Weltkongress der Kabbala (2/25) – Sich vereinen in liShma
LEKTION 1: Verantwortlich füreinander auf dem Weg zu liShma
LEKTION 2: liShma durch den Glauben an die Weisen
LEKTION 3: Nur der Schöpfer kann dabei helfen, liShma zu erreichen
LEKTION 4: Ein Gebet erheben in liShma
LEKTION 1: Verantwortlich füreinander auf dem Weg zu liShma
- Noam Elimelech, Likutej Shoshana
Es ist wichtig, stets für seinen Freund zu beten, da man für sich selbst oft wenig ausrichten kann – „Niemand kann sich selbst aus der Gefangenschaft befreien.“ Wenn jedoch jemand für seinen Freund bittet, wird sein Gebet schnell erhört. Daher sollte jeder für seinen Freund beten, sodass alle am Verlangen des anderen arbeiten und schließlich gemeinsam erhört werden. Aus diesem Grund heißt es: „Israel sind füreinander arewim.“ Das Wort arewim hat eine doppelte Bedeutung: Es kann sowohl „verantwortlich“ als auch „angenehm“ bedeuten und leitet sich von „Süße“ ab. Sie versüßen sich gegenseitig die Gebete, die sie füreinander sprechen, und gerade dadurch werden diese Gebete angenommen. Das Wesen des Gebets liegt im Gedanken. Denn im Bereich der Gedanken kann das Gebet eines Menschen besonders leicht erhört werden.
Als das ganze Volk einstimmig zusagte und sprach: „Alles, was der Ewige gesagt hat, wollen wir tun und hören”, nahm jedes Mitglied Israels die Verantwortung auf sich, dass es keinem einzigen Mitglied des Volkes an etwas fehlen würde, und erst dann wurden sie würdig, die Tora zu empfangen – und nicht zuvor.
Durch diese allumfassende Verantwortlichkeit wurde jedes Mitglied des Volkes von den Sorgen über seine eigenen körperlichen Bedürfnisse befreit und konnte so die Mizwa „Liebe deinen Nächsten wie dich selbst“ in ihrem ganzen Ausmaß und ihrem vollen Umfang befolgen und jedem hilfsbedürftigen Mitglied alles geben, was er besaß, da er sich weiter nicht mehr um seine eigene Existenz kümmern musste; denn er wusste nun, dass sechshunderttausend treue liebende Freunde bereitstehen, um für ihn zu sorgen.
Die Begeisterung, die ein Mensch mittels der Mizwot zwischen Mensch und dem Schöpfer gewinnt, ist genau die gleiche Begeisterung, wie er sie durch die Mizwot zwischen dem Menschen und seinem Mitmenschen gewinnt. Denn er ist verpflichtet, ohne Hoffnung auf Eigenliebe, alle Mizwot liShma (um der Tora Willen) auszuführen, ohne sich Glanz und Ehre oder Ähnliches als Belohnung für seine Mühen zu erhoffen. Durch diese erhabene Tatsache verschmelzen die Liebe zum Schöpfer und die Liebe zu seinem Freund und werden eins.
- Rabash, Notiz 106. Die Zerstörung der Kedusha [Heiligkeit]
Man sollte den Schöpfer nicht bitten, ihn persönlich näher zu sich zu bringen, da dies eine Anmaßung des Menschen wäre – was macht ihn wichtiger als andere? Wenn jedoch jemand für die Gesamtheit betet, für Malchut, auch bekannt als die „Versammlung Israels“, die Gesamtheit aller Seelen, dann hat dies eine andere Bedeutung. Denn die Shechina [göttliche Gegenwart] liegt im Staub, und das Gebet, dass sie sich erhebt – dass der Schöpfer ihr Dunkel erhellt – bewirkt, dass sich alle Seelen erheben. Dadurch wird auch der Betende selbst, der Teil der Gesamtheit ist, in die höheren Stufen eingeschlossen und mit ihr emporgehoben.
- Ramchal, Derushei 24, „Der Schmuck der Braut“
„Alles an dir ist schön, meine Freundin; kein Makel haftet dir an.“ (Hohelied 4,7). Um vollständig zu werden, müssen alle anderen Seelen in sie aufgenommen werden und alle eins in ihr werden. Zu diesem Zeitpunkt leuchtet die Shechina [Göttliche Gegenwart] in einer großen Korrektur, und dann heißt es: „Alles an dir ist schön, meine Freundin“, und es bleibt kein Makel an ihr zurück, denn durch die Kraft der Bürgschaft korrigiert jeder für den anderen und so wird alles korrigiert.
Du musst immer auf der Hut sein, den ganzen Tag und die ganze Nacht, das heißt sowohl zu der Zeit, in der du das Gefühl hast, es sei Tag, als auch zu der Zeit, in der du das Gefühl hast, es sei Nacht. […] Daraus folgt, dass du das Herz der Freunde erwecken musst, bis die Flamme von selbst aufsteigt.
Wenn 600.000 Menschen aufhören werden, sich mit der Befriedigung eigener Bedürfnisse zu beschäftigen und kein anderes Ziel im Leben haben werden, als die Interessen ihrer Nächsten zu verteidigen, damit es ihnen an nichts fehlen würde. Aber auch das ist noch nicht alles. Dies werden sie mit riesiger Liebe tun, mit dem ganzen Herzen und der ganzen Seele, in voller Übereinstimmung mit dem Gebot „Liebe deinen Nächsten wie dich selbst“. Und dann ist zweifellos klar, dass es niemand aus dem Volk nötig haben wird, sich um die eigene Existenz zu kümmern.
Auf diese Weise wird man völlig davon frei, sich um sein eigenes Überleben kümmern zu müssen, und hat es leichter, das Gebot „Liebe Deinen Nächsten wie Dich selbst“ zu erfüllen.
Das Zeichen für die vollständige Korrektur des Körpers besteht darin, dass man spürt, dass die eigene Seele in der gesamten Gemeinschaft Israels vorhanden ist, in jedem Einzelnen von ihnen. Daher empfindet man sich auch nicht mehr als Einzelwesen, weil man von den anderen abhängig ist. In diesem Moment ist man vollständig, ohne Makel, und die Seele leuchtet in ihrer ganzen Kraft auf einen, wie sie in Adam haRishon erschien.
LEKTION 2: liShma durch den Glauben an die Weisen
Es gibt eine Angelegenheit, die über den Verstand hinausgeht. Dies wird als „mit geschlossenen Augen voranschreiten“ bezeichnet. Das bedeutet, dass Vernunft und Sinne nicht erfassen können, was uns unsere Weisen lehren; dennoch müssen wir sagen, dass wir den Glauben an ihre Worte annehmen und uns darauf einlassen. Wie es geschrieben steht: „Und sie glaubten an den Ewigen und an seinen Diener Moses.“ Ohne Glauben ist es unmöglich, in der Spiritualität Fortschritte zu machen.
- Sohar für alle, Shemot [Exodus], „Und ein neuer König ist aufgestanden“, Pkt. 84
Gäbe es die Weisen nicht, wüssten die Menschen nicht, was Tora und was die Mizwot [Gebote/gute Taten] des Schöpfers sind, und es gäbe keinen Unterschied zwischen dem Geist des Menschen und dem Geist eines Tieres.
- Maor waShemesh, Wochenabschnitt Schoftim
Die Stufen der Tora liShma sind unzählbar. Eine davon ist, dass man, wenn man um Mitternacht aufsteht, das Lesen der Worte „Sie, die in den Gärten wohnt, Freunde lauschen deiner Stimme; lass mich sie hören“ pflegen sollte. Dies dient dazu, sich mit den Seelen der Gerechten im Garten Eden zu verbinden und sich mit ihnen zu vereinen, um sich in der Annehmlichkeit der Absicht der Tora zu läutern. Dabei werden seine Nefesh, Ruach und Neshama mit der Innerlichkeit der Buchstaben der Tora verbunden und schließlich mit Ejn Sof vereint, um den Schöpfer und Seine Shechina zu verbinden.
Doch auch dies kann nur erreicht werden, wenn man sich an die Gerechten der Generation anhaftet und jeden Tag an ihre Tür klopft. Wer sich aufrichtig im Staub ihrer Füße bestäubt und auf das Licht im Licht der Tora hofft, wird letztendlich im Garten Eden alles erlangen, was ihm in dieser niedrigen Welt verwehrt blieb. Dies ist der Zweck des Genusses in der kommenden Welt: die Höheren Lichter zu erlangen und die Helligkeit der Shechina zu genießen.
Da der Mensch mit Vernunft und Intellekt ausgestattet ist, um alles gemäß der Logik zu verstehen, wird uns aufgetragen, den Glauben an die Weisen anzunehmen. Doch der Mensch strebt danach, diesen Weg mit seinem Verstand zu erfassen. Solange er jedoch unter der Herrschaft des egoistischen Verlangens, nur für sich selbst zu empfangen, gefangen ist, bleibt ihm die Unterscheidung von Gut und Böse verwehrt. In diesem Zustand muss er alles gemäß den Anweisungen der Weisen akzeptieren. Andernfalls gerät „Staub in die Augen“, und er kann seinen Weg nicht fortsetzen.
Wenn er jedoch die Worte der Weisen weder kritisiert noch versucht, sie ausschließlich innerhalb der Grenzen des Verstandes zu begreifen, wird er gerade dadurch mit der Erkenntnis von „Da’at der Kedusha“ – der Heiligkeit – belohnt. Denn das gesamte Konzept der Arbeit über dem Verstand betrifft uns, weil wir tief in der Eigenliebe gefangen sind. Durch die Arbeit über den Verstand hinaus jedoch werden wir der Gefäße des Gebens würdig.
Der Mensch muss also der Meinung seines Lehrers Vertrauen schenken und glauben, was dieser ihm sagt. Das bedeutet, dass der Mensch tun soll, wie sein Lehrer ihm sagte. Und obwohl er viele Argumente und Lehren sieht, die mit der Meinung seines Lehrers nicht Hand in Hand gehen, sollte der Mensch dennoch der Meinung seines Lehrers Vertrauen schenken.
Durch die Anhaftung an weise Schüler ist es möglich, Unterstützung zu erhalten. Mit anderen Worten: Nur ein weiser Schüler kann ihm helfen und nichts anderes. Selbst wenn er groß ist in der Tora, wird er dennoch „ungelehrt“ genannt, wenn er nicht des Lernens vom Munde des Schöpfers würdig wurde. Daher muss der Mensch sich dem weisen Schüler unterwerfen und ohne Widerrede alles annehmen, was der weise Schüler ihm aufgibt, nur auf dem Wege „über dem Verstand“.
Prüfung bedeutet, dass der Mensch sich nicht entscheiden kann, weder in die eine noch in die andere Richtung. Er kann weder den Willen des Schöpfers noch die Absicht seines Lehrers erkennen. Obwohl er hingebungsvoll arbeitet, kann er nicht wissen, ob diese hingebungsvolle Arbeit angemessen ist. Oder im Gegenteil, dass diese harte Arbeit im Widerspruch zu den Ansichten seines Lehrers und des Schöpfers steht.
Um in dieser Angelegenheit zu entscheiden, entscheidet er sich für das, was mehr Anstrengung erfordert. Das bedeutet, dass er entsprechend seinem Lehrer handeln sollte. Dem Menschen bleibt nur die Anstrengung, sonst nichts. Deshalb sollte er nicht an seinen Taten, Gedanken und Worten zweifeln, sondern sich immer mehr anstrengen.
- Rav Elimelech von Lizhensk, Noam Elimelech [Die Annehmlichkeit von Elimelech]
Der Gerechte pflanzt durch seine Gerechtigkeit seine guten Wünsche und Gedanken in andere, sodass auch sie das Verlangen entwickeln, sich von ganzem Herzen dem Schöpfer anzunähern. Dieses Einpflanzen des Verlangens in andere wird bereits als Handlung betrachtet, denn aus seinem eigenen Verlangen entsteht in ihnen eine Bewegung hin zum Guten. Dies ist die Bedeutung des Verses: „Du öffnest deine Hand und sättigst alles, was lebt, mit Verlangen.“ Der Gerechte dehnt die Fülle auf die Welten und auf jeden Menschen aus. Wie tut er dies? Indem er sein Verlangen in andere einpflanzt. Auf diese Weise werden auch sie durch ihn rechtschaffen. Dadurch kann er ihnen große Fülle zukommen lassen, denn der Gerechte ist wie jemand, der symbolisch seine Arme für den Schöpfer öffnet, um die Welt zu beschenken. Womit öffnet er sie? Der Vers wird so gedeutet, dass er „jedes Lebewesen mit Verlangen erfüllt“, indem er in jedem das Verlangen weckt, den Schöpfer zu lieben.
LEKTION 3: Nur der Schöpfer kann dabei helfen, liShma zu erreichen
Jetzt, da der Mensch sieht, dass er weit von der spirituellen Vollkommenheit entfernt ist, beginnt er zu überlegen: „Was wird wirklich von mir verlangt? Was wurde mir auferlegt? Was ist das Ziel, das ich erreichen soll?“ Er sieht, dass er keine Kraft zur Arbeit hat und befindet sich in einem Zustand „zwischen Himmel und Erde“. Die einzige Stärkung für den Menschen ist, dass einzig und alleine der Schöpfer ihm helfen kann, aber aus eigener Kraft ist er dem Untergang geweiht. So heißt es (Jesaja 4:31): „Doch wer auf den Ewigen hofft, der wird neue Kraft gewinnen“, d.h. diejenigen, die auf den Schöpfer hoffen. Diejenigen, die erkennen, dass es keinen anderen Menschen auf der Welt gibt, der ihnen helfen kann, schöpfen jedes Mal neue Kraft.
Das Empfinden der Vitalität in der Tora erfordert eine große Anstrengung, um den Körper darauf vorzubereiten, das Leben in der Tora fühlen zu können. Deshalb sagten unsere Weisen, dass wir mit lo liShma beginnen müssen, und das Licht der Tora, das jemand noch in lo liShma erlangt, wird ihn zu liShma führen, da das Licht in der Tora ihn erneuert. Dann wird er in der Lage sein, liShma zu lernen, das heißt, um der Tora willen, die „Tora des Lebens“ genannt wird. Denn er hat bereits das Leben in der Tora erlangt, und das Licht der Tora wird dem Menschen die Fähigkeit geben, das Leben in der Tora zu fühlen.
Deshalb ist es wichtig, […] auch in den schlimmsten Zuständen zu glauben und nicht vor dem Kampf zu fliehen, sondern immer darauf zu vertrauen, dass der Schöpfer dem Menschen helfen und ihm geben kann, ob er nun wenig oder viel Hilfe braucht. In Wahrheit ist derjenige, der versteht, dass er die große Hilfe des Schöpfers braucht, weil er schlechter ist als der Rest der Menschen, eher geeignet, dass sein Gebet erhört wird, denn es steht geschrieben: „Der Herr ist denen nahe, die gebrochenen Herzens sind, und rettet die im Geist Zerschlagenen“.
Der Mensch glaubt, dass der Schöpfer alles bewirkt, und zweifelt nicht daran, dass der Schöpfer alles um des Menschen willen tut. Er sagt daher, der Schöpfer sende ihm diese Zustände zu seinem eigenen Nutzen.
Der Schöpfer gibt dem Menschen die Kraft, dem Kampfplatz nicht zu entfliehen, selbst wenn dieser nicht erkennen kann, dass der Schöpfer über ihn wacht und ihm hilft. Stattdessen hat er das Gefühl, nicht nur keine Fortschritte in seiner Arbeit zu machen, sondern sogar Rückschritte zu erleben. Wenn er jedoch daran glaubt, dass der Schöpfer ihm gerade durch die Abstiege hilft, wird er nicht länger vom Schlachtfeld fliehen.
Er erkennt, dass die Hilfe des Schöpfers nicht unbedingt in einer für den Menschen verständlichen Weise erfolgt, etwa durch Aufstiege. Vielmehr unterstützt ihn der Schöpfer durch Abstiege. Dieser Glaube gibt ihm die Kraft, standhaft zu bleiben. Anstatt zu fliehen, wartet er auf die Hilfe des Schöpfers und betet darum, die Stärke zu haben, seine Arbeit fortzusetzen, bis der Schöpfer ihm die Augen öffnet und ihn mit Dwekut, der Anhaftung an den Schöpfer, belohnt.
Um das, was ihm gegeben wurde, nicht zu verlieren, muss der Mensch sich zunächst intensiv bemühen. Denn das, was er durch seine Arbeit erlangt, ermöglicht es ihm, es zu bewahren und nicht zu verlieren. Doch wenn der Mensch während dieser Anstrengung erkennt, dass sein Weg noch weit ist und die Arbeit unvollendet bleibt, könnte er sich dem Kampf entziehen und in Verzweiflung geraten. In solchen Momenten benötigt er zusätzliche Stärke, um daran zu glauben, dass der Schöpfer ihm helfen wird.
Die Tatsache, dass diese Hilfe ausbleibt, ist darauf zurückzuführen, dass er weder die notwendige Quantität noch die erforderliche Qualität in seiner Anstrengung aufgebracht hat, um den Mangel angemessen vorzubereiten und die Fülle zu empfangen. Wie es in der Einführung in das Studium der Zehn Sefirot (Punkt 18) heißt: „Wenn jemand sich in der Tora bemüht und es ihm dennoch nicht gelingt, den bösen Trieb zu überwinden, dann liegt es entweder daran, dass er die erforderliche Arbeit und Anstrengung nicht ausreichend erfüllt hat, wie geschrieben steht: ‚Ich habe mich nicht bemüht, aber gefunden – das glaube nicht‘, oder daran, dass er zwar genug Anstrengung gezeigt, jedoch in ihrer Qualität versagt hat.“
Es ist unmöglich, etwas über das Natürliche hinaus zu empfangen, solange der Mensch nicht erkennt, dass es innerhalb der Natur nicht möglich ist. Erst nachdem er an der Natur verzweifelt ist, kann er um Hilfe von Oben bitten, dass Er ihm über das Natürliche hinaus hilft.
Deshalb bittet der Mensch den Schöpfer nicht um die Gefäße des Gebens, solange er nicht weiss, dass er sie nicht selbst erlangen kann. Daraus folgt, dass er nicht wirklich das Verlangen hat, dass der Schöpfer sein Gebet erhört.
Aus diesem Grund muss man arbeiten, um die Gefäße des Gebens selbst zu erhalten, und nach all der Arbeit, die man investiert hat, ohne sie zu erhalten, entsteht das wahre Gebet aus tiefstem Herzen. Dann kann man Hilfe von Oben empfangen, wie unsere Weisen sagten: „Wer kommt, um sich zu reinigen, dem wird geholfen.“
Aber da dieses Gebet gegen die Natur ist und der Mensch mit einem Verlangen zu empfangen (Selbstliebe) erschaffen wurde, wie kann er dann den Schöpfer um die Kraft des Gebens bitten, wenn all seine Organe sich diesem Verlangen widersetzen? Deshalb wird diese Arbeit „Gebet“ genannt, was bedeutet, dass man sich sehr anstrengen muss, den Schöpfer um die Kraft des Gebens zu bitten und die Kraft des Empfangens zu annullieren.
Der Mensch muss glauben, dass der Schöpfer die Arbeit der unteren akzeptiert, unabhängig von der Menge und Form ihrer Arbeit. In allem prüft der Schöpfer die Absicht, und das bringt Ihm Zufriedenheit. Dann wird man würdig: „Dann wirst du dich am Herrn erfreuen.“
Sogar während der Arbeit für den Schöpfer empfindet der Mensch Freude und Vergnügen, weil er nun tatsächlich für den Schöpfer arbeitet. Die Anstrengungen, die der Mensch in der Phase der Arbeit unter Zwang unternahm, qualifizieren ihn zur aufrichtigen Arbeit für den Schöpfer. Jetzt verstehen wir, dass der vom Menschen empfangene Genuss sich auf den Schöpfer bezieht, speziell für den Schöpfer.
LEKTION 4: Ein Gebet erheben in liShma
Bevor ein Mensch mit Glauben belohnt wird, muss er in lo liShma [nicht um Ihretwillen] arbeiten, was, wie oben gesagt, durch die Vermischung von Malchut mit Bina zustande kommt. Ein Mensch kann also nicht in liShma arbeiten, solange er keinen Glauben hat. Aus diesem Grund muss ein Mensch, der liShma arbeiten will, seine ganze Energie nur auf diesen Punkt konzentrieren: Er muss zum Schöpfer beten, dass Er ihm das Licht des Glaubens schickt, denn nur dann wird er mit der Beschäftigung mit Tora und Mizwot [im Sinne von] liShma belohnt.
Um daher liShma vom Schöpfer zu erhalten, ist die Arbeit des Menschen nur in der Form des Mangels und eines Kli [Gefäß] nötig. Die Füllung kann der Mensch jedoch niemals von allein erlangen; vielmehr ist dies ein Geschenk des Schöpfers.
Das Gebet muss vollkommen sein. Es muss aus der Tiefe des Herzens kommen. Der Mensch muss deshalb hundertprozentig sicher sein, dass ihm auf der Welt niemand ausser dem Schöpfer helfen kann.
Doch woher weiß man, dass niemand außer dem Schöpfer selbst einem helfen kann? Diese Erkenntnis erlangt man erst, wenn man alles Menschenmögliche getan hat, um zum Schöpfer zu gelangen und nichts davon geholfen hat. Deshalb muss der Mensch alle in der Welt denkbaren Handlungen unternehmen, um zu “um des Schöpfers Willen“ zu gelangen. Dann betet er aus der Tiefe seines Herzens und der Schöpfer erhört das Gebet.
Betreffend liShma. Damit ein Mensch „liShma“ (für den Namen der Tora) erlangt, braucht er die Erweckung von Oben, weil dies ein Leuchten von Oben ist. Und es ist für den menschlichen Verstand unmöglich, dies zu verstehen, sondern nur jener, der es kostet, kennt es. Und darüber wird gesagt: „Kostet und seht, dass der Herr gut ist.“
Wenn der Mensch daher das Joch des himmlischen Königreichs auf sich nimmt, dann muss diese eine Entscheidung von absoluter Vollkommenheit sein, also vollständig zu geben und nichts für sich selbst zu erhalten. Wenn der Mensch aber sieht, dass nicht alle seine Organe dieser Meinung zustimmen, dann gibt es nichts, was ihm helfen kann – außer dem Gebet, dem Schöpfer sein Herz auszuschütten, damit er ihm helfen möge, dass sein Körper einwilligen möge, ein Diener des Schöpfers zu werden.
Man sollte dazu kommen, liShma zu studieren, das heißt für den Namen der Tora. Dies bedeutet, dass die Tora den Menschen die Wege des Schöpfers lehren wird. Und er muss zuerst das Versüßen von Malchut in Bina machen, was bedeutet, dass er Malchut, welche Wille zu empfangen genannt wird, zu Bina, der Eigenschaft des Gebens, erhebt. Das heißt, dass seine ganze Arbeit nur in der Absicht des Gebens sein wird.
Und dann wird es dunkel für ihn. Er fühlt, dass die Welt für ihn dunkel geworden ist, da der Körper Kraft nur für den Aspekt des Empfangens bereitstellt und nicht für den des Gebens. In diesem Zustand gibt es nur einen Rat: zum Schöpfer zu beten, er möge seine Augen öffnen, sodass er in der Lage sein möge, im Aspekt des Gebens zu arbeiten.
Und dies ist die Bedeutung von: „Wer steht hinter der Frage?“ Dies bezieht sich auf Bina, die Mi (wer) genannt wird. Und die Frage kommt vom Vers „Sie bitten um Regenfälle“[2], was Gebet bedeutet. Da sie in den Aspekt von „Wasser von Bina“ gelangen, gibt es Platz, um dafür zu beten.
Wenn der Mensch sich überwindet und den Schöpfer um Hilfe bittet, nachdem er erkannt hat, dass er einen „Schädiger“ in seinem Herzen trägt, den sogenannten „Willen zu empfangen [für sich selbst]“, und dass er diesem nicht entkommen kann – das heißt, nachdem er viele Höhen und Tiefen durchlebt hat – erkennt er schließlich, dass er nackt und mittellos zurückgeblieben ist. In diesem Moment betet er aus tiefstem Herzen. Er erkennt, dass er dies nicht überwinden kann, es sei denn, der Schöpfer hilft ihm.
Es gibt gerade dann Raum für Arbeit, wenn der Wille zu empfangen erwacht.
Dann hat der Mensch engen Kontakt zum Schöpfer, der ihm helfen soll, den Willen zu empfangen in die Absicht zu geben umzuwandeln. Und der Mensch soll daran glauben, dass sich die Zufriedenheit für den Schöpfer dadurch ausbreitet, dass er zu Ihm betet; Er solle ihn an Dwekut annähern, welches „Angleichung der Form“ heißt. Dies ist die Stufe, wo der Wille zu empfangen null und nichtig und in die Absicht zu geben umgewandelt wird. Und darüber sagt der Schöpfer: „Meine Söhne haben mich besiegt. Anders ausgedrückt: Ich habe euch den Willen zu empfangen gegeben und ihr bittet Mich, euch stattdessen mit einem Willen zu geben auszustatten.“
Der Mensch sieht in so einem Zustand, dass es unmöglich ist, mit dem Verlangen zu geben und nicht um seiner selbst willen zu arbeiten. So etwas kann nur durch ein Wunder von oben geschehen. Und in der Tat wird dies als „Auszug aus Ägypten“ bezeichnet, was bedeutet, aus dem Verstand herauszukommen, den er von Natur aus hat und in dem er sich nur bewegen kann, wenn es ihm Genuss macht. Umgekehrt bittet er hier den Schöpfer, ihm die Kraft zu geben, dort zu arbeiten, wo er kein Gefühl und keinen Geschmack hat, sondern daran zu glauben, dass der Schöpfer Freude an dieser Arbeit hat, weil alles um des Gebens willen ist.
Aus diesem Grund ist dieses Gebet ein ehrliches Gebet, denn der Mensch sieht, dass er nicht hoffen kann, jemals etwas um des Gebens willen zu tun. Daraus folgt, dass der Mensch das Gefühl hat, verloren zu sein. In diesem Moment ist er in engem Kontakt mit dem Schöpfer, und das ist etwas, das ein Mensch zu schätzen wissen sollte – dass er den Schöpfer um Hilfe bittet und es niemanden auf der Welt gibt, der ihn retten kann.
Wer seine Verabscheuungswürdigkeit sieht, beschreitet den Pfad, der zur Arbeit liShma führt. Dadurch hat er Raum für ein wahres Gebet aus der Tiefe des Herzens, denn er sieht, dass nur der Schöpfer selbst ihm helfen kann, wie mein Vater seligen Andenkens (Baal Sulam) den folgenden Vers zum Auszug aus Ägypten erklärte: “Ich und kein Bote”: dass alle gesehen haben, dass nur der Schöpfer selbst sie aus der Herrschaft des Bösen befreit hatte.
Wenn man der Arbeit liShma würdig wird, dann gibt es mit Sicherheit nichts, worauf man stolz sein kann, denn man sieht, dass es nichts weiter als ein göttliches Geschenk ist, und nicht “meine Kraft und die Macht meines Arms”.
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