Weiterführendes Material zum Kurs „Einführung in die Weisheit der Kabbala“

Shamati 10. Was bedeutet „Fliehe, mein Geliebter“ in der spirituellen Arbeit?

Ich hörte im Juli 1944

Man muss wissen, dass wenn ein Mensch beginnt, den Weg zu gehen, auf dem er alles um des Himmels willen tun möchte, er Phasen von Aufstiegen und Abstiegen erlebt. Manchmal erlebt er einen so tiefen Abstieg, dass er Gedanken hat, von der Tora und den Geboten zu fliehen. Das heißt, er bekommt Gedanken, nicht mehr im Bereich der Heiligkeit sein zu wollen.

Dann muss er daran glauben, dass es tatsächlich umgekehrt ist. Das bedeutet, dass die Heiligkeit vor ihm flieht. Sobald der Mensch nämlich die Heiligkeit beflecken will, kommt sie ihm zuvor und flieht vor ihm. Wenn der Mensch daran glaubt und sich in dieser Zeit stärkt, dann verwandelt sich das „Fliehe” (ברח) in „Segne” (ברך), wie geschrieben steht: „Segne, Herr, seine Kraft, und das Werk seiner Hände möge Dir wohlgefallen.”

überarbeitet, EY, 16.06.2025

Baal HaSulam, Brief 25, Gleichnis über den Sohn eines Reichen im Keller

London, im Jahr 5687 (1927)

Lieber Freund und unser Lehrer,

möge seine Kerze immer leuchten.

… Und du schriebst, dass du die neuen Worte der Tora, die ich dir schrieb, nicht verstehst. Dennoch hätten sie dir verständlich sein sollen, und wenn dein Weg gerade wird, wirst du sie sicherlich verstehen, denn deshalb schrieb ich sie dir.

Und das, was du über den Ausspruch: „Vorsätzliche Vergehen (Sdonot) werden für ihn zu Verdiensten“ erklärt hast, dass er im Moment seiner Rückkehr (Tshuwa) zum Schöpfer klar sieht, dass der Schöpfer ihn hinsichtlich seiner Übertretungen (Awonot) gezwungen hat, und er sich dennoch ganz den Korrekturen hingab, als wären diese Übertretungen aus seinem eigenen Willen hervorgegangen, und dadurch werden die „vorsätzlichen Vergehen“ zu Verdiensten usw.: Du hast das Ziel noch nicht erreicht, denn letztlich machst du aus  „erzwungenen Handlungen (Onsim)“ Verdienste, aber nicht aus „vorsätzlichen Vergehen“. Und noch mehr bist du vom Weg abgewichen bei der Deutung der Sünde (Chet) von Adam haRishon, indem du seiner Seele das Exil aufgrund jener „erzwungenen Handlung (Ones)“ unterstellst, wie oben erwähnt, und hast die „erzwungene Handlung“ als „unabsichtliches Vergehen (Shgaga)“ dargestellt. Und was du erklärt hast, dass es keinen Unterschied macht, ob sich das Kind selbst oder durch die Taten seines Vaters beschmutzt hat, letztlich sei es schmutzig und müsse sich waschen gehen – ich wundere mich sehr! Wie kann Schmutz aus Reinheit hervorgehen?

Doch deine letzten Worte sind zutreffend, nämlich dass du nicht verstanden hast, weil du dich an einen Ort gewagt hast, der nicht deiner ist, und weil du dir angewöhnt hast, dich mit Herden zu beschäftigen, die nicht die deinen sind. Deshalb hast du meine Worte nicht genau verstanden, die nur speziell auf dich allein zielen. Gott gebe, dass diese Worte dir genügen, damit du nicht mehr in fremden Gärten weidest. Denn es steht im Sohar geschrieben: „Ein Mensch darf nicht dorthin schauen, wo es nicht nötig ist.“

Und du hast geschrieben, dass ich Worte zwischen den Zeilen verstecke usw. Es heißt: „Deine Bedürfnisse, mein Volk Israel, sind zahlreich“ (Berachot 29b) usw. Denn keine Stunde gleicht der anderen, und umso mehr „die, die an der Tür umhergehen, hin und her, und die Tore nicht öffnen“, – es gibt kein Ende der Veränderungen ihrer Zustände. Und wenn ich ein Wort der Tora schreibe oder es mündlich sage, damit es wenigstens für einige Monate Nahrung gibt, das heißt, damit es in guten Momenten innerhalb dieser Zeit verstanden wird – was aber soll ich tun, wenn die guten Momente selten sind, oder das Leere gegenüber dem Ganzen überwiegt, und meine Worte vergessen werden?

Und es ist sicher, dass man meine Worte mit intellektuellem, theoretischem Verstand in keiner Weise betrachten kann, denn sie wurden aus den Buchstaben des Herzens gesprochen und zusammengesetzt.

Und bezüglich deines Vergleichs, als ob du eingetreten bist und nicht herauszukommen wusstest, weil du müde warst, dies zu tun, werde ich dir im Allgemeinen sagen, dass derjenige, der aus Liebe umkehrt, das Ziel der Anhaftung (Dwekut) erreicht, das heißt; die höchste Erhabenheit. Und derjenige, der zur Sünde (Chet) bereit ist, befindet sich in der untersten Unterwelt (Sheol). Und dies sind die beiden entferntesten Punkte der gesamten Schöpfung. Auf den ersten Blick wäre es genauer über die „Umkehr“ (Tshuwa) zu sagen, dass sie „Vollkommenheit“ genannt werden sollte, aber dies allein, um zu zeigen, dass alles im Voraus vorbereitet ist, und jede Seele bereits in ihrem ganzen Licht und ihrem Guten und ihrer Ewigkeit ist. Nur aufgrund des „Brotes der Scham” ging die Seele im Geheimnis der Einschränkung (Zimzum) hinaus, um sich in einen schmutzigen Körper zu kleiden, und nur dank ihm kehrt sie zu ihrer Wurzel vor der Einschränkung zurück, mit einem Gewinn aus diesem ganzen schrecklichen Weg, den sie zurückgelegt hat, wobei die Gesamtheit des Lohns die wahre Anhaftung (Dwekut) ist. Das heißt, sie befreite sich vom „Brot der Scham”, denn ihr Empfangsgefäß (Kli) verwandelte sich in ein gebendes Kli, und ihre Form glich sich ihrem Schöpfer an. Und ich habe viel darüber gesprochen.

Und verstehe daraus. Wenn dieses Fallen dem Aufstieg dient, wird es als Aufstieg betrachtet, und nicht als Fallen, denn tatsächlich ist das Fallen selbst der Aufstieg, denn die Buchstaben des Gebets selbst sind mit Fülle (Shefa) gefüllt, und im kurzen Gebet wird die Fülle gekürzt, weil es an Buchstaben mangelt. Denn die Weisen sagten: „Wenn Israel nicht gesündigt hätte, wären ihnen nur die fünf Bücher der Tora und das Buch Josua gegeben worden.“ Und betrachte dies eingehend.

Und womit ist dies vergleichbar? Mit einem Reichen, der einen einzigen Sohn hatte, jung an Jahren. Eines Tages musste der Reiche für viele Jahre weit weg reisen. Und der Reiche fürchtete sich, dass sein Sohn sein Vermögen für schlechte Zwecke verschwenden würde.

Und so erwies er sich als weise und tauschte sein Vermögen gegen Edelsteine, Perlen und Gold. Und er baute einen großen Keller tief in der Erde, und legte dort all sein Gold, seine Edelsteine und Perlen hinein, und auch seinen Sohn setzte er dort hinein.

Und er rief seine treuen Diener und befahl ihnen, seinen Sohn zu bewachen, damit er den Keller nicht verlasse, bis er zwanzig Jahre alt werden würde. Und jeden Tag sollten sie ihm Speisen und Getränke hinunterreichen, aber auf keinen Fall Feuer oder Kerzen. Und sie sollten die Wände prüfen, damit keine Risse vorhanden seien, durch die Sonnenstrahlen eindringen könnten. Und für seine Gesundheit sollten sie ihn jeden Tag für eine Stunde aus dem Keller herausführen und mit ihm in der Umgebung der Stadt spazieren gehen, aber unter strenger Bewachung, damit er nicht entkomme, und wenn er zwanzig Jahre alt würde, dann würden sie ihm Kerzen geben, und ein Fenster öffnen, und ihn herauslassen.

Es ist klar, dass das Leid des Sohnes grenzenlos war, und besonders, wenn er draußen spazieren ging und sah, dass alle jungen Leute essen, trinken und sich auf der Straße freuen, ohne Bewachung und ohne Zeitbegrenzung, während er im Kerker ist, und nur wenige Momente Licht hat, und wenn er versucht hätte zu entkommen, wären sie unbarmherzig auf ihn losgegangen. Und noch mehr war er betrübt und niedergeschlagen, als er hörte, dass sein eigener Vater ihm dieses Leid auferlegt hatte, denn die Diener sind die seines Vaters, die den Befehl des Vaters ausführen. Natürlich denkt er, dass sein Vater der grausamste von allen Grausamen ist, die je waren, denn wer hat je von so etwas gehört?

Am Tag, als er zwanzig Jahre alt wurde, ließen die Diener ihm eine Kerze hinunter, wie es der Vater befohlen hatte, und der junge Mann nahm die Kerze und begann sich umzusehen, und siehe da, was sieht er? Säcke voller Gold und königlicher Schätze.

Erst dann verstand er den Vater, dass er wirklich barmherzig ist, und alles, was er tat, tat er nur zu seinem Wohl, und sofort verstand er, dass die Diener ihn aus dem Keller freilassen würden, und so tat er es. Er verließ den Keller, und es gibt keine Bewachung mehr, keine grausamen Diener, und er ist reich, reicher als alle Reichen des Landes.

Und in der Tat gibt es hier keine Neuigkeit, denn es ist von Anfang an klar, dass er sein ganzes Leben lang ein großer Reicher war, aber seinem Gefühl nach war er arm und elend, sein ganzes Leben lang bis zum äußersten bedrückt, und jetzt in einem Moment hat er ein großes Vermögen erlangt, und ist „aus einer tiefen Grube auf ein hohes Dach“ gestiegen. Und wer kann dieses Gleichnis verstehen? Wer versteht, dass die „vorsätzlichen Vergehen (Sdonot)“ selbst eben der tiefe Keller sind, mit sicherer Bewachung, damit man nicht entkommen kann. Und ich frage mich, ob du das verstehst.

Und von hier ist es klar, dass der Keller und die sichere Bewachung, all dies sind „Verdienste“, und die Barmherzigkeit des Vaters gegenüber seinem Sohn, ohne die er keineswegs die Situation gehabt hätte, reich wie der Vater zu werden. Aber die „vorsätzlichen Vergehen“ – das sind wirkliche „vorsätzliche Vergehen (Sdonot)“, und nicht „unabsichtliche Vergehen (Shgagot)“ und nicht „Zwang von Oben“. Und solange bis er wieder reich wurde, herrschte das erwähnte Gefühl, vollständig und im vollen Sinne – aber nachdem er wieder reich geworden ist, sieht er, dass all dies Barmherzigkeit des Vaters ist, und keine Grausamkeit, Gott bewahre.

Und es muss verstanden werden, dass die ganze Liebesbeziehung zwischen dem Vater und seinem einzigen Sohn von der Anerkennung des Sohnes der Barmherzigkeit des Vaters in Bezug auf den Keller, die Dunkelheit und die sichere Bewachung abhängt, denn eine große Anstrengung und tiefe Weisheit sieht der Sohn im Erbarmen des Vaters.

Auch im Heiligen Buch Sohar wird darüber gesprochen, und es steht geschrieben, dass dem, der die Umkehr verdient hat, die heilige Shechina (göttliche Gegenwart) offenbart wird, wie eine sanftmütige Mutter, die ihren Sohn viele Tage nicht gesehen hat, und sie unternahmen große und viele Handlungen, um einander zu sehen, und beide erlitten große Gefahren und so weiter, und schließlich kam diese Freiheit zu ihnen, auf die sie sehnlichst warteten, und sie verdienten es, einander zu sehen, und dann fällt die Mutter in seine Arme und küsst ihn und tröstet und ermahnt ihn den ganzen Tag und die ganze Nacht, und erzählt ihm von der Sehnsucht und den Gefahren auf dem Weg, die sie bis zu diesem Tag erfahren hat, und wie sie immer bei ihm war, und sich die Shechina nicht wegbewegte, sondern überall mit ihm litt, nur dass er dies nicht sehen konnte.

Und dies ist die Sprache des Sohar: Sie sagt zu ihm, hier haben wir geruht, hier haben uns Räuber überfallen und wir haben uns vor ihnen gerettet. Hier haben wir uns in einer tiefen Grube versteckt usw., und welcher Einfältige würde nicht das Übermaß an Liebe, Anmut und Wonne verstehen, die aus diesen Worten des Trostes hervorbrechen und herausströmen.

Und in der Tat, vor dem Aufeinandertreffen von Angesicht zu Angesicht war dies ein Gefühl des Leidens, schwerer als der Tod, aber im Geheimnis der Plage (Nega, נֶגַע), denn der Buchstabe Ayin ע steht am Ende der Läuterung, aber im Moment des Erzählens der Worte des Trostes, wenn Ayin ע am Anfang der Läuterung steht, ist es natürlich – Vergnügen (Oneg, עֹנֶג). Doch dies sind zwei Punkte, die nur dann leuchten, wenn ihre Existenz in einer Welt gefunden wird. Und stelle es dir umgekehrt vor: einen Vater und einen Sohn, die sich in großer Ungeduld erwarteten, über Tage und Jahre, und schließlich sahen sie einander. Doch der Sohn ist stumm und taub, und sie können sich überhaupt nicht miteinander erfreuen. Und es stellt sich heraus, dass das Wesentliche der Liebe in der Wonne besteht, die von der Hand des Königs gegeben wird.

Yehuda Leib

Steter Tropfen höhlt den Stein

Auszug aus Rabashs Brief Nr. 40:

Die Zeit ist bereits gekommen, vorwärts zu schreiten, unserem heiligen Ziel entgegen, wie mutige Helden. Und der gepflasterte Weg, der zum Ziel führt, ist wie bekannt die Liebe zu Freunden, über die man zur Liebe zum Schöpfer gelangt. Die Liebe geht über „kauf dir einen Freund“. In anderen Worten, durch Taten kauft man das Herz des Freundes. Denn auch wenn man sieht, dass das Herz des Freundes wie Stein ist, ist dies dennoch keine Rechtfertigung, und wenn man fühlt, dass dieser sich eignet, ein Freund für die Arbeit zu sein, dann muss man ihn durch Taten erwerben. Weiterlesen

1984/14 Man sollte immer alles verkaufen, das man hat, und die Tochter eines weisen Schülers heiraten

Zum Hörtext.

Artikel Nr. 14, 1984

„Man sollte immer alles verkaufen, das man hat, und die Tochter eines weisen Schülers heiraten“ (Psachim 49). Das bedeutet, dass man den ganzen Besitz, den man mithilfe eigener Anstrengungen erworben hat, verkaufen  – d.h. alles geben und darauf verzichten soll  – und sich stattdessen die Tochter eines weisen Schülers nehmen soll. Weiterlesen

Es existiert nur eine Kraft

Aus Shamati 1, Es gibt nichts außer Ihm

Von Baal Ha Sulam

Der Mensch muss sich immer bemühen, den Weg zu gehen, auf dem er sich in Verschmelzung mit dem Schöpfer befindet, das heißt, dass alle seine Gedanken beim Schöpfer sind. Und sogar, wenn er sich im schlimmsten Zustand befindet, wenn es keinen größeren Abstieg als diesen geben kann, darf er nicht aus der Herrschaft des Schöpfers austreten!

Also er darf nicht behaupten, es gäbe eine andere Macht, die ihn nicht in die Heiligkeit eintreten lasse, und dass es in deren Kraft stünde, Gutes oder Böses zu tun. Weiterlesen

Was ist ein Freund?

Beziehung mit Ablaufdatum

Beziehungen ohne spirituelle Verbindung können schwer überleben..

Heute ist es für Partner praktisch unmöglich, ein ganzes Leben lang ein gutes Verhältnis zu pflegen, es sei denn, es besteht eine spirituelle Verbindung zwischen ihnen. Im Normalfall prallen schnell ihre Egos aufeinander und ihre Verbindung droht daran zu zerbrechen. Viele Beziehungen fallen auseinander, weil die Partner kein gemeinsames Ziel finden können. Sie stellen oft nur eine Kosten-Nutzen-Rechnung auf, um zu klären, wie viel dabei für jeden bei welcher Investition herausspringt.

Der biblische Vers „Mann, Frau – und die göttliche Gegenwart zwischen ihnen“ hat über die Zeit an Bedeutung verloren. Weiterlesen

Ungleiche Ziele

Wie kann man die Liebe bewahren, wenn der eine Partner Kabbala studiert und der andere nicht?

Dr. Laitman: Ich denke, dass der Partner verstehen muss, dass der andere, der Kabbala studiert, fortschreitet. Früher oder später wird der Partner dies erkennen. Doch wenn jemand, der nicht Kabbala studiert, vom Partner verlangt, mitten in seiner Entwicklung das Studium aufzugeben, dann begeht er die egoistischste Handlung, die es überhaupt gibt. Weil er den Partner davon abhält, ein Mensch zu werden und zu wachsen. Keine andere Handlung ist egoistischer als diese. Weiterlesen

Die Menschheit in Harmonie unter einem Dach

M. Laitman, Betrachtungen zu Sukkot

Heimat ist heutzutage für viele Menschen auf der ganzen Welt ein relatives Konzept. Das Streben nach besseren Chancen und Arbeitsplätzen veranlasst viele dazu, an neue Standorte zu ziehen. Die meisten haben einfach keine andere Option und werden durch Krieg, Verfolgung, Verbrechen oder Naturkatastrophen zwangsweise vertrieben. Sehen wir, wie der Sukkot-Feiertag uns lehren kann, ein echtes Gefühl der Zugehörigkeit und friedlichen Koexistenz zu schaffen …

Nach Schätzungen der Vereinten Nationen leben 258 Millionen Menschen weltweit in einem anderen Land als ihrem Geburtsort, ein Anstieg von 49% in den letzten zwei Jahrzehnten. Ein Drittel davon musste vor lebensbedrohlichen Bedingungen fliehen, um sich – hauptsächlich in wohlhabenden Ländern – eine neue Heimat zu suchen. Weiterlesen

Die Kabbalistische Bedeutung von Sukkot, dem Laubhüttenfest

Alle jüdischen Feiertage, die während eines Jahreszyklus stattfinden, symbolisieren Prozesse, die der Mensch in seinem Leben durchwandern muss. Im Laufe von tausenden von Jahren, in denen sich der Egoismus der Menschheit mit Hilfe der Reshimot (Erinnerungen, Aufzeichnungen) entwickelte, offenbart sich nun das Ego in seinem ganzen Ausmaß. Durch alle Stufen von unbelebt, pflanzlich und tierisch bis hin zur sprechenden Stufe, dem Menschen. Diese Entwicklung dauert so lange an, bis der Mensch, seine Seele, im Menschen erwacht.

Davor, vor 5782 Jahren, gab es einen ersten Menschen,  genannt Adam haRishon (der erste Mensch), der bereit war, mit seiner spirituellen Entwicklung zu beginnen. Bis zum heutigen Tage haben immer mehr Menschen dieses Verlangen, den sogenannten “Punkt im Herzen“ zu entdecken. Weiterlesen

M. Laitman: Gespräch zum Anlass von Jom Kippur

Gespräch zum Anlass von Jom Kippur

Rav Dr. Michael Laitman Jom Kippur, 1995

Das Beten ist die „Arbeit des Herzens“ – es drückt die Wünsche aus, die direkt dem Herzen entspringen. Der Mensch hat keine Macht über seine Wünsche; es ist so vorgesehen, dass er nur selten selbst weiß, wonach er sich sehnt und was seine wahren Absichten sind. Die intime Natur seines Gebetes verflüchtigt sich vor ihm selbst. Weiterlesen

Jom Kippur, Jona und der Wal

Rabash schreibt in vielen Artikeln, dass der Mensch entsprechend seinem inneren Zustand, ohne jegliche Verbindung mit dem kalendarischen Feiertag, zum Versöhnungstag kommt.

Jeder von uns durchläuft in seiner persönlichen Entwicklung diese Zustände, Aufstiege, die als „Rosh haShana“ (Jahresanfang), „Jom Kippur“ (Versöhnungstag) u. a. bezeichnet werden.

Jom Kippur ist ein sehr hoher Zustand, und es bedarf eines gewaltigen Lichtes, das auf uns einwirkt, um diesen Tag bzw. diese Stufe in uns zu enthüllen. Weiterlesen

Weibliche und männliche Seelen

Welcher Unterschied besteht zwischen den weiblichen und männlichen Seelen?

Man meint den Unterschied zwischen dem rechten und dem linken Teil des Parzuf und dies hat keinen Bezug zum Körper unserer Welt. Der Kabbalist, der nach oben steigt, befindet sich bald in der einen Art des Kli, bald in einer anderen, was auch heißt „man erwirbt bald die eine, bald die andere Seele“.

Vom Schöpfer wurde ein Parzuf erschaffen, genannt Adam. Er zerbrach in 600 000 Teile und zersplitterte in weitere Fragmente. Aber in jedem Teil gibt es das, was im ersten Parzuf vorhanden war. Das heißt, jeder Teil ist ein kleiner Parzuf. Wie im ersten spirituellen Parzuf alle Eigenschaften und Kräfte des ganzen Universums konzentriert waren, so sind sie es jetzt auch in jedem der Splitter, in jedem der Bruchteile. Und diese Splitter Adams heißen „menschliche Seelen“.

Sie unterscheiden sich nach dem Ort der Herkunft voneinander: Aus welchem Teil der 10 Sefirot des Parzuf von Adam stammte diese Seele (und noch genauer – aus welcher Unter-Sefira und ihrer Unter-Sefira usw.). Die exakteste Teilung ist die in einen männlichen und einen weiblichen Teil. Dementsprechend geschieht das Einkleiden in den entsprechenden Körper in unserer Welt. In der spirituellen Welt jedoch durchläuft jede Seele alle Korrekturen, sowohl in ihrer männlichen als auch in ihrer weiblichen Linie.

In unserer Welt wiederum ist das anders festgelegt. Wir werden in einer bestimmten Rolle geboren. Alle unseren irdischen Eigenschaften ändern sich nicht, aber unsere inneren Eigenschaften ändern sich im Maße der Korrektur. Dann wird auch die Frau innere „männliche“ Zustände spirituell durchwandern und umgekehrt. Aber äußerlich im Körper – im „Hemd“ dieser Welt – bleibt sie eine Frau und muss äußerlich nur das einhalten und erfüllen, was für sie als Frau nötig ist.

Kann jede Frau in die spirituelle Welt hinaufsteigen und bis zu welcher Stufe?

Ja, sie kann es, und das um nichts weniger als der Mann. Sie braucht völlige Hingabe, was ja auch vom Mann verlangt wird.

Rabash, Brief 1

Brief Nr. 1

„Und du sollst sprechen mit all jenen, die weisen Herzens sind, die ich mit dem Geist der Weisheit erfüllt habe“ (Exodus 28:3) Etc.

An meinen ehrenwerten Vater, möge er lange und glücklich leben.

Bezugnehmend auf unser Gespräch über das Studium der Kabbala in Reinheit, etc., soll ich alles, was ich nicht weiß, schreiben, und du würdest mir alle meine Fragen beantworten.

Ich sehe, dass ich nichts Besonderes zu schreiben habe, nur im Allgemeinen, dass ich kein einziges Wort in Reinheit zu studieren vermag. Denn der Weg ist, dass man einzelne Unklarheiten aus einer Menge von Gewissheiten aussortiert, und nicht die Gewissheiten – aus der Menge von Unklarheiten. Dann muss man nämlich der Reihenfolge nach studieren. Weiterlesen

Texte für Rosh HaShana: Das jüdische Neujahr (Rosh HaShana)

Das Gebet, das zum Jüdischen Neujahr gesprochen wird, erwähnt drei Bedingungen für den Aufstieg auf die spirituelle Stufe, die Neues Jahr genannt wird:

  1. Königreich
  2. Erinnerung
  3. Das Widderhorn (Shofar) blasen

Was bedeutet das?

„Königreich“ ist das Verlangen zu Geben (der Schöpfer), die Höhere Kraft, die alles erschaffen hat, um in uns zu regieren.

Wir haben „Erinnerungen“ (Reshimot), die uns in einen Zustand bringen können, in dem wir den Schöpfer in dem Maße enthüllen, in dem wir Ihm – der Eigenschaft des Gebens – gleichen.

Um dorthin zu gelangen, „blasen wir das Shofar“ oder in anderen Worten, wir erheben die Eigenschaft des Gebens über die Eigenschaft des Empfangens.

Das Wort Shofar – Horn, stammt vom aramäischen Wort Shufra und bedeutet „Wichtigkeit“.

Aus: Laitman.de

Texte für Rosh HaShana: Bedeutung von Rosh HaShana

Der spirituelle Aufstieg vollzieht sich von dem Empfangen für sich hin zum Geben an die anderen, was als „Glaube über dem Verstand” bezeichnet wird. Es bedeutet, dass man das Geben dem Empfangen vorzieht und Genuss vom Geben empfängt.

Man muss Begeisterung und Freude verspüren, weil man sich über seinen Egoismus erheben kann und nicht mehr darauf achtet, welchen Gewinn man daraus hat. Doch man braucht dazu das Licht und die Kraft, um in sich eine solche Veränderung zu vollziehen.

Das bedeutet: „Ich zu meinem Geliebten und der Geliebte zu mir”, wenn die Allgemeine Kraft und ich einander zu verstehen beginnen. Ich verstehe, warum der Schöpfer mein Leben leer erscheinen lässt und mir die Möglichkeit gab, mich der Gruppe anzuschließen, um das Thema Geben zu klären.

Er leuchtet mir ein wenig, als würde Er sagen: „Nimm das!”, damit ich den ersten Schritt machen kann. Doch die Umsetzung liegt bei mir. Malchut des Höheren (die Eigenschaft des Gebens) wird von meinem egoistischen Keter (Rosh, Kopf) als dunkel und leer gesehen. Doch wenn ich beschließe, mein Keter durch mein Verlangen zu geben an die Gruppe anzuheften, dann erscheint mir Malchut des Höheren nicht mehr leer – und dann hefte ich mich an sie als an eine höhere Stufe an.

Das bedeutet auch den Beginn eines neuen Weges. Der Anfang heißt Neujahr (Rosh HaShana – Haupt des Jahres), das dem Monat Elul folgt – Akronym von „Ich zu meinem Geliebten und der Geliebte zu mir”.

Aus: Laitman.de