Notiz 17: Das Konzept der Shechina

Shechina“ meint den Ort, wo der hier Wohnende (Shochen) offenbart wird. Es steht geschrieben: „Die ganze Erde ist voll Seiner Herrlichkeit.[1]“ Es gibt keinen Ort, der frei von Ihm wäre. Doch damit einher waltet der Aspekt der Verhüllung.

Und dort, wo es die Offenbarung Seiner Göttlichkeit gibt – dieser Ort heißt Shechina, und hier offenbart sich der Shochen (Einwohnender). Daraus folgt, dass wenn wir von der Shechina sprechen, wir vom Shochen sprechen, also vom Schöpfer, und wenn wir Ihn beim Namen „Shechina“ nennen, dann meint dies den Ort der Offenbarung.

Das bedeutet, dass alles, was in Malchut offenbart wird, an die Unteren weitergegeben wird. Also dass der Anteil der Göttlichkeit, der offenbart wird, nur in Bezug auf die Unteren gilt, denn in Bezug auf den Höheren existiert weder das Konzept der Offenbarung noch das Konzept der Verhüllung.

In einem Gleichnis kann man das so ausdrücken, dass man in Bezug auf den Menschen selbst nicht sagen kann, dass er sich zeigt oder verschwindet, sondern das Erscheinen und das Verschwinden gelten nur in Bezug auf seine Umgebung. Gleiches gilt im Spirituellen, dass also das Konzept von Offenbarung und Verschwinden nur in Bezug auf das Geschöpf Gültigkeit hat.

Daraus folgt, dass, wenn von der Shechina die Rede ist, also wenn wir von dem Maß sprechen, in welchem Sich der Schöpfer den Unteren offenbart, es sich um das Gleiche handelt, ob wir nun „Schöpfer“ oder „Shechina“ sagen, es ist alles Eins. Die eigentliche Bedeutung hiervon ist die Folgende: „Schöpfer“ wird der Aspekt der Verhüllung genannt, und „Shechina“ wird der Aspekt der Offenbarung genannt, das heißt, dass der Shochen (Einwohnender) enthüllt ist, also dass hier der Shochen erkennbar und offenbart ist.

Und wenn wir sagen: „Für die Vereinigung des Schöpfers und Seiner Shechina“, so bedeutet dies, dass sich der Aspekt des Verschwundenen zum Aspekt des Offenbarten gesellen möge. Folglich ist alles die Kategorie des Spirituellen. Wenn wir daher sagen, dass ein Mensch dem Verweilen der Shechina würdig wurde, so bedeutet dies, dass der Mensch der Offenbarung des Shochen (Einwohnender) würdig wurde, und das Maß der Offenbarung heißt Shechina, wie oben erklärt.

Und wenn wir sagen, dass die Heilige Shechina „die Gesamtheit der Seelen Israels“ heißt, so ist die Bedeutung hiervon wie oben ausgeführt, denn das Konzept der Offenbarung gilt in Bezug auf den Nächsten (auf den Anderen). Folglich stellt der Aspekt der Shechina die Offenbarung an die Unteren dar. Sie kleidet sich in den Willen der Unteren, denn der Wille ist der Aspekt des Geschöpfs, weshalb die Seele als ein Teil der Göttlichkeit bezeichnet wird.

Der Begriff „Teil“ wird im Sohar so erklärt, dass es einen Willen zu empfangen gibt, und durch die Korrekturen im Willen, um zu geben, wird dem Geschöpf das Licht des Schöpfers offenbart. Und in Bezug auf den Unteren wird nur ein Teil des Lichts offenbart, nämlich der Teil, den der Schöpfer will, dass die Unteren ihn empfangen.

Folglich lautet die Erklärung von „Seele“, dass es eine Offenbarung der Göttlichkeit in einem gewissen Maße gibt, welches die Unteren empfangen können. Also stellen wir fest, dass die Seele nur ein Teil der Heiligen Shechina ist, die als „die Gesamtheit der Seelen Israels“ bezeichnet wird.

Das heißt, das ganze Maß, in dem der Schöpfer wollte, dass man Ihn erkennt, wird als Sein Wille bezeichnet, den Geschöpfen Gutes zu schenken. Und „Seele“ heißt „Teil der Shechina„, also der Teil, den der Untere gemäß dem Grad seiner Reinheit erreichen kann.

Deswegen sagten die Weisen: „Moses wiegt alle 600 000 auf“, das heißt Moses, Friede sei mit ihm, wurde eines solchen Maßes an Offenbarung der Göttlichkeit würdig, dass der Schöpfer bereit war, sich ganz Israel zu offenbaren. Und es steht geschrieben: „Shechina spricht aus dem Mund[2] von Moses“, was bedeutet, das Moses der allgemeinen Enthüllung würdig wurde, genannt Shechina.

[1] Jesaja 6,3

[2] Wörtl. Kehle, Anm. Ü.

Notiz 8: So ist der Weg der Tora

„So ist der Weg der Tora (…) entbehrungsreich sollst du leben.“[1] (wörtl. ein leidvolles Leben sollst du führen, Anm. Ü.)

Und der Grund dafür ist, dass ein Diener des Ewigen keinen Genuss im Körper (hat/empfindet), da er nichts empfängt. Wenn man allerdings den Körper gewöhnt, im Aspekt des Gebens zu arbeiten, unter Zwang, dann wird man nachher der Kategorie würdig: „Alsdann wirst du an dem Ewigen deine Lust haben.“[2] Das heißt, wenn man im Namen des Schöpfers arbeitet, genießt man und das wird genannt: „Ihre [der Tora] Wege sind liebliche Wege“[3].

 

[1] Sprüche der Väter 6,4: So ist der Weg der Tora: Iss Brot mit Salz, trinke Wasser nach dem Maß [Hes. 4,11], schlafe auf der Erde, lebe entbehrungsreich und mühe dich ab mit der Tora. Tust du so, wirst du glücklich sein, und es ist gut für dich [Ps. 128,2] „Glücklich sein“ – auf dieser Welt, und „Es ist gut für dich“ – in der kommenden Welt.

[2] Jesaja 58,14: Alsdann wirst du an dem Ewigen deine Lust haben; und ich will dich über die Höhen des Landes führen und dich speisen mit dem Erbe deines Vaters Jakob!

[3] Sprüche 3,17: Ihre Wege sind liebliche Wege und alle ihre Pfade sind Friede.

Notiz 4: Wenn eine Jungfrau, die einem Mann verlobt ist

„Wenn eine Jungfrau, die einem Mann verlobt ist, von einem andern Mann in der Stadt angetroffen wird, und dieser bei ihr liegt“[1].

Man kann klarstellen, dass die heilige Shechina[2] als Jungfrau bezeichnet wird. Und es gibt drei Aspekte: frei, verlobt und verheiratet.

Im Zustand von Domem de Kedusha („unbewegt“ in spiritueller Hinsicht) heißt sie „frei“. Denn alles, was er (der Mensch) für sie tut, ist nur um Gegenleistungen zu erhalten, also entweder [in] Dieser Welt oder [in] der Kommenden Welt. Doch er weiß, dass die heilige Shechina von ihm unterdrückt wird, also durch den Aspekt des Empfangens aus Eigennutz. Deswegen heißt sie frei, da es niemanden gibt, der sie benötigt – so will er, dass sie ihn benötigt. Deshalb kann er dann im Zustand von Domem mit seiner Arbeit fortfahren, und er ist durch nichts behindert. Weiterlesen

Notiz 2: Der Mensch wird mit Gedanken geschlagen

überarbeitet, EY, 23.06.2024

„Wegen jenem Schlag (Aufpralls) des Höheren Lichts, das auf diesen Massach (Schirm) schlägt, sind Lichter aufgetaucht und durch diesen Schirm hindurchgegangen.“[1]

Und man kann das Konzept des Schlags (Aufpralls) so erklären, dass der Schlag der Gedanken bedeutet, dass die Gedanken auf den Menschen einschlagen und ihn stören und ermüden, und er hat Überlegungen in beide Richtungen. Und all das geschieht, weil er über einen Schirm (Massach) verfügt.

Und wenn er den Massach aufrechterhält und zustimmt, auf dem Weg des Schöpfers zu gehen, was als der Aspekt von Mocha (Verstand) bezeichnet wird, genannt der Aspekt der Klärung (Beweisführung), wobei er klärt, dass es gut für ihn ist, den Glauben über dem Verstand anzunehmen. Das bedeutet, dass er zusätzliches Licht in der höheren Stufe verursacht, und die Freude kommt gerade durch die Klärung.

Das Gleiche sehen wir bei zwei Menschen, die einander lieben. Und wenn es einem von ihnen passiert, dass er einen weiteren Freund trifft und er den Wunsch hat, sich auch mit dem zweiten zu verbinden, aber dies nicht im Einklang mit dem Wunsch des ersten ist, dann sitzt der erste und wartet ab, zu sehen, wen er als seinen treuen Freund erwählt, und er beginnt, den ersten gegen den zweiten zu prüfen.

Und er beginnt, die Bedeutung und den Nutzen zu messen, den er von beiden erhält, und die Gedanken beginnen zu fliegen und seine Gedanken zu zerschmettern, und das wird als „Schlag (oder Aufprall) auf seine Meinung“ bezeichnet.

Und schließlich entscheidet er sich für den ersten, also dass es sich lohnt, sich mit ihm zu verbinden. Und er klärt dies nur mit der Kraft Glaubens über dem Verstand. Das heißt, obwohl er nicht so sehr die Wichtigkeit des Höheren spürt, findet die Klärung mittels des Massach (Schirm) statt, genannt Prüfung, und das ist der Aspekt der Verhüllung.

Wenn er jedoch den Massach überwindet und aufrechterhält, wenn er also den Massach nicht annulliert, wird dadurch Oben Freude verursacht, und dann schenkt ihm der Höhere ebenfalls Freude.

Das heißt, in dem Maße, wie er die Bedeutung des Höheren über dem Verstand angenommen hat, genau in diesem Maß wird die Größe des Höheren in seinen Verstand übertragen, nicht mehr und nicht weniger.

[1] TES, S. 115, P. 6

Notiz 824: Innerlichkeit und Äußerlichkeit

Bescheidenheit bedeutet, dass man sich immer – in Handlung und Verstand – vor dem anderen annulliert.

Es gibt Innerlichkeit und Äußerlichkeit. Sie heißen „enthüllt“ und “verhüllt“, „Handlung“ und „Gedanke“. Was jeder sehen kann, gehört zum Teil der Handlungen, doch der Gedanke ist nicht enthüllt. Darum gilt er als innerlich und gehört somit zur Innerlichkeit des Menschen. Aber eine Handlung gilt als äußerlich, wenn sie einen inneren Gedanken beinhaltet.

Wenn man sich daher vor dem Freund annullieren muss, wird das nicht wirklich als Annullierung betrachtet – außer in zwei Arten – in Gedanken und in der Handlung.

Es ist nicht unbedingt die Handlung, sondern man muss auch seinen Verstand annullieren und sagen, dass die Ansicht des Freundes wichtiger ist als die eigene. Sonst gilt es nicht als Annullierung. Wenn man seine Annullierung offen seinem Freund zeigt, ist es nichts anderes als Schmeichelei; das bedeutet, dass es nach außen so aussieht, als wäre der Freund wichtiger, jedoch innerlich ist man sicher, dass der Freund seiner Stufe nicht einmal annähernd gleich ist.

Notiz 674: Jemand anderen tadeln

„‘Der sich nicht in acht zu nehmen wusste’. Es heißt nicht, dass er nicht ‚zu warnen’ wusste, sondern, ‚sich in acht zu nehmen’“ (Sohar WaJeshev).

Der Mensch will andere tadeln. Jeder will, dass jeder mit den Gefäßen des Gebens arbeitet, denn arbeiteten alle Freunde um des Gebens willen, würden sie ihm alles Notwendige geben. Sollte er sich jedoch selbst tadeln, dass er der Gebende sein sollte, dann würde sein Wille zu empfangen verlieren. Doch wenn die Gefäße der anderen um des Gebens willen arbeiten, wird sein Verlangen zu empfangen Nutzen davon haben. Darum möchte jeder, dass alle anderen rein sind.

Notiz 349: Der Baum der Erkenntnis von Gut und Böse

Im Sohar steht: „Der Baum der Erkenntnis von Gut und Böse; sind sie würdig – gut, sind sie nicht würdig – schlecht (wörtlich: böse).“

Im Sulam Kommentar wird erklärt, dass, wenn man würdig ist, Midat ha Din (Eigenschaft des Gerichts) – die unverminderte Behina Dalet – verhüllt ist und Midat ha Rachamim (Eigenschaft der Barmherzigkeit) enthüllt ist. Es bedeutet, dass die verminderte Malchut in Midat ha Rachamim enthüllt ist. Doch wenn man nicht würdig ist, trifft das Gegenteil zu.

Wir müssen die Bedeutung von Enthüllung und Verhüllung verstehen. Bekanntlich besteht ein Mensch aus Tugenden und aus guten wie auch schlechten Eigenschaften. Denn „es gibt keinen Rechtschaffenen auf Erden, der Gutes tun und nicht sündigen wird“. Anders ausgedrückt gibt es im Menschen immer einen Mangel – etwas, das zu korrigieren ist. Ansonsten hätte er in dieser Welt nichts mehr zu tun.

Es gleicht dem, wenn zwei Menschen sich in Freundschaft verbunden haben und einer plötzlich merkt, dass der andere ihm etwas Schlechtes angetan hat. Letztere zieht sich dann zurück und kann den Freund nicht mehr ansehen oder nahe bei ihm sein. Doch danach vertragen sie sich wieder.

Unsere Weisen folgerten: „Versuche nicht, den Freund zu besänftigen, solange er zornig ist.“ Doch warum? Während er zornig ist, fallen ihm nur die Fehler des Freundes auf und er kann ihm nicht vergeben, da sich der Fehler des Freundes enthüllt hat und dessen gute Eigenschaften, derentwegen er ihn zum Freund gewählt hatte, nun verhüllt sind. Wie kann er sich also an jemanden wenden, der böse ist?

Doch sobald er nach einiger Zeit den Ärger vergisst, den ihm der Freund bereitete, kann er die guten Eigenschaften des Freundes wieder entdecken und dessen schlechten Eigenschaften verhüllen, was bedeutet, dass er die Wahrnehmung der guten Eigenschaften des Freundes wiederbelebt.

Wenn man den schlechten Eigenschaften des Freundes keine Macht und keine Aufmerksamkeit gibt, werden sie nebensächlich und verhüllt. Wenn man daher von etwas spricht, verleiht man dem Besprochenen Macht und Lebenskraft. Sobald der Ärger vergessen ist und der Stachel des durch den Freund verursachten Zorns seine Kraft verliert, kann man wieder von den Genüssen sprechen, die man aus den guten Eigenschaften des Freundes erhält.

Das Bild ist verständlicher, wenn man es auf einen Mann und seine Ehefrau überträgt. Manchmal sind sie sich so uneinig, dass sie sich am liebsten trennen würden. Doch dann vertragen sie sich wieder. Die Frage ist, was mit den schlechten Dingen passiert, die sich während ihres Streits zutrugen? Sind sie von der Welt verschwunden?

Wir müssen tatsächlich annehmen, dass sie die Gründe verhüllten – also die schlechten Eigenschaften, die sie in einander sahen. Und nun, da wieder Frieden herrscht, erinnert sich jeder nur an die guten Eigenschaften und die Tugenden, derentwegen sie sich zusammenschlossen.

Doch auch dann, wenn jemand aus der Familie kommt und zu dem Mann oder der Frau über die Fehler des jeweils anderen spricht, gibt man den Dingen, die zuvor unterdrückt und verhüllt waren, erneut Macht und Lebenskraft und bringt sie wieder an die Oberfläche. In so einem Zustand kann jemand die Trennung der beiden verursachen.

Gleiches ergibt sich bei zwei Freunden, wenn ein Dritter kommt und einem der Freunde die Fehler und Mankos des anderen aufzeigt, in dem er über die verborgenen Dinge in ihnen spricht; er verleiht letzteren Macht und Lebenskraft und verursacht dadurch die Trennung der beiden Freunde.

Und vielleicht ist das der Grund, warum üble Nachrede, selbst wenn sie wahr ist, verboten ist, da sie Dinge ans Licht bringt, die zuvor verborgen waren. Es verursacht das Gegenteil – verhüllt die Tugenden und legt Fehler offen – und bringt Trennung und Hass zwischen ihnen. Und auch wenn alles Gesagte wahr ist, ist der Grund wie oben beschrieben: dass alles davon abhängt, ob etwas verhüllt oder enthüllt ist.

Dasselbe gilt für den Menschen und den Schöpfer. Solange das Böse im Menschen verhüllt ist und dieser sich als tugendhaft betrachtet, fühlt er sich tauglich, sich mit Tora und Geboten zu beschäftigen, da er würdig ist, die Stufen aufzusteigen. Doch wenn seine Tugenden verhüllt und nur seine Fehler offensichtlich sind, kann er sich nicht mit Tora und Geboten beschäftigen, da er sich für untauglich für alles hält.

Daher genießt er diese Welt zumindest wie ein Tier, da er kein Mensch sein kann. Baal HaSulam sagte darüber, dass ein Mensch, solange er sich mit Tora und Geboten beschäftigt, seine Niedrigkeit spürt; doch wenn er sich mit materiellen Dingen beschäftigt, spürt er keinerlei Niedrigkeit.

Doch eigentlich sollte das Gegenteil der Fall sein: Bei der Beschäftigung mit materiellen Dingen sollte man Niedrigkeit fühlen und alles ohne Lebenskraft erledigen; doch wenn man sich mit Tora und Geboten beschäftigt, sollte man sich als ganz empfinden. Es ist tatsächlich so, wie oben gesagt.

Rabash, Brief 40

31. Tag des Monats Elul, 6. Mai 1958, Manchester

korr, EY, 10.09.2024

 

An die Studenten, mögen sie leben,

Ich habe ein Telegramm von … erhalten, dass wir gesiegt haben. Hoffen wir, dass wir auch den Krieg gegen den Trieb gewinnen werden – dass wir auch hier erfolgreich sein und das Ziel erreichen werden, und zwar dem Schöpfer Zufriedenheit zu bereiten.

Es ist an der Zeit, dass wir beginnen, vorwärts zu gehen und unser heiliges Ziel wie tapfere Krieger zu erreichen. Es ist bekannt, dass der gepflasterte Weg, der zum Ziel führt, wie bekannt ist, die Liebe zu den Freunden ist, durch die man zur Liebe zum Schöpfer übergeht. Und in Sachen Liebe heißt es: „Kauf dir einen Freund.“ Mit anderen Worten, durch Taten kauft man sich das Herz seines Freundes. Und selbst wenn man sieht, dass das Herz seines Freundes wie ein Stein ist, ist das keine Entschuldigung. Wenn man das Gefühl hat, dass man geeignet ist, sein Freund in der Arbeit zu sein, dann muss man ihn durch Taten kaufen. Weiterlesen

Rabash, Brief 37

Brief Nr. 37

In Bezug auf die Trennung zwischen der Liebe der Freunde und der Arbeit für den Schöpfer – dies verstehe ich nicht… denn es war niemals üblich bei meinem Vater und Lehrer seligen Andenkens (Baal Hasulam), diese zwei Dinge zu verbinden.

Im Gegenteil war es immer verboten, unter Freunden Worte der Tora zu sprechen, oder von Zuständen des Kleinheit oder Größe zu reden. Unser Weg war immer, “Gehe in Demut”. Es war kaum erlaubt, unter Freunden über die Arbeit zu sprechen, wie es in einigen Artikeln von Baal Hasulam erörtert wurde.

Im Gegenteil, die Hingabe der Freunde war gerade charakteristisch für gewöhnliche Menschen, wenn jeder sich nur um die physische Realität der Freunde sorgt, und nicht um ihre Spiritualität. Und alle Annäherung unter Freunden war gerade mittels der Mahlzeiten mit dem Trinken von Wein, und nicht durch Worte der Tora.

Daher weiß ich nicht, was du hier erneuern willst. Vielleicht hast du bis jetzt geglaubt, dass man für die Liebe der Freunde nicht über die Belange der Arbeit zu sprechen und sich nicht mit ihnen zu befassen braucht, und nun sicher weißt, dass es nur so sein muss, also durch das Gehen in Demut.

Es muss so sein, wie wenn man der Einladung zu einem freudigen Ereignis seines Freundes folgt: man nimmt auf sich keine Rücksicht, ob man nun gute Laune hat oder nicht, sondern man muss an der Freude des Freundes teilhaben. Man darf dem Freund kein verärgertes, sondern nur ein glückliches Gesicht zeigen. So auch hier: die Verbindung der Freunde muss so sein, dass jeder dem anderen Freude zu bereiten sucht, und zwar gerade in den körperlichen Dingen, denn gerade dies ist das Prinzip von „erwerbe dir einen Freund“.

„Mache dir einen Rav“ ist bereits eine andere Sache. Manchmal kommt es unter Freunden vor, dass einer dem anderen gegenüber „Mache dir einen Rav“ ausführen will. Das passiert gerade unter Freunden, die sehr aufpassen und außerordentlich strikt sind. Nicht alle sind dafür geeignet. Vor allem ist das keine „Liebe der Freunde“ mehr, [also] das, was die Liebe der Freunde erfordert, denn es gibt keinerlei Verbindung zur Arbeit, wie du mir geschrieben hast.

Baruch Shalom Halevi Ashlag, Sohn von Baal Hasulam

Rabash, Brief 24

Shalom und alles Gute,

An meinen Freund…

Als Antwort auf deinen Brief (…), zu deiner ersten Frage in Bezug darauf, dass du Wache stehen musst, um Liebe in den Herzen der Freunde zu erwecken, und dass dir diese Sache nicht gut bekommt – gerade das sehe ich in Bezug auf dich als eine Notwendigkeit. Dir ist bekannt, was mein Vater sagte, dass man nämlich aus der Beziehung zum Freund lernt, wie man sich gegenüber dem Schöpfer verhalten soll.

Denn das Obere Licht befindet sich in vollkommener Ruhe, und man muss immer die Liebe erwecken, „bis die Liebe unserer Verlobung verlangt“. Mit anderen Worten zeigt man dir vom Himmel, dass du auf diesem Wege immer die Liebe Seines Namens erwecken musst. Denn alle harren ob deiner Erweckung. Weiterlesen

Rabash, Brief 8

26. Mai 1955, Tel-Aviv, am 48. Tag der Omer-Zählung, einen Tag vor Shavuot

Hallo und alles Gute für meinen Freund…

Als Antwort auf deinen Brief muss ich zugeben, dass ich momentan nichts Schriftliches hinzuzufügen habe. Sondern wie es geschrieben steht: „Sage den Kindern Israel, dass sie ziehen.“ [1] Euch ist bekannt, dass „ziehen“ das Gehen von einem Zustand zum zweiten Zustand bedeutet, also die Ortsänderung. Wie Baal Sulam im Sulam Kommentar den Vers „Ein Tag sagt’s dem andern“[2] deutete und dazu schrieb, dass es nicht sein kann, dass ein Tag auf den anderen folgt, ohne dass sich der Zustand der Nacht dazwischen befindet, dass es also in der Mitte eine Unterbrechung gibt, sonst gilt dies als ein langer Tag und nicht als ein Tag nach dem andern. Die Arbeitsabfolge ist aber gerade ein Tag nach dem andern. „Und eine Nacht tut’s kund der andern“, was bedeutet, dass es zwischendurch einen Tag gibt, bis hier seine Worte. Weiterlesen

1985/7 Das Leben von Sara

Zum Hörtext..

Artikel 1985/7

Im Sohar, im Teil Das Leben von Sara (Artikel 17), steht geschrieben:
„Eine andere Interpretation: ‚Dieser König ist eine Frau, die den Herrn fürchtet, wie du sagst: ‚Eine Frau, die den Herrn fürchtet, sie soll gelobt werden,‘ was Göttlichkeit/Shechina bedeutet. ‚.. auf ein bestelltes Feld‘ ist das fremde Feuer, womit Sitra Achra gemeint ist, wie es heißt: ‚Dich vor einer fremden Frau schützen‘. Denn es gibt ein Feld und es gibt ein Feld. Es gibt ein Feld, in dem der ganze Segen und die Heiligkeiten sind, wie du sagst, ‚Wie der Duft eines Feldes, das der Herr gesegnet hat,‘ was die Shechina ist. Und es gibt ein Feld, wo alles Zerstörung, Unreinheit, Ausrottung, Tötungen und Kriege wohnen, das ist die andere Seite (Sitra Achra)“, soweit seine Worte.

Nach unserer Auslegung bedeutet dies, dass wir zwei Wege haben: Entweder folgen wir jenen, die zum Schöpfer kommen, dessen Eigenschaft das Geben ist, oder wir folgen dem Weg, der zu den Menschen führt, was empfangen bedeutet. Denn die Geschöpfe werden nur in Bezug auf die Selbstliebe, die aus dem Kern der Schöpfung kommt, und in Bezug auf das Empfangen „Geschöpfe“ genannt. Es gab den Zimzum (Einschränkung) und die Verhüllung in diesem Aspekt, denn an dieser Stelle kann nicht erkannt werden, dass die ganze Erde mit Seiner Herrlichkeit erfüllt ist. Man kann erst dann erkennen, dass die ganze Erde mit Seiner Herrlichkeit erfüllt ist, wenn man dem Empfangen entsagt. Aber vor dem Verlassen des Empfangens kann man nur daran glauben, dass es so ist. Weiterlesen

1988/30 Was wir in der Versammlung der Freunde suchen sollen

Artikel Nr. 30, 1988

Unsere Weisen sagten (Awot, Kapitel 1, 6), „Mach dir einen Rav (Lehrer), kaufe dir einen Freund, und beurteile jeden Menschen wohlwollend.“ Wir sollten den Zusatz „Und beurteile jeden Menschen wohlwollend“ zu „Kaufe dir einen Freund“ verstehen.

Auch in Matan Tora (Die Gabe der Tora, Punkt 14) steht geschrieben, dass die Mizwa „Liebe deinen Freund wie dich selbst“ eine Vorschrift ist, um die Liebe des Schöpfers zu erhalten, welche die Dwekut (Anhaftung) an Ihn ist. Er schreibt: „Es ist vernünftig zu denken, dass derjenige Teil der Tora, welcher die Beziehungen des Menschen mit seinem Freund behandelt, eher geeignet ist, jemanden zum ersehnten Ziel zu bringen. Das kommt daher, weil die Arbeit in den Mizwot (Geboten), welche die Beziehungen zwischen dem Menschen und dem Schöpfer regeln, stetig und bestimmt ist. Sie fordert nichts und der Mensch gewöhnt sich leicht daran. Und alles, was aus Gewohnheit getan wird, kann, wie wir wissen, keinen Nutzen bringen. Aber die Mizwot zwischen Mensch und Mensch sind unstetig und unbestimmt, und Forderungen umgeben den Menschen, wohin er auch schaut. Daher sind sie ein sicheres Mittel und ihr Ziel ist näher.“ Soweit seine Worte. Weiterlesen

1989/22 Warum werden vier Fragen speziell in der Pessachnacht gestellt?

Artikel Nr. 22, 1989, (korrigiert, EY, 25.04.2024)

Wann stellt jemand eine Frage? Wenn es ihm an etwas mangelt. Er fragt: „Warum muss ich darunter leiden, dass ich nicht das habe, was ich für nötig halte?“ Er kommt zum Schöpfer mit Beschwerden und Forderungen und fragt: „Warum muss ich leiden?“ Aber wenn ein Mensch Überfluss besitzt, welche Fragen sollte er sich stellen, wenn er sich frei und durch nichts versklavt fühlt? Wenn er fühlt, dass ihn das schmerzt, was er nicht hat, dann gibt es Raum nach dem „Warum“ zu fragen? Weiterlesen

1986/13 Komm zum Pharao, 2

Artikel Nr. 13, 1986

Der Sohar fragt: „Es steht geschrieben: ‚Komm zum Pharao‘, aber es hätte heißen müssen: ‚Geh zum Pharao‘, usw. Da der Schöpfer sah, dass Moses sich fürchtete und andere ernannte Abgesandte sich ihm nicht nähern konnten, sagte der Schöpfer: ‚Siehe, ich bin gegen dich, Pharao, König von Ägypten, das große Ungeheuer, das inmitten seines Niles liegt.‘ Der Schöpfer musste gegen ihn Krieg führen und kein anderer, denn es steht geschrieben: ‚Ich bin der Ewige‘, was sie mit ‚Ich und nicht ein Bote‘ erklärten.“ So weit seine Worte (am Anfang des Teils Bo [Komm]). Weiterlesen

1986/23 – Bezüglich Ehrfurcht und Freude

Artikel Nr. 23, 1986

Der heilige Sohar fragt (Acharej Mot, Punkt 2 im Sulam [Leiterkommentar]): „Rabbi Jizchak begann: ‚Es steht geschrieben: ‚Diene dem Ewigen mit Ehrfurcht, und freue dich mit Zittern.‘ Es steht auch geschrieben: ‚Dienet dem Ewigen mit Freude, kommt vor Ihn mit Gesang.‘ Diese Verse widersprechen sich gegenseitig. Aber wir haben gelernt: „Diene dem Herrn mit Furcht“, denn jede Arbeit, mit der man seinem Meister dienen will, erfordert zuerst Furcht, Ehrfurcht vor ihm. Und wegen der Ehrfurcht vor seinem Meister wird er später damit belohnt, dass er die Mizwot [Gebote] der Tora mit Freude ausführt. Deshalb steht geschrieben: ‚Was verlangt der Ewige, dein Gott, anderes von dir als Ehrfurcht‘, und dadurch wird er mit allem belohnt werden.“

Wir sollten verstehen, was Ehrfurcht ist. Wir sehen, dass Ehrfurcht und Freude zwei Gegensätze sind, und wie kann Ehrfurcht ein Grund für Freude sein, wenn es heißt: „Wegen der Ehrfurcht vor seinem Herrn wird er später mit der Ausführung der Mizwot der Tora mit Freude belohnt werden“, da sie sich gegenseitig widersprechen?

Wir sollten auch verstehen, warum der Schöpfer gefürchtet werden will. Was bringt es Ihm? Es ist, als würde ein Mensch in einen Hühnerstall gehen und sagen: „Wenn ihr mich fürchtet, gebe ich euch Essen und Wasser. Ich werde euch alles geben, was ihr wollt, wenn ihr mich ehrt.“ Kann man sagen, dass der Mensch keine Rücksicht darauf nimmt, ob die Hühner ihn respektieren?

Noch viel mehr gilt das für die Geschöpfe gegenüber dem Schöpfer: Welchen Wert und welche Bedeutung hat es für den Schöpfer, dass die Geschöpfe ihn ehren? So sehr, dass unsere Weisen sagten, der Mensch solle nichts anderes tun, als sich in Ehrfurcht zu üben, denn es steht geschrieben: „Was verlangt der Ewige, dein Gott, anderes von dir als Ehrfurcht?“ Es steht auch geschrieben (Prediger, 3): „Gott hat es so gemacht, dass die Menschen ihn fürchten“, was bedeutet, dass der Schöpfer alles getan hat, damit man ihn fürchtet.

Um das zu verstehen, sollten wir uns an den Zweck der Schöpfung erinnern, also an den Zweck, zu dem der Schöpfer die Geschöpfe erschaffen hat. Es ist bekannt, dass der Grund sein Verlangen ist, seinen Geschöpfen Gutes zu tun. Um jedoch die Vollkommenheit Seiner Taten ans Licht zu bringen, d.h. damit es kein „Brot der Schande“ gibt, hat Er eine Korrektur vorgenommen, die „Zimzum [Beschränkung] und Verhüllung“ genannt wird, bei der es vor den Gefäßen des Gebens unmöglich ist, Seine Existenz zu sehen oder zu spüren, was „Existenz des Schöpfers“ genannt wird.

Das bedeutet, dass wir zwar jeden Tag im Gebet sagen: „Die ganze Erde ist voll Seiner Herrlichkeit“, aber wir haben trotzdem kein Gefühl dafür. Vielmehr müssen wir über den Verstand hinweg glauben, dass dies so ist. Der Grund dafür ist, dass es zwar keine Veränderungen im Licht gibt, denn „es gibt keine Abwesenheit in der Spiritualität“, aber es gibt dennoch Veränderungen auf Seiten der Kelim [Gefäße], und die Kelim begrenzen das Licht. Das ist so, weil wir in den Kelim die Größe der Fülle erkennen – ihren Eindruck von der Fülle. Wenn man keine Kelim hat, die eine Einkleidung für das Licht sein können, dann ist in Wirklichkeit kein Licht zu sehen, gemäß der Regel: „Es gibt kein Licht ohne ein Kli [Gefäß].“ Das heißt, wir müssen eines wissen: Wir können von dem sprechen, was wir in unseren Empfindungen erlangen.

Baal HaSulam sagte eine Allegorie über den Zimzum: Es ist wie ein Mensch, der sich bedeckt, damit ihn niemand sieht. Kann man sagen, dass ein Mensch, der sich verbirgt, damit andere ihn nicht sehen, sich selbst deswegen nicht sieht? Genauso hat der Schöpfer den Zimzum und die Verhüllung gemacht, damit die Unteren ihn nicht sehen, während sie in Selbstliebe versunken sind, die ein Empfangen ist, um zu empfangen, was eine Ungleichheit der Form und eine Trennung zwischen dem Geber, der der Schöpfer ist, und den Empfängern, die die Geschöpfe sind, verursacht.

Und da es in unserer Wurzel, dem Schöpfer, kein Empfangen gibt, empfindet der Mensch, wenn er empfängt, ein unangenehmes Gefühl, das „Brot der Schande“ genannt wird. Deshalb gab es eine Korrektur von Seiten der Unteren – dass wir den Zimzum den Unteren zuschreiben. Das heißt, die Unteren brauchen den Zimzum und die Verhüllung, denn gerade durch diese Korrektur können sie das Empfangen zum Geben korrigieren. Aus der Sicht der Höheren gibt es jedoch keine Veränderungen. Alle Veränderungen sind nur zur Vorbereitung unserer Kelim, damit sie empfangen können, um zu geben.

Da die Freude und das Vergnügen an einem Ort der Trennung nicht leuchten, kann der Mensch also keinen vollständigen Glauben erlangen, bevor er seinen Willen zum Empfangen korrigiert hat. So sagt er („Einführung in das Buch Sohar“, Punkt 138): „Es besteht das Gesetz, dass das Geschöpf kein offenbartes Böses von Ihm empfangen kann, denn es wäre ein Makel Seiner Herrlichkeit, dass das Geschöpf Ihn als Übeltäter wahrnimmt, da es dem vollkommen Handelnden nicht entspricht. Wenn sich daher ein Mensch schlecht fühlt, liegt es an ihm selbst, da er in diesem Moment die Führung des Schöpfers leugnet; und im selben Maß ist der Schöpfer dann auch verhüllt.“

Daran sehen wir die Notwendigkeit der Korrektur des Gebens: Es ist nicht nur unmöglich, die Freude und das Vergnügen zu empfangen, die für uns vorbereitet wurden, sondern es gibt etwas, das uns vom Glauben an Ihn abbringt, und das ist das Schlimmste!

Jetzt können wir die Bedeutung der Ehrfurcht verstehen. Wir haben gefragt: „Braucht der Schöpfer, dass wir ihn fürchten?“ Nach dem, was wir erklärt haben, ist die Ehrfurcht so, wie es im Sulam [Leiterkommentar zum Sohar] geschrieben steht: Der Mensch fürchtet, dass er es vielleicht nicht überwinden und empfangen kann, um zu geben, wie es sein sollte, sondern dass er empfängt, um zu empfangen, was dazu führen würde, dass er getrennt wird, nicht unbedingt von der Freude und dem Vergnügen, das er nicht empfangen kann, sondern er fürchtet, dass er dazu kommt, seinen Glauben zu verleugnen. Daraus folgt, dass er tatsächlich zur Sitra Achra [andere Seite] kommen kann.

Das ist die Bedeutung von „Gott hat es so eingerichtet, dass die Menschen Ihn fürchten.“ Durch diese Ehrfurcht werden sie zu einer zweifachen großen Korrektur kommen:

1.) sie werden Vertrauen in den Schöpfer haben,

2.) sie werden in der Lage sein, die Freude und das Vergnügen zu empfangen, die der Schöpfer ihnen schenken will.

Daraus folgt, dass der Schöpfer gefürchtet werden will, damit wir die Kelim haben, um die Freude und das Vergnügen zu empfangen. Dadurch werden wir Vertrauen in Ihn haben, wie es im Sulam (S. 138) geschrieben steht: „Ehrfurcht ist ein Schutz, damit wir nicht von Seinem Glauben abfallen.“

Daher werden wir verstehen, was geschrieben steht: „Was verlangt der Ewige, dein Gott, anderes von dir als Ehrfurcht?“ Es bedeutet, dass er uns Fülle geben will, aber was uns zurückhält, ist die Ungleichheit der Form, denn das Licht kann sich nicht in Gefäße des Empfangens kleiden. Wenn der Mensch also ehrfürchtig und wachsam ist, um die Absicht zu geben zu haben, kann der Schöpfer ihm Sein Geben in Fülle geben, ohne irgendeine Unannehmlichkeit, die „Brot der Schande“ genannt wird.

So verstehen wir, was wir gefragt haben: „Wie kann Ehrfurcht ein Grund zur Freude sein?“ Mit dem oben Gesagten ist es ganz einfach: Indem er Ehrfurcht hat, das heißt, indem er darauf achtet, die Gefäße des Gebens immer zu benutzen, kann der Schöpfer ihm die Freude und das Vergnügen geben, weil er Gefäße des Gebens hat. Und sicherlich wird er dann Freude an der Fülle haben, die er empfangen hat, um zu geben. Daraus folgt, dass die Ehrfurcht die Freude verursacht, und wenn er keine Ehrfurcht hat, ist er von allem entfernt.

Korr, ey, 20.7.2023

Notiz 268: Der Mensch lernt nur dort, wo sein Herz ist

Man muss verstehen, wieso der Mensch nur das lernen kann, was sein Herz begehrt. Entsprechend dieser Regel kann man den Menschen Ethik oder Moral nicht lehren, wenn er es nicht will. Daraus folgt, dass der Mensch nur sehr schwer Anweisungen befolgen will. Wie kann man dann dem Freund Anweisungen geben?

Genauso muss man das von den Weisen Gesagte verstehen: „Der Mensch fühlt sich keinem verpflichtet“ (Shabbat 119). Wie kann ein Mensch demzufolge seine Handlungen korrigieren, da er sie doch niemals als falsch und korrekturbedürftig sehen kann? Bleibt dann der Mensch für immer unkorrigiert?

Der Mensch ist mit einer Natur erschaffen worden, durch welche er nur genießen will. Deswegen sucht er in allem, was er lernt, nach Möglichkeiten und Wegen, Genuss zu bekommen. Daher wird er selbstverständlich nichts Anderes lernen als das, was sein Herz begehrt, weil so seine Natur ist.

Deswegen muss derjenige, der sich dem Schöpfer annähern möchte (damit man erlernen kann, wie man dem Schöpfer geben könnte), den Schöpfer bitten, ihm ein anderes Herz zu geben, wie gesagt wurde: “Der Schöpfer hat für mich ein reines Herz erschaffen“. Also damit er ein anderes Herz hat, damit das Verlangen des Herzens das Geben wäre. Dann wird ihm das Erlernte die Möglichkeiten des Gebens an den Schöpfer aufzeigen. Doch was gegen das Herz des Menschen ist, kann er nicht erkennen. Darüber wurde gesagt: „Ich nehme von euch das steinerne Herz und gebe euch ein Herz aus Fleisch und Blut“.

Ähnlich dem kann sich der Mensch nicht zu etwas verpflichtet fühlen, weil er nur das lernt, was sein Herz begehrt. Und weil das Herz genießen möchte (und von dem Gefühl der Schuldigkeit kann der Mensch nicht genießen), fühlt er sich niemals verpflichtet.

Hier gibt es keinen anderen Rat als nur das Gebet zum Schöpfer, dass Er ihm ein anderes Herz geben soll. Damit der Mensch versteht, dass es sein Verdienst sein wird, wenn er seine Pflicht erkennt, weil er dadurch eine Möglichkeit der Korrektur bekommt; ansonsten verbleibt er mit allen seinen Mängeln.

Seine Pflicht ist also sein Verdienst. Dann wird er nach Pflichten suchen. Und derjenige, der keine Korrekturarbeit macht, wird sich niemals verpflichtet fühlen.

1988/11 Was bedeutet: Zwei Stufen vor Lishma (für Ihren Namen)?

Artikel 11, 1988, Shlavey HaSulam

Im Buch Sohar, Kapitel Shemot, wird gefragt: „Und hier die Namen der Söhne Israels, die in Ägypten einzogen. Sie kamen mit Jakob, jeder mit seinem Haus…“ Wieso fängt er mit „Israel“ an und endet mit “Jakob”? Er erklärt es mit Hilfe der höheren Stufen.

Man muss die Frage der zwei Stufen in der Vorbereitungsperiode verstehen. Noch bevor der Mensch der Eigenschaft Lishma (für Ihren Namen) würdig wird, zeugt Israel von der Vollkommenheit, weil Israel die Eigenschaft Li Rosh (wörtlich – ich bin der Kopf) ist, und Jakob dagegen die niedrigere Stufe darstellt.

Der Mensch beginnt mit der Arbeit für den Schöpfer in Lo Lishma. Und daher ist seine Arbeit nur Handlung, also ohne die Absicht des Gebens. Daher erscheint es dem Menschen, als würde er gut voranschreiten und als würde sich sein Besitz an Tora und Mizwot jeden Tag vergrößern. Der Mensch fühlt sich in einem Aufstieg, weil er sieht, dass er die Stufen emporsteigt. Er sieht, dass er immer mehr erwirbt. Weiterlesen

1985/4 Dies sind die Nachkommen Noahs

Artikel Nr. 4 1984/85

„Dies sind die Nachkommen Noahs. Noah war ein gerechter, untadeliger Mann in seiner Generation; mit Gott wandelte Noah.“ (1. Buch Moses 6, 9)

Kommentar von Rashi. Dies lehrt uns, dass das Wesentliche der Nachkommen der Gerechten gute Taten sind. Rashi erklärt: Warum heißt es: „Dies sind die Nachkommen Noahs”? Es hätte doch die Namen seiner Söhne heißen sollen, nämlich Shem, Cham und Jafet. Und warum steht geschrieben: „Dies sind die Nachkommen Noahs. Noah war ein gerechter, untadeliger Mann”? Darüber erklärt Rashi, dies ist aufgrund der Tatsache, dass das Wesentliche daran ist, dass die Nachkommen der Gerechten gute Taten sind. Weiterlesen

Notiz 38: Birkat Tora – Segensspruch der Tora

Birkat Tora (Segensspruch der Tora) meint, dass der Körper ihn zwingt zu segnen. Und zwar der Körper, den der Schöpfer in einer Weise erschaffen hat, dass wenn er etwas Gutes von jemandem erhält, er ihn segnet. Deswegen heißt es, dass Birkat haMason (Segenspruch nach der Mahlzeit) ein Gebot der Tora ist.

Wurde nicht befohlen[1] bedeutet, dass der Körper ihn nicht zum Segnen zwingt, da er fühlt, dass ihm noch einige Dinge fehlen, die der andere ihm hätte geben können, es aber nicht tat. Dann sagt der Körper, dass sein Verlangen von Ihm noch nicht gestillt wurde und er nicht sagen kann, dass Er Gut und Gutes tuend ist, denn mir fehlen doch noch einige Dinge und warum gibt Er sie mir nicht? Und dennoch ist er streng zu sich und er segnet. Folglich gilt: Es wurde ihm nicht befohlen und er tut es dennoch.

[1] Kidushin 31a