Texte für Rosh HaShana: Rabash, Brief 34

Rosh Hashana bedeutet einen Neuanfang, dass der Mensch also beginnt, das Gebäude von neuem zu errichten, wie die Weisen sagten: „Der Mensch soll sich immer als halb sündig und halb rechtschaffen ansehen (wörtlich „halb schuldig und halb unschuldig“, Anm. d. Ü). Hat er ein einziges Gebot erfüllt, dann ist das Glück sein, denn er warf sich selbst und die ganze Welt mit sich auf die Waagschale des Verdienstes. Hat er eine einzige Verfehlung begangen, wehe ihm, denn er warf sich selbst und die ganze Welt mit sich auf die Waagschale der Schuld.“

Wir müssen verstehen, was es bedeutet, dass der Mensch sich stets als halb-halb ansehen soll:

1) Wenn er ein Gebot (Mizwa) erfüllt und sich auf die Waagschale des Verdienstes geworfen hat, wie kann man dann sagen, dass er noch „halb-halb“ ist? Hat er nicht schon für die Waagschale des Verdienstes entschieden? Genauso im umgekehrten Fall, wenn er schon, Gott behüte, eine einzige Verfehlung begangen hat, wie kann man noch sagen, dass er halb-halb ist?

2) Wie kann man sagen, dass er sich als halb-halb ansehen soll, wenn der Mensch selbst weiß, dass er voller Fehler und Sünden ist? Gleichzeitig ist der Mensch verpflichtet, zu bekennen: „Wir sind schuldig, wir haben betrogen“, und „Für die Sünde“.

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Texte für Rosh HaShana: Rabash, Brief 23

An [meine] Freunde, mögen sie ewig leben

Ich möchte mich, da ein neues Jahr naht, der Gruppe [in der Weise] annähern, dass wir uns in dem starken Vertrauen festigen sollen, dass wir in der allgemeinen Erlösung der [persönlichen] Erlösung würdig werden, dass sich der Name des Ruhmes Seines Königreichs auf der ganzen Erde offenbart, dass die Entfernten hören und kommen, also dass sie fühlen, dass sie von der Arbeit an der Reinheit der Heiligkeit entfernt waren, und dem Aspekt des Hörens würdig werden. Dann entsteht die Vereinigung vom Tun und Hören, und das ist es, was die Schrift meint, [wenn sie sagt]: „Der den Armseligen aufrichtet aus dem Staub und erhöht den Armen aus dem Kot.“[1] Weiterlesen

Wahrheit und Glaube

 

Die Bedeutung von Wahrheit und Glaube
Artikel Nr. 3, 1984-1985

Wahrheit und Glaube sind zwei entgegengesetzte Begriffe. Wir sehen, dass es in unseren Gebeten, die von den Mitgliedern der Großen Versammlung (Sanhedrin) zusammengestellt wurden, zwei entgegengesetzte Richtungen gibt. Einerseits ist die Ordnung des Gebetes so aufgebaut, dass man es gerade in der Zeit, in der man einen Mangel hat, sagen muss. Doch haben die Weisen auch gesagt, dass das Gebet aus der Tiefe des Herzens kommen muss, dass der Mangel von ganzem Herzen gespürt wird.

Das heißt, dass es im Herzen keinen Ort gibt, der vollkommen wäre, sondern dass das Herz ausschließlich aus Mängeln besteht. Und je größer dieser Mangel ist, umso eher wird dieses Gebet im Vergleich zu anderen angenommen. Im Buch Sohar steht über den Vers „Ein Gebet für den Armen, wenn er schwach ist und seine Worte vor dem Schöpfer ausschüttet“ (Balak, Punkt 187.88): „Doch es gibt drei Arten von Gebeten: Das Gebet von Moses, ein Gebet, das kein anderer Mensch sagen kann; das Gebet von David, ein Gebet, das kein anderer König sagen kann, und das Gebet eines Armen. Welches davon ist das Wichtigste? Das Gebet des Armen ist wichtiger als das Gebet von Moses oder David und wichtiger als alle anderen Gebete, die es auf der Welt gibt. Was ist der Grund dafür? Das Herz des Armen ist gebrochen. Es steht geschrieben ‚Der Schöpfer ist allen nahe, deren Herzen gebrochen sind’. Und der Arme streitet immer mit dem Schöpfer, und der Schöpfer hört seinen Worten aufmerksam zu.“ So seine Worte.

Nach dem Heiligen Sohar kommt das beste Gebet von einem Menschen mit gebrochenem Herzen, der nichts hat, um seine Seele zu beleben. In diesem Zustand sagt man, dass das Gebet aus der Tiefe des Herzens kommt. Dieses Gebet ist wichtiger als alle Gebete, die es auf der Welt gibt, denn dieser Mensch hat nichts, worüber er sagen könnte „Ich bin nicht wie meine Freunde, weil ich über einen Verdienst verfüge, den meine Freunde nicht haben“. Dieser Mensch ist mit Mängeln überladen und dann ist Platz für ein echtes Gebet aus der Tiefe des Herzens. Das heißt, je größer der Mangel, desto wichtiger ist das Gebet.

Außer dem Gebet selbst, also der Bitte, haben die Weisen noch die Ordnung der Preisungen und Danksagungen vorgeschrieben, die im Widerspruch zu der Bitte selbst stehen. Denn es ist in der Welt üblich, dass man einem anderen dankt, der einem etwas Gutes tut. Und die Größe der Dankbarkeit wird von der Größe des vollbrachten Guten bestimmt. So drückt er seine Dankbarkeit für das Gute aus.

Wenn zum Beispiel ein Freund von einem anderen zur Hälfte bei seinem Unterhalt unterstützt wird, wenn er also durch ihn nur so viel erlangt, dass er seinen Lebensunterhalt zur Hälfte bestreiten kann, ist die geschuldete Dankbarkeit an den anderen unvollständig. Aber wenn ein Freund nicht nur alle Bedürfnisse des anderen befriedigt, sondern ihm noch darüber hinaus etwas gibt, wird ihm Letzterer natürlich mit ganzem Herzen und ganzer Seele danken.

Wenn also der Mensch dem Schöpfer dankt und Ihn preist, und dies von ganzer Seele tut, so muss er natürlich erkennen, dass der Schöpfer alle seine Bedürfnisse erfüllt, sonst ist seine Danksagung nicht vollkommen. Der Mensch muss sich bemühen, zu sehen, dass alle seine Mängel durch den Schöpfer erfüllt werden. Nur dann kann der Mensch dem Schöpfer aufrichtig danken, und gerade das ist das Dienen, das von unseren Weisen in den Gebeten vorgeschrieben wurde.

Es stellt sich heraus, dass das Gebet und die Bitte, die Lieder und Lobpreisungen im Gegensatz zueinander stehen, da im Wesentlichen das Gebet und die Bitte nur dann vollkommen sind, wenn der Mensch im wahrsten Sinne von Mängeln und Wünschen erfüllt ist. Aber wenn es sich um die Danksagung und Preisung handelt, müssen alle Wünsche des Menschen erfüllt sein, damit seine Dankbarkeit aufrichtig ist.

Und man muss verstehen, warum uns die Weisen tatsächlich diese beiden Gegensätze und eine solche Reihenfolge der Gebete vorgegeben haben. Warum war das notwendig und was gibt uns diese Ordnung? Wie kann man diese beiden Gegensätze zusammenführen, die sich doch widersprechen?

Der Heilige ARI sagte (Talmud Esser Sefirot, Seite 788, Punkt 83): „In der Frau muss es zwei Türen geben, die den Fetus einschließen, bevor er sich vollständig entwickelt hat. Auch sollte es eine Kraft in ihr geben, die dem Fetus eine Form gibt.“ Und der Sinn wird so erklärt: „Wenn in der körperlichen Welt die Frau infolge einer Störung in ihren Geburtsorganen eine Fehlgeburt hat, also der Fetus unterentwickelt und nicht in Form von Ibur (Einpflanzung) nach außen kommt, kann man solch einen Vorgang nicht Geburt nennen, denn der Ibur kann in der Welt so nicht existieren. Vielmehr wird dies Fehlgeburt genannt, das bedeutet, der Fetus wurde nicht geboren sondern fiel aus dem Bauch der Mutter und kann nicht leben.“

So ist es auch in den spirituellen Welten und es gibt zwei Unterscheidungen im Ibur:

1) Die Form des Ibur, die Stufe von Katnut, des „kleinen Zustandes“, und das ist seine wahre Form. Aber dieser Zustand gilt als nicht ausreichend. Und wenn an irgendeiner Stelle in dem System der Heiligkeit ein Mangel existiert, ist es ein Punkt der Anhaftung für die Klipot (Schalen). Und diese können zu einer Fehlgeburt führen. Unter Fehlgeburt im Spirituellen wird ein spirituelles Objekt verstanden, bei dem es zu einem Fall kommt, bevor es sich vollständig entwickelt und Gadlut (Größe) erreicht hat.

2) Wir müssen daher verstehen, wie dem Neugeborenen Gadlut gegeben werden kann, während er noch nicht einmal Katnut vollständig empfangen kann, da ihm noch die Kelim (Gefäße) fehlen, in welchen er empfangen könnte um zu geben. Dafür existiert eine Erklärung. Die Weisen sagen, dass der Fetus im Körper seiner Mutter das isst, was die Mutter auch isst und der „Fetus sei der Oberschenkel der Mutter“. Das bedeutet, solange der Fetus der Oberschenkel der Mutter ist, verdient er nichts in seinem eigenen Namen und deshalb bekommt er alles Notwendige nur aus den Kelim der Mutter.

Deshalb kann der Fetus, wenn er noch keine Wünsche hat, in welchen er das Licht des großen Zustandes (Gadlut) empfangen könnte, diesen Zustand durch die Wünsche des höheren spirituellen Objektes, das seine Mutter ist, empfangen, denn der Fetus ist vor der Mutter vollständig annulliert und hat selbst keinerlei Macht. Das wird Ibur genannt, wenn er vollständig vor dem Höheren annulliert ist.

Und wenn der Fetus Gadlut erreicht, ist er vollendet und ganz. Und jetzt haben die Klipot keine Stelle, an die sie sich anheften können, weshalb dies als bremsende Kraft bezeichnet wird. Und dies beschützt den Fetus vom Fallen in der Spiritualität – ebenso wie sich die Mutter in der materiellen Welt bemüht, das Kind, das sie unter ihrem Herzen trägt, zu bewahren, damit ihm nichts Schlimmes passiert. So ist es auch im Spirituellen.

Daraus folgt, dass es in der Arbeit des Menschen zwei Zustände gibt:

Jemandes wahrer Zustand, also Katnut, in diesem Zustand empfindet er alles, was er denkt und macht als unbedeutend und unwichtig. Der Mensch erlebt diesen Zustand, wenn er den Weg der Wahrheit, also den Weg des Gebens wählt. Dann sieht er, wie weit er von der Eigenschaft des Gebens entfernt ist und dass er über keine Kräfte verfügt, eine Handlung des Gebens auszuführen. Und es ist die Stufe der Wahrheit, das bedeutet der wahre Zustand.

Und weil es Katnut ist, kann sich die Sitra Achra anhaften und der Mensch gerät in Verzweiflung. Er tritt in die Arbeit ein, die als Ibur bezeichnet wird, und es kann zu einer Fehlgeburt kommen. Das heißt, der Mensch kann von seiner Stufe abfallen. Und wenn das geschieht, dann benötigt der Mensch einen neuen Ibur und er soll seine spirituelle Arbeit neu anfangen, als hätte er noch nie dem Schöpfer gedient.

Deshalb existiert eine Kraft, die den Fetus vor dem Herausfallen schützt. Der Mensch soll die Empfindung der Ganzheit und der Vollkommenheit haben; er soll fühlen, dass er keinen Mangel in der spirituellen Arbeit hat, dass er dem Schöpfer nah ist, dass er sich in einer vollen Verschmelzung (Dwekut) mit dem Schöpfer befindet. Und niemand kann sagen: „Du hast auf deinem spirituellen Weg keine Fortschritte gemacht, du hast dich umsonst anstrengt und bist unfähig, dem Schöpfer zu dienen. Daher sei wie jeder andere. Warum machst du so viel Lärm darum, dass du auf einer höheren Stufe als alle anderen sein willst, obwohl du keinerlei Befriedigung aus der Arbeit der Allgemeinheit erfährst. Dies gab dir doch den Antrieb, nach Gedanken und Wünschen zu streben, um die Arbeit der normalen Menschen hinter dir zu lassen und dich auf die Suche nach der Wahrheit zu begeben. Es stimmt, dass dies die Wahrheit ist, doch du siehst, obwohl du auf dem Weg der Wahrheit wandeln willst, dass du es nicht kannst; entweder aus Mangel an Talent oder Überwindungskraft, denn du kannst die Selbstliebe nicht überwinden, mit der du geboren wurdest. Daher lass doch diese Arbeit. Verweile nicht in der Niedrigkeit wie der Rest der Menschen und erhöhe nicht aus Stolz dein Herz über deinen Bruder. Es ist besser für dich, dich von diesem Weg zurückzuziehen.“

Um daher nicht in solche Gedanken zu verfallen, braucht er eine bremsende Kraft. Er muss über dem Verstand glauben, dass sein Ausharren auf dem Weg der Wahrheit groß und sehr wichtig ist; und er kann die Wichtigkeit, den Weg der Wahrheit zu gehen, nicht einmal schätzen, denn das ist das ganze Kli, in welchem das Licht des Schöpfers leuchten wird. Jedoch geschieht dies in den Kelim des Höheren. Also weiß der Schöpfer, wenn ein Mensch seine Anhaftung an den Schöpfer fühlen sollte.

In seinen eigenen Kelim spürt er das Gegenteil. Dass er nun schlimmer dran ist als früher, als er noch den Weg der Allgemeinheit ging, als er jeden Tag spürte, dass er gute Taten hinzufügte und Tora und Mizwot. Doch nun, da er den Weg des Individuums betrat und immer die Absicht behalten muss, sich sehr für das Geben anzustrengen und sich von der Selbstliebe zu lösen, sieht er für gewöhnlich, wie sehr er sich der Wahrheit annähert. Er sieht immer mehr von der Wahrheit, und es wird ihm bewusst, dass er unfähig ist, die Selbstliebe zu verlassen.

Doch in den Kelim des Höheren, also über dem Verstand, kann er sich erheben und sagen: „Es ist mir egal, ob ich dem Schöpfer gebe. Ich will, dass der Schöpfer mich an Ihn annähert und der Schöpfer weiß sicherlich, wann die Zeit kommen wird, wo ich spüren werde, dass der Schöpfer mich an Ihn angenähert hat. In der Zwischenzeit glaube ich daran, dass der Schöpfer weiß, was das Beste für mich ist, und darum gibt Er mir die Gefühle, die ich jetzt habe. Doch was ist der Grund dafür, dass der Schöpfer mich auf diesem Weg führen will, dass ich also auf dem Weg des Glaubens annehmen soll, dass Er sich mir gegenüber wohlwollend verhält? Und wenn ich daran glaube, gibt Er mir ein Zeichen: Das Ausmaß der Freude, die ich habe, das Ausmaß an Dankbarkeit, die ich Ihm dafür zolle und wie sehr ich Ihm danke und Seinen Namen preise. Gewiss müssen wir sagen, dass es zu unserem Vorteil ist, dass wir speziell durch den Glauben das Ziel erreichen, welches „empfangen um zu geben“ genannt wird. Andernfalls würde uns der Schöpfer sicherlich auf den Weg des Wissens führen und nicht auf den Weg des Glaubens.

Warum sind zwei Begriffe nötig, die sich im Widerspruch befinden. Einerseits sollen wir den Weg der Wahrheit gehen und uns unseres jetzigen Zustandes bewusst sein, in dem wir fühlen, dass wir uns vom Egoismus nicht entfernen und uns der Nächstenliebe nicht annähern können. Und andererseits sollten wir uns wünschen, die Welt wäre in „Möge Sein gesegneter Name wachsen und geheiligt sein.“

Und wenn wir sehen, dass die Spiritualität noch immer nicht wichtig ist, spüren wir einen großen Mangel und wir sehen, wie sehr wir das bereuen und wie sehr es uns schmerzt, dass wir von Ihm entfernt sind. Das nennt man „Wahrheit“, und das ist der Zustand, den wir entsprechend unserer Wahrnehmung in unseren Kelim spüren.

Und es wurde uns auch der Weg des Glaubens gegeben, welcher über dem Verstand ist und nicht unsere Wahrnehmung und unsere Vernunft in Betracht zieht, sondern sagt, wie geschrieben steht: „Sie haben Augen und sehen nicht. Sie haben Ohren und hören nicht.“ Vielmehr sollten wir glauben, dass der Schöpfer gewiss der Messias ist und Er weiß, was gut und was schlecht für mich ist. Daher will Er, dass ich mich so fühle, und mir selbst ist es egal, da ich arbeiten will, um zu geben.

Daher ist das Wichtigste für mich, dass ich die Arbeit des Schöpfers brauche. Und obwohl ich keine Ganzheit in meiner Arbeit spüre, bin ich trotzdem aus der Perspektive des Höheren – in dessen Kelim – vollständig, wie geschrieben steht: „Die Vertreibung wird keine Vertreibung von Ihm sein“. Daher bin ich zufrieden mit meiner Arbeit und darüber, dass ich das Privileg habe, dem König zu dienen, selbst auf der niedrigsten Stufe. Das sehe ich auch als ein großes Privileg an, dass der Schöpfer mir erlaubt hat, mich Ihm zumindest bis zu einem gewissen Grad anzunähern.

Dies gibt uns zwei Dinge: 1) In Bezug auf die Wahrheit, sieht er seinen wahren Zustand; dass er Platz für ein Gebet hat, denn dann hat er Platz für einen Mangel. Dann kann er beten, dass der Schöpfer seinen Mangel füllen wird und dann kann er durch die Grade der Heiligkeit aufsteigen. 2) Der Weg des Glaubens, der Ganzheit bedeutet, dass er von hier aus den Schöpfer loben und Ihm danken kann, und dann kann er in Freude sein.

1985/38 Ein Gerechter, der glücklich ist – ein Gerechter, der leidet

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1984/85, Artikel 38

Der heilige Sohar interpretiert „Ein Gerechter, der glücklich ist, ein Gerechter, der leidet“ (Ki Tetze, Absatz 13): „Einer der gerecht ist und leidet, bedeutet, dass er vom Baum der Erkenntnis von Gut und Böse ist, weil das Böse mit ihm ist. Es gibt keinen Gerechten, der nicht in diesem Bösen sündigen wird, da es sich in ihm befindet.

Ein Sünder, der glücklich ist, ist jemand, dessen böser Trieb über den guten Trieb gesiegt hat, und davon hieß es ‚Er ist glücklich‘, weil das Gute sich unter der Herrschaft des Bösen befindet. Und da das Böse über das Gute herrscht, ist er ein Sünder, denn jener der herrscht, gibt den Namen. Wenn das Gute über das Böse siegt, wird er ‚Gerechter, der leidet‘ genannt, da sich das Böse unter seiner Herrschaft befindet. Wenn das Böse über das Gute siegt, wird er als ‚Sünder, der glücklich ist‘ bezeichnet, soweit seine Worte. Weiterlesen

1985/29 Der Herr ist allen nahe, die Ihn rufen

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1985, Artikel 29

Im Sohar, Chukat (Absatz 78) heißt es: „Jeder, der Oben Dinge erwecken will – ob in Taten oder Worten – wenn die Tat oder das Wort nicht in gebührender Weise ausgeführt werden, wird nichts erweckt. Alle Menschen in der Welt gehen zur Synagoge, um Oben etwas zu erwecken, aber es gibt wenige, die sich darauf verstehen, etwas zu erwecken. Der Schöpfer ist all jenen nahe, die Ihn rufen und eine Sache in gebührender Weise zu erwecken wissen, aber wenn sie Ihn nicht zu rufen wissen, ist Er nicht nahe, wie geschrieben steht ‚Der Herr ist allen nahe, die Ihn rufen, all jenen, die Ihn in Wahrheit rufen‘. Was ist in Wahrheit? In Wahrheit bedeutet, dass sie sich darauf verstehen, eine wahre Sache in gebührender Weise zu erwecken. Und so ist es in allem“.

Das bedeutet, dass jemand, der Ihn nicht zu rufen weiß, nicht in die Synagoge gehen sollte, da sein Gebet nicht angenommen wird, da er Ihn nicht zu rufen weiß. Somit gibt es hier eine Ausrede, weswegen er erklärte, dass es nicht ausreicht, nicht in die Synagoge zu gehen, weil er sich nicht darauf versteht, Ihn zu rufen. Deswegen muss ein Mensch wissen, was er tun soll, um das Wissen zu erwerben, wie er den Schöpfer rufen sollte, um Ihm nahe zu sein. Weiterlesen

1984/15 Kann es sein, dass von Oben etwas Negatives kommt?

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Artikel Nr. 15, 1984

Eine Erklärung über die Worte des Sohar, Pinchas (Absatz 78) des Artikels 14 (1984): „Erwiesen Israel sich als würdig, käme [das höchste Feuer] wie ein Löwe des Feuers herab, um die Opfergaben zu verschlingen. Wenn sie sich nicht als würdig erwiesen, käme es herab wie ein Hund des Feuers“. Und man fragte, Wie kann etwas Negatives von Oben herabkommen? Wir verstehen, dass, was von Oben kommt, Gutes tun will. Und wenn Negatives kommt, welche Korrektur geht daraus hervor, so dass wir sagen können, dass dies nun von Oben kommt wie ein Hund des Feuers? Schließlich ist das nicht positiv. Weiterlesen

1987/17 Über die Schwierigkeit, Götzendiener die Tora zu lehren

Artikel Nr. 17, 1987 (korr, EY, 8.5.2024)

Unsere Weisen sagten (Chagiga 13), Rav Ami sagte ‚Worte der Tora sollten nicht Götzenanbetern gegeben werden’, wie geschrieben steht, ‚Er hat an keinem Volk so gehandelt; und was Seine Satzungen betrifft, haben sie Ihn nicht gekannt’. Im Sanhedrin (59) sagte Rabbi Yochanan, ‚Ein Götzenanbeter, der sich mit der Tora beschäftigt, muss sterben, wie es geschrieben steht, ‘Moses befahl uns ein Gesetz, ein Erbe’. Uns wurde es vererbt, und nicht ihnen‘.

Die Gemara fragt, Rabbi Meir sagt, ‚Wie das? Schließlich gleicht ein Götzenanbeter, der sich mit der Tora beschäftigt, sogar einem hohen Priester, wie es geschrieben steht, ‘Wenn ein Mensch sie tut, dann wird er durch sie leben’. Es hieß nicht, ‘Priester, Leviten oder Israelis’, sondern ‘ein Mensch’. Das bedeutet, dass sogar ein Götzenanbeter, der sich mit der Tora beschäftigt, einem hohen Priester gleicht.‘ Weiterlesen

Rabash, Brief 2, Der Einfluss der Umgebung auf einen Menschen

Rav Baruch Shalom HaLevi Ashlag, Brief 2 aus dem Jahr 1967

Es ist das Gesetz bekannt, welches in der ganzen Welt wirkt: Es ist schlecht, wenn ein Spezialist in seiner Sache in die Umgebung von Unprofessionellen (Laien) gerät und von ihnen lernt. Das heißt, wenn er ein wahrer Spezialist ist, zum Beispiel ein Schuhmacher, der zu unprofessionellen Schuhmachern lernen kommt, und sie ihm zu verstehen geben, dass es sich nicht lohnt, qualitativ gute Schuhe herzustellen, sondern er solle tun, wie es geht, (und man sagt ihm,) es würde sich nicht lohnen, bequeme und schöne Schuhe herzustellen. Weiterlesen

1988/13 Was bedeutet, der Hirte des Volkes ist das ganze Volk, in der Arbeit?

Artikel Nr. 13, 1987/88

Im Heiligen Sohar steht geschrieben (BeShalach Punkt 68): „Und Moses sagte dem Volk: ‚Fürchtet euch nicht, steht auf und seht das Heil des Ewigen.’ Rabbi Shimon sagte: ‚Glücklich ist das Schicksal Israels, denn ein Hirte wie Moses ist unter ihnen.‘ Weiter steht geschrieben: ‚Und gedachte der Tage der Vorzeit, Moses ist sein Volk.‘ ‚Und gedachte der Tage der Vorzeit‘ ist der Schöpfer.
‚Moses ist sein Volk‘, denn Moses war gleichbedeutend dem ganzen Volk. Und wir lernen daraus, dass der Hirte des Volkes wirklich das ganze Volk ist. Und wenn er belohnt wird, wird das ganze Volk nur aus Gerechten bestehen. Und wenn er nicht belohnt wird, wird das ganze Volk nicht belohnt, sondern es wird seinetwegen bestraft.“

Und wir müssen das aus der Sicht der spirituellen Arbeit verstehen, in der wir alles als einen Körper betrachten. Und es steht geschrieben: „Hier ist Moses und hier ist das Volk, alle befinden sich in einem Körper.“ Und wir müssen ebenfalls verstehen, warum, wenn der Hirte nicht belohnt wird, das Volk für ihn bestraft wird. Wir haben gelernt, dass, wenn der Hirte ein Gerechter ist, besteht das ganze Volk aus Gerechten. Aber warum muss das Volk für ihn bestraft werden? Denn was haben sie gemacht, wenn ihr Hirte nicht in Ordnung war?

Es ist bekannt, dass Moses in der Sprache des Sohar „Moses, der treue Hirte“ genannt wird. Und Baal HaSulam erklärt, dass Moses das ganze Volk mit dem Glauben versorgt hat. Und es steht geschrieben, dass dem Menschen keinerlei Kräfte fehlen, um Tora und Mizwot in ganzer Vollkommenheit zu erfüllen, sondern nur der Glaube. Und entsprechend dem Maß des Glaubens, den der Mensch hat, in diesem Maß kann der Mensch Kräfte in die spirituelle Arbeit investieren.

Und wie es in der Einführung zur „Lehre der Zehn Sefirot“ geschrieben steht: „Ich erklärte einst den metaphorischen Ausspruch der Weisen: ‚Derjenige, für den die Tora sein Handwerk ist.‘ In der Beschäftigung mit der Tora wird die Größe des Glaubens eines Menschen erkannt, da die Worte ‚sein Handwerk‘ (Omanuto) aus den gleichen Buchstaben bestehen wie die Worte ‚sein Glaube‘ (Emunato). Das gleicht dem, wenn ein Mensch, der seinem Freund vertraut, ihm Geld leiht. Vielleicht vertraut er ihm nur einen Groschen an, und wenn der ihn um zwei Groschen bitten wird, dann wird er sie nicht leihen wollen. Es kann auch sein, dass er ihm sein ganzes Vermögen anvertraut, ohne eine Spur von Angst. Dieser letzte Glaube gilt als vollkommener Glaube, während alle vorherigen Fälle nicht als vollkommener Glaube gelten, sondern als teilweiser Glaube. Wir sehen also, dass dem Menschen nicht die Kräfte fehlen, sondern der Glaube. Und dieser gibt dem Menschen die Kräfte für die Arbeit.“

Und dadurch wird erklärt, was Rabbi Shimon gesagt hat: „Glücklich ist das Schicksal Israels, denn ein Hirte wie Moses ist unter ihnen.“ Und die Erklärung ist, dass sie den Glauben haben, der auch „Moses, der treue Hirte“ genannt wird. Und da sie den Glauben haben, haben sie auch die Kraft, sich mit Tora und Mizwot zu beschäftigen. Mit anderen Worten: In jedem Menschen gibt es den Glauben an den Schöpfer, der genannt wird „Moses, der treue Hirte“. Also wird das ganze Volk zu Gerechten, was bedeutet, dass alle Organe des Menschen, d. h. die Gedanken und Wünsche des Menschen, die „Organe“ genannt werden, „Volk“ genannt werden.

Und so erklären wir das Geschriebene: „‚Und gedachte der Tage der Vorzeit, Moses ist sein Volk.‘ Denn Moses war gleichbedeutend dem ganzen Volk.“ Daraus lernen wir, dass „der Hirte des Volkes wirklich das ganze Volk ist“, denn der Glaube, der  im Menschen ist, das ist der ganze Mensch. Das heißt, wenn das ganze Volk die Eigenschaft von Moses hat, die auch Glaube genannt wird, dann sind sie Gerechte; also, wenn er belohnt wird, dann besteht das ganze Volk aus Gerechten. Denn „belohnt werden“ bedeutet, dass ihr Hirte die Eigenschaft des Glaubens ist, die auch Moses heißt.

Und so wird gesagt: „Wenn er nicht belohnt wird, wird das ganze Volk nicht belohnt, sondern sie werden wegen ihm bestraft.“ Es ist bekannt, dass es mit einem Gerechten auch einen Schutzschild für die ganze Generation gibt. Und wenn es keinen Gerechten gibt, können wir sagen, dass es niemanden gibt, der diese Generation retten kann. Aber warum wird das Volk seinetwegen bestraft, wenn der Gerechte „nicht belohnt wurde“, womit ist das Volk hier schuldig?

Hierzu gehört die Regel, dass die ganze Schwierigkeit in der Arbeit für den Schöpfer am Mangel an Glauben liegt. Denn, wenn der Mensch mit dem vollen Glauben belohnt wird, möchte er sich leidenschaftlich wie eine Kerze vor einer Fackel annullieren. Und in jedem Fall unterstellen sich alle Organe, also seine Gedanken und Wünsche, dem, wozu sie die Kraft des Glaubens verpflichtet. Und es steht darüber geschrieben: „Wenn er belohnt wird, sind alle seine Organe Gerechte, da von dem Glauben an den Schöpfer alle Gedanken und Wünsche der Gerechten kommen.“

Und daraus folgt, wenn der Hirte des Volkes nicht „belohnt wird“, wie geschrieben steht, dass sein Glaube, mit dem er belohnt werden soll, nicht der vollkommene Glaube ist, und er nur einen teilweisen Glauben hat, sagen unsere Weisen (wie in der Einführung zu Talmud Esser Sefirot im P. 14 geschrieben steht): „Dann wird das ganze Volk nicht belohnt.“ Das bedeutet: alle seine Organe führen Handlungen ohne eigenen vollkommenen Glauben aus. Und sie werden wegen ihm bestraft, was bedeutet, dass es nicht ihre Schuld ist, dass sie Gedanken und Verlangen haben, die für jemanden, der Glauben hat, ungeeignet sind.

Und das bedeutet, wenn ihr Hirte den vollkommenen Glauben besäße, würden die Organe auf ihn hören und Gedanken und Verlangen eines Gerechten haben. Also leiden sie für ihn, weil er keinen vollkommenen Glauben hat, und deshalb werden von diesem Hirten solche Gedanken geboren.

Daher, wenn der Mensch den Weg der Wahrheit gehen möchte, darf er nicht sagen, dass seine Eigenschaften schlechter als die Eigenschaften seiner Freunde sind und sein Verstand schwächer als der Verstand seiner Freunde ist. Mit anderen Worten, er darf sich nicht von seiner Arbeit befreien wegen seines schwachen Charakters oder eines Mangels an Talenten. Denn die ganze Schwierigkeit besteht nur darin, dass er nicht genug Glauben hat. Aus diesem Grund sollte ein Mensch seine ganze Arbeit und all seine Handlungen darauf ausrichten, nur um den Glauben an den Schöpfer zu erlangen, denn nur der Glaube gibt alles.

Deshalb, wenn der Mensch die Tora studiert oder sich mit den Mizwot und Gebeten beschäftigt, muss er seine Gedanken darauf konzentrieren, dass er für all seine guten Taten als Belohnung haben möchte, dass ihm der Schöpfer den vollkommenen Glauben gibt. Und darüber steht im Gebet von Rabbi Elimelech („Gebet vor dem Gebet“) geschrieben: „Und befestige deinen Glauben in unseren Herzen für immer und ewig, und lass deinen Glauben an unsere Herzen gebunden sein wie an einen Pfahl, der nicht fallen kann.“ Das ist die Bedeutung von: „Der Hirte des Volkes ist wirklich das ganze Volk.“

Um zu dem vollkommenen Glauben zu gelangen, steht geschrieben: „Wer kommt, um sich zu reinigen, dem wird geholfen“. Und der Sinn, wie bekannt, liegt darin, dass wir die Hilfe des Schöpfers brauchen, um Glauben zu erlangen. Aber es existiert ein Gesetz: Es gibt kein Licht ohne Gefäß. Das heißt, es ist unmöglich, dort Erfüllung zu geben, wo kein Mangel, der auch Bedürfnis oder Gefäß heißt, vorhanden ist, darum heißt es: „Es gibt kein Licht ohne Gefäß“.

Um ein Bedürfnis für den Glauben zu erlangen, muss sich der Mensch vorstellen, was für einen riesigen Nutzen er mithilfe des Glaubens erzielen kann und wieviel er dadurch verliert, dass er den Glauben nur teilweise hat und nicht mehr. Vor allem muss er sich das Ziel der Schöpfung vergegenwärtigen, also zu welchem Zweck der Schöpfer die Schöpfung geschaffen hat. Dann muss er daran glauben, was die Weisen gesagt haben: „Das Ziel der Schöpfung ist es, den Geschöpfen Genuss zu bereiten“.

Und wenn der Mensch beginnt, die Schöpfung mit seinen Augen zu betrachten, d. h. zu überprüfen, in welcher Form er „den Guten und Gutes Tuenden“ sieht, dann erscheint dem Menschen eine entgegengesetzte Sichtweise . Er sieht, dass die Welt leidet und dass es schwer ist, einen Menschen zu finden, der sagen kann, dass er sieht und fühlt, in welchem Maß Seine Lenkung der Definition „der Gute und Gutes Tuende“ entspricht.

Und in diesem Zustand, wenn er eine düstere Welt sieht, aber an den Schöpfer glauben möchte, daran, dass Er die Welt durch eine „persönlicher Lenkung“ lenkt als „der Gute und Gutes Tuende“, bleibt er an diesem Punkt stehen und alle möglichen störenden Gedanken dringen in seinen Kopf ein. Und er muss dies überwinden, indem er mit dem Glauben über dem Verstand die Höhere Lenkung als den „Guten und Gutes Tuenden“ akzeptiert. Dann erlangt er das Bedürfnis, dass der Schöpfer ihm die Kraft des Glaubens gibt, damit er die Kraft hat, seinen Weg „über dem Verstand“ zu gehen und die Höhere Lenkung zu rechtfertigen.

Erst dann versteht er, was „Shechina im Staub“ bedeutet, denn er sieht, dass, wenn er etwas für den Schöpfer und nicht aus Eigennutzen machen möchte, sofort der Körper kommt und fragt: „Wozu braucht ihr diese Arbeit?“ Und er möchte dem Menschen nicht die Kraft für die Arbeit geben. Und das nennt man „Shechina im Staub“, also in allem, was er um der Shechina willen machen möchte, schmeckt er den Geschmack von Staub, und er hat keine Kraft, seine Gedanken und Wünsche zu überwinden.

Und dann kommt der Mensch zu der Erkenntnis, dass es ihm bei der Kraft für die Arbeit an nichts fehlt, außer dass ihm der Schöpfer die Kraft des Glaubens geben soll, wie es schon oben im Gebet von Rabbi Elimelech erwähnt wurde. Und man muss beten: „Und befestige deinen Glauben in unseren Herzen für immer und ewig“, da er in diesem Zustand zur Erkenntnis kommt, dass, wenn „der Schöpfer ihm nicht hilft, er nicht in der Lage sein wird, den Bösen Trieb zu überwinden“.

Und entsprechend dem Gesagten kann man erklären, was unsere Weisen  gesagt haben (Brachot 6b): „Jeder Mensch, in dem Ehrfurcht vor dem Himmel ist, dessen Worte werden gehört“, denn es steht geschrieben: „Am Ende wird alles vom Schöpfer erhört, und fürchte den Schöpfer“. Es ist schwer, dies wörtlich zu verstehen: Die Propheten waren doch Gerechte und große Menschen, warum wurden ihre Reden nicht gehört, und Israel blieb weiter in seinem vorigen Zustand und wollte nicht auf die hören, die ermahnen? Und aus der Sicht der einfachen Deutung des Textes existieren natürlich viele Antworten.

Aber aus der Sicht der [inneren] Arbeit, in der wir die ganze Tora in einem Körper studieren, ist es notwendig, dies so zu erklären: Wer möchte, dass sein Körper, d. h. all seine Organe, also die Gedanken, Wünsche und Handlungen, in heiliger Reinheit sind, dem gilt der Rat: Damit sein Körper allem gehorcht, was der Mensch von ihm fordert, sollte er den vollkommenen Glauben erlangen, der auch „Ehrfurcht vor dem Himmel“ genannt wird.

Und es existieren viele Stufen der Ehrfurcht, wie im „Vorwort des Buches Sohar“ Punkt 191 geschrieben steht: „Ehrfurcht bedeutet hauptsächlich, dass man seinen Herrn fürchten sollte, da Er groß ist und alles regiert, die Hauptsache und die Wurzel aller Welten ist, und es wird vor Ihm alles als Nichts erachtet.“ Und aus der Erklärung dazu lernen wir, dass es drei Arten von Furcht vor dem Schöpfer gibt, und nur eine davon gilt als die wahre Ehrfurcht.

1) Den Schöpfer fürchten und seine Mizwot einhalten, so dass seine Söhne leben werden und er vor der Strafe seines Körpers oder seines Geldes bewahrt werde. Dies ist die Furcht vor Strafen in dieser Welt.

2) Wenn man auch Strafen der Hölle fürchtet.

Diese beiden sind keine echte Ehrfurcht, denn diese Furcht existiert nicht aufgrund des Gebotes des Ewigen, sondern zu seinem eigenen Nutzen. Daraus folgt, dass sein eigener Nutzen die Wurzel ist, und die Furcht ein Zweig, abgeleitet von seinem eigenen Nutzen.

3) Die hauptsächliche Ehrfurcht ist, wenn man seinen Herrn fürchtet, weil Er groß ist und über alles herrscht, die Hauptsache und die Wurzel aller Welten ist, und alles erachtet man wie Nichts vor Seinem Angesicht. Er ist groß, denn Er ist die Wurzel, von der sich die ganzen Welten ausdehnen.

Und aus dem Gesagtem folgt, dass der wichtigste Punkt der Ehrfurcht vor dem Himmel der Glaube an die Größe des Schöpfers ist, denn die Größe und Wichtigkeit sind im Wesentlichen der Grund, der uns zur Erfüllung von Tora und Mizwot verpflichtet, und nicht der Eigennutz. Es ist so wie er dort sagt: „Und er wird sein Herz und seinen Willen an jenen Ort setzen, welcher ‚Ehrfurcht‘ genannt wird. Er wird an der Ehrfurcht vor dem Ewigen anhaften im Wunsch und im Begehren, wie es sich dem Gebot des Königs geziemt und angemessen ist“.

Und zu der Zeit, wenn der Mensch mit einem solchen Glaubens belohnt wird, d. h. wenn er in seinem Herzen die Größe des Schöpfers spürt, werden der Körper und alle Organe, d. h. die Verlangen, Gedanken und Handlungen, vor dem König annulliert wie eine Kerze vor einer Fackel.

 

korr, EY, 20.10.2023

Notiz 7: Die Korrektur der Linien

Korrektur der Linien. Die Rechte Linie ist der Aspekt von Loven de Aba (das Weiße des Vaters), d. h., durch die Erscheinung des Lichtes Chochma in den 320 Funken steigt die Malchut aller Melachim (Könige) zurück an ihren Platz, da es einen Zimzum (Einschränkung) auf den Aspekt von Awiut gibt, und wenn die Awiut nicht entsprechend groß ist, ist sie gezwungen, abzusteigen.

Und dadurch, dass das Licht Chochma den Aspekt von Awiut herabsenkt, spürt der Mensch, dass es nichts Abstoßenderes gibt, als für sich selbst zu arbeiten. Er hat allerdings noch keine Kraft, um für den Nächsten zu arbeiten, also zu geben, und deswegen bedürfen wir der Linken Linie, und das ist der Aspekt von Odem de Ima (das Rote der Mutter). Weiterlesen

Rabash, Brief 34

Vorabend von Rosh Ha-Shana, 25. September, 1957

 

An meine Freunde, mögen sie ewig leben.

Nachdem ich euch im imaginären körperlichen Raum näher gekommen bin, hoffen wir auf eine Annäherung der Herzen, denn seit längerem haben wir keine Briefe ausgetauscht. Diese körperliche Tat befördert Einheit, wie man es im Gebet von Rosh ha-Shana aufsagt: „Und sie sollen alle zu einer Vereinigung werden“; dann wird es einfacher, „Deinen Willen aus vollem Herzen zu tun“. Weiterlesen

Notiz 821: Wir werden tun und wir werden hören (2)

Es steht geschrieben: „Und der Mensch Moses war sehr bescheiden.“ Bescheidenheit bedeutet Niedrigkeit – wenn ein Mensch sich selbst gegenüber dem anderen annulliert. Es ist nicht unbedingt eine äußerliche Annullierung, sondern auch eine innerliche. „Äußerlich“ bedeutet etwas, das nach außen offenbart wird, wenn jeder erkennt, dass der Mensch nichts von sich selbst hält, sondern dass er die Freunde auf einer wichtigeren Stufe sieht als sich selbst. Dies zeigt sich an den Handlungen, die er gegenüber den Freunden ausführt.

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Notiz 27: Die drei Linien

Es gibt zwei Linien. Und unter ihnen ist Streit, und jede von ihnen will die Andere vernichten.

Daraus ergeben sich drei Möglichkeiten:

  1. Eine von ihnen vernichtet die andere;
  2. Jede von ihnen will die jeweils andere vernichten, doch keine schafft es, und sie bleiben im Streit.
  3. Sie schließen Frieden.

Die Rechte heißt Kategorie der Vollkommenheit. Der Mensch malt sich also aus, dass er der vollständigste und glücklichste Mensch in der ganzen Welt ist, da er für sich überlegt, wie es dazu kommt, dass ein einfacher Mensch wie er, der keinen Vorteil vor dem Rest der Geschöpfe hat, allein vom Ewigen dazu auserwählt wurde, um Ihm zu dienen. Weiterlesen

Notiz 26: Derjenige, der kein Ansehen achtet

Im Vers „Der kein Ansehen achtet und keine Bestechung annimmt“[1] muss man verstehen, was „derjenige, der keine Bestechung annimmt“ bedeutet. Wie kann man dem gesegneten Schöpfer eine Bestechung geben, dass der Vers uns mitteilt, dass Er keine annimmt?

Die Bedeutung ist, dass alle Eigenschaften, die wir dem gesegneten Schöpfer zuschreiben, in Bezug auf den Menschen zu verstehen sind. Wenn ein Mensch daran gewöhnt ist, Bestechung zu akzeptieren – das heißt, nach seinem eigenen Genuss zu streben – dann hat er keine Möglichkeit, sich dem Schöpfer anzuhaften, denn es heißt: „Haftet an Seinen Eigenschaften.“

Daraus folgt, dass die Absicht des Verses „derjenige, der keine Bestechung annimmt“ bedeutet, dass der Mensch keine Bestechung annehmen darf, wenn er eine Sache im Hinblick auf Wahrheit und Lüge klären will. Denn wenn eine Absicht für den eigenen Genuss vorhanden ist, kann er die Wahrheit nicht mehr sehen, „denn Bestechung verblendet die Augen der Weisen“[2]. Der Grund dafür ist, dass das Licht von Chochma (Weisheit) [3] sich nur dort ausbreiten kann, wo die Gefäße vollkommen rein sind von jeglichem Eigeninteresse.

Anders ist es mit der Eigenschaft von Chassadim (Barmherzigkeit): Sie kann auch dann ausgeübt werden, wenn man noch nicht völlig gereinigt ist. Denn während des Wirkens von Chassadim kann man keinen Schaden verursachen, da die Handlung selbst Geben ist. Doch wenn das Licht Chochma sich ausbreitet, geschieht dies in Form von Erkenntnis und Empfang, weshalb es zu Schaden führen kann.

Deshalb gibt es eine Korrektur: Solange der Mensch nicht von seiner Selbstliebe gereinigt ist, kann er nichts aus der Perspektive von Chochma sehen.

[1] 5. Buch Moses 10,17

[2] 5. Buch Moses 16,19

[3] Chochma wörtl. Weisheit, Anm. Ü.

 

überarbeitet, EY, 4.3.2025

Notiz 24: Was uns im Wesentlichen fehlt

Was uns im Wesentlichen fehlt und weswegen wir keine Energie für die Arbeit haben, ist der Mangel an der Wichtigkeit des Ziels. Das bedeutet, dass wir nicht wissen, wie wir unseren Dienst einzuschätzen haben, um zu begreifen, wem wir da geben. Und ebenso fehlt die Kenntnis der Größe des Ewigen, damit wir wahrnehmen, wie glücklich wir sind, dass wir dem König dienen dürfen – denn wir haben überhaupt nichts, um Seine Größe begreifen zu können.

Und das heißt in den Worten des Heiligen Sohar „Shechina im Staub“ (Shechinta be-Afra), also dass dem Ewigen zu dienen uns so wichtig wie Staub erscheint. Und auf jeden Fall haben wir keine Energie für die Arbeit, denn ohne Genuss gibt es auch keine Kraft für die Arbeit. Denn da, wo die Selbstliebe strahlt, schöpft der Körper Lebenskraft daraus. Bei der Arbeit des Gebens dagegen fühlt der Körper keinen Geschmack von Genuss und ist gezwungen, „unter seiner Last zusammenzubrechen“[1]. Weiterlesen

Notiz 22: Und nun Israel, höre

korr, EY, 4.7.2024

„Und nun Israel, höre die Gesetze (Chukim) und die Rechtsordnungen (Mishpatim)[1] … Ihr sollt nichts hinzutun zu dem Worte, das ich euch gebiete, und sollt auch nichts wegnehmen, damit ihr die Gebote des Ewigen, eures Gottes, wahret, die ich euch gebiete.[2]

Hier müssen wir verstehen, was ein Gesetz (Chok) und was eine Rechtsordnung (Mishpat) ist. Und die Schrift präzisiert: „Ihr sollt nichts hinzutun zu dem Worte, das Ich euch gebiete, und sollt auch nichts wegnehmen“, und in beiden Fällen, im Hinzufügen wie im Wegnehmen muss man genau sein, gemäß dem Wortlaut des Gebotes.

Es gibt einen Unterschied zwischen denen, die in der Absicht arbeiten, zu geben oder um eine Belohnung zu erhalten.
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Notiz 20: Der Wille zu empfangen

Wir müssen das in den Büchern erläuterte Prinzip verstehen, dass das Endziel darin besteht, dass der Mensch zu einem Zustand gelangt, in dem er empfängt um zu geben. Hier muss man überlegen, ob der Mensch nicht letztendlich Genuss daraus schöpft, da er sonst nicht geben kann. Denn es ist ganz und gar unmöglich, dass der Mensch eine Handlung ausführt, an der er keinen Genuss hat. Weiterlesen

Notiz 18: Das Konzept der Kleider der Seele

Das Konzept der Kleider der Seele: Rabbi Shimon sagt, gemäß dem, wie der Mensch sich in der Erfüllung von Tora und den Geboten bemüht hat, erhält er in dieser Halle (Heichal, welche die Halle der Essenz des Himmels ist, Aspekt von Hod) Oben Kleidung, um sich in jener Welt einzukleiden.

Man muss nachvollziehen, was das Konzept der Kleidung (Lewush) bedeutet. Es ist bekannt, dass man im Spirituellen nur mithilfe von Kleidung, die ein Modell des für die Enthüllung von Licht geeigneten Gefäßes darstellt, Ergebnisse erzielen kann. Wenn also der Mensch sich bemüht hat, dann schafft ihm [diese] Bemühung das Kli – das Verlangen und das Bedürfnis nach der Erfüllung mit Licht. Denn von Oben gibt man nichts, bevor nicht ein Bedürfnis nach dem jeweiligen Leuchten (Heara) besteht.

Und die Anstrengung, die der Mensch unternimmt, schafft ihm ein Bedürfnis und ein Verlangen, was bedeutet, dass es ihm zum Bedürfnis wird, dass der Schöpfer ihm helfen und ihn aus der Bedrängnis herausführen möge, in der er sich während seiner Bemühungen befindet. Und gäbe es die Bemühung nicht, hätte er kein Bedürfnis nach der Hilfe des Ewigen. Folglich ist es gerade die Bemühung, die für ihn die Kleider der Seele (Lewushei haNeshama) erschafft, damit es zu einer Offenbarung der Göttlichkeit (Elokut) kommt.