Rosh HaShana aus kabbalistischer Sicht

Rosh HaShana, wörtlich aus dem Hebräischen „Haupt des Jahres“, oder auch Rosh Hashinui, der Anfang der Änderung, ist der bekannte jüdische Neujahrs-Feiertag. Dieses Jahr findet er vom 15.September abends bis 17.September abends statt.

Traditionelles

Nach jüdischer Tradition triff man sich an Neujahr zum Gebet in der Synagoge. In diesen Tagen wird jedem Menschen ein „gutes oder schlechtes Jahr in das Buch des Lebens geschrieben“. Deshalb wünscht man sich: „le-shana towa tikatewu“, möge Dir ein gutes Jahr eingeschrieben werden! Oder kurz: „shana towa“, ein gutes Jahr!

Traditionell gibt es zum Neujahrsfest „gefilte Fisch“, ein mit Fisch gefüllter Karpfen. Diese Tradition hat sich über die Jahrhunderte entwickelt. Sicher belegt ist, dass Fisch ein Gericht ist, das schon früh in der jüdischen Tradition an Feiertagen gegessen wurde. Dazu wird rund gewickeltes Weißbrot gereicht. Dieses soll den Jahreskreislauf symbolisieren. Um den Wunsch nach einem „süßen Jahr“ voller Segen und Fülle zum Ausdruck zu bringen, werden in Honig eingetauchte Apfelstücke gegessen.

Kabbalistische Sichtweise

Alle traditionellen jüdischen Feste symbolisieren tatsächlich Etappen auf dem kabbalistischen Weg.  Dabei geht es um die Transformation von der bösen Neigung – genannt Egoismus – zum Altruismus, zur Liebe zum Nächsten, so wie man sich selbst liebt.

Rosh HaShana, setzt sich aus den Wörtern Rosh, Kopf oder Anfang und Shinui, Veränderung,  zusammen und steht somit für den Beginn einer Veränderung. Wenn man will, kann es der Beginn der neuen Fähigkeit sein, den derzeitigen Weg des Leidens, der Unsicherheit und der Leere in einen neuen Lebensweg zu verwandeln, der von Glück, Zuversicht und Erfüllung geprägt ist.

Der erste Schritt für diesen Neuanfang ist die Bewusstwerdung. Es ist wichtig zu erkennen, dass menschliche Beziehungen – ob gut oder schlecht – das ganze Leben eines Menschen bestimmen. Sie wirken nicht nur auf ihn selbst, sondern auch auf alle anderen Stufen der Natur: die unbelebte, die pflanzliche und die tierische. Da die menschliche Stufe die höchste ist, wird sich eine Veränderung von der dysfunktionalen und rücksichtslose Art und Weise des Umgangs von Menschen untereinander, hin zu wohlwollenden und gebenden Beziehungen, auch auf den Rest des Systems auswirken.

Die zunehmenden Probleme, die die ganze Weltbevölkerung betreffen, sollten den Menschen dazu bringen, seine Beziehungen zu anderen zu analysieren. Er soll schließlich erkennen, dass alles von seiner Haltung gegenüber dem Schicksal, der Natur, ja gegenüber allem, abhängt. Eine gründliche Analyse der Qualität der Beziehungen wird zeigen, wie schlecht man sich im letzten Jahr gegenseitig behandelt hat. Dies wiederum ist die Ursache für die Leiden und Sorgen, die diese Welt erfährt.

Es hängt alles davon ab, wie ehrlich man sich selbst beurteilt. Was hat man selbst investiert, um diesen Zustand zu ändern?

Ein solcher Neuanfang bedeutet nicht zwangsläufig, dass man alles Alte verwerfen muss. Man muss nur die Absicht, die Beziehungen zueinander auf eine bessere Ebene erheben zu wollen aufbauen.

Ein „gutes neues Jahr“ hängt also davon ab, ob man  die große kabbalistische Regel der Tora, „Liebe deinen Nächsten wie dich selbst“, umsetzen will. Auf diesen Grundsatz hin müssen sich alle Menschen selbst prüfen.

Symbole von Rosh HaShana

Die Symbole des Festes Rosh HaShana stehen für den Zustand, den die Menschheit anstreben soll.

Apfel mit Honig   Der Apfel symbolisiert die Sünde (das Verlangen für sich selbst zu empfangen), die mit Honig gemildert, versüßt wird. Das Süßen wiederum symbolisiert den Wunsch, lernen zu wollen, dieses im Menschen angelegte Verlangen  altruistisch nutzen zu können.

Fisch  Das Tier, das im Wasser lebt, symbolisiert ein Leben in Gnade. Denn Wasser steht in der Wissenschaft der Kabbala für „Gnade“. Das „Essen des Fischkopfes“ erinnert daran, dass man „der Kopf und nicht der Schwanz sein will“. Das bedeutet, dass man den eigenen Weg untersucht und nicht blindlings der „Herde“ folgt, welche, ohne es zu merken, nur auf den eigenen Vorteil aus ist.

Granatapfel   Jeder einzelne Kern des Granatapfels steht für ein Verlangen, das man in sich entdecken muss, um davon zu lernen, es nicht zum eigenen Vorteil, sondern zum Segen für andere zu nutzen.

Rund gewickeltes Brot   Es steht für das ganze, vollständige Leben, das ein Mensch erreichen will.

Buch des Lebens   Damit ist gemeint, dass alle alle Handlungen und Gedanken des Menschen von der alles umfassenden Natur registriert werden. Im Zustand Rosh HaShana hat man die Möglichkeit zu entscheiden, ob es ein „guter“ Eintrag, also ein Gedanke hin zur Überwindung des Egoismus, wird oder nicht.

Deshalb ist allen Menschen zu wünschen, dass sie sich für ein gutes, süßes Jahr entscheiden!

Zusammengestellt aus den Artikeln: Rosh Hashana – ein neuer Anfang,  Rosh HaShana ist eine Gelegenheit des Wechsels und Meaning of Rosh HaShanah von Michael Laitman

Interessant zu wissen

Laut Talmud ist Rosh HaShana der Beginn der Weltschöpfung und in der Folge dessen Jahrestag. Er steht aber auch für den Jahrestag der „Erschaffung Adams“. Am 1. Tishrei 3760 v.u.Z. (Tishrei ist der Monat des Jahresanfangs im jüdischen Kalender, September-Oktober), erkannte ein Mann namens Adam die Höhere, alles lenkende Kraft. Deshalb begann an diesem Tag die kabbalistische Zeitrechnung.

Parashijot Nizawim und WaJelech / Tora Abschnitte „Ihr steht“ und „Und er ging“

5. Buch MoseDeuteronomium 29:9 – 30:20 / 31:1-31:30

Zusammenfassung

Der Tora Abschnitt Nizawim (Ihr steht) beschäftigt sich mit Moses‚ Rede bezüglich des Bundes zwischen Israel und dem Schöpfer. Moses erklärt, dass die Tora für das ganze Volk Israel bestimmt ist. Sie wurde jedem einzelnen Menschen und der gesamten Nachwelt gegeben. Er hebt auch den Grundsatz der Wahl hervor: Sollte ein Mensch andere Götter anbeten, wird er aus dem Land Israel verbannt. Möchte er sich aber korrigieren, so führt der Weg über die Buße. Der Schöpfer überlässt den Menschen die Wahl zwischen Leben und Tod, befiehlt ihnen aber: „So erwähle nun das Leben“ (Deuteronomium, 30:19). Weiterlesen

1991/16 Warum wir in der Arbeit „Antworte Deinem Herz“ brauchen, um zu wissen, dass “Der Ewige Gott ist”

korrigiert, EY, 18.7.23

Der Sohar beleuchtet die Frage (WaEra, Artikel 89-90): „’Wisse heute und antworte deinem Herzen, dass der Ewige Gott ist.’ Er fragt: ‘In diesem Vers hätte es heißen müssen: ‚Wisse heute, dass der Ewige Gott ist‘, und erst am Ende: ‚Und antworte deinem Herzen‘, denn zu wissen, dass der Ewige Gott ist, befähigt ihn, seinem Herzen zu antworten. Und wenn er seinem Herzen bereits geantwortet hat, dann erst recht, da er bereits Wissen hat. Außerdem hätte es heißen müssen: ‚Antworte deinem Herzen‘ [mit einem einzelnen Buchstaben Bet] statt ‚Herz‘ [mit einem doppelten Bet].

Er antwortet: ‘Moses hat gesagt, wenn du darauf bestehen willst und wissen möchtest, dass der Ewige Gott ist, dann ‚antworte deinem Herzen‘. Wisse, dass Herz [mit einem doppelten Bet] bedeutet, dass der gute Trieb und der böse Trieb, die im Herzen wohnen, sich miteinander vermischt haben und eins sind, so dass die schlechten Eigenschaften des bösen Triebes gut werden, das heißt, er wird dem Herrn damit dienen und nicht durch sie sündigen. Dann wirst du feststellen, dass der Ewige [HaWaYaH] Gott ist, und die Eigenschaft des Urteils, die ‚Gott‘ genannt wird, in HaWaYaH enthalten ist, was die Eigenschaft der Barmherzigkeit ist.“ Weiterlesen

1990/19 Warum wird die Tora in der Arbeit als „Mittlere Linie“ bezeichnet? – 2

korrigiert, EY, 19.7.2023

Im Heiligen Sohar (Jitro, Artikel 293) steht geschrieben: „Der Tanna Rabbi Yehuda sagt: ‚Die Tora wurde auf der Seite von Gwura gegeben.‘ Rabbi Yossi sagte: ‚Also ist die Tora auf der linken Seite.‘ Er antwortete: ‚Sie kehrte auf die rechte Seite zurück, denn es steht geschrieben: ‚Zu seiner Rechten, ein feuriges Gesetz für sie.‘ Und es steht geschrieben: ‚Deine Rechte, Ewiger, ist herrlich in ihrer Macht.‘ Wir sehen also, dass die Linke in der Rechten enthalten ist, wie geschrieben steht: ‘Zu seiner Rechten ein feuriges Gesetz’, und die Rechte in der Linken, wie geschrieben steht: „Deine Rechte, Ewiger, ist herrlich in ihrer Macht. So ist Gwura, welche links ist, in der Rechten enthalten.’“ Weiterlesen

1990/40 Was bedeutet „Denn ihr seid die Geringsten unter allen Völkern“ in der Arbeit?

korrigiert, EY, 22.07.2023

Es steht geschrieben (Deuteronomium 7:7-8): „Der Ewige hat euch nicht deshalb begehrt, weil ihr zahlreicher seid als alle anderen Völker; denn ihr seid das Geringste unter allen Völkern. Weil der Ewige euch liebt und weil er den Eid hält, den er euren Vorvätern geschworen hat, hat er euch mit starker Hand herausgeführt und euch aus dem Sklavenhaus erlöst, aus der Hand des Pharaos, des Königs von Ägypten.“ Unsere Weisen sagten (Chulin 89): „‚Nicht weil ihr zahlreicher seid‘, sagte der Schöpfer zu Israel, ‚verlange ich nach euch; denn selbst wenn ich euch Größe gebe, macht ihr euch vor mir klein.'“ Weiterlesen

1987/24 Was ist unbegründeter Hass in der Arbeit?

korrigiert, EY, 26.7.2023

Unsere Weisen sagten (Yoma 9b): „Der Zweite Tempel, in welchem man sich mit Tora und Mizwot [Geboten] und Wohltätigkeit beschäftigte – warum wurde dieser zerstört?“ „Weil dort unbegründeter Hass herrschte.“ Und man soll wissen, wie schwerwiegend unbegründeter Hass ist, so dass unsere Weisen sagten, dass der Tempel trotz Tora, Mizwot und Wohltätigkeit nicht vor dem Untergang bewahrt werden konnte, weil es unbegründeten Hass gab. 

Und man soll auch wissen, warum es notwendig war, den Tempel zu zerstören, wenn alle drei Dinge dort vorhanden waren. Doch wenn es dort unbegründeten Hass gegeben hat, heißt das etwa, dass es keinen Raum dafür gab, den Tempel stehen zu lassen, so dass er zerstört werden musste? Weiterlesen

1988/34 Was sind Tag und Nacht in der Arbeit?

korr, EY, 9.7.2023

Es steht geschrieben: „Und Gott nannte das Licht ‚Tag‘ und die Finsternis nannte er ‚Nacht‘. Wir sollten verstehen, was uns das in der Arbeit lehrt: Er nannte das Licht „Tag“ und die Finsternis „Nacht“. Was bringt uns dieses Wissen? Es zeigt sich, dass die Benennung des Lichts und der Finsternis dem Zweck einer Korrektur diente. Was verstehen wir also besser darunter, dass Er sie benannt hat, was uns in der Arbeit zur Dwekut an den Schöpfer verhilft? Weiterlesen

1988/35 Was ist die Hilfe in der Arbeit, die man vom Schöpfer erbitten sollte?

korrigiert, EY, 12.07.2023

Unsere Weisen sagten (Kiddushin): „Rabbi Izchak sagte: ‚Der Trieb des Menschen überkommt ihn jeden Tag aufs Neue.‘ Rabbi Shimon Ben Levi sagte: ‚Der Trieb des Menschen überwältigt ihn jeden Tag und versucht, ihn zu töten. Ohne die Hilfe des Schöpfers würde er ihn nicht überwinden, wie gesagt wurde: ‚Gott wird ihn nicht in seiner Hand lassen.'“ Sie sagten auch (Shabbat 104): „Derjenige, der kommt, um sich zu reinigen, dem wird geholfen.“ Weiterlesen

1988/32 Was sind die beiden Handlungen während eines Abstiegs?

korrigiert, EY, 15.08.2023

Unsere Weisen schrieben in Chulin (S. 7b): „Rabbi Hanina sagte: ‚Ein Mensch wird unten keinen Finger heben, es sei denn, er wird von Oben gerufen’, so wie gesagt wurde (Psalm 37): ‚Der Schöpfer legt die Schritte des Menschen fest’, und wie kann der Mensch seinen Weg verstehen?'“ 

Es ist notwendig herauszufinden, worauf unsere Weisen bezüglich der spirituellen Arbeit hingewiesen haben, damit wir verstehen, dass „ein Mensch unten keinen Finger heben wird, es sei denn, er wird von Oben gerufen“. Weiterlesen

1987/16 Der Unterschied zwischen der Arbeit der Allgemeinheit und der Arbeit des Einzelnen

korrigiert, EY, 22.08.2023

Im Heiligen Sohar (Emor, Artikel 58) steht geschrieben: „Komm und sieh: Sobald ein Mensch geboren wird, wird solange keine Kraft von oben über ihn eingesetzt, bis er beschnitten ist. Sobald er beschnitten ist, erwacht die Seele in ihm, das heißt das Licht von Nefesh von oben. Wenn er mit dem Vorhaben, sich mit Tora zu beschäftigen, belohnt wird, ist er ein vollkommener Mensch – vollkommen in allem, denn er ist mit dem Licht von Chaja belohnt worden. Aber wenn ein Tier geboren wird, wird es die Kraft, die es am Ende hat, schon bei seiner Geburt haben. Deshalb steht geschrieben: ‚Wenn ein Ochse oder ein Schaf oder eine Ziege geboren wird.'“ Weiterlesen

1988/28 Was bedeutet es, dass seine Führung verhüllt und enthüllt ist?

Rabash, Artikel 1988/28, korrigiert, EY, 21.08.2023

Im Midrash Rabba, Ruth (Kapitel 2:11) wird gefragt: „In einem Vers heißt es: ‚Denn der Ewige lässt sein Volk nicht im Stich und verlässt sein Erbe nicht‘, und in einem anderen Vers heißt es: ‚Denn der Ewige lässt sein Volk nicht im Stich, um Seines großen Namens willen.‘ Rabbi Shmuel Bar Nachmani sagte: ‘Manchmal tut er es um seines Volkes und seines Erbes willen, und manchmal um seines großen Namens willen.’ Rabbi Ibi sagte: ‘Wenn Israel würdig ist – um Seines Volkes und Seines Erbes willen. Wenn Israel nicht würdig ist – um Seines großen Namens willen.’ Und unsere Weisen sagten: ‚Im Land Israel, um Seines Volkes und Seines Erbes willen. Im Ausland, um Seines großen Namens willen, wie gesagt wurde: ‚Um Meinetwillen, um Meinetwillen will ich tun.'“ Weiterlesen

Zusammenfassung von Rabashs Artikel „Was ist der Unterschied zwischen Gesetz und Gericht in der Arbeit?“

Zum Original: 1988/26 Was ist der Unterschied zwischen Gesetz und Gericht in der Arbeit?

Rabash erörtert in diesem Artikel die Tiefe der Tora, die als „Gericht“ bezeichnet wird und im menschlichen Verstand erlangt werden muss. Sie ist auch als „die Namen des Schöpfers“ bekannt. Dieses Verständnis ist jedoch vorerst nur „Israel“ zugänglich, einem Zustand, der den „Glauben über dem Verstand“ repräsentiert und erreicht werden muss, bevor man die Tora wirklich verstehen kann. Weiterlesen

Parasha Ki Tawo / Tora Abschnitt „Wenn du kommst“

5. Buch MoseDeuteronomium 26:10 – 29:8

Zusammenfassung

Der Abschnitt Ki Tawo (Wenn du kommst) beginnt mit dem letzten Teil von Moses‚ Rede, die er vor seinem Tod an das Volk richtet. Während des Einzugs in das Land Israel befiehlt Moses dem Volk, die Worte auf große, weiss getünchte Steine zu schreiben und daraus einen Altar für den Schöpfer zu bauen.

Außerdem beschreibt Moses den Segen, der über Israel kommt, wenn sie die Mizwot (Gebote) einhalten, und den Fluch, wenn sie es nicht tun. Er erklärt den Zustand des Segens und des Fluches auf den Bergen Ebal und Garizim und welcher der beiden Berge die Flüche und welcher die Segnungen darstellt. Auch wird beschrieben, wie und von welcher Seite her ein Menschen diese aussprechen soll. Weiterlesen

Hohe Feiertage im Jahr 2023

Die Hohen Feiertage Rosh HaShana (15.-17.09.23), Jom Kippur (24.-25.09.23), sowie die anschließenden Feiertage Sukkot (30.09.-06.10.23) und Simchat Tora (08.10.23) finden nach jüdischem Kalender im Monat Tishrei statt.

Doch was haben diese Feiertage mit der spiritueller Entwicklung eines Menschen zu tun?

„Wir müssen verstehen, dass die jüdischen Feiertage nicht die Tradition einer bestimmten Nation oder eines Volkes sind. Vielmehr sind sie Symbole einzigartiger spiritueller Zustände, in denen wir gegenseitige Hingabe, Liebe auf einer höheren Ebene und eine größere Tiefe der Verbindung des Herzens und des Verstandes erreichen.“ – Dr. Michael Laitman

Alle traditionellen jüdischen Feiertage im Jahreszyklus symbolisieren spirituelle Prozesse, die der Mensch während seines Lebens durchlaufen muss.

Der Egoismus der Menschheit entwickelte sich im Lauf von tausenden Jahren mit Hilfe der Reshimot (Erinnerungen, Aufzeichnungen), um letztendlich das menschliche Ego in seinem ganzen Ausmaß hervorzubringen. Diese Entwicklung dauert an, bis sich der Mensch mit dem Sinn seines Lebens zu beschäftigen beginnt. Man sagt in der Kabbala, “dass der Mensch die Stufe Tier verlassen und zur Stufe Mensch aufsteigen will.“

Vor 5783 Jahren war Adam haRishon (der erste Mensch) bereit, mit seiner spirituellen Entwicklung zu beginnen. Mittlerweile haben viele Menschen das Verlangen, ihre Seele kennenzulernen und ihren “Punkt im Herzen“ zu entdecken.

Die Hohen Feiertage (Jamim Noraim), Rosh HaShana (Anfang des Jahres) und Jom Kippur (Versöhnungstag oder “Tag des Gerichts“), sowie die 10 Tage, die dazwischen liegen, symbolisieren einen Prozess, in dem dem Menschen seine Gegensätzlichkeit zu den Eigenschaften der alles lenkenden Kraft (Schöpfer) gezeigt wird. Diese Kraft ist liebend, gebend und voll des Guten,  während der Mensch die “böse Neigung“ darstellt, was sich durch Narzissmus, Hass und Ausbeutung in dieser Welt zeigt.

Die Hohen Feiertage können aus kabbalistischer Sicht als vier Abschnitte der Korrektur der menschlicher Seele betrachtet werden:

 

Rosh HaShana ist der Anfang der Korrektur. Rosh (Kopf) bedeutet Beginn bzw. Anfang. Shana (Jahr) bedeutet Veränderung. Rosh HaShana ist eine Einladung der Höheren Kraft an jeden Menschen, einen neuen Weg in Richtung des ewigen, vollkommenen Lebens zu beschreiten.

 

Jom Kippur, der Tag des Gerichts, ist die nächste Etappe. Während der “zehn Tage der Buße“, deren Höhepunkt Jom Kippur ist, überprüfen man alle seine Erinnerungen und misst sie an den Regeln, zu deren Einhaltung der Mensch verpflichtet ist. Dann kann man erkennen, was einem schwer fiel und bei welchen Geboten man versagt hat. Das wichtigste Gebot ist “Liebe deinen Nächsten wie dich selbst“, es ist lt. Rabbi Akiva “die große Regel der Tora„.

Ein wichtiger Bestandteil der Bräuche am “Tag des Gerichts“ oder “Versöhnungstag“, dem feierlichsten Tag im jüdischen Kalender, ist die Lesung aus dem Buch des Propheten Jona. In der Erzählung befiehlt der Schöpfer Jona, den hartherzigen Bewohnern von Ninive zu sagen, dass sie ihre Beziehungen korrigieren müssen, wenn sie überleben wollen. Doch Jona flieht vor seiner Aufgabe und stürzte sich ins Meer, um dem Befehl des Schöpfers zu entgehen.

 

An Sukkot, dem Laubhüttenfest, findet die Endkorrektur statt. Das ist chibuk smol, die Umarmung von der linken Seite und chibuk jamin, die Umarmung von der rechten Seite. Also die Annäherung zwischen der Höheren Kraft (Schöpfer) und dem Geschöpf, hin zur Verbindung. Die sieben Tage von Sukkot symbolisieren sieben Stufen, in denen der Mensch allmählich seine inneren Eigenschaften korrigiert. Mit jedem “Tag“ oder mit jeder Stufe nähert sich der Mensch einen Schritt in Richtung Verbindung mit anderen Menschen. Schlussendlich verbindet er sich so mit der Höheren Kraft, der Liebe.

 

Am letzten Tag der 7 Tage von Sukkot erreicht der Prozess mit dem Tora-Freudenfest Simchat Tora (Empfang der Tora) seinen Höhepunkt. Nachdem der Mensch die Korrektur abgeschlossen hat, wird er mit unendlicher Freude und Genuss durch das Höhere Licht erfüllt. Simchat Tora symbolisiert die vollständige Einheit der Höheren Kraft, des Schöpfers, und dem Geschöpf, dem Menschen.

Parasha Ki Teze / Tora Abschnitt “Wenn du ausziehst“

5. Buch MoseDeuteronomium 21:10 – 25:19

Zusammenfassung

Der Abschnitt Ki Teze (Wenn du ausziehst) beschreibt detailliert die verschiedenen Mizwot (Gebote).

Einerseits werden besondere und seltene Mizwot (Gesetzte), welche das Verhalten gegenüber der geliebten oder der verschmähten Frau und dem Erstgeborenen oder einem widerspenstigen Sohn beschrieben, oder die Mizwa (Gebot), die Vogelmutter aus dem Nest zu vertreiben, und ihr nicht zu schaden, wenn man die Eier oder Jungen nimmt. Weiterlesen

1986/19 Die Freude betreffend

Rabash, Artikel Nr. 1986/19, korr EY, 24.7.2023

Die Mishna [hebr. “Wiederholung”; Niederschrift der mündlichen Tora] sagt (Taanit, 26): „Vom Beginn des [Monats] Aw an verringern wir die Freude. Vom Beginn des [Monats] Adar an mehren wir die Freude. Und wenn ein Mensch mit einem Götzendiener einen Streit hat, soll er ihn im [Monat] Adar richten.“ Wir sollten verstehen, was es bedeutet, wenn die Freude zunimmt und die Freude abnimmt. Schließlich ist die Freude das Ergebnis einer Ursache, die dem Menschen Freude bereitet hat, und er kann die Ursache nur vermindern oder vermehren. Deshalb sollte er wissen, was ihm Freude bringt.

Die Weisen, die den Rat gaben, die Freude zu vermehren, bezogen sich auf die Freude der Kedusha [Heiligkeit]. Deshalb sollte der Mensch überlegen, welche Ursache sie nannten, die die Freude der Kedusha bringt. Es ist auch wichtig zu verstehen, was sie meinten, als sie sagten: „Wenn er mit einem Götzendiener einen Streit hat, soll er ihn im [Monat] Adar richten.“ Schließlich befindet sich der Mensch im Land Israel, und dort gibt es mehrere Städte, in denen es keinen einzigen Götzendiener gibt. Und selbst wenn er einen Götzendiener in der Stadt findet, welchen Streit sollte es mit ihm geben? Weiterlesen

1990/2 Was bedeutet Scheitern in der Arbeit?

Rabash, Artikel Nr. 1990/2, korr EY 28.7.2023

Es steht geschrieben (Hosea 14): „Kehre um, o Israel, bis zum Ewigen, deinem Gott, denn du bist in deiner Sünde gescheitert.“ Der RADAK interpretiert es so: „’Du bist in deiner Sünde gescheitert’, weil du siehst, dass du in deiner Sünde gescheitert bist, denn nichts erhebt dich von deinem Sturz als deine Teshuva [Umkehr] zu Ihm. Es heißt ‘bis zum’ [Ewigen], ist wie ’zum’. Unsere Weisen sagten: „Groß ist die Umkehr, welche bis zum Thron reicht, wie gesagt wurde: ‚bis zum Ewigen, deinem Gott‘.“ Weiterlesen

1986/35 Der fünfzehnte Aw

Rabash, Artikel Nr. 1986/35, korr EY, 2.8.2023

In der Mischna steht (Taanit, S. 26b): „Rabbi Shimon Ben Gamliel sagte: ‚Es gibt keinen besseren Tag für Israel als den fünfzehnten Aw [den 11. hebräischer Monat] und Jom Kippur [Versöhnungstag], an dem die Töchter Jerusalems in geliehenen weißen Kleidern herauskommen, um diejenigen nicht zu beschämen, die keine Kleider haben. Dann gehen die Töchter Jerusalems hinaus und tanzen in den Weinbergen. Was sagen sie? ‘Junger Mann, erhebe deine Augen und schau, was du wählst. Richte deine Augen nicht auf die Schönheit, sondern auf die Familie.'“ Und auf Seite 31: „Diejenigen, die keine Ehefrauen hatten, gingen dorthin. Unsere Weisen lehrten: ‚Was sagen die Schönen unter ihnen? ‚Richtet eure Augen auf die Schönheit, denn eine Frau ist nur für die Schönheit da.‘ Was sagen die Wohlgeborenen unter ihnen? ‘Richtet euren Blick auf die Familie, denn eine Frau ist nur für Söhne da’. In Das Auge Jakobs fügt er hinzu: „Die Wohlhabenden unter ihnen sagen: ‚Richtet eure Augen auf die Wohlhabenden.‘ Was sagen die Unansehnlichen unter ihnen? ‚Nehmt, was ihr nehmt für den Schöpfer, solange ihr uns mit Goldmünzen krönt.'“ Weiterlesen

1991/11 Was bedeutet es, dass der Gute Trieb und der Böse Trieb einen Menschen in der Arbeit beschützen?

Rabash,  Artikel Nr. 1991/11, korr KW

Im Sohar heißt es (WaJishlach, Punkt 1-4): „Rabbi Yehuda begann: ‚Er wird seinen Engeln die Aufsicht über dich geben, damit sie dich auf all deinen Wegen bewachen.‘ Wenn ein Mensch auf die Welt kommt, kommt der böse Trieb sogleich mit ihm. Es steht geschrieben: „Meine Sünde ist immer vor mir“, denn sie lässt den Menschen vor seinem Herrn sündigen. Der gute Trieb kommt zu einem Menschen, sobald er gereinigt wird. Und wann wird man gereinigt? Sobald er dreizehn Jahre alt wird. Zu diesem Zeitpunkt verbindet sich der Mensch mit beidem, rechts und links; dem guten Trieb rechts und dem bösen Trieb links. Und das sind tatsächlich zwei festgelegte Engel. Wenn ein Mensch kommt, um gereinigt zu werden, unterwirft sich der böse Trieb, und die Rechte beherrscht die Linke. Und beide, der gute Trieb und der böse Trieb, vereinen sich, um den Menschen auf all den Wegen zu halten, die er beschreitet.“ Weiterlesen