Shamati 205. Die Weisheit klagt laut draußen

Ich hörte im Jahr 1938

„Die Weisheit klagt laut draußen, auf den Plätzen lässt sie ihre Stimme hören.“[1]

„Wer einfältig ist, kehre hier ein. Wer unverständig, den spricht sie an.“[2]  Das bedeutet, sobald der Mensch der Anhaftung an den Schöpfer würdig wird, sagt ihm die heilige Shechina, dass der Grund, warum er zuvor einfältig sein musste, nicht darin liegt, dass er in Wahrheit so ist, sondern weil er herzlos war. Denn wir sagen: „Und alle glauben, dass Er der Gott des Glaubens ist.“[3] Weiterlesen

Shamati 206. Glaube und Genuss

Ich hörte im Jahr 1938

Der Mensch wird niemals den Zweck eines Genusses hinterfragen. Und wenn im Verstand [des Menschen] der kleinste Gedanke auftaucht, nach dem Endzweck zu fragen, dann ist das ein Zeichen dafür, dass es kein wahrer Genuss ist. Dies ist so, weil der Genuss jeden leeren Raum ausfüllt und es dann selbstverständlich keinen leeren Raum im Verstand gibt, um nach dem Zweck zu fragen. Und wenn man nach dem Zweck fragt, dann ist das ein Zeichen dafür, dass der Genuss unvollkommen ist, da er nicht den ganzen Raum ausgefüllt hat.

Und genauso ist es in Bezug auf den Glauben, also dass der Glauben alle Räume des Wissens ausfüllen muss. Deshalb muss man sich vorstellen, wie es wäre, wenn man Wissen hätte – und in genau diesem Ausmaß muss man im Glauben sein.

Shamati 207. Das Empfangen, um zu geben

Ich hörte am 13. Tewet, einem Shabbat

Die Menschen der Welt gehen auf zwei Beinen, was man „Vergnügen und Leiden“ nennt, wobei sie immer dem Vergnügen hinterherjagen und vor dem Leid fliehen. Wenn also der Mensch würdig wird, den Geschmack der Tora und der Gebote zu kosten, wie es geschrieben steht „Kostet und sehet, dass der Schöpfer gut ist“[1], dann jagt er dem Dienst des Schöpfers nach. Und das zieht nach sich, dass er stets der Stufen in der Tora und den Geboten würdig wird, wie es geschrieben steht: „Und über Seine Tora denkt er Tag und Nacht nach.“[2] Weiterlesen

Shamati 208. Die Anstrengung

Ich hörte

Die Anstrengungen, die der Mensch macht, sind nur eine Vorbereitung, um zur Hingabe zu gelangen. Daher sollte er sich zunehmend an die Hingabe gewöhnen, denn ohne Hingabe kann man keine Stufe erlangen. Sie ist das einzige Hilfsmittel, das den Menschen befähigt, all der Stufen würdig zu werden.

Shamati 209. Drei Bedingungen beim Gebet

Ich hörte

Beim Gebet gibt es drei Bedingungen:

  1. Zu glauben, dass Er ihn erretten kann, obwohl er von allen seinen Zeitgenossen die schlimmsten Umstände hat. Doch „ist denn die Hand des Schöpfers zu kurz, um ihn zu erretten“? Denn wenn nicht, dann „wird der Wirt Seine Gefäße nicht retten können“.
  2. Er weiß sich keinen Rat mehr, da er schon alles getan hat, was in seinen Kräften lag, und doch sah er keine Heilung für seine missliche Lage.
  3. Wenn Er ihm nicht hilft, dann ist ihm sein Tod lieber als sein Leben. Gebet bedeutet Arbeit bzw. „verloren“[1] im Herzen. Je verlorener er ist, desto stärker ist sein Gebet. Denn natürlich gleicht einer, dem es an Überflüssigem und an Luxus fehlt, nicht einem zum Tode Verurteilten, wenn nur noch bleibt, das Urteil zu vollstrecken. Und er ist bereits in Eisenketten gelegt und steht nun da und fleht um sein Leben. Und gewiss wird er „weder ruhen noch schlafen“ und sich für keinen Augenblick davon ablenken lassen, um sein Leben zu beten.

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Shamati 210. Der schöne Makel an dir

Ich hörte

Im Talmud heißt es: „Derjenige, der zu seiner Frau sagte […]: ‚Bevor du nicht den schönen Makel an dir entdeckst.‘“ Rabbi Ishmael, der Sohn von Rabbi Jossi, sagte Folgendes: „Der Schöpfer sagt: ‚Du kannst Mir nicht anhaften, bevor du nicht den schönen Makel an dir entdeckst.‘“[1]

Gemäß der ersten Interpretation der Tossafot besteht das Verbot, sich an ihr zu vergnügen, so lange, bis man etwas Schönes [an ihr] gefunden hat. Das bedeutet, wenn der Mensch sagen kann, dass es auch schöne Dinge an ihm gibt, mit welchen er dem Schöpfer half, damit sie aneinander anhaften können, und wenn dem so ist, warum hat es dann nicht einem anderen geholfen? Sondern natürlich muss es in ihm gute Dinge geben, dass er also einen guten Glauben oder gute Eigenschaften in sich trägt, weil er ein gutes Herz hat, mit dem er beten kann. Weiterlesen

Shamati 211. Der vor dem König steht

Ich hörte am 1. Elul, dem 28. August 1938

Einer, der zuhause sitzt, gleicht nicht demjenigen, der vor dem König steht. Das bedeutet, der Glaube muss so sein, dass der Mensch sich den ganzen Tag so fühlt, als stünde er vor dem König, und dann sind natürlich seine Liebe und seine Ehrfurcht vollkommen. Und solange er noch nicht zu diesem Ausmaß an Glauben gelangt ist, soll er weder ruhen noch rasten, denn „das ist unser Leben und die Länge unserer Tage“, und er soll keinerlei Belohnung in der Welt empfangen wollen. Und der Mangel an Glauben muss in seinen Gliedern verankert sein, bis die Gewohnheit in einem solchen Ausmaß zur zweiten Natur wird, dass, „sobald ich mich Seiner erinnere, Er mich nicht schlafen lässt“. Und alle physischen Dinge löschen diesen Mangel aus, denn bei allem, was ihm Genuss bereitet, hebt der Genuss den Mangel und den Schmerz auf.

Vielmehr darf er keinerlei Trost annehmen wollen und er sollte bei jeder physischen Sache, die er empfängt, vorsichtig sein, dass sie seinen Mangel nicht auslöscht. Dies geschieht, indem er bedauert, dass ihm durch diesen Genuss die Funken und Kräfte der Kelim (Gefäße) der Kedusha (Heiligkeit) fehlen werden, also das Verlangen nach der Kedusha. Und durch das Bedauern kann er sich davor bewahren, die Kelim der Kedusha zu verlieren.

Shamati 212. Umarmung der Rechten und Umarmung der Linken

Ich hörte am 8. November 1941

Es gibt die Umarmung der Rechten, und es gibt die Umarmung der Linken, und beide müssen auf ewig sein. Das bedeutet, solange der Mensch sich im Zustand der „Rechten“ befindet, soll er denken, dass es gar keinen Aspekt der „Linken“ auf der Welt gibt. Und genauso in der Zeit, da er sich der Linken widmet: Solange soll er denken, dass es keinen Aspekt der „Rechten“ auf der Welt gibt.  Weiterlesen

Shamati 213. Die Enthüllung des Mangels

Ich hörte

Das wesentliche und grundlegende Prinzip ist die Vergrößerung des Mangels (Chissaron), denn er ist das Fundament, auf dem das ganze Gebäude aufgebaut wird, und die Stärke des Gebäudes wird an der Stärke seines Fundaments gemessen.

Denn es gibt viele Gründe, die den Menschen dazu bringen, sich anzustrengen, sie sind aber nicht auf das Ziel gerichtet. Daher verdirbt das Fundament das ganze Gebäude. Denn auch wenn man von lo liShma zu liShma gelangt, braucht man längere Zeit, bis man zum Ziel zurückkehrt.

Man muss also immer darauf achten, dass man das Ziel stets vor Augen behält, wie es im Shulchan Aruch („Der gedeckte Tisch“) heißt: „Ich nehme den Schöpfer mir stets vor Augen.“[1] Und einer, der zuhause sitzt, gleicht nicht demjenigen, der vor dem König steht. Wer nämlich an die Existenz des Schöpfers glaubt, daran, dass die „Erde voll von Seiner Ehre“ ist, der ist voller Ehrfurcht und Liebe, und er bedarf keinerlei Vorbereitungen und Beobachtung, sondern nur der vollkommenen Annullierung seiner Natur vor dem König. Weiterlesen

Shamati 214. In den Toren ist bekannt

Ich hörte an Shawuot, im Jahr 1939, in Jerusalem

„Ich bin der Ewige, dein Gott.“[1] Im Sohar steht: „In den Toren ist bekannt.“[2] Frage: Warum haben die Weisen die Bezeichnung aus der Schrift verändert und nennen [den Feiertag] Shmini Azeret „den Tag der Gabe unserer Tora“? In der Tora wurde dieser Feiertag als die „Darbringung der Erstlinge“ hervorgehoben, wie es geschrieben steht: „Und am Tag der Erstlinge.“[3] Doch dann kamen die Weisen und nannten [dieses Fest] „die Gabe unserer Tora.“ Weiterlesen

Shamati 215. Der Glaube

Ich hörte

Besonders der Glaube ist reine Arbeit. Dies ist so, weil der Wille zu empfangen an dieser Arbeit nicht teilnimmt. Sondern im Gegenteil, der Wille zu empfangen widersetzt sich ihr. Denn die Natur dieses Willens besteht darin, dass er nur dort arbeitet, wo er sieht und weiß. Doch über dem Verstand ist es nicht so. Also kann auf diese Weise die Anhaftung in Vollkommenheit stattfinden, weil es darin das Prinzip der Angleichung gibt, das heißt, dass er tatsächlich [in der Absicht] um zu geben ist.

Wenn deshalb diese Basis sogar beim Empfangen von guten Dingen bei ihm vorhanden und beständig ist, dann betrachtet er sie als „einen Ort“ (Atarja), der entsprechend dem Zahlenwert Tora ist. Und diese Tora sollte von Furcht begleitet sein, also man sollte zusehen, dass man keinerlei Hilfe und Unterstützung von der Tora bezieht, sondern nur vom Glauben. Und auch wenn ihm dies überflüssig erscheint, da er ja bereits vom ersehnten Land empfängt, soll er dennoch glauben, dass dies die Wahrheit ist. Und das ist die Bedeutung von „Und alle glauben, dass Er ein Gott des Glaubens ist“[1], weil der Mensch gerade mittels des Glaubens die Stufe halten kann.

[1] Aus dem Gebetsbuch von Rosh haShana

Shamati 216. Rechts und Links

Ich hörte am 6. Tewet

Es gibt den Aspekt der Rechten und den Aspekt der Linken. „Rechts“ gibt es Chochma, Chessed und Nezach, und „links“ gibt es Bina, Gwura und Hod. Rechts wird als „persönliche Vorsehung“ angesehen und links heißt „Belohnung und Strafe“.

Während man sich mit der Rechten beschäftigt, muss man sagen, dass alles in der persönlichen Vorsehung ist, und dann tut man naturgemäß nichts [von selbst]. Folglich begeht man auch keine Sünden. Doch auch die Mizwot, die der Mensch erfüllt, sind [dann] nicht seine eigenen, sondern ein Geschenk von Oben. Deshalb sollte man dafür dankbar sein, wie auch für die materiellen Vorteile, die der Schöpfer einem schenkt. Weiterlesen

Shamati 217. Wenn ich nicht für mich bin, wer ist dann für mich?

Ich hörte am 27. Adar Alef

„Wenn ich nicht ich für mich bin, wer ist dann für mich, und wenn ich für mich selbst bin, was bin ich dann?“[1] Das ist paradox. Die Sache ist die, dass der Mensch all seine Arbeit unter dem Aspekt von „Wenn ich nicht für mich bin, wer ist dann für mich“ tun muss, also dass es niemanden gibt, der ihm helfen könnte, sondern „In deinem Munde und in deinem Herzen, dass du es tust“[2], was „Belohnung und Strafe“ bedeutet. Doch für sich selbst sollte er in Bescheidenheit wissen: „Wenn ich für mich selbst bin, was bin ich dann?“ Das heißt, dass alles der persönlichen Vorsehung unterliegt und es niemanden gibt, der etwas tun kann. Weiterlesen

Shamati 218. Die Tora und der Schöpfer sind eins

Ich hörte

„Die Tora und der Schöpfer sind eins.“ Während der Arbeit sind dies natürlich zwei verschiedene Dinge; nicht nur das, sie widersprechen sich sogar. Denn „Schöpfer“ ist der Aspekt der Anhaftung (Dwekut), und Anhaftung ist Angleichung, also die Annullierung aus der Wirklichkeit. (Und der Mensch muss sich immer vorstellen, wie es war, als er ein wenig Anhaftung hatte und wie voller Lebenskraft und Genuss er damals war, und er sollte fortwährend im Zustand der Anhaftung sein wollen, denn Spirituelles lässt sich nicht halbieren. Mehr noch, wenn dies eine erfüllende Sache ist, dann muss er doch immer das Gute haben. Und es ist richtig, dass er sich diese Zeit vorstellen soll, die er hatte, weil der Körper nicht das Negative spürt, sondern nur Existierendes, also Zustände, die er schon erlebt hat, und diese Zustände kann er sich als Beispiel nehmen.) Weiterlesen

Shamati 219. Die Hingabe

Ich hörte

Der Dienst [für den Schöpfer] muss aus Ehrfurcht und in Liebe stattfinden. Es ist unbedeutend zu sagen, dass wir mit Hingabe lieben sollen, denn dies ist ganz natürlich, da die Liebe so heftig wie der Tod ist, wie es geschrieben steht: „Denn die Liebe ist so stark wie der Tod.“ Vielmehr sollte die Hingabe hauptsächlich der Ehrfurcht gewidmet sein. Das gilt, wenn er beim Dienen noch nicht den Geschmack der Liebe verspürt und er seinen Dienst durch Zwang ausübt. Weiterlesen

Shamati 220. Die Leiden

Ich hörte

Die schweren Leiden, die man spürt, gibt es nur, weil die Lebenskraft fehlt. Aber was kann der Mensch machen, wenn es doch nicht in seiner Hand liegt, sich Lebenskraft zu nehmen? Zu solch einer Zeit fällt er in die Hände der Langeweile. Und gerade in solch einer Zeit braucht man eine zusätzliche Stärkung – du aber nimmst sie nicht.

Shamati 221. Gesamtherrschaft

Ich hörte
Das Kli kann aus seiner eigenen Herrschaft nur austreten, wenn man es mit etwas Anderem füllt. Es kann aber nicht leer bleiben. Da es also unter der Herrschaft von Sitra Achra steht, muss man es dort natürlich herausbringen, und deshalb muss man versuchen, es mit anderen Dingen zu füllen. Aus diesem Grunde ist es notwendig, es mit Liebe zu füllen. Es steht geschrieben: „Und dann strebt er nach ihr, aus der Selbstliebe heraus.“

Shamati 222. Der Teil, den man an die Sitra Achra abtritt, um sie von der Heiligkeit zu trennen

Ich hörte

Es steht geschrieben: „Zu Beginn schuf Er die Welt in der Eigenschaft von Din (Gericht). Doch Er sah, dass die Welt nicht fortbesteht.“ Interpretation: Die Eigenschaft von Din ist Malchut, wo auch der Ort des Zimzum (Einschränkung) war, und von da an und abwärts stehen die Äußeren.

In den Neun Oberen [Sefirot] hingegen kann man die Fülle bedenkenlos empfangen, doch die Welt würde nicht fortbestehen, das heißt Bchina Dalet. Die Welt kann keine Korrektur erfahren, weil dies ihr Platz ist, und es ist unmöglich, die Gefäße des Empfangens zu ändern oder zu annullieren. Denn so ist die Natur, und diese kann man nicht ändern. „Natur“ bedeutet die „Höhere Kraft“, also dass so Sein Wille war, dass es einen vollkommenen Willen zu empfangen geben soll und es unmöglich ist, ihn auszulöschen. Weiterlesen

Shamati 223. Kleidung, Sack, Lüge, Mandel

Ich hörte

„Denn man durfte nicht eingehen zum Tore des Königs in einem Sackkleide.“ Das bedeutet, zu einer Zeit, wenn der Mensch zu der Erkenntnis erwacht, wie weit entfernt er vom Schöpfer ist, wie er voller Übertretungen, Sünden und Verbrechen ist, kann er weder dem Schöpfer anhaften noch irgendwelche Errettung vom Schöpfer empfangen, weil er als Kleidung einen Sack anhat und nicht in des Königs Gemach kommen kann. Weiterlesen

Shamati 224. Jessod de Nukwa und Jessod de Dchura

Ich hörte

Das Prinzip des Aufstiegs von Malchut an den Ort von Ejnaim (Augen) heißt Jessod de Nukwa (weiblich). Dies ist so, weil Nukwa der Aspekt des Mangels (Chissaron) ist, wobei die Verringerung der Aspekt des Chissaron ist. Und weil es in Ejnaim ist, welches Chochma bedeutet, heißt es dennoch Bchina Alef der vier Bchinot. Wenn allerdings das untere Hej in Keter ist, wobei Keter das Verlangen zu geben ist, wo keinerlei Verringerung sein kann, da das Verlangen zu geben keinerlei Beschränkungen hat, so heißt es dann Jessod de Dchura (männlich).