester“ erreicht, was die Aufgabe bedeutet, das persönliche Eigentum aufzugeben. Danach folgte die Stufe des „heiligen Volkes“, das dem Schöpfer Freude bereitet, indem es „Liebe deinen Nächsten wie dich selbst“ erfüllt.

Wie es in der physischen Welt ist, dass das Neugeborene in die liebevollen und treuen Hände von Vater und Mutter fällt, die für sein Überleben und seine Gesundheit sorgen, so geschieht es auch in der spirituellen Welt. Hier wurde für jeden Menschen durch 600.000 andere gesorgt, die für sein Wohl eintreten. Dadurch konnten sie den Lebensatem empfangen, wie es in der Schrift heißt: „Und Israel lagerte sich dort vor dem Berg“ – und Rashi erklärt: „Wie ein Mann mit einem Herzen.“

2. Rückseite und Vorderseite

Der Mensch richtet seinen Blick nach vorne, was symbolisiert, dass er nur in die Zukunft schauen kann – das bedeutet, er kann die Ordnung des Wachstums von unten nach oben erkennen. Doch er ist unfähig, nach hinten zu schauen, also die Ordnung der Geburt von oben nach unten zu verstehen (wie in der Geschichte von Lot geschrieben steht: „Schau nicht hinter dich“).

Der Mangel an wahrer Erkenntnis

Daher ist der Mensch jeglicher wahrer Erkenntnis beraubt, denn ihm fehlt der Anfang. Er gleicht einem Buch, dem die erste Hälfte fehlt – aus dem nichts vollständig verstanden werden kann. Der Vorteil derjenigen, die wahre Erkenntnis erlangen, liegt darin, dass sie das Geheimnis der Geburt erfassen können, also den Prozess von oben nach unten.

Der Mensch als umfassendes Wesen

Der Mensch enthält alles in sich. Dies wird offenkundig, wenn er über etwas nachdenkt oder es betrachtet. Es ist bekannt, dass der Mensch nichts außerhalb seines Körpers oder seiner eigenen Gedanken wahrnimmt. Dennoch ist er in der Lage, die gesamte Welt zu erfassen, die Gedanken anderer Menschen zu verstehen und ihr Verhalten einzuschätzen, um ihnen zu gefallen. Er richtet sich nach ihren Wünschen aus.

Innenschau als Quelle des Wissens

Um diese Erkenntnisse zu gewinnen, muss der Mensch nur in sich selbst hineinschauen – so versteht er bereits die Gedanken seiner Mitmenschen. Dies ist möglich, weil alle Menschen einander ähnlich sind und der Mensch sie in seinem Inneren trägt.

Die Grenze des Wissens

Eine Begrenzung bleibt jedoch bestehen: Der Mensch kennt nicht die Umstände seiner eigenen Geburt und erinnert sich nicht an seinen Zustand während der Schwangerschaft. Er kann nichts aus dieser Zeit berichten.

Das fünfzigste Tor

Dies ist das Geheimnis des Schriftwortes: „Du wirst meine Rückseite sehen, aber mein Angesicht sollst du nicht sehen“ (2. Mose 33:23). Unser Lehrer Moses erlangte die Erkenntnis des Geheimnisses der Schwangerschaft – das heißt, er begriff alle Aspekte des Abstiegs von oben nach unten in vollkommener Ganzheit. Dies wird als die „Rückseiten der spirituellen Welten“ bezeichnet. Ihm fehlte lediglich die Möglichkeit, auch die „Vorderseiten“ zu betrachten, also die Zukunft bis zur endgültigen Korrektur zu sehen, die als das fünfzigste Tor der Bina bezeichnet wird.

Die Bedeutung der fünfzig Tore der Bina

Die Bina, die in der Sprache der Kabbalisten „Mutter“ genannt wird, ist die Quelle aller Schöpfung. Diejenige Person, die alle hundert Tore der Bina erlangt, erlangt die vollständige Offenbarung der Vollkommenheit.

  • Die fünfzig Tore der Rückseite symbolisieren das Geheimnis der Schwangerschaft, also den Prozess des Abstiegs von oben nach unten.
  • Die fünfzig Tore der Vorderseite stellen den notwendigen Entwicklungsprozess dar, der zur endgültigen Korrektur führt. Zu dieser Zeit wird die Prophezeiung erfüllt: „Die Erde wird erfüllt sein mit Erkenntnis des Ewigen“ (Jesaja 11:9) und „Keiner wird mehr seinen Mitmenschen oder seinen Bruder lehren und sagen: ‚Erkenne den Ewigen‘, denn alle werden mich erkennen, vom Kleinsten bis zum Größten“ (Jeremia 31:33).

Moses Bitte und Gottes Antwort

Moses betete: „Lass mich doch deine Herrlichkeit sehen“ (2. Mose 33:18), das heißt, er bat um Einsicht in die fünfzig Tore der Vorderseite der Bina. Doch Gott antwortete ihm: „Du wirst meine Rückseite sehen“ – es genügt, dass du die fünfzig Tore der Rückseite siehst, also den Prozess von oben nach unten. „Mein Angesicht sollst du nicht sehen“, denn du wirst die fünfzig Tore der Vorderseite nicht erblicken, „denn kein Mensch kann mich sehen und am Leben bleiben“. Das bedeutet: Vor der Zeit, in der die Gefäße vollkommen vorbereitet und entwickelt sind, ist es unmöglich, das große Licht der vorderen Tore zu empfangen, ohne dass die Gefäße zerstört werden.

Die Begrenzung von Moses Erkenntnis

Deshalb heißt es: „Fünfzig Tore der Bina wurden in der Welt geschaffen, und alle wurden Moses gegeben, außer einem“. In der Spiritualität gibt es keinen Mangel, sondern entweder das Ganze oder nichts – wie es in Bezug auf Gelübde heißt: „Wenn ein Teil des Gelübdes aufgehoben wird, ist das ganze Gelübde aufgehoben.“

Das Erreichen des fünfzigsten Tors

Am Ende der Zeit, wenn die Gefäße in ihrer vollen Größe entwickelt und bereit sind, wird das Kollektiv die Fähigkeit erlangen, das fünfzigste Tor zu erreichen. Es ist wichtig zu wissen, dass es zwei Arten von Erkenntnissen gibt: Prophetie und Weisheit. Moshe erlangte Weisheit, wie alle Weisen es können, aber auf der Ebene der Prophetie konnte er das fünfzigste Tor nicht erreichen. Daher sagten die Weisen: „Ein Weiser ist einem Propheten überlegen.“ Sie lehrten auch, dass König Salomo das fünfzigste Tor erlangte.

Die Seele erzeugt den Körper: Empfängnis und Wachstum

So wie wir bei einem Weizenkorn, das in die Erde gesät wird, zwei Prozesse beobachten können:

  1. Vom Moment, in dem es in die Erde gelegt wird, beginnt es, die Form seiner eigenen Existenz, die als „Erzeuger“ betrachtet wird, abzulegen, bis es den Zustand von „Nichts“ erreicht. Das bedeutet, es wird zu einem „Medium der Negation“ seiner ursprünglichen Form, wobei das Tätige zur Potenz wird. Bis zu diesem Punkt wird es als „Empfängnis“ betrachtet, ein Prozess, der sich von oben nach unten vollzieht.
  2. Sobald es den letzten Punkt erreicht hat, beginnt das Wachstum und die Entfaltung – ein Prozess von unten nach oben –, bis es die Höhe seines Erzeugers erreicht.

Das Allgemeine und das Besondere sind gleichwertig

Das Allgemeine und das Besondere sind einander absolut gleich, wie zwei Tropfen Wasser, sowohl in der äußeren Welt – im Zustand des Planeten insgesamt – als auch in seinem Inneren. Sogar im kleinsten wässrigen Atom finden wir ein vollständiges System, bestehend aus einer Sonne und Planeten, die darum kreisen, genauso wie in der großen Welt.

Ebenso findet man im Menschen, der das Innere der Welt darstellt, all die Bilder der oberen Welten: Azilut (Emanation), Brija (Schöpfung), Jezira (Formung) und Assija (Handlung). Die Kabbalisten erklärten dies folgendermaßen: Der Kopf entspricht Azilut, vom Kopf bis zur Brust Brija, von der Brust bis zum Nabel Jezira und vom Nabel abwärts Assija.

Die Empfängnis des Menschen

Die Empfängnis des Menschen zeigt ebenfalls den Verlauf von oben nach unten: eine langsame Ausdehnung von seinem Erzeuger – seiner Mutter –, bis er sich vollständig von ihr ablöst und von ihr getrennt wird, indem er in die Welt hinausgeht und vom Tätigen zum Empfangenden wird – vom Bereich seines Erzeugers in seinen eigenen Bereich.

Dann beginnt der Prozess von unten nach oben: die Tage der Säuglingszeit, in denen er weiterhin an der Brust seiner Mutter hängt, bis seine Form sich vervollkommnet und er die vollständige Gestalt seiner Erzeuger erreicht.

Der erste Mensch (Adam HaRishon)

Adam HaRishon, ein Werk der Hände des Schöpfers, war notwendigerweise kein Kind einer Frau, sondern wurde aus Erde erschaffen, wie die anderen ersten Geschöpfe, die aus derselben Erde entstanden. Wie es geschrieben steht: „Alles war aus Erde.“ Doch diese Erde stammte aus den höheren Welten, die ihr vorausgingen.

Denn auch oben gibt es Licht (Or) und Gefäß (Kli). Das Licht entspricht den Formen in der Kabbala, während das Gefäß der Wille ist, diese Formen aufzunehmen. Dieses Gefäß, der Wille zu empfangen, hat keine Beständigkeit, weder in Bedeutung noch in eigenständiger Existenz, außer in Verbindung mit dem Empfangenen. Daher hat es keinen Wert, der über das Empfangene hinausgeht.

Ein Beispiel: Der Arme und der Reiche

Zum Beispiel hat ein Armer, der reich werden will, keinen höheren Wert als ein Armer, der mit seinem Anteil zufrieden ist und keinen Reichtum anstrebt. Im Gegenteil, der erste wird als noch unzufriedener wahrgenommen. Der Grund ist, dass der Wille zu empfangen und das Empfangene eins werden und nur zwei Hälften eines Ganzen sind. Jede Hälfte für sich allein, getrennt von der anderen, hat keinen eigenständigen Wert, über den man reden oder verhandeln könnte.

  1. Was ist die Seele?

Das Gesetz der Entwicklung gemäß der Weisheit der Kabbala

Man kann nichts wirklich betrachten, bevor man es nicht vom Anfang bis zum Ende gesehen hat. Da der Mensch jedoch nichts wahrnimmt außer durch sich selbst (ähnlich dem, was die Forscher der Optik festgestellt haben: Dass Farben nicht für alle Augen gleich erscheinen, sondern nur durch Übereinkunft definiert werden), ist er gezwungen, sich selbst von Anfang bis Ende zu erkennen. Das bedeutet zumindest vom Zeitpunkt seiner Empfängnis bis zu seiner Reife als vollwertiger Mensch.

Da dies jedoch nicht der Fall ist – der Mensch beginnt erst, sich selbst kennenzulernen, wenn er ein vollkommener Mensch ist –, fehlt ihm die Fähigkeit, sich selbst vollständig zu betrachten.

Kein Mensch kennt sich selbst

Ein weiterer Grund dafür ist, dass man, um etwas zu erkennen, vor allem die schlechten Eigenschaften dieses Gegenstands betrachten muss. Doch der Mensch kann seine eigenen Mängel nicht wahrnehmen. (Das Maß an Erkenntnis, das er von anderen erhält, sieht er ebenfalls nur durch einen trüben Spiegel.) Dies liegt daran, dass jedes Schlechte, das dem Menschen zur Annahme bestimmt ist, mit Genuss einhergeht. Ohne diesen Genuss würde er es nicht annehmen.

Es ist ein Gesetz, dass der Mensch nichts, was ihm Genuss bereitet, als schlecht betrachtet – außer durch zahlreiche Erfahrungen, die diese Erkenntnis allmählich reifen lassen. Dafür sind jedoch Tage und Jahre nötig, ebenso wie Erinnerungsvermögen, Vergleich und Betrachtung, was nicht jedem Menschen möglich ist. Daher gibt es niemanden, der sich selbst vollständig kennt.

Die Kabbalisten jedoch, die die Stufe der Erkenntnis erreicht haben, erlangen eine vollständige Wahrnehmung. Das bedeutet, sie erreichen alle Stufen, die in der Existenz zur menschlichen Erkenntnis gehören. Dann wird gesagt, dass sie eine vollständige Erkenntnis erlangt haben, und diese wird als Neshama (Seele) bezeichnet.

Diese Seele ist das Erbe von Adam HaRishon

Wie bereits oben in Punkt 2 erklärt, werden die Welten auf zwei Wegen erkannt: von oben nach unten (von Ma’ilah Letata) und von unten nach oben (Mitata Le’ilah). Zuerst wird die Abfolge der Seele von oben nach unten erfasst. Danach erfolgt die Erkenntnis von unten nach oben. Der erste Prozess wird als Empfängnis (Ibur) bezeichnet, da er eine Samentropfen ähnelt, der sich vom Verstand des Vaters löst und in die Empfängnis der Mutter gelangt, bis sie in die Welt hinausgeht. Dieser Zustand wird als die letzte Stufe von oben nach unten betrachtet.

In dieser Phase ist die Seele immer noch in gewissem Maße mit der Ursache, d. h. mit Vater und Mutter, verbunden. Doch mit dem Eintritt in die Welt kommt sie in ihren eigenen Bereich. Dies ist der Verlauf von oben nach unten.

Warum dies so ist

Der Grund liegt darin, dass der Gedanke des Schöpfers einzig ist. Daher sind alle Zustände gleichwertig, und alles gleicht dem Einzelnen.

Die Entwicklung des Körpers als Analogie zur Seele

Von seiner Geburt an, wenn der Mensch an einem Punkt der Entfernung steht, beginnt sein Prozess der Rückkehr zur Erkenntnis – von unten nach oben. Dies wird als das Gesetz der Entwicklung bezeichnet. Dieser Prozess folgt exakt den Wegen und Pfaden, die einst von oben nach unten verliefen.

Dies ist den Kabbalisten bekannt. Für die materiellen Augen erscheinen diese Zustände jedoch nur als einfache, langsame, stufenweise Prozesse, bis die Gestalt des Menschen die Größe seines Vaters und seiner Mutter erreicht. Dann wird gesagt, dass er alle Stufen von unten nach oben erreicht hat, das heißt, eine vollständige Erkenntnis.

  1. Von oben nach unten und von unten nach oben

Wachstum als Lehrmeister der Empfängnis

Da die beiden Prozesse – von oben nach unten (Ma’ilah Letata) und von unten nach oben (Mitata Le’ilah) – einander gleichen wie zwei Tropfen Wasser, können wir den Verlauf von oben nach unten durch die Betrachtung des Wachstumsprozesses, also des zweiten Entwicklungsschritts, verstehen. Dieser zweite Schritt ist das Wachstum und die Entfaltung.

Die vier Welten ABYA im Wachstum des Fruchtbaums

Betrachten wir die vier Welten ABYA (Azilut, Brija, Yezira, Assija) im Kontext des Wachstums einer Frucht, von der Pflanzung bis zur vollständigen Reifung. Wir finden vier Zustände vor:

  1. Assija (Handlung) – Der Zustand, bevor die Frucht erste Anzeichen ihrer Reife zeigt. In diesem Stadium liegen alle Gesetze und Bedingungen für die Frucht verborgen. Dies ist die Welt der Handlung.
  2. Yezira (Formung) – Der Zustand, in dem die Frucht zwar essbar ist und sättigt, jedoch noch keinen Geschmack aufweist. Dies entspricht der Welt der Formung.
  3. Brija (Schöpfung) – Der Zustand, in dem die Frucht einen Teil ihres Geschmacks offenbart. Dies entspricht der Welt der Schöpfung.
  4. Azilut (Emanation) – Der Zustand, in dem die Frucht ihren vollständigen Geschmack und ihre Schönheit offenbart. Dies entspricht der Welt der Emanation.

Dieser Ablauf verläuft von unten nach oben (Mitata Le’ilah).

Jede Schöpfung erfolgt auf zwei Wegen

Jeder Aspekt von Ma’ilah Letata (von oben nach unten) und Mitata Le’ilah (von unten nach oben), wie er in den vier Welten ABYA erklärt wurde, gilt gleichermaßen für das kleinste Detail in den Welten, das heißt für jede Ursache (Ila’a) und ihre Wirkung (Alul).

  • Ila’a (Ursache): Das ist der Vater, die Wurzel oder der Grund.
  • Alul (Wirkung): Das ist das, was durch die Ursache bewirkt und hervorgebracht wurde. Es wird als „Sohn“, „Zweig“ oder „abgeleitet und verursacht“ bezeichnet.

Zwei Entwicklungswege im Detail

Die zwei Prozesse lassen sich im Einzelnen genauso erklären wie im Allgemeinen:

  1. Der Prozess von oben nach unten (Ma’ilah Letata) beschreibt die Trennung der Wirkung (Alul) von ihrer Ursache (Ila’a), bis sie unabhängig und eigenständig wird.
  2. Der Prozess von unten nach oben (Mitata Le’ilah) ist das Gesetz der Entwicklung, das die Wirkung (Alul) dazu bewegt, zu wachsen und sich nach oben zu entwickeln, bis sie ihre Ursache (Ila’a) vollständig erreicht und mit ihr gleichwertig wird.

Dies lässt sich mit der Beziehung zwischen einem Vater und seiner physischen Nachkommenschaft vergleichen: Vom Moment der Empfängnis im Verstand des Vaters bis zur Geburt ist es ein Prozess des Aufstiegs von unten nach oben. Dieses Prinzip findet sich in allen vier Kategorien der unbelebten, pflanzlichen, tierischen und menschlichen Natur (Domem, Zomeach, Chai, Medaber), ebenso wie in den spirituellen Aspekten von Azilut und in der Gesamtheit aller Welten.

Der Grund dafür

Aus der Einheit entsteht eine Einzigartigkeit, und alle Wege, die diese Einzigartigkeit durchlaufen hat, prägen notwendigerweise alle folgenden Entwicklungen – sowohl im Allgemeinen als auch im Einzelnen.

5. Die Nachahmung der Schöpfung

Die Geburt der glücklichen Menschheit

Wenn wir auf das Siegel des Schöpfungsakts blicken, finden wir die Worte: „…welches Gott geschaffen hat, zu vollenden“ (1. Mose 2:3). Die Bedeutung davon ist, dass das Werk des Schöpfers, das uns in der Schöpfung vorliegt, uns übergeben wurde, um es zu vollenden und zu ergänzen. Denn andernfalls wäre das Wort „zu vollenden“ völlig überflüssig und ohne Inhalt. Es hätte einfach heißen können: „Denn an ihm ruhte Gott von all seinem Werk, das er geschaffen hatte“. Warum wurde also das Wort „zu vollenden“ hinzugefügt? Dies zeigt, dass der Text uns lehren möchte, dass das Maß an Arbeit, das der Schöpfer in die Schöpfung gelegt hat, exakt bemessen ist – nicht mehr und nicht weniger –, sodass wir sie durch unsere eigenen Anstrengungen vollenden und weiterentwickeln können.

Die Wahrheit ist, dass all unsere Entwicklung innerhalb dieser Schöpfung lediglich eine Nachahmung derselben ist. Der Geschmack und die Schönheit der Farben, die wir gestalten und erneuern, sind lediglich Nachahmungen der geschmackvollen Farben, die wir in Blumen finden. Ebenso lernt der Tischler, einen Tisch mit vier Beinen zu bauen, indem er die Werke des Schöpfers nachahmt, der Geschöpfe mit vier Beinen erschaffen hat. Oder er lernt, zwei Holzteile miteinander zu verbinden, indem er die Verbindung der Glieder im Körper beobachtet und seine Hölzer entsprechend anpasst.

Die Menschen studieren und betrachten aufmerksam die vor ihnen dargebotene Realität mit all ihrem Geschmack und ihrer Schönheit. Sobald sie sie verstehen, ahmen sie sie nach, indem sie ähnliche Dinge erschaffen. Diese Nachahmung wird zur Grundlage für weitere Nachahmungen, bis der Mensch eine schöne Welt voller Erfindungen geschaffen hat. So hat der Mensch durch die Betrachtung der Schöpfung Flugzeuge mit Flügeln nach dem Vorbild der Vögel gebaut, Radios, die Klangwellen auffangen wie Ohren, und vieles mehr. Kurz gesagt, all unsere Errungenschaften liegen bereits in der Schöpfung und der Realität vor uns. Uns bleibt lediglich, diese nachzuahmen und zu vollenden.

Die Realität und ihre Erhaltung widersprechen sich

Die Realität – also die Schöpfung als Ganzes und alle ihre Teile, die geschaffen wurden, um in Existenz zu bleiben – erscheint uns in vollkommener Harmonie, mit Geschmack und Schönheit, ohne jegliche Mängel, bis ins kleinste Detail. Es ist eine erleuchtete Welt.

Doch wenn wir die Erhaltung dieser Realität betrachten, das heißt die Versorgung und Ernährung all dieser Geschöpfe, sehen wir Verwirrung, Chaos, Unordnung und einen Mangel an Harmonie. Die Erhaltung der Existenz widerspricht oft der Schönheit der Schöpfung selbst. Dieser Widerspruch zwischen Realität und ihrer Erhaltung wird ausführlich im Artikel „Das Geheimnis der Einheit“ erklärt.

Abschluss und Geburt

Daraus kannst du verstehen, dass das Allgemeine stets dem Einzelnen gleicht. Der Schöpfer in seinem Wesen erfährt keine Vielzahl, sondern bleibt stets in der Einheit des „Bereichs des Einzelnen“. Daraus kann die Güte des Allgemeinen vom Einzelnen abgeleitet werden.

So wie die Existenz und Geburt des Einzelnen durch den Schöpfer gestaltet wurde: Von dem Moment seiner Geburt, in dem er in die vorbereitete Welt (Olam HaSe) eintritt, ist sichergestellt, dass er in die Hände liebevoller und treuer Fürsorge fällt. Diese kümmern sich mit höchster Hingabe und Liebe um seine Bedürfnisse, bis er gedeiht und wächst.

Genauso sollte das Allgemeine – die Menschheit als Ganzes –, wenn es geboren wird und in eine korrigierte Welt eintritt, in die Obhut treuer und liebevoller Eltern fallen. Diese sollten es mit selbstloser Hingabe lieben, nicht weniger als ein Vater und eine Mutter ihr Kind. Dies kann durch das Gebot der Nächstenliebe erreicht werden, ähnlich wie es bei der Vorbereitung zur Übergabe der Tora der Fall war.

Hier sprechen wir jedoch ausschließlich von der Menschheit. Wir betrachten, wie viel Schönheit und Güte in der Ordnung des Schöpfers liegt, die es der Menschheit ermöglicht, ihre Existenz zu sichern, bis sie sich als handelnder Mensch bezeichnen kann. Doch wenn wir die Ordnung der Erhaltung dieser Existenz betrachten, finden wir darin oft Hässlichkeit und Schrecken. Überall, wohin wir blicken, wird Unrecht offenbar. Die Grundlage der Existenz des einen scheint auf der Zerstörung des anderen aufgebaut zu sein.

  1. Das Vollendete und das, was der Handlung des Menschen bedarf

„Welches Gott geschaffen hat, zu vollenden“

Du sollst wissen, dass der Schöpfer nur in dem Maße tätig wurde, in dem der Mensch nicht die Kraft hat, selbst zu handeln. Ähnlich wie bei der Verdauung hat der Schöpfer es so eingerichtet, dass die Zubereitung der Nahrung in unserem Magen ohne unser Zutun geschieht.

Von jenem Punkt an jedoch, an dem der Mensch selbst die Fähigkeit besitzt zu handeln, liegt es an ihm, tätig zu werden. Denn dies ist der wahre Genuss und die Freude des Schöpfers – dass er Wesen erschaffen wollte, die in der Lage sind, hinzuzufügen, zu genießen und selbst nach seinem Vorbild zu erschaffen.

Doch der Schöpfer möchte keineswegs unsere Mahlzeiten auf dem Herd für uns kochen, ohne dass wir davon wissen, weil wir in der Lage sind, dies aus eigener Kraft zu tun.

Das Vorbild des Lehrers und Schülers

Dies ist vergleichbar mit einem Lehrer und seinem Schüler. Die ganze Absicht des Lehrers besteht darin, dem Schüler die Kraft zu geben, selbst ein Lehrer zu werden und andere ebenso zu lehren. Genauso hat der Schöpfer Freude daran, dass seine Geschöpfe erschaffen und erneuern, nach seinem Vorbild.

Doch all unsere Erneuerung und Entwicklung ist in Wahrheit kein wahrhaftiges Schaffen, sondern vielmehr eine Nachahmung (Hit’hakut). Und der Grad unserer Entwicklung wird in dem Maße gemessen, in dem unsere Nachahmung mit den Werken der Natur übereinstimmt.

Die Fähigkeit zur Selbstkorrektur

Daraus lernen wir, dass wir die Kraft besitzen, uns selbst zu vervollkommnen und die Existenz nach dem Vorbild der harmonischen Natur zu gestalten. Ein Beweis dafür ist, dass, wenn der Schöpfer nicht die Vollkommenheit seiner Fürsorge auch in diesem Aspekt bewirkt hätte – wäre die „Hand des Herrn zu kurz“? Es ist vielmehr zwingend, dass in diesem Bereich, wo die Selbstkorrektur gefragt ist, die Kraft zu unserer eigenen Verbesserung in unseren Händen liegt.

  1. Bewegung als Zeichen des Lebens

Domei, Zomeach, Chai und Medaber

In Bezug auf das spirituelle Leben werden die Geschöpfe in zwei Kategorien eingeteilt: Domem, Zomeach, Chai (unbelebt, pflanzlich und tierisch) und Medaber (der Mensch). Die Kategorien Domem, Zomeach, Chai entsprechen vollständig toten Zuständen, während der Medaber als lebendig betrachtet wird.

Leben als Kraft der Bewegung

Das Leben wird durch die Kraft der Bewegung definiert. Es ist bekannt, dass der Beginn des Lebens durch zwei vollständig gegensätzliche Aktionen erfolgt.

Selbst der Mensch (Medaber), der lebendig ist, wird bei seiner Geburt als tot betrachtet, bis er durch äußere Reize erweckt wird. Seine Gefäße (Kelim) sind bereits im Mutterleib vorbereitet, um Leben und Bewegung zu empfangen. Doch beim Eintritt in die Welt bewirkt die Kühle der äußeren Luft, die ungewohnt für ihn ist, eine Kontraktion seines Körpers.

Nach dieser ersten Kontraktion folgt zwangsläufig eine Ausdehnung zurück in den ursprünglichen Zustand. Diese beiden Bewegungen – Kontraktion und Ausdehnung – bilden den ersten Schritt, der Leben in ihm hervorbringt.

Lebenslosigkeit und der Beginn des Lebens

Manchmal jedoch, aufgrund von Schwäche bei der Geburt, bleibt der Neugeborene geschwächt, und die Kontraktion wird nicht ausgelöst. Wenn die Kühle der äußeren Luft nicht stark genug ist, um eine Kontraktion hervorzurufen, wird das Kind tot geboren. Das bedeutet, dass der Raum und die Ursache für das Einwirken des Lebens noch fehlen, da die Quelle des Lebens von der Fähigkeit zur Kontraktion ausgeht.

Ohne eine innere Kontraktion gibt es keine Ausdehnung. Der Körper kann sich in keiner Weise über seine Grenzen hinaus ausdehnen, und folglich gibt es keine Bewegung. Das Zeichen eines Wesens, das für das Licht des Lebens geeignet ist, ist seine Fähigkeit, zumindest aufgrund eines bestimmten Auslösers eine Kontraktion zu erzeugen. Wenn dies geschieht, bewirkt das Licht des Lebens eine Ausdehnung, wodurch die erste Bewegung des Lebens entsteht. Ab diesem Punkt setzt sich die Bewegung ununterbrochen fort, und das Wesen wird lebendig und beweglich.

Diese erste Bewegung wird als Neshama (Seele) bezeichnet, das heißt als der „Lebensatem“, der in seine Nase eingehaucht wird, wie es heißt: „Und er hauchte in seine Nase den Lebensatem“ (1. Mose 2:7).

Der Unterschied zwischen Domem, Zomeach, Chai und Medaber

Die Kategorien Domem, Zomeach, Chai besitzen nicht die Kraft, eine innere Kontraktion zu erzeugen, egal welcher Auslöser vorliegt. Daher kann das Licht des Lebens nicht in sie eintreten und keine Ausdehnung bewirken.

Es ist ein unabänderliches Gesetz, dass ohne Kontraktion und Ausdehnung das Gefäß (Kli) sich nicht über seine Grenzen hinaus ausdehnen kann. Daher ist das Schicksal von Domem, Zomeach, Chai ewiger Tod.

Der Mensch (Medaber) hingegen ist von Natur aus vollständig für das Leben geeignet. Doch er wird, wie oben erwähnt, zunächst tot geboren, da es eines Auslösers bedarf, der die erste Kontraktion bewirkt. Diese wird durch die „kühle Luft“ der Tora und guter Taten hervorgerufen.

Die Qualität der Kontraktion

Die Kontraktion muss vom Geschöpf selbst ausgehen. Wir unterscheiden zwei Arten von Kontraktion:

  1. Kontraktion durch äußere Einwirkung
    Dies ist eine Kontraktion, die durch einen äußeren Faktor, wie beispielsweise Kälte, verursacht wird.
  2. Kontraktion durch den Aufbau des Gefäßes selbst
    Dies ist eine Kontraktion, die aus der inneren Struktur des Gefäßes entsteht.
  3. Kontraktion durch äußeren Faktor
    Betrachten wir das Beispiel eines Neugeborenen: Wenn es durch Druck oder Schläge aufgeweckt wird, verursacht jeder Schlag und Druck eine Kontraktion im Körper des Kindes. Doch die darauffolgende Ausdehnung erfolgt nicht durch das Licht des Lebens, sondern durch die Struktur des Gefäßes selbst. Das Gefäß ist gezwungen, sich immer an seine vorgegebenen Grenzen und Gesetze zu halten.

Wenn also ein äußerer Faktor Druck ausübt, hat das Gefäß die Fähigkeit, durch seine eigene Struktur zu seiner ursprünglichen Form zurückzukehren. Dies geschieht durch die Grenzen, die seine Natur festgelegt hat.

  1. Kontraktion durch innere Struktur
    Wenn die Kontraktion jedoch direkt aus der inneren Struktur des Gefäßes erfolgt und nicht durch einen äußeren Faktor ausgelöst wird, kann es sich nicht in sein vorheriges Maß und seinen ursprünglichen Zustand zurückausdehnen. Der Grund dafür ist, dass die Kontraktion selbst Teil des inneren Aufbaus des Gefäßes ist.

Daher kann es nicht mehr zu seiner ursprünglichen, vorgegebenen Grenze zurückkehren, es sei denn, der Schöpfer selbst greift ein. Das bedeutet, dass ein neues, spezifisches Licht in das Gefäß eintreten muss, um es zurück zu seinem Gesetz zu bringen. Dieses Licht wird seinem vorherigen Licht hinzugefügt, um dauerhaft in ihm zu bleiben. Es ist dieses Licht, das jedes Mal, wenn das Gefäß sich zusammenzieht, seine Ausdehnung in das vorherige Maß bewirkt. Dieses Licht wird als „Leben“ bezeichnet.

Zwei Kontraktionen und ihre Entsprechungen: Zwei Ausdehnungen

Das Konzept von Blut als „Seele“ wird wie folgt erklärt: Die rote Farbe (Blut) benötigt die Verbindung mit der weißen Farbe, um als „Blut“ bezeichnet zu werden. Vor dieser dauerhaften Verbindung gilt es nicht als echtes Blut.

In diesem Zustand wechseln sich Ruhen und Aufstehen ab. Seine Natur ist dann noch unbeständig, wie der Name „Rot“ (Odem), der vom Ausdruck „Stille dem Herrn“ (Dum LaShem) abgeleitet ist. Daher verliert es immer wieder seine rote Farbe, wird weiß und bleibt ohne Farbe, ein Zustand des Ruhens ohne Beständigkeit.

 Wenn Rot und Weiß sich vereinen, entstehen die Adern des lebendigen Blutes

Wenn Rot (Odem) und Weiß sich verbinden, formen sie die Adern des lebendigen Blutes. Dies bedeutet, dass Gegensätze sich in der Verbindung vereinen: Auf der einen Seite entsteht eine lebendige Seele (Nefesh Chaja), da das „O“ vom Odem (Rot) abgeschnitten wird, sodass Dam (Blut) zur Beständigkeit bleibt. Dennoch bleiben die Eigenschaften von „Ruhen“ und „Aufstehen“, die vorher existierten, auch in diesem Blut erhalten.

Zwei Aspekte des Blutes: Rot und Weiß

Die roten und weißen Eigenschaften, die zuvor nacheinander wirkten, vereinen sich nun in diesem Blut und werden als lebendige Seele bezeichnet. Dies entspricht der teilweisen Kontraktion und teilweisen Ausdehnung, die als Nefesh (Seele) und Ruach (Geist) bekannt sind. Achte darauf und verstehe dies gut.

Das Licht, das die Ausdehnung bewirkt

Das Licht, das diese teilweise Ausdehnung – das Licht der Nefesh – bewirkt, ist ein wundersames und umfassendes höheres Licht. Es hat die Eigenschaft, alle Arten von Kontraktionen, die in dieser Struktur verzeichnet wurden, zu füllen und zu vervollständigen.

Es ist bekannt, dass in diesem Körper bereits ein weißer Aspekt vorhanden war, der nicht in der Lage war, die Farbe des Odem zu empfangen. Denn die Substanzen des Rots wurden damals verstreut und fielen zusammen, als sie miteinander vereint wurden. Daher, nachdem das Licht die erste Ausdehnung des Lichts der lebendigen Seele (Nefesh Chaja) vervollständigt hat, kehrt es zurück und füllt die alte Kontraktion, die von früher her bestand. Dies wird als die allgemeine Ausdehnung bezeichnet oder als die Adern des Verstands, die aus der Substanz des Rots hervorgehen, die vollständig von ihrer Erscheinung gereinigt wurde.

Das zweifache Einhauchen des Lebens

Wie es heißt: „Und er hauchte in seine Nase“ – dies geschah durch zwei Nasenlöcher.

  1. Die erste Nase steht für Odem-Weiß, das das Blut repräsentiert, die erste Ausdehnung, wie oben beschrieben.
  2. Die zweite Nase steht für Weiß, das vollständig gereinigt wurde, was die Seele und die höheren Stufen (Gimel Reschin) repräsentiert.

Am Anfang war es: „Der Mensch wurde eine lebendige Seele“ – durch das erste Nasenloch, das Odem-Weiß symbolisiert, die erste Ausdehnung des Blutes. Doch am Ende wurde es: „Ein Lebensatem“ (Neshmat Chajim), da es sich auch auf das zweite Nasenloch ausdehnte, das Weiß symbolisiert, das vollständig gereinigt ist. Dies repräsentiert die Seele und die höchsten spirituellen Stufen (Gimel Reschin).

Die Beziehung der Ausdehnungen zu den Bereichen des Verstands

Die erste Ausdehnung der Blutadern hat eine Verbindung zum unteren, körperlichen Verstand, bekannt als das Knochenmark. In diesem Stadium wirken die Kräfte ohne das bewusste Wissen des Menschen, da dies die Übergangsphase zwischen den beiden Nasenlöchern ist – eine Wachstumszeit.

Während dieser Phase wirkt das Licht vollständig, aber ohne das bewusste Wissen des Menschen, da er seine Seele (Neschama) noch nicht erkannt hat.

Die zweite Ausdehnung, die in den Adern des Verstands wirkt und durch die entgegengesetzten Eigenschaften bewahrt wird, wird als das zweite Nasenloch bezeichnet. Sie ist mit dem höheren Verstand verbunden, den drei Stufen des bewussten Verstands, die bewusst wirken und als die höheren spirituellen Ebenen bezeichnet werden.

Gegensätze zwischen Kopf und Körper

Es wurde erläutert, dass in den Adern des Verstands das Rot (Odem) auf der rechten Seite liegt. Dieses Rot repräsentiert das Sein und die Substanz, die auf diesem „Papier“ (als Metapher für die Existenz) empfangen wird. Das Weiß hingegen entspricht der vollkommenen linken Seite, da es sich um das zweite Nasenloch handelt, in dem das Rot vollständig ausgelöscht wurde und kein Farbton verbleibt. Somit repräsentiert das Rot das Sein (Yeshut), während das Weiß das Nicht-Sein (He’eder) darstellt.

Im Gegensatz dazu findet sich in den Blutadern das Rot auf der linken Seite, da es sich um ein zurückliegendes Stadium handelt, das im Geheimnis des „Flusses“ existiert. Das Weiß hingegen, obwohl es ursprünglich die Ruhe symbolisierte, wird nun zur rechten Seite und steht für den Aufstieg. Daher wird das Weiß als ewige Seele (Nefesh Nitzchi) betrachtet, die keine Farbe benötigt. Das Rot hingegen, das zuvor eingetragen und zurückliegend registriert wurde, wird nun als linke Seite in der Eigenschaft der Stärke (Gwura) gesehen, die als „Blut“ ohne das „O“ bezeichnet wird.

Das Weiß wird zur rechten Seite, die frei von jeglicher Notwendigkeit für rote Farbe ist, während das Rot als linke Seite verbleibt, nur in der Eigenschaft der Stärke.

Die Bedeutung des Löschens von Rot nach der zweiten Nase

Es ist wichtig zu verstehen, dass die Rückstände des Rots, die im ersten Nasenloch und seinen Adern auf die linke Seite übertragen wurden, nach der zweiten Nase vollständig ausgelöscht und aus dieser Struktur entfernt werden. Aus diesem Grund ist der Verstand (Kopf) vollständig weiß, ohne jegliches Rot.

Die Phase der Empfängnis

In den Tagen seiner Empfängnis ist der Fötus wie eine Pflanze und nicht mehr. All seine Bewegungen werden nicht als Lebensbewegungen angesehen, da sie durch seine Mutter hervorgerufen werden, zu der der Fötus als Teil gehört.

Seine Umgebung wird als Bauch bezeichnet, und die Mutter stellt die Grenze seiner Umgebung dar. Der Fötus isst, was die Mutter isst, und so weiter. Die Geburt beginnt jedoch von einem Kopfpunkt des Mikwe (einem Ort der Reinheit).

Die Essenz des Lebens

Die Essenz des Lebenden ist das Bewusstsein seiner eigenen Existenz. Die Bewegung wird durch Kontraktion definiert (siehe oben), da kein Wesen auch nur um eine Haaresbreite über seine Grenze hinausgehen kann.

Dies beginnt vom Kopf des Mikwe, wo die Fähigkeit gegeben wird, sich leicht innerhalb seiner Grenze zu reduzieren – eine Frage der Empfängnis.

Es ist wichtig zu wissen, dass solange eine Kraft das Wesen unter seine Grenze drückt, dies das Unbelebte (Domei) nicht zu einem Lebewesen (Chai) macht. Ein Lebewesen muss sich aus sich selbst heraus zusammenziehen können. Doch wie ist dies möglich, solange es sich im Zustand des Unbelebten befindet? Hierfür bedarf es eines Gebets, um die Kraft des Höheren zu erlangen.

Das Geheimnis der Verbindung zwischen Leben und Bewegung

Dies hilft, das verborgene Geheimnis des unteren Endes von Adam Kadmon (Tahot Olam Adam Kadmon) und den Ausspruch „Kein Mensch kann mich sehen und leben“ zu verstehen. Denn ein Lebewesen ist definiert durch die Fähigkeit zur Bewegung. Sobald es nicht mehr in der Lage ist, sich zu kontrahieren, hört es auf, lebendig zu sein, und wird zum Unbelebten (Domem).

Dies ist das Geheimnis der Aussage, dass die Gerechten durch einen „Kuss“ sterben: Das bedeutet, dass sie ihre Fähigkeit zur Kontraktion verlieren.

korr, EY, 16.12.2024

Shamati 173. Warum man „LeChaim!“ sagt

Ich hörte während eines Shabbat-Mahls, am 7. Mai 1949

Über das LeChaim!-Sagen[1] während des Weintrinkens erklärte er [Baal HaSulam], dass dies sich auf den Ausspruch der Weisen bezieht, die sagten: „Wein und Leben entsprechend der Weisen und deren Schüler!“ Im Nachhinein fällt es einem schwer zu verstehen, warum gerade „entsprechend der Weisen usw.“ und nicht für die Ungelehrten. Weiterlesen

Brief 57

überarbeitet, EY, 19.08.2024

Baal HaSulam

Brief Nr. 57

Mai 1931, Jerusalem

 

An den berühmten und frommen Schüler …, möge seine Kerze leuchten:

Deinen Brief habe ich erhalten. Statt über das zu klagen, was nicht fehlt, ist es besser, sich um das zu sorgen, was tatsächlich fehlt. Dies ist die Regel: Alles, was von der Hand des Schöpfers abhängt, existiert in großem Überfluss. Doch die Empfangsgefäße können nur durch die Bemühungen der Unteren aktiviert werden, da der Schöpfer auf ihre Arbeit in Heiligkeit und Reinheit wartet. Dies ist, worum wir uns sorgen – wie wir das Verdienst erhalten können, mehr Anstrengung aufzubringen. Wer darüber hinaus unnötige Sorgen hegt, schwächt sich nur. Nicht nur, dass dies unnötig ist, es bringt sogar Schaden. Und verstehe dies gut.

Bezüglich der Frage des Weisen …, die du stellst, habe ich im Moment keinen Einwand, und „Der Kluge handelt mit Bedacht.“ Zu den weiteren Fragen, auf die du von mir Antworten suchst, gebe ich dir eine Antwort, die alle abdeckt.

Es gibt keinen glücklicheren Zustand im Leben eines Menschen als den Moment, in dem er erkennt, dass er in seinen eigenen Kräften völlig verzweifelt ist. Das bedeutet, er hat bereits alles getan, was ihm möglich erschien, aber dennoch keine Erlösung gefunden. Dann ist er bereit für ein vollkommenes Gebet um die Hilfe vom Schöpfer, denn er weiß mit Gewissheit, dass seine eigene Arbeit ihm nicht helfen wird.

Solange er jedoch noch etwas Stärke in seiner eigenen Arbeit spürt, wird sein Gebet nicht vollkommen sein. Denn der böse Trieb eilt ihm voraus und sagt ihm: „Zuerst musst du tun, was in deiner Macht steht, und dann wirst du dem Schöpfer angenehm sein.“

Es heißt darüber: „Erhaben ist der Schöpfer, und der Niedrige wird sehen“ (Psalmen 138:6). Denn nachdem der Mensch sich in allen möglichen Arbeiten abgemüht und verzweifelt hat, gelangt er zu echter Niedrigkeit und erkennt, dass er der Niedrigste von allen ist, da nichts Gutes in seinem Wesen vorhanden ist. Zu diesem Zeitpunkt ist sein Gebet vollkommen, und er wird aus der großzügigen Hand des Schöpfers erhört.

Dazu steht geschrieben: „Und die Kinder Israels seufzten wegen der Arbeit, und ihr Schrei stieg auf“ (Shemot 2:23). Denn das Volk Israel kam damals in einen Zustand völliger Verzweiflung von der Arbeit. Es ist wie einer, der den ganzen Tag mit einem undichten Gefäß Wasser schöpft, aber keinen Tropfen hat, um seinen Durst zu stillen. So erging es den Kindern Israels in Ägypten: Alles, was sie bauten, wurde sofort von der Erde verschlungen, wie unsere Weisen sagten.

Ebenso ergeht es jemandem, der nicht die Liebe des Schöpfers erlangt hat. Alles, was er am Tag zuvor in seiner Arbeit zur Reinigung der Seele erreicht hat, scheint am nächsten Tag völlig verbrannt zu sein. Jeden Tag und jeden Moment muss er von Neuem beginnen, als hätte er nie etwas getan. Dann „seufzten die Kinder Israels wegen der Arbeit“, denn sie sahen klar, dass sie nicht in der Lage waren, aus ihrer eigenen Arbeit etwas zu bewirken. Deshalb waren ihr Seufzen und ihr Gebet vollkommen, wie es sein sollte, und deshalb „stieg ihr Schrei auf“. Denn der Schöpfer hört das Gebet, doch Er wartet nur auf ein vollkommenes Gebet.

Daraus folgt, dass sowohl das Kleine als auch das Große nur durch die Kraft des Gebets erreicht wird. Die gesamte Mühe und Arbeit, die wir leisten müssen, dient nur dazu, unsere Schwäche und Niedrigkeit zu offenbaren – dass wir aus eigener Kraft nichts erreichen können. Dann sind wir bereit, ein vollkommenes Gebet vor dem Schöpfer zu bringen.

Man könnte einwenden: „Wenn das so ist, entscheide ich im Voraus in meinem Herzen, dass ich zu nichts fähig bin, und warum sollte ich mich um all diese Mühen und Anstrengungen kümmern?“ Doch es gibt ein Naturgesetz, dass niemand so weise ist wie derjenige, der selbst Erfahrung gesammelt hat. Solange ein Mensch nicht praktisch versucht hat, alles zu tun, was in seiner Macht steht, kann er die wahre Niedrigkeit in ihrem vollen Ausmaß nicht erreichen, wie gesagt wurde.

Deshalb müssen wir uns in Heiligkeit und Reinheit bemühen, wie es heißt: „Alles, was deine Hand zu tun vermag, tue mit deiner Kraft“ (Kohelet 9:10). Versteh dies, denn es ist tief und wahr.

Ich habe dir diese Wahrheit offenbart, damit du nicht die Hände sinken lässt und nicht, Gott bewahre, die Barmherzigkeit aufgibst. Selbst wenn du nichts siehst, denn selbst wenn das Maß der Anstrengung erreicht ist, ist dies die Zeit für das Gebet. Bis dahin vertraue auf die Weisen: „Ich habe mich nicht bemüht und doch gefunden, glaube es nicht.“ Wenn das Maß erreicht ist, wird dein Gebet vollkommen sein, und der Schöpfer wird aus Seiner großzügigen Hand antworten. Unsere Weisen lehrten: „Ich habe mich bemüht und gefunden, glaube es.“ Denn vorher ist man nicht bereit für das Gebet, und der Schöpfer hört das Gebet.

Yehudah Leib