Körper und Seele

Rav Yehuda Ashlag

Bevor ich an die Erläuterung dieses erhabenen Themas gehe, ist es wichtig zu unterstreichen, dass es unmöglich erscheint dies einem menschlichen Verstand zu erklären, ohne jene abstrakten philosophischen Begriffe zu benützen, die normalerweise bei Erklärungen dieser Art üblich sindtrotzdem stößt die Kabbala jeden Studierenden von der abstrakten Philosophie und allem, was mit ihr in Verbindung steht, weg, und neigt ihn der reinen Wissenschaft zu, die über Präzision verfügt, gemäß der einfachen Erkenntnis praktischer Handlungen.

Und wenn im Weiteren philosophische Begriffe benützt werden, so nur, um den Unterschied aufzuzeigen zwischen dem, wie hoch sich der menschliche Verstand erheben kann, und den Erkenntnissen eines Kabbalisten, der über eine praktische Basis verfügt.

Zur Erläuterung des wahren Sinns der Begriffe „Körper“ und „Seele“ ist es notwendig, sich von allen benützten Begriffen zu befreien, die in den Massen Wurzeln geschlagen haben und hauptsächlich den abstrakten Theorien entnommen sind, da in ihnen der Sinn der Kabbala fern vom Ziel liegt. Weiterlesen

Der handelnde Geist

Rav Yehuda Ashlag

Es steht geschrieben, dass jeder Mensch verpflichtet ist, die Wurzel seiner Seele zu erreichen. Das bedeutet, dass das angestrebte Ziel des erschaffenen Wesens die Anhaftung [Dwekut] an Seine Eigenschaften ist, wie es geschrieben steht: „Und an Ihm zu kleben.“ Unsere Weisen interpretierten, dass dies die Dwekut an Seine Eigenschaften ist: „So wie Er barmherzig ist, so sei auch du barmherzig“ usw… Seine Eigenschaften sind die heiligen Sefirot. Und dies ist der handelnde Geist, der Seine Welt lenkt und durch den Er ihnen seine Gaben und seine Güte zuteilt.

Wir müssen verstehen, warum dies „Dwekut an den Schöpfer“ genannt wird, denn es scheint ein bloßes Lernen zu sein. Ich werde es mit einer Allegorie erklären: In jeder Handlung in der Welt steckt der Intellekt (Geist, Verstand) des Handelnden. Wie bei einem Tisch, an dem man die Größe des Intellekts und die Sorgfalt des Schreiners in dieser Kunst erkennen kann, ob viel oder wenig. Das ist so, weil er ihn während seiner Arbeit mit seinem Intellekt und den Eigenschaften seines Geistes gebaut hat. Und wer die Handlung betrachtet und über den darin verborgenen Intellekt nachdenkt, der ist im Augenblick der Handlung mit dem Geist des Handelnden verbunden, das heißt, sie sind wirklich vereint.

Denn in der Tat gibt es keine Entfernung oder Trennung zwischen spirituellen Objekten, und selbst wenn sie als getrennte Körper wahrgenommen werden, kann ihre geistige Komponente nicht getrennt werden. Denn mit welchem Messer kann man das geistige so schneiden, dass es getrennt bleibt?

Aber der Hauptunterschied zwischen spirituellen Objekten liegt in den Attributen – das heißt, ob sie lobenswert oder tadelnswert sind. Und auch die Zusammensetzung. Denn der Geist, der Astronomie studiert, wird sich nicht mit dem Geist verbinden, der Naturwissenschaften studiert. Und selbst innerhalb einer Wissenschaft gibt es viele Bestandteile. Denn selbst in ein und derselben Wissenschaft ist einer dem anderen überlegen. Und das ist die einzige Art und Weise, in der sich geistige Objekte voneinander unterscheiden. Wenn aber zwei Weise dieselbe Wissenschaft studieren und das Maß ihres Verständnisses dasselbe ist, sind sie wahrhaftig eins. Denn worin würden sie sich unterscheiden?

Wenn also einer über die Handlung eines anderen nachdenkt und den Intellekt des Weisen versteht, der sie ausführt, so wird man feststellen, dass beide im gleichen Maß an Kraft und Intellekt gemessen werden. Und nun sind sie wahrhaftig vereint – wie ein Mann, der seinen Lieblingsfreund auf dem Marktplatz getroffen hat und ihn umarmt und küsst. Und aufgrund der Einheit zwischen ihnen ist es unmöglich, den einen von dem anderen zu trennen.

Daher gilt die Regel, dass der Verstand der Menschen die geeignetste Kraft [für die Kommunikation] zwischen dem Schöpfer und seinen Geschöpfen ist. Er wird als Medium betrachtet. Das heißt, dass Er einen Funken dieser Kraft erschaffen hat, und durch diesen Funken kehrt alles zu Ihm zurück.

Es heißt: „Du hast alle Dinge in Weisheit erschaffen „, das heißt, Er hat die ganze Welt durch Seine Weisheit erschaffen. Und deshalb verschmilzt derjenige, der die Ehre hat, die Art und Weise zu verstehen, wie Er die Welt und ihre Systeme erschaffen hat, mit dem Geist, der sie erschafft, und es stellt sich heraus, dass er mit dem Schöpfer verschmilzt.

Und das ist die Bedeutung der Tatsache, dass die Tora alle Namen des Schöpfers im Zusammenhang mit den Geschöpfen darstellt. Denn mit ihrer Hilfe begreift das Geschöpf den Geist, der alles erschafft – denn bekanntlich blickte der Schöpfer bei der Erschaffung der Welt in die Tora – und das Leuchten, das der Mensch durch die Schöpfung begreift, verbindet sich ständig mit diesem Geist. Es stellt sich heraus, dass er mit dem Schöpfer verschmilzt.

Und von hier aus wird klar, warum der Schöpfer uns das Werkzeug Seiner Arbeit gezeigt hat; müssen wir Welten erschaffen? Und aus dem Gesagten können wir schließen, dass der Schöpfer uns den Lauf seiner Gedanken gezeigt hat, damit wir wissen, wie wir uns an ihn binden können. Und das wird so genannt: „Verschmelze mit Seinen Eigenschaften“.

überarbeitet, EY, 7.1.2024

Dies ist für Yehuda

Rav Yehuda Ashlag

(aus einem Kommentar zur PessachHaggada)

„Das Brot, welches unsere Väter im Land Ägypten aßen.“ Die Mizwa des Essens der Maza[1] wurde den Kindern Israels bereits vor dem Verlassen Ägyptens gegeben und bezieht sich auf den bevorstehenden Exodus, der in aller Eile stattfand. Daraus folgt, dass ihnen die Mizwa vom Maza-Essen noch während ihrer Sklaverei gegeben wurde, während das Ziel dieser Mizwa sich auf die Zeit der Erlösung bezog, da sie in aller Eile geflüchtet waren.

Darum erinnern wir uns sogar noch heute gerne an das Maza-Essen in Ägypten, da wir uns auch wie Sklaven in einem fremden Land befinden. Auch beabsichtigen wir, mit der Mizwa des Maza-Essens die Erlösung, die bald, in unseren Tagen, geschehen wird, zu erlangenAmen. Genauso wie sie unsere Väter in Ägypten aßen. Weiterlesen

Shamati 225 Sich selbst erheben

Ich hörte

Es ist unmöglich, sich selbst über seinen eigenen Kreis zu erheben. Folglich ist der Mensch verpflichtet, von seiner eigenen Umgebung zu saugen. Und er hat keinen anderen Rat außer dem Weg der Tora und vielen Anstrengungen.

Wenn der Mensch für sich selbst eine gute Umgebung wählt, erspart er sich demzufolge Zeit und Anstrengung, da er entsprechend seiner Umgebung geformt wird, also ihr folgt.

Materie und Form in der Wissenschaft Kabbala

Rav Yehuda Ashlag

Die Wissenschaft wird im Ganzen in zwei Teilgebiete aufgeteilt: Das erste ist die Erkenntnis der Materie und das zweite die Erkenntnis der Form. Das bedeutet, dass in der uns umgebenden Wirklichkeit nichts existiert, in dem man nicht Materie und Form erkennen könnte. Zum Beispiel ein Tisch. Er hat eine Materie aus Holz und eine Formdie Form eines Tisches. Und die Materie, also Holz, ist Träger einer Form, nämlich der eines Tisches. Genauso bei dem Wort „Lügner“: Es hat als Materie den Menschen und eine Form„Lügner“, so ist die Materie der Mensch, Träger der Form „Lügner“. Und so ist es in allem.

Ähnlich dazu wird auch die Wissenschaft, welche die Wirklichkeit untersucht, in zwei Teilgebiete unterteilt:

  • die Erforschung der Materie und
  • die Erforschung der Form.

Das Teilgebiet der Wissenschaft, das die Eigenschaften der in der Realität existierenden Materie untersucht (die reine Materie ohne deren Form sowie die Materie gemeinsam mit deren Form), gehört zur „Erkenntnis der Materie“. Diese Erkenntnis hat eine empirische Basis, das heißt, sie ist auf Beweisen und Gegenüberstellungen von Ergebnissen praktischer Versuche begründet, die sie als glaubwürdige Basis für wahre Schlussfolgerungen akzeptiert. Weiterlesen

Vorwort zum Buch Panim Meirot uMasbirot

Vorwort zum Buch Panim Meirot uMasbirot[1]

Rav Yehuda Ashlag

1) Im Traktat „Ukzin“ heißt es: „Der Schöpfer fand kein besseres Mittel, welches fähig wäre, den Segen für Israel festzuhalten, als den Frieden.“ Es heißt: „Der Schöpfer wird Seinem Volk Kraft geben, indem Er es mit Frieden segnet.“ Und hier gilt es vielerlei nachzuvollziehen: Wo ist bewiesen, dass es für Israel nichts Besseres gibt als den Frieden? Im Gesagten ist erklärt, dass der Frieden ein Segensspruch an sich ist, wie es geschrieben steht: „Es wurde Kraft gegeben und der Segen des Friedens.“ Sollte man nicht ihren Worten folgend sagen: „Es wurde der Frieden gegeben?“ Warum wurde dieser Artikel zum Abschluss der sechs Bücher des Talmuds verfasst? Und auch gilt nachzuvollziehen, was die Worte „Frieden“ und „Kraft“ bedeuten und was deren Herkunft ist.

Um den wahren Sinn dieses Artikels zu erklären, werden wir viel Zeit brauchen, da es unmöglich ist, die Tiefe des Herzens der Weisen der Agada (Legende) zu erkennen. Das bedeutet, dass alles, was mit der Tora und den Mizwot (Geboten) in Verbindung steht, über einen offenen und über einen verborgenen Sinn verfügt, wie es heißt: „Goldene Äpfel in Silber gehülltvon ihrem Wesen sollst du sprechen.“ Doch die Halachot (Gesetze) gleichen ausgezeichnetem Wein. Wenn du deinem Freund einen Silberkrug mit Wein als Geschenk überreichst, dann ist sowohl das Innere als auch das Äußere wichtig, denn der Krug an sich hat auch einen Wert, genauso wie der Wein in ihm. Weiterlesen

Vorwort zum Buch Sohar

Vorwort zum Buch Sohar (aktualisierte Übersetzung)[1]

Zum Hörbuch Teil 1, Zum Hörbuch Teil 2

Rav Yehuda Ashlag

  1. Die Tiefe der Weisheit der Lehre, die im Buch Sohar eingeschlossen ist, ist mit tausend Schlüsseln verschlossen. Und die menschliche Sprache ist arm und dürftig und kann uns nicht als eine würdige und ausreichende Ausdrucksweise erscheinen, um den vollen Sinn auch nur eines Satzes aus dem Buch Sohar in seiner Ganzheit zu vermitteln. Und die Erklärungen, die ich mache, sind nichts anderes als eine Leiter, um dem Studierenden zu helfen, zu den Höhen des Gesagten aufzusteigen und das im Buch selbst Dargelegte zu sehen und zu studieren. Somit hielt ich es für notwendig, den Interessierten vorzubereiten, ihm den Weg zu weisen sowie zuverlässige Definitionen zu geben, hinsichtlich dessen, wie man dieses Buch verstehen und studieren soll. Weiterlesen

Verhüllung und Enthüllung des Angesichts des Schöpfers, Teil 1 und 2

Verhüllung und Enthüllung des Angesichts des Schöpfers, Teil 1

Rav Yehuda Ashlag

ERSTE VERHÜLLUNG

Sein Angesicht ist nicht offenbart, der Schöpfer verhält sich ihm gegenüber nicht entsprechend Seinem Namen, der „der Gute und Gutes Tuend ist“, sondern verhält sich entgegengesetzt, denn er empfängt Leiden von ihm oder hat mangelndes Einkommen und hat viele Gläubiger, die ihm sein Leben verbittern und er ist voller Probleme und Sorgen den ganzen Tag. Oder er leidet an Krankheiten und ist in den Augen andere Geschöpfe nicht geschätzt. Keines der Vorhaben, die er anfängt, kann er zu Ende bringen. Und er befindet sich den ganzen Tag in seelischer Unzufriedenheit.

Auf diese Weise sieht der Mensch natürlich nicht das gute Angesicht des Schöpfers. Selbstverständlich glaubt er daran, dass es der Schöpfer ist, der ihm diese Dinge antut – entweder als Bestrafung für Sünden, die er begangen hat oder um ihn am Ende zu belohnen, so wie geschrieben steht: „Wen der Ewige liebt, den weist er zurecht. Gerechte beginnen ihren Weg mit Leiden, da der Schöpfer ihnen letztendlich großen Frieden geben will.“ Er wird nicht sagen, dass ihm all dies durch blindes Schicksal und von Natur aus widerfährt, ohne jeglichen Grund und Bedeutung. Sondern er stärkt sich im Glauben, dass es der Schöpfer mit seiner Lenkung war, der all das für ihn verursachte, dementsprechend sieht er natürlich die Rückseite (Achoraim) des Schöpfers.

ZWEITE VERHÜLLUNG

Die zweite Verhüllung, die in den Büchern als „Verhüllung innerhalb der Verhüllung“ bezeichnet wird, bedeutet, dass er nicht einmal die Rückseite des Schöpfers sieht. Stattdessen sagt er, dass der Schöpfer ihn verlassen habe und nicht mehr länger über ihn wache, und er führt all die Leiden, die er empfängt, auf blindes Schicksal und die Natur zurück. Und das, weil die Wege der Vorsehung in seinen Augen so komplex geworden sind, dass sie ihn zur Verleugnung führen.

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Freundesliebe

Rav Yehuda Ashlag

Und hinsichtlich dessen, was du geschrieben hast, dass du mich über das Exil in Ägypten informierst, denke ich, dass du weiteres Studium benötigst. „Und sie klagten und ihr Aufschrei wegen der Arbeit stieg auf zu Gott.“ Dann: „und Gott wusste.“ Ohne die Kenntnis Gottes im Exil ist die Erlösung unmöglich. Des Weiteren ist die Kenntnis des Exils an sich der Grund für die Erlösung. Wie kannst du es folglich wünschen, mich zur Zeit der Erlösung zu informieren?

Die Wahrheit zeigt ihren Weg, dass der Betrübte sein Leid verkündet, und er kann es nicht verstecken oder zurückhalten. Tatsächlich fühle ich euch alle, dass in allen von euch das „Heute“ mit dem „Morgen“ ersetzt wurde und anstatt „jetzt“ sagt ihr „später“. Es gibt keine Heilung dafür, außer der Anstrengung, den Fehler und die Verdrehung zu verstehen, dass nur die, die heute Erlösung brauchen, vom Schöpfer erlöst werden. Und die, die bis morgen warten können, werden ihren Verstand – Gott behüte – nach ihren Jahren erreichen.

Und dies geschah euch wegen eurer Nachlässigkeit in meiner Bitte, euch in der Freundesliebe anzustrengen, da ich euch auf jede mögliche Weise erklärt habe, dass dieses Heilmittel ausreichend ist, um jeden eurer Mängel zu erfüllen. Und wenn ihr nicht in den Himmel aufsteigen könnt, so habe ich euch Wege auf der Erde gegeben, und warum habt ihr in dieser Arbeit überhaupt nichts hinzugefügt?

Und neben dem großen darin verborgenen Heilmittel sollt ihr wissen, dass es viele Funken der Heiligkeit in jedem Menschen in der Gruppe gibt. Und wenn ihr wie Brüder, mit Liebe und Freundschaft, alle Funken der Heiligkeit an einem Platz versammelt, so werdet ihr sicherlich eine sehr hohe Stufe der Heiligkeit erlangen (…).

Einheit von Freunden

Rav Yehuda Ashlag

Tuet was in euren Kräften steht und die Erlösung Gottes ist wie ein Augenzwinkern. Die wichtigste Sache, die heute vor euch liegt, ist die Einheit der Freunde. Bemüht euch darin mehr und mehr, da dies für all die Mängel aufkommen wird.

Es steht geschrieben: „Ein Schüler, der ins Exil geht; sein Rav wird mit ihm ins Exil geschickt.“ Unsere Weisen waren verwirrt: Wie können Leiden auf eine solche Weise die Tora und die Arbeit des Schülers beherrschen, dass sie ihn davon abhalten, sich in der Herrschaft Gottes zu befinden, und speziell dann, wenn er sich bereits an einen authentischen Rav angeheftet hat?

Und sie erklärten, dass wenn der Schüler absteigt, ihm das so erscheint, dass sein Rav mit ihm ebenfalls abgestiegen wäre. Und weil das so ist, ist es tatsächlich so. Das heißt, dass er nicht mehr in der Lage ist, von seinem Rav Genuss zu erhalten, sondern nur in solch einem Ausmaß, wie er das in seinem Herzen voraussetzt. Folglich hat er in dem Umfang, wie er ihn also bemisst, nur einen niedrigen und geringwertigen Rav. Und so schickt man seinen Rav mit ihm ins Exil.

Der Anfang des Ägyptischen Exils und der Versklavung beginnt mit den Worten: „Und es erhob sich ein neuer König über Ägypten, der Josef nicht kannte.“ Dies bedeutet, dass sich eine neue Herrschaft in jedermanns Verstand offenbarte, eine neu erhobene Herrschaft, da sie von ihrer vorigen Stufe gefallen sind, wie es geschrieben steht: „Ein Schüler, der ins Exil geht; sein Rav wird mit ihm ins Exil geschickt.“ Folglich kannten sie Josef nicht, das heißt, dass sie ihn nicht erfassten, sondern nur in dem Umfang erreichten, wie sie es in ihren Herzen voraussetzten.

Aus diesem Grunde bildeten sie Josefs Abbild auf die gleiche Weise ab, wie sie selbst waren. Und aus diesem Grunde kannten sie Josef nicht und die Versklavung begann. Ansonsten würde sie der Gerechte sicherlich beschützen, und kein Exil und keine Versklavung wären ihnen bereitet worden.

Der Frieden

Rav Yehuda Ashlag

Eine wissenschaftliche Erforschung des Nutzens und der Notwendigkeit der Arbeit des Schöpfers auf empirischer Basis

„Da werden die Wölfe bei den Lämmern wohnen und die Panther bei den Böcken lagern. Ein Knabe wird Kälber und junge Löwen und Mastvieh miteinander treiben (…) Und es wird sein an jenem Tage, wenn der Schöpfer zum zweiten Mal seine Hand ausstrecken wird, um diejenigen aus Seinem Volk zurückzuführen, die in Assyrien und in Ägypten geblieben sind, in Pathros und in Kush, in Ejlam und Shinear, in Chamat und auf den Inseln der Meere“ (Jesaja, 6.11)

Es sagte Rabbi Shimon ben Chalafta: „Der Schöpfer hielt es nicht für notwendig, Israel einen anderen Segen zu geben als den Frieden, wie es heißt: ‚Und Gott gab Seinem Volk Kraft, indem Er es mit Frieden segnete.‘“

(Babylonischer Talmud, Traktat Ukzin).

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Verbindung der Eigenschaften von Rachamim und Din

Rav Yehuda Ashlag

Das Wichtigste an der Arbeit ist die Wahl, das heißt „und Du wähltest das Leben“ was in der Dwekut (Anheftung) liegt, welche der Aspekt von liShma (um der Tora willen) ist. Dadurch wird man der Bindung an das Leben aller Leben würdig.

Doch in der Zeit, in der die Vorsehung offenbart ist, gibt es keine freie Wahl. Daher erhob der Höhere Malchut, welche Midat haDin (Eigenschaft des Gerichts) ist, zu Ejnaim (Augen), wodurch eine Verhüllung geschaffen wurde; das heißt, es wurde für den Niederen deutlich, dass es im Höheren einen Mangel gibt und dass es dort nicht Gadlut (Größe) im Höheren gibt. In diesem Zustand werden die Eigenschaften des Höheren in dem Niederen eingelegt und sind daher mangelhaft.

Es folgt, dass diese Kelim (Gefäße) eine Angleichung mit dem Niederen haben; das heißt, so wie der Niedere keine Lebenskraft hat, so gibt es auch keine Lebenskraft in den höheren Eigenschaften. Das heißt, er [der Mensch] hat keinen Geschmack in der Tora und in den Geboten, welche ohne Lebenskraft sind.

In diesem Zustand gibt es einen Platz für die freie Wahl; das heißt, der Niedere muss sagen, dass all diese Verhüllung, die er fühlt, daher kommt, dass sich der Höhere zugunsten des Niederen eingeschränkt hat. Das nennt man: „Wenn Israel im Exil ist, ist die Göttlichkeit mit ihnen“. Daher sagt einer, egal welchen Geschmack er schmeckt, dass es nicht sein Fehler sei, dass er den Geschmack der Lebenskraft nicht schmeckt, und seiner Ansicht nach gebe es keine wirkliche Lebenskraft im Höheren.

Und wenn der Mensch sich überwindet und sagt, dass der bittere Geschmack, den er in dieser Nahrung vorfindet, nur daher rührt, dass er keine passenden Kelim (Gefäße) des Empfangens hat, um die Fülle zu erhalten, weil seine Gefäße zum Empfangen und nicht zum Geben sind; und wenn er bedauert, dass sich der Höhere verhüllen musste, damit der Niedere Platz für Lashon haRa (üble Nachrede) hat, was der Aspekt der Erhebung von MaN (Gebet) bedeutet, welches der Niedere erhebt, so erhebt der Höhere sein ACHaP. Und „erheben“ bedeutet, dass der Höhere dem Niederen die Pracht und den Genuss zeigen kann, welche in den Kelim von ACHaP sind, die der Höhere offenbaren kann. Wenn dem so ist, so erhöht der Höhere in Bezug auf den Niederen dessen Galgalta we Ejnaim (GE) des Niederen, indem der Niedere den Vorzug des Höheren erkennt. Es folgt, dass der Niedere zusammen mit dem ACHaP des Höheren aufsteigt.

Wenn dann der Niedere die Größe des Höheren sieht, wächst er dadurch selber. Doch anfangs ist der Niedere würdig, nur Katnut (Zustand der Kleinheit) zu empfangen. Und wenn Gadlut (Größe) im Höheren hervortritt, so tritt eine Unstimmigkeit zwischen der Rechten und Linken Linie auf, das heißt zwischen dem Aspekt des Glaubens und dem Aspekt des Wissens.

Doch auch der Höhere verringert sich später durch den Niederen, was als Massach de Chirik bezeichnet wird. Das heißt mit anderen Worten: damit der Niedere die Stufen des Höheren erhalten kann – damit der Niedere den Aspekt des Wissens nur im Maß seines Glaubens und nicht darüber erhält – so bedeutet dies, dass der Niedere die Linke Linie des Höheren einschränkt. Das bedeutet, dass der Niedere die Ursache ist. Und dann kann der Niedere existieren, weil er aus dem Aspekt des Wissens und Glaubens besteht.Dies nennt man „Drei Linien“, und dadurch erlangt der Niedere Vollkommenheit.

Baal HaSulam, Brief 38, Das Wichtigste ist die Anstrengung

Rav Yehuda Ashlag, aus dem Jahr 1927

Mein lieber Sohn Baruch,

ich habe deinen Brief erhalten, und ich gratuliere dir zur Semicha (Rabbiner Weihe), die du erhalten hast. Dies war die erste Mauer, die deinen Weg vorwärts blockierte. Ich hoffe, dass du von diesem Tag an erfolgreich bist und täglich stärker wirst, bis du den Königspalast betrittst.

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Baal HaSulam, Brief 19, Der Schöpfer ist dein Schatten

komplett überarbeitet, EY, 31.07.2024

Brief 19

Vorabend von Rosh HaShanah, 1926, London

 

An meinen ehrwürdigen Freund und Schüler …, möge sein Licht strahlen, und an alle Freunde, möge der Herr über sie wachen.

Ich habe alle deine Briefe erhalten, und möge der Wille des Schöpfers ihnen wohlgesinnt sein. Doch es steht geschrieben: „Erkenne den Gott deines Vaters und diene Ihm.“ „Erkenne“ bedeutet Wissen, denn der Seele geht es ohne das Wissen des Schöpfers nicht gut. Das heißt, jemand, der danach strebt und sich danach sehnt, dem Schöpfer zu dienen, weil er eine Seele besitzt, aber den Schöpfer nicht erkennt, ist nicht gut.

Obwohl er eine Seele besitzt, ist er nicht von sich aus in der Lage, den Schöpfer zu erkennen, bis „ein Geist“ von oben auf ihn herabkommt. Er muss jedoch sein Gehör öffnen, um die Worte der Weisen zu hören und ihnen vollständig zu vertrauen.

Es steht in der Schrift: „Nur Güte und Gnade werden mir folgen, alle Tage meines Lebens.“ Wie dein heiliger Vorfahr, der Baal Shem Tov, es erklärte: „Der Schöpfer ist dein Schatten.“ Das bedeutet, so wie der Schatten den Bewegungen des Menschen folgt und alle seine Neigungen den Neigungen des Menschen entsprechen, so folgt auch der Mensch den Bewegungen des Schöpfers. Das bedeutet, dass, wenn die Liebe zum Schöpfer in ihm aufkommt, er verstehen wird, dass der Schöpfer intensiv nach ihm verlangt. Dies ist die Bedeutung von Rabbi Akiva: „Glücklich seid ihr, Israel, vor wem ihr euch reinigt und wer euch reinigt,“ und verstehe dies.

Am Anfang der Annäherung des Menschen wird ihm eine wechselnde Seele gegeben, das heißt, der Schöpfer erweckt sich bei jeder Gelegenheit, die von der Seite des Menschen entsteht, in großer Sehnsucht und dem Wunsch, sich mit ihm zu vereinen. Davon spricht der Dichter König David: „Nur Güte und Gnade werden mir folgen, alle Tage meines Lebens,“ denn König David ist die kollektive Seele ganz Israels, und daher strebte er immer nach wahrer Vereinigung mit dem Schöpfer und sehnte sich danach.

Man muss jedoch in seiner Seele erkennen, dass der Schöpfer den Menschen in genau dem Maße anstrebt, in dem der Mensch den Schöpfer anstrebt. Und er darf dies, Gott bewahre, nicht vergessen, selbst in der größten Sehnsucht. Wenn man sich daran erinnert, dass der Schöpfer mit derselben Intensität wie er selbst danach strebt, sich mit ihm zu vereinen, wird der Mensch immer in Sehnsucht und Verlangen von Erfolg zu Erfolg gehen, in einer ununterbrochenen Vereinigung, die die vollständige Perfektion der Kraft der Seele darstellt, bis er sich der Rückkehr in Liebe würdig erweist. Das heißt, „das Waw kehrt zum Hej zurück“, was die Vereinigung von dem Schöpfer und seiner Schechina (göttliche Präsenz) bedeutet.

Jedoch befindet sich die Seele ohne Wissen und Erkenntnis ihres Schöpfers in einem großen Fall – nachdem die Sehnsucht bis zu einem bestimmten Maß zugenommen hat. Denn dem Menschen scheint es, dass der Schöpfer ihn, Gott bewahre, zurückweist. Welche Schande und Schmach, dass er nicht nur das Maß seines Strebens und seiner Sehnsucht nicht vollendet, um sich mit ewiger Liebe zum Schöpfer zu erfüllen, sondern auch in die Eigenschaft „der Zornige trennt den Einen“ fällt, da es ihm scheint, dass nur er nach dem Schöpfer strebt, sich sehnt und zu Ihm drängt. Und er glaubt nicht den Worten der Weisen, dass auch der Schöpfer in genau demselben Maße nach dem Menschen strebt, sich nach ihm sehnt und ihn begehrt.

Und was können wir tun, um denen zu helfen, in deren Herzen der Glaube an die Weisen noch nicht verankert ist? „Und aus meinem eigenen Fleisch erblicke ich Gott“, weil ich euch schon oft bewiesen habe, dass „alles, was in dieser Welt geschieht, ‚Buchstaben‘ (Otiot) sind, die der Mensch an die richtige Stelle im Spirituellen übertragen muss, da es dort keine Buchstaben gibt.“

Doch im Geheimnis des Zerbrechens der Gefäße wurden alle Buchstaben auf die physischen Verhaltensweisen und Schöpfungen übertragen. Wenn der Mensch sich vervollkommnet und seine Wurzel erreicht, ist er gezwungen, diese Buchstaben selbst zu sammeln, eine nach der anderen, und sie zu ihrem Ursprung in die Heiligkeit zurückzubringen. Dies ist das Geheimnis „er neigt sich selbst und die ganze Welt zur Seite des Verdienstes.“ Und das Thema „die Vereinigung von dem Schöpfer und seiner Schechina“, die der Mensch durch das Erfüllen seines Maßes in Sehnsucht und Verlangen bewirkt, ist genau wie die untere Vereinigung, die bei der Geburt eines physischen Körpers gilt, die auch notwendigerweise aus einem vorherigen Grund, das heißt der Erregung, resultiert. Das bedeutet, ein gewisses Maß an Sehnsucht und Verlangen, das in der physischen Sprache als „Erregung“ bezeichnet wird. Dann wird auch sein Same gesegnet sein, denn er wird wie ein Pfeil geschossen, in „Seele“, „Jahr“ und „Welt“. Das ist das Geheimnis, wie die Umkehr aussieht: zur gleichen Zeit, am gleichen Ort und mit derselben Frau. Denn das untere Hej umfasst Seele, Jahr und Welt.

„Seele“ ist das Maß an Sehnsucht und Verlangen. „Jahr“ ist die Zeitspanne der Begegnungen, denn eine vollständige Verbindung hat das vollständige Maß, die „Krone zu ihrem ursprünglichen Zustand“ zurückzubringen, das heißt, wie die Verbindung in ihrer Wurzel war, bevor sie in die physische Welt kamen. Doch der Mensch ist nicht sofort bereit für die hohe Verbindung, die als vollständige Verbindung bezeichnet wird. Sondern „nur Güte und Gnade werden mir folgen“, wie oben erwähnt. Daher beginnt er die Begegnung im Sinne des gesagten: „Der Gerechte leidet“, dass der Schöpfer seine Anhaftung nicht will, und deshalb schmeckt er in der Sehnsucht und dem Verlangen nicht die Liebe, die für „diese Sache“ und „diesen Ort“ notwendig ist. Er befindet sich im Zustand des Leidens, worüber geschrieben steht: „Leiden verwandeln sich künftig in Genuss.“

Aber „was der Verstand nicht tut, tut die Zeit“, denn der Schöpfer zählt alle seine Begegnungen und fügt sie zu dem vollständigen Maß zusammen, das im Maß der Erregung am vorgesehenen Tag liegt. Das ist die Absicht des Dichters: „„Erwecke und blase das Shofar (Horn), um alle Übeltäter zu vernichten!“ Denn „Tkija“(das Blasen des Shofar) ist das Ende der Verbindung, worüber gesagt wird: „Einführung in den Ort des Vereinigung“, was das Geheimnis der Verbindung von dem Schöpfer und seiner Shechina von oben nach unten ist, bevor die Seele in die Reinkarnationen dieser Welt eingekleidet wurde. Und später, in der Zeit der Vorbereitung des Menschen, um zu seiner Wurzel zurückzukehren. Dann bewirkt er nicht sofort eine vollständige Verbindung, sondern beginnt die Begegnungen, was das Geheimnis ist: der Grad der Seele, im Geheimnis von der Seite der Ofanim (Räder), die mit all ihrer Kraft in Zittern und Angst der heiligen Shechina folgen, bis sie sich ständig um diese Achse drehen, Tag und Nacht, und niemals schweigen, wie es in den Büchern steht, im Geheimnis der Ofanim. Und solange sich seine Seele im Grad der Seele vervollkommnet, nähert er sich weiter. So vermehren sich seine Sehnsüchte und sein Leid, denn die starke Sehnsucht, die nicht erfüllt wird, hinterlässt großes Leid, gemäß dem Maß seiner Sehnsucht.

Das ist das Geheimnis von „Erweckung“ (Trua), und der Dichter lehrt uns und sagt: „Erwecke“, das heißt, du machst Begegnungen in der heiligen Schechina. „Und rufe“, daher bewirkst du großes Leid, das seinesgleichen nicht kennt, im Geheimnis des „Seufzens“, denn wenn der Mensch leidet, was sagt die Shechina usw.? Warum tust du das? Es ist, um „alle Übeltäter zu vernichten“. Denn „die Gerechtigkeit des Gerechten wird ihn nicht retten am Tag seines Vergehens“. Und dem, der die Geheimnisse kennt, ist das Maß des Verlangens im Herzen des Menschen nach Seiner Nähe, das noch unterbrochen werden kann, bekannt. Daher vermehrt Er seine Begegnungen, das heißt, die Anfänge der Verbindungen. Wenn der Mensch Seiner Stimme im Geheimnis „der Schöpfer ist dein Schatten“ folgt, wie oben erwähnt, dann fällt und sinkt er nicht wegen der Zunahme des Leids durch die Begegnungen, denn er sieht und hört, dass auch die heilige Shechina wegen der zunehmenden Sehnsüchte in demselben Maß leidet. Dadurch wird er immer stärker, von Mal zu Mal, mit größerer Sehnsucht, bis er den Punkt seines Herzens vervollkommnet, mit vollkommenem Verlangen, in einer starken Verbindung, die nicht wankt.

Es ist wie Rabbi Shimon bar Yochai in der Idra sagte: „Ich bin meinem Geliebten, und mein Geliebter sehnt sich nach mir. Alle Tage, die ich in dieser Welt verbunden war, war ich mit einem Band mit dem Heiligen, gelobt sei Er, verbunden, und deshalb sehnt Er sich jetzt nach mir“. Das bedeutet, „bis derjenige, der die Geheimnisse kennt, bezeugt, dass er nicht mehr zu seiner Torheit zurückkehrt“, und daher verdient er es, auf ewig das Hej zum Waw zurückzubringen. Das heißt, der Abschluss des Beischlafs und das „Einsetzen der Krone in ihren ursprünglichen Zustand“, was das Geheimnis des „großen Shofarschalls“ ist.

Und all dies durch die Kräfte und Vorzüge der Erweckungen (Truot), denn sie haben alle Übeltäter vernichtet und werden nicht mehr zu ihrer Torheit zurückkehren. Dann verdient er die vollständige Erkenntnis, in einer ununterbrochenen Vereinigung, im Geheimnis des „Erkennens“. Und er erkennt, dass all die Schwierigkeiten, die er durch die vielen Jahre erlebt hat, nur zum Erkennen dienten, und das ist das Geheimnis von „in jener Zeit“, das heißt, „bekannt dem, der die Geheimnisse kennt“, dass die Zeiten ihm die oben genannte Kraft verliehen haben, in seiner Gerechtigkeit für die Ewigkeit zu bestehen.

„Und an diesem Ort“, was das Geheimnis der „Rückkehr der Krone in ihren ursprünglichen Zustand“ ist, wie sie vor ihrer Verminderung war, wie ihr schon oft von mir gehört habt, dass der Schöpfer keine Neuerungen zur Zeit der endgültigen Erlösung macht, wie die Narren denken, sondern „und ihr werdet alten, alten Vorrat essen“, das heißt, bis er sagt, ich will. Und das ist für den Verstehenden genug.

„Und mit jener Frau“, denn „trügerisch ist Anmut und nichtig die Schönheit, eine gottesfürchtige Frau wird gepriesen“. Das bedeutet, dass während der Vorbereitung Anmut und Schönheit als das Wesentliche der Vollkommenheit erscheinen, nach der er sich dann sehnt und verlangt. Aber zur Zeit der Erlösung, „wird die Erde mit dem Wissen des Herrn erfüllt sein“, dann habe ich eine umgekehrte Welt gesehen, denn nur die Ehrfurcht und die Sehnsucht sind die eigentliche Vollkommenheit, nach der sie verlangen, und sie erkennen, dass sie sich während der Vorbereitung selbst betrogen haben. Und verstehe das. Und das ist das Geheimnis von „er ist ein Gerechter und es geht ihm gut“, das heißt, der Abschluss des Beischlafs für denjenigen, der den großen Shofarschall verdient, das ist ein vollkommen Gerechter, und beachte dies sorgfältig.

Zeige diesen Brief allen Freunden und habt meinen Segen, in die Bücher der Gerechten eingetragen zu werden.

Yehuda Leib

 

Die Sorgen überwältigen mich, und ich kann euch nicht das Maß meiner Sehnsucht nach euch vermitteln, aber mein Vertrauen in die baldige Erlösung ist stark, und ihr solltet eurerseits alles, was eure Briefe an mich behindert, so weit wie möglich beseitigen. Schreibt mir wenigstens einen langen Brief pro Woche. Glaubt mir, dass, wenn ihr mir schreibt, ihr sofort eure Antwort erhaltet. Von unserem Freund … habe ich gar nichts erhalten, und vielleicht gibt es keinen Mangel bei denen, die Ihn fürchten; auch das möge er mir mitteilen. Ich sehne mich danach, von ihm und seiner Familie alles Gute zu hören. Und mit Gottes Hilfe werden wir noch ausgiebig über vieles Gute sprechen.

Yehuda

Wenn ich mir nicht selbst helfe, wer wird mir helfen?

Rav Yehuda Ashlag, aus dem Buch „Frucht des Weisen“, Band „Briefe“, Seite 61

Baal Shem Tov sagte: „Vor dem Erfüllen eines Gebotes soll der Mensch überhaupt nicht an die Vorsehung denken, sondern soll sich im Gegenteil sagen: ‚Wenn ich mir nicht selbst [helfe], dann wird niemand mir helfen.‘ Nach der Erfüllung eines Gebotes jedoch soll er sich besinnen und glauben, dass er nicht aus seiner Kraft das Gebot erfüllte, sondern nur kraft des Schöpfers, der im Voraus alles für ihn plante, und er also gezwungen war, diese Handlung auszuführen.“

Dies ist auch die Ordnung in weltlichen Angelegenheiten, zumal das Spirituelle und das Irdische übereinstimmen. Und so muss der Mensch, bevor er auf den Markt geht, um sich sein tägliches Brot zu verdienen, die persönliche Vorsehung aus seinen Gedanken tilgen und sich selbst sagen: „Wenn ich mir nicht selbst helfe, dann wird niemand mir helfen“ und alles Notwendige tun, wie alle Menschen, um genauso wie sie sein Brot zu verdienen.

Doch abends, nachdem er nach Hause zurückkommt und seinen Lohn mitbringt, darf er keinesfalls denken, dass er dies aus eigener Kraft verdiente, sondern dass, sogar wenn er den ganzen Tag faul herumgelegen wäre, er ebenfalls an das gleiche Geld gekommen wäre, denn so hat der Schöpfer dies im Voraus geplant, und so muss es sein.

Und obwohl unser Verstand diese Dinge für widersprüchlich und inakzeptabel hält, muss doch der Mensch daran glauben, dass der Schöpfer es genau so in seiner Tora und durch jene, die sie an uns weitergaben haben, festgelegt hat.

Und das ist die Bedeutung der Vereinigung HaWaYaH – ELOKIM, wo HaWaYaH die persönliche Vorsehung bedeutet, das heißt, alles wird vom Schöpfer vollbracht, und Dieser bedarf keiner Hilfe der Bewohner von Lehmhäusern. Und der Zahlenwert von ELOKIM (Gott) entspricht dem Zahlenwert des Begriffs HaTewa (Natur), wenn der Mensch gemäß den Gesetzen der Natur handelt, die vom Schöpfer in unsere materielle Welt eingeprägt wurden, und diese Gesetze genauso wie die anderen Menschen wahrt. Und gleichzeitig glaubt er an HaWaYaH, an die persönliche Vorsehung – das heißt, er verbindet sie in sich zu einem, wodurch er seinem Schöpfer eine große Freude macht und in allen Welten Licht hervorruft.

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Brief 3, Vier betraten einen PaRDeS

korr, EY, 18.07.2024

1922, Jerusalem

An…

„Vier betraten einen PaRDeS (פרדס, Garten)…“ Denn vor der Erschaffung der Welt waren „Er und Sein Name Eins“, da die Seelen noch nicht im Aspekt der Neshamot (Seelen) waren; denn die ganze Sache des Namens bezieht sich darauf, dass, wenn sich sein Freund abwendet, er dann den Freund bei seinem Namen rufen kann, sodass er sich ihm wieder zuwendet.


Und da die Seelen vor der Erschaffung der Welt vollkommen an den Schöpfer angehaftet waren, und Er ihnen Kronen und Kränze, Ruhm, Würde und Pracht verlieh – und sogar darüber hinaus Dinge, die sie sich gar nicht gewünscht hatten, weil Er ihre Wünsche kennt und sie erfüllt. Daher ist es sicher unwichtig, einen Namen zu nennen, der sich, von jeglicher Seite her, auf ein Erwecken von unten bezieht. Und deshalb wird es als Aspekt des „Einfachen Lichts“ betrachtet, denn alles ist vollkommene Einfachheit, weshalb dieses Licht von jedem einfachen Menschen verstanden wurde, selbst von denjenigen, die noch nie eine Weisheit erblickt hatten.

Daher wurde es von den Weisen als Pshat“ – „Einfacher Wortsinn“ bezeichnet, weil es die Wurzel von allem ist. Autoren und Bücher sprechen nicht davon, weil es ein ganzheitliches, einfaches und bekanntes Konzept ist. Auch wenn in der unteren Welt, im Reshimo dieses Einfachen Lichts, zwei Teile sichtbar werden, so ist es durch die Teilung ihrer eigenen Herzen, im Geheimnis von: „Und ich bin ein glatter Mann.“ (Im Hebräischen haben „glatt“ (chalak) und „Teil“ (chelek) die gleichen Wurzelbuchstaben bzw. Schreibweise)

Und an dem Ort, von welchem wir sprechen, gibt es in jeglicher Vorstellung, die du dir vielleicht machen könntest, überhaupt keine Veränderung. Das gleicht einem König, der seinen Lieblingssohn nahm und ihn in seinen großen und schönen Garten stellte. Als der Sohn des Königs die Augen öffnete, betrachtete er nicht den Platz, an dem er stand, da sein Blick, wegen des großen Lichts im Garten, weit weg streifte, so weit wie der Osten vom Westen entfernt ist. Und er blickte nur auf die entfernten Gebäude und Paläste auf der westlichen Seite, und so wanderte er viele Tage und Monate lang, während er immer mehr über den Ruhm und die Pracht staunte, die er auf der westlichen Seite sah.

Nach einigen Monaten legte sich sein Eifer, und sein Verlangen war erfüllt, und er war satt davon, nach Westen zu schauen. Er begann zu überlegen und dachte: „Was kann sich auf dem Weg befinden, den ich zurückgelegt habe?“ Er richtete seinen Blick auf die Ostseite, die Seite, von welcher er gekommen war, und staunte! Die ganze Pracht und Schönheit waren gleich neben ihm gewesen. Er konnte sich selbst nicht verstehen, warum er das nicht gleich zu Beginn bemerkt hatte und er sich immer nur an das Licht anhaftete, welches von der westlichen Seite her geleuchtet hatte.

Und deshalb begann er ab dem Moment, nur nach dem Leuchten der östlichen Seite zu streben, bis er wieder an das Eingangstor gelangte.

Nun überlege und sage mir, welchen Unterschied es zwischen den Tagen des Eintritts und den Tagen des Austritts gibt? Denn alles, was er in den letzten Monaten erblickt hatte, hatte er doch auch zu Beginn gesehen. Doch am Anfang war es ohne Begeisterung, weil sein Herz und seine Augen nur das Licht wahrnahmen, das vom Westen ausging. Und nachdem er davon satt geworden war, wendete er sein Gesicht dem Osten zu, und er begann, seine Augen und seine Aufmerksamkeit auf das Licht zu richten, welches vom Osten kam. Doch wie hatte es sich verändert?

Jedoch nah an den Toren des Gartens, ist der Ort dafür gegeben, um die zweite Angelegenheit zu offenbaren, die von den Weisen Remes – „Andeutung“ genannt wird, wie in: „Was für Andeutungen machen deine Augen?“ Es ist wie ein König, der seinem geliebten Sohn etwas andeutet und ihn dadurch, mit dem Zwinkern des Auges, etwas ängstigt. Und obwohl der Sohn des Königs nichts versteht und nicht die innere Angst sieht, die in der Andeutung verborgen liegt, bewegt er sich dennoch, infolge seiner Anhaftung an den Vater, sofort zur anderen Seite.

Und das ist der Grund, weshalb die zweite Angelegenheit Remes genannt wird, und verstehe dies gut, weil die beiden Angelegenheiten, Pshat und Remes, in den Unteren als eine Wurzel eingeschrieben werden. Die Grammatiker schreiben, dass es kein Wort gibt, welches nicht eine Zwei-Buchstaben-Wurzel besitzt, die gleichsam als „Ursprung des Wortes“ bezeichnet wird. Denn man kann aus einem Buchstaben keine Bedeutung herausziehen; und daher bilden die Anfangsbuchstaben der Worte Pshat und Remes das Wort PaR (פר), was die Wurzel des Wortes Par Ben Bakar – „junger Bulle“ in unserer Welt ist. Und auch die Worte „Prija weRewija“ – „Empfängnis und Fortpflanzung“ kommen aus dieser Wurzel.

Dann tritt die dritte Angelegenheit in Erscheinung, welche die Weisen Drush – „Interpretation“ nennen. Bis dahin gab es keinerlei Drisha – Forderung nach etwas, wie in „Der Schöpfer und Sein Name sind Eins“. Doch in dieser Angelegenheit wird abgezogen und hinzugefügt, interpretiert und gefunden nach der Regel „Ich habe mich bemüht und gefunden“ (Yagati wemazati), wie du sicherlich weißt. Deswegen ist dieser Platz für die Unteren bestimmt, weil es dort ein Erwachen von unten gibt – im Gegensatz zum Licht des Angesichts von der Ostseite und oberhalb, welches im Sinne von „Noch bevor sie rufen, werde Ich antworten“ war – da es hier eine starke Bitte und sogar Anstrengung und Lust gab. Und das ist die Bedeutung von „Die Gräber der Lust“, und vestehe dies.

Und dann beginnt die vierte Angelegenheit, die in der Sprache der Weisen Sod – „Geheimnis“ genannt wird. In Wahrheit gleicht es Remes, wobei es in Remes aber keinerlei Bewusstsein gab. Es war vielmehr wie ein Schatten, der dem Menschen folgt. Darüber hinaus hat die dritte Angelegenheit, der Drush, es bereits eingekleidet, und verstehe dies.

Doch hier ist es wie ein Flüstern – wie bei einer schwangeren Frau…wenn man ihr leise zuflüstert, dass heute Jom Kippur (Versöhnungstag) ist, damit der Fötus nicht bewegt wird und fallen würde.

Und wir könnten sagen: „Es handelt sich doch um eine Verhüllung des Angesichts und nicht um das Angesicht!“ Denn dies ist das „Geheimnis“ der Worte: „Das Geheimnis des Ewigen ist für diejenigen, die Ihn fürchten; und Sein Bund, um es ihnen bekannt zu machen.“ Daher drehte er einige Runden bis eine flüsternde Zunge zu ihm sagte: „Er gab Teref – Nahrung an diejenigen, die Ihn fürchten.“ Und nicht Trefa – nichtkoschere Nahrung, so wie dieser Soldat höhnisch grinste. Und verstehe dies.

Du hast von dir selbst aus verstanden, und mir dies geschrieben, obwohl schüchtern und zurückhaltend, dass du ein Junggeselle bist, und dass dies nicht der angemessene Weg wäre, und dies reiche dem Verstehenden.

Nachdem der Vers in unsere Hände kam, werde ich ihn für dich erklären, da dies auch die Frage des Dichters ist: „Das Geheimnis des Ewigen ist für diejenigen, die Ihn fürchten.“ Und warum sprach er in solch einer Weise? Es ist wie die Frage unserer Weisen, bei der wir finden, dass der Text zwölf Buchstaben verdreht, um mit einer sauberen Sprache zu sprechen, wie es geschrieben steht: „Und vom Vieh, das nicht rein ist…“

Doch dein Verstand reicht nicht an den des Dichters heran, da Er den Seelen Fülle gegeben haben könnte. Und das mit einer sauberen Sprache, wie Laban es Jakob sagte: „Warum hat du dich heimlich von mir weggeschlichen, und mich bestohlen, und mir das nicht gesagt, sodass ich dich mit Freuden und Liedern hätte wegschicken können, mit einer Trommel und einer Harfe.“

Die Antwort des Dichters ist diesbezüglich: „Und Sein Bund, um es ihnen bekannt zu machen.“ Das ist die Bedeutung des Schneidens, des Entfernens, und des Bluttropfens, das heißt der individuellen dreizehn Bündnisse. Wäre das Geheimnis nicht auf diese Art gewesen, sondern in einer anderen Sprache, dann würden vier Korrekturen von den dreizehn Korrekturen von Dikna (Bart) fehlen, und es würden nur die neun Korrekturen von Dikna in Seir Anpin verbleiben. Somit würde sich Seir Anpin nicht in Arich Anpin einkleiden, wie es denjenigen bekannt ist, welche das Geheimnis von Gott kennen. Das ist die Bedeutung von: „Und Sein Bund, um es ihnen bekannt zu machen.“ Das ist auch die Bedeutung von: „Der Verdienst der Urväter endete, doch der Bund der Urväter endete nicht.“

Lass uns zu unserem Thema zurückkehren, welches die Bedeutung ist von PaR (Pshat, Remes) – PeReD (Pshat, Remes, Drush) – PaRDeS (Pshat, Remes, Drush, Sod).  Dies ist ihre Anordnung und Kombination von oben nach unten und von WaK.

Jetzt wirst du die Sache der vier Weisen verstehen, die in den PaRDeS hineingingen, also die vierte Angelegenheit, genannt Sod – Geheimnis. Denn die Unteren beinhalten die Höheren, die ihnen vorausgingen. Daher sind alle vier Angelegenheiten in der vierten Angelegenheit eingeschlossen. Und sie sind das Rechte, das Linke, die Vorderseite und die Rückseite.

Die zwei ersten Angelegenheiten, sind das Rechte (Yamin) und das Linke (Smol), das heißt PaR (Das ist die Bedeutung seiner Worte auf den Stufen des Tempelbergs: „All die Weisen Israels sind wertlos in meinen Augen.“). Sie entsprechen Ben Asarja und Ben Soma, deren Seelen von den zwei ersten Angelegenheiten, PaR, gesäugt werden.

Die zwei letzten Angelegenheiten sind die Vorderseite (Panim) und die Rückseite (Achor), und da ist Rabbi Akiwa, der in Frieden hineinging und in Frieden hinausging. Sie sagten schönerweise: „Er lehrt, dass es nötig ist, auf jeden Dorn und Stachel im Dornengeflecht des Gesetzes zu bestehen.“

Und die Rückseite (Achor) ist Elisha ben Abuja, der sich verirrte. Unsere Weisen sagten darüber „man solle keinen bösen Hund in seinem Haus aufziehen“, da dies so ist, als würde man sich verirren.

Alles, was über sie geschrieben steht „Schaute und starb“, „Schaute und wurde verletzt“, „Verirrte sich“ – wurde über diese Generation gesagt, als sie sich eng zusammen miteinander versammelten. Doch sie wurden alle korrigiert, einer nach dem anderen, wie es denjenigen bekannt ist, die das Geheimnis der Reinkarnationen kennen. Jedoch der Andere (Elisha ben Abuja) sah die Zunge von Chuzpit, dem Übersetzer, deshalb wurde gesagt „Kehrt um, unartige Kinder, außer der Andere“, und Rabbi Meir, der Schüler von Rabbi Akiwa, nahm seinen Platz ein. Und es ist wahr, dass die Gemara dies auch als schwierig erachtet: „Wie konnte Rabbi Meir die Tora von dem Anderen lernen?“ – und sie sagten, „Er fand einen Granatapfel, aß dessen Inhalt und warf die Schale (den Anderen) weg.“ Und manche sagen, dass er die Klipa (Schale) auch korrigierte, wie beim Aufsteigen des Rauches über dessen Grab. Und dies reiche dem Verstehenden.

Daraus wird verständlich, was Elisha ben Abuja sagte „Wie ist derjenige der ein Kind lehrt? Wie Tinte, die auf ein unbeschriebenes Blatt Papier geschrieben ist”, das heißt die Seele von Rabbi Akiwa. „Und wie ist derjenige, der einen Alten lehrt? Wie Tinte, die auf ein ausradiertes Blatt Papier geschrieben ist”, so sagte er von sich. Das ist die Bedeutung seiner Warnung an Rabbi Meir „Hier endet der Bereich des Shabbat“ (die 2000 Amma, die man an einem Shabbat außerhalb der Grenzen der Siedlung gehen darf), da er verstand und die Schritte des Pferdes abgemessen hatte, denn er war niemals vom Pferd abgestiegen.

Das ist die Bedeutung von: „Die Sünder Israels – über ihnen herrscht nicht das Feuer der Hölle und sie sind gefüllt mit Mizwot (Geboten) wie ein Granatapfel.“ Er sagt, dass es umso mehr so mit dem goldenen Altar ist, welcher lediglich so breit wie eine Goldmünze ist. Er stand für einige Jahre, und das Feuer herrschte nicht darüber… „Die Eitlen unter euch sind gefüllt mit Mizwot wie ein Granatapfel, sogar noch viel mehr“, wie er sagt, dass auch die Klipa korrigiert wird.

Wisse, dass Rabbi Elieser der Große und Rabbi Yehoshua auch von der Art der Seelen von PaR (Pshat, Remes) sind, so wie Ben Asai und Ben Soma. Ben Asai und Ben Soma waren jedoch in der Generation von Rabbi Akiwa, und waren seine Schüler, unter den 24 000 Schülern. Rabbi Elieser und Rabbi Yehoshua jedoch waren seine Lehrer. Dies ist die Bedeutung, warum gesagt wurde, dass sie im Gegensatz zu Rabbi Elieser, die Reinigungen reinigten (Sod von Pshat), welche sie an dem Ofen von Achnai vollbracht hatten, seit sie ihn in Scheiben geschnitten (achtzehn Scheiben), und Sand zwischen jede zweite Scheibe platziert hatten. In anderen Worten, die dritte Angelegenheit ist wie der Sand zwischen der ersten Scheibe, was die zweite Angelegenheit ist, und der zweiten Scheibe, was die vierte Angelegenheit ist. Natürlich sind „die Schwester und das Bewusstsein“ zu einer Einheit verbunden. Und wenn Rabbi Tarfon und Rabbi Yehoshua wie eins sind, sind sie Schüler von Rabbi Elieser dem Großen, und Rabbi Akiwa ist scheinbar mit ihnen verbunden. Das ist so, weil ein zweiter Feiertag, in Bezug auf den ersten Feiertag, in den Augen unserer Weisen wie ein Wochentag ist (Chol heißt sowohl „Sand“ als auch „Wochentag“), da der Drush, verglichen mit dem Remes, wie eine Kerze am Mittag ist.

Doch die Weisen seiner Generation befleckten all diese Reinigungen und verbrannten sie, und Rabbi Elieser der Große bewies mit dem Aquädukt, von welchem das Wasser anstieg, dass Rabbi Yehoshua ein großer Weiser war, und die Mauern des Tempels werden es beweisen. Und sie fingen an vor der Herrlichkeit des Rabbi Elieser niederzufallen, fielen jedoch nicht vor der Herrlichkeit von Rabbi Yehoshua nieder. Dies ist der vollständige Beweis dafür, dass es keinerlei Zweifel darüber gibt, dass er rein ist.

Doch die Weisen nahmen Rabbi Yehoshua so wie er war und sie wollten nicht (durch die Halacha) herrschen, wie Rabbi Elieser, sein Lehrer. Und dies, bis eine Stimme herabstieg, die verkündete, dass Rabbi Yehoshua wirklich sein Schüler war. Aber Rabbi Yehoshua verband sich nicht mit seinem Platz und sagte, dass sie keine Stimme beachten sollen: „Sie ist nicht im Himmel…“ Dann segneten ihn die Weisen, da das Licht Osen (Ohr) von ihnen entfernt wurde, da sie nicht die Regel von Rabbi Elieser dem Großen befolgt hatten. Und Rabbi Akiwa, sein Lieblingsschüler, sagte ihm, dass seine 24 000 Schüler während der Zählung gestorben waren, und die Welt erkrankt war, ein Drittel der Oliven, usw.

Elisha Ben Abuja und Rabbi Tarfon kamen von der gleichen Wurzel. Doch Elisha Ben Abuja ist Achoraim (Rückseite) selbst, und Rabbi Tarfon ist Panim de Achoraim (Vorderseite von der Rückseite). Womit kann das verglichen werden? In einem der Häuser liegen bittere Oliven, welche zu nichts zu gebrauchen sind, und in einem anderen Haus liegen die Balken der Olivenpresse, welche zu nichts zu gebrauchen sind. Dann kommt ein Mensch, und verbindet die beiden. Er platziert die Balken über den Oliven und produziert einen Reichtum an Öl.

Es folgt, dass das gute Öl, das enthüllt wird, die Vorderseite ist, und die Balken die Hinterseite. Und die einfachen hölzernen Werkzeuge werden weggeworfen, nachdem sie ihre Arbeit vollendet haben.

Verstehe, dass dies der Brauch ist, die Ausdehnung der Wurzeln zu den Zweigen in die Welt unter ihr. Doch an der Wurzel erscheinen sie beide als eins, wie ein Mensch, der plötzlich zu der Ölpresse tritt, und den Balken sieht, und unter ihm einen großen Berg Oliven, von welchem große Mengen von Öl fließen. Das ist so, da an der Wurzel alles auf einmal gesehen wird. Darum wird der eine auch „Anderer“ genannt, und der andere wird „Tarfon“ genannt; einer ist „ein Balken“ und der andere ist „Öl“, welches sofort durch ihn hindurchfließt. Das ist die Bedeutung von „Der sich verirrte“. Nachdem der Wunsch entstanden ist, welcher die Seele von Rabbi Tarfon ist, blieb die Seele von dem „Anderen“ übrig, als „schlechtes Benehmen“ in seinem Haus. Das kombiniert die Buchstaben von „Sod“ (סוד); Samech (ס) ist der Anfangsbuchstabe von „Das Geheimnis von ihm, der Seele von dem Anderen“. Dalet (ד) ist der Anfangsbuchstabe vom Drush, der Seele von Rabbi Akiwa, denn sie sind die Ausführenden. Und das Waw (ו) in der Mitte ist Rabbi Tarfon.

Yehuda Leib

Artikel zum Abschluss des Buches Sohar

Rav Yehuda Ashlag

Es ist bekannt, dass das erwünschte Ziel die Verschmelzung mit dem Schöpfer ist, wie es heißt: „und mit Ihm zu verschmelzen“. Und man muss verstehen, worin der Sinn dieser Verschmelzung mit dem Schöpfer besteht. Kann aber etwa der Gedanke den Schöpfer erkennen? Die Weisen kamen mir in dieser schwierigen Frage bereits zuvor, indem sie das Gesagte „und mit Ihm zu verschmelzen“ hinterfragten: Wie kann man aber mit Ihm verschmelzen? Ist Er nicht etwa das „verzehrende Feuer“?

Und sie gaben eine Antwort: „Verschmelze mit Seinen Eigenschaften. Wie Er barmherzig ist, so sei auch du barmherzig; wie Er gnädig ist, so sei auch du gnädig“ usw. Und auf den ersten Blick ist es schwer zu verstehen, woraus die Weisen solch einen Schluss zogen. Ist es nicht etwa klar gesagt: „und mit Ihm zu verschmelzen“? Denn wenn gemeint wäre: „Verschmelze mit Seinen Eigenschaften“, dann müsste man sagen: „Hafte dich an Seine Wege“. Warum steht also: „und mit Ihm zu verschmelzen“?

Die Sache ist so, dass bei der Betrachtung materieller Objekte, die Platz im Raum einnehmen, die Verschmelzung von uns als Nähe im Raum wahrgenommen wird, und Trennung von uns als Entfernung im Raum wahrgenommen wird. Was jedoch spirituelle Objekte angeht, die überhaupt keinen Raum einnehmen, so wird unter der Verschmelzung und der Trennung in Bezug auf sie nicht die Nähe oder die Entfernung im Raum verstanden – denn sie nehmen gar keinen Platz ein. Verschmelzung wird von uns als Gleichheit der Eigenschaften zweier spiritueller Objekte verstanden, und deren Unterschied wird von uns als Entfernung verstanden.

Und wie eine Axt einen materiellen Gegenstand zertrennt, ihn entzwei teilt, so kreiert die Verschiedenheit der Eigenschaften eine Unterscheidung in einem spirituellen Objekt und teilt es entzwei. Wenn dabei der Unterschied ihrer Eigenschaften klein ist, dann sagt man, dass sie unbedeutend voneinander entfernt sind. Wenn der Unterschied ihrer Eigenschaften groß ist, dann sagt man, dass sie sehr weit voneinander entfernt sind. Und wenn sie einander qualitativ entgegengesetzt sind, dann sagt man, dass sie voneinander polar entfernt sind.

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Exil und Erlösung

Rav Yehuda Ashlag

Harmonie zwischen Religion und dem Gesetz der Entwicklung oder dem blinden Schicksal

Du wirst unter den Völkern keine Ruhe haben und deine Füße werden keine Ruhestatt finden (Deuteronomium, 28:65).

Dazu soll euch fehlschlagen, was euch in den Sinn kommt, wenn ihr sagt: Wir wollen sein wie die Heiden, wie die Völker in den andern Ländern und Holz und Stein anbeten (Ezekiel, 20:32).

Der Schöpfer zeigt uns offensichtlich, dass das Volk Israel nicht in der Verbannung existieren kann. Es wird dort keine Ruhe finden wie die restlichen Völker, die sich mit anderen Völkern vermischten und ihre Ruhe fanden, bis sie sich unter ihnen auflösten und keine Spuren hinterließen. Nicht so ist aber das Volk Israel! Es wird keine Ruhe unter den anderen Völkern finden, bis sich schließlich die Worte der Schrift in ihm erfüllen: „Wenn du aber dort den HERRN, deinen Gott, suchen wirst, so wirst du ihn finden, wenn du von ganzem Herzen und ganzer Seele nach Ihm verlangst“ (Deuteronomium, 4:29).

Man kann das aus der Erkenntnis [der Höheren Lenkung] erklären. Denn für uns wurde bestimmt, was in der Schrift steht, denn die Tora ist wahr, und alle ihre Worte sind wahr, und wehe uns, wenn wir an ihrer Wahrhaftigkeit zweifeln und sagen, dass alles, was mit uns geschah und was vorhergesagt wurde, Zufall und blindes Schicksal ist. Dafür gibt es nur eine Arznei – uns wieder Plagen zu schicken, in solchen Ausmaßen, dass wir in ihnen sehen, dass sie kein Zufall sind, sondern die unabwendbare Höhere Lenkung, wie sie aus der Tora hervortritt.

Man kann das ausgehend vom Wesen des Entwicklungsgesetzes selbst erklären: Dank der mittels der Kabbala erkannten wahren Handlungsanleitung, die es erlaubt, in der Höheren Lenkung den Weg der Genüsse zu wählen (siehe Art. „Zwei Wege“), fand unsere Entwicklung schneller statt als bei den anderen Völkern. Und infolge dieser Entwicklung unseres Volkes wurde ihm die Verpflichtung auferlegt, stets vorwärts zu gehen und mit aller Genauigkeit die Anweisungen der Wissenschaft der Kabbala zu erfüllen.

Da man das jedoch nicht tat, sondern den eigenen kleinlichen Egoismus hereinbringen wollte, also das Empfangen für sich, also lo liShma, führte dies zur Zerstörung des Ersten Tempels, denn man wollte diese Eigenschaften für den Erhalt von Reichtum und die Einführung der Herrschaft von Kraft über die Gerechtigkeit nutzen, wie dies bei den anderen Völkern der Fall ist.

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Analytischer Vergleich zwischen Kabbala und Philosophie

Rav Yehuda Ashlag

WAS IST SPIRITUALITÄT?

Die Philosophie hat sich viel Arbeit gemacht, um zu beweisen, dass das Materielle ein Erzeugnis des Spirituellen sei und die Seele den Körper erzeuge. Doch auch danach wird das, was sie behauptet, weder vom Herzen noch vom Verstand angenommen. Ihr Hauptfehler bestand in der Wahrnehmung des Spirituellen, darin, dass es, wie sie behauptete, das Materielle gebar, was zweifellos erfunden ist.

Jeder Vater muss seinem Nachkömmling irgendwie ähneln, und solch ein Verhältnis ist die Handlungsweise und der Weg, den seine Nachkommenschaft fortsetzen wird. Denn jeder Arbeiter muss ein Verhältnis zum eigenen Tun haben, welches zu einer Verbindung zwischen ihnen führen wird. Und wenn du sagst, dass das Spirituelle keinerlei Bezug zum Materiellen hat, so gibt es keinen Weg und kein Mittel, welches dem Spirituellen eine Möglichkeit gäbe, einen Kontakt zum Materiellen zu haben und es in Bewegung zu versetzen.

Doch das Wesen des Wortes „spirituell“ hat keinerlei Bezug zur Philosophie, denn wie kann man etwas besprechen, was man niemals gesehen oder wahrgenommen hat? Worauf basiert es?

Denn wenn es irgendeine Definition gibt, die es erlaubt, das Spirituelle zu unterscheiden und es vom Materiellen zu trennen, dann kann sie niemand anderer geben als jene, die einmal das Spirituelle erkannt und wahrgenommen haben, und das sind wahre Kabbalisten. Daher bedürfen wir der Wissenschaft der Kabbala.

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 Das Wesen der Religion und ihr Ziel

Zum Hörtext..

Rav Yehuda Ashlag

Ich möchte hier drei Fragen beantworten:

  1. Worin besteht das Wesen der Religion?
  2. Wird ihr Ziel in dieser Welt oder in der zukünftigen Welt erreicht?
  3. Ist das Ziel der Religion das Wohl des Schöpfers oder das Wohl der Geschöpfe?

Auf den ersten Blick wird sich der Leser über meine Worte wundern und diese drei Fragen nicht verstehen, die ich als Thema für diesen Artikel wählte. Denn wer weiß nicht, was Religion ist? Und wer weiß denn nicht, dass man sich deren Belohnung und Bestrafung hauptsächlich in der zukünftigen Welt erwartet und erhofft? Geschweige denn die dritte Frage. Alle wissen, dass sie auf das Wohl der Geschöpfe ausgerichtet istsie mit Gutem und mit Reichtum zu verwöhnen. Und was kann man dem noch hinzufügen?

Und tatsächlich habe ich dem nichts hinzuzufügen. Weil jedoch diese drei Fragen so bekannt und üblich sind, von der Kindheit an eingesaugt, kann man im Verlauf des gesamten Lebens weder etwas zu ihnen hinzufügen noch in ihnen Klärung betreiben. Das zeugt jedoch von der Unkenntnis dieser erhabenen Begriffe, die tatsächlich die Grundlagen des Fundaments sind, auf welchem das gesamte religiöse „Gebäude“ aufgebaut ist und sich stützt.

Und wenn dem so ist, dann sagt mir: Wie ist es möglich, dass ein Jugendlicher von zwölf oder vierzehn Jahren schon reif genug ist, um in die ganze Tiefe dieser drei Begriffe einzudringen und sie zu verstehen? Dies auch noch in einem solch ausreichenden Maß, dass er dem im Laufe seines ganzen Lebens nicht mehr irgendeine Meinung und Kenntnis hinzufügen muss?

Hier genau liegt das Problem! Denn eine solch oberflächliche Annahme führte auch zu einem oberflächlichen Wissen und zu Schlussfolgerungen wildesten Charakters, welche die Welt unserer Generation erfüllten, und uns zu einem Zustand führten, dass die zweite Generation unserem Einfluss fast schon entglitten ist.

Das absolut Gute

Um den Leser nicht mit langen Ausführungen zu ermüden, werde ich mich nur nach dem richten, was in den vorausgehenden Artikeln geschrieben wurde, hauptsächlich nach dem Artikel „Gabe der Toranach allem, was eine Einleitung zu diesem erhabenen Thema bietet, welches wir besprechen. Ich werde mich kurz und einfach ausdrücken, damit es jedem verständlich wird.

Zu Beginn muss man verstehen, dass der Schöpfer das absolut Gute ist. Es ist also unmöglich, dass er jemandem irgendein Leid zufügen würde, und das nehmen wir als das wichtigste Gesetz wahr. Der gesunde Menschenverstand zeigt uns klar, dass die Grundlage aller schlechten Taten nichts anderes als der „Wille zu empfangen“ ist.

Das bedeutet, dass die leidenschaftliche Jagd nach eigenem Wohlergehen, die vom Willen zu empfangen hervorgerufen wird, der Grund dafür ist, dem Nächsten Leid anzutun, da der Wille zu empfangen danach strebt, sich zu füllen. Und zwar so, dass, wenn das Geschöpf eine Befriedigung zu seinem eigenen Wohl fände, es niemanden in der Welt gäbe, der seinem Nächsten Leid antun würde. Und wenn wir manchmal auf irgendein Geschöpf treffen, welches seinesgleichen Leid antut, nicht aus dem Willen heraus, Genuss für sich zu empfangen, so tut es dies nur aus der Gewohnheit heraus, die ursprünglich durch den Willen zu empfangen ins Leben gerufen wurde. Und diese Gewohnheit ist nun die einzige Ursache und befreit von der Suche nach einem anderen Grund.

Da der Schöpfer von uns hinsichtlich seines Wesens als vollkommen wahrgenommen wird und keine Hilfe benötigt, in Seiner Perfektion allem Seienden vorausgehend zu sein, ist klar, dass es in Ihm keinerlei Willen zu empfangen gibt. Und da es in Ihm nichts vom Willen zu empfangen gibt, fehlt auch jeder Grund, jemandem Schaden zuzufügen. Und das ist ganz einfach zu verstehen.

Doch außerdem haben wir auch mit dem ganzen Herzen in endgültiger Vollkommenheit angenommen, dass Er etwas hat, das als „Wille zu geben“ bezeichnet wurde. Es ist der Wille, dem NächstenSeinen GeschöpfenGutes zu tun, was mit aller Offensichtlichkeit aus der von Ihm erschaffenen, erhabenen Schöpfung resultiert, die sich unseren Augen darstellt. Denn in Wirklichkeit gibt es in unserer Welt Geschöpfe, die entweder gute oder schlechte Empfindungen haben. Und was sie auch empfinden, wird tatsächlich vom Schöpfer verursacht. Nachdem endgültig geklärt und als Gesetz angenommen wurde, dass der Schöpfer keine Absicht hat, Böses zuzufügen, wird klar, dass alle Geschöpfe von Ihm in Wirklichkeit nur Gutes bekommen, denn Er erschuf sie nur, um ihnen Genuss zu bereiten.

Somit haben wir geklärt, dass der Schöpfer nur über einen Wunsch, Gutes zu geben, verfügt, und Sein Gesetz es keinesfalls erlaubt, jemandem auch nur ein Gramm Schaden oder Leid zuzufügen. Es ist unmöglich, dass es von Ihm ausgehen würde, und daher gaben wir Ihm den Namen des „Absolut Guten“. Nachdem wir dies erkannt haben, werden wir hinabsteigen und uns die wirkliche Realität anschauen, die von Ihm gelenkt und kontrolliert wird, und die Weise, wie Er nur Gutes tut.

Die Lenkung des Schöpfers ist eine zielgerichtete Lenkung

Das wird aus der Entwicklung der Objekte der uns umgebenden Wirklichkeit selbst klar. Wenn wir uns jedes noch so kleine Geschöpf vornehmen, welches einer der vier Arten angehörtbewegungslos, pflanzlich, tierisch, sprechend (Mensch)werden wir sehen, dass sowohl das Einzelwesen als auch seine Art als Ganzes zielgerichtet gelenkt werden. Das heißt, die langsame und stufenweise Entwicklung, die durch den Rahmen von Ursache und Wirkung bedingt ist, gleicht der Frucht eines Baumes, deren Lenkung ein gutes Endziel verfolgtsie süß und angenehm im Geschmack zu machen.

Fragt die Botaniker, wie viele Zustände diese Frucht vom Moment der Entstehung an bis zur Erreichung ihres Zielsder endgültigen Reifedurchläuft. Und alle Zustände, die dem endgültigen vorausgehen, entbehren nicht nur der Andeutung auf deren endgültigen, schönen und süßen Zustand, sondern zeigen uns im Gegenteil (als wollten sie uns ärgern) eher den Gegensatz zu ihrer Endform.

Je süßer die Frucht am Ende ist, desto bitterer und hässlicher ist sie in den vorausgehenden Stufen ihrer Entwicklung. Genauso auf den Stufen „tierisch“ und „sprechend“ (Mensch): ein Tier, dessen Verstand auch bei Abschluss des Wachstums klein bleibt, durchläuft keine bedeutenden Veränderungen im Entwicklungsprozess, während im Menschen, dessen Verstand sich am Ende seiner Entwicklung vielfach vergrößert, riesige Veränderungen stattfinden. Ein eintägiges Kalb wird bereits als Stier bezeichnet, da es über die Kraft verfügt, auf den Beinen zu stehen und zu laufen, sowie auch über den Verstand, Gefahren zu meiden, die auf seinem Weg vorkommen.

Der Mensch dagegen gleicht, wenn er einen Tag alt ist, einem Geschöpf, dem viele solcher Sinne fehlen. Und wenn jemand, der die Realität dieser Welt nicht kennt, diese zwei Neugeborenen betrachten und versuchen würde, die Situation zu beschreiben, so würde er natürlich vom Säugling sagen, dass aus diesem nie etwas werden wird, und vom Kalb würde er sagen, dass ein großer Held auf die Welt gekommen sei; wenn er also nach dem Entwicklungsstand des Verstandes des Kalbs und des Neugeborenen, welches nichts versteht und nichts fühlt, urteilen würde.

Somit springt klar ins Auge, dass die Lenkung der Wirklichkeit, die der Schöpfer erschuf, nichts anderes als eine Form von „zielgerichteter Lenkung“ ist, welche die Reihenfolge von Entwicklungsstufen nicht in Betracht zieht. Ganz im Gegenteil versucht sie scheinbar, uns mit deren Hilfe absichtlich zu täuschen, indem sie uns immer Zustände zeigt, die ihrer Endvariante entgegengesetzt sind.

Das meinen wir, wenn wir sagen: „Es gibt keinen klügeren Menschen als den Erfahrenen.“ Denn nur ein Mensch, der Erfahrung erlangt hat und über die Möglichkeit verfügt, das Geschöpf in allen Entwicklungsstadien bis zum letzten vollkommenen Zustand zu beobachten, kann die Gemüter beruhigen. Dann fürchtet man sich nicht vor all diesen verdorbenen Bildern, in welchen sich das Geschöpf in seinen unterschiedlichen Stadien der Entwicklung befindet und kann an die Schönheit und die Vollkommenheit der abgeschlossenen Entwicklung glauben.

Und nun wurden die Lenkungswege des Schöpfers in unserer Welt deutlich, und zwar, dass diese Lenkung ausschließlich zielgerichtet ist. Doch das Gute wird im Ganzen nicht erkannt, solange das Geschöpf nicht seinen Endpunkt erreicht hat, das heißt die vollendete Form und die endgültige Entwicklung. Ganz im Gegenteil hüllt es sich bis dahin stets in einen Umschlag aus Verdorbenem gegenüber dem Betrachter. Doch es ist klar, dass der Schöpfer Seinen Geschöpfen immer nur Gutes tut, und dieses Gute, welches von Ihm ausgeht, wird zielgerichtet gelenkt.

Zwei Wege: Weg des Leidens und Weg der Tora

Auf diese Weise wurde geklärt, dass der Schöpfer das „absolut Gute“ ist. Er lenkt uns zielgerichtet, ausgehend von Seiner Perfektion des absolut Guten und ohne jede Beimischung von Bösem. Das bedeutet, dass die Zielgerichtetheit Seiner Lenkung uns verpflichtet, die Reihenfolge des Durchlaufens unterschiedlicher Zustände auf uns zu nehmen, die durch das Gesetz von Ursache und Wirkung bedingt sind, bis wir schließlich würdig werden, das erwünschte Gute zu empfangen, wodurch wir das Ziel unserer Schöpfung erreichenwie eine prächtige Frucht am Ende ihrer Reifung. Somit ist klar, dass das Resultat absolut jedem von uns gewährt ist. Und wenn du damit nicht einverstanden bist, so wirfst du dadurch einen Schatten auf die Lenkung des Schöpfers, indem du sagst, dass sie angeblich unzureichend zur Erlangung des Ziels sei.

Die Weisen sagten, dass die „Shechina bei den Niederen eine große Notwendigkeit“ ist. Da die Lenkung des Schöpfers zielgerichtet ist, wird sie uns am Ende zu einer Verschmelzung mit Ihm führen, damit Er in uns wohnt. Und das wird als eine große Notwendigkeit bezeichnet. Das heißt, wenn wir das nicht erreichen, so würde sich dadurch sozusagen ein Mangel an Seiner Lenkung offenbaren.

Und das gleicht einem mächtigen König, der im Greisenalter einen Sohn bekam und diesen sehr liebte. Und daher hat sich der König vom Tag der Geburt seines Sohnes an vorgenommen, ihm alles zu geben. Zu diesem Zweck versammelte er alle wertvollen Bücher und alle hervorragenden Weisen, die es im Lande gab, und baute ihm ein Lehrhaus (Beit Midrash) zur Erreichung von Weisheit. Und er rief berühmte Bauleute zusammen und baute ihm Lustpaläste und versammelte alle Sänger und Musiker, damit sie ihn Musik und die Kunst des Singens lehren würden, und er rief die geschicktesten Köche und Konditoren zusammen, damit sie ihm die schmackhaftesten Gerichte der Welt bereiten würden.

Und so wuchs der Sohn heran und wurde zum Mann. Doch er stellte sich als dumm heraus und ohne Drang zur Wissenschaft. Und er ist blind und sieht nicht und spürt nicht die Pracht der Gebäude. Und er ist taub und hört nicht das Singen und die Stimmen der Instrumente. Und er ist krank und kann es sich nicht erlauben, das für ihn Zubereitete zu essen, und er ernährt sich nur von einem Stück Brot mit Getreidekleie. Scham und Schande!

Solch eine Situation kann sich bei einem irdischen König ergeben, doch man kann solches unmöglich über den Schöpfer sagen, dem natürlich kein Betrug eigen ist. Und weil dem so ist, bereitete er für uns zwei Wege der Entwicklung vor:

Einer von ihnen ist der Weg des Leidens. Dieser stellt die Reihenfolge der eigenständigen Entwicklung des Geschöpfes dar. Das Geschöpf ist dazu verpflichtet, ihr zu folgen, indem es von einem Zustand zum anderen übergeht, welcher mit dem vorausgehenden kausal, also durch die Abhängigkeit von Ursache und Wirkung, verbunden ist. So entwickeln wir uns sehr langsam bis hin zum Bewusstsein der Notwendigkeit, das Gute zu wählen, das Schlechte abzulehnen und uns für eine zielgerichtete Verbindung würdig zu zeigen, die vom Schöpfer erwünscht ist.

Dieser Weg ist allerdings lang hinsichtlich der Zeit und voller Leiden und Schmerz. Darum bereitete Er uns den leichten und angenehmen Weg der Tora und der Gebote, welcher in der Lage ist, uns in einer kurzen Zeit und ohne Leiden unserer Bestimmung würdig zu machen.

Daraus folgt, dass unser Endziel eine Reinigung zum Zweck der Verschmelzung mit dem Schöpfer ist, damit Er in uns wohnen kann. Und dieses Ziel ist verpflichtend und es gibt keinerlei Möglichkeit, ihm zu entkommen. Denn die Höhere Kraft lenkt uns streng auf zwei Wegen, die, wie erläutert wurde, den Weg der Leiden und den Weg der Tora darstellen. Doch in der uns umgebenden Wirklichkeit sehen wir, dass Er uns auf beiden Wegen lenkt, die von den Weisen als der „Weg der Bräuche (wortwörtlich: Weg der Erde)“ und der „Weg der Tora“ bezeichnet werden.

Das Wesen der Religion ist es, in uns den Sinn für die Erkenntnis des Bösen zu entwickeln

Und hier die Worte der Weisen: „Was für einen Unterschied macht es für den Schöpfer, ob man das Vieh am Nacken oder am Hals schlachtet? Denn die Gebote sind zu nichts anderem gegeben, als die Geschöpfe durch sie zu reinigen.“ Was die „Reinigung“ ist, wurde gut im Artikel „Gabe der Tora“ (Punkt 12) erläutert. Und schau nach, was dort geschrieben steht. Hier werde ich aber erklären, was das Wesen dieser Entwicklung darstellt, die durch die Beschäftigung mit der Tora und den Geboten erreicht wird.

Wisse, dass es die Erkenntnis des sich in uns befindlichen Bösen ist. Die Erfüllung der Gebote kann langsam und allmählich denjenigen, der sie erfüllt, feiner und erhabener machen. Und die wahre Höhe der Stufe der Verfeinerung besteht im Grad der Erkenntnis des Bösen in uns.

Denn seitens der Natur ist der Mensch bereit, alles Böse von sich abzustoßen and auszurotten. Darin sind sich alle Geschöpfe gleich, und der einzige Unterschied zwischen ihnen besteht lediglich in der Erkenntnis des Bösen. Ein weiter entwickeltes Geschöpf ist sich eines höheren Grades des Bösen in sich bewusst, es unterscheidet das Böse und stößt es von sich in einem größeren Maß ab. Und ein weniger entwickeltes Geschöpf verspürt in sich eine kleinere Stufe des Bösen, und stößt daher nur ein geringeres Maß des Bösen ab, während es den ganzen Schmutz in sich lässt, da es diesen nicht als Schmutz empfindet.

Um den Leser nicht zu verwirren, werden wir erläutern, was die Basis von Gut und Böse ausmacht, wie davon im Artikel „Gabe der Tora“ (Punkt 12) die Rede war. Die Basis alles Bösen ist nichts anderes als die Liebe zu sich selbst, die als „Egoismus“ bezeichnet wird. Ihr Naturell ist dem Schöpfer entgegengesetzt, in Dem es keinen Willen gibt, für Sich zu empfangen, denn Er ist nichts anderes als der „Wille zu geben“.

Und wie im Artikel „Gabe der Tora“ (Punkt 9 und 11) erklärt wurde, besteht das Wesen des Genusses im Grad der Ähnlichkeit mit den Eigenschaften des Schöpfers. Und das Wesen der Leiden und der Ungeduld besteht im qualitativen Unterschied zum Schöpfer. Dementsprechend ist uns der Egoismus zuwider, und es schmerzt uns das Bewusstsein, dass wir uns von den Eigenschaften des Schöpfers unterscheiden.

Doch dieses Gefühl der Widerwärtigkeit des Egoismus ist in jeder Seele unterschiedlich. Denn ein wilder, unentwickelter Mensch hält den Egoismus keineswegs für eine negative Eigenschaft und benutzt ihn daher öffentlich grenzenlos und ohne jede Scham. Vor den Augen aller beraubt und ermordet er skrupellos jeden, der sich in seiner Reichweite befindet. Ein etwas mehr Entwickelter empfindet seinen Egoismus bereits bis zu einer gewissen Stufe als böse und schämt sich, sich dieses Egoismus öffentlich zu bedienendie Menschen zu bestehlen und zu morden, wo man es sehen kannbegeht aber weiterhin seine Verbrechen.

Und ein noch weiter Entwickelter empfindet den Egoismus tatsächlich als Gräuel, sodass er ihn in sich nicht mehr dulden kann und ihn von sich stößt und ihn, entsprechend dem Grad seiner Erkenntnis des Bösen gänzlich vertreibt, sodass er es nicht mehr wollen und können wird, auf Kosten anderer zu genießen. Und dann beginnen in ihm Funken der Liebe zum Nächsten zu erwachen, die als „Altruismus“ bezeichnet werden, welcher die allgemeine Eigenschaft des Guten ist.

Das entwickelt sich in ihm ebenfalls stufenweise. Zunächst entwickelt sich in ihm das Gefühl der Liebe zur Familie und zu seinen Nächsten sowie der Wunsch, sich um sie zu kümmern, wie es heißt:„Vor dem eigenen Fleisch kann man nicht fliehen.“ Und wenn er sich noch mehr entwickelt, so wächst in ihm der Grad des Gebens an alle, die ihn umgeben, an die Bewohner seiner Stadt und an sein Volk. Und so wächst er heran, bis sich in ihm schließlich die Nächstenliebe zur gesamten Menschheit entwickelt.

Bewusste und unbewusste Entwicklung

Und wisse, dass zwei Kräfte uns anstoßen und dazu antreiben, aufzusteigen, indem wir die Stufen der erwähnten Leiter erklimmen, bis wir ihre Spitze im Himmel erreichendas Endziel der Gleichheit unserer Eigenschaften mit denen des Schöpfers. Der Unterschied zwischen diesen zwei Kräften besteht darin, dass eine von ihnen uns „unbewusst“ von hinten antreibt. Diese Kraft stößt uns von hinten an, und dies bezeichneten wir als den „Weg der Leiden“, oder den „Weg der Erde“ (Derech Erez).

Daraus entspringt die Philosophie der Moral, welche als Ethik bezeichnet wird. Sie basiert auf der empirischen Erkenntnis, das heißt auf der Prüfung mit Hilfe des praktischen Verstandes. Und das ganze Wesen dieses Systems stellt nichts anderes als die Summe der Schäden dar, welche vor unseren Augen von den keimenden Samen des Egoismus hervorgebracht wurden.

Diese empirischen Erfahrungen gelangten zu uns auf zufällige Weise, das heißt „für uns unbewusst“ und nicht durch unsere Wahl. Dennoch dienen sie ihrem Ziel recht überzeugend, da der Grad des Bösen, der in unseren Empfindungen in Erscheinung tritt und wächst, insofern wir uns seines Schadens bewusst sind, uns dazu zwingt, ihn zu meiden, und dadurch erreichen wir eine höhere Stufe der Leiter.

Die zweite Kraft treibt uns auf die „bewusste“ Weise an, das heißt diese Kraft wählen wir selbst. Diese Kraft zieht uns von vorn, und wir bezeichneten dies als den Weg der Tora und der Mizwot (Gebote). Denn durch die Erfüllung der Gebote sowie die Arbeit mit der Absicht, dem Schöpfer Genuss zu bereiten, entwickelt sich in uns diese Empfindung der Erkenntnis des Bösen mit riesiger Geschwindigkeit, wie dies im Artikel „Gabe der Tora“ (Punkt 13) beschrieben wurde.

Und hier gibt es einen doppelten Vorteil:

Erstens brauchen wir nicht zu warten, bis die Lebenserfahrungen beginnen, uns von hinten anzutreiben, denn jeder Stoß bedeutet Schmerz und Zerstörungen, die uns durch die Enthüllung des Bösen in uns zugefügt werden. Die Arbeit des Schöpfers dagegen entwickelt in uns die gleiche Erkenntnis des Bösen, doch ohne vorausgehende Leiden und Zerstörungen. Im Wohlbehagen und in der Freude, die wir während der reinen Ergebenheit für den Schöpfer verspüren, um Ihm Vergnügen zu schenken, entwickelt sich in uns ein relatives Verhältnis, welches uns erlaubt, die Niederträchtigkeit dieser Funken der Eigenliebe zu erkennen. Wir begreifen, wie sehr ihr Vorhandensein uns daran hindert, auf unserem Weg den Geschmack des Genusses am Beschenken des Schöpfers zu verspüren. Denn die stufenweise Empfindung der Enthüllung des Bösen entwickelt sich in uns vor dem Hintergrund der Empfindung von Genuss und völliger Ruhe, das heißt durch den Empfang des Genusses während der Arbeit für den Schöpfer. Und diese genussvolle und behagliche Empfindung entsteht in uns durch die Übereinstimmung mit dem Schöpfer. 

Zweitens gewinnen wir Zeit, da Er „bei unserem Bewusstsein“ arbeitet, und uns somit hilft, mehr zu tun und die Zeit nach unserem Wunsch zu beschleunigen.

Die Religion dient nicht dem Nutzen der Geschöpfe, sondern dem Nutzen desjenigen, der sich bemüht.

Viele irren sich und vergleichen unsere heilige Tora fälschlicherweise mit der Ethik und Moral. Doch das geschieht aus dem Grunde, dass sie seinerzeit nicht den Geschmack der Religion gekostet haben. Und ich rufe sie auf: „Kostet und sehet, dass der Schöpfer gut ist.“ Ehrlich gesagt, sind sowohl die Ethik als auch die Religion auf eines ausgerichtet: Den Menschen aus dem Schmutz der vergiftenden Eigenliebe auf die erhabene Höhe der Nächstenliebe zu erheben.

Und damit sind sie so weit voneinander entfernt, wie die Gedanken des Schöpfers von den Gedanken der Geschöpfe. Denn die Religion entstammt den Gedanken des Schöpfers, und die Moral ist Frucht der Gedanken von Fleisch und Blut und ihrer Lebenserfahrung. Der Unterschied zwischen ihnen ist offensichtlich, sowohl in den benutzten Mitteln als auch im Endziel.

Denn die Erkenntnis von Gut und Böse, welche sich in uns bei der Nutzung des ethischen Systems entwickelt und entfaltet, hat einen relativen Bezug zum Erfolg der Gesellschaft, während die Nutzung der Religion in unserer Erkenntnis von Gut und Böse einen relativen Bezug zum Schöpfer allein hatdas heißt von der Unterscheidung vom Schöpfer bis hin zur Identifikation mit Seinen Eigenschaften, was als „Verschmelzung“ bezeichnet wird, wie das im Artikel „Gabe der Tora“ (Punkt 911) erläutert wurde.

Und der Grad der Entfernung des einen vom anderen wird durch die unterschiedlichen Ziele bestimmt. Das Ziel der Ethik besteht im Glück der Gesellschaft, wie es vom praktischen Verstand, welcher sich auf die Lebenserfahrung stützt, verstanden wird. Und letzten Endes verspricht das Ziel demjenigen, der es zu erreichen versucht, keinen Gewinn über den von der Natur vorgeschriebenen Rahmen hinaus. Wenn dem so ist, verlässt dieses Ziel nicht die Reichweite der Kritik, denn wer kann ein und für allemal dem Individuum die Gerechtigkeit des Maßes an Wohl beweisen, über welches es verfügt, um ihn zu zwingen, auf irgendeinen Teil des ihm nach seinem Verständnis Zukommenden zugunsten der Gesellschaft zu verzichten?

Im Unterschied dazu verspricht das religiöse Ziel demjenigen, der danach strebt, das Glück für den Menschen selbst. Denn wie wir bereits wissen, befindet sich ein Mensch, der die Liebe zum Nächsten erkannte, nach dem Gesetz der Gleichheit der Eigenschaften in der Verschmelzung mit dem Schöpfer und tritt gemeinsam mit Ihm aus seiner engen Welt, die voller Leiden und Stolpersteine ist, heraus in die weite und ewige Welt des Gebens an den Schöpfer und an die Geschöpfe.

Noch ein berühmter und sehr in die Augen stechender Unterschied, der für die Tora spricht, besteht darin, dass sich das ethische System nach dem Prinzip richtet, das Wohlwollen der Menschen zu erreichen, was einer Pacht (Miete) gleicht, die sich am Ende für den Menschen lohnt. Und die Gewohnheit des Menschen an solche Arbeit lässt ihn noch nicht einmal auf die Stufen der Ethik aufsteigen, da er an Arbeit gewöhnt ist, die von der Umgebung gut belohnt wird, die  für seine guten Taten zahlt.

Derjenige aber, der sich mit der Tora und den Geboten beschäftigt, um dem Schöpfer Genuss zu schenken, ohne jegliche Belohnung zu erhalten, erklimmt tatsächlich die Stufen der Moral, wie dies auch erforderlich ist. Denn er bekommt keinerlei Bezahlung auf seinem Wege, während er Körnchen um Körnchen das Notwendige sammelt, um eine große Rechnung für den Erwerb einer anderen Natur zu begleichendes Gebens an den Nächstenohne jegliches Empfangen für sich, außer zur Aufrechterhaltung der eigenen Existenz.

Nur dann werden wir uns tatsächlich von allen Zwängen der Natur befreien. Denn wenn einem Menschen jegliches Empfangen für sich zuwider ist und seine Seele von allen überflüssigen und kleinlichen Vergnügungen des Körpers frei ist und er nicht danach strebt, Ehre oder Ähnliches zu erlangen, dann lebt er frei in der Welt des Schöpfers. Und es ist garantiert, dass ihm hier niemals Schaden drohen wird. Denn der ganze Schaden, den der Mensch verspürt, ereilt ihn nur dann, wenn er für sich empfängtwas in ihn eingemeißelt istund das muss man gut verstehen.

Somit ist klar, dass das Ziel der Religion darin besteht, dem Menschen zu dienen, der sich bemüht und sie ausübt, und nicht etwa den Geschöpfen und deren Nutzen. Und sogar wenn alle seine Handlungen zu deren Nutzen dienen, und sie alle seine Handlungen bestimmen, so ist dies lediglich ein Mittel zur Erreichung des erhabenen Zielsdie Übereinstimmung mit dem Schöpfer. Und somit ist auch klar, dass das Ziel der Religion in dieser Welt im Leben selbst verwirklicht wird. Und man lese aufmerksam den Artikel „Gabe der Tora“, denjenigen Teil, in dem von den Zielen der Gesellschaft und des Individuums die Rede ist.