Wo die Gedanken eines Menschen sind, dort ist auch er

Rav Yehuda Ashlag, Brief 18 aus dem Jahr 1926

[…] aber halte dich fern, den „Schlag eines Starken“ (Jesaja, 22:17) vorzeitig zu erhalten, denn „man ist dort, wo man denkt“. Wenn daher jemand sicher ist, dass ihm an nichts mangeln wird, kann er seine Anstrengungen auf die Tora konzentrieren, denn „der Gesegnete verschmilzt mit dem Gesegneten“. Weiterlesen

Shamati 164. Es gibt einen Unterschied zwischen dem Materiellen und dem Spirituellen

Ich hörte am 8. August 1948

Es gibt einen Unterschied zwischen dem Materiellen und dem Spirituellen: Im Materiellen geht die Kraft der Handlung voraus, wie es geschrieben steht: „Bevor sie rufen, werde ich antworten“[1], wo die Reihenfolge bereits gemäß Gmar Tikun (der Endkorrektur) ist, dass man nichts tut, bevor man die Kraft dazu hat.

Im Spirituellen hingegen, wo es noch nicht gemäß der Endkorrektur angeordnet ist, sondern entsprechend der Reihenfolge der [inneren] Analysen[2], muss man die Arbeit beginnen, bevor man die Kraft erlangt, wie es geschrieben steht: „Die ihr Sein Wort ausführt, auf die Stimme Seines Wortes hörend.“[3]

 


[1] Jesaja 65, 24

[2] entsprechend der Reihenfolge nacheinander zutage kommender Wünsche, die zur Korrektur geeignet sind, von den leichten hin zu den schweren

[3] Psalm 103, 20

Zu sitzen und nichts zu tun ist vorzuziehen

Ich kann mich nicht länger zurückhalten mit allem, das zwischen uns steht: Daher versuch ich eine wahre offene Warnung, denn ich muss den tatsächlichen Wert der Wahrheit in unserem Land kennen. Das war immer mein Weg: Minutiös in die Handlungen der Schöpfung einzutauchen, um ihren genauen Wert zu erkennen, genauer gesagt, ob sie gut oder schlecht sind.  Weiterlesen

1991/41 Was sollte man tun, wenn man mit schlechten Eigenschaften geboren wurde?

Was sollte man tun, wenn man mit schlechten Eigenschaften geboren wurde?

Artikel Nr. 41, 1991

Im Sohar (Naso 41) steht geschrieben: „Jemandes Handlungen widerspiegeln den Parzuf, in den er eingekleidet ist. Deshalb sagt er, dass ihr Antlitz etwas über die Form aussagte, in die sie eingekleidet waren, oder über die Merkawa (Struktur) der vier Elemente der Welt – Feuer, Wind, Wasser und Staub – die weder über gute noch böse Neigung verfügen. Sie sind eher wie die Tiere der Welt.“ Weiterlesen

Horn des Messias

Rav Yehuda Ashlag

Die Erlösung – nur mit Hilfe der Kabbala

Und wisse, dass die Kinder Israels nicht erlöst werden, es sei denn, die Weisheit des Verborgenen wird in großem Maße offenbart, wie im Sohar geschrieben steht: „Durch dieses Werk [Sohar] werden die Kinder Israels vom Exil erlöst.“ Denn es gab eine Hoffnung auf Erlösung zur Zeit der Niederschrift des Sohars, die in den Tagen von Rashbi begann, und zwar zur Zeit der Offenbarung von Bar-Kochba, über welchen Rabbi Akiva, Rashbis (Rabbi Shimon Bar Yochai) Lehrer sagte: „Ein Stern geht hervor aus Jakob.“ Ebenso war nach der Zerstörung von Beitar die Hoffnung besonders groß.

Weiterlesen

Steter Tropfen höhlt den Stein

Auszug aus Rabashs Brief Nr. 40:

Die Zeit ist bereits gekommen, vorwärts zu schreiten, unserem heiligen Ziel entgegen, wie mutige Helden. Und der gepflasterte Weg, der zum Ziel führt, ist wie bekannt die Liebe zu Freunden, über die man zur Liebe zum Schöpfer gelangt. Die Liebe geht über „kauf dir einen Freund“. In anderen Worten, durch Taten kauft man das Herz des Freundes. Denn auch wenn man sieht, dass das Herz des Freundes wie Stein ist, ist dies dennoch keine Rechtfertigung, und wenn man fühlt, dass dieser sich eignet, ein Freund für die Arbeit zu sein, dann muss man ihn durch Taten erwerben. Weiterlesen

1985/11 Bezüglich des Streits zwischen Jakob und Laban

1985/11 Bezüglich des Streits zwischen Jakob und Laban

https://kabbalahmedia.info/en/sources/2rDSqq0W 

Wir sehen, dass der Streit zwischen Jakob und Laban sich vom Streit zwischen Jakob und Esau unterscheidet:

Im Fall von Jakob und Laban steht geschrieben (Wajeze 31):

„Und Laban antwortete und sagte zu Jakob: Die Töchter sind meine Töchter, die Söhne sind meine Söhne, und das Vieh ist mein Vieh, und alles, was du siehst, gehört mir.“

Und im Fall von Jakob und Esau steht geschrieben (Wajischlach 33):

„Und Esau sagte: Ich habe genug, mein Bruder; lass dir, was dir gehört.“

Man muss verstehen, warum Laban behauptete, dass alles ihm gehöre, während Esau das Gegenteil sagte, nämlich: „Lass dir, was dir gehört.“ Weiterlesen

1984/14 Man sollte immer alles verkaufen, das man hat, und die Tochter eines weisen Schülers heiraten

Zum Hörtext.

Artikel Nr. 14, 1984

„Man sollte immer alles verkaufen, das man hat, und die Tochter eines weisen Schülers heiraten“ (Psachim 49). Das bedeutet, dass man den ganzen Besitz, den man mithilfe eigener Anstrengungen erworben hat, verkaufen  – d.h. alles geben und darauf verzichten soll  – und sich stattdessen die Tochter eines weisen Schülers nehmen soll. Weiterlesen

Shamati 215. Der Glaube

Ich hörte

Besonders der Glaube ist reine Arbeit. Dies ist so, weil der Wille zu empfangen an dieser Arbeit nicht teilnimmt. Sondern im Gegenteil, der Wille zu empfangen widersetzt sich ihr. Denn die Natur dieses Willens besteht darin, dass er nur dort arbeitet, wo er sieht und weiß. Doch über dem Verstand ist es nicht so. Also kann auf diese Weise die Anhaftung in Vollkommenheit stattfinden, weil es darin das Prinzip der Angleichung gibt, das heißt, dass er tatsächlich in der Absicht um zu geben ist. Wenn deshalb diese Basis sogar beim Empfangen von guten Dingen bei ihm vorhanden und beständig ist, dann betrachtet er sie als „einen Ort“ (Atarja), der entsprechend dem Zahlenwert Tora ist. Und diese Tora sollte von Furcht begleitet sein, also man sollte zusehen, dass man keinerlei Hilfe und Unterstützung von der Tora bezieht, sondern nur vom Glauben. Und auch wenn ihm dies überflüssig erscheint, da er ja bereits vom ersehnten Land empfängt, soll er dennoch glauben, dass dies die Wahrheit ist. Und das ist die Bedeutung von: „Und alle glauben, dass Er ein Gott des Glaubens ist“[1], weil der Mensch gerade mittels des Glaubens die Stufe halten kann.

 


[1] Aus dem Gebetsbuch von Rosh haShana

Die Waage zur Seite des Verdienstes neigen

22) Und genau darüber spricht Rabbi Elasar, Sohn von Rabbi Shimon, in Bezug auf den Vers: „Durch einen Sünder geht viel Gutes verloren“; denn es wurde bereits aufgezeigt, dass die Begeisterung, die ein Mensch mittels der Mizwot (Gebote) zwischen Mensch und Gott gewinnt, genau die gleiche Begeisterung ist, wie er sie durch die Mizwot zwischen sich und seinem Mitmenschen gewinnt. Denn er ist verpflichtet, ohne Hoffnung auf Eigenliebe, alle Mizwot liShma (um der Tora Willen) auszuführen, ohne sich Glanz und Ehre oder Ähnliches als Belohnung für seine Mühen zu erwerben. Durch diese erhabene Tatsache verschmelzen die Liebe Gottes und die Liebe zum Mitmenschen und werden eins.

Daraus ergibt sich, dass er auf der Leiter der Nächstenliebe einen bestimmten Fortschritt für die ganze Welt erzielt, da dieser Einzelne durch seine Taten, ob große oder kleine, eine gewisse Stufe erreicht und schlussendlich die Zukunft mit beeinflusst, indem die Balance der Welt zum Rechten hin gewendet wird, da sein Anteil zum Gewicht hinzugefügt wird .

Aus dem Artikel von Baal HaSulam, Die Bürgschaft

Podcast – Audioversion „Die Bürgschaft“

Die verborgene Bedeutung der Bibel

Von Dr. Michael Laitman

Am Anfang erschuf Gott Himmel und Erde. Die Erde war wüst und leer und es war finster in der Tiefe; und der Geist Gottes schwebte über dem Wasser. Und Gott sprach: Es werde Licht, und es ward Licht (Die Tora, Pentateuch).

Stell Dir einmal unser Universum vor: diese unendliche Menge an Galaxien, Sternen und Welten. Nun denke dir, dass wir von unserem Universum einen bestimmten Teil des Weltraumes entfernen – wie können wir uns die darauffolgende Lücke in dieser Leere vorstellen, die nichts enthält, was man beschreiben oder messen könnte? Weiterlesen

M. Laitman: Gespräch zum Anlass von Jom Kippur

Gespräch zum Anlass von Jom Kippur

Rav Dr. Michael Laitman Jom Kippur, 1995

Das Beten ist die „Arbeit des Herzens“ – es drückt die Wünsche aus, die direkt dem Herzen entspringen. Der Mensch hat keine Macht über seine Wünsche; es ist so vorgesehen, dass er nur selten selbst weiß, wonach er sich sehnt und was seine wahren Absichten sind. Die intime Natur seines Gebetes verflüchtigt sich vor ihm selbst. Weiterlesen

Shamati 13: Ein Granatapfel

Audio zum Mithören

Ich hörte bei der Mahlzeit in der 2. Nacht von Rosh HaShana am 5. Oktober 1948

Über den „Granatapfel“ (Rimon) sagte Baal Sulam, dass dies ein Hinweis darauf ist, was unsere Weisen gesagt haben: „Selbst die Leeren in dir (im Volk Israel) sind voller Mizwot (Gebote) wie ein Granatapfel“[1].

Und er sagte, dass sich das Wort Rimon (Granatapfel) von dem Wort Romemut (Erhabenheit) ableitet, was die Bedeutung des Glaubens über dem Verstand ist. Dies bedeutet, dass „die Leeren in Dir voller Mizwot sind.“ Das Maß der Füllung entspricht der Fähigkeit, über dem Verstand zu handeln, und das wird als Romemut bezeichnet. Weiterlesen

Rabash, Brief 1

Brief Nr. 1

„Und du sollst sprechen mit all jenen, die weisen Herzens sind, die ich mit dem Geist der Weisheit erfüllt habe“ (Exodus 28:3) Etc.

An meinen ehrenwerten Vater, möge er lange und glücklich leben.

Bezugnehmend auf unser Gespräch über das Studium der Kabbala in Reinheit, etc., soll ich alles, was ich nicht weiß, schreiben, und du würdest mir alle meine Fragen beantworten.

Ich sehe, dass ich nichts Besonderes zu schreiben habe, nur im Allgemeinen, dass ich kein einziges Wort in Reinheit zu studieren vermag. Denn der Weg ist, dass man einzelne Unklarheiten aus einer Menge von Gewissheiten aussortiert, und nicht die Gewissheiten – aus der Menge von Unklarheiten. Dann muss man nämlich der Reihenfolge nach studieren. Weiterlesen

Texte für Rosh HaShana: Das jüdische Neujahr (Rosh HaShana)

Das Gebet, das zum Jüdischen Neujahr gesprochen wird, erwähnt drei Bedingungen für den Aufstieg auf die spirituelle Stufe, die Neues Jahr genannt wird:

  1. Königreich
  2. Erinnerung
  3. Das Widderhorn (Shofar) blasen

Was bedeutet das?

„Königreich“ ist das Verlangen zu Geben (der Schöpfer), die Höhere Kraft, die alles erschaffen hat, um in uns zu regieren.

Wir haben „Erinnerungen“ (Reshimot), die uns in einen Zustand bringen können, in dem wir den Schöpfer in dem Maße enthüllen, in dem wir Ihm – der Eigenschaft des Gebens – gleichen.

Um dorthin zu gelangen, „blasen wir das Shofar“ oder in anderen Worten, wir erheben die Eigenschaft des Gebens über die Eigenschaft des Empfangens.

Das Wort Shofar – Horn, stammt vom aramäischen Wort Shufra und bedeutet „Wichtigkeit“.

Aus: Laitman.de

Wahrheit und Glaube

Die Bedeutung von Wahrheit und Glaube

Artikel Nr.3, 1984-1985

Wahrheit und Glaube sind zwei entgegengesetzte Begriffe. Wir sehen, dass es in unseren Gebeten, die von den Mitgliedern der Großen Versammlung (Sanhedrin) zusammengestellt wurden, zwei entgegengesetzte Richtungen gibt. Einerseits ist die Ordnung des Gebetes so aufgebaut, dass man es gerade in der Zeit, in der man einen Mangel hat, sagen muss. Doch haben die Weisen auch gesagt, dass das Gebet aus der Tiefe des Herzens kommen muss, dass der Mangel von ganzem Herzen gespürt wird.

Das heißt, dass es im Herzen keinen Ort gibt, der vollkommen wäre, sondern dass das Herz ausschließlich aus Mängeln besteht. Und je größer dieser Mangel ist, umso eher wird dieses Gebet im Vergleich zu anderen angenommen. Im Buch Sohar steht über den Vers „Ein Gebet für den Armen, wenn er schwach ist und seine Worte vor dem Schöpfer ausschüttet“ (Balak, Punkt 187.88): „Doch es gibt drei Arten von Gebeten: Das Gebet von Moses, ein Gebet, das kein anderer Mensch sagen kann; das Gebet von David, ein Gebet, das kein anderer König sagen kann, und das Gebet eines Armen. Welches davon ist das Wichtigste? Das Gebet des Armen ist wichtiger als das Gebet von Moses oder David und wichtiger als alle anderen Gebete, die es auf der Welt gibt. Was ist der Grund dafür? Das Herz des Armen ist gebrochen. Es steht geschrieben ‚Der Schöpfer ist allen nahe, deren Herzen gebrochen sind’. Und der Arme streitet immer mit dem Schöpfer, und der Schöpfer hört seinen Worten aufmerksam zu.“ So seine Worte.

Nach dem Heiligen Sohar kommt das beste Gebet von einem Menschen mit gebrochenem Herzen, der nichts hat, um seine Seele zu beleben. In diesem Zustand sagt man, dass das Gebet aus der Tiefe des Herzens kommt. Dieses Gebet ist wichtiger als alle Gebete, die es auf der Welt gibt, denn dieser Mensch hat nichts, worüber er sagen könnte „Ich bin nicht wie meine Freunde, weil ich über einen Verdienst verfüge, den meine Freunde nicht haben“. Dieser Mensch ist mit Mängeln überladen und dann ist Platz für ein echtes Gebet aus der Tiefe des Herzens. Das heißt, je größer der Mangel, desto wichtiger ist das Gebet.

Außer dem Gebet selbst, also der Bitte, haben die Weisen noch die Ordnung der Preisungen und Danksagungen vorgeschrieben, die im Widerspruch zu der Bitte selbst stehen. Denn es ist in der Welt üblich, dass man einem anderen dankt, der einem etwas Gutes tut. Und die Größe der Dankbarkeit wird von der Größe des vollbrachten Guten bestimmt. So drückt er seine Dankbarkeit für das Gute aus.

Wenn zum Beispiel ein Freund von einem anderen zur Hälfte bei seinem Unterhalt unterstützt wird, wenn er also durch ihn nur soviel erlangt, dass er seinen Lebensunterhalt zur Hälfte bestreiten kann, ist die geschuldete Dankbarkeit an den anderen unvollständig. Aber wenn ein Freund nicht nur alle Bedürfnisse des anderen befriedigt, sondern ihm noch darüber hinaus etwas gibt, wird ihm letzterer natürlich mit ganzem Herzen und ganzer Seele danken.

Wenn also der Mensch dem Schöpfer dankt und Ihn preist, und dies von ganzer Seele tut, so muss er natürlich erkennen, dass der Schöpfer alle seine Bedürfnisse erfüllt, sonst ist seine Danksagung nicht vollkommen. Der Mensch muss sich bemühen, zu sehen, dass alle seine Mängel durch den Schöpfer erfüllt werden. Nur dann kann der Mensch dem Schöpfer aufrichtig danken, und gerade das ist das Dienen, das von unseren Weisen in den Gebeten vorgeschrieben wurde.

Es stellt sich heraus, dass das Gebet und die Bitte, die Lieder und Lobpreisungen im Gegensatz zueinander stehen, da im Wesentlichen das Gebet und die Bitte nur dann vollkommen sind, wenn der Mensch im wahrsten Sinne von Mängeln und Wünschen erfüllt ist. Aber wenn es sich um die Danksagung und Preisung handelt, müssen alle Wünsche des Menschen erfüllt sein, damit seine Dankbarkeit aufrichtig ist.

Und man muss verstehen, warum uns die Weisen tatsächlich diese beiden Gegensätze und eine solche Reihenfolge der Gebete vorgegeben haben. Warum war das notwendig und was gibt uns diese Ordnung? Wie kann man diese beiden Gegensätze zusammenführen, die sich doch widersprechen?

Der Heilige ARI sagte (Talmud Esser HaSefirot, Seite 788, Punkt 83): „In der Frau muss es zwei Türen geben, die den Fetus einschließen, bevor er sich vollständig entwickelt hat. Auch sollte es eine Kraft in ihr geben, die dem Fetus eine Form gibt.“ Und der Sinn wird so erklärt: „Wenn in der körperlichen Welt die Frau infolge einer Störung in ihren Geburtsorganen eine Fehlgeburt hat, also der Fetus unterentwickelt und nicht in Form von Ibur (Einpflanzung) nach außen kommt, kann man solch einen Vorgang nicht Geburt nennen, denn der Ibur kann in der Welt so nicht existieren. Vielmehr wird dies Fehlgeburt genannt, das bedeutet, der Fetus wurde nicht geboren sondern fiel aus dem Bauch der Mutter und kann nicht leben.“

So ist es auch in den spirituellen Welten und es gibt zwei Unterscheidungen im Ibur:

1) Die Form des Ibur, die Stufe von Katnut, des „kleinen Zustandes“, und das ist seine wahre Form. Aber dieser Zustand gilt als nicht ausreichend. Und wenn an irgendeiner Stelle in dem System der Heiligkeit ein Mangel existiert, ist es ein Punkt der Anhaftung für die Klipot (Schalen). Und diese können zu einer Fehlgeburt führen. Unter Fehlgeburt im Spirituellen wird ein spirituelles Objekt verstanden, bei dem es zu einem Fall kommt, bevor es sich vollständig entwickelt und Gadlut (Größe) erreicht hat.

2) Wir müssen daher verstehen, wie dem Neugeborenen Gadlut gegeben werden kann, während er noch nicht einmal Katnut vollständig empfangen kann, da ihm noch die Kelim (Gefäße) fehlen, in welchen er empfangen könnte um zu geben. Dafür existiert eine Erklärung. Die Weisen sagen, dass der Fetus im Körper seiner Mutter das isst, was die Mutter auch isst und der „Fetus sei der Oberschenkel der Mutter“. Das bedeutet, solange der Fetus der Oberschenkel der Mutter ist, verdient er nichts in seinem eigenen Namen und deshalb bekommt er alles Notwendige nur aus den Kelim der Mutter.

Deshalb kann der Fetus, wenn er noch keine Wünsche hat, in welchen er das Licht des großen Zustandes (Gadlut) empfangen könnte, diesen Zustand durch die Wünsche des höheren spirituellen Objektes, das seine Mutter ist, empfangen, denn der Fetus ist vor der Mutter vollständig annulliert und hat selbst keinerlei Macht. Das wird Ibur genannt, wenn er vollständig vor dem Höheren annulliert ist.

Und wenn der Fetus Gadlut erreicht, ist er vollendet und ganz. Und jetzt haben die Klipot keine Stelle, an die sie sich anheften können, weshalb dies als bremsende Kraft bezeichnet wird. Und dies beschützt den Fetus vorm Fallen in der Spiritualität – ebenso wie sich die Mutter in der materiellen Welt bemüht, das Kind, das sie unter ihrem Herzen trägt, zu bewahren, damit ihm nichts Schlimmes passiert. So ist es auch im Spirituellen.

Daraus folgt, dass es in der Arbeit des Menschen zwei Zustände gibt:

Jemandes wahrer Zustand, also Katnut, in diesem Zustand empfindet er alles, was er denkt und macht als unbedeutend und unwichtig. Der Mensch erlebt diesen Zustand, wenn er den Weg der Wahrheit, also den Weg des Gebens wählt. Dann sieht er, wie weit er von der Eigenschaft des Gebens entfernt ist und dass er über keine Kräfte verfügt, eine Handlung des Gebens auszuführen. Und es ist die Stufe der Wahrheit, das bedeutet der wahre Zustand.

Und weil es Katnut ist, kann sich die Sitra Achra anhaften und der Mensch gerät in Verzweiflung. Er tritt in die Arbeit ein, die als Ibur bezeichnet wird, und es kann zu einer Fehlgeburt kommen. Das heißt, der Mensch kann von seiner Stufe abfallen. Und wenn das geschieht, dann benötigt der Mensch einen neuen Ibur und soll seine spirituelle Arbeit neu anfangen, als hätte er noch nie dem Schöpfer gedient.

Deshalb existiert eine Kraft, die den Fetus vor dem Herausfallen schützt. Der Mensch soll die Empfindung der Ganzheit und der Vollkommenheit haben; er soll fühlen, dass er keinen Mangel in der spirituellen Arbeit hat, dass er dem Schöpfer nah ist, dass er sich in einer vollen Verschmelzung (Dwekut) mit dem Schöpfer befindet. Und niemand kann sagen: „Du hast auf deinem spirituellen Weg keine Fortschritte gemacht, du hast dich umsonst angestrengt und bist unfähig, dem Schöpfer zu dienen. Daher sei wie jeder andere. Warum machst du soviel Lärm darum, dass du auf einer höheren Stufe als alle anderen sein willst, obwohl du keinerlei Befriedigung aus der Arbeit der Allgemeinheit erfährst. Dies gab dir doch den Antrieb, nach Gedanken und Wünschen zu streben, um die Arbeit der normalen Menschen hinter dir zu lassen und dich auf die Suche nach der Wahrheit zu begeben. Es stimmt, dass dies die Wahrheit ist, doch du siehst, obwohl du auf dem Weg der Wahrheit wandeln willst, dass du es nicht kannst; entweder aus Mangel an Talent oder Überwindungskraft, denn du kannst die Selbstliebe nicht überwinden, mit der du geboren wurdest. Daher lass doch diese Arbeit. Verweile nicht in der Niedrigkeit wie der Rest der Menschen und erhöhe nicht aus Stolz dein Herz über deinen Bruder. Es ist besser für dich, dich von diesem Weg zurückzuziehen.“

Um daher nicht in solche Gedanken zu verfallen, braucht er eine bremsende Kraft. Er muss über dem Verstand glauben, dass sein Ausharren auf dem Weg der Wahrheit groß und sehr wichtig ist; und er kann die Wichtigkeit, den Weg der Wahrheit zu gehen, nicht einmal schätzen, denn das ist das ganze Kli, in welchem das Licht des Schöpfers leuchten wird. Jedoch geschieht dies in den Kelim des Höheren. Also weiß der Schöpfer, wenn ein Mensch seine Anhaftung an den Schöpfer fühlen sollte.

In seinen eigenen Kelim spürt er das Gegenteil. Dass er nun schlimmer dran ist als früher, als er noch den Weg der Allgemeinheit ging, als er jeden Tag spürte, dass er gute Taten hinzufügte und Tora und Mizwot. Doch nun, da er den Weg des Individuums betrat und immer die Absicht behalten muss, sich sehr für das Geben anzustrengen und sich von der Selbstliebe zu lösen, sieht er für gewöhnlich, wie sehr er sich der Wahrheit annähert. Er sieht immer mehr von der Wahrheit, und es wird ihm bewusst, dass er unfähig ist, die Selbstliebe zu verlassen.

Doch in den Kelim des Höheren, also über dem Verstand, kann er sich erheben und sagen: „Es ist mir egal, ob ich dem Schöpfer gebe. Ich will, dass der Schöpfer mich an Ihn annähert und der Schöpfer weiß sicherlich, wann die Zeit kommen wird, wo ich spüren werde, dass der Schöpfer mich an Ihn angenähert hat. In der Zwischenzeit glaube ich daran, dass der Schöpfer weiß, was das Beste für mich ist, und darum gibt Er mir die Gefühle, die ich jetzt habe. Doch was ist der Grund dafür, dass der Schöpfer mich auf diesem Weg führen will, dass ich also auf dem Weg des Glaubens annehmen soll, dass Er sich mir gegenüber wohlwollend verhält? Und wenn ich daran glaube, gibt Er mir ein Zeichen: Das Ausmaß der Freude, die ich habe, das Ausmaß an Dankbarkeit, die ich Ihm dafür zolle und wie sehr ich Ihm danke und Seinen Namen preise. Gewiss müssen wir sagen, dass es zu unserem Vorteil ist, dass wir speziell durch den Glauben das Ziel erreichen, welches „empfangen um zu geben“ genannt wird. Andernfalls könnte uns der Schöpfer sicherlich auf den Weg des Wissens führen und nicht auf den Weg des Glaubens.

Warum sind zwei Begriffe nötig, die sich im Widerspruch befinden. Einerseits sollen wir den Weg der Wahrheit gehen und uns unseres jetzigen Zustandes bewusst sein, in dem wir fühlen, dass wir uns vom Egoismus nicht entfernen und uns der Nächstenliebe nicht annähern können. Und andererseits sollten wir uns wünschen, die Welt wäre in „Möge Sein gesegneter Name wachsen und geheiligt sein.“

Und wenn wir sehen, dass die Spiritualität noch immer nicht wichtig ist, spüren wir einen großen Mangel und wir sehen, wie sehr wir das bereuen und wie sehr es uns schmerzt, dass wir von Ihm entfernt sind. Das nennt man „Wahrheit“, und das ist der Zustand, den wir entsprechend unserer Wahrnehmung in unseren Kelim spüren.

Und es wurde uns auch der Weg des Glaubens gegeben, welcher über dem Verstand ist und nicht unsere Wahrnehmung und unsere Vernunft in Betracht zieht, sondern sagt, wie geschrieben steht: „Sie haben Augen und sehen nicht. Sie haben Ohren und hören nicht.“ Vielmehr sollten wir glauben, dass der Schöpfer gewiss der Messias ist und Er weiß, was gut und was schlecht für mich ist. Daher will Er, dass ich mich so fühle, und mir selbst ist es egal, da ich arbeiten will, um zu geben.

Daher ist das Wichtigste für mich, dass ich die Arbeit des Schöpfers brauche. Und obwohl ich keine Ganzheit in meiner Arbeit spüre, bin ich trotzdem aus der Perspektive des Höheren – in dessen Kelim – vollständig, wie geschrieben steht: „Die Vertreibung wird keine Vertreibung von Ihm sein“. Daher bin ich zufrieden mit meiner Arbeit und darüber, dass ich das Privileg habe, dem König zu dienen, selbst auf der niedrigsten Stufe. Das sehe ich auch als ein großes Privileg an, dass der Schöpfer mir erlaubt hat, mich Ihm zumindest bis zu einem gewissen Grad anzunähern.

Dies gibt uns zwei Dinge: 1) In Bezug auf die Wahrheit sieht er seinen wahren Zustand; dass er Platz für ein Gebet hat, denn dann hat er Platz für einen Mangel. Dann kann er beten, dass der Schöpfer seinen Mangel füllen wird und dann kann er durch die Stufen der Heiligkeit aufsteigen. 2) Der Weg des Glaubens, der Ganzheit bedeutet, dass er von hier aus den Schöpfer loben und Ihm danken kann, und dann kann er in Freude sein.

Texte für Rosh HaShana: Bedeutung von Rosh HaShana

Der spirituelle Aufstieg vollzieht sich von dem Empfangen für sich hin zum Geben an die anderen, was als „Glaube über dem Verstand” bezeichnet wird. Es bedeutet, dass man das Geben dem Empfangen vorzieht und Genuss vom Geben empfängt.

Man muss Begeisterung und Freude verspüren, weil man sich über seinen Egoismus erheben kann und nicht mehr darauf achtet, welchen Gewinn man daraus hat. Doch man braucht dazu das Licht und die Kraft, um in sich eine solche Veränderung zu vollziehen.

Das bedeutet: „Ich zu meinem Geliebten und der Geliebte zu mir”, wenn die Allgemeine Kraft und ich einander zu verstehen beginnen. Ich verstehe, warum der Schöpfer mein Leben leer erscheinen lässt und mir die Möglichkeit gab, mich der Gruppe anzuschließen, um das Thema Geben zu klären.

Er leuchtet mir ein wenig, als würde Er sagen: „Nimm das!”, damit ich den ersten Schritt machen kann. Doch die Umsetzung liegt bei mir. Malchut des Höheren (die Eigenschaft des Gebens) wird von meinem egoistischen Keter (Rosh, Kopf) als dunkel und leer gesehen. Doch wenn ich beschließe, mein Keter durch mein Verlangen zu geben an die Gruppe anzuheften, dann erscheint mir Malchut des Höheren nicht mehr leer – und dann hefte ich mich an sie als an eine höhere Stufe an.

Das bedeutet auch den Beginn eines neuen Weges. Der Anfang heißt Neujahr (Rosh HaShana – Haupt des Jahres), das dem Monat Elul folgt – Akronym von „Ich zu meinem Geliebten und der Geliebte zu mir”.

Aus: Laitman.de

Von hinten und vorne umfaßt du mich

Achor ve-kedem Zartani

Aus dem Buch „Pri Chacham“ (Früchte der Weisheit)

Rav Yehuda Ashlag

„Achor ve-kedem zartani“- von vorn und von hinten umfasst Du mich- d.h. sowohl in der Offenbarung als auch in der Verhüllung des Schöpfers. Denn wahrlich „herrscht Sein Königreich über allem“, und alles wird zu seiner Wurzel zurückkehren, denn „es gibt keinen Ort, der frei von Ihm wäre“ – der Unterschied besteht darin, ob in der „Gegenwart“ oder in der „Zukunft“. Denn derjenige, der dessen würdig wird, beide Welten zu vereinigen, enthüllt Seine Kleider in der „Gegenwart“, da alles Geschehende die Kleidung der Offenbarung der Schechina ist. Und das ist die „Gegenwart“; d.h. auch jetzt zieht {Er} in königlicher Kleidung aus und zeigt vor allen, dass „der Reiter nicht der Zusatz des Pferdes“ ist, keinesfalls, sondern, obwohl es äußerlich scheint, das Pferd führe den Reiter, wird doch in Wahrheit das Pferd zu keiner Bewegung anders angeregt, als wenn es die Leine und den Zügel seines Reiters spürt. Das wird „der Aufbau der Stufe von Schechina“ genannt… Und wird als das Stadium „Angesicht zu Angesicht“ bezeichnet. Weiterlesen

Einführung in die Weisheit der Kabbala

Einführung in die Weisheit der Kabbala

(Pticha le Chochmat ha Kabbala)

Rav Yehuda Ashlag

Der Schöpfungsgedanke (Machshewet haBrija) und die vier Phasen des Direkten Lichts (Dalet Bchinot von Or Yashar)

1) Rabbi Chananja ben Akashja sagt: „Der Schöpfer wollte Israel reinigen (lesakot), daher gab Er ihnen reichlich Tora und Mizwot (Gebote), so wie geschrieben steht: ‚Der Ewige ist erfreut, um Seiner Gerechtigkeit willen, die Tora groß und herrlich zu machen‘“ (Talmud, Makot 23b). Es ist bekannt, dass das Wort Sakut (Reinheit) bzw. Sechut[1] (Verdienst) von Hisdakchut (Reinigung) abstammt. Die Weisen sagten: „Die Gebote sind nur gegeben, damit sich Israel mit deren Hilfe reinigt“ (Midrash BeReshit Rabba, Parasha 44). Man muss verstehen: Weiterlesen

Texte für Rosh HaShana: Shamati 120

Ich hörte am Ende von Rosh HaShana, im Jahr 1942, in Jerusalem

Der Hintergrund des Brauches, an Rosh HaShana keine Nüsse zu essen, ist der, weil  Egos (Nuss) dem Zahlenwert von Chet (Sünde) entspricht. Und er fragte: „Entspricht Egos nicht dem Zahlenwert von Tov (gut)?“ Und er sagte, dass Egos den Baum der Erkenntnis von Gut und Böse meint.

Und bevor man nicht aus Liebe bereut, ist Egos in ihm noch immer eine Sünde.

Und für denjenigen, der bereits der Reue durch Liebe würdig wurde, werden seine boshafte Vergehen zu unabsichtlichen Fehlern. Folglich wurde sein Chet zu Tow, und dann darf er bereits Nüsse essen. Deswegen muss man darauf achtgeben, Dinge zu essen, in denen es keinerlei Andeutung auf die Sünde gibt, welche als Baum des Lebens gelten. Die Dinge aber, welche den Zahlenwert von Chet (Sünde) aufweisen, deuten auf den Baum der Erkenntnis von Gut und Böse.